Soeben haben wir die Partnerwahlkriterien unserer weiblichen und männlichen Mitglieder und Ex-Mitglieder miteinander verglichen. Ebenfalls haben wir einen Vergleich der Auswahlkriterien von heterosexuellen und homosexuellen Mitgliedern durchgeführt.
Hauptergebnisse:
Frauen legen bei der Partnersuche im Internet mehr Wert auf den sozialen Status eines möglichen Partners, Männer auf das Aussehen. Der Unterschied zwischen den Geschlechtern verringert sich allerdings bei schwulen und lesbischen Mitgliedern, wobei die Ersteren sich in Richtung der Auswahlkriterien heterosexueller Frauen und die Letzteren in Richtung der Auswahlkriterien heterosexueller Männer bewegen.
Die Befunde stützen sich auf die Analyse der Angaben von 19252 weiblichen und 9656 männlichen Mitglieder und ehemaligen Mitgliedern.
Detailergebnisse
Von den 19252 befragten Frauen gaben etwas mehr als 15% an, dass für sie nur ein Partner in Frage komme, der gut aussehe. Mit fast 30% lag dieser Prozentsatz bei den befragten Männern doppelt so hoch. Demgegenüber gaben etwas über 20% der Frauen an, bei der Partnersuche nach einer Person mit möglichst hohem sozialem Status zu suchen, während lediglich 10% der Männer dies bejahten.
Dr. Guido F. Gebauer, Diplom-Psychologe bei Gleichklang, erläutert, dass diese Unterschiede zwischen den Geschlechtern statistisch signifikant seien und sich daher nicht durch Zufall erklären ließen. Trotz der zunehmenden Gleichberechtigung der Geschlechter gebe es also nach wie vor geschlechtstypische Präferenzen bei der Partnersuche. Hiermit hänge vermutlich ebenfalls zusammen, dass Frauen im Durchschnitt eher gleichaltrige bis ältere Partner, Männer aber gleichaltrige bis jüngere Partnerinnen suchten. Auch dies lässt sich anhand derSuchangaben der Mitglieder und Ex-Mitglieder eindeutig erkennen.
Allerdings warnt Dr. Gebauer davor, den Geschlechter-Effekt zu überschätzen. Denn es handele sich ausschließlich um einen Durchschnittsunterschied, der nicht den Blick darauf verstellen sollte, dass tatsächlich sowohl bei den Frauen als auch bei den Männern eine Mehrheit weder den sozialen Status noch das Aussehen als zentrales Kriterium der Partnersuche betrachte. Zudem zeigten die befragten jüngeren Personen geringere Geschlechtsunterschiede als die befragten ältere Personen.
Interessanterweise gibt es ebenfalls den Effekt der sexuellen Orientierung in dem Sinne, dass bei homosexuellen Männern – im Vergleich zu heterosexuellen Männern – die Bedeutsamkeit des Aussehens abnimmt und die Bedeutsamkeit des sozialen Status zunimmt, während dies bei lesbischen Frauen – im Vergleich zu heterosexuellen Frauen – genau umgekehrt ist. Man könnte auch sagen, dass – im Vergleich zu Heterosexuellen- sich schwule Männer bei der Partnerwahl “weiblicher” und lesbische Frauen “männlicher” verhalten. Ergebnis dieses Trendes ist dann aber eine Nivellierung des Geschlechterunterschiedes bei der Partnersuche bei homosexuellen Singles. Dies bedeutet, dass sich Frauen und Männer, die homosexuell sind, in Bezug auf ihre Partnerwahlkriterien ähnlicher sind als Frauen und Männer, die heterosexuell sind.
Insgesamt gibt es also tatsächlich einen Geschlechterunterschied bei der Partnersuche, der aber nur von eher geringer Stärke ist und zudem durch andere Faktoren, wie Alter oder sexuelle Orientierung, abgeschwächt wird. Nicht erstaunlich wäre es, wenn dieser derzeit noch bestehende Geschlechterunterschied in den kommenden Jahrzehnten sogar gänzlich verschwinden würde. Wir von Gleichklang werden dies jedenfalls anhand langfristiger Auswertungen eigener Daten auch künftig beobachten.
Angemerkt sei, dass es möglich ist, dass der bei unseren Mitgliedern festgestellte Geschlechterunterschied in der Gesamtbevölkerung noch etwas stärker ausgeprägt ist. Denn bei Gleichklang als alternativer Partnerbörse werden vermutlich in höherem Ausmaß Menschen Mitglied, die eher weniger Wert legen auf Merkmale des reinen Äußeren und des sozialen Prestige. Dennoch – dies machen die Befunde deutlich – macht auch dies uns keineswegs frei vom Wirken auch solcher Auswahlkriterien. Alles andere wäre, mindestens momentan, eine Illusion.