Singles unterscheiden sich
Wir lesen viel über Vergleiche zwischen Singles und Menschen in Beziehungen. In Wirklichkeit unterscheiden sich Singles und je nach dem, welcher Single-Typen Sie sind, kann dies unterschiedliche Auswirkungen auf Ihre Partnerfindung haben. Dieser Artikel stellt hierzu neue Forschungsbefunde vor und gibt Empfehlungen.
Menschen mit und ohne Liebesbeziehungen
Lange Zeit galt die Annahme, dass Singles generell weniger zufrieden mit ihrem Leben sind als Menschen in Partnerschaften. Mittlerweile wissen wir jedoch, dass dies eine zu starke Vereinfachung ist:
- Singles sind tatsächlich weniger zufrieden als Menschen in glücklichen Beziehungen. Sie sind jedoch zufriedener als Menschen in unglücklichen oder neutralen Beziehungen.
Das zeigt:
- Die Anforderungen und Kompromisse, die mit einer Beziehung einhergehen, lohnen sich nur, wenn die Partnerschaft glücklich ist. Andernfalls macht sie uns sogar unglücklicher.
Wenn wir also nach einer Partnerschaft suchen, sollten wir darin investieren, dass eine solche Partnerschaft tatsächlich glücklich wird.
Nicht alle Singles sind gleich
Doch selbst dieser Vergleich ist eine weitere Vereinfachung. Genauso wie es verschiedene Beziehungstypen gibt, müssen wir auch bei Singles differenzieren. Es gibt verschiedene Arten von Singles – warum sollten alle dieselben Eigenschaften haben?
Die Psycholog:innen Christopher A. Pepping, Yuthika U. Girme, Timothy J. Cronin und Geoff MacDonald haben in zwei großen Stichproben untersucht, ob sich Singles in verschiedene Gruppen oder Typen unterteilen lassen. Und wenn ja, wie diese unterschiedlichen Single-Typen definiert sind. In der ersten Stichprobe wurde eine gemischte Gruppe von Singles analysiert, während die zweite Stichprobe ausschließlich Langzeitsingles umfasste, also Menschen, die mindestens drei Jahre – oft aber viel länger – ohne Partner waren.
Dabei interessierten sich die Forscher:innen unter anderem für folgende Aspekte:
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den Wunsch oder Drang nach einer Beziehung
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die Angst vor dem Single-Dasein
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die Hoffnung, eine Beziehung zu finden
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ihre seelische und sexuelle Stabilität und Zufriedenheit
Latente Klassenanalyse: Ein statistisches Verfahren zur Gruppierung
Die Gruppierung der Singles erfolgte mithilfe einer sogenannten Latenten Klassenanalyse. Dieses statistische Verfahren erkennt Muster, die bestimmte Personengruppen miteinander teilen. Dadurch können schwer sichtbare, latente und normalerweise verborgene Gruppen erkannt und anschließend weiter untersucht werden.
Die Hypothese: Bindungssicherheit als Schlüssel
Der Ausgangspunkt der Studie war die Hypothese, dass sich Singles bezüglich ihrer Bindungssicherheit unterscheiden:
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Sicher gebundene Personen fühlen sich in der Nähe ihrer Partner:in wohl, können aber auch mit zeitweiliger Distanz gut umgehen. Sie haben keine übermäßigen Ängste vor dem Verlassenwerden oder Eifersucht und brauchen keine ständige Rückversicherung.
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Ängstlich gebundene Personen wünschen sich eine Beziehung, entwickeln jedoch in einer Partnerschaft schnell hohe Verlustängste. Sie neigen zu Eifersucht, klammern und kontrollieren ihre Partner:in stark.
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Vermeidend gebundene Personen legen großen Wert auf ihre Unabhängigkeit. Nähe wird ihnen schnell zu viel, und sie möchten oft keine feste Bindung eingehen. Wenn sie es doch tun, erleben sie die Nähebedürfnisse ihrer Partner:in als stressig.
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Ängstlich-vermeidend gebundene Personen schwanken zwischen dem Wunsch nach Nähe und der Angst davor. Sie wollen gleichzeitig Nähe und Distanz, was zu einem äußerst inkonstanten Beziehungsverhalten führen kann.
Lassen sich diese Bindungstypen auch bei Singles finden?
Die Forscher:innen stellten die Frage, ob sich diese Bindungstypen auch bei Singles zeigen. Unterscheiden sich Singles womöglich in ihrem Umgang mit dem Single-Status und ihrer Partnersuche – oder ihrer seelischen Gesundheit und Hoffnung auf eine Partnerfindung – je nachdem, welchem Bindungsstil sie angehören?
Um das zu klären, wurden den beiden Single-Stichproben Fragen vorgelegt, die ängstliche und vermeidende Bindung erfassten. Daraus ergaben sich vier Typen:
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Sichere Bindung: Geringe Werte bei Ängstlichkeit und Vermeidung.
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Ängstliche Bindung: Hohe Werte bei Ängstlichkeit und geringe Werte bei Vermeidung.
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Vermeidende Bindung: Hohe Werte bei Vermeidung und geringe Werte bei Ängstlichkeit.
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Ängstlich-vermeidende Bindung: Hohe Werte bei beiden Dimensionen – Ängstlichkeit und Vermeidung.
Die spannenden Ergebnisse
Die Psycholog:innen haben jedoch nicht einfach nur behauptet, dass es diese Typen gibt. Sie wendeten vielmehr das statistische Suchverfahren der latenten Klassenanalyse auf die Antworten der Befragten an, um verborgene Strukturen sichtbar machen und diese dann mit ihren Hypothesen vergleichen zu könen.
Es ergaben sich spannende Ergebnisse:
- Statistisch ließen sich in beiden Single-Gruppen tatsächlich vier unterschiedliche Gruppen ausmachen. Singles sind also keineswegs homogen – wir können sie in vier verschiedene Typen unterteilen.
Die vier Single-Typen
Die Analyse der Unterschiede im Antwortverhalten führte zu den vier erwarteten Bindungstypen bei Singles:
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Singles mit sicherer Bindungsdisposition
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Singles mit ängstlicher Bindungsdisposition
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Singles mit vermeidender Bindungsdisposition
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Singles mit ängstlich-vermeidender Bindungsdisposition
Interessanterweise zeigten in beiden Single-Gruppen nur 22 % bis 23 % der Befragten eine sichere Bindung. Das ist deutlich weniger als bei Menschen in Beziehungen, wo 50 bis 60 % typischerweise einen sicheren Bindungsstil aufweisen. Womöglich hängt das Single-Dasein also auch mit ungünstigen Bindungsstilen zusammen.
Unterschiede zwischen den Single-Typen
Weitere Unterschiede zwischen den vier Single-Gruppen wurden erkennbar – gekürzt die Darstellung der Autor:innen:
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Sichere Singles hatten ein höheres Selbstwertgefühl, mehr Empathie und einen geringeren Neurotizismus. Sie waren motivierter, neue Menschen kennenzulernen, hatten weniger Angst vor dem Single-Dasein und gaben seltener an, unbedingt einen Partner zu benötigen. Sichere Singles erhielten zudem mehr soziale Unterstützung und berichteten von weniger Problemen im Sexualverhalten.
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Ängstliche Singles hatten einen starken Wunsch nach einer Beziehung, verbunden mit Ängsten vor Ablehnung und Verlassenwerden. Sie zeigten die größte Angst vor dem Alleinsein und litten häufig unter verletzten Gefühlen, emotionaler Dysregulation und Hypersexualität. Bei ihnen traten narzisstische Tendenzen auf, die sich in einem geringeren Maß an Empathie äußerten – da sie stark um ihre eigenen Ängste kreisten. Ängstliche Singles berichteten von einem geringeren Wohlbefinden und einer niedrigeren Lebenszufriedenheit.
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Vermeidende Singles neigten dazu, emotionale Intimität und Bindung abzulehnen. Sie gaben seltener als die anderen Gruppen den Wunsch nach einer Beziehung an und hatten weniger Angst vor dem Single-Dasein. Allerdings berichteten sie von einem geringeren Selbstwertgefühl, weniger Empathie und einer geringeren Motivation, soziale Kontakte zu knüpfen. Vermeidende Singles waren anfälliger für soziale Angst und sexuelle Deaktivierung. Während die emotionale Belastung von vermeidenden Singles in der gemischten Gruppe hoch war, zeigte sich bei Langzeitsingles eine bessere Anpassung an das Single-Dasein.
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Ängstlich-vermeidende Singles zeigten sowohl eine starke Sehnsucht nach Nähe als auch Ängste davor. Ihre emotionale Belastung war ähnlich hoch wie bei den ängstlichen Singles, einschließlich geringem Selbstwertgefühl, Neurotizismus und sexuellen Problemen. Zudem war dies die Gruppe, in der die meisten Personen angaben, keine Partner:innen finden zu können.
Die Widersprüchlichkeit und die Schwankungen der ängstlich-vermeidenden Konstellation machen diesen Singles die Partnerfindung besonders schwer: Während die rein vermeidenden Singles z. B. dezidiert nach Beziehungen mit hoher Unabhängigkeit suchen können, benötigen ängstlich-vermeindende Singles sowohl hohe Nähe als auch große Distanz, wobei sie auch zum gleichen Zeitpunkt beide Strebungen verspüren können.
Die sicheren Singles haben es am leichtesten, weil sie mit Nähe und Distanz gut umgehen können. Dadurch werden neue Beziehungen weniger belastet und sie können sich gleichzeitig auf einen größeren Personenbereich einstellen. Die besonders guten Aussichten von sicheren Singles bei der Partnersuche ergeben sich auch aus ihrem höheren Selbstwertgefühl, da Studien zeigen, dass ein positives Selbstwertgefühl die Beziehungsqaulität verbessert: Selbstwertgefühl und Beziehungszufriedenheit
Welchen Bindungstyp habe ich?
Diese Frage können Sie auch durch unsere beiden kurzen Tests herausfinden:
Beide Tests erfassen die Ausprägungen von Ängstlichkeit und Vermeidung. Aus den Ergebnissen können Sie Ihren Bindungstyp ableiten:
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ängstlich und nicht vermeidend = ängstlich
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vermeidend und nicht ängstlich = vermeidend
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ängstlich und vermeidend = ängstlich-vermeidend
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nicht ängstlich und nicht vermeidend = sicher
Demnächst werden wir beide Tests zusammenführen, um es einfacher zu machen. So können Sie Ihren Bindungsstil mit nur einem Test herausfinden.
Die Rolle des Bindungsstils für Ihre Partnersuche
Der Bindungsstil eines Menschen kann wertvolle Hinweise für die Partnersuche geben. Daraus können sich einige Empfehlungen ableiten:
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Vermeidende Singles: Gehen Sie noch einmal in sich und stellen Sie sich die Frage, ob Sie wirklich eine Beziehung möchten. Spüren Sie vielleicht doch eine Sehnsucht oder erinnern Sie sich an positive Reaktionen auf vergangene Bindungen? In diesem Fall ist die Partnersuche für Sie sinnvoll. Sie müssen jedoch nicht Ihren ganzen Typus ändern. Modelle wie „Living Apart Together“ oder Fernbeziehungen können für Sie ein gutes Modell sein, um Ihre Persönlichkeit optimal im Beziehungskontext zu platzieren. Ein dezidiert ängstlicher Bindungstyp als Partner:in wäre für Sie vermutlich eine Überforderung. Oder kommen Sie zu dem Schluss, dass Sie eher keine Beziehung möchten? Dann sollten Sie von der Partnersuche Abstand nehmen und sich auf den Aufbau guter Freundschaften konzentrieren, die Ihre sozialen Bedürfnisse ausreichend erfüllen. Weitere Hinweise können Sie auch im vorherigen Blog-Artikel “Bin ich bindungsvermeidend?” nachlesen.
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Ängstliche Singles: Der erste Schritt ist, dass Sie Ihre eigenen Verhaltensmuster klar erkennen. Machen Sie sich bewusst, dass übermäßiges Klammern und Eifersucht keine Beziehung glücklich machen. Es ist wichtig, diese Muster zu reduzieren, um in einer Beziehung glücklich zu werden. Wenn wir uns klarmachen, dass bestimmte Ängste von uns selbst und nicht vom Partner kommen, können wir besser damit umgehen. Sprechen Sie offen über Ihre Ängste und machen Sie deutlich, dass Sie bereit sind, an einer Veränderung zu arbeiten. In Beziehungen können geplante Zeiten der Distanz ohne Kontaktaufnahme hilfreich sein, um Verlustängste abzubauen. Auch die Vereinbarung von Stopp-Signalen oder -wörtern, um Klammern oder Vorwürfe zu beenden, hat sich als nützlich erwiesen. Jede Form von Kontrollverhalten sollte eingestellt werden. Es fällt zunächst schwer, aber mit der Zeit wird der Druck nachlassen. Ein vermeidender Bindungstyp als Partner:in wäre vermutlich eine Herausforderung für Sie. Vieles können Sie schon während des Single-Daseins üben. Ist dies zu schwer? Dann wäre möglicherweise eine Psychotherapie der richtige Weg. In dem vorherigen Blog-Artikel “Ängstlich-abhängiger Bindungsstil: So können Sie sich von der Angst befreien“ werden weitere Hinweise gegeben.
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Ängstlich-vermeidende Singles: Nehmen Sie sich die Zeit, Ihre eigenen Motive, Sehnsüchte und Ängste besser zu verstehen. Seien Sie bereits bei der Partnersuche offen für das Auf und Ab von Nähe- und Distanzwünschen. Finden Sie einen Beziehungsrahmen, der weder ständige Symbiose noch ständige Distanz verlangt. Üben Sie in Zeiten der Distanz den Umgang mit Ihren Ängsten und in Zeiten der Nähe die Gelassenheit, ohne den Drang, sofort Distanz zu suchen. Kurzzeitige „Timeouts“, in denen Sie sich zurückziehen können, können dabei helfen. Erklären, Verständnis schaffen und Vereinbarungen treffen sind entscheidende Faktoren. Wenn dies überfordernd ist, kann eine Psychotherapie der richtige Schritt sein.
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Sichere Singles: Wenn Sie einen sicheren Bindungsstil haben, gibt es keine über das normale Maß hinausgehenden Faktoren, die erklären würden, warum Sie Single sind oder die Ihre Chancen auf eine erfolgreiche Beziehung beeinträchtigen. Sie können mit Gelassenheit und Optimismus an die Partnersuche herangehen. Sollten sich dennoch Probleme ergeben, kann es hilfreich sein, die eigenen Suchkriterien und Strategien zur Partnerfindung zu überdenken. Natürlich spielen neben dem Bindungsstil viele weitere Faktoren bei der Partnersuche und Beziehungsgestaltung eine Rolle.
Unser Beitrag bei Gleichklang
Bei Gleichklang bemühen wir uns, durch das Matching möglichst viel Kompatibliität von Partner:innen als Startvoraussetzung zu ermöglichen. Mit diesem Blog und unseren anderen Informations-Angeboten möchten wir unsere Mitglieder gleichzeitig anregen und unterstützen, über die eigenen personalen Voraussetzungen zu reflektieren und diese positiv zu gestalten.
Wie denken Sie selbst über “Single und Bindung“? Schreiben Sie uns diese gerne unten in die Kommentare – ich freue mich!
Weitere Links:
Hallo,
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Name: Herzlächeln
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Treu und loyale und Respektvoll und Humorvoll und verschlossenheit und liebevoll
Das kitschige illustrierte Bild der jungen „Bilderbuch-hübschen“ Partner*in ist sowas von unpassend bei dieser doch sehr entwicklungs-psychologischer Ansicht auf „Bindungs-Stile“!
Ja, das Bild kann durchaus kitschig wirken, es sollte nach dem schweren Artikel mit den vielen weniger unbeschwerten Momenten einfach einmal ein rein glücklich und unbeschwertes Paar zeigen. Da wir in vielen Artikeln bereits oft Paare im mittleren und höheren Alter verwenden, haben wir diesmal ein junges Paar gewählt. Aber ich kann absolut verstehen, was Du meinst.
Total stranger Titel mit unerwartetem Inhalt.
Was haben Bindungsstile mit Beziehungsstatus Single zu tun?
“Lassen sich diese Bindungstypen auch bei Singles finden?”
Unsinnige Frage, siehe initiale Frage…
Ich verstehe die Kritik momentan nicht ganz. Bindungstypen kann es auch dann geben, wenn wir keine Partner:innen haben und genau dies scheint auch der Fall zu sein.
“Lassen sich diese Bindungstypen auch bei Singles finden?”
Diese Frage suggeriert und impliziert, dass es möglich ist. Dabei hat der Bindungsstil eines Menschen nichts mit dem Beziehungsstatus zu tun.
Dass Singles tendenziell eher bindungsängstlich sind dürfte auf der Hand liegen….
Ob sich bestimmte Bindungstypen oder überhaupt irgendwelche Typen bezüglich anderer Merkmale bei Single oder anderen Gruppen finden lassen, liegt in der Psychologie nie auf der Hand und kann nicht einfach theoretisch behauptet werden, sondern muss mit angemessenen Untersuchungsmethoden und statistischen Verfahren belegt werden.
Es kann sehr gut sein, dass sich bestimmte Gruppen/Typen nur z. B. bei Singles, aber nicht bei Verpartnerten zeigen oder auf andere Art und Weise bei beiden zeigen. Dass der Bindungsstil eines Menschen mit dem Beziehungsstatus nichts zu tun hat, ist Deine Annahme, die es aber tatsächlich zu untersuchen gilt. Die Befunde deuten darauf hin, dass der Beziehungsstatus jedenfalls mit der Häufigkeit von bestimmten Bindungstypen sehr wohl zusammenhängt. Dabei ist neben der geringeren Präsenz der sicheren Bindung nach den aktuellen Befunden u.a. auch vor allem interessant, dass der Bindungsstil ängstlich-vermeidend in der Stichprobe der Langzeitsingles besonders häufig vorkam.
Aus den hier referierten Befunde ergeben sich viele Anschlussfragen, wie z.B. was für Singles mit einem bestimmten Bindungstyp wichtig ist für ihre Partnersuche oder die Frage, ob sie überhaupt eine Beziehung finden möchten. Antworten hierauf sind derzeit eher theoretisch/hypothetisch, da es noch keine sicheren Daten dazu gibt.
Außerdem beruhte die aktuelle Klassifizierung allein auf Merkmalen des Bindungsverhaltens, es könnten auch weitere wichtige Merkmale in die Klassifizierung mit einbezogen werden, wie z.B. Arten der möglichen Beziehungsgestaltung. Dies könnte zu anderen/erweiterten Befunden führen. Auch stellt sich die Frage, wie z. B. die Bindungsstile von Absolute Beginnern aussehen, die in dieser Studie nicht als separate Gruppe einbezogen waren.
Wir werden auch selbst versuchen, durch eine weitere Umfrage diesen Fragen nachgehen und mindestens einige Antworten liefern zu können.
Ich hätte die zwei Tests wirklich gern ausgewertet, aber ich bekomm mittlerweile schon ein nervöses Zucken, wenn irgendwo ein Captcha-Test erforderlich ist.
Vielleicht muss ich ChatGPT den Test lösen lassen, um zu beweisen, dass ich kein Bot bin. Angeblich kann KI das ja besser als Menschen. Ich bin definitiv zu blöd dafür, die Busse, Motorräder, Ampeln, etc im Bild so zu markieren, dass ich als Mensch durchgeh.
Das ist wirklich ärgerlich und ich habe das Problem auch schon erlebt. Kannst Du ggf. einfach einen Freund:in bitten, Dir zu helfen? Wir hatten es vorher ohne Captche und wurden von Pseudo- Ausfüllungen überflutet.
Guten Tag, Herr Dr. Gebauer,
ich habe mich sehr über diesen Artikel gefreut! Im Rahmen meiner Psychotherapie und immer wiederkehrenden Problemen in meinem vergangenen Beziehungen hat mich meine damalige Psychologin auf die “Bidungstheorie” aufmerksam gemacht.
Auch wenn ich selbst unter Bindungsangst leide und zuvor nie darüber gehört habe, ist es ein Segen über den eigenen Bindungstyp Bescheid zu wissen!
Ich selbst hatte das “Glück” schon mit allen Bindungstypen “Beziehungsversuche” führen zu dürfen und weiß, wie es sich anfühlt, wenn die Bindungstypen nicht zusammen passen … Es ist die Hölle auf Erden! Oft sogar für beide Partner.
Für mich ist die Passung der Bindungstypen einer DER entscheidenen Faktoren für eine dauerhaft glückliche Beziehung. Meiner Meinung nach müssen die Wünsche nach Nähe und Distanz bei beiden Partner zusammen passen!
Ein Hamburger Psychologie-Kollege informierte in einem seiner Videos, dass 80 – 90 % (!) der Partnersuchenden (im Netz) eine Bindungsangst haben. Ob diese hohen Zahlen valide sind, weiß ich nicht. Sie decken sich jedoch mit meinen Erfahrungen beim Online-Dating (bin mittlerweile schon im 4. Jahr meiner Suche).
Bis auf einen (!) Mann (sicherer Bindungstyp) hatten meine ganzen anderen Kontakte eine Bindungsangst.
Als Bindungsängstlicher muss man sich leider eingestehen, dass man nicht mit jedem Bindungstyp harmoniert und der Kreis einfach kleiner wird. Das Wissen darüber ist Gold wert.
Ich finde es wunderbar, dass Gleichklang da einen Blick darauf wirft!!! Es wäre super, wenn da künftig im Matching schon etwas abgefragt werden würde und man eine Tendenz erkennen könnte. Das würde viel Arbeit, Frust und Traurigkeit ersparen.
Ich bin mittlerweile fast 2 Jahre bei Ihnen und hoffe, dass irgendwann mal der passenden Partner bei Gleichklang auftaucht. Meine Suche über andere, sehr bekannte Online-Partnervermittlungen blieb auch nach 3 (!) Jahren erfolglos oder die Versuche scheiterten nach ganz kurzer Zeit. Ganz oft auch wegen einer mangelnden Passung beim Bidungstyp.
Machen Sie einfach weiter so! Ich halte sehr viel von Ihrem sehr ausführlichen Persönlichkeitstest und der Art und Weise wie Sie arbeiten. Ich würde sagen “Klasse anstatt Masse”. Für mich war leider noch nichts Passendes bei Gleichklang dabei. Bindungsangst sehe ich auch hier sehr viel und aufgrund dieser kam es nie zu einem persönlichen Treffen mit einem Mitglied …
Danke für Deine ausführlichen Schilderungen. 80 – 90 % ängstliche Bindung ist nach den Ergebnissen der im Artikel zitierten Studie zu hoch angesetzt, aber tatsächlich zeigen in dieser Studie 77 – 78 % der Singles eine unsichere Bindung, also entweder eine ängstliche Bindung, eine vermeidende Bindung oder beides. In diesem Sinne liegt es sehr nah bei Deinen Zahlen.
Bei Gleichklang erheben wir Auswirkungen von Bindung indirekt, aber verhaltensnah. Denn Menschen mit vermeidender Bindung werden die Frage nach der Kontaktintensität (das meiste getrennt, bis das meiste zusammen tun) eher in die Richtung, das meiste getrennt tun. Menschen mit vermeidender Bindung werden den Bereich das meiste zusammen und Menschen mit sicherer Bindung typischerweise den Mittelbereich wählen. Personen mit vermeidender und ängstlicher Bindung werden so einander nicht vorgestellt werden.
Guten Tag, Herr Dr. Gebauer,
vielen Dank für Ihre Antwort! Es ist gut zu lesen, dass die Studie und auch Ihre Erfahrungen die unsichere Bindung bei einem großen Teil der Partnersuchenden bestätigen.
Ich für mich hatte sehr viel mit keinen Antworten, plötzlichem Kontaktabbruch, Rückzug, melden, mal nicht melden und abgesagten Dates zu tun. Für einen stark ausgeprägten ängstlichen Bindungsstil wie bei mir schwer zu ertragen. Solche Verhaltensweisen über 4 Jahre befeuern die Angst noch mehr.
Auch wenn diese Verhaltensweisen nicht besser erscheinen, wenn man über die Bindungsangst Bescheid weiß, helfen sie einem das ein oder andere Verhalten zu erklären und nicht ganz so persönlich zu nehmen. Man bezieht die Reaktionen somit etwas weniger auf sich und weiß, dass man es eben mit bindungsängstlichen Menschen zu tun hat.
Sehr gut, dass Gleichklang im Ansatz beim Matching schon darauf Rücksicht nimmt. Das war mir gar nicht bewusst und ich werde meine Antworten daraufhin nochmals überprüfen.
Sehr geehrter Herr Dr. Gebauer!
Erst mal ein großes Kompliment an Sie: es ist wunderbar, dass Sie die vielen Facetten der Beziehungspsychologie regelmäßig besprechen und mit wissenschaftlichen Daten ausführlich diskutieren. Das bringt sehr viel bei diesem existenziellen Thema.
Beim lesen dieses sehr interessanten Blogs kam mir in den Sinn, dass die genannten Bindungsstile der Singles eine sehr große Ähnlichkeit mit denjenigen Bindungskategorien aufweisen, die John Bowlby und seine Mitarbeiterin Mary Ainsworth entwickelt haben seinerzeit. Meine Frage wäre jetzt diese: kann es sein, dass bei Männern mit einem entweder unsicher-vermeidenden oder unsicher-ambivalenten Bindungsstil (nach Ainsworth) bezüglich der Mutter genau diese Mechanismen bei der Partnersuche wieder aufflammen und eigentlich die ganze emotionale Entwicklung der Partnersuche bestimmen? Es handelt sich ja um eine potenzielle Partnerin und nicht um die Mutter, aber die Mechanismen sind unglaublich stark. Jetzt kann man als Erwachsener schlecht den Fremde-Situation-Test von Mary Ainsworth machen. Aber wissen Sie, ob es Papers dazu gibt, und wie man die negative Wirkung von unsicheren Bindungsmustern aus der frühen Kindheit im Erwachsenenleben etwas lindern kann? Das ist sicher ein Thema für sehr viele Menschen auf dieser Welt.
Herzliche Grüße, Stephan Grassl
Herzlichen Dank für Ihren Kommentar. Ein frei verfügbarer Artikel, der die wichtigsten Strategien schildert, wie wir an unsicheren Bindungen arbeiten können, ist hier. Grundsätzlich sind die meisten Maße im Kleinkindalter nur höchstens moderat stabil, es ändert sich also noch viel im Verlauf. Es ist nicht so, dass nur die Bindungserfahrungen als Kleinkind zählen, sondern auch spätere Bindungserfahrungen beeinflussen lebenslang unsere eigenen Bindungsstile. Das ist im Grunde auch gut so, denn so werden Änderungen möglich. Bezüglich Bindungsstilen wird in der Literatur entsprechend auch sowohl von Verläufen mit Stabilität als auch von Verläufen mit Änderung berichtet, z. B. in dieser Überblicksarbeit. Grundsätzlich scheinen negative, kritische Lebensereignisse, negative Erfahrungen mit Lehrer:innen, negative Erfahrungen mit Freundschaften etc. eine Bewegung in unsichere Bindung verursachen zu können bzw. unsichere Bindung zu stabilisieren, wenn sie bereits vorhanden ist.