9 Möglichkeiten, wie wir lieben
Die Psychologen ▶ Simon Watts und Paul Stenner haben sich mit der Frage befasst, wie wir die Liebe erleben und betrachten. Ihre Ergebnisse haben sie beschrieben im Artikel: ▶ “The subjective experience of partnership love: A Q Methodological study“. Es zeigte sich, dass Menschen unterschiedlich oder sogar widersprüchlich an die Liebe herangehen. Aus den verschiedenen Arten können wir lernen, unsere eigenen Herangehensweise besser zu verstehen und uns gleichzeitig durch alternativen Ideen bereichern zu lassen.
Nur für die, die es interessiert – alle anderen bitte diese kutze Anmerkung einfach überschlagen:
- Die Autoren verwandten in ihrer Studie ein sogenanntes ▶ Q-Sort-Verfahren Hier werden Teilnehmende gebeten, eine Anzahl an Aussagen in vorgegebene positive und negative Kategorien einzuordnen (z.B. von “trifft voll und ganz zu” bis hin zu “trifft gar nicht zu”). Dabei geht es jedoch nicht um eine absolute Bewertung, sondern um eine relative Bewertung der Aussagen im Vergleich zueinander. Selbst wenn die Personen also Aussagen direkt positiv bewerten, werden dennoch Aussagen als negativ eingeordnet, wenn sie weniger positiv sind als andere. Dafür wird die Anzahl der erforderlichen Einordnungen für jede Beurteilungskategorie durch die Untersuchungsleiter:innen vorher festgelegt. So wird verhindert, dass Teilnehmende z.B. eine Ja-Sage-Tendenz oder eine Nein-Sage-Tendenz zum Ausdruck bringen. Im Anschluss werden die resultierenden Rangordnungen statistisch ausgewertet, wobei meistens – so wie auch bei der aktuellen Studie – Faktorenanalysen über die Personen durchgeführt werden. Dies bedeutet, dass innerhalb der Personen Typen identifiziert werden, die sich anhand ihrer resultierenden Einschätzungen voneinander unterscheiden. Im Weiteren werden diese Unterschiede dann auf der Grundlage der ursprünglich einzuschätzenden Aussagen beschrieben. Großer Aufwand wird bei diesem Verfahren in der Regel bei der Ableitung der ursprünglich einzuschätzenden Aussagen getrieben. Simon Watts und Paul Stenner führten hierfür eine Pilotstudie und Literaturanalysen durch.
Dies sind die neun Arten der Liebe
1 Liebe als irrationale Leidenschaft
- Als Leidenschaft ist die Liebe für diejenigen, die diesen Weg gehen, eine positive, aber irrationale Kraft. Es geht hier genau nicht um explizite Klärung, Kommunikation, Ehrlichkeit, Respekt, Verantwortung, Lösung von Problemen, sondern um eine ekstatische Verbindung, die die Liebenden sogar sich selbst vergessen lassen kann. Es ist das Modell des Pfeil Amor, der trifft, um unausweichlich die Liebe zu entflammen – allein als sie ergreifende Leidenschaft, abseits von Vernunft und Verstand.
Die Liebenden werden hier von der Liebe also ergriffen und geben sich ganz der Leidenschaft hin, ohne an ein Morgen zu denken, ohne zu planen und ohne an der Beziehung zu arbeiten. Die Erfahrung kann ergreifend, überwältigend sein. Dass sie aber für immer fortbesteht, ist unwahrscheinlich. Schließt die Liebe aber Momente der Planung aus und bleiben Probleme ungelöst, wird sie meistens ein temporärer Moment bleiben; ergreifend, aber vergänglich.
Wer zudem nur diese Möglichkeit der Liebe sieht, wird keine Liebe finden, falls er vom Pfeil Amor nicht getroffen wird. Denn Suchpfade zur Liebe und alternative Möglichkeiten sind für diejenigen, die diesem Weg folgen, nicht vorgesehen. Sie warten auf den Pfeil und trifft er sie, werden sie meistens nach dem Liebesrausch erleben, wie seine Wirkung vergeht.
Pfeil Amor entspricht im ersten Teil der Story der ▶”Liebe als Märchen”, wo die Liebe als unüberwindbare Kraft auftritt, die sich der Logik und dem bewussten Bemühen entzieht – durch einen Pfeil getroffen oder durch einen Prinzen erweckt.
Allerdings fehlt ein weiterer Verlauf, der in den Märchen oft die Dauerhaftigkeit betont und ihr Fortbestehen in eine ▶”House- und Home-Story“ und eine Story der ▶“Liebe als Familiengründungs” einordnet. Fehlt dieser zweite Teil – der auch anders gestaltet sein kann – wird die Liebe meistens vergehen.
2 Liebe als Verstehen und Respekt
- Diese Möglichkeit ist das Gegenteil von Liebe als irrationaler Leidenschaft. Liebe hat für die Liebenden hier nichts mit irrationaler Leidenschaft zu tun, sondern sie ist ein ständiges gemeinsames Bemühen, einander zu verstehen und auch füreinander einzustehen. Sie setzt Güte, Vertrauen, Respekt und Akzeptanz voraus. Angenehmes und Unangenehmes wird miteinander geteilt und Probleme werden gelöst, wozu auch Kompromisse gehören. Die Liebe kann so viel verlangen, sie kann Arbeit sein und sie muss nicht immer als erfüllend erlebt werden.
Sichtbar wird hier die kameradschaftliche Liebe quasi in Reinkultur, “befreit” von aller Leidenschaft. Die Liebenden brauchen nicht füreinander entflammen und ihre Liebe geht nicht gegen den Verstand, setzt ihn nicht außer Kraft. Liebe heißt sich kennenzulernen, sich zu verstehen, vertraut miteinander zu sein und dann das Leben gemeinsam zu gehen, in guten und in schlechten Zeiten. Bindung und Vertrautheit sind vorhanden, die Leidenschaft fehlt, wird nicht für erforderlich gehalten. In der Terminologie der ▶ 6 Liebesstile nach Lee sind es vor allem ▶ Storge (Freundschaft),▶ Agape (Aufopferung) und womöglich auch ▶ Pragma (pragmatische Entscheidungen), die hier zum Ausdruck kommen.
Dieser Weg der Liebe gibt Aussicht auf Stabilität und einen gemeinsamen Weg, der die Probleme des Alltags löst und Konflikte klärt. Aber auch die Leidenschaft kann zur Beziehungszufriedenheit beitragen und nicht alles, was unsere Liebe entflammt, können wir immer verstehen.
So zufrieden und dauerhaft diese Form der Liebe werden kann, so kann es doch sein, dass die Liebenden etwas vermissen. Und werden sie dann doch noch völlig unerwartet vom Pfeil Amor getroffen, kann auch diese Liebe vergehen.
3 Liebe als hedonistischer Genuss
- Die so Liebenden streben nach eigenem Glück, Freude und physischer, sexueller Befriedigung. Liebe ist für sie nicht besonders tiefgründig. Sie ist ein angenehmes Gefühl der Erregung. Für die Liebe brauchen keine Freiheiten und auch sonst nichts geopfert werden. Das eigene Erleben steht im Vordergrund, nicht das Erleben von Partner:innen. Diese Liebe braucht nicht mit einer langfristigen Bindung verbunden zu sein und findet ihre Erfüllung nicht in einer Ehe. Sie ist keine Verpflichtung, sondern natürlich und besteht solange fort, wie Genuss, Freude und Spaß anhalten.
Wir sehen hier die Story der Liebe als ganz auf sich selbst bezogenen Hedonismus. Wiedererkennen tun wir hier auch ▶ Ludus, die spielerische Liebe von Alan Lee.
Freude und Genuss sind fraglos möglich, aber diese Form der Liebe wird meistens nicht daquerhaft sein. Wir werden gesättigt von dem Genuss mit diesem einen Menschen und es gibt nichts anderes, was uns verbindet. Andere Personen werden auftauchen, sodass es keinen Grund gibt, uns zu binden.
- Es gibt jedoch Momenten, wo die meisten Menschen Sicherheit, Geborgenheit, Fürsorge brauchen. Auf diesem Weg der Liebe erhalten sie sie nicht. Haben sie keine anderen sozialen Bezugssysteme (Familie, Freunde, Gemeinschaft), die hierfür ausgleichen, können sie sich eines Tages einsam fühlen.
4 Liebe als Problem
- Nach dieser Sicht ist Liebe vor allem erst einmal ein Problem. Liebe geht oft mit unrealistischen Erwartungen einher. Dabei ist Liebe weder die mächtigste Kraft noch führt sie zur Verschmelzung. Sie braucht auch nicht zur Erfüllung zu führen. Sie ist im Grunde nichts anderes als die Fortsetzung alltäglicher Freundschaft, nur oft mit mehr Problemen verbunden. Wir sollten aufpassen, uns nicht in falscher Sicherheit zu wiegen und sollten unsere individuellen Bedürfnisse nicht für eine Beziehung opfern.
Dieser Haltung zur Liebe ist eine Haltung der Vorsicht, des Abwägens und auch des Pragmatismus. Liebe wird zunächst einmal abgewertet, die romantische Idealisierung wird infrage gestellt. Betrachten wir die vielen Trennungen, die Beziehungs-Konflikte und Verwerfungen ist diese Haltung nicht ohne Grund. Die Betreffenden wollen sich nicht ins Liebesunglück stürzen. Womöglich aufgrund eigener Erfahrungen, erwarten sie von der Liebe keine Erfüllung und keine quasi magische Kraft.
Es ist ein sehr abgeklärter Zugang zur Liebe, wo eine Beziehung nur schrittweise und nach gründlicher Prüfung entstehen wird. Beziehung ist möglich, aber sie bedarf Rahmenbedingungen und zu diesen gehört nicht die leidenschaftliche Glückseligkeit, aber auch nicht die Aufopferung. Dies erinnert an die pragmatische Liebe nach Lee, es erinnert aber auch an die Story der ▶ Liebe als Unabhängigkeit, wo der Nähe in Beziehungen Grenzen gesetzt werden.
Diese Haltung ist mit einer aktiven und kriterienorientierten Suche, wie beim Online-Dating, durchaus gut vereinbar.
- Allerdings mag die Betreffenden ihre Abgeklärtheit und ihre Risikovermeidung davon abhalten, wirklich Ja zu sagen. Es kann ihnen schwer fallen, nicht nur ihren Verstand, sondern auch ihre Gefühle zum Tragen zu bringen. Zudem kann ihre sehr abgeklärte und in Teilen negative Haltung andere abschrecken, jedenfalls bei diejenigen, bei denen die Gefühle einen wichtigen Teil einnehmen und die Liebe auch als Ideal sehen.
5 Liebe als Erfüllung unseres Seins
- Ganz anders als bei denen, wo die Liebe vor allem ein Problem ist, gilt für die so Liebenden, dass die Liebe das mächtigste Gefühl von allen ist. Sie ist die quasi spirituelle Erfüllung unseres Daseins und Voraussetzung für ein erfülltes Sein. Liebe ist nicht einfach nur ein angenehmes Gefühl (kein Hedonismus) und sie ist auch nicht komplett irrational und ohne Verantwortung. Vielmehr ist Liebe gerade deshalb, weil sie unsere Erfüllung ist, mit Verantwortung verbunden. Die Verantwortung liegt bei allen Beteiligten und Liebe kann fehlgehen, wenn die Verantwortung nicht wahrgenommen wird.
Hier haben wir es erneut mit einer stark idealen Konzeption der Liebe zu tun. Tritt diese Liebe ein, hat sie gute Voraussetzungen, bestehen zu bleiben. Denn die so Liebenden fokussieren sich nicht allein auf das Gefühl der Liebe an sich oder auf ihren eigenen Genuss, sondern sehen sich in der Verantwortung, an der Liebe zu arbeiten.
- Sehen wir Liebe als Erfüllung unseres Seins, als Voraussetzung für Sinn, können wir jedoch Gefahr laufen, an unserem Single-Dasein zu verzweifeln. Dies macht es uns schwer, Sinn auch ohne Beziehung zu leben. So kann die Versuchung entstehen, sich doch vorschnell in Beziehungen zu stürzen, weil der Wunsch nach Sinn und Erfüllung und die Angst vor ihrem Ausbleiben zu hoch wird.
6. Liebe als Transformation
- Für diese Liebenden ist Liebe absolut fundamental, aber es geht ihr weder um Glück noch um eine quasi spirituelle Erfüllung ihres Daseins. Liebe ist vielmehr die Nutzung von Chancen für bewusste Weiterentwicklung und Transformation. Liebe ist für die Betreffenden also vor allem die aktivierende Erfahrung, sich neuen Möglichkeiten und Lebensrichtungen zu öffnen. Dies geht nicht ohne Risiken und erforderlich ist eine gute Kommunikation. In ihrem transformativen Sinne ist Liebe weit entfernt davon, einer wechselseitigen Bequemlichkeit zu dienen. Sie ist auch nicht geeignet für rigide Menschen, die nicht bereit sind, sich auf eine Selbsterweiterung einzulassen.
Liebe als Entwicklung des Selbst wird in der Psychologie prominent vertreten von Arthur Aron und Jennifer M. Tomlinson, die hierzu kürzlich einen Überblicksartikel veröffentlichten. Mit der Liebe nehmen wir eine andere Person in unser Selbst hinein, welches wir damit um alle ihre Eigenarten und Möglichkeiten erweitern. Mit der Übernahme in unser Selbst entstehen somit gleichzeitig Nähe und Veränderung.
- Allerdings unterscheiden sich Menschen im Ausmaß ihrer Offenheit für neue Erfahrungen. Was für die eine Person eine wünschenswerte Erweiterung ist, ist für jemanden anderes Stress. Auch brauchen wir bei der Übernahme von Menschen in unser Selbst einen gewissen Bezug, da im anderen Fall die Dissonanz zu groß werden kann.
- Liebe als Transformation wird vor allem die anziehen, die sich transformieren wollen, während andere durchaus mit der “bequemen Alltagsroutine und Sicherheit” in einer Beziehung glücklich werden können.
- Auch braucht Transformation die Stabilität einer Beziehung nicht immer zu fördern. Selbsterweiterung und Transformation können im Einzelfall auch bedeuten, die Grenzen der Beziehung zu verlassen. Entwickeln sich Partner:innen nicht mit, entwickeln sich Paare auseinander.
7 Liebe versus Beziehung
- Die so Liebenden erleben die Liebe als eine irrationale und leidenschaftliche Kraft, die auf physischer und sexueller Anziehung beruht und in diesem Moment zu großem Glück und Freunde führen kann. Diesem Gefühl setzen sie aber Beziehungen als etwas ganz anderes gegenüber. Beziehungen brauchen nicht angenehm sein. Sie gehen mit Herausforderungen und Anstrengung einher, erfordern viel Mühe und Engagement. Beziehungspflichten können die Freiheit der eigenen Person reduzieren. Eine Beziehungsentscheidung sollte daher niemals leichtfertig getroffen werden.
Beziehung bedeutet für die Betreffenden in gewisser Weise den Verlust von Liebe und Freiheit. Denn die Liebe an sich ist irrational und leidenschaftlich, Beziehungen aber sind schwierig und eine Herausforderung. Umso wichtiger ist es, sich gut zu überlegen, ob wir eine Beziehung miteinander eingehen wollen.
Oft werden es die Betreffenden bei der initialen Liebe stehen lassen. Zu große Bedenken haben sie, um den Schritt in Beziehung und Beziehungsarbeit zu gehen. Schließlich wissen sie um den Verlust an Freiheit und erwarten keine dauerhafte Ekstase, sondern Beziehungspflichten. Nach genauer Abwägung, ist die Entscheidung für eine Beziehung aber möglich und in diesem Fall werden sich die Betreffenden bemühen, ihren eigenen Anteil zu leisten.
Zwei Gefahren können hiermit einhergehen:
- Die feste Erwartung von Anstrengung und Verlustes an Freiheit mag zu starker Ambivalenz führen, die Beziehungsentscheidung blockieren oder sie solange hinauszögern, bis die anderen Personen ihrerseits das Interesse verlieren, weil sie am Beziehungswillen der entsprechenden Personen zweifeln.
- Die starke Ausrichtung auf Freiheitsverlust und Anstrengung kann zur selbsterfüllenden Prophezeiung werden, sodass die Betreffenden ihre Beziehungen so gestalten, dass sie vorwiegend anstrengend und arbeitsam werden.
8 Von Leidenschaft zu Freundschaft
- Für diese Liebenden beginnt die Liebe immer in höchster emotionaler Intensität und setzt dabei den Verstand außer Kraft. Mit fortschreitender Beziehungsentwicklung nimmt diese Intensität aber ab, der Verstand kommt wieder zum Vorschein und an die Stelle der Liebe tritt Freundschaft. Daher verlangt Liebe eine gute Auswahl, Respekt und Akzeptanz.
Dies ist quasi fast ein Standardmodell, was im Übrigen auch einiges an empirischer Unterstützung hat:
- In den meisten Beziehungen nimmt nämlich die Leidenschaft über die Zeit ab. Anders als “Liebe versus Beziehung” sehen die Betreffenden jedoch keinen Gegensatz, sondern einen gleitenden Übergang. Sie betonen nicht die Schwierigkeiten oder den Freiheitsverlust, sondern die positiven Aspekte von Freundschaft, Respekt und Akzeptanz, die eine spätere Stufe der Liebe sind.
- Die so Liebenden sind in gewisser Weise sehr realistisch (Leidenschaft geht meistens zurück, es tritt eine Sättigung ein), aber gleichzeitig positiv. Für sie ist Liebe kein Problem, sondern eine Entwicklung von Leidenschaft zu Freundschaft. Da sie auf eine gute Auswahl achten – für die Leidenschaft allein nicht genügt – und weil sie Respekt und Akzeptanz in den Vordergrund stellen, haben ihre Beziehungen eine gute Aussicht, dauerhaft und glücklich zu werden.
Aber auch hier können wir Begrenzungen erkennen:
- Liebe beginnt als Leidenschaft ist die Grundprämisse. Empirisch ist dies aber keineswegs immer der Fall. Gerade mit wachsendem Alter beginnen viele Beziehungen mit Sympathie, die sich schrittweise zur Liebe vertieft. Haben wir für diese Möglichkeit nicht vorgeplant, werden wir womöglich die Chance nicht erkennen.
- Sicherlich,meistens nimmt die Leidenschaft ab. Aber dies ist kein Naturgesetz. Leidenschaft nimmt ab, wenn Menschen gesättigt sind, wenn das, was sie haben, langweilig wird. Studien zeigen, dass wir durch neue, spannende Aktivitäten, die Paare miteinander unternehmen, dies ändern können. Auch der Übergang zu offenen Beziehungen oder zu Swinger-Beziehungen mit gemeinsamer Sexualität mit Dritten kann die Leidenschaft erneut entfachen – was allerdings aktuell nur für ca. 20 % aller Erwachsenen eine Option ist.
9 Liebe ist Partnerschaft
- Diese Liebenden vertreten das glatte Gegenmodell zu denen, für die Liebe Irrationalität, Genuss oder Leidenschaft ist. All dies hat für die Betreffenden mit Liebe nichts zu tun und es ist nicht erforderlich, weder am Anfang noch in der Mitte oder am Ende. Die Liebe beginn dann und erst dann, wenn eine Partnerschaft entsteht. Liebe ist eine neue funktionale Einheit zwischen Menschen, in der die Beteiligten aufgehen. Sie denken nicht mehr als “Ich”, sondern als “Wir”.
Dabei geht es den so Liebenden aber nicht um die Opferung persönlicher Freiheit oder Unterordnung, sondern die bewusste und rationale Entscheidung, die Beziehung als neue Lebenseinheit zu priorisieren.
Die Einzelnen werden hier gerade dadurch glücklich, dass die Beziehung glücklich wird. Sie opfern sich nicht füreinander auf, sondern setzen sich für die Beziehung ein – und damit gleichzeitig für sich selbst und für die andere Person, weil beide eine Einheit bilden. Deshalb glauben die Betreffenden auch, dass es hilfreich sein kann, bevor solch eine Einheit entsteht, wenn einige persönliche Bedürfnisse ggf. bereits vorher befriedigt wurden. Erst Erfahrungen sammeln, dann sich binden. Wechselseitigkeit und Gleichheit sind zentrale Grundvoraussetzungen bei dieser Art der Liebe.
Beziehungen der so Liebenden können eine hohe Stabilität und Zufriedenheit erreichen. Wenn alle am gleichen Strang ziehen, ist das Modell der Liebe als neue funktionale Einheit tragfähig und hilfreich.
- Allerdings sollte nicht übersehen werden, dass Menschen auch in einer neuen Einheit doch individuelle Bedürfnisse haben, die zu integrieren sind. Die allein vorherige Befriedigung solcher Bedürfnisse ist oft nicht ausreichend, um dem gerecht zu werden. Die Balance besteht darin, in der Liebe als neue Einheit dennoch individuelle Freiräume vorzusehen.
Passung erkennen
Für mich machen diese 9 Möglichkeiten der Liebe noch einmal deutlich, welche hohe Vielgestaltigkeit unser Liebesleben prägt.
Umso wichtiger ist es, sich miteinander auszutauschen. Denn allzu schnell können Missverständnisse entstehen, sodass Beziehungen auf wackligem Boden beginnnen und große seelische Schmerzen entstehen:
- Hat die andere Person das Modell der Beziehung als rein irrationale Leidenschaft, sollten wir wissen, dass unsere Partnerschaft womöglich eher die Story der ▶ “Liebe als Situationship” werden wird; nicht weil die andere Person nicht will, sondern weil sie nicht anders kann, wenn die irrationale Leidenschaft vergeht.
- Auch wenn für die andere Person Liebe vor allem der eigene Genuss ist, wird wahrscheinlich keine dauerhafte Geschichte entstehen, es sei denn, wir finden Wege, ständig diesen Genuss zu gewährleisten.
- Hat jemand ein sehr kritisches, problembehaftetes Modell der Liebe wird sich diese Person nicht schnell für eine Beziehung entscheiden können. Dies sollten wir wissen und verstehen, um unsere eigenen Schlüsse ziehen zu können.
- Auch kann es passieren, dass in all den Modellen, die deutlich zwischen Leidenschaft und Beziehung unterscheiden, die Leidenschaft auch deshalb nicht entsteht oder verloren geht, weil wir wenig für sie tun. Liebe als Transformation verlangt wiederum ein besonders hohes Ausmaß an Änderungsbereitschaft.
Möglichkeiten als Alternativen
Vielleicht sollten wir uns nicht auf einen dieser Wege komplett festlegen:
- Betrachten wir die Möglichkeiten als Anregung und Bereicherung, sodass wir unser eigenes Erleben besser verstehen, erweitern und sich uns bietende Liebeschancen nutzen können, ohne der Liebe komplett naiv ausgeliefert zu sein.
Übrigens ließen sich ein Sechstel der Teilnehmenden keiner der 9 Sichtweisen der Liebe zuordnen. Offenbar gibt es noch weitere Sichtweisen, die in der Untersuchung von Simon Watts und Paul Stenner nicht gefunden wurden.
Hier liefert der hochgradig individualisierte und verstehende Ansatz ▶ Love as Story Abhilfe mit einer riesigen Anzahl möglicher Liebesgeschichten, die sich aber dann wiederum allgemeineren Grundtypen zuordnen lassen.
Ich bin gerade dabei, ein weiteres Video hierzu zu erstellen, welches ich hoffentlich in der kommenden Woche fertigstellen und in meinem ▶YouTube-Kanal hochladen kann.
Liebe ist ein komplexes Phänomen, aber sie kann gefunden werden und sie kann glücklich werden, wie uns gerade heute noch einmal eine Teilnehmerin schrieb:
- “Hallo liebes Gleichklangteam, Hiermit möchte ich meine Mitgliedschaft zum Ablauf des Jahres kündigen. Ich habe über Ihre Plattform einen wunderbaren Menschen kennengelernt.
Vielen Dank für die Vermittlung.”
In diesem Sinne stehen wir Ihnen mit Gleichklang zur Verfügung, um Ihre Beziehungssuche zu klären und zum Erfolg zu bringen: