Sexuelle Zufriedenheit macht glücklicher und effektiver
Die Psycholog:innen Yoobin Park, Emily A. Impett und Geoff MacDonald untersuchten in einer ▶ Studie die Zusammenhänge zwischen Single-Dasein, ▶sexueller Zufriedenheit, Zufriedenheit mit dem Single-Dasein, Lebenszufriedenheit, Wunsch nach einer Beziehung sowie der tatsächlichen Partnerfindung.
Etwas vereinfacht beobachteten sie Folgendes:
- Sexuelle Zufriedenheit geht mit einer höheren Zufriedenheit mit dem Single-Dasein und einem geringeren Wunsch nach einer Partnerschaft einher.
- Die Häufigkeit sexueller Kontakte geht zwar im Durchschnitt mit einer höheren sexuellen Zufriedenheit einher, aber erhöht die Zufriedenheit mit dem Single-Dasein nur minimal und übt keinen Einfluss auf den Wunsch nach einem Partner aus.
- Interessanterweise geht die sexuelle Zufriedenheit, nicht aber die Anzahl sexueller Kontakte, mit einer erhöhten Lebenszufriedenheit einher. Die Lebenszufriedenheit selbst beeinflusst übrigens demnach den Wunsch nach einer Beziehung nicht.
Im Weiteren ergab sich aber ein zunächst erstaunlicher Effekt:
- Die sexuelle Zufriedenheit reduzierte zwar den Wunsch nach einer Beziehung und erhöhte die Zufriedenheit mit dem Single-Dasein, sie erhöhte aber ebenfalls die Wahrscheinlichkeit, dass die betreffenden Personen in der Folgezeit doch eine Beziehung begannen!
Die Studie konnte die Ursachen hierfür nicht aufklären, da sie dazu keine ausreichenden Daten erhoben hatte.
Was das Ergebnis aber zeigt, ist vor allem eines:
- Der reine Wunsch nach einer Beziehung führt nicht in sich dazu, dass Personen tatsächlich Partner:innen mit höherer Wahrscheinlichkeit finden. Vielmehr scheint es andere Rand-Faktoren zu geben, die mit dafür entscheidend sind, ob eine partnerschaftliche Beziehung in der Zukunft entsteht oder nicht.
- Die Zufriedenheit mit dem Single-Dasein braucht sich dabei nicht negativ auf die Chancen für eine Beziehung auszuwirken. Sie geht aber mit einer erhöhten Lebenszufriedenheit einher, was sich sofort günstig auswirkt.
Es schadet also auf keinen Fall, sich im Single-Dasein positiv einzurichten. Wir brauchen nicht zu befürchten, dadurch unsere Chancen für eine partnerschaftliche Beziehung zu verspielen. Es ist daher ratsam, an einer Zufriedenheit mit dem Single-Dasein zu arbeiten.
Zudem kann es offenbar dezidiert hilfreich sein, wenn wir uns bereits als Single um sexuelle Zufriedenheit bemühen. Sexuelle Zufriedenheit als Single führt nämlich offenbar zu einem doppelt positiven Effekt:
- Sexuelle Zufriedenheit entlastet uns von den negativen Auswirkungen des Single-Daseins, indem unsere Zufriedenheit mit dem Single-Dasein wächst und mindestens der zwanghafte Wunsch nach einer Beziehung sinkt.
- Sexuelle Zufriedenheit erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass wir eine Beziehung beginnen – vermutlich durch eine mit ihr einhergehende Einbindung in intime und körperlich nahe Begegnungen und eine womöglich gerade dadurch entstehende Gelegenheit und Offenheit für eine Beziehung, wenn der richtige Moment eintritt.
Sexuelle Zufriedenheit als Single scheint also mit einem Erlebensmuster assoziiert zu sein, bei dem wir nicht unbedingt Partner:innen haben müssen (also auch nicht leiden, wenn wir Single sind). Dennoch steigen aber die Aussichten an, dass wir doch auf die richtige Person treffen, die wir lieben und zu der wir Ja sagen.
Wie ist Ihre eigene sexuelle Zufriedenheit?
Wie steht es mit Ihrer sexuellen Zufriedenheit und welche Faktoren stehen dieser gegebenenfalls entgegen? Dies können Sie mithilfe des ▶ Sexualitäts-Erlebens-Tests feststellen.
Sexpositivität hilft – Schamgefühle schaden
Denisa Marcinechová und Lucia Záhorcová haben sich in ihrer ▶ Untersuchung der Frage gewidmet, welche Faktoren sich günstig oder ungünstig auf die sexuelle Zufriedenheit auswirken. Dabei gelangten sie zu dem Ergebnis, dass sexpositive Einstellungen eine zentrale Rolle für die sexuelle Zufriedenheit finden.
- Sexpositivität bedeutet, zu den eigenen sexuellen Bedürfnissen zu stehen und diese nicht als schamhaft oder peinlich zu erleben. Entsprechend reduzierten in der Untersuchung von Marcinechová und Záhorcová eine allgemeine Neigung zu Schamhaftigkeit sowie speziell sexuelle Schamhaftigkeit die sexuelle Zufriedenheit.
Ein weiterer Faktor, der in der Untersuchung von Marcinechová und Záhorcová die sexuelle Zufriedenheit reduzierte, war die Religiosität der Befragten.
Offenbar lässt sich dies mit dem vielfältig einschränkenden, limitierenden und negativen Blick zahlreicher religiöser Glaubenssysteme auf die Sexualität erklären:
- Dient Sexualität ausschließlich der Fortpflanzung, sind zahlreiche Praktiken und Erlebensweisen tabu. Darf sie nur in einer Ehe nach dem Motto “bis der Tod Euch scheidet” praktiziert werden, ist ein Ausprobieren nicht möglich oder führt sofort zu Schuld- und Schamgefühlen. Gehört das Thema Sex nur ins Schlafzimmer, wenn das Licht aus ist, lernen wir nicht, offen darüber zu denken und hemmen uns so selbst.
Allerdings braucht Religiosität sicherlich nicht naturgemäß sexuelle Scham zu begründen und die sexuelle Zufriedenheit zu senken. Bester Beleg hierfür ist das Tantra, das ebenfalls jedenfalls ursprünglich religiös eingebettet waren. Die erzeugen keine Schamgefühle, sondern helfen im Gegenteil, diese zu überwinden.
Sexuelle Selbstsicherheit schließt Orgasmus-Lücke
Eine ▶ Studie von Anna Maree Lentz und Yuliana Zaikman gibt Frauen Hinweise, wie sie zu einem Mehr an sexueller Zufriedenheit gelangen können. Auch wenn die Studie sich auf Frauen konzentriert, ist sie sicherlich auch für Männer hilfreich.
Die Studie untersuchten den sogenannten geschlechtsbezogenen Orgasmus-Gap:
- Das Orgasmus-Gap besteht darin, dass Frauen viel seltener und nicht selten auch gar nicht zum Orgasmus gelangen als Männer.
Orgasmus ist bei weitem nicht der einzige Faktor, der zur sexuellen Zufriedenheit führt. Dennoch ist für Männer und Frauen belegt, dass der Orgasmus im Durchschnitt die sexuelle Zufriedenheit erhöht.
Der Befund von Lentz und Zaikman ist nun, dass sexuelle Selbstsicherheit oder Selbstbehauptung der stärkste Faktor ist, der bei Frauen die Wahrscheinlichkeit des Orgasmus und auch ihrer sexuellen Zufriedenheit erhöhen kann.
Was ist sexuelle Selbstsicherheit?
Eine Beispielfrage, die bei Bejahung für sexuelle Selbstsicherheit spricht, lautet: “Ich teile meine sexuellen Wünsche meinem Partner mit“. Demgegenüber spricht die Bejahung dieser Frage gegen sexuelle Selbstsicherheit: “Ich fühle mich unwohl, wenn ich meinem Partner sage, was sich gut anfühlt“.
Wenn Sie die erste Frage nicht mit einem klaren Ja und die zweite nicht mit einem klaren Nein beantworten, wissen Sie, woran Sie üben können.
Sich der eigenen sexuellen Wünsche bewusst zu sein und offen über sie zu sprechen, ist also der entscheidende Faktor, der helfen kann, den Orgasmus-Gap zu überwinden und uns alle sexuell zufriedener zu machen.
Damit lässt sich übrigens gleichzeitig ahnen, wie verheerend sich derzeit in einer Reihe von Ländern zu beobachtende Erscheinungen von gesellschaftlichem Rollback, Konservatismus und Verbannung des Gesprächs über Sexualität aus den Bildungseinrichtungen auswirken können. Auchin Deutschland machen ▶ Gegner:innen der Sexualaufklärung mobil.
Rechtsgerichtete Ideologie untergräbt das offene Gespräch über Sexualität und schafft dadurch gleichzeitig das Klima, in dem der Orgasmus-Gap immer weiter aufrechterhalten oder gar verschärft wird.
Story der Liebe und Storys der Sexualität
Ich habe in meinem letzten ▶Video (eine Fortsetzung kommt) bereits dargestellt, in welch hohem Ausmaß Storys der Liebe, die wir alle haben, darüber bestimmen, wie wir unsere Liebesbeziehungen leben.
Unsere eigenen Storys entscheiden maßgeblich darüber, wen wir kennenlernen, wie wir unsere Beziehungen gestalten, ob wir zufrieden oder unzufrieden werden, ob wir zusammen bleiben oder uns trennen.
Ebenso gibt es Storys der Sexualität. Diese können sich mit den Storys der Liebe mehr oder weniger überlappen, sie können uns individuell glücklich und erfüllt oder aber unglücklich und frustriert machen.
Wenn wir unsere eigenen Storys kennen, haben wir die Möglichkeit, das zu stärken, was uns glücklich macht, und das zu schwächen, was uns belastet.
Aktuelle Umfrage
Aktuell führen wir eine ▶ Umfrage zu den individuellen Geschichten der Liebe und der Sexualität durch. Sie sind herzlich eingeladen, teilzunehmen!
Die Ergebnisse werde ich in diesem Blog und in meinem ▶ YouTube-Kanal veröffentlichen.
Außerdem werden wir auf dieser Grundlage einen psychologischen Test entwickeln und allen Interessierten kostenlos zur Verfügung stellen.
Die Beantwortung dauert ca. 30 bis 40 Minuten, wird Ihnen aber gleichzeitig viele Möglichkeiten zu Reflexion und Selbsterkenntnis geben. Über Ihre Teilnahme an der Umfrage freuen wir uns:
(Sie können die Umfrage auch unterbrechen und dann noch einmal über den gleichen Link zu ihr zurückkommen, um sie zu vervollständigen.)
Übrigens werden wir in Abhängigkeit von den Ergebnissen unseren Vermittlungsalgorithmus um einige der Storys ergänzen, um unsere Mitglieder noch effektiver bei ihrer Partnersuche, ihrer Suche nach Freundschaften und Begegnungen unterstützen zu können.
- Hallo, ich möchte mich herzlich für einen Ihrer Vorschläge bedanken, der zum Erfolg geführt hat.
Wir sind seit ein paar Monaten ein glückliches Paar. Viele Grüße
Bei Gleichklang bringen wir gemeinsam auch Ihre Beziehungs-Suche zum Erfolg: