Mein heutiger Blog-Artikel wird kurz sein, da ich aktuell noch an meinem nächsten Video zu den “Stories of Love” arbeite. Solche Stories of Love haben wir alle, kennen aber selbst unsere eigenen Stories nicht immer oder nicht ganz. Trotzdem beeinflussen sie uns oft lebenslang.
Ein wiederkehrendes Thema bei der Online-Partnersuche sind die Komplikationen, die sich der Partnerfindung in den Weg stellen können:
- Für manche sind diese Komplikationen Barrieren auf dem Weg, die sie überwinden. Oder Umwege, die sie gehen. Für andere sind diese Komplikationen der Endpunkt der Reise. Sie geben das Online-Dating auf, manche temporär, andere für immer. Manche finden anderswo Partnerschaft, andere bleiben Singles.
Derzeit führe ich Video-Gespräche mit Gleichklang-Paaren, um noch einmal die Wege zu sammeln, wie Partnerschaften Online entstehen, und die Faktoren herauszuarbeiten, die ihre Beziehungen aufrechterhalten. Dazu werden wir auch eine umfassende Auswertung später veröffentlichen.
Soeben sprach ich mit einem Paar, welches drei Komplikationen überwand. Von diesen drei Komplikationen hatte es jedoch zwei nicht einmal als solche wahrgenommen.
Vermeintliche und wirkliche Barrieren
Dies waren die Barrieren, die das Gleichklang-Paar gemeinsam übersprang:
- Sie wurden sich vorgeschlagen, obwohl sie 8 Jahre älter war als er. Bei 90 % unserer männlichen Mitglieder im vergleichbaren Alter wie er wäre der Vorschlag niemals erfolgt. Warum? Frauen, die 8 Jahre älter sind, werden von ihnen in ihren Suchkriterien ausgeschlossen. Für sie, ihn, ihre Familien, Freundes- und Bekanntenkreise und auch für das seither geborene Kind gibt es diese Barriere freilich gar nicht.
- Sie waren beide interessiert. Ihnen gefiel die Offenheit ihrer Profile. Ihr seine Direktheit, ihm ihre tollen Interessen und Hobbys, ihre kontextuellen Bilder, die auf ein reichhaltiges und kreatives Leben hinwiesen. Auch am Aussehen scheiterte es bei beiden nicht. Der schriftliche Austausch verlief positiv. Doch dann tauchte er ab, ohne Erklärung. Fast immer bedeutet dies das Aus. Diesmal aber nicht. Einige Monate später kam er zurück und schrieb ihr einen langen Brief – keinen 0815-Gruß. Er erklärte, wie sehr ihn damals seine berufliche Neuorientierung okkupierte und wie wenig er sich innerpsychisch in der Lage sah, noch einmal zu schreiben und den Kontakt zu vertiefen. Dies konnte sie annehmen.
- Sie wohnten nicht im gleichen Ort, sondern eine 40-minütige Zugfahrt oder etwas kürzere Autofahrt lag zwischen ihnen. Auch diese Barriere – von der uns so viele berichten – nahmen beide nicht als Barriere wahr. Sie waren sich allerdings ebenso bald klar, dass sie später zusammenziehen wollen. (Ergänzung: Leser:innen wiesen mich darauf hin, dass 40 Minuten Fahrt kein Problem sei, das Beispiel passe daher nicht gut. Das ist richtig. Das Beispiel ist nur für diejenigen hilfreich, für die 40 Minuten Fahrt zu viel sind, was auch bei einigen der Fall ist. Ich sprach mit einem anderen Paar. Beide sind glücklich miteinander, beide sind sich ihrer Bindung sehr sicher, beide sind alleinerziehend und leben mehrere Stunden entfernt voneinander. Für beide ist dies eine Herausforderung, für sie mehr als für ihn, weil sie meistens fährt (ihre Tochter ist älter als der Sohn des Partners). Für alle beide ist ihre Beziehung diese Herausforderung aber absolut wert.)
Eine ganze Reihe von geteilten “Stories of Love” fiel mir im Gespräch mit beiden auf:
- Bei beiden ist es die Story einer “Partnerschaft, die auf Dauer angelegt ist“, nicht die Story einer “Situationship für einen Lebensabschnitt“. Liebe ist für beide eine “Projekt-Story“, also eine Story, wo die Beteiligten gemeinsam etwas erschaffen und dran bleiben. Dies beinhaltet etwa die “House und Home-Story” – derzeit eruieren sie die Möglichkeiten eines eigenen Hauses. Ebenso ist dort die “Story der Familiengründung“, die bereits begonnen hat, wobei ein zweites Kind gewünscht ist. Und schließlich ist dort eine weitere Story, nämlich die “Story des gemeinsamen beruflichen Projektes“. Im Raume steht die Gründung eines Unternehmens, was nachhaltig sein soll.
Zwischen beiden gibt es Gemeinsamkeiten, aber auch verschiedene Vorstellungen und Unterschiede:
- Er bewundert seine Frau für ihre Vielfältigkeit, ihre Besonderheit, ihre Kunst. Für ihn ist dies Bereicherung und Erweiterung seines Horizontes. So zeigen sich zwei weitere Storys: “Love as Art” (Bewunderung) und “Love as self-expansion” (eigenes Wachstum durch die andere Person).
Ich hoffe, es gelingt mir rechtzeitig zum nächsten Sonntag, mein Video zu all diesen und vielen weiteren Stories der Liebe hochzuladen. Eine Story der beiden möchte ich aber noch benennen, denn sie ist die im Grunde umfassendste und fundamentalste Story ihrer Liebe: “Liebe als offene Kommunikation“:
Von Anfang an haben sie über alles offen gesprochen.
- Dies begann mit einer ausführlichen Erklärung seines monatelangen Abtauchens und hat seither nicht nachgelassen. So lernten sie, mit Differenzen umzugehen, sich auf die andere Person einzustellen, Differenzen zu Gemeinsamkeiten zu machen. Und genau auf diese Art und Weise konnten all die anderen Stories, die ich oben beschrieb, entstehen und fortbestehen.
Es ist absolut möglich, dass Liebe über die Online-Partnersuche beginnt. Aber manchmal müssen wir dazu einige Klippen umschiffen und Barrieren umgehen.
Manche dieser Barrieren machen wir uns selbst, sie existieren ausschließlich in unseren Köpfen. Aber nicht, weil sie dort sein müssten. Sie verschwinden, wenn wir unsere Einstellungen ändern, was wir können:
- Frau 8 Jahre älter als Mann, Zufahrt zueinander 40 Minuten, für die beiden war beides nie eine Barriere – für andere leider schon.
Aber dann gab es da die absolute Komplikation, die vielfach bei der Online-Partnersuche geradezu tödlich ist:
- Er verschwand, nicht für Tage oder Wochen, für Monate.
Was wäre nun bei vielen anderen geschehen:
- Sie löscht sein Profil.
- Er denkt, jetzt ist es ohnehin zu spät, und meldet sich nicht mehr.
In beiden Fällen wäre alles aus gewesen.
Ich freue mich, dass es bei den beiden anders gekommen ist. Sie teilen dies mit einer Reihe von Paaren. Nicht wenige Mitglieder von uns wären längst in einer Beziehung, wenn sie ebenso darauf achten würden, unnötige Barrieren gar nicht erst aufkommen zu lassen und tatsächliche Barrieren zu überspringen.
Es ist möglich!