Wie erreichen wir sexuelle Kompatibilität?
Mein Video zur sexuellen Kompatibilität verzögert sich etwas. Erstens wurde es viel länger als gedacht, sodass ich es in zwei Teile aufteilen musste. Zweitens ist es bisher nicht fertig geschnitten.
Um die Ankündigung von letzter Woche also mindestens teilweise zu erfüllen, schreibe ich heute darüber, was wir bei Gleichklang tun, damit Mitglieder, die sich über uns kennenlernen, möglichst sexuell kompatibel miteinander werden.
Studien zeigen, dass sexuelle Kompatibilität keineswegs nur eine Frage der Auswahl oder des Matching ist, sondern Paare oder Partner:innen sich sexuelle Kompatibilität tatsächlich gemeinsam erarbeiten.
Trotzdem spielen Auswahl und Matching eine Rolle, und zwar in diesem Sinne:
- Die Voraussetzungen zu verbessern, dass Paare sexuelle Kompatibilität miteinander aufbauen und aufrechterhalten können.
In meinen beiden Videos werde ich sexuelle Kompatibilität umfassend erläutern. In diesem Artikel bleibe ich daher ganz kurz und erläutere ohne Rückgriff auf Studien, wie wir bei Gleichklang die sexuelle Kompatibilität fördern.
Wichtig für alle!
Sexuelle Kompatibilität ist übrigens nicht nur für die wichtig, die Sex haben wollen, sondern auch für die, die keinen haben wollen:
- Will jemand unbedingt Sex und die andere Person auf keinen Fall, dann sind diese beiden Personen nicht miteinander kompatibel.
Der Punkt scheint vielleicht trivial, ist es aber nicht und kann schnell zu Missverständnissen führen. Und die, die uns gelegentlich schreiben, warum wir so viel zu Sex abfragen, unterliegen genau so einem Missverständnis.
Drei Faustregeln
Allgemein gilt für Kompatibilität zweier Menschen die folgende Grundregel:
- Selbst das, was einer Person komplett unwichtig ist, kann für die Beziehung bedeutungsvoll sein, wenn es für die andere Person wichtig ist. Fragen wir dies nun nicht ab, kann die Kompatibilität nicht ermittelt werden.
Das zweite Grundprinzip ist ebenso zentral:
- Kompatibilität bedeutet nicht Gleichheit oder Identität. Auch verschiedene Merkmale können miteinander kompatibel sein. Dies sind sie dann, wenn sie harmonisch miteinander integriert werden können.
Und wenn wir schon beim Sex sind, auch ein sexuelles Beispiel:
- Vorlieben für manuelle Stimulation bei der einen Person und für Oralverkehr bei der anderen Person lassen sich harmonisch integrieren, indem die Betreffenden einfach beides praktizieren.
- Schwieriger wird es aber, wenn nicht die eine Person eine Vorliebe für das und die andere für jenes hat, sondern die eine Person eine Präferenz und die andere eine Aversion hat.
- Ist für die eine Person Oralverkehr die sie eigentlich erfüllende Praktik und die andere ekelt sich davor, sind dies keine guten Voraussetzungen, um zu sexueller Kompatibilität zu gelangen.
Dies macht auch bereits ein drittes wichtiges Prinzip deutlich:
- Ausschließen tun sich vorwiegend die Extreme, der mittlere Bereich passt demgegenüber oft zu allen Seiten.
Partner:innen bauen Kompatibilität nämlich gemeinsam auf und so können sie sich auch verändern. Haben sie dabei aber extreme Gegensätze von Vorliebe versus Aversion zu überbrücken, gelingt ihnen dies seltener.
So matchen wir sexuelle Kompatibilität
Dies vorausgeschickt, kann ich nun unser Matching der sexuellen Kompatibilität bei Gleichklang recht einfach und doch ziemlich vollständig darstellen:
- Wir erfragen von jedem Mitglied, wie die Vorlieben und Wünsche sind im Hinblick auf die Partneranzahl. Das gleichen wir dann ab.
Diese Bereiche spielen eine Rolle:
Sex ja oder nein?
Manche Menschen wollen keinen Sex, auch nicht in einer Partnerschaft. Das kann verschiedene Gründe aber, ein Grund ist Asexualität. Es macht wenig Sinn, für eine Partnerschaft zwei Menschen zu matchen, wenn die eine Person dezidiert Sex will (“zur romantischen Liebe gehört für mich Sex dazu”) und die andere Person ausschließlich nach der Liebe ohne Sex sucht (“Ich möchte keinen Sex mit meinen Partner:innen haben”).
Also fragen wir unsere Mitglieder, was sie suchen:
- Eine Beziehung mit Sex
- Eine Beziehung mit Sex oder ohne Sex
- Eine Beziehung ohne Sex
- Eine Beziehung mit einer Person, die auf keinen Fall Sex will.
Fall 1 (Sex) und 2 (mit oder ohne Sex geht) schließen sich nicht aus. Fall 2 (mit oder ohne Sex) und 3 (ohne Sex) schließen sich ebenfalls nicht aus.
Ausschließen tun sich aber die Fälle 1 (Sex) und 3 (ohne Sex), die Fälle 1 (Sex) und 4 (nur Personen, die keinen Sex wollen), sowie die Fälle 2 (mit oder ohne geht) und 4 (nur Personen, die keinen Sex wollen).
Damit haben wir diese Klippe bereits umschifft.
Wie schnell Sex beim Kennenlernen?
Das ist eine weitere Klippe, an der manche beim Online-Dating scheitern oder sehr unangenehme Erfahrungen machen. Deshalb haben wir einen weiteren Mechanismus eingebaut – mit insbesondere folgenden Abfragen:
Sex wie schnell?
- langsam
- kommt auf Partner:in an
- schnell
- sofort
Sofort und langsam, aber auch schnell und langsam schließen sich aus.
Sex vor oder nach der Liebe?
Die vorherige Abfrage hilft noch nicht immer. Denn es gibt Menschen, die sind demisexuell. Sexuelles Begehren entsteht erst, wenn die Liebe schon da ist. Also noch ein wenig langsamer als langsam in vielen Fällen.
Dem werden wir folgendermaßen gerecht:
- Sex sollte vor Beziehungsbeginn stattfinden
- Ich kann warten
- Sex ist erst nach Beziehungsbeginn möglich
Ausschließen tun sich nur die Fälle 1 (Sex vor Beziehungsbeginn) und 3 (Sex erst nach Beziehungsbeginn).
Erotikkontakte?
Bei denen, wo Sex schon vor einer Beziehung entstehen kann, darf Sex da sogar rein unverbindlich sein, oder ist er immer in das Ziel für eine Beziehung eingebunden? Suchen manche vielleicht nur nach unverbindlichem Sex und die anderen nur nach Leuten, die dies nicht tun?
Wir fragen also ab:
- Ich suche Partnerschaft, keine Erotikkontakte
- Ich suche Partnerschaft, bis dahin auch Erotikkontakte
- Ich suche Erotikkontakte, vielleicht auch eine Beziehung
- Ich suche nur Erotikkontakte.
Dezidiert ausschließen tun sich nur 1 (Partnerschaft, keine Erotikkontakte) und 4 (Ich suche nur Erotikontaktee).
Erweiterung
Aber es gibt Menschen, für die dies nicht ausreichend ist. Denn manche Menschen möchten auf keinen Fall mit anderen eine Beziehung beginnen, wenn diese vorher auch nach Erotikkontakte gesucht haben.
Wer nur nach Partnerschaft und nicht nach Erotik sucht, hat daher noch die Möglichkeit einzugeben, dass vorgeschlagene Personen nicht nach Erotik suchen dürfen:
- Sagt jemand hierzu JA, werden die Fälle 2 (Partnerschaft, bis dahin Erotik), 3 (Erotik, vielleicht Partnerschaft) und 4 (Erotik) allesamt ausgeschlossen.
BDSM?
Ca. 10 % der Bevölkerung haben eine dezidierte BDSM-Neigung, die Mehrheit hat gewisse Erfahrungen oder wenigstens gewisse Fantasien. Manche lehnen BDSM strikt ab, andere sind offen, wiederum andere möchten BDSM. Schließlich gibt es die, die für eine Beziehung niemanden kennenlernen möchte, der für BDSM offen ist oder diese Neigung hat. Andere sind nicht für BDSM offen, aber haben keine Probleme damit, wenn Partner:innen offen dafür sind.
So lösen wir dies sinngemäß:
- Ich möchte niemanden mit BDSM-Offenheit oder Neigung kennenlernen
- Kennenlernen kein Problem, wenn die Person nur eine Offenheit hat
- Ich bin BDSM offen
- Person sollte eine Neigung haben oder mindestens offen sein
- Person muss eine Neigung haben
Fall 1 (auf keinen Fall) schließt sich mit Fall 3 (Offenheit für BDSM ), Fall 4 (Neigung zu BDSM) und 5 (Neigung des anderen muss sein) aus. Fall 2 schließt sich mit Fall 4 (Neigung zu BDSM) und 5 (andere muss Neigung haben) aus. Fall 5 (andere Person muss Neigung haben) ist nur mit Fall 4 (Neigung) und Fall5 vereinbar.
Wenn jemand eine BDSM-Offenheit oder Neigung hat, fragen wir übrigens auch noch nach der Rolle, die die andere Person haben sollte (dominant, devot, eines von beiden, Switchen). So können auch hier grundlegende Differenzen ausgeschlossen werden.
Gestaltung von Sex in Beziehungen
Viele suchen eine sexuell exklusive und romantisch exklusive monogame Zweierbeziehung. 20 % der Bevölkerung haben aber bereits in offenen Beziehungen (Sex zu Dritten), Swinger-Beziehungen (gemeinsamer Sex mit Dritten) oder in polyamoren Beziehungen (mehr als eine sexuelle und romantische Partner:in) gelebt.
Vor allem aber gehen recht viele auch in monogamen Beziehungen fremd, weil sie in Wirklichkeit anders orientiert sind, also bei reiner Monogamie nicht zur sexuellen Erfüllung gelangen. Das führt zu viel Stress und Leid – auf allen Seiten.
Also fragen wir es ab und zwar etwas verkürzt dargestellt (in Wirklichkeit sind es fünf Stufen) folgendermaßen:
Welche Beziehung suchen sie?
- Monogame Zweierbeziehung (Liebe und Sex nur mit einer Person)
- Offene Beziehungen (Liebe nur mit einer Person, aber Sex mit Dritten)
- Swinger Beziehungen (Liebe mit einer Person, gemeinsam Sex mit Dritten)
- Polyamore Beziehungen (mehrere einzelne Partner:innen für Sex und Liebe)
- Gruppenbeziehungen (mehr als zwei Personen leben in der Gruppe alle miteinander Liebe und Sex)
Jeder der Konstellationen kann bejaht werden, verneint werden oder es kann eine Offenheit angegeben werden. Natürlich kann es auch sein, dass wir uns mehrere Konstellationen als Alternativen vorstellen können. Sie schließen sich also nicht aus.
Was geschieht beim Matching?
- Für jede Konstellation werden Personen einander nicht vorgeschlagen, wenn die eine “Ja” sagte und die andere “Nein”.
Sexuelle Experimentierfreude
Wir erheben übrigens nicht die unzähligen einzelnen Sexualpraktiken, sondern nur breitere Grundthematiken. Nicht nur würden unsere Fragebögen sonst zu lang, sondern es gäbe auch noch mehr Personen, die abbrechen würden. Uns erreichen bereits jetzt manchmal Zuschriften, warum wir solche Fragen stellen!
Nun, die Antwort ist, weil wir nur so eine sexuelle Kompatibilität gewährleisten können. Diese ist nicht nur wichtig für die sexuelle Zufriedenheit, sondern auch für die Beziehungszufriedenheit. Und sie erlaubt es uns, unsere Mitglieder vor so mancher schmerzvoller Erfahrung zu schützen.
Was wir aber erheben, ist der Wunsch, sexuell zu experimentieren. Wer dies bejaht, wird auch meistens eher ein großes Repertoire an Sexpraktiken ausüben wollen – während die, die dies klar verneinen eher mit einem schmaleren Repertoire zufrieden sein dürften:
- Beide schließen wir füreinander aus.
Hilfe für jeden
Ich sagte es bereits – dieses Matching hilft allen. Die, die eine bestimmte sexuelle Ausrichtung haben und die, die sie nicht haben, oder sie gar ablehnen.
Auch wenn ihr weder polyamor oder offen orientiert seid, keinerlei BDSM-Neigungen habt, nicht asexuell seid etc., ist es in Eurem Interesse, dass wir diese Fragen stellen. Und das gleiche gilt, wenn ihr polyamor oder offen orientiert seid, wenn Ihr asexuell seid oder BDSM mögt.
Die Fragen sind ein Win-Win für alle.
Sexuelle Kompatibilität mehr als Sex
Tatsächlich hängt sexuelle Kompatibilität von vielen weiteren, nicht in sich sexuellen Merkmalen ab. Das wäre z.B.:
- Altersbereiche
- Körperliche Präferenzen
- Lebensprinzipien und ethische Werte,
- Behinderungen, Erkrankungen sowie Akzeptanz für diese
- Merkmale neurologischer Diversität
- Vorliebe für Intelligenz und viele mehr …
Alle diese werden bei uns so gematcht, dass nicht überlappende Suchbereiche (Alter) oder Ja und Nein nicht miteinander gematcht werden.
Ist das System wirksam?
Mindestens können wir eines sagen:
- Mit der schrittweisen Einführung und dem Ausbau dieses Matching haben Berichte von Mitgliedern über unangenehme sexuelle Erfahrungen enorm abgenommen. Solche Erfahrungen sind bei Gleichklang – völlig anders als bei Dating-Apps – eine Seltenheit und sicher nicht der Regelfall.
- Umgekehrt schildern uns in Umfrage die meisten Gleichklang-Paare ein hohes Ausmaß an sexueller Kompatibilität, also genau das, was wir mit diesem Vorgehen erreichen wollen.
Nehmen Sie sich die Zeit!
Haben Sie sich noch nicht die 1 Stunde und 10 Minuten Zeit genommen, um ▶ mein Video zur sexuellen Zufriedenheit in Gänze zu sehen?
Ich würde mich freuen, wenn Sie es nachholen!
In wenigen Tagen (spätestens nächsten Sonntag) – lange dauert es gewiss nicht mehr, das sei versprochen – kommt dann der erste Teil meines neuen Videos zur sexuellen Kompatibilität, welches bei weitem über diesen kurzen Anriss hinausgehen wird.
Sie finden unseren Ansatz gut?
Blieben Sie uns treu. Wenn Sie noch nicht bei uns sind, würden wir uns freuen, wenn wir auch Ihre Beziehungssuche mithilfe unserer psychologischen Kennenlern-Plattform zum Erfolg bringen dürfen: