Kommentare (32)

  1. Dr.Hübschmann says:

    Zitat: “…zeigen diese hohen Zustimmungsraten insgesamt, dass wir uns bei Gleichklang weitestgehend in einer Alternativgesellschaft bewegen, die den Rechtsruck der Gesamtgesellschaft nicht nachvollzogen hat.”

    Ich denke im Gegenteil: ihr bewegt euch in der woken Noch-Mehrheitsgesellschaft. Allerdings beginnt sich der Wind gerade weltweit zu drehen. Insofern antizipiert der Relativsatz die Realität

      1. Es kann doch keine Mehrheitsgesellschaft sein, wenn es nun einmal die Minderheitsgesellschaft ist. Dass Du aber die Minderheit zur Noch-Mehrheit erklärst (eine Mehrheit, die es nie gab) und dann von einem offenbar begrüßten drehenden Wind spricht, macht beängstigend deutlich, was für eine Gesellschaft Du Dir offenbar wünschst. Glücklicherweise stimmt das „weltweit“ so nicht, hoffen wir, dass es dabei bleibt. Aber die Sorge vor einem erneuten Faschismus ausgehend vom Trump-Wahnsinn ist leider auch nicht von der Hand zu weisen. Im Übrigen wären wir auch dann eine Alternativgesellschaft, wenn der Rechtsruck sich endgültig durchsetzen sollte, es sei denn Du gehst davon aus, dass in der schönen Neuen Welt, die Du Dir zu wünschen scheinst, solche Seiten, wie die unsrige, zugemacht werden.

    • W E says:

      Sehr gute, sehr interessante Analyse. Super, dass der Vermittlungs-Algorithmus die individuell angegebenen Wichtigkeiten zugrunde legt, um diejenigen Menschen zueinander zu führen, die gute Aussichten haben, eine tragfähige Beziehung miteinander aufzubauen. Man spürt bei Gleichklang, dass es wirklich darum geht, Menschen zu helfen, und das ist nicht überall so.

      Das Problem, was ich bei Ihren Analysen sehe, ist das der sprachlichen Vermittlung. Der Text ist halt schon ziemlich intellektuell und “verkopft” :-), und für viele sicher relativ anstrengend zu lesen. Nicht alle sind Wissenschaftler… Könnte man manches in leichterer Sprache rüberbringen? Mehr mit Bildern unterstützen? In der Richtung müsste man vielleicht weiter überlegen. Aber inhaltlich super, weiter so! 🙂

        1. Danke für Deinen Beitrag. Du hast bestimmt recht mit der schweren Sprache, wobei wir auf unserer eigentlichen Hauptseite anders als in diesem Blog auch etwas einfacher schreiben. Dennoch sollten wir uns bemühen, manches einfacher auszudrücken oder gegebenenfalls Alternativen zur Verfügung zu stellen.

      • Leif Grahn says:

        Lieber Herr Gebauer,

        vielen Dank für Ihre Analyse. Als in der Friedensbewegung engagierten Menschen würde mich auch die Haltung der Mitglieder zur aktiven Gewaltfreiheit (im Sinne von Jesus, Mohandas Kramchand Gandhi, Abdul Gaffar Khan, ML King etc.) interessieren. Gelingt es den Mitgliedern, der ausgrufenen sog. Zeitenwende (zurück ins Freund-Feind-Denken, Remilitarisierung, Kriegstüchtigkeit…) zu widerstehen?

        Herzliche Grüße

        Leif Grahn

        Vielleicht mögen Sie dazu mal eine Umfrage machen?

          1. Herzlichen Dank für diesen Kommentar. Ja, ich bedaure auch, dass wir abgesehen zum Waffenstillstand Gaza/Israel keine fundamentaleren Fragen zur Thematik Frieden in der Umfrage enthalten hatten. Wir werden dies in der mittelfristigen Zukunft nachholen, nicht unmittelbar, weil die Bereitschaft, Umfragen zu beantworten, zu stark abnimmt, wenn wir sofort wieder eine umfangreiche Umfrage zu einem gesellschaftspolitisch relevanten Thema durchführen. Die nächsten Umfragen werden daher kürzer und erneut zu rein psychologischen Themen sein.

            Wir hatten in einer früheren Umfrage vor 2 – 3 Jahren Frieden als ein emanzipatorisches Grundthema abgefragt, allerdings war auch hier die (überwältigend bejahte) Frage zu pauschal, da ja die, die für Remilitarisierung eintreten, typischerweise angeben, auch für den Frieden zu sein.

            Ich nehme an, dass Gleichklang-Mitglieder letztlich in drei Haupt-Gruppen einteilbar sein werden:

            – Widerstand gegen Remilitarisierung, Freund-Feind-Denken, Abkehr von Verständigungspolitik, für hochaktive Friedens-Diplomatie, Abrüstung, friedfertige Konfliktlösung, friedliche Formen des zivilen Widerstandes etc.

            – Krieg als ungewollten Zustand der letzten Notwendigkeit, den es zu vermeiden, aber auf den es sich vorzubereiten gilt, bei allerdings weiterhin Schwerpunkt auf vielfältigen Versuchen zu Verständigung, Friedensregelungen und Abrüstung.

            – Ambivalenz und Schwankung zwischen beiden Gruppen mit erlebter innerer Dissonanz und Unsicherheit.

            Demgegenüber wird die Gruppe derjenigen, die es klar in Ordnung finden, dass wir jetzt mehrheitlich auf enorme Aufrüstung, Abschreckung, Kriegstüchtigkeit, ggf. Wehrpflicht etc. setzen, bei Gleichklang sicherlich eine kleine Minderheit darstellen.

            Anders ausgedrückt glaube ich, dass wir bei Gleichklang (gerade auch im Vergleich zur Gesamtgesellschaft) viele Menschen finden können, die die Ideale der Friedensbewegung vertreten, aber auch eine andere Sichtweise finden werden, die für sich den Begriff “Realpolitik” beanspruchen wird.

            Eine dezidierte positive Identifikation mit militarisierenden Ansätzen und insbesondere der in der Tat nun ausgerufenen Zeitenwende, wo Krieg wieder als legitime Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln erscheint, wird unter Gleichklang-Mitgliedern aber insgesamt selten sein.

            Wir werden es uns aber in der Zukunft genauer anschauen!

        • Philipp says:

          Für mich zeigen die Ergebnisse, dass der Aufbau und Grundsatz von Gleichklang rechtsgerichtete eher nicht anzieht. Was auch gut so ist. Ebenso wird es BSW nahe abhalten.
          Finde dennoch, dass viele Haltungen auch ambivalent, vielschichtig und vielvältig sein können (wahrscheinlich werde ich auch so wahrgenommen). Gerade Corona hat vieles schwieriger und diffuser gemacht.

            1. Du hast völlig recht, dass wir in einer hochgradig ambivalenten und durch Vielschichtigkeit gekennzeichneten Welt leben und dass sicherlich auch alle erfassten Einstellungen der Gleichklang-Community noch einmal auf der Basis vielschichtiger und individueller Überlegungen zustande kommen.

              1. Mirjam says:

                Sehr geehrter Herr Gebauter,

                Vielen Dank für Ihren Beitrag, wirklich interessant. Ich bin natürlich erschrocken darüber, dass ich als Christin zu einer offenbar weniger offenen Gruppe zugehörig fühlen muss. Das deckt nicht ganz mein Erfahrungsbereich. Ich halte mich für einen weltoffene Menschen, der auch anderen Religionen offen interessiert gegenüber ist. Entdecke gleichzeitig, dass viele mir vorgeschlagene Personen eher Christentum ablehnend gegenüber stehen, dafür allen anderen Religionen offen gegenüber sind. Vielleicht stimmt es, dass Christen konservativer sind – ich bin es eindeutig nicht. Ich habe eher den Eindruck, dass es inzwischen auch einem Klischee in der Öffentlichkeit entspricht. Ich entdecke viel Weltoffenes und könnte bei allem zustimmen. Vielleicht habe ich es nicht getan, weil ich mich nicht so tierfreundlich darstellen wollte, da es nicht meine Präferenz im Leben ist, aber ich es sehr wohl zu schätzen weiß, wenn sich andere dafür einzusetzen wissen? Vielleicht habe ich etwas nicht angekreuzt, weil ich da zu wenig weiß und unsicher bin?
                Jedenfalls bin ich nicht so ganz sicher, ob die Antworten hier auf Politisches Denken schließen lassen.
                Jetzt muss ich mich ja befürchten, wenn ich mich als Christin oute, als konservativ eingeschätzt zu werden und entsprechende Vorschläge zu bekommen.
                Aber naja, es gibt eben immer solche und solche wie eben in der Esoterik auch. Man/Frau muss halt immer genau hinhören. Danke für die Anregung!

                  1. Wobei Du in den Ergebnissen auch siehst, dass die große Mehrheit aller Christ:innen bei Gleichklang nicht konservativ ist. Deshalb habe ich auch Folgendes über die dargestellten empirischen Befunde geschrieben:

                    Dies bedeutet keineswegs, dass alle oder die meisten Christ:innen bei Gleichklang konservativ wären. Ganz im Gegenteil! Schließlich stimmt die große Mehrheit auch der Christ:innen bei Gleichklang den emanzipatorischen Themen dezidiert zu.

                    Aber insbesondere innerhalb der Gruppe derjenigen, die sich als christlich bezeichnen und sich von anderen Religionen/Einstellungen zur Religion eher abgrenzen, gibt es eben etwas häufiger konservativ oder anti-emanzipatorisch denkende Personen als dies innerhalb der anderen religionsbezogenen Gruppen bei Gleichklang der Fall ist. Aus den Ergebnissen wird also eine konservative Tendenz des Christentums sichtbar, die viele gar nicht betrifft, aber manche schon.

                    Und natürlich dürfen wir eben niemals Gruppenkategorien Einzelnen überstülpen. Nur weil es einen Mittelwertunterschied zwischen Gruppen gibt, sagt das nichts über einzelne Menschen aus:

                    Es ist essenziell, dass wir niemals Einzelpersonen Gruppenkategorien überstülpen, sondern die einzelnen Menschen in ihrem individuellen Sein wahrnehmen. Dies gilt nicht nur für LGBTQ+-Personen, Geflüchtete, Mitglieder diskriminierter Ethnien, sondern ebenfalls für die Anhänger:innen aller religiösen Glaubenssysteme und Einstellungen zur Religion.

                    Entsprechend gilt es bei rechtsgerichteten Christ:innen, Atheist:innen oder Esoteriker:innen nicht zu beklagen, dass sie christlich, atheistisch oder esoterisch sind, sondern dass sie rechtsgerichtet denken und damit sich nicht einbringen können in den Versuch, eine auf Mitgefühl, Empathie und Solidarität beruhende Welt zu schaffen.

                    Das Hauptergebnis ist letztlich, dass religiöse Einstellungen bei Gleichklang-Mitgliedern nur einen geringen Zusammenhang zu politischen Einstellungen zeigen.

            2. Marco Frank says:

              Nicht verwunderlich da die meisten auf Gleichklang Ü40 sind. Rechts sein ist U30 vorbehalten die erkennt in welche Bredouille die 68er(und im Geiste 68er) sie mit Freiheits & Emanzipationsgebaren gebracht haben

                1. Die Nicht-Umsetzung von Freiheit und Emanzipation hat uns dazu gebracht, dass wir dabei sind, unsere Umwelt zu zerstören, Menschlichkeit außer Kraft zu setzen und stattdessen auf Sündenböcken rumhacken wollen.

              • Eva says:

                Mich irritiert dieser Artikel ein bisschen. Was ist denn rechts und links? Ich finde, mit diesem Schubladendenken sollte endlich aufgehört werden, weil:
                1. Das Ganze ist ein Kreis. Extrem rechts und extrem links liegen ganz nah beieinander.
                2. Es scheint mir, dass heute alles, was nicht dem Regierungs Narrativ entspricht, als rechts eingestuft wird, es sagt überhaupt nichts darüber aus, wie jemand denkt. Viele, die sich immer als links gesehen haben, stehen heute da und reiben sich die Augen, weil sie plötzlich in die rechte Ecke gestellt werden..
                3. Rechts und Links hat sich in den letzten Jahren um 180 Grad gedreht. Waren früher die Rechten die Militaristen und Kriegstreiber und die Linken die Pazifisten, nehme ich das heute umgekehrt war. Die grossen Kriegstreiber sind die Linken und die Grünen, es ist zum Fremdschämen, während sogenannte Rechte, wie zB. Orban versuchen über Diplomatie den Frieden wieder zu finden.

                Wenn jemand findet, kriminelle Migranten solle man abschieben, heisst das nicht, dass diese Person menschenverachtend ist, im Gegenteil, es geht ja darum, auch hier bei uns die Schwachen zu schützen und es heisst auch nicht, dass Flüchtlinge nicht willkommen sind. Das wird nur immer so hingestellt. Somit kann man gewisse Dinge nicht ansprechen, weil man dann gleich in die rechte Schublade gesteckt wird.
                Aus diesen Gründen sagen die Kategorien Rechts/Links nichts mehr über einen Menschen aus, ausser, ob er Regierungsnah oder -fern ist.

                Im Übrigen heisst sich selbst zu verbessern (ob durch Esotherik, Spritualität irgendeine Religion oder was auch immer), dass das auch der Welt und der ganzen Menschheit zugute kommt. Wenn jeder sich bemühen würde ein besserer Mensch zu werden, hätten wir die ganzen Probleme nicht. Liebe und Respekt sind wichtig, vergesst rechts und links.

                  1. Wir haben die Frage der eigenen Einstufung als links, eher links, eher rechts, rechts auch in der Umfrage enthalten. In diesem Blog-Artikel habe ich ja erst einen Teil der Befunde geschildert. Dabei zeigt sich, dass alle sieben emanzipatorischen Grundthemen hochsignifikant und stark mit der Selbsteinschätzung korrelieren in dem Sinne:

                    Je stärker jemand angibt, links zu sein, desto stärker (im Durchschnitt) will sich diese Person auch für Geflüchtete, LGBTQ+, Entschädigung für die koloniale Gewalt, sofortige Maßnahmen gegen den Klimawandel, Tierrechte etc. einsetzen.

                    Es gibt auch einen internationalen Forschungsstand, der aufzeigt, dass Personen, die Merkmale rechtsgerichteten Denkens aufweisen, mehr Vorurteile haben, weniger empathisch sind, mehr Fleisch essen, häufiger Konzepte toxischer Maskulinität vertreten etc.

                    Es ist also schon ganz objektiv so, dass diese Begriffe weiterhin ihre inhaltliche Relevanz haben.

                    Ich sehe nicht, dass links und rechts sich verdreht haben, auch nicht bezüglich der Friedensfrage:

                    Die Motivation von AfD-Anhänger:innen, gegen den Ukraine-Krieg zu sein, ist eine komplett andere, als die Motivation von linksdenkenden Menschen, für einen Waffenstillstand einzutreten, und auch ganz anders als eine pazifistische Motivation.

                    Die “rechte” Motivation glorifiziert Putin, findet seinen erzkonservativen Familienkurs und seine Brutalität gut. Oder denkt so:

                    Wir sind nicht die Ukraine, was geht uns das an?

                    Die “linke” Motivation für einen Waffenstillstand (wie sie bei Gleichklang-Mitgliedern dominiert) stellt sich gegen Putin und beschönigt ihn nicht, glaubt aber, dass der Verlust von Menschenleben unbedingt zu vermeiden ist und deshalb alle Möglichkeiten proaktiv ausgeschöpft werden müssen, um den Verlust von Menschenleben zu verhindern. Oder die pazifistische Motivation (die ebenfalls links ist, wobei aber nicht alle Linke pazifistisch sind) glaubt an die durchgreifende Kraft von friedlichem Widerstand und wendet sich daher – ganz anders als z. B. die AfD – überall gegen militärische Strukturen.

                    Zu Deinen Ausführungen zur Kriminalität:

                    Ich selbst bin ja forensischer Psychologe, habe viele Jahre als Gerichtsgutachter gearbeitet und mich mit diesem Thema daher stark auseinandergesetzt. “Abschiebung” ist keine Lösung für Kriminalität und stellt eher eine Struktur der Härte her, von der bekannt ist, dass sie Kriminalität fördert:

                    Menschen werden in den Untergrund getrieben, mafiose Strukturen entstehen, auf die sie angewiesen sind etc.

                    Wir haben ein Strafrecht, was für alle einfach angewandt werden kann und sollte, Abschiebung brauchen wir dazu nicht. Wenn es dann noch heißt, z. B. jemanden nach Afghanistan abzuschieben nach dem Motto ” greift er Afghan:innen an, ist es nicht schlimm” oder nach dem Motto “sollen die Taliban ihn einen Kopf kürzer machen”, ist dies nicht nur inhuman, sondern zutiefst unsolidarisch.

                    Wir alle in Deutschland leben nur deshalb auf dem jetzigen Niveau, weil anderswo billige Rohstoffe etc. ausgebeutet werden. Ohne den Kolonialismus würde es den Menschen in Deutschland nicht so gut gehen. Da gehört es zur Wiedergutmachung nach meiner Einschätzung dazu, dass nicht alle Probleme auf andere abgeschoben werden.

                    Übrigens wird nach Dunkelfeldstudien jeder zweite Jugendliche eines Tages straffällig (es wird sogar von Normalität von Kriminalität im Jugendalter gesprochen). Es müssten also alle Migrantenfamilien in permanenter Angst um ihre Kinder sein, denn anders als Deutsche würden die dann ja abgeschoben…

                    Der Vorschlag, Menschen, die Straftaten begehen, abzuschieben, senkt Straftaten nicht, sondern fördert illegale Strukturen. Er dient also allein der Rache und der Sündenbockfunktion.

                    So wird von dem abgelenkt, was wichtig ist, z. B. Klimawandel oder auch die Sachlage, dass tausende Menschen in den Meeren ertrinken.

                    In einer Situation, in der unsere ganze Erde ökologisch kippt und nach wissenschaftlichen Berechnungen in ca. 20 Jahren 1,2 Milliarden Menschen wegen Klimawandel ihre Heimat verlassen müssen, ist es nach meiner Ansicht dysfunktional, sogar bizarr, stattdessen über straffällige Migrant:innen zu sprechen. Das entspricht der Trump-Denke, die Welt für kurzfristige Privatinteressen in den ökologischen Kolaps zu treiben und die Aufmerksamkeit/Wut der Bevölkerung auf Migrant:innen abzulenken. Frei nach dem Motto “haltet den Dieb”.

                    Einen Artikel von mir zur Unwirksamkeit harter Maßnahmen gegen Kriminalität im Heft der Konrad-Adenauer-Stiftung findest Du hier Der beste Schutz gegen Kriminalität ist Menschlichkeit und Rehabilitation.

                    Natürlich ist nicht jeder unempathisch-verhärtet, der sich auf den Zug “kriminelle Migrant:innen abschieben” ziehen lässt. Leider durchschauen viele die Zusammenhänge nicht und lassen sich so durch rechte Hetzer:innen instrumentalisieren, andere zu Sündenböcken zu machen, anstatt sich auf die wichtigen Themen zu fokussieren, von denen sie nunmehr abgelenkt werden.

                    Deine Anmerkung zur Verbesserung stimme ich zu. Ich sehe es nicht so, dass Ansätze, die auf Selbstverbesserung ausgerichtet sind, per se egoistisch wären, sie können prosozial eingebettet werden.

                • Frank R. says:

                  Ich finde die die Fragestellung “Waffenstillstand Ukraine Ja oder Nein?” höchst unterkomplex.
                  Zumindest die Ergänzung “Auch wenn dies zu einer dauerhaften Unterdrückung der ukrainischen Bevölkerung durch die russischen Besatzer führen wird?” wäre als Ergänzung hier sinnvoll gewesen. Natürlich wünscht sich doch jeder Frieden, nur viele verstehen leider nicht welcher Preis dieser kosten wird.

                    1. Dein Ergänzungsvorschlag wäre zu suggestiv und auch inhaltlich ggf. falsch. Denn weißt Du, welche Folge am Ende die Fortsetzung des Krieges und kein Waffenstillstand haben wird? Leider sind die Folgen von allen möglichen Handlungsoptionen nicht sicher vorhersehbar. Das gilt nicht nur für Waffenstillstand, sondern auch für Krieg.

                      Übrigens war die Frage genau deshalb nicht nach Frieden (was jeder bejaht), sondern nach einem sofortigen Waffenstillstand, was keineswegs jeder bejaht. Bei Gleichklang ist hier die Mehrheit aber in der Tat eindeutig, wobei es wiederum eine relevante Minderheit gibt, die es anders sieht.

                      Wobei es nach meiner Ansicht auch ein Problem ist, dass viele derjenigen, die einen Kompromiss (den es ja eines Tages vermutlich doch geben wird – ob ich damit recht habe, werden wir erst später wissen) ausschließen, selbst nicht ihr eigenes Leben oder das Leben ihrer Kinder opfern wollen, was ich verstehe. Insofern ist das alles nicht so leicht.

                      250000 ukrainische Männer halten sich z. B. in Europa auf, unzählige weitere verstecken sich, weil sie eben nicht kämpfen wollen. Auch deren Interessen müssen berücksichtigt werden.

                      Eine zweite Frage bezog sich übrigens auf Waffenstillstand und Einfrieren des Verlaufs, bis später einmal eine Lösung gefunden wird. Da waren die Mehrheitsverhältnisse ähnlich.

                      Das ist wirklich ein sehr schwieriges Thema, wobei mein eigener Standpunkt ist, dass wir niemals jemanden zwingen dürfen, zu kämpfen, und wir gerade dann nach Verhandlungslösungen und vorläufigen Lösungen umso aktiver suchen sollten, desto weniger sie als umsetzbar erscheinen. Natürlich ist „Waffenstillstand“ nicht einfach ein Zauberwort, was alles löst. Aber Krieg auch nicht.

                      1. Frank R. says:

                        Danke für deine Antwort, lieber Guido. Ich möchte hierzu aber noch einmal Stellung nehmen.

                        > Dein Ergänzungsvorschlag wäre zu suggestiv und auch inhaltlich ggf. falsch. Denn weißt Du, welche Folge am Ende die Fortsetzung des Krieges und kein Waffenstillstand haben wird?

                        Finde nicht, dass mein Vorschlag suggestiv ist. In bereits durch Russland besetzten Gebieten wurden ja schon Gräueltaten durchgeführt s. Butscha oder Irpin. Es werden auch ca. 40000 Ukrainer vermisst und allein 20000 Kinder gelten als verschleppt. Es gibt also keinen Grund zur Annahme, dass sich das bessern würde, wenn Russland weiter Fortschritte macht bzw. weiter an der Besatzung festhält.

                        > “Übrigens war die Frage genau deshalb nicht nach Frieden (was jeder bejaht), sondern noch einem sofortigen Waffenstillstand, was keineswegs jeder bejaht.”

                        Naja Zustimmungsraten bei ca. 90 Prozent sind schon fast so gut wie jeder.

                        > “Wobei es nach meiner Ansicht auch ein Problem ist, dass viele derjenigen, die einen Kompromiss (den es ja eines Tages vermutlich doch geben wird – ob ich damit recht habe, werden wir erst später wissen) ausschließen, selbst nicht ihr eigenes Leben oder das Leben ihrer Kinder opfern wollen, was ich verstehe. Insofern ist das alles nicht so leicht. 250000 ukrainische Männer halten sich z. B. in Deutschland auf, unzählige weitere verstecken sich, weil sie eben nicht kämpfen wollen. Auch deren Interessen müssen berücksichtigt werden.”

                        Das mag gut sein. Aber wir sollten hier nicht über die Ukrainer urteilen. Diese müssen entscheiden wie sie mit der schwierigen Lage weiter umgehen wollen und nicht wir aus der Ferne.
                        Gezwungen wird auch von unserer Seite bestimmt niemand in der Ukraine kämpfen soll. Das wäre mir zumindest neu.

                        PS: Kompromisse gibt es in Kriegen in der Regel so gut wie nie. Ein Blick in die Geschichte zeigt der Sieger entscheidet über den “Kompromiss”, man könnte auch sagen er diktiert den Frieden. Und selbst wenn jetzt ein Waffenstillstand stattfinden würde, dann könnte Putin einen großen Erfolg verbuchen.
                        Ergo supporten diejenigen, die für einen Waffenstillstand sind, auch die bislang durchgeführten Eroberungen Russlands. Leider ist das so.
                        Man stelle sich mal vor in Deutschland wären zwei Bundesländer von einer ausländischen Macht besetzt und den Konflikt würde man dann von außen einfrieren wollen.
                        Ich frage mich nur, wollen die Bejaher somit bewusst wie zB die AFD damit Russland unterstützen oder will man sich nur symbolisch die Finger nicht schmutzig machen, weil man Waffenlieferungen ja grundsätzlich nicht gut findet?
                        Kurz und gut mir gibt diese Auswertung zu denken.
                        Leider bestätigt das auch meine Erfahrung im Umfeld von Gleichklang. Nur eher in der Richtung, dass Leute sich nicht tiefer damit beschäftigen wollen, weil es doch ein sehr unangenehmes Thema ist. Für einen Waffenstillstand zu sein, ist da leicht gesagt. Ich stimme dir zu ein schwieriges Thema mit dem wir uns aber auseinander setzen müssen.

                          1. Frank R. says:

                            Muss korrigieren, die Zustimmung liegt eher bei 80% und nicht bei 90%. Sorry, da hab ich schlampig geschaut.
                            Was ich aber auch sehr hoch finde.

                              1. Die Zustimmung ist auch hoch, aber ich denke dies ist die Realität in unserer Community.

                            • Aber es müsste dann auch eine weitere mögliche Ergänzung hinzu, nämlich, dass womöglich ohne einen Waffenstillstand weitaus mehr Menschen sterben werden und es alles andere als sicher ist, dass Russland den Krieg verliert. Es wird gerade überlegt, das habe ich den deutschen Medien entnommen, was mit denen geschehen soll, die im wehrfähigen Alter hier sind. Es leben doch sehr viele Menschen in Angst, weil sie eben weder ihr eigenes Leben noch das ihrer Familie geben wollen. Sie fliehen in die ganze Welt. Ein Recht auf Wehrdienstverweigerung gibt es leider nicht.

                              Ich stimme Deiner Sichtweise zu den mangelnden Kompromissen nicht zu. Hätten im Korea-Krieg noch Millionen weitere sterben sollen? Ist das Einfrieren nicht besser als das weitere Töten?

                              Die, die dem Waffenstillstand bei uns (Gleichklang) zustimmen und ein Einfrieren fordern, haben (in überwältigender Mehrheit) nichts mit AfD-Anhänger:innen zu tun, sondern sie glauben einfach nicht, dass Menschen geopfert werden sollten und wollen nicht auf einen komplett unsicheren/spekulativen Kriegssieg, sondern auf ein Einfrieren setzen (eben weil keine Lösung derzeit erzielbar ist) mit der Idee, dass irgendwann, vielleicht wenn Putin Vergangenheit ist, eine Lösung erzielt werden kann.

                              Vergiss bitte nicht, dass viele derjenigen, die jetzt unter den Mainstream-Parteien gegen einen Waffenstillstand sind, begeistert Putin beklatscht hatten im Bundestag. Um Menschenrechte geht es ihnen daher sicher nicht, sonst wäre dies ja nicht geschehen.

                              Dass es Dir aber um Menschenrechte geht, glaube ich gerne – und es ist wirklich schwierig. Wir sind mit Ambiguitäten und Ambivalenzen in hohem Ausmaß konfrontiert.

                              1. Frank R. says:

                                Also es besteht keine Absicht der Bundesregierung Wehrdienst unwillige Ukrainer abzuschieben. Auch wenn es eine Diskussion um das Thema gibt. Nur so einfach würde das auch nicht gehen.

                                Ein Einfrieren wie im Korea Krieg möchten wir den Ukrainern besser nicht wünschen. Wie ich finde ein etwas seltsamer Vergleich. Der Krieg in der Ukraine war die letzten Jahre mehr oder weniger halbwegs eingefroren und man hat gesehen wozu das geführt hat.

                                Putin wurde in seiner Rede damals im Bundestag beklatscht weil er noch neu war und Hoffnung auf ein offenes Europa-zugewandtes Russland gemacht hat. Das ist leider nicht eingetreten und keiner konnte das damals ahnen.
                                Das kann man bestimmt nicht den “Mainstream” Parteien vorwerfen. Überhaupt was ist das für eine merkwürdige Begrifflichkeit “Mainstream Parteien”? Was ist eine Mainstream Partei und was nicht?
                                PS: Seine Reden heutzutage sind genau das Gegenteil von dem was er damals gesagt hat. Nämlich antiwestlich, nationalistisch und antiliberal.

                                Besser wäre dennoch gewesen zu fragen, wer dafür ist die Ukraine militärisch zu unterstützen und wirtschaftlich zu boykottieren und wer nicht?

                                Weil das letztendlich die einzige Art von Einfluss ist, die wir auf den Konflikt direkt nehmen können, neben der Diplomatie.
                                Aber mit Putin erfolgreiche Gespräche zu führen, solange er denkt er kann die Ukraine militärisch in die Knie zwingen, wird kaum gelingen und ist leider naiv.
                                Und wenn dann ginge das evtl nur über Druck von China, aber das wäre zu viel der Politik an dieser Stelle und ist auch nicht zu erwarten.

                                • Die USA deportieren Wehrdienstverweigerer zurück nach Russland – hier der Guardian-Artikel: https://www.theguardian.com/us-news/2023/mar/18/biden-administration-russia-deportations Deutschland verweigert ihnen das Asyl hier ein Bericht der DW. Nach dem Bericht sollen sie in europäische Länder abgeschoben werden, in denen ihnen die Kettenabschiebung nach Russland droht. Putin war damals übrigens mitten im Tschetschenienkrieg. Amnesty International hatte Monate vor den begeisterten Ovationen im Bundestag die EU aufgefordert, aufzuhören, die Augen vor den schweren Menschenrechtsverletzungen zu verschließen: https://www.amnesty.org/en/documents/eur46/031/2001/en/ Ich denke, die Reaktion wäre anders gewesen, wenn es christliche Ukrainer:innen gewesen wären – vermutlich wären die Ovationen ausgeblieben. Die westliche Menschenrechtspolitik ist nach meiner Wahrnehmung, die sich u. a. auf solche Vorkommnisse bezieht, eine Rhetorik, die zahlreiche Menschen gewissermaßen vom Menschsein ausnimmt. Ich persönlich wünsche mit der Mehrheit unserer Mitglieder tatsächlich ein Einfrieren, weil ich keinen einzigen weiteren Menschen sterben lassen möchte und weil ich zudem sogar Gebietsgewinne Russlands befürchte. Aber in meinem Artikel ging es mir um die Darstellung, wie die Mitglieder in Gleichklang zu dieser Frage stehen. Ich denke, wir können es dabei stehen lassen und den Dissens als Dissens annehmen.

                        • Steven says:

                          Interessant. Ich hätte es komplett anders eingeschätzt, weil meine eigenen subjektiven Erfahrungen so sind und/oder waren.

                          Sowohl bei meinen eigenen Einstellungen als auch bei den “nahegelegten” Einstellung von der Beratung von Gleichklang per privater Nachricht.

                          Herausgekommen sind etliche Kontakte, die von indirekten Beschimpfungen bis wenig subtile “ich bin erleuchtet, du nicht”-Herabwürdigungen alles drauf hatten. Oder auch: Keine Ahnung, warum ich einen Atheisten vorgeschlagen bekomme, wenn ich doch Christ bin? Gab es auch alles und abgewandelt mit vielen anderen Glaubensrichtungen und Spiritualitäten.

                          Als Atheist ist mir egal, woran jemand glaubt, solange ich dafür nicht drunter leiden muss.

                          Wenn ich vom Beratungsdienst von Gleichklang gefragt werde, ob ich alle Vorschläge öffne und sage: Nein. Dann kommt die Frage nach dem Warum, die ich mit oben beschriebenen beantworte. Dann heißt es, ich solle doch bitte nicht alle über einen Kamm scheren. Unberücksichtigt wird dann gelassen, das meine Erfahrungen auf Dutzende Kontaktversuche basieren, nicht auf ein, zwei oder fünf.

                          Und auf die Frage, warum ich bei entsprechenden Einstellungen immer noch so viele weit abweichenden Kandidaten vorgeschlagen bekomme, weicht man aus.

                          Dabei wären meine Einstellungen und mein Profil, die Fragestellung und alles Drumherum eine gute Möglichkeit zum Troubleshooting gewesen. Es scheint ja einiges nicht zu stimmen oder die Priorisierung falsch eingestellt/programmiert zu sein.

                          Da verliert sich schnell die Lust im Nirgendwo.

                            1. Julia Titze says:

                              Kann ich als Atheistin leider nur vollumfänglich bestätigen. Beim Thema Religion hört bei Religiösen der Spaß ganz schnell auf!

                                1. Nach unseren Eindrücken ist es so:

                                  Es gibt Menschen mit religiösen Vorstellungen, die in einer Beziehung dezidiert eine Übereinstimmung suchen und in solchen Beziehungen auch glücklicher werden. Ebenso gibt es Atheist:innen, denen es wichtig ist, dass sie mit Partner:innen hier weltanschaulich übereinstimmen. Genau für diese Mitglieder bieten wir auch das Matching an.

                                  Es gibt ebenso religiöse und a-religiöse Menschen, denen das Thema Religion für die Partnersuche nicht wichtig ist, sodass eine Berücksichtigung im Matching auch nicht notwendig oder sinnvoll ist.

                                  Schließlich gibt es manchmal Personen, denen es eigentlich nicht um die Religion geht, sondern um die Befürchtung, dass z.B. Menschen mit bestimmten Religionen rechts, homophob etc. seien. Dies trifft aber bei Gleichklang-Mitgliedern nahezu nie zu, sodass diese Befürchtung, was den Teil der Menschen betrifft, die zu uns kommen, gegenstandslos ist.

                              • Es gibt diesbezüglich keinen Programmierfehler. Aber gerne schaue ich es mir an, wenn Du mir Dein Pseudonym mitteilst, um Dir genauer antworten zu können. Wenn Du aber aus den Gründen Vorschläge nicht öffnest, wundert es mich ein wenig, weil alle diese Kriterien sind ja nicht erkennbar, wenn Du den Vorschlag nicht öffnest.

                                Ich weiß nicht, woran bei Dir diese vielen negativen Erfahrungen liegen. Statistisch sieht es etwas anders aus und hinter Statistiken sind ja echte Menschen. Auch Mitglieder mit unterschiedlichen Religionen/Einstellungen zur Religion können tragfähige Beziehungen aufbauen und aufrechterhalten. Aber vielleicht ist es doch so, dass bei Dir dies Thema einfach sehr wichtig ist und wenn dies der Fall ist und das für Dich auch eindeutig feststeht, dann musst Du eben einschränken.

                                Tipps durch unser Team sind immer nur Tipps. Sie sind weder in jedem Einzelfall richtig, noch können sie am Ende die Entscheidung durch die Partnersuchenden abnehmen. Unsere Aufgabe ist es, die Konsequenzen zu erklären (z. B. Auswirkungen auf Vorschlagsanzahl, typische Erfahrungen von Personen in Beziehungen etc.).

                                Wie gesagt, ich schaue mir gerne Deinen Account an, wenn Du mich Dein Pseudonym wissen lässt.

                            2. Willi Peter says:

                              Das Unternehmensprofil von Gleichklang ist „ökologisch / divers / solidarisch“. In einem früheren Gleichklang Blog Artikel wurde ja schon die politische Einstellung der Gleichklang Mitglieder beleuchtet. Da werden sich rechte Esoteriker wohl eher selten hin verirren, geschweige denn Geld für die Teilnahme ausgeben. Sie werden von dem „wokelinksgrünversifften Verein“ eher Abstand nehmen.
                              Insofern überrascht das Ergebnis dieser Untersuchung nicht. Wo solche Menschen nicht, oder nur marginal vertreten sind, wird man auch keine Zusammenhänge zwischen Religion, Spiritualität oder Einstellungen mit den politischen Einstellungen und Überzeugungen finden können.

                                1. Julia Titze says:

                                  Absolut zutreffend. Denn im näheren und weiteren Umfeld gibt es diese Kombi deutlich beobachtbar eben bedauerlicherweise sehr wohl.

                                    1. Die Kombi gibt es ohnehin, weil sich ja alle Merkmale immer miteinander kombinieren können. Aber eine echte Kombi ist es nur dann, wenn z. B. Merkmal A wirklich nachweisbar häufiger mit Merkmal B zusammengeht, als mit Merkmal C und es an keinen weiteren Merkmalen liegt. Ich habe derzeit (auch bei Lesen der Literatur) nicht den Eindruck, dass z. B. Esoterik öfter mit rechten Denken einhergeht als z. B. Christentum oder Islam, wobei alle drei auch links-progressiv sein können. Es gibt z. B. die linke Befreiungstheologie, aber es gibt auch rechte Evangelikale. Das Gleiche im Islam und das Gleiche in der Esoterik. Und natürlich gibt es auch dezidiert rechte Atheist:innen.

                                      Der enorme Einfluss der Evangelikalen ist derzeit u. a. in den USA zu beobachten. Sie unternehmen auch organisierte Kampagnen, um z. B. eine strafrechtliche Verfolgung von LGTBQ+ in afrikanischen Staaten und anderswo voranzubringen.

                                      Insofern scheint es mir empirisch nicht korrekt zu sein, das Hauptaugenmerk auf Esoterik zu lenken, wenn in Wirklichkeit rechtes Denken überall stattfinden kann und etwa eine stärkere Verbindung von Esoterik zu rechtsgerichtetem Denken als von Christentum zu rechten Denken nicht belegt ist.

                                      Ich sehe die Gefahr, eine Richtung selektiv herauszunehmen und damit am Ende auf das typische Muster der gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit hereinzufallen, wo auch ganze Gruppen und dann deren Mitglieder herausgegriffen werden. Davor sollten wir uns unbedingt hüten.

                                      Ich denke daher, wir sollten nicht das Hauptproblem bei den Religionen der jeweiligen Personen sehen, sondern bei den politischen Einstellungen. So wollte ich es im Artikel auch ausdrücken:

                                      Entsprechend gilt es bei rechtsgerichteten Christ:innen, Atheist:innen oder Esoteriker:innen nicht zu beklagen, dass sie christlich, atheistisch oder esoterisch sind, sondern dass sie rechtsgerichtet denken und damit sich nicht einbringen können in den Versuch, eine auf Mitgefühl, Empathie und Solidarität beruhende Welt zu schaffen.

                                      Bei Gleichklang sind wir religiös neutral und es sind alle Religionen und Einstellungen zu Religionen willkommen, während wir uns von rechten/menschenverachtenden Denkweisen klar abgrenzen. Bei uns sind Esoteriker:innen nicht anfälliger für solche Denkweisen als Personen mit anderen Religionen/Einstellungen zur Religion – und offen gesagt sehe ich diesen Beleg auch nicht durch die Literatur erbracht, da nahezu immer der Vergleich fehlt.

                                  • Aber das müsste dann ja genauso für Christ:innen gelten. Nach Deiner Argumentation sollte sich hier ebenfalls kein konservativer Zug zeigen, da die entsprechenden Personen nicht zu uns kommen.

                                    Deine Überlegungen sind richtig, aber nicht 100 % realistisch:

                                    Es gibt einige Mitglieder, die unsere Seite nicht einmal durchlesen oder auch nur anlesen und oft sehr überrascht sind über unsere Vermittlung in vielen Parametern. Sie wussten nicht, wer wir sind und was wir tun. Gleichzeitig kommen manche Menschen aus ganz anderen Gründen zu uns (z. B. Behinderungen, Hochsensibilität etc.), ohne dass die gesellschaftliche Ausrichtung bei Gleichklang für diese dezidiert eine Rolle spielen würde.

                                    Insofern denke ich, dass wirklich deutlich bestehende gesellschaftliche Mittelwertunterschiede sich meistens auch innerhalb von Gleichklang zeigen sollten. Tatsächlich sehen wir das auch bei anderen Merkmalen, u. a. bei Geschlechter-Unterschieden, wo Männer auch bei Gleichklang (im Vergleich zu anderen Geschlechtern/Gendern) eher antiemanzipatorische Einstellungen bejahen, mit Frauen in der Mitte und nicht binären Personen am anderen Ende – wobei aber auch die meisten Männer bei uns wegen unserer Ausrichtung emanzipatorische Einstellungen bejahen.

                                    Auch Veganer:innen bei Gleichklang sind politisch noch einmal stärker progressiv in den anderen Bereichen als Nicht-Veganer:innen. Innerhalb unserer Community zeigen sich im Grunde die gleichen Mittelwertunterschiede, die auch sonst in der Literatur berichtet werden, nur dass der Mittelwert stark nach links verschoben ist.

                                    Aber es ist völlig richtig – und so sehe ich die Auswertung auch – dass diese sich in ihrer Gültigkeit insbesondere auf die Gleichklang-Community bezieht. Deutlich wird dadurch jedoch fraglos, dass alle Religionen und Einstellungen zur Religion auch dezidiert mit einer Zustimmung zu emanzipatorischen Einstellungen vereinbar sein können und bei Gleichklang eben meistens tatsächlich mit ihnen zusammen auftreten. Dies darzustellen, war eines der Hauptziele meines Artikels, auch weil mir aufgefallen ist, dass manche Mitglieder annehmen, dass sie von der Religion/Einstellung zur Religion auf die gesellschaftliche Ausrichtung schließen können, was aber jedenfalls für unsere Community ein Irrtum ist.

                                2. Kerstin says:

                                  Danke für diese Anmerkung, das hat mich auch gestört.

                                  Noch erschreckender finde ich allerdings die Unterkomplexität in Bezug auf Gaza/Israel. Hier haben wir ganz klar ein Wiedererstarken des Antisemitismus – und mich stört wirklich, dass die Menschenfeindlichkeit gegenüber Juden und Jüdinnen in der Umfrage keine Rolle spielt. Der mediale Diskurs zu “Palästina” wird von der rechten Hamas/Muslimbrüderschaft bestimmt, der Aspekt der Selbstverteidigung der Juden angesichts eines erneuten Genozids (siehe die Charta der Hamas und dementsprechende Aussagen der Führung) kommt zu kurz, der Staat Israel wird ähnlich wie die Ukraine von Auslöschung bedroht. So könnte es meiner Meinung nach durchaus “rechts” oder besser vielleicht: menschenfeindlich sein, die Opfer daran zu hindern, sich mit Waffen zu verteidigen.

                                  Ansonsten freue ich mich, dass progressive Ansichten bei Gleichklang stark vertreten werden. Danke für diese Ausarbeitung!

                                  • Webseite - www.gleichklang.de
                                  1. Ich selbst orientiere mich an den Berichten der Menschenrechtsorganisationen (Amnesty International, HRW, B’Tselem), Unicef, OXFAM, WHO, Ärzte ohne Grenzen, von denen ich seit vielen Jahren beobachte, dass sie überall auf der Welt (außer B’Tselem, die nicht international tätig sind) für Menschenrechte einstehen, echte Hilfe leisten, die gleichen Maßstäbe anwenden, die Mitarbeiter:innen teilweise ihr eigenes Leben riskieren und zudem bei Bewertung von Kriegshandlungen seit vielen Jahren in allen Konflikten der Welt bewährte Methoden heranziehen. Ich denke, wir sollten unser Urteil zu einem starken Anteil an diesen Berichten orientieren, denn sonst laufen wir Gefahr, uns im Nebel der Propaganda zu verlieren und dabei nicht selten unsere Menschlichkeit auszublenden, die immer allen Menschen gelten muss.

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                                Guido F. Gebauer

                                Geschrieben von

                                Guido F. Gebauer studierte Psychologie an den Universitäten, Trier, Humboldt-Universität zu Berlin und Cambridge (Großbritannien). Promotion an der Universität Cambridge bei Prof. N. J. Mackintosh zu den Zusammenhängen zwischen unbewusstem Lernen und Intelligenz. Im Anschluss rechtspsychologische Ausbildung, Tätigkeit in der forensischen Psychiatrie und 10-jährige Tätigkeit als Gerichtsgutachter. Gründung der psychologischen Kennenlern-Plattform Gleichklang 2006. Schreibt für diesen Blog und für vegan.eu und Hochsensible,.eu. Buchveröffentlichung "A Perfect Match? Online-Partnersuche aus psychologischer Sicht" im Mai 2022 im Edigo Verlag. Gebauer lebt und arbeitet in Kambodscha, wohin er Ende 2015 gemeinsam mit dem Geschäftsführer von Gleichklang Seksan Ammawat ausgewandert ist. Termine für ein ⇒ COACHING (Telefon, Video-Chat) können vereinbart werden. Direkter Kontakt für Anmerkungen zu Artikeln hier: gebauer@gleichklang.de