Nach wie vor entsteht die große Mehrheit neuer partnerschaftlicher Beziehungen außerhalb des Internet. Aber dennoch ist der Trend zur Partnersuche im Internet unübersehbar. So nutzt mittlerweile die Mehrheit der partnersuchenden Singles mindestens zusätzlich die Möglichkeiten der Online-Partnersuche.
Aktuelle wissenschaftliche Befunde zeigen, dass derzeit ungefähr jede dritte Beziehung über das Internet entsteht, wobei ungefähr die Hälfte dieser über das Internet ermöglichten Beziehungen mithilfe einer klassischen Partnerbörse oder Singlebörse gefunden werden.
Doch wie verändert die Partnersuche über das Internet die Selbstdarstellung der partnersuchenden Singles und ihren Umgang mit der Wahrheit? Leistet das Internet dazu Vorschub, falsche oder gar völlig fiktive Angaben zur Person bereit zu stellen? Wie wirkt sich die Selbstdarstellung im Internet auf das tatsächliche Kennenlernen und die Vermittlungschancen aus?
Dr. Guido F. Gebauer, Psychologe bei der Online-Partnerbörse www.Gleichklang.de,hält die manchmal aufgebrachte Diskussion über Lüge und Betrug bei der Partnersuche im Internet für übertrieben. Zur Beunruhigung gebe es keinen Anlass. Denn nach wissenschaftlichen Untersuchungen legen mehr als 90% der partnersuchenden Singles im Internet Wert darauf, einen authentischen Eindruck ihrer eigenen Person zu vermitteln. Grobe Abweichungen von der Wahrheit stehen nämlich einem tatsächlichen Kennenlernen entgegen. Deshalb achte die große Mehrheit derjenigen Singles, die einenPartner finden möchte, darauf, einen möglichst realistischen Eindruck von der eigenen Person zu vermitteln.
Richtig sei allerdings, so Dr. Gebauer, dass Beteiligte der Partnersuche im Internet einige positive Eigenschaften von sich besonders betonen und einige negative Eigenschaften eher zunächst unerwähnt lassen. Es handele sich hier jedoch nicht um grobe Unwahrheiten, sondern lediglich um den nachvollziehbaren Versuch, initial die Aufmerksamkeit und das Interesse einer Person zu gewinnen. Dabei zeigen wissenschaftliche Analysen, dass solche positiven Selbstdarstellungen sogar zur Weiterentwicklung der eigenen Identität beitragen können, indem sie Menschen den Anreiz geben können, sich positiv zu verändern.
Während eine maßvolle positive Selbstdarstellung den Erfolg bei der Partnersuche im Internet nicht gefährde, verbauen sich nach Angaben von Dr. Gebauer Menschen, die völlig fiktive Profile erstellen, die Möglichkeiten zu einer erfolgreichen Partnersuche. Neben finanziell motivierten Betrügern, den sogenannten Love-Scammern, würden vor allem solche Personen fiktive Profile erstellen, denen es gar nicht mehr um ein Kennenlernen in der realen Welt gehe, sondern die in einer virtuellen Phantasiewelt lebten. Dies sei ein Phänomen, welches bei hoher Ausprägung auch krankhafte Ausmaße annehmen könne.
Gerade bei Partnerbörsen, bei denen für eine Mitgliedschaft eine Gebühr bezahlt werden muss, sind aber nach den Worten von Dr. Gebauer grobe Falschangaben und komplett fiktive Profile eine Seltenheit, während bei kostenlosen Dating-Angeboten und offenen sozialen Netzwerk die Schwelle zur Falschangabe bei weitem geringer sei. So hat es jeder durch die Wahl des Anbieters letztlich selber in der Hand, ob er bei der Partnersuche im Internet mit authentischen Menschen oder fiktiven Traumprofilen kommunizieren möchte.