Vergleich von Paaren mit und ohne gemeinsame vegane Lebensweise
- Sind Beziehungen glücklicher und stabiler, wenn in zentralen Aspekten des Lebensstils und der Lebenseinstellungen Übereinstimmung besteht?
- Oder können doch Unterschiede selbst in zentralen Merkmalen durchaus verbinden?
Wir wollten dies wissen und haben dazu eine Umfrage unter Personen durchgeführt, die selbst vegan sind und aktuell in einer Partnerschaft leben.
In der Auswertung verglichen wir dann die Beziehungszufriedenheit und Beziehungsstabilität von vegan lebenden Personen, deren Partner:innen ebenfalls vegan lebten, mit anderen veganen Personen, deren Partner:innen weiterhin Fleisch aßen.
Die hier geschilderten Befunde beruhen auf den Erfahrungen von 635 veganen Personen, die aktuell in einer Beziehung mit einer anderen vegan lebenden oder einer Fleisch essenden Person leben.
Das Durchschnittsalter der Befragten betrug 34,89 Jahre und schwankte zwischen minimal 16 und maximal 84 Jahren.
Diese Umfrage befasste sich mit der veganen Lebensweise, die Ergebnisse können aber auf andere zentrale Bereiche von Werthaltungen und Lebensphilosophie übertragen werden.
Dieser Artikel ist daher für vegan lebende wie auch für andere Partnersuchende interessant, weil er die Frage beantwortet, wie wichtig Gemeinsamkeit ist und was wir bereits bei der Partnersuche tun können, um gute Aussichten für eine künftige glückliche und stabile Beziehung zu begründen.
Kurz zu den Umfragedetails
Bei der Umfrage handelte es sich um eine Online-Umfrage.
Sie können diesen Absatz einfach überschlagen, wenn Sie diese eher technischen Details der Umfrage nicht interessieren. Da es aber auch immer Leser:innen, einschließlich Journalist:innen gibt, die über diese Details Bescheid wissen wollen, werden sie im Folgenden ausführlich geschildert.
Sie können sich hier direkt die Ergebnisse anschauen. Oder Sie überschlagen sogar die ebenfalls sehr detaillierten Ergebnisse und lesen nur das Resümee und die psychologische Einordnung.
Stichprobe
Teilnehmende für diese Umfrage wurden geworden über unsere Newsletter, unsere Webseite vegan.eu, sowie über Facebook-Anzeigen, die sich an Personen mit dem Interessenschwerpunkt Veganismus richteten.
Eingeschlossen wurden in diese Auswertung nur solche Personen, die in der Umfrage schilderten, sich rein pflanzenbasiert zu ernähren, also kein Fleisch, Fisch, Milch oder Eier zu konsumieren.
Zudem wurden ausschließlich Personen eingeschlossen, die aktuell in einer Beziehung lebten und deren Partner:innen entweder ebenfalls vegan lebten oder noch Fleisch aßen.
Drei Personen wurden wegen ungültiger Angaben ausgeschlossen:
- Eine Person hatte angegeben, länger vegan zu leben als es ihrem Lebensalter entsprach.
- Zwei Personen hatten angegeben, dass ihre aktuelle Beziehung länger andauerte als ihr eigenes Lebensalter.
In die Auswertung konnten so 635 Befragte eingeschlossen werden. Unter diesen Teilnehmenden waren 479 Frauen, 137 Männer und 19 nicht-binäre Personen.
Das Durchschnittsalter der Befragten betrug 34,89 Jahre und schwankte zwischen minimal 16 und maximal 84 Jahren.
Die Betreffenden lebten im Durchschnitt bereits 5 Jahre vegan, wobei diese Zeitdauer der veganen Lebensweise in der Stichprobe zwischen minimal weniger als einem Monat und maximal 50 Jahren schwankte.
Durchschnittlich betrug die Dauer der aktuellen Beziehung 6,8 Jahre und schwankte in der Stichprobe zwischen minimal einem Monat und maximal 60 Jahren.
Die Befragten wiesen im Durchschnitt einem im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung eher hohen Bildungsstand auf:
- 42,1 % verfügten über einen Hochschul- oder einen Fachhochschulabschluss.
- 81,5 % hatten mindestens Fachabitur oder Abitur.
- 16,3 % wiesen einen Realschulabschluss als höchsten Abschluss auf.
- 1,7 % gaben einen Hauptschulabschluss an.
- 0,4 % schilderten, über keinen formalen Bildungsabschluss zu verfügen.
Der im Durchschnitt hohe Bildungsstand der Befragten erklärt sich damit, dass vegan lebende Personen häufig einen hohen Bildungsstand aufweisen. Das deutliche Übergewicht von Frauen in dieser Stichprobe erklärt sich hinreichend mit der Sachlage, dass Frauen wesentlich häufiger vegan leben als Männer.
Erhobene Informationen
Alle Teilnehmenden wurden gebeten, anzugeben, ob sie Fleisch, nur Fisch, kein Fleisch, aber Eier oder Milch oder ob sie rein pflanzenbasiert ohne Fleisch, Fisch, Eier und Milch essen.
Zusätzlich wurde von den Teilnehmer:innen die Strenge der veganen Lebensweise erhoben, indem nach dem Konsum von Honig, Gelatine, dem Gebrauch von Wolle oder Seide, Zoobesuchen, dem Kochen nicht veganer Gerichte für andere, dem Einladen zu nicht-veganem Essen, dem Einkauf nicht veganer Produkte gefragt wurde. Für alle diese Merkmale wurde auf einer vier-stufigen Skala erfasst, wie sehr auf sie geachtet wurde (immer, meistens, manchmal, gar nicht).
Die Strenge der veganen Lebensweise wurde durch Summierung dieser Antworten erhalten. Eine Person, die die höchst mögliche Strenge der veganen Lebensweise erreichte, vermied demnach alle erfragten tierischen Produkte für den eigenen Konsum und das Einladen, Einkaufen oder die Zubereitung tierische Gerichte für andere und besuchte keine Zoos.
Die Teilnehmenden wurden gebeten, sich als Mann, Frau oder non-binär zu bezeichnen. Ebenso wurden sie gebeten, den höchsten erreichten Bildungsabschluss auf einer 10-stufigen Skala von kein Abschluss bis Habilitation zu bezeichnen.
Die Befragten gaben an, ob sie Single waren oder aktuell eine Beziehung hatten, wobei nur letztere in die Auswertung einbezogen wurden.
Die globale Beziehungszufriedenheit und die subjektiv wahrgenommene Beziehungsstabilität wurden durch jeweils eine Frage auf einer vier-stufigen Skala (starke Ablehnung, Ablehnung, Zustimmung, starke Zustimmung) erhoben. Diese beiden Fragen lauteten:
- Ich bin mit meiner Partnerschaft rundum zufrieden und glücklich.
- Meine Partnerschaft ist stabil und dauerhaft
Außerdem wurde das Lebensalter in Jahren sowie die Dauer der veganen Lebensweise und die Dauer einer bestehenden Beziehung in Monaten erfragt. Die Wahl von Monaten statt Jahren erfolgte, weil vegane Lebensweise und Beziehungsdauer deutlich unter einem Jahr liegen können. Zeitdauern von unter einem Monat konnten durch eine 0 angegeben werden.
Es wurden weitere Informationen, wie politische Einstellungen, Parteipräferenzen, Gründe für die vegane Lebensweise etc. erfragt, auf die in dieser Auswertung aber nicht eingegangen wird. Es werden weitere Artikel folgen.
Die Umfrage beinhaltete ebenfalls eine Reihe freier Textfelder, wo die Befragten Ihre eigenen Ansichten in freien Worten schildern konnten. Diese werden wir noch qualitativ auswerten und sodann in diesem Blog oder bei vegan.eu publizieren.
Ergebnisse
Darstellung der Befunde
Im Folgenden finden Sie viele Zahlen, die sehr interessant sind.
Aber manchen Leser:innen wird dies zu viel sein. In diesem Fall können Sie diesen Abschnitt schnell durchscannen oder direkt zum nächsten Abschnitt gehen.
Alle wesentlichen Ergebnisse, Bewertungen und Empfehlungen werden im abschließenden Abschnitt Resümee und psychologische Interpretation erläutert und Sie können diese auch ohne Lektüre des Ergebnisteils verstehen.
Häufigkeit von veganen oder Fleisch essenden Partner:innen
Bei 363 oder 57,2 % der 635 Befragten lebten die Partner:innen ebenfalls vegan. Demgegenüber aßen bei 272 oder 42,8 % der Befragten die Partner:innen weiterhin Fleisch.
Es zeigte sich ein starker Geschlechts-Einfluss:
- Bei den befragten veganen Männern war das Verhältnis von veganen zu Fleisch essenden Partner:innen mit 75,9 % (vegan) zu 24,1 % (Fleisch) wesentlich klarer zugunsten von vegan als bei den befragten Frauen, wo dies Verhältnis 48,6 % (vegan) zu 51,4 % (Fleisch) betrug. Bei den nicht-binären Personen betrug das Verhältnis 68.4 (vegan) zu 31,6 (Fleisch).
Die Anzahl der nicht-binären Personen war für eine darüber hinausgehende statistische Auswertung aber zu gering war. Der Unterschied zwischen Frauen und Männern war statistisch signifikant:
- Vegane Frauen gaben wesentlich häufiger als vegane Männer an, dass ihre Partner:innen Fleisch essen würden.
Einen statistisch signifikanten und moderaten Zusammenhang zeigte der Strengegrad der veganen Lebensweise mit der Häufigkeit, mit der Partner:innen ebenfalls vegan lebten (r =,22*):
- Je strenger die Befragten vegan lebten, desto häufiger lebten auch ihre Partner:innen vegan.
Dieser Einfluss bliebt statistisch erhalten auch nach Kontrolle für Geschlecht, Alter, Dauer der veganen Lebensweise, Beziehungsdauer und Bildungsstand, die ihrerseits alle keine oder eine triviale Rolle spielten.
Es zeigten sich somit zusammenfassend folgende Zusammenhänge:
- Veganer Frauen, Männer und non-binäre Personen hatten wesentlich häufiger ebenfalls vegane Partner:innen als Fleisch essende Partner:innen.
- Vegane Männer hatten häufiger vegan lebende Partner:innen als vegane Frauen.
- Je länger und je strenger die Befragten vegan lebten, desto häufiger hatten sie vegan lebende Partner:innen.
Auswirkungen auf Beziehungszufriedenheit und Beziehungsstabilität
Beziehungszufriedenheit
Stärkste Zufriedenheit
- 56,7 % der Befragten mit veganen Partner:innen stimmten der Aussage stark zu, dass sie voll und ganz mit ihrer Beziehung zufrieden seien.
- 34,9 % der Befragten mit Fleisch essenden Partner:innen stimmten der Aussage stark zu, dass sie voll und ganz mit ihrer Beziehung zufrieden seien.
Unzufriedenheit
- 5,5 % der Befragten mit veganen Partner:innen lehnten die Aussage ab (5,2 %) oder stark ab (0,3 %), dass sie mit ihrer Beziehung voll und ganz zufrieden seien.
- 23,2 % der Befragten mit Fleisch essenden Partner:innen lehnten die Aussage ab (20,6 %) oder stark ab (2,6 %), dass sie mit ihrer Beziehung voll und ganz zufrieden seien.
Moderate Zufriedenheit
- 37,7 % der Befragten mit veganen Partner:innen stimmten der Aussage zu (aber keine starke Zustimmung), dass sie voll und ganz mit ihrer Beziehung zufrieden seien.
- 41,9 % der Befragten mit Fleisch essenden Partner:innen stimmten der Aussage zu stark zu (aber keine starke Zustimmung), dass sie voll und ganz mit ihrer Beziehung zufrieden seien.
(Hinweis zur Interpretation: Befragte mit Fleisch essenden Partner:innen stimmen der Zufriedenheit häufiger einfach zu als Befragte mit veganen Partner:innen, weil letztere dieser Aussage viel häufig stark zustimmen. Der Befund weist also auf eine geringere und nicht auf eine höhere Zufriedenheit von Befragten mit Fleisch essenden Partner:innen hin).
Statistische Bewertung
Die weitere statistische Auswertung zeigte folgende Ergebnisse:
- Befragte mit veganen Partner:innen bejahten Zufriedenheit signifikant häufiger (starke Zustimmung oder Zustimmung) als Befragte mit Fleisch essenden Partner:innen.
- Befragte mit veganen Partner:innen verneinten Zufriedenheit mit ihrer Beziehung signifikant seltener (starke Ablehnung oder Ablehnung) als Befragte mit Fleisch essenden Partner:innen.
- Wenn Befragte mit veganen Partner:innen die Zufriedenheit mit ihrer Beziehung bejahten, bejahten sie die Zufriedenheit signifikant häufiger stark als Befragte mit Fleisch essenden Partner:innen, die die Zufriedenheit mit ihrer Beziehung bejahten.
Beziehungsstabilität
Stärkste Stabilität
- 66,9 % der Befragten mit veganen Partner:innen stimmten der Aussage stark zu, dass ihre Beziehung stabil und dauerhaft sei.
- 46,3 % der Befragten mit Fleisch essenden Partner:innen stimmten der Aussage stark zu, dass ihre Beziehung stabil und dauerhaft sei.
Geringe Stabilität
- 5,5 % der Befragten mit veganen Partner:innen lehnten die Aussage ab (4,7 %) oder stark ab (0,8 %), dass ihre Beziehung stabil und dauerhaft sei.
- 15,1 % der Befragten mit Fleisch essenden Partner:innen lehnten die Aussage ab (12,9 %) oder stark ab (2,2 %), dass ihre Beziehung stabil und dauerhaft sei.
Moderate Stabilität
- 27,5 % der Befragten mit veganen Partner:innen stimmten der Aussage zu (aber keine starke Zustimmung), dass ihre Beziehung stabil und dauerhaft sei.
- 38,6 % der Befragten mit Fleisch essenden Partner:innen stimmten der Aussage zu stark zu (aber keine starke Zustimmung), dass ihre Beziehung stabil und dauerhaft sei.
(Hinweis zur Interpretation: Befragte mit Fleisch essenden Partner:innen stimmen der Stabilität häufiger einfach zu als Befragte mit veganen Partner:innen, weil letztere dieser Aussage viel häufig stark zustimmen. Der Befund weist also auf eine geringere und nicht auf eine höhere Stabilität der Beziehungen von Befragten mit Fleisch essenden Partner:innen hin).
Statistische Bewertung
Die weitere statistische Auswertung zeigte folgende Ergebnisse:
- Befragte mit veganen Partner:innen bejahten die Stabilität ihrer Beziehung signifikant häufiger (starke Zustimmung oder Zustimmung) als Befragte mit Fleisch essenden Partner:innen.
- Befragte mit veganen Partner:innen verneinten die Stabilität ihrer Beziehung signifikant seltener (starke Ablehnung oder Ablehnung) als Befragte mit Fleisch essenden Partner:innen.
- Wenn Befragte mit veganen Partner:innen die Stabilität ihrer Beziehung bejahten, bejahten sie die Stabilität ihrer Beziehung signifikant häufiger stark als Befragte mit Fleisch essenden Partner:innen, die die Stabilität ihrer Beziehung bejahten.
Einflüsse von Geschlecht, Alter und weiteren Faktoren
Mit Ausnahme eines schwachen signifikanten Zusammenhanges zwischen Partnerschafts-Dauer und erlebter aktueller Partnerschafts-Stabilität (r=0,12) traten keine oder nur triviale Zusammenhänge zwischen Geschlecht, Alter, Dauer der veganen Lebensweise und Strengegrad der veganen Lebensweise mit der Zufriedenheit und Stabilität der Partnerschaft auf.
Bei Männern und Frauen zeigte sich in den Daten ein übereinstimmender Trend, dass Beziehungen im Durchschnitt zufriedener und stabiler waren, wenn Partner:innen vegan lebten und kein Fleisch aßen. Dieser Zusammenhang erreichte bei Männern und Frauen jeweils die statistische Signifikanz. Bei non-binären Personen erlaubte die geringe Anzahl keine sinnvolle Analyse.
Es gab keinen signifikanten Unterschied zwischen den Geschlechtern und dem Ausmaß, in dem die vegane Lebensweise von Partner:innen mit einer höheren Beziehungszufriedenheit und einer höheren Beziehungsstabilität verbunden war. Die oben genannten geschlechtsübergreifenden Prozentwerte für die Gesamtstichprobe können insofern zugrunde gelegt werden.
Rein aus Interesse seien die Prozentsätze für Frauen und Männer aber dennoch separat genannt:
- Bei Frauen mit veganen Partner:innen stimmten 58,9 % der Befragten der Zufriedenheit mit ihrer Beziehung stark zu, 36,2 % stimmten zu und 4,9 % lehnten die Zufriedenheit ab (4,5 %) oder stark ab (0,4 %).
- Demgegenüber stimmten bei Frauen mit Fleisch essenden Partner:innen lediglich 34,8 % der Befragten der Zufriedenheit mit ihrer Beziehung stark zu, 41,6 % stimmten zu (aber nicht stark) und 23,6 % lehnten die Zufriedenheit ab (21,0 %) oder stark ab (2,6 %).
Ein vergleichbares Bild zeigte sich bei den Männern:
- Bei Männern mit veganen Partner:innen stimmten 51,9 % der Befragten der Zufriedenheit mit ihrer Beziehung stark zu, 40,4 % stimmten zu und 7,7 % lehnten die Zufriedenheit ab, wobei sie niemand stark ablehnte.
- Demgegenüber stimmten bei Männern mit Fleisch essenden Partner:innen lediglich 36,4 % der Befragten der Zufriedenheit mit ihrer Beziehung stark zu, 42,4 % stimmten zu (aber nicht stark) und 21,2 % lehnten die Zufriedenheit ab (21,2 %), wobei sie niemand stark ablehnte.
Was wünschen sich die Befragten?
- 95,6 % der Befragten mit veganen Partner:innen gaben an, dass sie sich in einer Beziehung vegane Partner:innen wünschen würden. 2,5 wünschten sich vegetarische Partner:innen, 1,4 % war dies egal und 0,4 % gaben an, sich pescetarische Partner:innen (Fischesser:innen) zu wünschen. Niemand gab an, sich Fleisch essende Partner:innen (Mischkost mit Fleisch) zu wünschen.
Zwar etwas weniger stark, aber insgesamt doch ähnlich war das Bild bei denjenigen Befragten, die mit einer Fleisch essenden Person zusammen waren:
- 64,3% der Befragten mit Fleisch essenden Partner:innen gaben an, sich in einer Beziehung vegane Partner:innen zu wünschen. 23,5 % gaben an, dass ihnen dies egal sei. 11,8 % wünschten sich vegetarische Partner:innen und 0,4 % wünschten sich Pescetarier (Fischesser). Auch in dieser Gruppe wünschte sich niemand Partner:innen, die sich mit einer Mischkost mit Fleisch ernährten. Keine einzige Person!
- Wurden ausschließlich diejenigen mit Fleisch essenden Partner:innen betrachtet, die die Zufriedenheit mit ihrer Beziehung stark bejahten, wünschten sich selbst hier 45,3 % vegane Partner:innen, während dies 41,1% egal war und 13,7% sich vegetarische Partner:innen wünschten. Sogar in dieser Gruppe der Hochzufriedenen mit Fleisch essenden Partner:innen wünschte sich also fast die Hälfte vegane Partner:innen und fast 60 % mindestens Partner:innen, die kein Fleisch essen.
- Das gleiche Ergebnis zeigte sich, wenn diejenigen Befragten mit Fleisch essenden Partner:innen betrachtet wurden, die die Stabilität ihrer Beziehung stark bejahten. Auch von diesen wünschten sich 49,2 % vegane Partner:innen, während dies 39,7 % egal war und 12,2 % sich vegetarische Partner:innen wünschten. Auch hier wünschte sich die Hälfte vegane Partner:innen und sogar über 60 % mindestens Partner:innen, die kein Fleisch essen.
Der Wunsch nach veganen Partner:innen war bei Frauen und Männern genau gleich hoch – es gab hier keinen signifikanten Geschlechtsunterschied.
Obwohl Frauen in dieser Umfrage seltener vegane Partner:innen hatten als Männer, war ihr Wunsch nach veganen Partner:innen also ebenso stark.
Resümee und psychologische Interpretation
Zusammenfassung der Befunde
In einer Beziehung lebende vegane Menschen sind im Durchschnitt glücklicher mit ihrer Beziehung und erleben ihre Beziehung als stabiler, wenn ihre Partner:innen ebenfalls vegan leben.
Umgekehrt bedeutet dies, dass sich vegane Menschen in Beziehungen mit Fleisch essenden Personen im Durchschnitt weniger glücklich fühlen und dass sie diese Beziehungen auch als weniger stabil erleben.
Dieser Befund zeigte sich in der aktuellen Umfrage bei Männern und Frauen und er war unabhängig von Alter, Bildungsstand, Dauer der veganen Lebensweise, Beziehungsdauer und Strengegrad der veganen Lebensweise.
Aus den Befunden ist ebenfalls sichtbar, dass auch Beziehungen zwischen vegan lebenden Personen und Fleischesser:innen glücklich werden können und dies sogar mehrheitlich tun. Die höchste Form der Zufriedenheit und der Stabilität einer Beziehung wurde aber in dieser Umfrage nur von einer Minderheit der Befragten aus vegan-omnivoren (Mischkost mit Fleisch) Beziehungen, aber von einer Mehrheit der Befragten aus vegan-veganen Beziehungen erreicht.
Zudem war bei den vegan-veganen Beziehungen nur eine verschwindend kleine Minderheit der Befragten mit ihrer Beziehung explizit unzufrieden oder schätzte sie explizit als instabil ein, während in den vegan-omnivoren (Mischkost mit Fleisch) Beziehungen fast jeder vierte Befragte dezidiert unzufrieden war und jeder sechste Befragte die Beziehung als instabil bezeichnete.
Zu diesem Befund passt das weitere Ergebnis, dass bei veganen Menschen mehrheitlich der Wunsch nach veganen Partner:innen besteht:
- Eine überwältigende Mehrheit der Befragten aus vegan-veganer Konstellation (> 95 %), aber auch mehr als zwei von drei Befragten mit Fleisch essenden Partner:innen wünschte sich tatsächlich eine vegane Person an ihrer Seite.
- Selbst in der Gruppe derjenigen Befragten mit Fleisch essenden Partner:innen, die die Zufriedenheit mit ihrer Beziehung oder die Stabilität ihrer Beziehung stark bejahten, wünschte sich dennoch eine Mehrheit eine Beziehung mit einer Person, die kein Fleisch isst und ungefähr die Hälfte eine Beziehung mit einer dezidiert vegan lebenden Person.
Übrigens zeigte diese Umfrage noch etwas; nämlich dass viele Menschen bei ihrer Partnerwahl intuitiv wissen, was ihnen gut tut:
- Eine rein vegane Lebensweise wird lediglich von 1-2 % der Bevölkerung praktiziert. Per Zufall würde also nahezu nie ein vegan-veganes Paar entstehen. Dennoch konnten wir in unserer Umfrage weitaus mehr Personen mit veganen Partner:innen als mit Fleisch essenden Partner:innen identifizieren. Vegan und vegan ziehen sich also tatsächlich bei der Partnerwahl an.
Besonders stark war dieser Effekt bei Männern und etwas weniger stark bei Frauen zu beobachten. Der Grund hierfür ist allerdings nicht schwer zu finden:
- Es gibt viel mehr vegane Frauen als vegane Männer, sodass die Findung einer veganen Partnerin für vegane Männer weitaus einfacher ist als die Findung eines veganen Partners für Frauen. Da die Mehrheit der Menschen heterosexuell ist, resultiert dies darin, dass Männer häufiger vegane Partner:innen haben als Frauen. Auf der Wunschebene gibt es demgegenüber keinen Unterschied zwischen veganen Männern und veganen Frauen – sie wünschen sich beide mehrheitlich vegane Partner:innen.
Psychologische Einordnung
In dieser Umfrage zeigt sich das sehr robuste Ergebnis, dass eine gemeinsame vegane Lebensweise mit einer höheren Beziehungszufriedenheit und einer höheren subjektiv erlebten Beziehungsstabilität einherging.
Dieser äußerst robuste Befund in dieser Umfrage, der sich über Geschlechter, Altersstufen und Bildungsstände hinweg zeigte, stimmt mit dem psychologischem Forschungsstand in anderen Bereichen übereinstimmt, der mehrheitlich zeigt, dass Gemeinsamkeiten in zentralen Werten verbinden.
Die vegane Lebensweise beruht auf einer zentralen Werthaltung, die in der Regel in ethische Prinzipien eingebettet ist. Sie greift zudem in den Alltag ein, gerade auch bezüglich der zentralen Verhaltensfunktionen des Essens und Kochens. Sie unterscheidet die, die sie praktizieren, von einer Mehrheitsgesellschaft, in der die Nutzung, Ausbeutung und Tötung von Tieren als normal und selbstverständlich gelten und die die damit einhergehenden Folgen für Umwelt und Klima ebenfalls in Kauf nimmt.
Die Übereinstimmung in der veganen Lebensweise kann daher aus psychologischer Sichtweise das gegenseitige Verstehen fördern, ermöglicht tiefgreifende, Sinn erlebte und weiterführende Gespräche, vermindert mögliche Konflikte und fördert die Harmonie, reduziert den Stress, auf den Veganer:innen in der Mehrheitsgesellschaft stoßen durch die ständige Konfrontation mit Tierprodukten und ermöglicht zudem denjenigen, die dies möchten, gemeinsames gesellschaftliches Engagement für die vegane Lebensweise.
Die gemeinsam geteilte vegane Lebensweise kann zum sicheren Hafen und temporären Rückzugsort aus einer auf die brutale Ausbeutung von Tieren ausgerichteten Gesellschaft werden. Genau solche sicheren Rücksichtsorte wünschen sich Menschen allgemein in Beziehungen.
Ebenso kann die gemeinsame vegane Lebensweise den Respekt, die Wertschätzung und Achtung der Beziehungspartner:innen füreinander fördern. So können vegan-vegane Beziehungen in besonders hohem Ausmaß als in Sinn, Mitgefühl und Liebe eingebettet erlebt werden. Dies stärkt die Beziehungszufriedenheit und die Beziehungsstabilität.
Beziehungen zwischen vegan lebenden Personen und Fleisch essenden Personen sind möglich und können glücklich werden- auch dies zeigt die Umfrage. Aber sogar wenn Veganer:innen eine Beziehung mit Fleisch essenden Partner:innen führen, bleibt der Wunsch oder die Sehnsucht nach einer Beziehung mit einer vegan lebenden oder mindestens kein Fleisch essenden Person dennoch erhalten. Demgegenüber wünschte sich nicht eine einzige der hier befragten 635 Veganer:innen eine Beziehung mit jemanden, der Fleisch isst – auch nicht diejenigen, deren Partner:innen tatsächlich Fleisch aßen.
Der Grund, warum auch vegan lebende Menschen in eigentlich glücklichen Beziehungen mit Fleisch essenden Menschen sich dennoch vegane Partner:innen wünschen, liegt (bei Vorwegnahme der noch nicht veröffentlichten Ergebnisse der qualitativen Auswertung) in einem seelischen Schmerz, der entsteht, wenn ein geliebter Mensch Handlungen begeht, die Tiere und Natur schädigen und die dem von der eigenen Person erlebten und auch für die Partner:innen gewünschten Mitgefühl entgegenstehen.
Veganer:innen in Beziehungen wünschen sich mehrheitlich von ihren Partner:innen, dass sie das gleiche Mitgefühl erleben und für die Tiere, aus Liebe zur eigenen Person und aus Liebe zu den Partner:innen zu einer veganen Lebensweise finden.
Dieser Wunsch hat nichts mit Rigidität, Intoleranz oder Ablehnung von Verschiedenheit zu tun, sondern er beruht auf einer in authentisches, geistig-emotionales Erleben eingebetteten Werthaltung, die auf der Grundlage von Mitgefühl das Leid aller mindern und das Glück aller stärken möchte.
Die Ergebnisse dieser Umfrage sind mit diesen Überlegungen konsistent und unterstützen die Annahme, dass die Übereinstimmung in der veganen Lebensweise – und per Implikation auch in anderen grundlegenden Lebensprinzipien – ein wichtiger Faktor für Beziehungszufriedenheit und Beziehungsstabilität ist.
Implikationen für die Partnersuche
Sind wir in einer Beziehung, werden wir im Regelfall versuchen, durch Beziehungsarbeit die Zufriedenheit und Stabilität unserer Beziehung zu erhalten oder zu verbessern – es sei denn wir befinden uns in einer toxischen Beziehung, von der wir lernen müssen, uns abzugrenzen.
Wenn Menschen aber noch auf Partnersuche sind, können Sie durch ihre Partnerwahl dazu beitragen, von vornherein die Aussichten auf eine glückliche und stabile Beziehungen zu verbessern. Beziehungsarbeit wird immer notwendig sein, aber sie wird erfolgreicher und entspannter werden, wenn eine gute Basis gleich zu Beginn bereits gegeben ist.
Die Befunde dieser Umfrage machen noch einmal deutlich, wie wichtig und sinnvoll es ist, die Partnersuche auf der Grundlage einer Übereinstimmung der zentralen Werthaltungen anzugehen, sodass die Partnerfindung nicht zur Ursache von Schmerz, Verwerfungen und Trennung wird, sondern zum Beginn von Partnerglück und Beziehungsstabilität.
Der klare Rat lautet von daher, dass Sie bei der Partnersuche nach einem Menschen suchen, mit dem Sie eine gute Grundbasis an Werthaltungen und Lebensprinzipien von Anfang an teilen.
Die Passung von Grundkonstellationen ist seltener als viele Menschen denken – sicherlich auch ein Grund, warum viele Paare zusammen leben, die keine echte Basis verbindet.
So leben beispielsweise derzeit ca. 1 bis 2% der Menschen in Deutschland, Österreich und der Schweiz vegan. Aber auch andere Grundausrichtungen werden gerade in Kombination schnell zur Seltenheit.
Umso wichtiger ist es, die Erwartung einer Passung ausschließlich an zentrale Werthaltungen und Lebensprinzipien zu stellen, aber in oberflächlichen Merkmalen ein Maximum an Flexibilität zu praktizieren. Alles andere führt nicht selten zu Beziehungen, die nicht glücklich werden, und verhindert gleichzeitig, dass sie den Menschen kennenlernen, mit dem Sie glücklich geworden wären.
So sagt beispielsweise der Wohnort nicht das geringste darüber aus, ob Sie mit einem Menschen in einer Beziehung glücklich werden oder nicht. Dass die Geo-Koordinaten dennoch bei den Dating-Apps eine Schlüsselrolle spielen, spricht nicht für das Vermögen der Dating-Apps, glückliche und stabile Beziehungen zu begründen.
Nicht nur alle unsere Auswertungen seit Beginn unserer Tätigkeit vor 15 Jahren, sondern ein zunehmender Forschungsstand belegt immer wieder, dass die geografische Distanz keine Rolle für die Beziehungszufriedenheit zu spielen braucht – schon gar nicht die initiale geografische Distanz beim Kennenlernen.
Wir sehen dies in unseren Auswertungen für alle Geschlechter, Altersstufen und alle Besonderheiten der Lebenssituation, einschließlich Alleinerziehenden-Status oder Handicaps:
- Wo wirklich eine auf geteilten Werthaltungen beruhende Verbindung entsteht, sind die Entfernung und andere oberflächliche Merkmale, wie die Körpergröße, in allen Lebenssituationen irrelevant. Wo echte Verbindung ist, werden Distanzen – ob geografisch oder oberflächliche Distanzen anderer Art – überwunden.
Der Fokus auf oberflächliche Merkmale schränkt nicht nur den Suchradius für kompatible Menschen ein, sondern er regt – oftmals nicht bewusst oder reflektiert – eine tatsächlich oberflächliche Partnerfindung an, bei der die oberflächliche Suchpräferenz zur Befriedigung drängt, sich durchsetzt und dadurch eine wenig tragfähige oder nur eingeschränkt glückliche Beziehung beginnt.
Dies alles bedeutet nicht, dass grundlegende Lebensprinzipien bereits von Anfang an von potentiellen Beziehungspartner:innen umfassend praktiziert werden müssten, damit eine erfüllende Verbindung entstehen kann:
- Für die Tragfähigkeit einer Beziehung genügt es, wenn die Grundeinstellungen miteinander vereinbar sind und so die Bereitschaft und Offenheit besteht, gemeinsam an einer Umsetzung dieser Grundeinstellungen, quasi ihrer Vitalisierung in der Lebenswirklichkeit zu arbeiten.
Eine Anfangs-Konstellation – um zur veganen Lebensweise zurückzukehren – mit einer veganen und einer nicht-veganen Person, die aber eigentlich auch Tierleid mindern und pflanzenbasiert leben möchte, kann zu einer beidseitig in hohem Ausmaß erfüllenden Beziehung werden.
Das Entscheidende für Partnersuche und Partnerfindung ist es daher, nicht nur den Status Quo, sondern auch die Entwicklungsbereitschaft zu betrachten.
Gleichzeitig kann Partnersuche so Ausgangspunkt für eine Selbstreflexion werden, um sich der eigenen Grundhaltungen bewusster zu werden, vielleicht manches, was verschüttet gegangen ist, wieder zum Leben zu erwecken, konsistenter mit den eigenen Werten zu werden und sich so selbst als veränderungs- und entwicklungsfähiger Mensch zu erleben.