Fastfood gefährdet unsere Beziehungssuche
Soeben habe ich einen Forschungsbericht der Psychologen Chen-Bo Zhong und Sanford E. DeVoe von der Universität Toronto aus dem Jahr 2010 gelesen, der mir klarmachte, in welchem hohen Ausmaß unsere aktuellen Konsumstrukturen einer nachhaltigen Partnersuche und Beziehungssuche entgegenstehen.
In den 12 Jahren seit Veröffentlichung des Artikels hat sich die Situation sicherlich nicht verbessert, im Gegenteil; sie dürfte schlimmer geworden sein.
“Du bist, wie du isst: Fastfood und Ungeduld“, so lautet der (ins Deutsche übersetzte) Titel der Studie der beiden Wissenschaftler, der gar nicht hätte besser formuliert werden können.
Für mich ergibt sich als Schlussfolgerung aus diesem Artikel:
- Fastfood treibt uns nicht nur zu Heißhungerattacken, Überkonsum, Gesundheitsschädigung, Zerstörung der natürlichen Lebensgrundlagen unseres Planeten und Grausamkeit gegenüber Tieren. Fastfood wirkt gleichzeitig einer auf Nachhaltigkeit, Geduld, Ganzheitlichkeit und Authentizität ausgerichteten Beziehungsfindung entgegen.
So mag Fastfood sogar eine Mitursache dafür sein, warum Menschen bei der Partnersuche erfolglos bleiben, die Möglichkeiten von Online-Partnervermittlungen nicht nutzen können, falsche Entscheidungen treffen, toxische Beziehungen beginnen, vorzeitig die Partnersuche aufgeben oder ihre Zuflucht in Plattformen suchen, die – was immer wir auch über sie denken – sicherlich keine auf Werthaltungen und authentische Begegnung ausgerichtete Partnersuche ermöglichen.
Wie gelange ich zu diesen Behauptungen und was lassen sich für Gegenstrategien entwickeln, um dennoch eine nachhaltige und authentische Beziehungssuche zu ermöglichen?
Antworten auf diese Fragen gebe ich in meinem heutigen Artikel.
Wer aber keinen so langen Text lesen möchte und dafür bereit ist, auf Herleitungen und Belege zu verzichten, kann an dieser Stelle auch gleich zu den zusammenfassenden Empfehlungen wechseln.
Studie von Chen-Bo Zhong und Sanford E. DeVoe
Die Autoren zitieren Ritzer (1992) mit der Aussage, dass Fastfood das ultimative Symbol für eine moderne Kultur geworden sei, die auf Zeiteffizienz und sofortige Befriedigung setze.
Glaubhaft machen konnten diese Aussage Chen-Bo Zhong und Sanford E. DeVoe durch die folgenden drei Experimente:
- Experiment I: Teilnehmende bearbeiteten eine lexikalische Entscheidungsaufgabe, bei der sie für jede in der Mitte des Bildschirmes präsentierte Buchstabenfolge so schnell als möglich durch Tastendruck mitteilen sollten, ob diese ein Wort ist oder nicht. Zwischendurch wurden den Teilnehmenden der Experimentalgruppe am Rand des Bildschirmes für wenige Millisekunden Logos von sechs Fastfood-Ketten präsentiert(McDonalds, KFC, Subway, Taco Bell, Burger King, Wendy’s). Einer Kontrollgruppe wurden am Rand lediglich leere Quadrate in der gleichen Größe präsentiert. Im Anschluss wurden die Teilnehmenden gebeten, einen Text zu lesen, wobei es keinerlei Zeitdruck gab. Den Teilnehmenden unbekannt, wurde ihre Lesezeit gemessen. Keine einzige der teilnehmenden Personen hatte die Logos der Fastfood-Ketten bemerkt, die am Bildschirmrand nur so kurz präsentiert wurden, dass sie nicht bewusst wahrgenommen werden konnten. Dennoch aber war die Lesezeit der Experimentalgruppe, der die Logos der Fastfood Ketten gezeigt wurde, bei weitem kürzer als die Lesezeit der Kontrollgruppe, der lediglich leere Quadrate am Rand angezeigt wurden. Die Präsentation der Symbole der Fastfood Ketten führte also dazu, dass die Teilnehmenden sich ohne jede Veranlassung beim nachfolgenden Lesen besonders beeilten.
- Experiment II: Es wurde das gleiche Prozedere umgesetzt wie im ersten Experiment mit dem Unterschied, dass im Anschluss kein Text zum Lesen präsentiert wurde, sondern die Teilnehmenden gebeten wurden, sich jeweils zwischen vier Produkt-Paaren zu entscheiden, wobei jedes Paar ein besonders zeit-effektives Produkt enthielt. Ein Beispiel für ein solches Paar war ein Ein-Scheiben-Toaster versus ein Vier-Scheiben- Toaster. Wie von den Autoren erwartet, zeigte sich, dass die Experimentalgruppe, der zuvor die Logos der Fastfood Ketten gezeigt wurden, wesentlich häufiger die zeit-effektiven Produkte wählte als die Kontrollgruppen, der lediglich leere Quadrate präsentiert wurden. Erneut hatte kein Mitglied die Präsentation der Logos der Fastfood-Ketten bemerkt. Dennoch führte die Präsentation der Logos dieser Fastfood-Ketten dazu, dass die Teilnehmenden sich im Anschluss besonders oft für zeit-effektive Produkte entschieden.
- Experiment III: Erneut war das Grunddesign sehr ähnlich, wobei diesmal allerdings nur die Logos von zwei Ketten (McDonalds und KFC) bzw. in der Kontrollgruppen zwei Symbole von preiswerten Gerichten, die keine Fastfood darstellten, präsentiert wurden. Im Anschluss wurden die Teilnehmenden gebeten, für mehrere Geldbeträge zu entscheiden, ob sie den Betrag sofort oder einen höheren Betrag in der Zukunft erhalten wollen. Wiederum war die Präsentation der Fastfood-Symbole wie auch der Symbole für die preiswerten Nicht-Fastfood-Gerichte von allen unbemerkt geblieben. Mitglieder, denen die Fastfood-Logos gezeigt wurden, waren aber zum Sparen wesentlich weniger bereit bzw. waren dazu nur dann bereit, wenn der in Aussicht gestellte Gewinn höher war. Die Präsentation der Fastfood-Logos führte also dazu, dass die Teilnehmenden sich auch beim Thema Geldanlage nunmehr stärker an sofortigen Belohnungen ausrichteten und weniger bereit waren, Geld für die Zukunft anzulegen.
Mit dieser Reihe von drei Experimenten konnten die Autoren also zeigen, dass die den Teilnehmenden nicht bewusste Präsentation von Fastfood-Logos dazu führte, dass die Teilnehmenden ohne Notwendigkeit ihre Lesegeschwindigkeit erhöhten, sich stärker für Produkte interessierten, die eine Zeitersparnis versprachen, und zudem in Aussicht gestellte Geldbeträge sich lieber sofort auszahlen lassen wollten, anstatt zu einem späteren Zeitpunkt einen größeren Betrag zu erhalten.
Die Autoren schließen aus diesen Befunden, dass die Präsentation der Fastfood-Logos die Bereitschaft der Teilnehmenden zu Geduld und Sparen reduzierte. Dies aber könne erhebliche Implikationen haben:
- Es sei möglich – so die Autoren – dass eine Fastfood-Kultur, die das Zeitsparen preise, nicht nur die Art und Weise verändere, wie Menschen essen, sondern auch die Art und Weise grundlegend verändere, wie sie Ereignisse erleben: Aktivitäten, die früher unabhängig von Zeitfragen gewesen seien (z. B. Freizeit), würden nun durch die Brille der Ungeduld erlebt.
- Auch wenn unklar sei, ob Fastfood diese Kultur verursache oder nur eine Folgte dieser Kultur sein, könne abgeleitet werden, dass die Konfrontation mit Fastfood und verwandten Symbolen die Betonung von Ungeduld und sofortige Befriedigung verstärke und dass Fastfood einen weitaus größeren Einfluss auf das Verhalten und die Entscheidungen des Einzelnen haben können als bisher angenommen worden sei.
Fastfood prägt uns und ihr Einfluss generalisiert auf die verschiedensten Bereiche. Wie sehr eine solche Mainstream-Orientierung sogar Alternativ-Kulturen durchdringen kann, sehen wir aktuell übrigens durch das rasante Wachstum des veganen Fastfood-Sortiments.
Aber mit dieser Äußerung will ich nicht missverstanden werden. Ich begrüße trotzdem die Ausdehnung diesen veganen Sortiments, obgleich ich mir ein anderes veganes Sortiment und eine andere vegane Ernährungspraxis wünschen würde.
Der Grund ist ein ganz einfacher:
- Bezüglich des Klimawandels und der Umweltzerstörung ist es nicht 5 vor 12, sondern 5 nach 12. Neuere Studien zeigen immer stärker, dass es die Produkte der Nutztierhaltung sind, die unsere Umwelt am allermeisten zerstören. So gelangt eine aktuelle Studie von Michael B. Eisen und Patrick O. Brown von der Berkely Universität zu dem Ergebnis, dass eine Umstellung auf eine vegane Ernährung mit hoher Geschwindigkeit dazu in der Lage wäre, 68 % der Treibhausgasemissionen in ihren klimaschädlichen Auswirkungen zu neutralisieren. Es gibt keinen anderen Faktor mit einer auch nur vergleichbaren Wirksamkeit. Dazu passt es, dass eine im Fachjournal Science veröffentlichte Studie zu der Schlussfolgerung gelangte, dass eine vegane Ernährung der größte Schritt sei, den ein individueller Mensch überhaupt tun könne, um die Umwelt zu schützen. So ist es nicht erstaunlich, dass eine weitere aktuelle Studie aufzeigt, dass Industrieländer ihren Fleischkonsum um 75 % reduzieren müssten, um den Klimawandel aufhalten zu können.
- Alle veganen Produkte – auch die hoch verarbeiteten Produkte – sind nach allen Berechnungen bei weitem klimaschonender als Tierprodukte. Sämtliche Transportwege und andere Faktoren sind dabei bereits einbezogen. Dies gilt auch im Vergleich zu Tierprodukten aus der Biohaltung, die nach Berechnungen von Prof. Matthias Zessner vom Institut für Wassergüte, Ressourcenmanagement und Abfallwirtschaft der Technischen Universität in Wien sogar eine besonders hohe Landbelegung aufweist und damit in Wirklichkeit (mindestens!) ebenso zum Klimawandel beiträgt wie konventionelle Tierprodukte.
Bedeutung für die Partnersuche und Beziehungssuche
Begegnen Personen Symbolen für Fastfood, auch wenn sie diese nicht einmal bewusst wahrnehmen, wird Ungeduld und abnehmende Bereitschaft aktiviert, in die Zukunft zu investieren.
Das kann aber auf die Online-Partnersuche und die Effektivität der Teilnahme an einer Partnervermittlung entscheidende Auswirkungen haben:
- Das Grundprinzip lautet “Vermittlung über die Zeit bis zum Erfolg“. Die Logik ist: “Egal, wie viele oder wenige Vorschläge erfolgen, eines Tages tritt der Moment ein, wo die passende Person kennengelernt wird und eine Beziehung entsteht. “
- Die Online-Partnersuche für erfolgreiche Mitglieder bei Gleichklang dauerte dabei – wie Auswertungen zeigen – im Durchschnitt zwei Jahre. Bei manchen trat der Erfolg in den ersten Wochen und Monaten ein, bei manchen aber auch erst nach drei oder vier Jahren. Wir kennen sogar aus einer unserer Umfragen einen Fall, wo ein Mitglied 11 Jahre suchte, bevor sie eine Beziehung fand, mit der sie nun sehr glücklich ist.
Partnerschaft soll keine kurze Begegnung sein, die bald vorbei ist. Sie soll vielmehr dauerhaft und im besten Fall lebenslang halten. Auch für Freundschaften wird Nachhaltigkeit und Dauerhaftigkeit angestrebt.
Partnerschaft – und gleich danach Freundschaft – gehört gleichzeitig zu einem der wichtigsten Faktoren für das individuelle Lebensglück, wobei die Richtung des Einflusses entscheidend von der Tragfähigkeit einer Beziehung abhängt:
- Glückliche und stabile Beziehungen erhöhen das Lebensglück und die Fähigkeit, auch Krisenzeit gut zu überstehen.
- Instabile und unglückliche Beziehungen und erst recht toxische Beziehungen reduzieren Lebensglück und Belastbarkeit.
- Singles liegen bezüglich Lebensglück und Belastbarkeit genau in der Mitte zwischen stabilen Beziehungen (maximales Glück) und instabilen Beziehungen (maximales Unglück).
- Singles mit guten Freundschaften liegen im oberen Bereich an der Grenze zu Verpartnerten mit stabilen Beziehungen. Singles ohne stabiles soziales Netz bewegen sich in Richtung der maximalen Unzufriedenheit von Personen in unglücklichen Beziehungen.
Es liegt nahe, zu denken, dass für das, was wichtig ist und zudem lange halten soll, auch eine besonderes hohe Bereitschaft zu Geduld und Engagement besteht.
Tatsächlich ist jedoch das, was wir bei der Partnersuche oft sehen, quasi eine Fastfood-Mentalität:
- Schnell viele Vorschläge, möglichst viele Dates, am besten alles am eigenen Wohnort – eine Suchdauer von ggf. mehreren Jahren? Undenkbar!
Dabei ist Geduld bei der Partnersuche der entscheidende Erfolgs-Faktor.
Dies erklärt, warum wir in einer Zeit, in der durch Dating-Apps so viele Kontakt-Möglichkeiten wie noch nie bestehen, gleichzeitig so viele Singles wie noch nie zuvor haben, obwohl die meisten Singles sich nach wie vor eine Beziehung wünschen.
Sich über Mahlzeiten Gedanken machen, nachhaltige Produkte kaufen, sich über die Zubereitung informieren, womöglich Kochbücher lesen und die Zeit zu investieren, um ein gesundes Essen zu kochen – für viele kommt dies gar nicht in Betracht. Der Griff zu Fertigprodukten, die Pizza von nebenan oder der Gang zu McDonald treten an die Stelle einer nachhaltigen Ernährung.
Die Anmeldung bei einer Dating-App scheint mir hierzu ein perfektes Analogum:
- In ein bis zwei Minuten ist die Anmeldung erfolgt. Dominiert wird alles durch nur drei Informationen: Alter, Aussehen und Wohnort. Ein gemeinsames Nachdenken über Werthaltungen und Lebensprinzipien spielt kaum eine Rolle. Passt die geografische Nähe nicht, ist eine Beziehung ausgeschlossen. Schnell und bequem soll es sein. Wartezeiten auf Vorschläge, undenkbar. Entscheidungen erfolgen in Sekunden und reine Wischbewegungen oder ein einfaches Hallo ersetzen eine fundierte Erstnachricht.
Fastfood und Fastdating – ich vermute auf der Basis der Untersuchungsbefunde von Chen-Bo Zhong und Sanford E. DeVoe, dass sich beide noch einmal wechselseitig anfeuern. Vermutlich genügen bereits die Logos der Fastfood-Ketten und der Dating-Apps, um die Bereitschaft zu einer nachhaltigen Partnersuche zu vermindern.
So wie Fastfood das ultimative Symbol für eine moderne Kultur im Ernährungsbereich geworden ist, die auf Zeiteffizienz und sofortige Befriedigung setzt, so sind die Dating-Apps im Beziehungsbereich ebenfalls zu solch einem Symbol geworden, selbst wenn die Befriedigung zwar sofort, aber nur noch symbolisch erfolgt oder ganz andere Ziele betrifft, als mit denen die Betreffenden einstmals ihr Dating starteten.
Die Fastfood-Kultur hat Konsequenzen:
- Wir müssen davon ausgehen, dass es etwas mit Menschen macht, wenn sie durch Supermärkte laufen, wo 80-90 % der Produkte in den Regalen zwar bequem zum Mitnehmen verpackt, aber ungesund und nicht nachhaltig sind.
- Ebenso müssen wir davon ausgehen, dass es etwas mit Menschen macht, wenn Dating-Apps mit sofort verfügbaren Kontakte in Wohnortnähe werben und mit einfachsten Aktionen der virtuelle Kontakt zu diesen Menschen in schnellster Weise herstellbar ist.
- Wer so seine Ernährung und seine Beziehungen organisiert, bei dem entstehen Erwartungshaltungen, die es den betreffenden Personen verunmöglichen können, die Geduld und das Durchhaltevermögen für eine nachhaltige Lebensführung aufzubringen.
So ist es auch nicht erstaunlich, dass wir selbst in Anbetracht eskalierender Hitzewellen und Extremwettereignisse mehrheitlich als Gesellschaft und individuell als Person weiterhin nicht bereit sind, zu einer ökologisch verträglichen und für alle Bewohner:innen unseres Planeten fairen Lebensweise zu wechseln.
Austritt aus der konditionierten Fastfood-Welt
Die von Chen-Bo Zhong und Sanford E. DeVoe beobachteten negativen Auswirkungen von Fastfood auf Geduld und Fähigkeiten zum Belohnungsaufschub traten ein, obwohl die Betreffenden die Fastfood-Logos nicht einmal bewusst wahrnahmen, geschweige denn ihre Effekte erkannten.
Es bestehen nur sehr begrenzte Möglichkeiten, uns vor solchen unterhalb unserer Bewusstseinsschwelle ablaufenden Konditionierungen zu schützen. Wir müssen vielmehr davon ausgehen, dass wir ihnen ständig ausgesetzt sind.
Trotzdem müssen wir aber nicht tun, was die konditionierten Auslöser uns nahelegen. Neben dem impliziten, uns mindestens nicht vollständig bewussten System der Steuerung unseres Verhaltens und unserer Präferenzen haben wir – glücklicherweise – die Möglichkeit, uns Dinge bewusst zu machen und trotz vorliegender konditionierter Auslöser anders zu handeln:
- So sehr die Portion Pommes oder der Burger unseren Appetit anregen mögen, so sehr können wir ebenfalls Nein sagen und uns einen Gemüseteller zubereiten.
- So stark der Konsum von Fleisch, Milchprodukten und Eiern zu unserer festen Gewohnheit geworden sein mag und unsere Konsumpräferenzen immer wieder aktiviert, so ist es uns dennoch möglich, uns bewusst für eine umweltverträglichere und Tiere schonende pflanzenbasierte Ernährung zu entscheiden.
Selbst wenn also die uns umgebenden Reize ständig bestimmte Präferenzen bei uns aktivieren, können wir uns durch unsere Fähigkeit zu bewusster Einsicht und Selbststeuerung gegen sie entscheiden:
- Achten wir beispielsweise auf einen achtsamen Lebenswandel, der auch Erholung und Entspannung einschließt, werden uns die Logos der Fastfood-Konzerne dennoch nicht zur Eile treiben, wenn wir uns zum temporären Abschalten oder Zurückfahren entschieden haben.
Die Macht der konditionierten Reize der Fastfood-Gesellschaft über uns endet dort, wo wir uns ihrer Macht bewusst werden, uns aus Einsicht für ein anderes Programm entscheiden und dies mithilfe unserer Fähigkeit zur Selbststeuerung umsetzen.
Es bleibt so auch eine nachhaltige Partnersuche möglich, die nicht auf schnelle Kontakte mit Menschen um die Ecke setzt, sondern auf das Finden der einen Person, mit der eine in echte Sinnstrukturen und wechselseitige Wertschätzung eingebettete Beziehung entsteht.
Nachhaltige Partnersuche
Für eine nachhaltige Partnersuche gelten folgende Empfehlungen:
- Machen Sie sich klar, dass Sie und wir alle ständig von konditionierten Reizen und Konstellationen umgeben sind, die unsere Präferenzen beeinflussen und die Richtung unseres Verhaltens steuern wollen.
- Erkennen Sie die Fastfood-Haltung in allen Lebenslagen als das Grundproblem und entscheiden Sie sich bewusst für eine nachhaltige Lebensweise, die die Bereitschaft und die Fähigkeit zu Geduld, Abwarten, Zeit aufbringen, Durchhaltevermögen und Selbststeuerung einschließt. Üben Sie konsequent, denjenigen Reizen, Logos und Werbemeldungen genau nicht zu entsprechen, die ein System des schnellen und bequemen Konsums auf Kosten von Reflexion, Vorbereitung, Engagement und Nachhaltigkeit propagieren.
- Wenden Sie diese Erkenntnis auf die Beziehungssuche an und entscheiden Sie sich gegen Falschinformationen, die Ihnen nahelegen, dass Sie durch einfache Wischaktionen, das Scrollen durch Kataloge, ein paar Hallo-Nachrichten und Verabredungen eine Traumbeziehung finden werden. Selbst wenn es Ihnen Spaß macht, erkennen Sie, dass dieser Unterhaltungs- oder sogar Suchtwert nicht zu Ihrem eigentlichen Beziehungsziel führt.
- Akzeptieren Sie, dass es nicht einfach und automatisch abläuft, einen Menschen kennenzulernen, mit dem beidseitig ein anhand von Werthaltungen und Lebensprinzipien validierter Wunsch nach einer Lebenspartnerschaft entsteht. Orientieren Sie Ihre Partnersuche deshalb auch nicht an der sogenannten “Liebe auf den ersten Blick“, die nichts anderes ist als eine Anziehung durch Aussehen und Status und die in sich und ohne Passung der Werthaltungen keine Basis für eine tragfähige Beziehung darstellt.
- Machen Sie sich Ihre eigenen Beziehungsmodelle und Werthaltungen bewusst, reflektieren Sie über Ihre Lebensziele, einschließlich möglicher Veränderungen, die Sie erreichen möchten und angehen können. Lassen Sie so die Phase der Partnersuche, die durchaus einige Jahre andauern kann, gleichzeitig zu einer Phase Ihrer Persönlichkeitsentwicklung werden, mit der Sie die Basis sowohl für eine tragfähige Beziehung als auch für Ihr Lebensglück verbessern können und werden.
- Partnersuche ist in diesem Sinne auch eine Phase des Loslassens von schnellen Konsumwünschen, unrealistischen Beziehungsfantasien, aber selbst von der Fixierung darauf, unbedingt Beziehungspartner:innen finden zu wollen. Sehen Sie eine nachhaltige Partnersuche nicht als eine Konsum-Garantie, vergessen Sie Schnelligkeit und Partner-Shopping, sondern akzeptieren Sie die Phase der Partnersuche als eine Option, die es Ihnen ermöglicht, über sich selbst nachzudenken, sich zu verändern und offen für eine Beziehungsfindung zu sein, die sich jederzeit einlösen kann, von der aber unbekannt ist, ob und wann sie es tun wird.
- Machen Sie sich klar, dass Partnerfindung nur einmal eintreten muss und dass Ihr Ziel daher nicht in vielen Kontakte, Verabredungen oder Nachrichten besteht, sondern allein darin, dass Sie eines Tages die richtige Person kennenlernen.
- Gelingt es Ihnen, zu so einer Grundhaltung zu finden, werden Sie belohnt werden, aber nicht durch virtuelle Kontakte oder immer wieder entfachte Hoffnungen, sondern durch mehr Gelassenheit, Geduld, Leichtigkeit und langfristig auch mehr Effektivität bei Ihrer Partnersuche und ebenso in anderen Bereichen Ihres Lebens.
Umfassende Informationen und Anregungen zu einer nachhaltigen und wirksamen Partnersuche finden Sie in meinem ▶ Buch “A Perfect Match? Online-Partnersuche aus Psychologischer Sicht”.
Zusammenfassung
Resümee und psychologische Empfehlungen
In einer Serie von drei Experimenten haben die Psychologen Chen-Bo Zhong und Sanford E. DeVoe von der Universität Toronto gezeigt, dass die Konfrontation mit Fastfood – selbst wenn diese unbewusst geschieht – zu Ungeduld und einem stärkeren Streben nach sofortiger Befriedigung von Bedürfnissen auch in anderen Lebensbereichen führt.
So wie Fastfood das ultimative Symbol für eine Kultur im Ernährungsbereich geworden ist, die auf sofortige Befriedigung setzt, so sind die Dating-Apps im Beziehungsbereich zu einem Symbol für eine nicht-nachhaltige Beziehungssuche geworden, die ihren Nutzer:innen Tag für Tag nahelegt, dass Partnerschaften gefunden werden durch das schnelles Durchstöbern von Vorschlags-Katalogen mit Personen in direkter Wohnortnähe, durch Fotobetrachtung, einfache Wischaktionen und Hallo-Nachrichten.
Wir sind in allen Bereichen konditionierten Reizen und Konstellationen ausgesetzt, die die Richtung unseres Verhaltens steuern, den Wunsch nach sofortiger Bedürfnisbefriedigung aktivieren und dadurch die Bereitschaft zu Geduld, Durchhaltevermögen und Nachhaltigkeit mindern. Gehen diese Reizkonstellationen mit Unterhaltung und der Anfeuerung von Hoffnungen einher, können wir in ihren Bann geraten, ohne dies zu bemerken, was wiederum unsere eigentlichen Ziele untergraben kann.
Durch bewusste Erkenntnis unseres konditionierten Konsumverhaltens können wir Gegenprogramme entwickeln, mit deren Hilfe wir konditionierten Konsumbedürfnissen nicht nachgeben, sondern uns mithilfe von Selbstreflexion unserer eigentlichen, langfristigen Ziele bewusst werden und lernen, so zu handeln, dass wir die Aussicht verbessern, unsere echten Ziele zu erreichen, ohne uns durch Kurzzeitkonsum ablenken zu lassen.
Bei der Partnersuche – wie in allen anderen Bereichen des Lebens – bedeutet dies die Herausbildung der Bereitschaft und Fähigkeit zu Geduld, Abwarten, Durchhaltevermögen und Engagement. Eine Online-Partnersuche dauert im Durchschnitt zwei Jahre. Es kann zwar schneller gehen, oft dauert die Suche aber auch sogar noch deutlich länger.
Für eine nachhaltige Partnersuche ist es entscheidend, zu akzeptieren, dass Partnerfindung keineswegs einfach und automatisch abläuft und dass durch das Durchstöbern von Katalogen, einfache Wischaktionen, reine Orientierung an Fotos und einfache Hallo-Nachrichten in aller Regel keine tragfähige Beziehung gefunden werden wird.
Orientieren Sie Ihre Partnersuche nicht an der sogenannten “Liebe auf den ersten Blick“, die nichts anderes ist als eine Anziehung durch Aussehen und Status und die in sich und ohne Passung der Werthaltungen keine Basis für eine tragfähige Beziehung darstellt. Nutzen Sie stattdessen die Phase der Partnersuche für Ihre eigene Persönlichkeitsentwicklung, indem Sie sich Ihre eigenen Beziehungsmodelle und Werthaltungen bewusst machen, über Ihre Lebensziele reflektieren, einschließlich über mögliche Veränderungen, die Sie aktiv angehen können und sollten.
Partnersuche in einem nachhaltigen Sinne ist auch Loslassen von schnellen Konsumwünschen, unrealistischen Beziehungsfantasien, aber selbst von der Fixierung darauf, überhaupt unbedingt Beziehungspartner:innen finden zu wollen. Sehen Sie eine nachhaltige Partnersuche nicht als Konsum-Garantie, vergessen Sie Schnelligkeit und Partner-Shopping, sondern betrachten Sie die Phase der Partnersuche als eine Option, die es Ihnen ermöglicht, über sich selbst nachzudenken, sich zu verändern und offen für eine Partnerfindung zu sein, die jederzeit eintreten kann, von der aber unbekannt ist, ob und wann sie es tun wird.
Machen Sie sich klar, dass Partnerfindung nur einmal eintreten muss und dass Ihr Ziel daher nicht in vielen Kontakten, Verabredungen oder Nachrichten besteht, sondern allein darin, dass Sie eines Tages die richtige Person kennenlernen.
Gelingt es Ihnen, zu dieser nachhaltigen Grundhaltung zu gelangen, werden Sie belohnt werden durch mehr Gelassenheit, Geduld, Leichtigkeit und langfristig auch durch mehr Effektivität bei Ihrer Partnersuche und ebenso in anderen Bereichen Ihres Lebens.
In diesem Sinne begleiten wir Sie bei Gleichklang gerne bei Ihrer Beziehungs-Suche.