Beim Online-Dating gibt es eine Annahme, die so nahe liegt, und doch so falsch ist, dass sie eine sehr große Zahl an Menschen in die Irre führt.
Dieser Irrtum lautet:
- Eine möglichst große Anzahl an Partnervorschlägen, möglichst gar tägliche Vorschläge erhöhen die Chancen, Partnerschaft zu finden.
Wenn es so wäre, wäre die Lösung längst da:
- Die großen Dating-Apps ermöglichen ihren Nutzer:innen jederzeit Vorschläge und diese sogar noch alle in direkter Wohnortnähe.
Damit aber ist die Vermutung, dass viele und häufige Vorschläge helfen, bereits widerlegt:
- Der US-Amerikanische Soziologe Rosenfeld von der Stanford Universität hat das Online-Dating mit umfassender Studien wie wohl kein zweiter untersucht. Er gelangt zu der Schlussfolgerung, dass 80 % der Nutzer:innen innerhalb eines Jahres nicht eine einzige Person tatsächlich treffen. Die Dating-Apps würden für die Partnersuche überschätzt. Sie würden mehr eingesetzt zum virtuellen Flirten und zur Betrachtung von Bildern.
- Die Psychologen Timmermans und Courtois befragten belgische Tinder-Nutzer:innen nach den Ergebnissen ihrer bisherigen, oft jahrelangen Tinder-Nutzung. Mehr als 50 % hatten kein einziges Treffen. Lediglich 12 % der Nutzer:innen gaben an, eine partnerschaftliche Beziehung gefunden zu haben. Allerdings wissen wir wiederum aus den Studien des Soziologen Rosenfeld, dass sich mehr als 70 % der neuen Beziehungen, wenn sie nicht heirateten, bereits im ersten Jahr wieder auflösen. Vermutlich liegt demnach die echte Erfolgsquote der Dating-Apps unter 6 %.
Was führt bei der Online-Partnersuche zum Erfolg?
Die Anzahl der Vorschläge ist es jedenfalls nicht. Auch tägliche Vorschläge sind es nicht. Ebenso wenig sind es Vorschläge in direkter Wohnortnähe:
- Denn genau dies können Dating-Apps ihren Nutzer:innen bieten, und zwar in einem Ausmaß wie niemand sonst.
Wer also an die Logik “viele oder tägliche Vorschläge in Wohnortnähe” glaubt, ist bei den Dating-Apps absolut richtig. Nur wird die große Mehrheit dieser Personen leider keine Partnerschaft dort finden.
Ich habe zu dem Thema “Viele Kontakte – große Chancen” ein eigenes Video bei YouTube hochgeladen.
Hier möchte ich jetzt nur in Kurzform umreißen, wodurch sich die Tatsache erklärt, dass bei der Online-Partnersuche weniger Vorschläge besser sind als viele Vorschläge. Danach werde ich das entscheidende Grundprinzip der Partnerfindung darstellen, welches einen echten Erfolg der Partnersuche möglich macht.
Warum sind viele Vorschläge unwirksam
Untergehen in der großen Zahl: Bei vielen Vorschlägen erhalten die anderen auch viele Vorschläge. Damit sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass sie von den anderen Personen – selbst wenn Sie schreiben – auch nur ernsthaft zur Kenntnis bzw. in eine echte “Auswahl” genommen werden. Ihr Vorteil wird so zum Nachteil.
Warten auf jemanden Besseres: Durch die vielen und vor allem durch tägliche Vorschläge entsteht bei den Nutzer:innen oftmals unbewusst der Modus: “Vielleicht ist der nächste Vorschlag besser”. Dadurch sinkt die Bindungsbereitschaft. Entsprechend wird es erneut unwahrscheinlicher, dass Sie so jemanden für eine Beziehung finden. Da der Vorgang unbewusst abläuft, können sich die Nutzer:innen nicht einmal dagegen wehren.
Choice-Overload: Eine riesige Anzahl an Studien zeigt, dass mit wachsenden Auswahlalternativen objektiv schlechtere Entscheidungen getroffen werden. Erneut wissen dies die Beteiligten nicht einmal. Eine Studie zur Online-Partnersuche von Wu und Chiou zeigt, dass mit wachsender Auswahl sich das Interesse immer mehr auf diejenigen Personen legt, die für eine Partnerschaft gerade nicht infrage kommen. Der Titel der Arbeit bringt das Ergebnis so prägnant zum Ausdru7ck, dass ich ihn hier (ins Deutsche übersetzt) zitieren möchte: “Mehr Optionen führen zu mehr Suche und schlechterer Auswahl bei der Online-Partnersuche für romantische Beziehungen.”
Unzufriedenheit mit Vorschlägen – auch dieser Effekt ist automatisch und unbewusst: Studien zeigen, dass in Beziehungen die Zufriedenheit mit bestehenden Kontakten absinkt, wenn mehr Alternativen zur Verfügung stehen. Mit der gleichen Person kann ich zufrieden sein, wenn es keine oder wenige Alternativen gibt. Sind da plötzlich aber viele andere Möglichkeiten, werde ich mit der Person, obwohl sie die gleiche ist und sich gleich verhält, unzufrieden. So werde ich mich bei vielen Alternativen also mit erhöhter Wahrscheinlichkeit für niemanden entscheiden.
Es gibt weitere Gründen, aber dies sind die Hauptgründe und das gemeine ist, dass wir kaum etwas dagegen tun können.
Aber wieso sind Dating-Apps dann so erfolgreich, ziehen viele Millionen Menschen an, wenn sie doch so ungeeignet für die Partnersuche sind?
Diese Frage ließe sich sogar verschärfen:
- Denn obwohl weiterhin 93 % der Erwachsenen sich eine Beziehung wünschen, nehmen die Single-Raten immer mehr zu. Es wird vermutet, dass hierfür auch die Dating-Apps die Ursache sind.
Woher kommt ihr Erfolg?
- Die Dating-Apps sind nicht erfolgreich, weil sie viele feste Beziehungen begründen. Sie sind im Gegenteil deshalb erfolgreich, weil sie die Nutzer:innen auf andere Motive ablenken und weil an die Stelle echter Partnerfindung sofortige Unterhaltung, Spannung und Abwechslung treten.
- Dies beeinträchtigt zwar die Chancen, dass eine Partnerschaft gefunden wird, aber es macht die Nutzer:innen sofort zufrieden und das ist wiederum gut für die Dating-Apps. Denn wer sofort belohnt wird, der bleibt dabei.
Dating-Apps bringen ihre Nutzer:innen genau so in feste Beziehungen, wie Casinos ihre Kunden reich machen.
Natürlich gibt es Personen, die durch Glücksspiel reich wurden. Selbstverständlich kennen wir alle das eine oder andere Paar, was sich über eine Dating-Apps traf. Aber dies ist in Wirklichkeit bereits allein aufgrund der unglaublich hohen Zahl der Nutzer:innen zu erwarten. Es ist eben nicht die Regel, sondern die Ausnahme.
Das Grundprinzip echter Partnerfindung
Echte Partnerfindung läuft nicht über viele, sondern meistens über wenige Kontakte. Wir haben dies bereits für Gleichklang-Paare anderswo dargestellt:
- Die meisten Gleichklang-Paare hatten nur wenige Kontakte und nur sehr wenige Treffen. Dies hinderte sie aber nicht daran, einander zu finden.
Die Erklärung ergibt sich aus dem fundamentale Grundprinzip der Partnerfindung:
- Partnerfindung ergibt sich dann, wenn sich irgendwann in einem zeitlichen Verlauf der Offenheit für eine Beziehung zwei Personen begegnen, die sich zueinander hingezogen fühlen und eine gemeinsame Zukunft miteinander aufbauen möchten.
- Die Wahrscheinlichkeit hierfür steigt, wenn die oben dargestellten unbewussten Blockade-Tendenzen nicht auftreten. Also wenn keine ständige Ablenkung durch Alternativen stattfindet, nicht ein Modus mit der ständigen Hoffnung auf etwas Besseres entsteht, keine Auswahlüberlastung (choice overload) stattfindet und die Zufriedenheit mit dem bestehenden Kontakt nicht sinkt, weil es X andere Alternativen gibt oder diese erwartet werden.
Partnerfindung muss nur einmal eintreten:
- Vorherige Kontakte und Treffen mit anderen bringen die Partnerfindung nicht näher.
Die ganze Unterhaltung bei den Dating-Apps ist zwar schön und spannend, aber sie bringt die Nutzer:innen meistens keinen Schritt zum (ursprünglichen) Ziel:
- Wenn ich viele vorherige Treffen hatte, bedeutet dies gerade nicht, dass ich erfolgreich sein werde. Im Gegenteil, hatte ich erst wenige Treffen, kann die Chance sogar höher sein, dass es mir gelingt, eine Bindung aufzubauen.
Genau dies ist das Grundprinzip unserer eigenen Tätigkeit seit mehr als 16 Jahren:
- Wir bieten unseren Mitgliedern eine Struktur, bei der die Wahrscheinlichkeit sehr hoch ist, dass sie eines Tages einem Menschen begegnen werden, mit dem sie in Beziehung treten werden.
- Wir gestalten diese Struktur finanziell so, dass sich jeder eine Teilnahme bis zum Erfolg leisten kann, im Fall von finanzieller Not mit unserem besonderen Sozialtarif von nur 6 EUR im Jahr.
- Ob dies ein, zwei, drei oder vier Jahre dauern wird, wissen wir nicht, und wir haben darauf auch nur einen sehr begrenzten Einfluss. Dass das Ereignis der Partnerfindung für Gleichklang-Mitglieder aber irgendwann eintreten wird, diese Wahrscheinlichkeit ist sehr hoch, ganz anders als bei den Dating-Apps.
Vermittlungschancen bei Gleichklang
Bei Gleichklang ist vieles umgekehrt wie bei den Dating-Apps:
- Es gibt bei uns meistens nicht viele und oft nur wenige Vorschläge mit Wartezeiten, nahezu nie tägliche Vorschläge. Und für niemanden auch nur annähernd so viele Vorschläge bei den Dating-Apps, schon gar nicht in Wohnortnähe.
Dafür können wir etwas anderes bieten:
- Unsere Vermittlungsraten sind höher.
Anders als die Dating-Apps werten wir unsere Vermittlungsraten nämlich aus und publizieren sie.
Über alle Mitglieder zeigen sich folgende Erfolgsraten in Abhängigkeit von drei untersuchten Zeitkriterien:
- 34 % fanden eine Beziehung, wenn sie (im Fall von Erfolglosigkeit) mindestens ein Jahr nicht aufgegeben hatten.
- 61 % fanden eine Beziehung, wenn sie (im Fall von Erfolglosigkeit) mindestens zwei Jahre nicht aufgegeben hatten
- 78 % fanden eine Beziehung, wenn sie (im Fall von Erfolglosigkeit) mindestens drei Jahre nicht aufgegeben hatten.
Wir haben außerdem Gruppen mit sehr wenigen und Gruppen mit relativ “vielen” Vorschlägen verglichen. Die Vorschlaganzahl bei Gleichklang schwankt nämlich in Abhängigkeit von Merkmalen und Suchkriterien.
Drei Beispiele für Gruppen von Mitgliedern, die nur sehr selten und wenige Vorschläge erhalten:
- Asexuelle bekommen nur ganz wenige Vorschläge im Jahr und müssen oft viele Monate auf Vorschläge warten.
- Auch Partnersuchende im Rollstuhl bekommen nur ab und zu den einen oder anderen Vorschlag. Auch hier entstehen lange Wartezeiten. Zwar ist die Akzeptanz für Behinderungen bei ca. einem Drittel der Mitglieder gegeben, sie sinkt aber stark für die Situation der Angewiesenheit auf den Rollstuhl.
- Nur sehr wenige Vorschläge erhalten auch die wenigen Gleichklang-Mitglieder, die überall verstreut in der Welt leben, also nicht in Österreich, Deutschland und der Schweiz. Zwar suchen sie oft international, aber die meisten anderen Mitgliedern sind an Vorschlägen aus ihrem Land nicht interessiert, so dass der Vorschlag nicht erfolgen kann.
So wenig die Vorschläge, so hoch die Vermittlungsraten:
- Alle drei Gruppen haben eine höhere Vermittlungsrate als die durchschnittliche Vermittlungsrate in unserer Community.
Im verlinkten Artikel können die Zahlen nachgelesen werden. Ich greife hier nur als Beispiel die Rollstuhlfahrer:innen heraus:
- Mitglieder im Rollstuhl: 62 % fanden eine Beziehung, wenn sie mindestens ein Jahr nicht aufgegeben hatten. 82 % fanden eine Beziehung, wenn sie mindestens zwei Jahre nicht aufgegeben hatten. 85 % fanden eine Beziehung, wenn sie mindestens drei Jahre nicht aufgegeben hatten.
Aber noch ein anderes, im Grunde geradezu unglaubliches Ergebnis kann ich berichten:
- Wir haben unsere Vermittlung 2006 gestartet. Wir hatten lange Zeit unter 1000 Mitglieder und auch 2008 noch deutlich unter 4000. Also viel weniger als jetzt. Nahezu alle Mitglieder mussten in diesen Anfangszeiten mindestens wochenlang und oft monatelang auf den ersten Vorschlag warten.
- Aber die Vermittlungsraten waren damals genau so hoch wie heute – ja sogar ein wenig höher für das Auswertungskriterium “mindestens ein Jahr”.
Wie kann das sein?
Damals gab es die Dating-Apps noch nicht oder sie waren unbekannt. Unsere Mitglieder sahen uns einfach nur als das, was wir sind, nämlich als eine Option, eines Tages einen passenden Menschen zu treffen. Sie erwarteten keine vielen Vorschläge, stellten sich auf Wartezeiten ein und erwarteten auch keine Unterhaltung bei uns.
Diese früheren Mitgliedern von uns waren für die Partnerfindung so offen und sensitiv, dass sie aus im Durchschnitt viel (!) weniger Vorschlägen mehr machen konnten. Sie betrachteten jeden Vorschlag in seinem eigenen Wert als einen Menschen, mit dem sie womöglich eine Beziehung führen würden.
Diese Zeiten sind vorbei und wir werden sie nicht zurückholen können.
Aber einige Gruppen bei Gleichklang mit besonders wenigen Vorschlägen befinden sich immer noch in der gleichen Situation. Und sie schadet ihnen nicht, sondern sie hilft ihnen, wenn sie das Prinzip verstehen und bereit sind, sich auf diese Form der Partnerfindung mit der dafür erforderlichen Grundhaltung einzulassen.
Das Grundprinzip der Partnerfindung verlangt die zeitlich anhaltende Präsenz und Offenheit für eine Beziehung. Hieraus ergeben sich die Beziehungschancen und eben nicht aus möglichst vielen oder gar ständigen Vorschlägen.
Wir sehen in unserer Mitglieder-Betreuung immer wieder, dass Partnersuchende Schwierigkeiten haben, dies Grundprinzip der Partnerfindung anzunehmen. Das gleiche sehe ich in meiner Tätigkeit als Dating-Coach, wo es auch immer wieder darum geht, die Aufmerksamkeit auf das zu richten, was wirklich wichtig ist.
Diese Situation ist verständlich. Denn die Dating-Apps mit ihren Erwartungen prägen uns unbewusst alle, haben unsere Vorstellungen und Erwartungen vom Weg der Partnerfindung verändert.
Und natürlich ist es auch langweilig, einfach nur abzuwarten. Denn leider kann uns der spätere Erfolg nun einmal nicht bereits vorab belohnen.
Es fällt uns als Menschen in allen Bereichen des Lebens schwer, tatsächlich anzunehmen, dass weniger mehr ist, auch wenn dies eine Tatsache ist, der wir uns eigentlich in Anbetracht von Klimawandel und Katastrophen kaum noch verschließen können sollten.
Es ist also genau dies, was wir Ihnen anbieten können:
- Hohe Chancen der Partnerfindung mit wesentlich weniger Vorschlägen als Sie sie bei den Dating-Apps erhalten werden.
Wenn Sie dies Prinzip annehmen können, heißen wir Sie herzlich willkommen bei uns. Unsere Plattform ist der richtige Ort für Ihre Beziehungssuche.
Wenn Sie dies Prinzip nicht akzeptieren können, bitte ich Sie, mir keine bösen Briefe zu schreiben (ich bekommen einige), sondern ich rate Ihnen, es erst einmal bei den Dating-Apps zu probieren und erst danach zu uns zurückzukommen, wenn sie sich dort ausgetobt haben.
Bei Ihrer Beziehungssuche stehen wir von Gleichklang mit Tat und Rat zur Seite:
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