Gemeinsam Fragen und Antworten teilen
Im Rahmen der Rubrik Beratung in diesem Blog möchte ich ab jetzt regelmäßig kritische Zuschriften beantworten, die mich erreichen. Diese Beiträge gehören zu den meistgelesenen und meistgeklickten Artikeln, vermutlich, weil sie ein doppeltes Interesse erfüllen.
Zum einen geht es darum, den betreffenden Mitgliedern eine möglichst schlüssige, individuelle Rückmeldung zu geben, die sie in ihrer Beziehungssuche wirklich weiterbringt. Zum anderen bieten diese Antworten auch für alle anderen Leserinnen und Leser eine Gelegenheit zur Reflexion. Sie können helfen, die eigene Partnersuche bewusster, realistischer und zugleich erfolgreicher zu gestalten.
Wenn Sie selbst Fragen, Beobachtungen oder Kritik haben und möchten, dass ich öffentlich darauf antworte, senden Sie mir Ihre Nachricht gerne zu. Ich behandle jede Zuschrift mit größter Sorgfalt. Wenn ich öffentlich antworte, geschieht dies selbstverständlich anonymisiert.
Zuschrift: „Chancenlos“
Die folgende Zuschrift erreichte mich vor wenigen Tagen per E-Mail. Sie bezog sich auf einen ▶ vorherigen Blogartikel:
„Den heutigen Newsletter, wie auch die drohende, hier veröffentlichte Beschwerde samt Gleichklangs Antwort darauf und meine jüngsten Erfahrungen nehme ich zum Anlass, heute zu schreiben.
Als mehrfach neurodiverse (HSP + Hochbegabung) Singlefrau Mitte 50 sehe ich bei Gleichklang keine Vermittlungschancen für mich. Warum? Weil kaum welche kommen und die, die kommen, sind gelinde gesagt, vollkommen unpassend. Soviel zum Gleichklang-Algorithmus:
Ein Mann, den ich anschrieb, antwortete mir erst nach vielen Monaten und mit selbstpreisenden Erzählungen darüber, wie wunderbar viele Frauen hier den Kontakt zu ihm suchen. Er war sogar egozentrisch genug, das auf mehreren Seiten Text auszuführen.
Ich mag Haare und tue mich sehr schwer mit dem Geruch von Kopffett (auch wenn mir durchaus bewusst ist, dass wir alle die Zeichen des Alters tragen und, wenn wir gemeinsam altern, diese Veränderung normal und tolerabel ist).
Sehr kleine Männer, mit denen ich bereits Erfahrungen sammelte: Kleine Männer haben ein Egoproblem. Auch wenn meine Oma bestimmt mit den Worten „Traue keinem Mann unter 1,80 m!“ übertrieb. Heute weiß ich, dass da etwas dran ist und möchte definitiv keinen kleinen Partner mehr.
Mir wurde ein glücklich verheirateter Mann vorgeschlagen. Meine devote Neigung habe ich im Profil, suche jedoch ausdrücklich keinen Dom für Sessions, sondern einen Partner.
Nicht wenige Vermittlungsvorschläge kommen ohne Bild und mit teilweise enorm egozentrischen Selbstbeschreibungen.
Vermutlich sind es 90 % Frauen bei Gleichklang, auf die 10 % Männer kommen? Es wirkt sehr ungleichgewichtig hier.
Nach nunmehr fast einem Jahr bei Gleichklang weiß ich, dass ich meine Mitgliedschaft nicht verlängern werde. Ich wollte mir eigentlich 2 Jahre geben, doch nach dem jüngsten Kontakt zu einem Mann, der sich im Dialog als toxisch-depressionistisch erwies, werde ich das nicht tun.
Ich bin attraktiv und schlank, was sich bei der Suche eher als Nach- nicht als Vorteil erweist, wirke deutlich jünger und bin nun mal sehr clever und sensibel. Das bedeutet für mich, dass ±2 % der Weltbevölkerung ähnlich denken (und 20 % empfinden), wie ich.
Die Verteilung der Geschlechter bei Gleichklang hinkt und mir scheint, dass die Männer, die auf anderen Plattformen (sei es wegen körperlicher oder psychischer Merkmale) keine Chancen haben, sich hier tummeln.
Schade, denn die Gleichklang-Idee spricht mich wirklich an. Nicht aber die vorgeschlagenen Männer. Das möchte ich jetzt mal loswerden…“
Meine Antwort
Die Ausgangssituation
Gerne möchte ich Ihnen antworten. Ich sehe, dass Sie bisher 48 Vermittlungsvorschläge erhalten haben. Typischerweise erhalten Sie mehrere Vermittlungsvorschläge pro Monat – im letzten Monat waren es drei, davor etwas mehr, diesmal war es erst einer, aber es werden sicherlich bis Ende des Monats noch ein bis zwei kommen. Es können auch einmal Pausen eintreten, dafür kommen dann plötzlich wieder etwas mehr. Ich habe mir Ihren Verlauf angeschaut – genau so ist es bei Ihnen seit Ihrem knappen Jahr bei Gleichklang.
Was ich noch sehe, ist, dass Sie 3 Vorschläge angeschrieben haben und von 2 eine Antwort erhielten. Sie selbst wurden von 2 angeschrieben und haben beiden geantwortet.
Grundsätzlich ist die Idee unserer Beziehungsfindung nicht, dass Sie viel kommunizieren und dann aus einer größeren Anzahl an Kontakten auswählen – wenn dieser Gedanke Leser:innen neu ist, schauen Sie sich bitte unbedingt mein neuestes ▶ Video “Gewollte Einsamkeit: Das Geheimnis der Dating-Apps” an. Es geht vielmehr darum, dass gelegentlich der Kontakt zu einer Person entsteht, der so die optimale Chance hat, sich zu vertiefen und zu einer Beziehung zu werden.
Mindestens zwei Grundvoraussetzungen sind bei Ihnen also gegeben:
- Es gibt immer mal wieder die eine oder andere Person, die nach unserem Algorithmus zu Ihnen passt. Sie haben Menschen angeschrieben, Antworten erhalten und auch selbst geantwortet, wenn Sie angeschrieben wurden.
Ich will Sie daher zunächst als Allererstes ermutigen, die Sichtweise etwas zu verschieben. Sie befinden sich nach meiner Einschätzung einfach auf einem Weg, und ich kann auch anhand Ihrer Zuschrift keinerlei Hinweise dafür erkennen, dass dieser Weg nicht eines Tages zum Ziel führen sollte.
Ganz wichtig ist, dass wir uns nicht solche Wege verbauen:
- Manchmal sind Wege verdeckt, und wir sehen nicht, dass es noch weitergeht – und wenn wir nicht genau hinschauen oder einfach weitergehen, bleiben wir womöglich stehen oder kehren vorschnell zurück.
Es wäre schade, wenn das bei Ihnen der Fall wäre. Denn tatsächlich ist es so, dass viele neurodiverse Menschen in Ihrem Alter und mit Ihrem Geschlecht bei uns Partnerschaft finden – manche schneller als Sie, viele aber auch erst im Verlauf. Wählen Sie also lieber den Zugang „Das Glas ist halb voll“ als den Zugang „Das Glas ist halbleer“.
Zur Anzahl und Wirkung der Vorschläge
Es gibt kaum Vorschläge? – Ich möchte widersprechen:
- Sie erhalten eine gute Vorschlagsanzahl, die sogar psychologisch optimal ist, um dem gefährlichen Choice-Overload-Effekt entgegenzuwirken.
Dieser Effekt macht uns automatisch – ob wir wollen oder nicht – mit allen Vorschlägen unzufrieden, führt zu einem Verzetteln und mindert unbemerkt unsere Bindungsbereitschaft.
Demgegenüber ist Ihre Vorschlagsanzahl überschaubar, es gibt Wartezeiten, sodass weder Choice Overload noch der mit ihm nach Studien verbundene Rejection Mindset entstehen können. Das ist eine gute Voraussetzung für die Partnerfindung.
Wichtig ist aber auch, dass Sie dies so sehen und wertschätzend einordnen können. Denn sonst aktiviert allein der Gedanke „Es kommen eh kaum welche“ eine resignative Haltung, die beginnt, als selbsterfüllende Prophezeiung zu wirken:
„Kommt eh nichts“ = „Macht keinen Sinn“, verändert den Blick auf alle Vorschläge und senkt die Chance, dabeizubleiben, bis sich die Option, die Sie hier haben, in Ihr Leben begibt bzw. von Ihnen gemeinsam ins Leben gebracht wird.
Ich besitze hier ja in gewisser Weise eine besondere Stelle, da ich – anders als die Mitglieder – Einsicht in die Gesamtprozesse habe. Ich erhalte eben nicht nur von Ihnen diese Zuschrift, ich erhalte ebenso andere Zuschriften und sehe auch die formalen Auswertungen an. Ich weiß daher, dass die Partnerfindung hier wirklich klappen kann. Und auch nach Lesen Ihrer Zuschrift und Betrachtung Ihres Profils sehe ich nicht den geringsten Hinweis dafür, dass dies bei Ihnen anders sein sollte.
Beispiel: Eine Erfolgsgeschichte
Genau während ich diese Zeilen an Sie und alle unsere Mitglieder schreibe, schaue ich noch einmal in unsere Sammlung „etwas Schönes“ und sehe ganz frisch eine neue Zuschrift, die ich einfach einmal zur Verdeutlichung zitieren möchte:
Liebes Gleichklang-Team,
Glaubt ihr an Wunder???
Wir beide ganz sicher und auf jeden Fall.
Wir erleben gerade unser ganz eigenes, riesengroßes, unglaublich schönes Wunder der Liebe und des Lebens.
Dank eurer liebevoll gestalteten Plattform und der Unterstützung des Universums und der an der richtigen Stelle gesetzten Häkchen ist es möglich gewesen, dass sich durch unsere Profile zwei HerzensMenschen gefunden haben.
Wir haben beide schon bei den ersten Nachrichten feststellen können, wie nah und verbunden wir uns gegenseitig fühlen.
Wir waren uns beide schnell sicher und einig, dass wir uns zeitnah im wahren Leben und trotz der Entfernung unbedingt kennenlernen möchten.
Bernd (Name geändert) hat sich auf den Weg gemacht, um mich in meiner Heimat zu besuchen.
Wir haben ein unvergesslich schönes und wundervolles Wochenende erleben dürfen.
Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne……
Wir sind aus tiefstem Herzen dankbar, dass wir von nun an gemeinsam Seite an Seite unseren Lebensweg gehen dürfen.
Tolle Fähigkeiten bereichern unser Leben: Also Leben, Lieben und Lachen.
Wir wünschen euch von Herzen, dass durch eure Mühe und euer Dasein noch viele weitere glückliche Menschen zueinander finden.
Da wir von nun an im echten Leben bereits im Gleichklang miteinander sind, bitten wir euch, unsere Profile zum nächstmöglichen Zeitpunkt aufzulösen und die Mitgliedschaft zu beenden.
Wir freuen uns über eine kurze Rückmeldung und Bestätigung.
Von Herzen Danke und alles Liebe auf eurem Weg wünscht euch …
Warum solche Beispiele wichtig sind
Einmal schrieb mir eine Leserin, ich solle diese positiven Beispiele streichen, denn sie machten denen Schmerzen, die bisher partnerlos seien. Ich sehe es umgekehrt. Ich stelle sie hier hinein (zusammen mit den kritischen Beispielen, die wir diskutieren), als ein Symbol der Hoffnung – keiner leeren Hoffnung, sondern der täglichen Realität unserer Kennenlern-Community, aus der heraus sich kontinuierlich werthaltige und tiefe Beziehungen zwischen unseren Mitgliedern entwickeln.
Bitte glauben Sie nicht, dass Sie aus dieser Option ausgeschlossen sind.
Ich sehe Gleichklang – ich bitte um Verzeihung für Wiederholungen, aber es gibt zu jedem Blogartikel neue Mitglieder – als eine stille Option, die im Hintergrund für Sie tätig ist. Sie schaut aus nach Beziehungsmöglichkeiten und sie sagt Bescheid, wenn sie eine Chance sieht. Genau so war es auch bei diesen beiden, die uns nun geschrieben haben.
So ist es tatsächlich bei jedem – egal, ob Sie zu den Vorschlagstypen mit vielen, moderaten oder wenigen Vorschlägen gehören. Neuen Leser:innen würde ich an dieser Stelle den ▶ vorherigen Artikel zu den verschiedenen Vorschlagstypen bei Gleichklang empfehlen, oder dies ▶ kurze Video von 13 Minuten, welches alles erklärt und eine Struktur darstellt, wie Sie Ihre Partnerfindung voranbringen werden.
Haltung und innere Ausrichtung
Mit anderen Worten:
- Allein die Formulierung „die es kaum gibt“ beinhaltet die Gefahr, dass Sie unbemerkt in eine negative Haltung kommen, die sich auswirkt, ob Sie das möchten oder nicht.
Lassen Sie sich stattdessen inspirieren durch die vielen Menschen , die den Weg bei uns gegangen und am Ziel angekommen sind.
Leiden Sie aber auch nicht unter dem Weg, denn in anderer Art und Weise ist auch der Weg das Ziel:
Bei der Partnerfindung können wir uns reflektieren, beobachten, wir können daran arbeiten, uns Bereitschaft jetzt schon in unserem Alltag aufzubauen, damit wir uns in Freiheit für eine Beziehung entscheiden und unsere Ressourcen in diese einbringen können (▶ Video: Sinn im Leben).
Was bedeutet Passung?
Somit komme ich auf den nächsten Aspekt: „völlig unpassend“.
Ich habe mir Ihre Vorschläge nur einmal als einen Gesamteindruck angeschaut, ein paar Profile geöffnet, mir die Interessen und deren Texte angeschaut. Mir ist klar: Ich kann nicht entscheiden, wer für Sie passt – aber mir fiel eine positive Diversität der äußeren Merkmale bei Ausbleiben grundlegender, starker, blockierender Differenzen in den inhaltlichen Einstellungen auf.
Wir wissen aus unseren Beobachtungen und Befragungen, dass die Güte eines Vorschlags sich oft erst im Austausch zeigt. Viele jetzt Verpartnerte sagen: „Vom Vorschlag war ich nicht beeindruckt“, erst in der Begegnung begannen sie, Liebe für diese Person zu entwickeln.
Ebenso lesen wir in der Literatur, dass sich Wahrnehmungen, Bewertungen, Sympathie, auch äußerliche Attraktion verschieben – und keineswegs so klar und sofort einschätzbar sind, wie manche dies glauben. (▶ vorheriger Artikel: Das Äußere und die Partnersuche, ▶ Video: Alles über das Äußere bei der Partnersuche)
Passung bedeutet für uns einfach, dass die vielfältigen Suchkriterien, die Sie eingegeben haben, und die Schilderungen zu Ihrer Person nicht im erkennbaren fundamentalen Widerspruch zu der Person stehen, die wir Ihnen vorstellen.
Mittlerweile wissen wir anhand der Forschungsstände, dass es bei Partnerfindung nicht um Gleichheit, sondern um Kompatibilität geht. Kompatibilität bedeutet wiederum:
- die Chance, dass zwei Personen, die gleich oder verschieden sind, eine gemeinsame Basis des Verstehens und des Lebens miteinander aufbauen können.
Unterschiede sind gestaltbar – durch Platzierung
Viele Unterschiede können gemeinsam integriert werden – auch durch sogenannte Platzierung. Die extravertierte Person übernimmt andere Funktionen und Aufgaben in der Öffentlichkeit, die introvertierte Person ist stärker im Hintergrund tätig – um ein Beispiel zu geben. Das schließt sich überhaupt nicht aus.
Aber dann gibt es auch Dinge, die sind wirklich schwer miteinander vereinbar – und genau an diesen Aspekten setzt unser Algorithmus an und betrachtet dies in einem weiten Feld von:
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grundlegenden ethischen Überzeugungen
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bedeutsamen religiös-spirituellen Sichtweisen
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Ausrichtungen der Beziehungs-Gestaltung (z. B. monogam, polyamor)
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sexuellen Präferenzen (Experimentierbereitschaft, BDSM – um zwei zu nennen, die für Sie eine Rolle spielen)
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und vielen weiteren
Wir suchen insofern nach Entwicklungspotenzialen und bringen Sie dann mit Menschen zusammen, wenn wir diese als Möglichkeit erkennen können.
Einschätzungen im Wandel
Ich kenne die Schilderung des Mannes nicht, der Ihnen mit Selbstpreisung schrieb. Auch hier würde ich aber zur Vorsicht raten. Oft schließen wir aus Mitteilungen andere Dinge, als die, die die Person eigentlich sagen wollte. Wir neigen dabei grundsätzlich dazu, unsere eigenen Fähigkeiten, andere Personen einzuschätzen, zu überschätzen. Das gilt für uns alle. Später wiederum bestätigen wir unsere Einstellungen, nicht, weil sie richtig sein müssen, sondern weil wir uns an ihnen orientieren.
Mein Rat wäre: nachzufragen und nachzuhören, zu schauen, was er hier sucht und hofft – und sodann zu überprüfen, ob das, was er sucht und hofft, womöglich zu dem passt, was Sie suchen und hoffen. Und dabei sich wechselseitig eine Chance zu geben, mit Offenheit aufeinander zuzugehen und so zu einem echten Kennenlernen zu gelangen.
Denn es ist so, dass Studien zeigen (weiteres im ▶ vorherigen Blog-Artikel), dass relativ bald beim Kennenlernen die Turbulenz oder Irritation beginnt, wenn Menschen sich auf eine Beziehung zubewegen. Warum? Sie kennen einander noch nicht, sondern interpretieren Ihre wechselseitigen Verhaltensanteile. Mit wachsender Vertrautheit lernen Sie neue Dinge voneinander kennen – nicht alles wird sofort gefallen, harmonisch und klar wirken.
So entstehen Irritationen und Turbulenzen, deren Auflösung die eigentliche Herausforderung ist, um zur Liebe zu gelangen.
Zu viele oder zu wenige Stoppschilder
Das heißt natürlich nicht, dass Sie sich nun quasi sofort und mit jeder Person auf einen Beziehungsprozess einlassen sollen. Es gibt rote Flaggen, die Sie anhand vergangener Beziehungserfahrungen und reflektierter Bewertung erkennen können und die es sinnvoll machen, Stoppschilder zu setzen.
Aber wir müssen uns vor beiden Gefahren bei der Partnerfindung schützen:
-
zu wenige Stoppschilder → wir landen in unglücklichen Beziehungen oder verzetteln uns bei zu vielen Kontaktoptionen
-
zu viele Stoppschilder → wir blockieren jede Beziehungsentstehung ab
Damit können wir zwar Ängste und Befürchtungen mindern oder uns Auseinandersetzungen ersparen, verlieren aber oft das Beziehungsziel aus den Augen bzw. entfernen uns immer mehr von ihm.
Die Rolle von Äußerlichkeiten
Ihr zweites Beispiel bezieht sich auf Haare und Kopffett, die für Sie eine besondere Bedeutung haben. Ich verstehe völlig, dass wir alle unsere Prioritäten haben. Der eine schaut auf dies, die andere auf jenes. Dennoch würde ich raten, den Blick möglichst von Äußerlichkeiten zu befreien.
Ich habe ehrlich gesagt noch keine Erfahrung mit Kopffett gemacht und nie darüber nachgedacht – ich bin mir aber sicher, dass es hier Lösungswege gibt. Eine Klientin von mir schenkte ihrem Partner einmal ein Parfüm – der Hinweis war wirkungsvoll. Und wenn solche Hinweise nicht wirken, können wir über Dinge sprechen. Nach meiner Überzeugung braucht keine Beziehung daran zu scheitern.
Körpergröße als Beziehungskriterium – kritisch reflektiert
Ihr drittes Beispiel möchte ich nicht unkommentiert lassen: „Kleine Männer haben ein Egoproblem.“
Direkt gesagt, würde ich sagen: „Sie haben ein Framing-Problem.“
Bitte verstehen Sie diesen Satz nicht als Angriff. Wir alle haben Framing-Probleme – ich auch.
Es hilft uns, wenn wir solche Framing-Prozesse erkennen, reflektieren und verändern. So können wir uns selbst erweitern – wobei wir erneut bei einem sehr wichtigen Thema sind:
Denn Studien zeigen, dass Beziehungen dann glücklicher werden, wenn wir uns gemeinsam selbst erweitern, indem wir einander in das Selbstbild aufnehmen und damit unsere Spielräume erhöhen – Zitat aus einem vorherigen Artikel:
- Liebe ist die Nutzung von Chancen für bewusste Weiterentwicklung und Transformation. Es geht um die aktivierende Erfahrung, sich neuen Möglichkeiten und Lebensrichtungen zu öffnen. Diese Liebe wird auch von der Selbsterweiterungs-Theorie der Liebe beschrieben, die betont, dass Partner:innen einander in das Selbst integrieren und damit die eigene Person erweitern.
Anders ausgedrückt:
Sie sind der Ansicht, dass kleine Männer ein Egoproblem haben – und deshalb sehen Sie sie so. Was Sie aufrufen, ist aber keine repräsentative Stichprobe von echten Erfahrungen mit kleinen Männern – fair und klar verglichen mit einer Stichprobe von Erfahrungen mit anderen Männern – sondern Sie rekurrieren (unbewusst) auf verbreitete Ansichten und Einschätzungen, die gesellschaftlich kursieren. Treffen wir dann auf prägnante Fälle in unserem eigenen Leben, verallgemeinern wir diese sofort und gelangen so zu subjektiv sehr sicheren Urteilen – selbst wenn diese komplett falsch sind.
Stereotype erkennen und auflösen
Damit stehen Sie, wie gesagt, überhaupt nicht allein – es betrifft fast alle von uns. Wichtig ist, dass wir solche Schemata erkennen und uns davon lösen. Erkennen können Sie es aber nur, wenn Sie mit Ihren eigenen Zuschreibungen einen wirklich offenen Kontakt aufnehmen – also mit den Menschen, denen Sie diese Eigenschaft zuschreiben.
Mein Rat wäre: Löschen Sie Ihre innere und äußere Sucheinschränkung bezüglich der Körpergröße.
Was sagt die Forschung zu Körpergröße?
Übrigens will ich hier nicht behaupten, dass es keinerlei Durchschnittsunterschiede zwischen kleinen und größeren Männern geben würde. Es gibt einen wahren Kern, der aber zu einer ganz anderen Schlussfolgerung führt. Es gibt gewisse Durchschnittsunterschiede – wobei diese aber nach allem, was wir wissen, kein Resultat der Biologie, sondern ein Ertrag der Gesellschaft sind:
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Größere Männer treten etwas dominanter auf
-
Kleinere reagieren manchmal indirekter, wenn es um Durchsetzungsverhalten geht.
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Es gibt Hinweise, dass kleinere Männer kompensatorisch stärkere Ausprägungen der „dunklen Triade“ – Machiavellismus, Narzissmus und Psychopathie – zeigen können
-
Ebenso gibt es Studien, dass kleinere Männer mehr Wert auf soziale Fairness und Gerechtigkeit legen
Das Entscheidende:
- All diese Unterschiede sind geringfügige Mittelwertunterschiede mit enormer Überlappung. Diese Mittelwertunterschiede sind so gering, dass Sie für einen Einzelfall praktisch nichts über die Wahrscheinlichkeit psychischer Merkmale aus der Körpergröße schließen können.
Kulturelle Unterschiede beim Attraktivitätsmerkmal Körpergröße
In diesem Bereich würde ich Ihnen also raten, die Ressourcen Ihrer Hochsensibilität und Hochbegabung zu nutzen, um diesen Aspekt weitergehend zu durchdenken. Sehen Sie den einzelnen Menschen – und nicht seine Körpergröße.
Übrigens zeigen auch Unterschiede zwischen den Kulturen, dass solche scheinbaren oder wirklichen Unterschiede im Durchschnitt oft oberflächlich auf gesellschaftliche Konditionierungsprozesse beruhen:
- Bei den Datoga in Tansania bevorzugten beispielsweise nur 52 % der Frauen größere Männer, während fast die Hälfte keine Größenvorgabe hatte. Auch Männer zeigten Offenheit gegenüber größeren Partnerinnen.
Sehen wir unser Körpergrößen-Präferenzen also nicht als Naturnotwendigkeiten!
Vermittlungsvorschläge ohne Bild – ein Perspektivwechsel
- “Nicht wenige Partnervorschläge kommen ohne Bild”.
Es ist immer eine Frage des Beziehungssystems – bei Ihnen sind es ca. 10 bis maximal 15 %. Erneut denke ich an das halbleere und das halbvolle Glas:
- 85 % der Vorschläge kommen mit Bild 🙂
Wäre das nicht eine alternative Sichtweise, die bei Ihnen emotional und gedanklich gleich ganz andere Muster auslösen könnte? Und diese wiederum können Sie zu anderen Ergebnissen führen – denn wir verhalten uns anders und strahlen anders aus, je nachdem, ob wir in die Leere oder in die Fülle schauen.
Gleichzeitig möchte ich dies aber auch zum Anlass nehmen, für alle noch einmal auf die Rolle von Profilen ohne Bilder hinzuweisen:
- Es sind absolut valide und wertvolle Profile wie alle anderen auch!
Unser Rat lautet: In Kontakt treten – im Verlauf tauschen dann auch die meisten Mitglieder Bilder aus.
Warum keine Bilder?
Was sind die Gründe, warum Menschen nicht sofort ein Bild in ihrem Profil freischalten? Die meisten haben eines, aber sie schalten es individuell frei. Beispiele:
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Psychotherapeut:innen, Ärzt:innen oder anderen therapierende oder betreuende Berufe, die nicht möchten, dass Patient:innen oder Klient:innen sie in solchen Profilen sehen
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Personen, die im öffentlichen Bereich stehen und sich nicht in Blogs, Webseiten oder Presse wiederfinden wollen
-
Menschen mit spezifischen privaten Erfahrungen, die nicht möchten, dass gewisse Personen ihr Datingprofil sehen
-
Einige wiederum wollen bewusst nicht mit dem Außen, sondern mit dem Innen beginnen. Sie hoffen, dass über die Passung des Inneren dann auch das Äußere stimmig empfunden wird
Ein nicht vorhandenes Bild bei Gleichklang ist also kein Hinweis auf mangelnde Ernsthaftigkeit, kein Hinweis auf Verstecken. Vermutlich ist ein Bild längst da – nur noch nicht für Sie freigeschaltet.
Warum also nicht eine freundliche Erstnachricht schreiben, vielleicht auf die eine oder andere Übereinstimmung eingehen und auch nach einem äußeren Eindruck fragen? Genau solche Erstnachrichten können der Startwert für Ihr Beziehungsglück werden.
Missverhältnis bei Geschlechtern?
- „90 % Frauen und 10 % Männer?“ – Da liegen Sie etwas daneben 🙂
Das Geschlechterverhältnis von Frauen zu Männern liegt bei:
-
54 % Frauen zu 44 % Männer
- 2 % nicht binär
Neulich schrieb ein Mann unter einem Video, es gäbe hier offensichtlich einen Männerüberschuss. Ich erhalte diese Meinung von beiden Geschlechtern bisweilen.
Die Vorschlagsanzahl ergibt sich aus der Gesamtkonfiguration der Suchkriterien. Der Geschlechterfaktor ist dabei nahezu null. Es sind andere Aspekte, die entscheidend sind:
-
inhaltliche Merkmale
-
äußere Kriterien
-
regionale Suche etc.
Zur Individualität Ihrer Suche
Sie haben eine differenzierte und spezielle Suche, die verschiedene Dinge berücksichtigt, die nicht in jedem Fall in der Breite häufig auftreten. Im Ergebnis werden Sie immer mal wieder einen Vorschlag erhalten, wenn diese Konstellation passt – und genau hieraus kann sich eine Beziehung entwickeln.
Ich würde mich also nicht beunruhigen oder ärgern, weil andere mehr erhalten, sondern einfach die Vorschläge annehmen, die Sie erhalten, in einen echten Austausch treten und versuchen, die Offenheit zu kultivieren, die immer notwendig ist, wenn wir Menschen kennenlernen wollen.
Ich sehe keine Notwendigkeit, an einer Erhöhung Ihrer Vorschlagsanzahl zu arbeiten, und gebe daher dazu jetzt auch keine Hinweise.
Aber einen inhaltlichen Hinweis möchte ich geben, weil sich hieraus weitergehende Implikationen ergeben:
Dynamischer Widerspruch zwischen Kriterien
Sie haben Buddhismus mit +2, Christentum mit -2 und Atheismus mit +2 bei der Suche markiert – also als starke Präferenzen bzw. Aversionen eingegeben.
Gleichzeitig Buddhismus und Atheismus eine starke Präferenz zu geben ist absolut theoretisch möglich – natürlich lässt sich der Buddhismus atheistisch lesen – aber es ist empirisch selten.
Das heißt:
Alle Buddhisten, die nun wiederum Atheismus für sich ausschließen, können Sie nicht mehr kennenlernen. Da es selten ist, dass jemand beides prägnant bejaht, ist das Ergebnis, dass eher Vorschläge kommen werden, die zwar nicht dezidiert buddhistisch oder atheistisch sind, aber für beides einen gewissen Zugang haben – also sich hier im Mittelfeld bewegen.
Bei sich anhand der statistischen Verteilung eher ausschließenden Merkmalen ist dies das Ergebnis.
Ich würde Ihnen hier also zu einer Prioritätensetzung oder einer Auflockerung raten, z. B. Buddhismus +2 und Atheismus 0.
Abschließende Einschätzung und Ermutigung
Nun möchte ich Ihnen aber auch ein paar Komplimente aussprechen:
- Sie haben ein ausgesprochen aussagekräftiges Profil – in Text und Bild – sowie die vielen Ergänzungstexte an den relevanten Stellen stimmig und wirklich gehaltvoll formuliert.
Wir sehen viele solche Profile, würden uns aber wünschen, dass noch mehr Mitglieder auf all diese Möglichkeiten zurückgreifen. Ihnen wünsche ich, dass Sie ein wenig aus dem aktuellen Negativdenken bezüglich Gleichklang herauskommen.
Sie sollten auf keinen Fall nach einem Jahr uns verlassen, sondern bei uns bleiben und noch einmal mit neuem Blick Ihre Partnersuche neu starten.
Ich bin wirklich und begründet optimistisch – eben weil ich ein wenig hinter die Strukturen schauen kann –, dass Ihr Weg bei Gleichklang Sie in eine Beziehung führen wird.
Hierfür wünsche ich Ihnen die Offenheit, das Durchhaltevermögen – und natürlich den Erfolg!
Resümee: Ein neuer Blick ändert vieles
Seit 19 Jahren unterstützt Gleichklang nunmehr die Beziehungssuche von Menschen mit vielfältigen Mitteln. Neben statistischen Auswertungen, dem Lesen von Fachliteratur und der Sichtung von Mitgliederrückmeldungen lerne ich auch im Rahmen des Coachings immer wieder Klient:innen direkt mit ihren Erfahrungen und Problemen bei der Partnersuche kennen.
Eine sich in unterschiedlichen Konstellationen wiederholende und validierende Erfahrung ist: Oft kann ein neuer Blick sehr viel bewirken, um aus scheinbaren Sackgassen in die richtige Bewegungsrichtung zu gelangen.
Wir unterstützen Sie bei Gleichklang gerne auf diesem Weg:
Wenn Sie dieser Weg anspricht, begleiten wir Sie gerne:
▶ Zur Beziehungssuche bei Gleichklang!
Wenn Sie selbst kommentieren möchten – tun Sie das gerne unter diesem Blog.
Weitere Links:
Informationen zum Coaching:
Einzeltermine für ein Coaching können Sie jederzeit über meine Website vereinbaren. Wie überall gilt auch für das Coaching unser Grundsatz, dass bei Gleichklang niemand an finanziellen Engpässen scheitern soll. Das Coaching-Honorar kann daher ohne Probleme auch in niedrigen Monatsraten beglichen werden.
Das neue Blogformat ist interessant.
Hier allerdings können die Zahlen nicht stimmen, denn insgesamt ergibt es über 100%:
Das Geschlechterverhältnis liegt bei:
54 % Frauen
2 % nicht-binär
46 % Männer
Du hast recht es sind 44 % Männer. Habe es korrigiert.
In den Kommentaren und Zuschriften, die heterosexuell wirken, wird oft die fehlende ausreichend verfügbare Anzahl von Männern erwähnt.
Wenn das Verhältnis bei 54:44 % liegt und von den 44% eine Mehrheit nicht heterosexuell ist, von den 54% Frauen der Mitgliedern aber schon, könnte ja ein viel stärkeres Ungleichheit der Suchenden heterosexuellen Frauen und Männer entstehen, als es bei dieser allgemeinen Angabe den Anschein hat.
(In einem Kommentar stand, dass auf Gleichklang “ohnehin alle queer sind”, was dann sämtliche heterosexuellen Partnergesuche überflüssig machen würde.)
Die große Mehrheit ist heterosexuell (ca. 85 %), wobei ein Quer-Anteil von 15 % im Vergleich zu Standard-Plattformen hoch ist. Es gibt dazu auch hier mehr Informationen. Queere Männer und Frauen verteilen sich nahezu identisch, wir haben für beide ungefähr gleiche Anziehungskraft. Es gibt kein gravierendes Ungleichgewicht, wobei mehr Frauen als Männer positiv ist, da Frauen nun einmal bei der ernsthaften Suche, auch bei nachhaltigen Lebensweisen überrepräsentiert sind. Schlecht wäre es, wenn wie z.B. bei Tinder, 80 % Männer sind.
Vielen Dank für diese — wie immer — sehr spannenden Einblicke!
Kleine Anmerkung: Der Artikel über die Datoga in Tansania ist leider falsch verlinkt. Man stößt auf einen Beitrag über Körpergewicht. Ist stattdessen der Artikel von Sorokowski P. und Butovskaya M. L.: Height preferences in humans may not be universal: evidence from the Datoga people of Tanzania. In: Body Image. 2012 (4): S. 510-516. doi: 10.1016/j.bodyim.2012.07.002 gemeint?
Herzliche Grüße
Herzlichen Dank für den Hinweis, habe den Link korrigiert.
Solche Probleme hätte ich gerne mal 😀
Bei ca. gleicher Vorschlagsanzahl (50 pro Jahr)
liegt meine Antwortrate bei ca 33 % gegenüber 67%.
Ich wurde in 2 Jahren noch nie angeschrieben.
Auch wäre ich sehr dankbar, wenn mir Frauen so lange Texte schreiben würden wie oben beklagt. Gefühlt muss ich den Frauen jedes Wort aus der Nase ziehen.
“Viele Unterschiede können gemeinsam integriert werden – auch durch sogenannte Platzierung. Die extravertierte Person übernimmt andere Funktionen und Aufgaben in der Öffentlichkeit, die introvertierte Person ist stärker im Hintergrund tätig”
Ich würde mir immernoch sehr wünschen, dass Extrovertiertheit und Introvertiertheit als Kriterium mit Ausschlusswirkung bei Gleichklang eingeführt wird. Als introvertierter Mann schrecken mich extrovertierte Frauen definitiv ab. Ich sehe es auch immer wieder im realen Leben wie Extrovertiertheit und Introvertiertheit in Beziehungen ein Streitthema ist.
33 % ist eine etwas niedrige Antwortrate. Dies kann liegen an den geschriebenen Erstnachrichten, dem Profil oder auch einfach daran, dass vielleicht ein paar Merkmale bei einigen nicht so populär sind. Grundsätzlich ist 33 % aber auch keineswegs extrem niedrig. Das Problem mit der Extraversion ist, dass es wirklich keinerlei Deckung durch Studien gibt, dass hier eine Übereinstimmung hilfreich oder eine Divergenz schädlich wäre. So findet diese Studie einen Nulleffekt der Ähnlichkeit auf die Zufriedenheit und diese Studie findet minimale Effekte, nicht aber für Extraversion und auch nur für Frauen. In meinem Artikel “Herausforderungen für Introvertierte beim Online-Dating” stelle ich auch ein paar Überlegungen zum Thema dar. Wobei in den Kriterien, die Du angeben kannst, schon auch viel Interaktionsaspekte enthalten sind (z.B. viel oder wenig gemeinsam unternehmen etc.).
was für eine Wortschöpfung… (toxisch-)depressionistisch. und dem Ton und den Worten nach mehr (oder weniger) belagert von egozentrischen Männern und solchen die mangels Körperlänge Ego-Probleme haben.
Bei Menschen die von sich Hochsensibilität behaupten bin ich mir nie ganz sicher, ob das Hochsensitivität oder sehr kurze Zündschnur bedeuten soll.
aber ich fand Ihre Antwort sehr aufschlussreich, Herr Gebauer 🙂
am Meisten hat mir darin der Gedanke gefallen, nicht am Weg zu leiden, weil auch er in gewisser Weise ein Ziel darstellt.
ich finde das ist ein sehr ermutigender Gedanke!
damit gehe ich jetzt mal unter die Dusche meine Haare waschen, weil… Sie wissen schon
freundliche Grüße
Aurelin
Ich glaube, es kann in der Tat hilfreich sein, den Gedanken, nicht am Weg zu leiden, zu verinnerlichen. Dadurch können wir viel Frustration überwinden und mit sehr viel mehr Gelassenheit und dadurch gleichzeitig Durchhaltevermögen unsere Beziehungssuche voranbringen.
Sie bewerten die Zuschrift zu harsch. Beim Online-Dating befinden sich die Suchenden oft in einer Struktur, die sie nicht durchschauen können. Bester Beleg sind Systeme mit Chat-Moderatoren, wo sich manche wirklich lange aufhalten und große Geldmengen investieren. Dort ist es diese sofortige Resonanz, die Zuwendung, die aufkeimende Hoffnung, die die Betreffenden auf der Plattform hält.
Umgekehrt kann es eben z. B. bei Gleichklang passieren, dass Teilnehmende vielleicht gerade wegen ihrer Ausrichtung auf Passung, in einen hyperkritischen Passungs-Modus geraten, wo letztlich die Möglichkeit zur Entwicklung von Kompatibilität verloren geht, weil quasi jeder ausgeschlossen bzw. negativ bewertet wird. Hier ist es wirklich entscheidend, mehr Lockerheit und Gelassenheit hineinzubringen, und die Perspektive auf das “halb volle” statt dem “halb leeren” Glas zu wechseln.
Hochsensibilität geht übrigens gerade auch mit einer Aktivierung der Sensitivität für positives Erleben einher, nicht nur der Sensitivität für negatives Erleben.
Die “Kritik” des o.g. Ü50-Single hat mich interessiert, erheitert und zum Lachen gebracht obwohl ich offensichtlich für jene unbekannte “Dame” pauschal eine persona non grata bin.
Warum? Nun, ich bin 1,77m ….groß? .. klein? und die o.g. sich per Selbstbeschreibung en passant selbst erhöhende “Dame” steckt mich mit Millionen anderen Männern, deren Körpergröße/Körperkleinheit die “magische” Grenze von 1,80m unterschreitet in eine mit Misstrauen & Ablehnung betrachtete Schublade.
Ich weiss aus eigener, mehrjähriger (nicht-empirischer!) Erfahrung, dass es im Online-Dating diese “Hürde” tatsächlich gibt & sie von sehr vielen Frauen unter 45 Jahren praktiziert wird. Ich hatte das mit den 1,80m hier in einem anderen Kommentar auch schon einmal thematisiert da mich der Ursprung dieser “starren Denkweise” interessierte. Jetzt bin ich dank o.g. “Dame” auf meinem Pfad der Erkenntnis einen Schritt näher an die “ultimate Wahrheit” gelangt.
Wenn also eine Influencerin aus den 1920er-1930er Jahren (“die Oma”) für sich und Andere erkannt haben will, dass FRAU keinem Mann unter 1,80m trauen sollte, kann ich das bezogen auf “die Oma” nachvollziehen. Vielleicht eine pauschale Abwehrreaktion nach dem kleinen Menschenfänger Adolf H. oder eine persönliche Enttäuschung mit einem “kleinen” Gastarbeiter der 50er Jahre oder einem “kleinen”, flatterhaften Mann mit “freier Liebe”-Mentalität der “wilden 68”?
Die Gleichklang-kritisierende “Dame” der Gegenwart jedenfalls wurde derart nachhaltig geprägt, dass sie trotz ihrer von ihr selbst betonten aussergewöhnlichen Fähigkeiten/Gaben zum pers. Fazit gelangt, dass hier & heute im Jahr 2025 ein Mann unter 1,80m als Partner “schwierig bis problematisch” zu sein hat. Von ihr selbst erlebte “Beziehungsprobleme” lagen laut der Schilderung an ihm, nein – konkreter noch – seiner Körpergröße/Körperkleinheit.
Mich interessiert nun, wie weit ist sie selbst entfernt von der “magischen” 1,80m Grenze? Ich habe die Erfahrungen gemacht, dass selbst “kleine” Frauen mit +- 1,65m einen Partner über 1,80m ERWARTEN. Ihr Mann soll nämlich unter anderen Männern nicht “der Kleine” sein, was oft mit einem erhöhten Pseudo-Schutzbedürfnis einer (un)bewusst ängstlich-motivierten Frau in Verbindung zu bringen ist. Der Irrglaube aus Urzeiten, dass ein hochgewachsener Mann “sie” besser beschützen könne (vor Säbelzahntigern, Wölfen, anderen Männern usw). Fun fact: In unsicheren Zeiten kaufen “wir” statistisch klar erwiesen keine Cabrios sondern SUV-“Panzer” (mMn basierend auf den gleichen Urängsten.)…
Mein pers. Fazit:
Ich habe mich öfter gefragt, warum 1,79m abgelehnt und 1,80m akzeptiert wird … Dank solcher Feedbacks wird mir klarer, dass da Einflüsterungen & gut gemeinte “Ratschlage” aus alter Zeit ihre Wirkung entfalten & Selbstständigkeit im Denken verhindern.
Dies schreibt ein Mann mit “nur” 1,77m Körperkleinheit der dank o.g. Kritikerin nun zu wissen hat, dass er ein kleines :- ) Ego-Problem zu haben hat. Mögen wir alle finden, wonach wir suchen. Mit kleinem Gruß, C.
Wobei ich noch einmal betonen möchte, dass es nicht um Kritik an dem Mitglied gehen sollte. Es geht um die Darlegung der strukturellen Faktoren, die bei uns allen dazu führen, dass wir bestimmte automatisierte Bewertungen vornehmen, die wir oftmals dann nicht ausreichend hinterfrage und so manchmal Fiktion für Wirklichkeit halten. Das Thema ist tatsächlich in den Köpfen und dem Suchverhalten vieler verankert und ist dabei auch mit Gefühlen verbunden. Glücklicherweise können wir uns jedoch reflektiert über unsere impliziten Konditionierungen hinwegsetzen und so zu neuen Erfahrungen gelangen.
Vielen Dank für Ihre Mühe bei Gleichklang!
Ich hatte verschiedenste Plattformen probiert, Tinder war nicht dabei.
Auch ich habe ein Framing, wurde aber oft positiv überrascht, insbesondere von kleinen Männern. Diese haben nämlich gelernt, Fähigkeiten zu pflegen und kultivieren, die den “Mangel” auf den ersten Blick (unauffällige Körpergrösse) völlig wett machten. Es waren die besten Liebhaber.
Ja, ich hatte auch Erfahrung mit Egozentrikern, diese hatten jede Körpergröße.
Das beste bei Gleichklang ist die begrenzte “Freischaltung”, das ernsthafte Kennenlernen per Wort, dass das Bild nicht im Zentrum steht.
Nach über 2 Jahren meiner Mitgliedschaft hier hatte ich mich auf einen Mann “eingelassen”… und er sich auf mich. Es war keine “Liebe auf den ersten Blick”, ganz und gar nicht. Aber unsere Ernsthaftigkeit und Vorsicht und Verletzbarkeit und Respekt haben uns Step by Step immer mehr zueinander geführt. Der Prozess dauert nun 4 Jahre an … und es wurde von Jahr zu Jahr besser.
Das, was mich am Anfang an ihn gestört hatte, verschwand mit der Zeit, letztendlich mit der gefühlten Sicherheit für einander, die langsam wuchs.
Nie hatte ich glauben können, dass ich so eine Innigkeit leben darf. Der grosse Wermutstropfen: wir leben 260 km auseinander… und werden innerhalb der nächsten 10 Jahre wohl auch nicht zusammenleben können.
Er kultiviert diese Distanz, ich gewöhne mich daran, auch wenn ich es oft verfluche.
Wir sehen uns 3 Tage innerhalb von 2 Wochen… und von Telefonaten 1 – 2 / Woche steigerte es sich auf manchmal 2 / Tag. Wir sind uns sehr nah.
Mit ihm lernte ich auch eine völlig andere Sexualität kennen, weg vom Kick zu einer auf das Individuum gerichtete Sexualität, in der Inniglichkeit an erster Stelle steht. Ich habe das Gefühl, eine wahre Liebe gefunden zu haben, ein Zuhause beieinander.
Danke Gleichklang!
Ich empfehle euch allen denen, die ernsthaft auf Suche sind.
Liebe Grüsse
Sabine
Ich bedanke mich ganz herzlich dafür, dass Du hier mit uns Deine Erfahrungen teilst. Damit machst Du anderen Mut und zeigst Ihnen auf, dass dieser Weg gegangen werden kann. Ich halte es immer für sehr schade, wenn manche zu früh aufgeben, was nicht nur mit Ungeduld zusammenhängt, sondern auch dem fehlenden Glauben, dass es funktionieren kann. Euch beiden wünsche ich auf jeden Fall weiterhin einen glücklichen gemeinsamen Weg!