Über Liebe und Hass
In einem Artikel im Fokus hatte ich vor längere Zeit dargestellt, wie aus Hass Liebe entstehen und wie wir damit umgehen können. Ebenfalls gibt zu dieser Thematik einen ausführlichen vorherigen Artikel in diesem Blog.
Heute komme ich zu diesem Thema zurück, weil wir soeben die freien Schilderungen von 70 Betroffenen als Teil einer zurückliegenden Umfrage inhaltsanalytisch ausgewertet haben. Hieraus haben sich interessante Erkenntnise ergeben, die ich gerne mit den Leser:innen teilen möchte.
- Haben Sie selbst schon die Erfahrung gemacht, dass Liebe zu Hass werden kann? Bitte teilen Sie Ihre Erfahrungen und wie es weitergegangen ist mit uns in den Kommentare – herzlichen Dank!
Gliederung mit Sprunglinks
- Wenn die Liebe kippt
- Was Hass uns sagen kann: Vier Reaktions-Kategorien
- Häufigkeit und Überlappung der Kategorien
- Schlussfolgerung: Die Lehren, die wir aus Hass ziehen können
- Bedeutung für die Partnersuche
- Resümee und Zusammenfassung
Was passiert, wenn die Liebe kippt und sich in Hass verwandelt?
70 Personen, unter ihnen 39 Frauen, 28 Männer und 3 nicht binäre Personen im Alter von 19 bis 73 Jahren, haben uns ihre Erfahrungen in vorherigen Beziehungen in Form von freien Texten geschildert. Wir haben diese 70 persönlichen Berichte inhaltsanalytisch ausgewertet, um herauszufinden, wie Menschen in ihren Beziehungen mit dem Übergang von Liebe zu Hass umgehen und welche Einsichten sie daraus gewinnen können.
Liebe kann tiefgreifende Emotionen hervorrufen – Freude, Nähe, Geborgenheit. Doch was geschieht, wenn diese Gefühle kippen und sich in Hass verwandeln? Die 70 Personen, die an dieser Untersuchung teilnahmen, haben in kurzen, freien Schilderungen ihre Erfahrungen und Gedanken zu diesem Wandel geteilt. Diese persönlichen Erlebnisse wurden in einer inhaltsanalytischen Auswertung systematisch kategorisiert. Es zeigte sich, dass sich die Erfahrungen der Teilnehmer in vier Hauptkategorien einordnen lassen, die jeweils spezifische Aspekte des Übergangs von Liebe zu Hass beleuchten.
Liebe und Hass: Zwei Seiten derselben Medaille?
Liebe und Hass liegen oft näher beieinander, als es scheint. Ihre Bahnen im Gehirn überlappen sich teilweise. Beide Emotionen sind von einer intensiven Leidenschaft geprägt, wobei der entscheidende Unterschied darin liegt, dass bei Hass kritische kognitive Bewertungssysteme aktiviert werden, während bei Liebe diese deaktivert werden.
Man könnte sagen:
- Bei Liebe sehen wir die Welt durch eine rosarote Brille, während bei Hass alles durch eine dunkle Brille wahrgenommen wird.
Es gibt jedoch auch eine noch tiefere und komplexere Form der emotionalen Ambivalenz:
- Hass-Liebe
In diesem Zustand wechseln sich Liebe und Hass ab, oder beide Gefühle treten gleichzeitig in einer hochfrequenten Weise auf.
Diese ambivalenten, intensiven Gefühle sind äußerst belastend und können zu Handlungsblockaden führen. Hass-Liebe entspricht nämlich psychologisch einem sogenannten Aversion-Appetenz-Konflikt. Wir werden von etwas zur gleichen Zeit angezogen und abgestoßen. Einerseits zieht es uns zur Person hin, andererseits stößt sie uns ab. In dem Moment, in dem beide Strebungen gleich stark sind, bleiben wir stehen und verlieren die Handlungsfähigkeit. Innerlich sind solche Momente der Handlungsblockierung mit enormem Stress verbunden.
Oft sind Gefühle von Hass und Liebe nicht zur gleichen Zeit gleich stark, sondern sie schwanken:
- Ein Ergebnis solcher schwankenden Zustände von Liebe und Hass können On-Off-Beziehungen sein, in denen es zu ständigen Trennungen und Versöhnungen kommt.
Studien zeigen, dass Versöhnungen hier oft nach intensiver Sexualität stattfinden. Liebe und Hass sind beide leidenschaftlich, und dies kann die Intensität des sexuellen Erlebens steigern. Da Sex wiederum eng positiven Gefühlen, Nähe und Intimität verbunden ist, kann so schnell die Situation entstehen, dass die Liebe wieder beginnt, zu dominieren. Bei On-Off-Beziehungen hält dies freilich nicht an, eben weil es andere Aspekte gibt, die nach mehr oder weniger kurzer oder langer Zeit erneut den Hass aktivieren werden.
Was uns Hass sagen kann: Vier Reaktions-Kategorien
Dies sind die vier Kategorien, die die Reaktionen und Erlebensweisen der 70 Befragten umfassen:
- 1. Selbstschutz und Loslassen (82,90 %): Diese Kategorie umfasst den aktiven Prozess des Selbstschutzes, der inneren Abgrenzung und der Trennung. Es geht um den inneren Impuls, sich von der Beziehung und der Partner:in zu distanzieren, um sich vor weiterem emotionalem Schmerz zu schützen. Der Hass wird zum Signal für einen Selbstschutz vor weiteren Verletzungen, wodurch eine innere und äußere Ablösung möglich wird.
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- Beispieltexte:
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- „Ich musste mich von ihm distanzieren, weil ich merkte, dass ich mich selbst verlor.“
- „Der Hass half mir, mich abzugrenzen, und jetzt weiß ich, dass ich stark genug bin, mich zu schützen.“
- „Ich wusste, dass ich loslassen musste, aber erst als der Hass kam, konnte ich wirklich gehen.“
- „Die Entscheidung, mich zu trennen, war nicht leicht, aber der Hass gab mir den Mut, es zu tun.“
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- 2. Enttäuschung und Vertrauensverlust (64,3 %): Diese Kategorie beschreibt die emotionalen Wunden, die zu tiefgreifender Enttäuschung und dem Verlust des Vertrauens führen. Auf der Grundlage ihres Hasses erkennen die Betreffenden die Tiefe ihrer Enttäuschung und das Ausmaß des Vertrauensverlusts.
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- Beispieltexte:
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- „Ich war tief enttäuscht, als er mich verließ – der Hass kam als eine Reaktion auf den Schmerz.“
- „Ich habe mich so verletzt gefühlt, weil er immer wieder die gleichen Fehler gemacht hat und mich nie ernst genommen hat. Diese ständigen Enttäuschungen haben mich innerlich zerstört.“
- „Alles, was ich glaubte, über ihn zu wissen, war eine Lüge – der Hass war die einzige Reaktion auf diesen Vertrauensbruch.“
- „Es war der Moment, als ich merkte, dass er mich belogen hat – von da an konnte ich ihm nie wieder vertrauen.“
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- 3. Verantwortungsübernahme (50 %): Diese Kategorie umfasst den Prozess der Reflexion über die eigene Anteile an der Beziehung und wie das eigene Verhalten möglicherweise zu der Konstellation führte, die den Hass erzeugte. Der Hass wird so zum Auslöser für die Übernahme von Verantwortung und das Erkennen eigener Fehler oder Defizite.
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- Beispieltexte:
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- „Ich habe Fehler gemacht, die ich nicht sehen wollte, aber jetzt weiß ich, dass ich meinen Teil dazu beigetragen habe.“
- „Der Hass hat mir geholfen, meine eigenen Muster zu erkennen und zu verstehen, was ich wirklich von mir selbst will.“
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- 4. Persönliche Entwicklung (45.7 %): Es geht in dieser Kategorie um Erkenntnisse, die die Betreffenden aus der Beziehung und dem Wandel der Liebe zu Hass für die eigene Persönlichkeitsentwicklung gewinnen können. Der Hass wird hier zum Katalysator für persönliches Wachstum und Veränderung.
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- Beispieltexte:
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- „Der Hass hat mir geholfen, mich selbst zu finden – ich habe gelernt, was ich wirklich im Leben will.“
- „Durch den Hass habe ich die Chance genutzt, mich weiterzuentwickeln und zu wachsen.“
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Häufigkeit und Überlappung der Reaktions-Kategorien
Im Durchschnitt konnten den einzelnen Texten 2,6 Kategorien zugeordnet werden, wobei die Häufigkeit der Anzahl an Kategorien pro Text zwischen 1 und 4 schwankte:
- Bei 11,4 % der Texte war nur eine Kategorie erfüllt, 35,7 % erfüllten zwei Kategorien, 35,7 % drei Kategorien und bei 17,1 % waren alle Kategorien gegeben.
Für die Interpretation ist es wichtig zu berücksichtigen, dass bei solchen qualitativen Auswertungen die Häufigkeit von Kategorien als eine Untergrenze zu bewerten ist:
- Merkmale einer Kategorie können tatsächlich bei Personen vorhanden sein, auch wenn sie diese nicht spontan in einem freien Text geschildert haben. Die Schwelle zur spontanen, freien Erwähnung ist bei Weitem höher als die Zustimmung zu einer vorgegebenen Frage.
Entsprechend bedeuten die substanziellen Häufigkeiten aller vier Kategorien, dass die hier identifizierten Reaktionsweisen auf Hass offenbar sehr häufig sind.
Überschätzt wird allerdings sicherlich aufgrund der Art der Stichprobe die Kategorie „Selbstschutz und Loslassen“, da alle der Befragten über eine vergangene Beziehung berichteten:
- Während viele Teilnehmende in der aktuellen Stichprobe den Hass als Anstoß zur Loslösung erlebten, gibt es ebenso Menschen, die in hasserfüllten und toxischen Beziehungen verbleiben, ohne den Weg zu Selbstschutz und Loslassen zu beschreiten. Um die Motive und Erlebensweisen dieser Betroffenen besser verstehen zu können, müsste eine Stichprobe aus Personen untersucht werden, die in hasserfüllten Beziehungen verharren.
Schlussfolgerungen: Was der Hass uns lehren kann
Die Ergebnisse zeigen, dass Hass, auch wenn er belastend und schmerzhaft ist, eine tiefere Bedeutung haben kann. Wenn Liebe in Hass umschlägt, ist dies oft ein starkes emotionales Signal, das uns dazu auffordert, uns selbst besser zu verstehen und notwendige Entscheidungen zu treffen.
Viele Teilnehmende der Untersuchung haben erkannt, dass der Hass ihnen geholfen hat, klare Grenzen zu ziehen, sich von schädlichen Beziehungen und sich auch als Person weiterzuentwickeln.
Dabei wurde deutlich, dass der Hass für sie ein Weg war, um:
- Sich Enttäuschung und Vertrauensverlust einzugestehen (Kategorie „Enttäuschung und Vertrauensverlust“).
- Selbstreflexion und Verantwortungsbewusstsein zu entwickeln (Kategorie „Verantwortungsübernahme“).
- Den notwendigen Schritt zur persönlichen Entwicklung zu gehen (Kategorie „Persönliche Entwicklung“).
- Sich selbst zu schützen und loszulassen (Kategorie „Selbstschutz und Loslassen“).
Verschiedene Verlaufsformen
Die identifizierten Kategorien bilden keine logische zeitliche Reihenfolge, sondern die hinter ihnen stehenden inneren und äußeren Reaktionsweisen können jeweils zu unterschiedlichen Zeiten, hintereinander, schwankend oder auch gleichzeitig auftreten:
- Bei manchen Betroffenen treten alle Kategorien auf, bei anderen nur einzelne Komponenten. Manche nehmen den Hass in der Beziehung zum Anlass, sich zu trennen, bei anderen entsteht Hass erst nach einer Trennung und kann dadurch wiederum die innere Ablösung fördern.
- Verantwortungsübernahme und persönliche Entwicklung können ebenfalls vor einer Trennung beginnen, auf sie folgen oder auch gar nicht eintreten.
Hass muss aber nicht das Ende einer Beziehung bedeuten, wie es bei den hier befragten Personen der Fall war:
- Aus anderen Beobachtungen wissen wir, dass es im Wechselspiel mit den Partner:innen gelingen kann, über das Erkennen und die Veränderung eigener Anteile toxische Muster zu überwinden. Paarberatung und Coaching können hier wichtige Hilfe leisten.
- Ebenso ist das bereits oben angesprochene Phänomen bekannt und dokumentiert, dass Menschen, auch wenn sie voller Hass sind, in toxischen Beziehungen verharren und zu keiner Ablösung gelangen. Einige von ihnen gehen in die rein innere Emigration und reduzieren so zwar die akute Belastung, nehmen sich dadurch aber gleichzeitig die Möglichkeit für einen partnerschaftlichen Neuanfang mit einer anderen Person.
Bedeutung für die Partnersuche
Was bedeutet es jedoch für Partnersuche oder eine neue Beziehung, wenn der Hass unsere letzte Beziehung prägte? Dies ist ein Thema, mit dem sich sicherlich auch manche Mitglieder bei Gleichklang auseinanderzusetzen haben.
Laut Studien tendieren wir dazu, Partner:innen zu wählen, die unseren früheren Partner:innen ähnlich sind. Da aber die meisten beendeten Beziehungen aus mehr oder weniger guten Gründen durch Trennung endeten, besteht so die Gefahr, dass wir vom Regen in der Traufe und im schlimmsten Fall erneut in einem toxischen Beziehungs-Muster landen.
Es ist daher wichtig, diese Dynamiken zu verstehen und mit Klarheit an die neue Partnerschaft heranzutreten – mit einem Bewusstsein darüber, was in einer Beziehung inakzeptabel ist und wie wir uns selbst in Zukunft verhalten sollten. Mithilfe eines bewussten und reflektierten Zuganges zur Partnersuche können wir uns davor schützen, Wiederholungen negativer Muster in der neuen Beziehung zu vermeiden.
Dabei ist es entscheidend, frühzeitig rote Flaggen in den Verhaltensweisen der Partner:innen oder der gemeinsamen Interaktion zu erkennen, die bereits beim Kennenlernen als Signal für Abgrenzung dienen sollten, falls keine gemeinsame Klärung und Veränderung erfolgen kann. Der vorherige Artikel Toxische Beziehung beim Online-Dating geht auf diese Aspekte ausführlich ein.
Aufpassen müssen wir aber auch, nicht in das andere Extrem zu fallen; nämlich jedes Hindernis sofort für unüberwindbar zu halten und so Beziehungen von Anfang an abzublocken. Studien zeigen nämlich, dass im Kennenlernprozess Turbulenzen normal sind und ihre Klärung zu einer Vertiefung der Bindung führen kann (siehe auch den vorherigen Artikel Richtig umgehen mit Turbulenzen in der Kennenlernphase).
Bei kleineren Turbulenzen sofort die Segel zu streichen, ist eine gar nicht so seltene Überreaktion, die mir bei Klient:innen im Coaching recht oft begegnet:
- Kaum entwickelt sich ein Kontakt, entstehen aus Kleinigkeiten grundlegende Bedenken, die nicht selten als sich selbst erfüllende negative Prophezeiungen wirken. Gehen Sie beispielsweise in ein erstes Treffen mit der Überzeugung, dass die Entfernung ohnehin zu groß sei, ist es unwahrscheinlich, dass eine tragfähige Resonanz entstehen wird. Das gilt selbst für den Fall, dass mit der gleichen Person ohne dieses Bedenken eine lebenslange und glückliche Liebesbeziehung entstanden wäre.
Es geht also darum, zwischen echten roten Flaggen und temporären Turbulenzen oder Erschwernissen differenzieren zu können. Das entscheidende Augenmerk sollte hierfür auf der Klärbarkeit oder dem Umgang liegen:
- Gelingt eine emotional als authentisch erlebte und anhaltende Klärung oder ein Umgang mit der Situation, handelt es sich nicht um eine rote Flagge, sondern um eine Turbulenz.
Wenn Sie also bereits in Ihrer vorherigen Beziehung die Erfahrung von Hass und Liebe machten, ist dies eine Erfahrung, die Sie mit vielen teilen. Manche zerbrechen an dieser Erfahrung, blocken Beziehungen ab oder landen umgekehrt bereits in Kürze in den nächsten toxischen Beziehungen. Andere aber können an dieser Erfahrung wachsen und zu einer reiferen Partnersuche und Beziehungsgestaltung gelangen. Es liegt auch an uns selbst, welchen Weg wir gehen.
Resümee über Liebe und Hass
Vier Reaktionen auf Hass in Beziehungen
Aus der Analyse der Berichte von 70 Personen ergaben sich vier zentrale Kategorien, wie Menschen auf den Übergang von Liebe zu Hass reagieren:
- Selbstschutz und Loslassen
Viele Betroffene nehmen Hass als Signal, sich selbst zu schützen und die Beziehung loszulassen. Dieser Prozess der inneren und äußeren Distanzierung ermöglicht es ihnen, sich vor weiterem emotionalen Schmerz zu bewahren.
Beispiel: „Der Hass half mir, mich abzugrenzen, und jetzt weiß ich, dass ich stark genug bin, mich zu schützen.“ - Enttäuschung und Vertrauensverlust
Betroffene berichten von tiefgreifenden Enttäuschungen und dem Verlust des Vertrauens, die oft den Hass auslösen. Das Erkennen dieser emotionalen Wunden ist ein wichtiger Schritt in der Verarbeitung.
Beispiel: „Es war der Moment, als ich merkte, dass er mich belogen hat – von da an konnte ich ihm nie wieder vertrauen.“ - Verantwortungsübernahme
Einige reflektieren über ihre eigenen Anteile an der Beziehung und übernehmen Verantwortung für ihr Verhalten. Der Hass wird dabei zu einem Auslöser, um eigene Fehler zu erkennen und sich weiterzuentwickeln.
Beispiel: „Ich habe Fehler gemacht, die ich nicht sehen wollte, aber jetzt weiß ich, dass ich meinen Teil dazu beigetragen habe.“ - Persönliche Entwicklung
Hass kann ein Katalysator für persönliches Wachstum sein, indem Betroffene neue Einsichten gewinnen und sich weiterentwickeln.
Beispiel: „Durch den Hass habe ich die Chance genutzt, mich weiterzuentwickeln und zu wachsen.“
Suche nach einer neuen Beziehung
Es ist wichtig, den Hass aus vergangenen Beziehungen zu reflektieren, um in neuen Partnerschaften alte Fehler zu vermeiden. Studien zeigen nämlich, dass wir dazu neigen, Partner zu wählen, die unseren früheren ähnlich sind. Dadurch besteht aber die Gefahr, in toxische Muster zurückzufallen.
Wichtig ist:
- Rote Flaggen erkennen: Frühzeitig problematische Verhaltensweisen identifizieren, die bereits beim Kennenlernen ein Warnsignal sein können.
- Eigene Muster hinterfragen: Verhaltensweisen reflektieren, die den Hass ermöglichten oder die Abgrenzung erschwerten.
- Irritationen klären: Keineswegs sollten wir bei jeder Irritation einen Prozess der Beziehungsentstehung oder eine Beziehung beenden. Irritationen und Turbulenzen gehören vielmehr zu den Prozessen von Beziehungsentstehung und Beziehungsgestaltung dazu. Der entscheidende Unterschied zu einer roten Flagge ist, dass eine emotional als authentisch Erlebte und anhaltende Klärung gelingt.
- Partnersuche und Partnerschaften klar gestalten: Mit einem bewussten Zugang zur Partnersuche können wir den Beginn toxischer Beziehungen vermeiden und durch eine achtsame Gestaltung unserer Beziehung können wir Rückfälle in negative Muster verhindern.
Die Reflexion von Hass und Liebe hilft nicht nur, alte Wunden zu heilen, sondern bereitet auch den Weg für gesündere und erfüllendere Beziehungen.
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass der Übergang von Liebe zu Hass nicht nur eine schmerzhafte Wendung ist, sondern auch eine Chance zur Selbstfindung und Weiterentwicklung bietet. Indem wir den Hass als Signal erkennen und uns den notwendigen Veränderungen stellen, können wir aus dieser Erfahrung stärker und klarer hervorgehen.
Wir sehen bei vielen Gleichklang-Mitgliedern, dass Ihnen diese Entwicklung gelingt und sie zu einer erfüllenden Beziehung gelangen. Auf diesem Weg möchten wir Sie gerne begleiten:
▶ Zur Beziehungssuche bei Gleichklang!
Wie sind Ihre eigenen Erfahrungen? Bitte teilen Sie sie in den Kommentaren – vielen Dank!
Weitere Links:
Hallo Guido, ich habe vor einigen Jahren einen Aufsatz geschrieben. Vielleicht hast Du Lust, ihn zu lesen:
Über Männer und Frauen,
Jede Nacht, die wir ein Kopfkissen nutzten, sagte meine Freundin: „Du bist in Meike verliebt“. „Nein, das bin ich nicht“. Jede Nacht kam der Satz:“ Du bist Meike verliebt“.
Nach einem Nachtgebet sagte ich: Also wenn Du es unbedingt willst, dann bin
ich in Meike verliebt. „Siehste, habe ich doch gesagt“.
Am nächsten Tag saßen alle 18 Lutteranerxinnen am Tisch. Da sagte meine Geliebte: „Damit ihr wisst, warum ich so deprimiert bin, ist, dass Uwe sich in Meike verliebt hat“. Alle ließen Messer und Gabel fallen und als der Hahn in diesem Moment krähte, sprangen alle ans Fenster.
Das Fazit meines langen Lebens ist, dass ich die Frauen, die sich mit mir eingelassen habe, nicht verstehen kann. Umgekehrt wird den Frauen das Verstehen der Männer wahrscheinlich leichter.
(Das, was Frauen den Männern voraus haben: Sie sind dem Lebendigen näher. Alleine schon wegen der Möglichkeit, in sich Leben heranwachsen zu fühlen und zu gebären.)
Ich vermute, dass Männer wieder zurück wollen in den Raum, in dem sie so sein können, wie sie sind, nicht kontrolliert, sich behaupten zu müssen, sie sind einfach. Und das ist Mutters Bauch. Zurück in Mutters Bauch. Einerseits. In einer Rebirthing Übung ist mir etwas Sonderbares passiert. Ich habe die Geburt noch einmal nachvollzogen. Ich lag auf dem Boden, die Beine angewinkelt an die Wand gedrückt und Theo legte die Hände so an meinen Kopf, dass ich dagegen drücken konnte. Ich weiß nicht, wie lange ich so lag. Ich fing an, gegen die Hände zu drücken und bekam Asthma. Ich ließ wieder nach und konnte wieder atmen. Ich machte dasselbe einige Male und jedes Mal bekam ich keine Luft, wenn ich gegen die Hände drückte. Ich drückte stärker und dann kam den Moment: Das ist der Punkt, an dem ich nicht mehr zurück kann. Als ich geboren war, durchdrang mich der Impuls: Ich bin falsch gelandet.
Ich nehme an, dass die Geburtserlebnisse nachhaltig im Unbewussten weitertragen und viele Entscheidungen und Verhaltensweisen beeinflussen.
Es ist inzwischen bekannt, dass das Verliebtsein viel mit den Projektionen zu Mutter und Vater zu tun haben. Das Drama des Verliebstseins ist, dass Erwartungen an die Geliebte transportier werden, die eigentlich zur Mutter gehen. Natürlich kann die Geliebte diese nicht erfüllen.
Das ist die eine Seite.
Die andere ist, dass ich in einer Gesellschaft aufwachse, in der einmal Hierarchie und Eigentum die zentralen Inhalte sind. Auch wenn sich die Lage zur Zeit etwas ändern mag, aber immer noch gehört die Frau dem Mann und umgekehrt. Natürlich gilt das auch für die Kinder.
Also in der patriarchalen Welt läuft die Hierarchie und Gewaltlinie von oben nach unten: Mein Chef, meine Firma, meine Frau, meine Kinder. Mein Einfamilienhaus, mein Auto usw.
Mittlerweile leben aber einige von uns nicht mehr in dieser „bürgerlichen Inszenierung“, sondern in Klein Hundorf oder auf dem Olgashof. Und auch dort scheint das Eigentum, oder mindestens der Besitz noch vorhanden zu sein.
Die zentrale Frage, die zu beantworten wäre: Was will ich von meiner Partnerin, was will ich von meinem Mann? Warum sind wir zusammen?
Die Antworten dürften bei den Männern und den Frauen grundverschieden sein.
Die Antworten werden deutlich: Was ist für mich eine Beziehung, was eine Freundschaft?
„Uwe, du bist mein bester Freund“ (der beste Freund des Menschen ist der Hund).
Habe ich eine Beziehung, wenn ich Sex habe? Wenn ich keinen Sex mehr habe, habe ich dann keine Beziehung mehr? (Sind wir dann kein Paar mehr).
Ich vermute, dass der Sex bei den Männern das ausschlaggebende Moment ist. Ich könnte also sagen: Alle Männer wollen Sex, es sei denn, sie werden sexuell vollgepumpt, so dass sie genug haben.
Da aber – nehme ich an- alle Männer zu wenig Sex bekommen, es sei denn, sie leben im ZEGG, sind also permanent auf der Suche. Natürlich nicht wie die Jäger des Mittelalters.
Was sehe ich zuerst als Mann, wenn ich eine Frau sehe? In dieser Gesellschaft, mit dieser Prägung und: Übrigens auch mit der Prüderie, die zusätzlich das Verlangen beflügelt, sehe ich die Reize der Frau, verhüllt oder unverhüllt.
Eifersucht hat sicherlich hier die Wurzeln. Wenn ich nicht befürchten muss, nicht mehr geliebt zu werden, wenn meine Geliebte mit einem anderen ins Bett geht, muss ich nicht eifersüchtig sein, sondern kann das Spiel genießen.
Wie Frauen das jedoch empfinden, weiß ich einfach nicht und meine Fragen an meine Geliebten haben gar nichts ergeben. Sex scheint jedenfalls nicht das zentrale Ereignis zu sein.
Warum sind Frauen mit mir zusammen und warum verlassen sie mich?
Ich nehme nicht an, dass diese Fragen therapeutisch ehrlich beantwortet werden.
Bei der Gemengelage in klein Hundorf, aber natürlich auch auf dem Olgashof, wäre eine Möglichkeit, dass die Frauen sich zusammensetzen und den Fall beraten. Ich kann mir gut vorstellen, dass sie sich emotional und rational einigen, wann wer mit wem ins Bett geht-und wie die persönlichen Begierden liegen.
Das könnte gelingen, weil alle zusammen eine Liebesgemeinschaft sind. Niemand nimmt der anderen irgendetwas weg.
Dahinter steht das Bild, dass Männer immer wollen und nur Sex im Kopf haben.
Wenn ich mich betrachte, mit 78 Jahren, dann steht für mich immer noch Sex im Interesse,. Warum bin ich mit meiner Frau zusammen und wie sieht dann die Beziehung aus. Unter Alten.
Bei ausgewachsenen Individuen sind die Interessen auch nicht stets dieselben. Sie überschneiden sich kaum. Warum also? Aus Gewohnheit? Oder weil die eine den anderen bis in den Tod pflegen will.
Wo setzt jetzt Aufdringlichkeit ein?
Klar ist, dass wenn eine Frau sich belästigt fühlt und das auch äußert, ist damit sofort aufzuhören. Ein: ich will nicht, heißt auch so. Es kann jedoch auch sein, dass Männer das nicht begreifen.
Ich sah einmal in Lutter aus dem Fenster und sah, wie Schnöder, ein Rüde die Sarah, eine Hündin immer anmachte. Sie schubste ihn weg, aber er ließ nicht los, da hat sie ihn laut und wütend angekläfft und nach ihm geschnappt. Da hat er es begriffen.
Also Deutlichkeiten sind wichtig: Eine Frau sagte einmal zu mir: Uwe ich werde mit Dir keinen Sex haben: Klar: wir konnten dennoch im selben Bett schlafen und alles war OK.
Deutliche Symbole und Zeichen sind immanent wichtig.
Das ist die eine Seite. Die andere mag die sein, dass Frauen von diesen begierigen Blicken und Anmachen genug haben und in dieser Hinsicht einfach nicht belästigt werden wollen.
Das Problem ist, dass wir uns hier nicht auf einer intellektuellen, sondern auf einer biologisch- gesellschaftlichen Ebene befinden.
Im ZEGG haben die Frauen es ausprobiert, den sexuellen, erotischen Signalen zu folgen und sie auszuleben. Ich kann mir gut vorstellen, dass das irgendwann auch für die Männer reicht.
Aber ich kenne keinen.
Was mir völlig (dieses Thema mag in einem anderen Aufsatz untersucht werden).
unvorstellbar ist, dass es Gewalt gegen Frauen gibt und die oft über Sex ausgeübt wird.
Müssen wir mehr voneinander wissen?
Ich bin zweimal in einer Schwitzhütte gewesen, mit Frauen zusammen. Von meiner einstigen Geliebten wurde das Zeremoniell durchgeführt. Ich habe beschlossen, nicht mehr in einer gemischten Hütte zu sein, weil ich dort den Eindruck hatte, dass es Frauenthemen gibt, zu denen ich nicht gehöre. Ich bin dort fehl am Platze.
So habe ich auch in machen unsere Kommunikationstrainings empfunden. Wir haben dann die Gruppen getrennt. Die Frauen haben für sich weiter gemacht, die Männer auch.
Ich kann mir gut vorstellen, einiges in dieser Hinsicht vom ZEGG zu lernen.
Ich habe mal in der Anstalt (glaube ich- es könnte auch im ZEGG gewesen sein) Folgendes erlebt:
In der Anstalt (Psychosomatischen Klinik)war aller erlaubt, nur kein Sex. Also keine Beischlaf. Erotik, aber keine Bettgeschichten.
Das war die offene Tür für alle Insassen, alles ausprobieren zu können. Das hat sich bewährt. Das andere war, dass wir alle nackend in einem Raum lagen und die Leiterin warmes Öl über unsere Körper geträufelt hat und wir glitschig übereinander gerutscht sind. Erfahrungen, die mit tiefen Empfindungen zu tun haben, aber keine Begierden auslösen. In der Sauna mag das ähnlich sein.
Die Frage ist also, ob das Loslassen der Prüderie hilft. Also: Wir sitzen nicht angezogen in der Runde, sondern nackend. Dein hängender Busen törnt mich dann nicht mehr an, und mein hängender schlaffer Penis bringt Dich zum Lachen.
So liebe Dana, meine Überlegungen, noch unsortiert und für mich mehr eine Grundlage, mehr nicht. Schon gar keine Philosophie.
Es gibt natürlich noch eine andere Seite, die ich bisher ausgespart habe. Und das ist die, dass das Miteinander ins Bett gehen ja nicht nur der kopulierenden Akt bedeutet, sondern zwischen den Beiden viel mehr abläuft. Zuerst ist es natürlich eine sehr intensive Nähe, dann eine Vertrautheit- ich lasse Dich in mich hinein, ich nehme Dich auf und ich komme zu Dir herein. Das ist ein tiefer spiritueller Akt. Und ich kann Dich auch wieder loslassen- die absolute Verbindung wird gelöst und beide können sich aus dieser Nähe wieder ein Stück lösen. Das ist wichtig, weil beide wieder in der „normalen“ täglichen Welt ankommen müssen. Auf dieser Ebene nimmt das sexuelle Miteinander eine ganz andere Bedeutung an. Die Verschmelzung, die Symbiose ist das Ziel, nicht allein zu sein, sondern zu verschmelzen. Beim Tantra sind das wesentliche Inhalte. Dabei ist das Eindringen und Aufnehmen des Penis nicht der zentrale Inhalt, sondern die Verschmelzung, beginnend mit den Energien. Aber zur Verschmelzung gehört auch das Trennen wieder, das Entschmelzen.
Uwe, den 30. 8. 2020
Hallo Uwe, schöner Aufsatz 🙂
Als Mann (45) würde ich aber der These widersprechen, dass Sex für Männer derart zentral sein muss. Klar, das Verlangen ist da, aber mir war z.B. seit meiner Jugend das Gefühl der Verbundenheit viel wichtiger (weil das zu meinen Eltern immer fehlte und ich sehr isoliert war).
Beziehungen sind zentral für unser Wohlbefinden. Der Mensch ist nun mal ein soziales Tier. Deshalb wollen wir gerne mit Menschen zusammen sein, denen wir uns verbunden fühlen.
Ich habe momentan nur 2 solcher Beziehungen, und zwar mit den Kindern meiner Exfreundin, für die ich noch immer Wunschpapa bin. Und die geben mir tatsächlich mehr Nähe, als nahezu jede erwachsene Frau in meinem bisherigen Leben 🙂
Wieder alles sehr ergiebig! Vielen Dank, Herr Gebauer. Ihre Untersuchungen eröffnen mir Woche für Woche neue Erkenntnisse. (Die einzige Sache, die mich etwas stört, wirklich nur eine Kleinigkeit, ist, dass Sie bisweilen einen angelsächsischen Jargon verwenden, wo es doch im Deutschen, der Muttersprache der Psychologie, ein entsprechendes Vokabular gibt. Was sind “Absolute Beginner” wenn nicht blutige Anfänger? Oder “rote Flaggen” nichts anderes als Warnsignale?) Ich wünsche Ihnen einen schönen Sonntag, Herr Gebauer. Hier schneit es.