Persönlichkeit und Beziehungen
Ich habe schon oft geschrieben, dass Partnersuche immer auch eine Phase der Persönlichkeitsentwicklung ist oder mindestens sein sollte. Dies sehen nicht alle so. Jedenfalls bekomme ich manchmal Nachrichten nach dem Motto:
- Vermitteln Sie mir bitte Partner:innen und mischen Sie sich sonst nicht in mein Privatleben ein.
Es gibt bei einigen eine erstaunliche Hyperempfindlichkeit. So werden Artikel oder Videos, die Anregungen enthalten, mit einer Einmischung verwechselt. Das ist schade, denn oft fällt mir auf, dass gerade diese Schreiber:innen von einigen Anregungen manchmal besonders gut profitierten könnten.
Ich komme heute erneut auf das Thema zu sprechen, und zwar nicht, weil ich mich einmischen will, sondern weil es einen Kerninhalt des Beziehungsglücks betrifft. Wir könnten bei Gleichklang als Plattform zur Förderung von Beziehungsfindung die Tore dichtmachen, wenn wir diese Fakten einfach ignorieren würden.
Wenn Sie nicht so einen langen Text lesen wollen, können Sie übrigens auch per einfachem Klick direkt zum ▶ Resümee springen.
Die eigene Persönlichkeit zählt
Bei der Partnerfindung geht es nicht nur um das Finden einer möglichst passenden Person, sondern ebenso um die eigene Persönlichkeit.
Um zu verdeutlichen, was ich hiermit meine, stelle ich im Schnelldurchgang die Ergebnisse einer ▶umfangreichen Studie vor, die die Psychologen Scheppingen und Kolleg:innen mit über 4000 Paaren durchführten, die über einen Zeitraum von bis zu 8 Jahren beobachtet wurden.
Ich stelle hier nur die Hauptaspekte vor, aus denen deutlich werden wird, warum wir unsere eigene Persönlichkeit nicht außer Acht lassen können, wenn es um unsere Beziehungen geht:
- Von mehr als 4000 Paaren lagen – jeweils für beide Personen – die Ausprägungen in den Persönlichkeitsmerkmalen Neurotizismus, Extraversion, Verträglichkeit, Gewissenhaftigkeit und Offenheit für neue Erfahrungen vor. Von einer Gruppe der Teilnehmenden wurde nach 8 Jahren und von der anderen nach 4 Jahren erhoben, wie hoch ihr subjektives Wohlbefinden in der Beziehung war.
- Es wurde nun untersucht, inwiefern die Persönlichkeitsfaktoren einen Einfluss auf das später erfasste subjektive Wohlbefinden ausübte. Dabei wurde unterschieden zwischen den Auswirkungen der eigenen Persönlichkeit auf das eigene Wohlbefinden (Akteur-Effekt: Wie wirkt sich mein Neurotizismus auf meine Beziehungszufriedenheit aus?) und den Auswirkungen der Persönlichkeit der Partner:innen auf das eigene Wohlbefinden (Partner-Effekt: Wie wirkt sich der Neurotizismus von Partner:in auf mein Wohlbefinden aus?).
- Schließlich wurde ebenfalls untersucht, inwiefern sich nicht nur die Persönlichkeiten an sich, sondern auch die Ähnlichkeit in den Persönlichkeiten auf das Wohlbefinden auswirkt (Ähnlichkeitseffekt: Wie wirkt es sich aus, wenn meine Partner:innen und ich:innen einen ähnlichen Neurotizismus haben?).
Alte Studien haben oft nur die Ähnlichkeit der Persönlichkeit untersucht, ohne aber vorher die direkten Auswirkungen der Persönlichkeit mitzuberücksichtigen. So kam es zu einer starken Überschätzung der Auswirkungen der Ähnlichkeit.
In meinem ▶ Video “Psychologie der Online-Partnersuche” erkläre ich am Beispiel der sozialen Verträglichkeit, wie sich komplett andere Ergebnisse ergeben können, wenn wir die Ähnlichkeit isoliert oder im Zusammenspiel mit den direkten Auswirkungen der Persönlichkeiten der beteiligten Personen betrachten.
Hauptbefunde „Persönlichkeit und Wohlbefinden“
Ich fasse nun die komplexen Ergebnisse stark zusammen, um die Essenz deutlich zu machen:
- Mein eigener erhöhter Neurotizismus wirkt sich negativ auf mein Wohlbefinden aus.
- In einem geringeren Ausmaß wirkt sich ebenfalls der erhöhte Neurotizismus meiner Partner:innen negativ auf mein eigenes Wohlbefinden aus.
- Meine eigene erhöhte soziale Verträglichkeit, erhöhte Gewissenhaftigkeit, erhöhte Offenheit für neue Erfahrungen und erhöhte Extraversion wirken sich positiv auf mein Wohlbefinden auf.
- In einem geringeren Ausmaß wirken sich ebenfalls erhöhte soziale Verträglichkeit, erhöhte Gewissenhaftigkeit, erhöhte Offenheit für neue Erfahrungen und erhöhte Extraversion meiner Partner:innen positiv auf mein eigenes Wohlbefinden aus.
Was bedeutet dies inhaltlich:
- Wenn ich selbst zu emotionaler Labilität, Stimmungsschwankungen, negativen Denkweisen, Ängstlichkeit, Reizbarkeit etc. neige (Neurotizismus), dann wird mein Wohlbefinden auch nach vielen Jahren innerhalb einer partnerschaftlichen Beziehung im Durchschnitt reduziert sein. Ich bringe also meine eigene emotionale Labilität ein und diese eigene Labilität vermindert mein Wohlbefinden.
- Es ist aber nicht nur meine eigene emotionale Labilität, sondern auch der Neurotizismus meiner Partner:in vermindert mein Wohlbefinden zusätzlich. Je stärker der Neurotizismus von Partner:innen, desto mehr sinkt also mein Wohlbefinden.
- Weil meine eigene Persönlichkeit näher an meinem direkten Erleben ist als die Persönlichkeit von Partner:innen, wirkt sich meine eigene Persönlichkeit auf mein Wohlbefinden stärker aus als die Persönlichkeit der Partner:innen.
- Sprich: Ob ich glücklich oder unglücklich werde, hängt zwar auch von meinen Partner:innen ab, aber zu einem größeren Teil von mir selbst – und diesen Sachverhalt kann auch die beste Partnerwahl nicht außer Kraft setzen.
Stabilität und Änderung
Eine gute Partnerwahl kann hilfreich sein, aber sie befreit uns nicht von der Notwendigkeit, die eigene Persönlichkeit zu reflektieren und sie, wenn sie sich ungünstig auswirkt, zu verändern oder mindestens zu lernen, mit ihr umzugehen.
Unsere eigene Persönlichkeit bleibt typischerweise relativ stabil. Anders ausgedrückt, bleibt sie dann stabil, wenn sich nichts ändert.
Wenn wir auf ein lebenslanges hohes Wohlbefinden zurückblicken, brauchen wir entsprechend nichts zu ändern. Ist dies aber nicht der Fall, wird es oft eine Illusion sein, dass eine Partnerschaft allein selbst bei guter Partnerwahl uns zu hoher Zufriedenheit verhelfen wird.
Es ergibt also Sinn, die Partnersuche zu einer Phase der eigenen Persönlichkeitsentwicklung zu machen, jedenfalls dann, wenn wir in der Vergangenheit und aktuell nicht das Optimum an Wohlbefinden erreicht haben, was wir uns in Beziehungen wünschen würden.
Bereiche von Veränderung
Was kann uns nach den Befunden von Scheppingen und Kolleg:innen vermutlich helfen, unser Wohlbefinden zu verbessern?
Hier eine Auflistung:
- Neurotizismus: Angstbewältigung, Veränderung negativer Gedanken, Abbau von Katastrophisierung und Gereiztheit.
- Gewissenhaftigkeit: Erlernen von Disziplin und Selbstkontrolle und Zuverlässigkeit.
- Offenheit für Erfahrungen: Öffnung für neue Erfahrungen, Erlebnisse, Denkweisen oder Gefühle.
- Verträglichkeit: Etablierung von friedfertigen, freundlichen, zugewandten und empathischen Denk- und Handlungsweisen.
- Extraversion: Aufbau von Außenbezug, Geselligkeit und Positivität.
Das bedeutet nicht, dass wir uns komplett umdrehen könnten oder sollten. Glücklicherweise können sich die verschiedenen Persönlichkeitsmerkmale nämlich kompensieren:
- Womöglich werde ich beispielsweise immer introvertiert bleiben, aber mithilfe von emotionaler Stabilität und Offenheit für Erfahrungen kann ich dennoch auch in Beziehungen ein gutes Wohlbefinden erreichen.
Allerdings kann solch eine Kompensation auch in die umgekehrte Richtung gehen:
- Meine Extraversion mag mir ein hohes Wohlbefinden in Beziehungen erleichtern, aber durch einen hohen Neurotizismus kann dieser positive Effekt verloren gehen.
Die beste Strategie ist, wenn Sie für sich selbst für diese fünf großen Bereiche Ihrer Persönlichkeit untersuchen, was Ihnen in Ihren Beziehungen und in Ihrem Leben weitergeholfen und was Ihnen geschadet hat.
So können Sie zu stärkende Ressourcen und Veränderungsbereiche identifizieren und sich diesen zuwenden.
Persönlichkeitsbasierte Partnerwahl
Wir haben bereits gesehen, dass es nicht zielführend ist, nur auf die Partner:innen zu hoffen. Wir können und sollten bereits jetzt unser Schicksal in die eigenen Hände nehmen und an einer Selbstoptimierung arbeiten.
Was aber ist vor diesem Hintergrund eine gute Partnerwahl?
Die erste Antwort, die sich aus den Befunden von Scheppingen und Kolleg:innen ergibt, lautet, dass ich im Durchschnitt mit Personen mit geringem Neurotizismus und höherer Gewissenhaftigkeit, sozialer Verträglichkeit, Offenheit für Erfahrungen und Extraversion glücklicher werden werde.
Es ist also ein Irrtum, dass ich bei der Partnersuche hauptsächlich auf eine Ähnlichkeit der Grundpersönlichkeit achten sollte:
- Bin ich sozial unverträglich, werde ich es mit der Wahl einer ebenfalls sozial unverträglichen Person als Partner:in also für mich nicht besser, sondern noch schlechter machen!
- Suche ich mir eine sozialverträgliche Person als Partner:in oder eine Person mit sehr geringem Neurotizismus, verbessere ich als sozial unverträgliche Person oder als Person mit hohem Neurotizismus die Chancen auf mein eigenes Beziehungsglück.
- Trotzdem werde ich so kaum ein Optimum erreichen können, weil sich dennoch meine eigene soziale Unverträglichkeit oder mein eigener Neurotizismus weiterhin negativ auf mein eigenes Wohlbefinden auswirken wird. Meine Unzufriedenheit kommt eben aus mir selbst heraus und dieser Teil bleibt nun einmal fortbestehen, wenn nicht ich selbst mich verändere.
Außerdem geht es ja nicht nur um mich, sondern Partnerschaft betrifft auch die andere Person:
- Meine Partner:in wird kein optimales Wohlbefinden erreichen können, wenn ich sozial unverträglich oder hochgradig neurotisch bin. Denn damit senke ich zu einem (kleineren) Teil nicht nur mein eigenes, sondern auch das Wohlbefinden meiner Partner:in.
Ich denke, es wird deutlich, wie verkehrt gedacht das mit einer passenden Partnerwahl nach Persönlichkeits-Ähnlichkeit ist:
- Im Grunde würde es uns aus reiner Selbstsicht nach den Befunden von Scheppingen und Kolleg:innen zunächst einmal allen helfen, wenn wir uns eine sozialverträgliche, emotional stabile, offene, gewissenhafte und extravertierte Person als Partner:in suchen würden.
- Aber was geschieht dann mit den anderen Personen, die nicht sozialverträglich, nicht gewissenhaft etc. sind? Sie würden alle partnerlos bleiben!
Auswirkungen auf das Matching
Als Vermittlungsplattform können wir aus diesen Befunden erst einmal gar nichts anwenden:
- Ein Großteil des Wohlbefindens in Beziehungen kommt aus der eigenen Person. Diese aber können wir durch kein Matching beeinflussen.
- Wir können auch nicht systematisch nur sozialverträgliche, emotional stabile, gewissenhafte etc. Personen vermitteln, weil wir dann einen Großteil unserer Mitglieder von der Vermittlung ausschließen müssten.
Anders gesprochen:
- Eine optimale Vermittlung auf der Basis der Persönlichkeitsstruktur könnten wir nur dadurch leisten, dass wir als Mitglieder nur Personen akzeptieren, die emotional stabil, sozialverträglich, gewissenhaft, offen für neue Erfahrungen und extravertiert sind und diese dann untereinander vermitteln. Damit aber würden die meisten draußen bleiben.
Welche Rolle spielt die Ähnlichkeit?
Vermittlung nach Ähnlichkeit macht für die allgemeine Persönlichkeitsstruktur keinen Sinn. Darauf weisen weitere Ergebnisse von Scheppingen und Kolleg:innen mit Nachdruck hin:
- Entfernten die Autor:innen aus ihren Daten die direkten Auswirkungen der Persönlichkeit (Akteur-Effekt, Partner-Effekt) statistisch, blieben keine, minimale oder inkonsistente Effekte der Ähnlichkeit über, die so gering oder inkonsistent waren, dass sie für keine Vermittlung eine praktische Bedeutsamkeit haben könnten.
Ein paar Beispiele zur Verdeutlichung:
- Neurotizismus: Selbst wenn die direkten schädlichen Auswirkungen des Neurotizismus der eigenen Person und der Partner:in herausgerechnet wurden, übte die Ähnlichkeit im Neurotizismus keinerlei Einfluss auf das Wohlbefinden aus. Neurotizismus war einfach immer nur schädlich, egal, wie ähnlich oder unähnlich die Betreffenden waren.
- Verträglichkeit: Wenn meine Partner:in und ich beide sozial unverträglich waren, dann wurde ich noch etwas glücklicher, wenn meine Partner:in etwas sozialverträglicher war als ich. Wenn meine Partner:in und ich beide hoch verträglich waren, dann wurde ich am glücklichsten, wenn wir den gleichen Wert hatten oder meine Partner:in sogar noch verträglicher war als ich.
- Gewissenhaftigkeit: Unähnlichkeit beeinträchtigte über die positiven Auswirkungen von Gewissenhaftigkeit hinausgehend das Wohlbefinden nur dann, wenn die Gewissenhaftigkeit von Partner:innen höher war als die eigene Gewissenhaftigkeit.
- Extraversion: Ähnlichkeit spielte nur dann eine Rolle für das Wohlbefinden, wenn beide Partner:innen hochgradig extravertiert waren, bei mittlerer oder geringer Extraversion spielte die Ähnlichkeit überhaupt keine Rolle. Wenn wir also bereits zwei Personen hatten, die hochgradig extravertiert waren, dann war es für ihr Wohlbefinden hilfreich, wenn sie innerhalb dieses hochgradig extravertierten Spektrums noch einmal nah beieinander lagen.
- Offenheit für Erfahrungen: Unähnlichkeit beeinträchtigte über die positiven Auswirkungen von Offenheit für Erfahrungen hinausgehend das Wohlbefinden nur dann, wenn die Offenheit von Partner:innen höher war als die eigene Offenheit für Erfahrungen.
Für das Matching sind all diese zusätzlichen und auch nur sehr schwach ausgeprägten Zusammenhänge nicht oder kaum nutzbar, weil wir beim Matching immer das Interesse aller Betroffenen berücksichtigen müssen:
- Wir können z. B. eben nicht gleichzeitig für BEIDE Personen sicherstellen, dass 1. Partner:innen möglichst hohe Werte in Gewissenhaftigkeit haben (Gewissenhaftigkeit wirkt sich positiv aus) und 2. eine Partner:in nicht gewissenhafter ist als die eigene Person.
Im Übrigen lassen weitere Befunde von Scheppingen und Kolleg:innen die Möglichkeit eines Matching noch weiter in den Hintergrund treten:
- Eine Reihe der gerade dargestellten Befunde zu komplexen Auswirkungen von Ähnlichkeit und Unähnlichkeit unterschieden sich nämlich darüber hinaus noch einmal zwischen den Geschlechtern.
Die allgemeine Ähnlichkeit der Persönlichkeiten kann uns also bei Matching und Partnerfindung nicht weiterhelfen:
- Ein Grund hierfür ist, dass manche Persönlichkeitsmerkmale sich positiv und andere negativ auf unser Wohlbefinden in Beziehungen auswirken. Zweimal etwas Schlechtes bedeutet nicht, dass daraus etwas Gutes wird. Wenn eine Person hochgradig neurotisch ist (hoher Neurotizismus), ist es besser, wenn die andere eine niedrige Ausprägung hat, also unähnlich ist. Zweimal etwas Gutes ist fraglos das bestmögliche Ergebnis: Zwei Personen, die beide sozialverträglich oder gewissenhaft sind, haben gute Chancen für ein gemeinsames Beziehungsglück – schädlich ist es aber, wenn beide eine niedrige Ausprägung haben.
Es gibt übrigens weiterhin große und wirtschaftliche erfolgreiche Matching-Plattformen, die behaupten, optimale Vermittlungen auf der Basis der Persönlichkeit durchzuführen.
Nach meiner Einschätzung zeigt dies aufs Neue, dass in unserem Wirtschaftssystem genau keine Optimierung nach Qualität stattfindet:
- Allein durch den Einsatz von Werbemitteln werden Dating-Plattformen auch dann erfolgreich, wenn ihnen Prinzipien zugrunde liegen, die nach dem aktuellen wissenschaftlichen Forschungsstand erklärtermaßen unwirksam sein müssen.
Selbstreflexion und Entwicklung
Für das eigene Wohlergehen wirkt sich die eigene Persönlichkeit stärker aus als die Partnerpersönlichkeit:
- Habe ich etwa eine hohe Ausprägung in Neurotizismus, kann ich mehr erreichen, wenn ich an einem Mehr an emotionaler Stabilität arbeite, als wenn ich mir einen emotional stabilen Partner suche.
In unserem kostenlosen Testportal finden Sie das „Fünf plus 30 Faktoren Inventar der Persönlichkeit (F+30FIP)“:
- Der Test erfasst die fünf breiten Komponenten der Persönlichkeit: Neurotizismus, Extraversion, Offenheit für Erfahrungen, Verträglichkeit und Gewissenhaftigkeit. Zusätzlich werden 30 spezifischere Komponenten Ihrer Persönlichkeit erfasst, die Ihnen einen detaillierten Einblick in Ihre Persönlichkeitsstruktur ermöglichen. Die Testergebnisse erlauben Ihnen, einen guten und differenzierten Einblick in Ihre globale und spezielle Persönlichkeitsstruktur zu gewinnen. Der Test ist sehr umfangreich, gibt Ihnen dafür aber einen besonders umfassenden Einblick in Ihre Persönlichkeit. Bitte stellen Sie sich auf eine Bearbeitungszeit von ca. 45 Minuten ein: ▶ Hier zum Test!
Spielt Matching demnach gar keine Rolle?
Das wäre der falsche Schluss, nur betrifft das Matching nicht die allgemeine Persönlichkeitsstruktur, sondern zentrale Grundorientierungen von Liebe, Beziehung und Werthaltungen, die wirklich inhalts-logisch passen müssen, damit ein Miteinander entstehen kann.
Was dies genau bedeutet, können Sie in diesem ▶ vorherigen Artikel nachlesen oder Sie schauen sich die anschaulichen Beispiele in meinem ▶ Video “Psychologie der Online-Partnersuche” an.
Hier erläutere ich es nur kurz an zwei Beispielen, die für sich selbst sprechen:
- Erika und Mark sind beide introvertiert. Erika sucht eine monogame Beziehung, Mark sucht eine offene Beziehung, da er sexuell keine dauerhafte Erfüllung in einer Zweierbeziehung findet. Bernd ist extravertiert und sucht eine monogame Beziehung, während Jessika ebenfalls extravertiert ist, aber eine offene Beziehung sucht. Erika und Bernd können ein gemeinsames monogames Beziehungsmodell leben, ohne tiefgreifende Verletzungen oder Frustrationen. Mark und Jessika können ebenso in einer offenen Beziehung glücklich miteinander werden. Kämen demgegenüber Erika und Mark zusammen, würde Erika leiden und eifersüchtig sein, oder Mark wäre sexuell frustriert und würde vermutlich fremdgehen. Ähnlich wäre es bei Bernd und Jessika, wo Bernd verletzt und eifersüchtig oder Jessika sexuell frustriert werden würde.
- Susanne und Monika sind selbst diszipliniert (gewissenhaft), während Jeanette und Vera es nicht so genau nehmen und lieber einmal eine Fünf gerade sein lassen. Susanne und Jeanette sind überzeugte Veganer:innen, die sich aus Respekt vor dem Leben von Tieren und aus ökologischen Gründen für eine vegane Lebensweise einsetzen. Monika und Vera essen gerne Fleisch, legen aber beide großen Wert auf ihre Einbindung in die lokale Kirchengemeinde. Susanne und Jeanette können ihre ethische Überzeugung und ihr Engagement miteinander verknüpfen und einen guten Weg finden, wo sie ihre Persönlichkeits-Unterschiede akzeptieren können, wobei ihre Beziehung von der gewissenhaften Art von Susanne sogar profitieren wird. Eine Beziehung von Monika und Vera wird durch die gemeinsame Einbindung in kirchliche Projekte gestärkt werden können, wodurch auch die möglichen negativen Auswirkungen der geringen Gewissenhaftigkeit von beiden auf die Beziehung gemindert werden können.
Allgemeine Persönlichkeitsmerkmale erheben wir bei Gleichklang nur noch (mit wenigen Fragen), um deren Auswirkung auf Dating- und Beziehungsverhalten untersuchen zu können. Die Vermittlung erfolgt demgegenüber auf der Grundlage derjenigen Aspekte von Sexualität, Beziehungsgestaltung, Werthaltungen und Lebensstil, die wichtig sind, damit Partner:innen eine gute Kompatibilität miteinander erreichen können.
Wer vorankommt
Maximal profitieren diejenigen Gleichklang-Mitglieder, die ihre Partnersuche nicht nur als eine Frage der Matching-Kompatibilität betrachten, sondern bereit und interessiert sind, an sich selbst zu arbeiten. Ziel solch einer Arbeit ist es, die eigene Persönlichkeit so weit voranzubringen, dass daraus die Aussichten für ein künftiges Partner- und Lebensglück entstehen.
Wir unterstützen dies bei Gleichklang durch diese Blog-Artikel, die Beiträge in unserem ▶YouTube-Kanal und durch die Möglichkeit zum ▶Einzelcoaching.
Mehr zur Thematik berichte ich in meinem aktuellen Video über die Psychologie der Partnersuche, sowie ausführlich in meinem ▶Buch „A Perfect Match? Partnersuche aus psychologischer Sicht“.
Resümee
- Unsere eigenen Persönlichkeits-Merkmale beeinflussen unser Wohlbefinden in Beziehungen. Meistens erreichen diejenigen Personen ein höheres Wohlbefinden, die geringe Werte in Neurotizismus und höhere Werte in Offenheit für Erfahrungen, Verträglichkeit, Gewissenhaftigkeit und Extraversion haben.
- Partner:innen beeinflussen sich aber auch wechselseitig, wobei erneut geringe Werte in Neurotizismus und höhere Werte in Offenheit für Erfahrungen, Verträglichkeit, Gewissenhaftigkeit und Extraversion sich jeweils günstig nicht nur auf uns selbst, sondern auch auf unsere Partner:innen auswirken.
- Die reine Ähnlichkeit von Persönlichkeits-Merkmalen spielt keine oder nur eine sehr geringe und inkonsistente Rolle für unser Wohlbefinden in Beziehungen. Sind zwei Partner:innen etwa gleich sozial unverträglich, dann werden sie nicht wegen der Ähnlichkeit glücklicher, sondern wegen der beidseitigen sozialen Unverträglichkeit maximal unglücklich.
- Um unser Wohlbefinden in Beziehungen zu verbessern, können wir die Phase unserer Partnersuche zu einer Phase der Entwicklung unserer Persönlichkeit machen. Wir können lernen, unsere Angst zu bewältigen, negative Gedanken zu verändern und unsere Reizbarkeit abzubauen. Ebenso können wir Disziplin, Selbstkontrolle und Zuverlässigkeit einüben. Wir können auch daran arbeiten, uns für neue Erfahrungen, Erlebnisse, Denkweisen oder Gefühle zu öffnen. Auch können wir üben, zu friedfertigen, freundlichen, zugewandten und empathischen Denk- und Handlungsweisen zu gelangen. Aber auch ein Mehr an Außenbezug, Geselligkeit und Positivität können wir in unser Leben bringen. Tun wir dies, tun wir bereits viel, damit wir uns künftig in einer Partnerschaft wohlfühlen.
- Eine Partnersuche nach Ähnlichkeit der Persönlichkeiten ist nicht sinnvoll, weil die Ähnlichkeit der Persönlichkeiten unser Wohlbefinden nicht maßgeblich beeinflusst. Entscheidend ist vielmehr eine Kompatibilität der Lebenskonzepte, Werte und Beziehungsmodelle, die wir bei Gleichklang auch in unserem Matching zugrundelegen.
Partnerglück ist möglich, aber tritt nicht von selbst ein. Wir freuen uns, wenn wir Sie auf dem Weg zum Beziehungsglück begleiten können:
Wie ist Ihre Ansicht zu diesem Artikel? Gerne können Sie es mich wissen lassen!
Weitere Links: