Liebesgeschichten von Gleichklang-Paaren
Was hält Paare zusammen? Wir befragten Gleichklang-Mitglieder, die bei uns Partner:innen fanden. Die ersten 80 freien Schilderungen haben wir nun inhaltsanalytisch ausgewertet. Weitere Auswertungen werden folgen.
Die Ergebnisse machen Handlungsmöglichkeiten sichtbar, wie wir unsere Beziehungen aufrechterhalten und verbessern können. Auch für die Partnerwahl lassen sich einige Erkenntnisse gewinnen.
(Die Zitate in diesem Artikel werden übrigens im Original und daher ohne Veränderung von Stilbesonderheiten, Ausdruck, Rechtschreibung oder Zeichensetzung veröffentlicht).
10 Faktoren des Beziehungserhalts
Aus den 80 freien Texten ließen sich folgende 10 Kategorien identifizieren:
1. Übereinstimmung und Gemeinsamkeit: Diese Kategorie beihaltet alle Formen von Übereinstimmungen und Gemeinsamkeiten von moralischen Werten, spirituellen oder religiösen Überzeugungen, Lebensstilen, politischen Überzeugungen, biographischen Erfahrungen oder Lebenszielen. Solchen Gemeinsamkeiten wiesen viele der Befragten einen stark verbindenden Charakter in ihrer Beziehung zu:
- Eine sehr wichtige Basis sind gemeinsame ethische Werte, nach denen man ja sein ganzes Leben ausrichtet. Wir sind beide Buddhisten und gehen diesen spirituellen Weg nun gemeinsam. In meiner Ehe davor ging ich diesen Weg alleine, mein Exmann war Atheist.
- Sehr ähnliche Weltanschauung, ähnliches Verständnis und offenes Miteinander Reden über Politik, Familie, Partnerschaft und Sexualität, starkes Bedürfnis nach Nähe, einander Verstehen, gemeinsame Zukunftsplanung.
2. Eigenständigkeit bei Interesse für die andere Person: So sehr Gemeinsamkeit geschätzt wird, spielen ebenfalls Freiräumen und Möglichkeiten zur Eigenständigkeit eine wichtige Rolle. So lassen sich subjekiv erlebte Einschränkungen vermeiden, wobei der verbindende Charakter sich wiederum in dem Interesse an den Bedürfnissen der Partner:innen zeigt. Solche Freiräume bedeuten also keinen Rückzug aus der Beziehung, sondern gewährleisten Freiwilligkeit und einen echten, wechselseitigen Bezug auf die Bedürfnisse der Partner:innen:
- Aktives Interesse an dem anderen, das Verhalten des Partners liebevoll / wohlwollend sehen, gemeinsame Aktivitäten ( Paartanz ) gleichzeitig aber auch getrennte Aktivitäten.
- Für mich war sehr wichtig, dass ich ich selbst sein darf, dass sich der andere für mich interessiert, mich großteils so annimmt wie ich bin.
3. Offenheit für Veränderung und Persönlichkeitsentwicklung: Partnerschaft ist mehr als eine Fortsetzung des eigenen Lebens mit Anhängsel. Die Befragten schildern, dass die Bereitschaft für Neues und Veränderung ihre Beziehung erhalte und ihnen gleichzeitig die Möglichkeit zur Entwicklung ihrer Persönlichkeit gebe:
- Wunsch nach Veränderung und gegenseitiger Begleitung auf dem Weg der Entwicklung … Lust auf Entdeckung.
- die Fähigkeit, über sich selbst zu lachen, sich selbst nicht zu ernst zu nehmen die Bereitschaft, sich zu reflektieren und zu wandeln.
Besonders oft wurde die Offenheit für Veränderung, Neues und Weiterentwicklung auch mit dem Bereich der Sexualität in Verbindung gebracht:
- aber auch eine schöne, spielerische Sexualität. Wir empfinden den jeweils anderen als sehr anregend (nicht nur sexuell), das fördert die Kreativität.
4. Willen zu Bindung und Kompromiss: Bindung beinhaltet die Entscheidung für die Beziehung und deren Fortbestand, sowie die Bereitschaft Kompromisse zu finden, wenn dies nötig ist. Da dies wechselseitig ist, dient es beiden Partner:innen und führt zu keiner Vereinseitig der Beziehung:
- hohe Kompromissbereitschaft – gemeinsamer Wille zusammenzubleiben.
- fester Wille, eine Partnerschaft zu führen, beidseitige Kompromissfähigkeit und Toleranzfähigkeit.
5. Sex und Zärtlichkeit: Sex und Zärtlichkeit verbinden als gemeinsamer Ausdruck von Genuss und körperlich-emotionaler Nähe. Dieser Faktor tauchte bereits bei Veränderung und Lernen von Neuem auf, ist aber nicht immer an Lernen von Neuem und Veränderung gebunden. Viele Befragten schilderten eine hohe Bedeutsamkeit der gemeinsamen Sexualität:
- Zärtlichkeit im Alltag zeigen Leidenschaftlich sein und Erotik bewußt ausleben.
- Beidseitiger Wunsch nach körperlicher Nähe, Zärtlichkeit und Sexualität, sexuelle Anziehungskraft des Partners.
6. Konflikte klären und an Krisen wachsen: Konflikte und Krisen wirken sich in Beziehungen nicht als rein negativ-destruktive Faktoren aus, sondern Partner:innen können die Chance ergreifen, Konflikte miteinander zu klären und gemeinsam an Krisen zu wachsen. Dies zeigt sich besonders in Beziehungen, die tatsächlich konfliktär verliefen, aber eine Wende erreichten, spielt aber auch allgemein im Beziehungsalltag eine Rolle, da typischerweise gewisse Konfliktlinien auftreten:
- Verständnis füreinander /gerne verzeigen und Krisen als Potenziale.
- … sind wir bereits nach 9 Monaten in eine neue gemeinsame Wohnung gezogen. Das war eine Herausforderung, die nicht ohne Konflikte und Streit ablief, aber wir arbeiten daran, setzen uns auseinander und versöhnen uns immer wieder. Wir sprechen sehr viel, auch über unsere Verletzungen und setzen uns mit unseren eigenen Defiziten auseinander. …Wir sind schon zu einer kleinen Familie zusammen gewachsen. Ich liebe ihn sehr.
7. Wertschätzung und Respekt: Ein respektvoller und die andere Person wertschätzender Umgang trägt entscheidend mit dazu bei, Klippen zu umschiffen und Verbundenheit zu erhalten:
- Selbst wenn wir mal andere Ansichten haben sollten, begegnen wir uns dabei mit Interesse und Respekt. Kommunikation, Kommunikation, Kommunikation und das so ehrlich, ehrlich, ehrlich wie möglich 😉 Respektvoller Umgang miteinander.
- Wir haben uns trotz Differenzen immer wertgeschätzt.
8. Vertrauen: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Was für viele Sozialbeziehungen und Systeme gelten mag, wirkt sich auf Partnerschaften nicht förderlich auf. Denn Kontrolle erzeugt Reaktanz und Unfreiheit bei der kontrollierten Person und erlaubt der kontrollierenden Person nicht, von ihren Zweifeln loszulassen:
- Gleichberechtigung auch bei Verpflichtungen, tiefes Vertrauen, den anderen nicht ändern wollen.
- Vertrauen in die eigenen Werte und die Werte der Partnerin.
9. Akzeptanz: Jeder Mensch hatten Macken und zwei Menschen sind niemals identisch. Akzeptanz ist der Scharnier, der Partnerschaft weiterhin stabil und glücklich halten kann, auch wenn Partner:innen nicht alles aneinander gut finden:
- Wir haben versucht, Verständnis für das Anderssein des Partners zu entwickeln. Wir hatten Geduld miteinander….-:
- wir können auch weiterhin wir selbst sein, keiner muss sich verbiegen, im Gegenteil, wir unterstützen einander, so zu sein wie wir sind bzw. sein wollen.
10. Kinder und Familienplanung: Es ist eine alt bekannte Tatsache – und gilt auch für Gleichklang-Paare – dass Kinder und Familienplanzung Paare verbinden und Beziehungen stabilisieren können. Ein Allheilmittel sind Kinder aber nicht und Stabilität sollte möglichst bereits vorher gegeben sein, um Kinder nicht nur als Stabilisator:innen zu nutzen, sondern ihnen selbst von vornherein Stabilität bieten zu können. Dennoch können Kinder fraglos Beziehungen weiter festigen:
- wir haben ungeplant ein kind bekommen und uns beide dafür entschieden. das hat die beziehung wesentlich verändert und mit großer wahrscheinlichkeit auch gefestigt.
- Dass das Patchworken gut klappt ( wir haben jeweils eine Tochter, 3 & 8jahre alt)- die Kinder lieben sich und wir genießen die Zeiten zu viert.
Komplexe Rückmeldungen
Die oben zitierten Ausschnitte sind jeweils nur Bruchstücke, um zu verdeutlichen, wie sich die genannten Kategorien in den konkreten Äußerungen der Befragten widerspiegeln. Typischerweise wurden multiple Faktoren für die Stabilität der eigenen Beziehung benannt.
Hier einige solche komplexer Beispiele mit Angabe der durchgefürten Kodierung in [].
- vergleichbare Werte, Ziele , jeder hat Kinder in vergleichbarem Alter – von daher großes Verständnis für die kindbezogenen Probleme und Aufgaben, ansprechende Optik, große Übereinstimmung bzgl. sexueller Bedürfnisse, Intellekt, Mentalität, Persönlichkeit, Entwicklungsbereitschaft, persönliche Reife infolge Lebensalter, Toleranz. [Kodiert für Übereinstimmung und Gemeinsamkeit, Kinder und Familienplanung, Sex und Zärtlichkeit, Offenheit für Veränderung, Kompromissbereitschaft]
- das Reden und sich gegenseitig mitteilen, was man fühlt und denkt – Krisen und Ängste benennen – Lust auf Neues beim Anderen entwickeln – das eigene vorherige Leben nicht vernachlässigen – Freiheit geben und für sich selbst nehmen – der Sexualität natürlichen Raum geben – alte Beziehungen verarbeiten. [Kodiert für Sex und Zärtlichkeit, Offenheit für Veränderung, Eigenständigkeit bei Interesse für andere Person]
- Wir hatten vom ersten Treffen an das Gefühl, dass es “passt”. Wir sind beide eher zurückhaltende Menschen und wollten nicht mehr dominiert werden. Wir sind gleichberechtigte Partner, wertschätzend, kompromissbereit, offen für Neues, unterstützend. Sehr wichtig sind uns Zärtlichkeit, (körperliche) Nähe, aber auch eine schöne, spielerische Sexualität. Wir empfinden den jeweils anderen als sehr anregend (nicht nur sexuell), das fördert die Kreativität. Wir haben gemeinsame Interessen und Hobbys und schätzen die Freunde des anderen. Trotzdem sind wir beide autonome Menschen, nicht symbiotisch. Wir sind beide der festen Überzeugung, dass wir im Alter von inzwischen 52 und 58 endlich den Menschen für´s Leben gefunden haben und sind darüber sehr glücklich. [Kodiert für Übereinstimmung und Gemeinsamkeit, Sex und Zärtlichkeit, Eigenständigkeit bei Interesse für andere Person, Willen zu Bindung und Kompromiss]
Umgang mit Unterschieden
Der Faktor der Übereinstimmung ist von zentraler Bedeutsamkeit.
Alle anderen Faktoren sind jedoch ebenfalls wichtig und zudem dazu geeignet, mit dennoch bestehenden Unterschieden umzugehen, indem sich die Partner:innen Freiräume zugestehen, sich verändern und Neues entdecken, Kompromisse vor dem Hintergrund der festen Bindung eingehen, Sexualität und körperliche Nähe genießen und neu entwickeln, Konflikte klären und Krisen überwinden, sich respektvoll und wertschätzend behandeln, einander vertrauen, die Person der Partner:in und ihre Besonderheiten akzeptieren, sowie durch Familienplanung und Kinder eine neue verbindende Lebenssituation schaffen.
Während Gemeinsamkeit fraglos verbindet und ein wichtiges Fundament darstellt, gibt es also ebenfalls wirksame und wichtige Strategien und Umgangsformen, um mit bestehenden (Rest)unterschieden umzugehen, diese in die Beziehung zu integrieren, als solche anzunehmen oder zu etwas gemeinsamen Neuen zu gelangen.
Bedeutung für Partnerwahl und Beziehungsführung
Partnerwahl
Die Kunst der Partnerwahl besteht darin, diejenige Person zu finden und sich für sie zu entscheiden, mit der (ggf. bis auf Kinder und Familienplanung) möglichst alle oben genannten Voraussetzungen mit hoher Wahrscheinlichkeit in der Phase des Bezeihungsaufbau entstehen werden.
Hilfreich ist hierfür die Suche nach Menschen, die selbst ernsthaft nach Beziehung suchen und bereit sind, in eine Beziehung psychische Energie und Veränderungsbereitschaft zu investieren.
Eine Basis der Übereinstimmung in zentralen Werten und Lebensthemen sollte dabei bereits von Anfang gegeben sein.
Beziehungsarbeit
Ebenso wichtig wie die Partnerwahl ist die fortwährende Beziehungsarbeit. Wird diese vernachlässigt, können Beziehungen schnell einschlafen oder sich ungünstig entwickeln.
Dies ist der Weg zur Beziehungsstabilität:
- Miteinander reden, nach Neuem und Veränderungen suchen, Konflikte ansprechen und wertschätzend miteinander klären, Verschiedenheit akzeptieren und Gemeinsamkeit aufbauen, die Bindung bejahen und echte Kompromisse finden, die beide zufriedenstellen, sich zärtlich begegnen und sexuelle Leidenschaft aktivieren oder reaktivieren, Freiräume geben und nehmen und dabei an der anderen Person interessiert bleiben, Vertrauen geben und nehmen und dies durch Authentizität immer wieder wechselseitig validieren.
Wir sehen in unseren begleitenden Auswertungen seit 16 Jahren, dass es vielen Gleichklang-Paaren gelingt, diesen Weg miteinander zu gehen. Gerne unterstützen wir auch Sie dabei, damit Ihre Suche zum Ziel gelangt.
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