Wie du aus dem Spielmodus in den Beziehungsmodus wechselst
Ein Gleichklang-Mitglied schilderte eine Erfahrung, die einen der wichtigsten Aspekte der Partnerfindung betrifft: die Mehrgleisigkeit während der Kennenlernphase. In seiner Anfrage beschreibt er einen gescheiterten Kontakt, bei dem die andere Person sich ausdrücklich erst einmal umsehen wollte.
Diese Frage führt direkt zu einem der zentralen Mechanismen, die über den Erfolg oder Misserfolg der Partnersuche entscheiden.
Gamifizierung des Datings – Wenn der Prozess wichtiger wird als das Ziel
Die Psychologie spricht bei Online-Dating-Plattformen von einer Gamifizierung des Datings. Die Nutzung der Plattform soll nicht nur eine Partnerfindung ermöglichen, sondern erzeugt auch kurzfristige Belohnungen – sei es durch neue Matches, Nachrichten oder spannende Gespräche. Das eigentliche Ziel der Partnerfindung tritt dabei immer weiter in den Hintergrund, während die Freude an der Fortsetzung des Prozesses unbewusst zur Priorität wird.
Allerdings hält die Freude typischerweise nicht lange an – oder wird zumindest durch ein anderes Gefühl ergänzt: Langeweile. Mit der Zeit bleiben viele beim Dating nicht mehr aus echter Begeisterung dabei, sondern weil der Dating-Prozess selbst eine gewisse innere Leere erzeugt, die durch neue Matches oder Interaktionen kurzfristig überdeckt wird. Manche entwickeln dabei das Gefühl, dass sie etwas Sinnvolles tun, wenn sie noch einmal durch neue Profile swipen oder ihre Matchlisten durchsehen. Andere entwickeln sogar ein fast zwanghaftes Bedürfnis, die Plattform weiter zu nutzen, um ein kurzfristiges Erfolgserlebnis zu verspüren.
Mit zunehmendem Umschauen entwickelt sich eine Ablehnungsmentalität. Studien zeigen, dass diese Ablehnungsmentalität bereits nach sehr wenigen direkt hintereinander angeschauten Profilen entstehen kann. Wer sich ständig mit neuen Vorschlägen beschäftigt, nimmt bestehende Kontakte als weniger attraktiv wahr oder glaubt, dass es noch eine bessere Alternative geben könnte. Auch die neuen Kontakte werden aufgrund der bereits bestehenden Kontakte sowie gegebenenfalls wiederum neuer Kontakte bald in den Strom der unbewusst entwickelten Ablehnungsmentalität fallen.
Die völlig nachvollziehbare Wunsch, sich gerade bei Start der Teilnahme erst einmal umsehen zu wollen, führt zu dem bedauerlichen Effekt, dass mindestens diese Anfangszeit nicht effektiv genutzt wird. Denn durch die Vorstellung, sich umschauen zu wollen, werden Prozesse der ernsthaften Bindungsbereitschaft zunächst blockiert und die ersten Kontakte damit quasi verschwendet. Setzt sich dieses Muster fort, werden sich keine grundlegenden Änderungen ergeben.
Verlust durch Entscheidungslähmung
Ein Appetenz-Appetenz-Konflikt tritt auf, wenn zwei attraktive Alternativen zur Wahl stehen. Obwohl solche Konflikte harmlos erscheinen mögen, zeigen Forschungen, dass sie zu Entscheidungsunsicherheit, Verzögerung oder sogar dazu führen können, dass am Ende keine Wahl getroffen wird.
Bereits Kurt Lewin (1935) beschrieb, dass zwei gleich starke Annäherungstendenzen sich gegenseitig aufheben können, wodurch eine Entscheidung ausbleibt. Lipowski (1970) entwickelte darauf aufbauend einen theoretischen Entwurf für moderne Überflussgesellschaften und argumentierte, dass eine Überfülle an attraktiven Alternativen paradoxerweise dazu führen kann, dass gar keine Wahl getroffen wird, weil der Gedanke, eine Möglichkeit zu verlieren, lähmend wirkt.
Neuere experimentelle Studien bestätigen diese Effekte. Iyengar & Lepper (2000) fanden heraus, dass Menschen bei einer größeren Auswahl an positiven Alternativen seltener eine Entscheidung treffen, weil sie sich nicht für eine Möglichkeit entscheiden können. Enisman & Kleiman (2024) belegten, dass Appetenz-Appetenz-Konflikte unter emotionaler Belastung genauso lähmend sein können wie Aversion-Aversion-Konflikte, was bedeutet, dass Menschen in wichtigen Entscheidungen blockiert bleiben und keine Wahl mehr treffen.
Diese Ergebnisse zeigen, dass nicht nur die Angst vor negativen Konsequenzen zu Entscheidungslähmung führen kann, sondern auch die Konkurrenz zwischen zwei positiven Alternativen – insbesondere dann, wenn die emotionale Tragweite der Entscheidung hoch ist. Sind wir solchen Appetenz-Appetenz-Konflikte fortwährend ausgesetzt, können wir beginnen, sie dadurch auszulösen, dass wir die ganze Partnersuche nun als aversiv erleben und sie beenden. Dafür werden wir allerdings mit dem Verlust der Hoffnung auf die Partnerfindung bestraft, weshalb manche sich im ständigen On-Off-Modus wiederfinden (Dating beenden, Dating neu starten), der jedoch ebenfalls typischerweise ebenfalls zu keiner positiven Lösung führt. Der Verzicht auf Mehrgleisigkeit ist demgegenüber eine effektive Auflösung des Konfliktes, ohne auf die Partnersuche zu verzichten.
Mehrgleisigkeit als Strategie zur Selbstbestätigung
Manche nutzen das Online-Dating gezielt, um sich von temporärer Einsamkeit oder Unzufriedenheit abzulenken oder um sich selbst zu bestätigen. Liegen diese Motive vor, erscheint es naheliegend, mehrgleisig zu fahren. Denn unser Stimmungszustand verbessert sich zunächst, sobald ein Kontakt besteht, verschlechtert sich jedoch wieder, wenn kein Kontakt vorhanden ist.
Die scheinbar wirksame Lösung besteht daher darin, möglichst mehrere Kontakte aufzubauen, um zu verhindern, dass Leere entsteht, die es auszufüllen gilt. Auch hier haben wir es mit einem vollkommen nachvollziehbaren psychologischen Muster zu tun. Allerdings werden diese Motive auf den falschen Bereich übertragen.
Freizeitaktivitäten, neue Bekanntschaften oder zufällige soziale Kontakte helfen uns dabei, kurzfristige Stimmungsveränderungen zu regulieren, Langeweile zu reduzieren oder Probleme zu reflektieren. Besonders hilfreich ist es dabei natürlich, wenn wir auf bereits bestehende Freundschaften zurückgreifen können.
Die Partnersuche ist hierfür jedoch das ungeeignete Mittel. Natürlich können wir sie dennoch auf diese Weise handhaben, doch im Ergebnis werden die nicht zur eigentlichen Partnerfindung gehörenden Motive unser Verhalten und Erleben immer stärker bestimmen – und damit oft genau dem Ziel der Partnersuche entgegenwirken.
Das, was uns kurzfristig guttut, ist also nicht unbedingt förderlich für unsere langfristige Partnerfindung. Passen wir nicht auf, können wir für eine momentane Verbesserung unserer Stimmung unser eigentliches Beziehungsglück aufs Spiel setzen.
Leere aushalten lernen, um zur Fülle zu finden
Besonders tragisch ist die Mehrgleisigkeit paradoxerweise bei denen, für die es eben keine häufigen oder regelmäßigen Vorschläge gibt, sondern die aufgrund eigener Merkmale, Suchkriterien und deren Interaktion nur selten oder sehr selten den einen oder anderen Vorschlag erhalten. Mein vorheriger Blogartikel sowie dieses Video informieren detailliert über die verschiedenen Vorschlagstypen und welche Strategie bei ihnen zum Erfolg führt:
➡ Blogartikel: Welcher Vorschlagstyp sind Sie?
➡ Video: Erfolgreiche Strategien zur Partnerfindung
Gerade wenn wir nur sehr selten einen Vorschlag erhalten, mag es naheliegend erscheinen, sofort mehrgleisig zu fahren, sobald sich einmal diese Möglichkeit bietet – beispielsweise wenn in kurzer Zeit doch einmal drei mögliche Kontaktoptionen entstehen.
Leider schützen uns die wenigen Vorschläge aber nicht zuverlässig vor Kontaktüberlastung. Gerade beim sensiblen Thema Beziehungs- und Bindungsaufbau kann sogar eine einzige Alternative bereits ausreichen, um eine hoffnungsvolle Möglichkeit im Sand zu verlieren.
Widerstand gegen die eigene Gamifizierung
Es fällt keineswegs leicht, die hier ausgesprochenen Empfehlungen umzusetzen. Das ist mir vollauf bewusst. Eine Klientin von mir hatte gerade begonnen, eine Liste so zu bearbeiten, dass sie sich nur noch 1–2 Vorschläge pro Tag ansah und erst danach Kontakt aufnahm.
Bald führte dies zu einem Zwischenerfolg, aus dem ein ermutigendes Treffen entstand. Doch als aus nachvollziehbaren Gründen keine Beziehung daraus wurde, empfand sie es als Rückschlag. Beim nächsten Termin berichtete sie mir, dass sie sich aus Enttäuschung sofort viele weitere Vorschläge angesehen und angeschrieben hatte – nur um dann festzustellen, dass sie plötzlich alle uninteressant fand.
Wir konnten herausarbeiten, dass ihr Verhalten eine emotionale Reaktion auf den empfundenen Rückschlag war. Statt ihre Suche mit Bedacht weiterzuführen, war sie – unbewusst – wieder in ein Muster aus Ablenkung und Selbstbestätigung gefallen. Durch das zu schnelle Ansehen und Aussortieren vieler Vorschläge war eine Ablehnungshaltung entstanden, die zu der irrtümlichen Schlussfolgerung führte, dass tatsächlich alle durchgescrollten Profile nicht infrage kämen.
So schnell können wir in automatisierte Gamifizierungs-Muster verfallen. Wir setzen Spielelemente ein, um Spaß zu haben und uns von Langeweile abzulenken. Partnersuche ist aber kein Spiel – und wenn wir hier spielerische Mechanismen anwenden, laufen wir Gefahr, ewig weiterzuspielen.
Mit Geduld und Toleranz zum Erfolg: Wie gehen wir mit gamifiziertem Dating um?
Kommen wir zurück zum Mitglied, das diesen Blog-Artikel durch seine Zuschrift ursprünglich anregte. Wie gehen wir damit um, dass auch bei Gleichklang einige der Teilnehmenden ein gamifiziertes Dating-Verhalten zeigen und sich daher erst einmal umschauen wollen – was sie mit Partnersuche verwechseln?
Ich fürchte, wir müssen hier mit einem hohen Maß an Toleranz und Geduld an die anderen herantreten. Tun wir dies nicht, könnten wir eine vielversprechende Verbindung vorzeitig abbrechen oder die andere Person sogar verschrecken – obwohl möglicherweise eine wunderbare Liebe hätte entstehen können. Toleranz und Geduld sind immer dann gefragt, wenn jede andere Reaktion die Situation nur noch verschlimmern würde.
Wir haben es mit einer in solchem Ausmaß gesellschaftlich konditionierten Fehlkonzeption von Partnersuche als Spiel zu tun, dass es wenig Sinn ergibt, daraus ein Ausschlusskriterium abzuleiten.
Was kann helfen?
Aus der Ich-Perspektive, als jemand, der sich einlassen möchte, gilt für mich folgende Haltung:
Ich nehme diesen Kontakt ernst. Ich sehe nicht auf andere Möglichkeiten, sondern bin bereit, herauszufinden, ob sich zwischen uns etwas Echtes entwickeln kann. Und genau das lasse ich dich wissen. Ich sage dir, dass ich mir wünsche, dass wir uns eine Chance geben – nicht als Verpflichtung, sondern als eine bewusste Entscheidung, die es uns ermöglicht, ohne Ablenkung herauszufinden, ob wir wirklich zueinanderpassen.
Ich erwarte dabei nicht sofort dieselbe Haltung von dir. Aber indem ich selbst den ersten Schritt mache, kann ich dir vielleicht zeigen, dass es sich lohnt, sich auf einen echten Kennenlernprozess einzulassen. Und wer weiß? Vielleicht kannst du dadurch in gewisser Hinsicht aus dem Modus des Umschauens heraustreten und das, was gerade zwischen uns passiert, wirklich wahrnehmen.
Einen Kontakt ernst zu nehmen, indem ich nicht mehrgleisig fahre, bedeutet nicht, Druck auszuüben. Es ist vielmehr eine Selbstverständlichkeit, wenn es mir darum geht, nicht nur oberflächliche Bekanntschaften zu sammeln, sondern eine echte Verbindung zu finden. Vielleicht hilft es dir, es genauso zu versuchen – oder es zumindest für möglich zu halten.
Das Mitglied hat insofern alles richtig gemacht, indem es dem Kontakt eine Chance gegeben hat, auch wenn der erhoffte Erfolg nicht eingetreten ist. Doch vergessen wir nicht: Erfolg in der Partnersuche – anders als beim Spielen, wo andere Erfolgskriterien gelten – muss nicht ständig eintreten, sondern nur ein einziges Mal.
Was heute nicht klappt, kann sich bereits morgen ändern. Insofern ist Gelassenheit ein weiterer Schlüssel, der das Tor zur Liebe öffnen kann.
Du bist es mir wert – und ich bin es mir wert
Wieso sperren sich so viele dagegen, den Fokus auf eine einzelne Person zu richten, anstatt schon über weitere Optionen nachzudenken? Sicherlich liegt es an der Konditionierung durch Dating-Apps und unser gesellschaftliches Bild von Dating, das immer wieder die Illusion vermittelt, es könne stets noch jemand „Besseres“ kommen. Doch auch Konditionierung muss auf fruchtbaren Boden fallen, damit sie wirksam wird.
Die Bereitschaft, sich auf eine Person einzulassen, weist dieser Person einen hohen Wert zu. Wer jedoch an das Prinzip des unendlichen Scrollens durch Profile gewöhnt ist, tut sich oft schwer, diesen Wert einem einzelnen Menschen zuzuschreiben.
Nach meinen Beobachtungen gibt es bei manchen jedoch noch eine tiefere Ursache: Sie weisen anderen nicht den Wert zu, sich auf sie einzulassen, weil sie sich selbst diesen Wert nicht zuschreiben. Wenn wir es selbst für eine Zumutung halten, dass andere ihren Fokus auf uns legen, dann tun wir uns auch schwer, anderen diese Aufmerksamkeit zu schenken.
- Ich bin es wert, dass jemand sich die Zeit nimmt, mich kennenzulernen – das übersetzt sich in: Du bist es wert, dass ich mir die Zeit nehme, dich kennenzulernen.
Ein positiver Selbstwert erleichtert es, vom Spielmodus in den Begegnungsmodus zu wechseln. Denn erst, wenn wir uns selbst als wertvoll erachten, sind wir wirklich bereit, dies auch bei anderen zu erkennen – und ihnen diese Wertschätzung zu zeigen.
Wie passt dies zur Empfehlung, viele Erstnachrichten zu schreiben?
Steht die von mir hier vorgetragene dezidierte Empfehlung, sich immer ausschließlich auf einen Kontakt auszurichten, nicht im Widerspruch zu der Empfehlung, möglichst viele Erstnachrichten zu schreiben? Empfiehlt der Gleichklang-Support nicht sogar regelmäßig, sich an der groben Richtlinie zu orientieren, etwa 30 % der erhaltenen Vorschläge anzuschreiben – eine Quote, die bei Personen mit sehr wenigen Vorschlägen sogar noch gesteigert werden sollte?
Der Widerspruch ist nur scheinbar, denn diese Empfehlungen stehen nicht im Gegensatz zueinander, sondern sind eingebettet in eine sich dynamisch verändernde Situation.
Eine weitere Empfehlung lautet daher:
- Schauen Sie sich nicht in einem Durchgang z. B. 10 Vorschläge an und schreiben dann mehrere Nachrichten. Betrachten Sie stattdessen täglich 1–2 Vorschläge und schreiben Sie eine Nachricht, wenn eine Beziehungsentstehung nicht ausgeschlossen ist. Sobald eine Antwort eingeht, hören Sie mit weiteren Erstnachrichten auf und loten aus, ob eine Kontaktvertiefung möglich ist.
Mit diesem Vorgehen schlagen Sie der automatisch entstehenden Ablehnungsmentalität ein Schnippchen, denn diese setzt bereits dann ein, wenn Sie sich in einem Durchgang zu viele Vorschläge anschauen!
Weniger ist mehr – das gilt nicht nur für ökologische Nachhaltigkeit, sondern auch für die erfolgreiche Partnersuche.
Von der Offenheit zur Entscheidung: Wann der richtige Moment gekommen ist
Die innere Bereitschaft, „Ja“ zu sagen, wenn die richtige Person erscheint, entscheidet über den Erfolg der Partnersuche. Wer sich vom Umschauen löst, hat die besten Chancen auf eine glückliche Beziehung, wenn eine passende Person in ihr Leben tritt. Wer am Umschauen festhält, wird demgegenüber eher über die passende Person hinwegschauen und sie so aus den Augen verlieren.
Jeder, der auf Gleichklang eine Partnerschaft sucht, sollte sich bewusst machen, dass Mehrgleisigkeit nicht zum Ziel führt. Sobald sich ein vielversprechender Kontakt vertieft, ist es an der Zeit, sich auf diese eine Verbindung einzulassen. Nur so kann eine Beziehung entstehen.
Je besser es gelingt, sich vom Dating-Modus zu lösen und eine verbindliche Haltung einzunehmen, desto schneller wird der Tag kommen, an dem die Liebe beginnt.
Wir freuen uns, wenn Sie diesen Weg gemeinsam mit uns gehen möchten:
▶ Zur Beziehungssuche bei Gleichklang!
Was denken Sie zu dieser Thematik. Wir freuen uns über Ihre Kommentare!
Weitere Links:
Informationen zum Coaching:
Einzeltermine für ein Coaching können Sie jederzeit über meine Website vereinbaren. Wie überall gilt auch für das Coaching unser Grundsatz, dass bei Gleichklang niemand an finanziellen Engpässen scheitern soll. Das Coaching-Honorar kann daher ohne Probleme auch in niedrigen Monatsraten beglichen werden.
Es ist schon interessant, wie schnell sich die Gesellschaft geändert hat. Heute ist es die “Fear Of Missing Out” und vor 30 Jahren war es noch die “Fear Of Left Behind”.
Letzteren Effekt scheint es heute überhaupt nicht mehr zu geben.
Was ist jetzt für uns, welche wir schon länger hier auf Partnersuche sind, die Take Home Message?
Neue Vorschläge direkt anschreiben oder lieber erstmal warten bis die Person sich “umgeschaut” hat?
Gefühlt würde ich sagen, dass bei neuen Vorschlägen die Antwort- und Ablehnungsraten besonders hoch sind, wenn man ohne Wartezeit direkt schreibt.
Grundsätzlich würde ich es weiter bei der Empfehlung belassen dann, wenn sich derzeit kein Kontakt vertieft, aktiv andere Profile anzuschreiben. Die Unterschiede zwischen Dauer der Teilnahme, Antwort- und Ablehnungsrate sind mir in diesem Augenblick nicht fundiert bekannt. Einerseits kommen neue Mitglieder vielleicht wirklich stärker mit der Haltung “erstmal umschauen”, andererseits kann bei längeren Mitgliedern aber auch die Ablehnungenhaltung zunehmen.
Danke für den – wieder mal – differenzierten Artikel.
Ich glaube, die Idee interessante neue Mitglieder dennoch anzuschreiben und ihnen bei Bedarf entspannt die Zeit zu geben, sich erstmal umzusehen, könnte eine Lösung sein. Nach dem Motto: “Hey, schön das du da bist. Ich bin interessiert. – … – Du willst dich erstmal umsehen? Klar. Verstehe ich. Guck dich um, finde dich zurecht. Ich bin hier. Ich kann (eine Zeitlang) warten.”
Es gibt Untersuchungen dazu, mit wem Studenten nach den ersten Studienwochen langfristig befreundet bleiben: Oft seien es diejenigen, die ihnen in den ersten Tagen bzw. Stunden begegneten.
Ich weiß nicht, ob sich Freundschaft auf Partnersuche übertragen lässt. Aber zumindest muss man so, einen eigentlich viel versprechenden Kontakt nicht sofort aufgeben. Man kann jemand eine zweite Chance geben. Der Gedanke gefällt mir.
Deinen Ansatz finde ich absolut richtig!
Ich sehe als ein Hauptproblem auf Gleichklang, dass zu oft unklar ist, wie ernsthaft die Person tatsächlich Kontakt aufbauen will, was sich unter anderem in Antwortzeiten zeigt.
Meinem Eindruck nach haben zu viele weder eine Technikaffinität noch zeitlich ausreichend Kapazitäten, um jemanden online = schriftlich, kennenzulernen.
Leider gibt es die vor Jahren angekündigte interne Chatfunktion von Gleichklang immer noch nicht.
Deshalb denke ich, vom Prinzip her ist es einfacher, jemanden außerhalb von Online-Datingseiten kennenzulernen, was nicht unbedingt offline voraussetzt.
Ich kenne viele Paare, die sich in Online-Communities kennengelernt haben und noch immer zusammen sind. Diese Paare lernten sich jedoch nicht unter dem Vorsatz der Partnerfindung kennen, sondern durch ein gemeinsames Hobby.
Auf Gleichklang bezogen wird kein Mitglied so viel Zeit zum Kennenlernen aufwenden, wie diese Paare aus Hobbycommunities miteinander Zeit verbracht haben, bis sie ein Paar wurden.
Deshalb frage ich mich, ob Portale wie Gleichklang dann eher für Menschen geeignet sind, die sich gleich mit verschiedenen Partner-Kandidaten treffen wollen, anstatt einen erstmal in Ruhe online kennenzulernen (die Wohnorte sind oft ja weit entfernt, sodass Offline-Treffen selten unkompliziert ist.
Wir haben ja von einigen Tausend Gleichklang-Mitgliedern gehört, die uns spontan schrieben, dass sie hier Partnerschaft fanden. Es geht also. Die Chat-Funktion bei Gleichklang wird die Partnerfindung nicht voranbringen, weil solche Chat-Funktionen eher das Verzetteln fördern, allerdings nur dann, wenn es dann auch eine Reihe von Leuten zum Chatten gibt. Es ist absolut richtig, dass durch nicht Dating bezogene soziale Netzwerke auch Beziehungen entstehen können. Insbesondere dann, wenn ein echter Austausch stattfindet, was bei einigen der Fall ist, bei vielen anderen allerdings auch nicht. Wir sehen aus den Umfragen, dass im Durchschnitt bei Gleichklang schon die Bereitschaft, das Interesse daran, einen Menschen kennenzulernen in hohem Ausmaß gegeben ist. Die Anzahl der Gesamtkontakte war jedenfalls bei Gleichklang-Paaren sehr gering, ein Viertel aller traf sogar nur die Person des Partners/der Partnerin.
[…] hat der Gamifizierungs-Prozess dazu geführt, dass sich eine weit verbreitete Vorstellung davon etabliert hat, wie Dating […]