Aus psychologischer Sicht sind Optimisten bei der Partnersuche klar im Vorteil. Dieser Artikel erklärt, woran dies liegt und wie wir selbst zu Optimisten werden können.
Optimismus lässt uns Chancen erkennen
Wissenschaftler:innen der Universität Newcastle brachten Schweinen bei, bei einem Ton eine Leckerei zu erwarten und bei einem Hundetrainingsklicker das Rascheln einer Plastiktüte ohne jede Belohnung. Ein Teil der Schweine befand sich in einer reichhaltigen Umgebung, wo sie viel Platz, Stroh und die Freiheit hatten, mit Schweinespielzeugen zu spielen. Der andere Teil war der üblichen Haltung ausgesetzt mit einer kleineren und langweiligeren Umgebung.
Die entscheidende Frage der Wissenschaftler:innen war nun, wie die Schweine auf ein uneindeutiges Geräusch reagieren würden, welches weder mit dem mit der Leckerei gepaarten Ton noch mit dem Rascheln einer Plastiktüte gepaarten Hundetrainerklicker übereinstimmte.
Würden die Tiere optimistisch erwarten, dass das neue Geräusch auch ein Leckerli ankündigen könnte, oder würden sie pessimistisch erwarten, dass das eher unangenehme Geräusch des Rascheln einer Plastiktüte erschallen würde?
Die Ergebnisse waren sehr eindeutig:
- Die in der reichhaltigen Umgebung lebenden Tiere reagierten auf das neue Geräusch fast ausnahmlos positiv und näherten sich der Geräuschquelle an, um eine Leckerli zu erhalten. Diese Schweine waren also optimistisch, sie erwarteten das Gute und waren daher auch bereit, auf eine neue Situation mit einer Annäherung zu reagieren.
Ganz anders die Situation der Schweine, die in der wenig reichhaltigen Umgebung lebten:
- Diese Schweine näherten sich dem neuen Geräusch nicht an. Offensichtlich erwarteten sie keine positiven Resultate, sie waren pessimistisch. Anstatt des Leckerli erwarteten sie das Rascheln der Plastiktüte und verhielten sich daher auch genau so. Sie prüften nicht einmal, ob womöglich ein positives Resultat resultieren könnte. Sie hatten längst aufgegeben, die Welt zu erforschen und näherten sich nur noch den wenigen Signalen an, von denen sie genau wussten, dass sie mit positiven Konsequenzen verbunden sein würden.
Diese Ergebnisse lassen sich – wie so viele Verhaltensbeobachtungen bei Tieren – zwanglos auf den Menschen übertragen:
- Menschen, die in einer positiven und vielfältigen Umgebung aufwachsen oder sich diese schaffen, haben eine positivere Grundhaltung und sind so eher bereit, sich auch neuen Situationen anzunähern.
- Menschen, die in einer Umgebung ohne Anforderungen, mit unzureichender Stimulation, Langeweile und Monotonie leben, tun weniger, um neue Möglichkeiten für sich zu entdecken und dies obgleich gerade sie es sind, die nach neuen Möglichkeiten suchen sollten.
- Der entscheidende Punkt ist vermutlich, dass Tiere und Menschen in einer bereichernden Umgebung die Erfahrung machen, dass Handeln zu Überraschungen und positiven Ergebnissen führt. So sind sie eher gewillt, von Veränderungen etwas Positives zu erwarten und sind daher auch eher gewillt, es auszuprobieren.
- Tiere oder Menschen in monotonen Umgebungen machen demgegenüber eher die Erfahrung, dass Handeln wenig bringt oder gar zu negativen Konsequenzen führt (Anstrengung ohne Ergebnis etc.). Deshalb tragen sie diese Erwartung auch an neue Situationen heran und unterlassen es daher, alle Handlungsoptionen in neuen Situation zu erproben. Oft entziehen sie sich neuen Situationen ganz oder geben schnell auf, wenn sie sich durchgerungen haben, etwas auszuprobieren.
Dies Verhalten wirkt sich wie eine selbsterfüllende Prophezeiung aus:
- Pessimisten bleiben in negativer Grundstimmung, weil sie Veränderungen aus dem Weg gehen und diese daher nicht eintreten.
- Optimisten bleiben in positiver Grundstimmung, weil durch aktives Handeln tatsächlich immer wieder neue positive Erfahrungen gemacht werden, die den Optimismus stärken.
Hinzu kommt die kognitive Bewertung:
- Machen Optimisten einmal negative Erfahrungen, können sie diese als Ausnahmesituation ausgliedern oder als Lernerfahrung positiv integrieren. Sie sind offener für negative Erfahrungen, weil sie diese als Wegstrecke zu positiven Erfahrungen sehen. Von einem Hindernis auf dem Weg lässt man sich nicht abhalten, sondern überspringt oder umgeht es. Ziele mögen Umwege erfordern. Wer auf Rückschläge mit entsprechender Gelassenheit reagiert, bleibt dran, bis das Ziel erreicht ist.
- Machen Pessimisten negative Erfahrungen stürzen sie demgegenüber in noch tieferen Pessimismus und werden noch tatenloser. Negative Erfahrungen sehen sie als Beleg für ihre negative Grundeinstellung. Es lohnt sich nicht oder ist sogar gefährlich, weil negative Ereignisse zu erwarten sind. So ziehen sie sich in die ihnen bereits bekannten Situationen zurück, in denen sie zwar nicht zufrieden sind, die sie aber einschätzen können. Der Alltag bleibt auf diese Weise gleich und Ziele unerreichbar.
Bei der Partnersuche können wir diese Zusammenhänge gut beobachten:
- Manche unserer Mitglieder sind ausgesprochene Optimisten. Sie lassen sich weder durch Wartezeiten auf Vorschläge noch durch ausbleibende Antworten aus der Ruhe bringen und sind (in der Regel korrekterweise) überzeugt, dass sie eines Tages den richtigen Menschen kennenlernen werden. In Umfragen haben wir festgestellt, dass diese oftmals ein facettenreicheres und zufriedenes Privatleben führen. Mit der Partnersuche ist es ihnen ernst, aber sie sind weder verzweifelt noch fixiert und können optimistisch bleiben, bis der Erfolg ihrer Partnersuche eingetreten ist.
- Ein anderer Teil unserer Mitglieder sind dezidierte Pessimisten, manche resignieren schon nach einigen Tage, einige schreiben von der Aussichtslosigkeit ihrer Partnersuche sogar auf ihren Dating-Profilen. Jeder Tag, an dem keine Antwort eintritt, an dem es keinen Vorschlag gibt, an dem ein Profil nicht gefällt, ist für sie nur ein weiterer Beweis, dass alles zwecklos sei. Auch warten sie liebe ab, anstatt zu handeln. So haben sie keine Lust, jemanden zu schreiben, weil sie keine Antwort erwarten. Manche sehen sich selbst als hoffnungslosen Fall, andere gehen davon aus, dass wir eine hoffnungslose Plattform sind. Manche meinen irrtümlich, die anderen seien alles Karteileichen. Emotionale Reaktionen sind Traurigkeit und Resignation oder aber Ärger und Wut, die sich auf sich selbst, die anderen Mitglieder, das gesuchte Geschlecht oder auf uns als Dating-Anbieterin richten kann.
Die meisten Mitglieder bewegen sich im Mittelfeld zwischen diesen Polen:
- Je besser es aber einem Mitglied gelingt, in die optimistische Richtung zu wechseln, desto wohler fühlt sich diese Person selbst während langer Suchzeiten und desto höher sind die Chancen, dass sie solange dabei bleibt, bis die passende Person gefunden wurde.
Übrigens lohnt es sich nicht nur bei der Partnersuche, Optimist zu sein:
- Optimisten leben sogar länger, nach wissenschaftlichen Studien ist ihre Lebenszeit um 11% bis 15 % verlängert. Das ist eine erhebliche Zeit: bei einer unterstellten Lebenserwartung von 80 Jahren, immerhin ein Gewinn an Lebensjahren von bis zu 12 Jahren.
Aktiver Zielbezug im Handeln
Wenn ich von Optimismus spreche, meine ich allerdings kein substanzloses positives Denken, was einfach nur Positives erwartet, ohne dafür etwas zu tun.
Auf Hoffnung setzen, ohne etwas zu tun, führt oft nicht zum erwünschten Ergebnis. Psychologische Studien zeigen, dass solche Personen sogar im Verlauf depressiver werden, eben weil sich reine Wunschträume, die nicht in zielbezogene Handlungen eingebunden sind, meistens nicht erfüllen. Wir müssen die Voraussetzungen dafür schaffen, dass sich unsere Wünsche und Träume erfüllen.
Nach den soziologischen Untersuchungen von Rosenfeld werden heute vier von 10 Beziehungen online gefunden:
- Der Online-Weg ist damit mit Abstand der am häufigsten zum Erfolg führende Weg der Partnersuche. Alle anderen möglichen Wege, wie Vorstellung durch Freunde oder Familie, Begegnungen am Arbeitsplatz, Treffen bei organisierten Aktivitäten, Nutzung von klassischen Anzeigen in Magazinen, Teilnahme an Single-Veranstaltungen, zufällige Begegnung im Alltag nehmen für sich genommen einen sehr viel kleineren Prozentsatz ein.
- Die Teilnahme an der Online-Partnersuche ist also einer der möglichen wirksamsten Schritte, damit Partnerschaft nicht Wunschtraum bleibt, sondern Realität wird.
Durchschnittlich haben Gleichklang-Paare übrigens zwei Jahre gesucht. Ein Drittel ist schneller, ein weiteres Drittel ist langsamer, bei manchen Mitgliedern dauert die Suche viele Jahre.
Rückwirkend jedoch werden sie für ihre Beständigkeit belohnt, während die Pessimisten längst aufgegeben hatten und meistens partnerlos geblieben waren.
Handlungsbezogener Optimismus bei der Partnersuche
- Gehen Sie davon aus, dass Sie bei Gleichklang oder auch anderswo Beziehungspartner:innen kennenlernen werden und können.
- Sehen Sie Kontaktmöglichkeiten als einen Grund, den Kontakt aufzunehmen, jedenfalls entstehen Beziehungen häufiger, wenn der Kontakt aufgenommen als wenn abgewartet wird.
- Stellen Sie sich auf Wartezeiten, nicht erhaltene Antworten, Enttäuschungen etc. ein, betrachten sie diese als einen natürlichen Teil der Partnersuche, die ihre Chancen auf ein künftiges Partnerglück nicht senkt.
- Richten Sie sich einen positiven und ereignisreichen Alltag ein und machen Sie so die Erfahrung, dass Sie durch eigenes Handeln Positives in ihr Leben bringen können.
- Zweifeln Sie weder an sich noch an anderen Mitgliedern oder Geschlechtern und auch nicht an uns, sondern gehen Sie optimistisch davon aus, dass eines Tages der Mensch, den Sie suchen, hier in Ihr Leben treten wird.
- Der Erfolg der Partnersuche ergibt sich aus der sozialen Annäherung, wann immer eine Annäherung möglich ist, und nicht aus der sozialen Vermeidung. Optimismus ist daher für den Erfolg Ihrer Partnersuche essentiell.
Gerne helfen wir Ihnen, in eine optimistische Sichtweise zu finden:
- Melden Sie sich jederzeit mit Ihren Problemen, Gedanken oder Fragen bei unserem Betreuungsteam. Bei Gleichklang geht die Suche nach sozialer Vernetzung mit einer intensiven Betreuung durch geschulte Mitarbeiter:innen und Sozialpädagoginnen einher. Wir haben festgestellt, dass dies oft nötig und auch hilfreich ist, eben weil zu viele Menschen sich in Pessimismus und Verunsicherung verrennen und dort manchmal von alleine nicht mehr herauskommen.
Das oben zitierte Beispiel der Schweine kann uns motivieren, den Teufelskreis aus Pessimismus und Erfolglosigkeit zu durchbrechen, unseren Alltag stattdessen auf eine lebenswertere Basis zu bringen und pessimistisches Denken durch einen ziel- und handlungsbezogenen Optimismus zu ersetzen.
Da Optimisten länger leben, haben wir so sogar für die Partnersuche noch mehr Zeit!
Mehr zu diesem und vielen anderen Themen können Sie nachlesen in meinem Buch “A Perfect Match? Online-Partnersuche aus Psychologischer Sicht“.