Wieso sind manche Menschen Singles?
Diese Frage ließen wir 1433 Singles selbst beantworten.
Dieser Artikel stellt die Ergebnisse vor und zeigt für jede der identifizierten 10 Ursachen-Kategorien, wie sie dem Single-Dasein künftig nicht mehr im Wege stehen muss.
Umfrage und Teilnehmende
An der Befragung beteiligten sich 702 Frauen, 721 Männer und 10 Personen mit non-binärem Geschlecht im Alter von 18 bis 84 Jahren (Durchschnittsalter 49,75).
Auf einer vierstufigen Skala (nein, eher nein, eher ja, ja) schätzten die betreffenden Personen insgesamt 71 mögliche Gründe ein, wie beispielsweise:
- bin als Single glücklich
- bin zu gehemmt
- kann nicht vertrauen
- Kandidaten waren zu langweilig
- habe ein gesundheitliches Problem
- kann mich nicht verlieben
- gibt keinen besonderen Grund
- habe sexuelle Schwierigkeiten
- habe genug zu tun
- möchte lieber unverbindlichen Sex
Ebenfalls wurden die Teilnehmenden noch vor Beantwortung dieser vorgegebenen Fragen gebeten, die aus ihrer Sicht bestehenden Gründe für ihren Single-Status in einem freien Text zu schildern.
Diese Texte werten wir qualitativ aus, um weitere individuelle Kategorien zu identifizieren. Da diese Auswertung sehr zeitaufwändig ist, ist sie allerdings noch nicht abgeschlossen. Über sie wird es einen eigenen Folge-Artikel geben.
Ergebnisse der Umfrage
Die übrigens noch fortlaufende Umfrage erbrachte bisher folgende Ergebnisse:
Haupt-Ursachen für das Single-Dasein
Die statistische Analyse der Antworten der Teilnehmenden über alle Geschlechter und Altersstufen auf die 71 Fragen (mithilfe einer Hauptkomponentenanalyse) wies auf folgende 10 Hauptgründe hin, mit denen die Befragten ihr eigenes Single-Dasein erklärten:
- Zufall:“ist Zufall”, “hat sich nicht ergeben”, “gibt keinen besonderen Grund” …
- Negativerwartungen: “kann nicht vertrauen”, “fürchte, verletzt zu werden”, “wurde betrogen” …
- Hohe Ansprüche: “Kandidaten waren zu langweilig”, “Kandidaten sahen nicht gut aus”, “Kandidaten waren zu ungebildet” …
- Gehemmtheit: “bin zu gehemmt”, “bin unattraktiv”, “bin nicht liebenswert” …
- Zufriedenheit mit Single-Dasein: “bin als Single glücklich”, “vermisse nichts”, “brauche keine Partnerschaft” …
- Andere Prioritäten: “möchte meine Aufmerksamkeit auf meine Kinder legen”, “es gibt genug zu tun”, “lege mehr Wert auf den Beruf” …
- Fehlende romantische Gefühle: “entwickle keine Liebesgefühle”, “kann mich nicht verlieben”, “war von niemanden fasziniert” …
- Barrieren und Hindernisse: “habe ein gesundheitliches Problem”, “habe ein Handicap”, “bin beruflich erfolglos” …
- Sexuelle Schwierigkeiten oder Asexualität: “habe sexuelle Schwierigkeiten”, “ekele mich vor Sexualität”, “bin asexuell” …
- Wunsch nach unverbindlichem Sex: “möchte unverbindlichen Sex”, “möchte keine Beziehung mit sexueller Treue”, “möchte frei sein und flirten können” …
Unterschiede zwischen den Geschlechtern
Die Anzahl der nicht-binären Personen war zu gering, um sie in die statistische Analyse einbeziehen zu können.
Frauen gaben signifikant häufiger als Gründe für ihr Single-Dasein an:
- andere Prioritäten
- Negativerwartungen
- hohe Ansprüche
- Zufriedenheit mit dem Singledasein
- fehlende romantische Gefühle
Männer gaben signifikant häufiger als Gründe für ihr Single-Dasein an:
- Barrieren und Hindernisse
- Gehemmtheit
- Wunsch nach unverbindlichem Sex
Keinen signifikanten Unterschied zwischen Frauen und Männern gab es bei der Häufigkeit der Ursachen-Kategorien:
- sexuelle Schwierigkeiten und Asexualität
- Zufall
Auch wenn alle Gründe bei beiden Geschlechtern (und übrigens auch bei den nicht-binären Personen) benannt wurden, scheinen Frauen sich eher als Männer mit dem Single-Dasein einzurichten, andere Prioritäten zu entwickeln, aus eigener Sicht besonders hohe Ansprüche für eine Partnerschaft zu haben oder sich durch negative Erfahrungen in der Vergangenheit eher blockiert zu fühlen. Auch machen sie sich mehr Sorgen, dass sie sich nicht verlieben und keine romantischen Gefühle entwickeln würden.
Dies passt gut zu bereits seit langem bekannten Beobachtungen, dass Männer, die im mittleren oder höheren Alter Single werden, sich in der Regel häufiger und wesentlich schneller eine neue Partnerschaft suchen, während Frauen eher länger oder auch sogar dauerhaft Single bleiben.
Diejenigen Männer, die Single sind, scheinen demgegenüber öfter als Frauen unter Blockaden durch Hemmungen zu leiden oder ihre Partnersuche wegen gesundheitlichen oder sozialer Barrieren als erschwert zu erleben. Aber auch der Wunsch nach unverbindlichem Sex ist für einige Männer – öfter als für Frauen – ein Grund für ihren Single-Status.
Zustimmungsraten zu den Gründen
Wurden pro Ursachen-Kategorie jeweils die oben aufgeführten drei prägnantesten Gründe zugrunde gelegt, stimmten folgende prozentuale Anteile von Frauen und Männern mindestens einem der Gründe für die jeweilige Ursachen-Kategorie mit “eher ja” oder “ja” zu:
Frauen | Männer | |
Zufall | 82,1% | 78,2% |
Negativerwartungen | 73,5% | 59,2% |
Hohe Ansprüche | 60,0% | 45,6% |
Gehemmtheit | 46,4% | 58,8% |
Zufriedenheit als Single | 47,9% | 35,8% |
Andere Prioritäten | 55,3% | 39,5% |
Fehlende romantische Gefühle | 43,0% | 33,8% |
Barrieren und Hindernisse | 23,2% | 38,0% |
Sexuelle Probleme / Asexualität | 19,1% | 21,9% |
Unverbindlicher Sex | 11,5% | 20,4% |
Auffällig ist bei beiden Geschlechtern der sehr hohe Zugstimmungsprozentsatz zu der Ursachen-Kategorie “Zufall“, alle anderen Zustimmungsraten sind deutlich seltener und schwanken mehrheitlich zwischen einem Drittel bis zwei Drittel.
Die Kategorie “Zufall” mag durchaus auch eine Kategorie der Ratlosigkeit sein.
Am seltensten wurde bei beiden Geschlechtern den Ursachen-Kategorien “Barrieren und Hindernisse”, “sexuelle Schwierigkeiten und Asexualität”, sowie “Wunsch nach unverbindlichem Sex” zugestimmt.
Aus den Zustimmungsraten wird deutlich, dass in der Regel eine Ursachen-Kategorie nicht als ausschließlicher Grund angesehen wird, sondern lediglich als mitverursachender Grund. Entsprechend addieren sich die Prozentsätze nicht zu 100 %.
Frauen und Männer stimmten im Durchschnitt 4 Ursachen-Kategorien zu. Lediglich 5 % der Männer und 3,3 % der Frauen gaben bejahten lediglich eine Ursachen-Kategorie. Keine einzige Ursachen-Kategorie bejahten sogar nur 1,7 % der Männer und 0,4 % der Frauen.
Was tun gegen das Single-Dasein
Es ergeben sich folgende Empfehlungen, wie Sie Sorge dafür tragen können, dass die möglichen Ursachen Ihrer Partnersuche nicht (weiter) im Wege stehen:
- Zufall: Möglichkeiten zu Kennenlernen und Kontaktaufnahme herstellen, beim Online-Dating teilnehmen, aktiv den Kontakt aufnehmen und ihn vertiefen, auch anderswo die Augen offenhalten, die eigene Partnersuche anderen mitteilen und sich bietende Gelegenheiten erkennen und nutzen. Aber ist es wirklich Zufall? Oder gibt es Anteile in Ihrer Person oder in Ihrem Lebensstil? Sind Sie offen genug für eine Beziehung? Sind Sie bereit für Veränderungen? Könnten Sie aktiver werden, um die Partnersuche voranzutreiben? Beantworten Sie sich selbst diese Fragen und ziehen Sie aus den Antworten handlungstragende Konsequenzen.
- Negativerwartungen: Schwierigkeiten, zu vertrauen oder Befürchtungen, verletzt zu werden, hängen oft mit vorherigen negativen Beziehungserfahrungen oder auch mit einem ängstlichen Bindungsstil zusammen. Wichtig ist es erneut, auch die eigenen Anteile zu erkennen, zu verstehen, wie es zur damaligen Entwicklung kommen konnte, gegeben falls die Partnerwahl zu verändern, beim Beziehungsaufbau und während der gesamten Beziehung offen miteinander zu kommunizieren, Probleme anzusprechen und zu klären. Nach psychologischen Untersuchungen neigen Menschen dazu, in partnerschaftlichen Beziehungen immer wieder alte Muster zu wiederholen, selbst wenn diese ungünstig waren. Machen Sie sich dies bewusst und lernen Sie aus Ihren Beziehungserfahrungen dahingehend, dass Sie nicht wiederholen, was Sie nicht erneut erleben möchten. Es ist nicht nur der andere Mensch, auch Sie selbst haben viel in der Hand. Bei allen Zweifeln, eine große Anzahl an paaren bleiben lebenslang zusammen und sind glücklich. Für ein generalisiertes Misstrauen gibt es also keinen Anlass.
- Hohe Ansprüche: Worauf beziehen sich die eigenen Ansprüche? Auf eher oberflächliche Merkmale oder auf zentrale Aspekte, wie Übereinstimmung der Werthaltungen, die für das Beziehungsglück tatsächlich wichtig sind? Wie sehr erfüllen Sie selbst Ihre Ansprüche? Manchmal hilft ein zweiter Blick und Sie können Qualitäten in einem Menschen entdecken, die Ihnen zunächst verborgen blieben. Hinterfragen Sie Ihre Ansprüche, aber akzeptieren Sie sie, wenn Sie merken, dass sie für Sie wirklich notwendig oder unumstößlich sind. Richten Sie sich in diesem Fall darauf aus, einen Menschen zu finden, der zu Ihren Ansprüchen passt, stellen Sie Gelegenheiten dazu her, seien Sie aber auch bereit Geduld und Ausdauer aufzubringen, bis der richtige Mensch kennengelernt wurde.
- Gehemmtheit: Arbeiten Sie an Ihrem Selbstbild und machen Sie sich Ihre Ressourcen klar, erkennen Sie sich als liebenswert und üben Sie Selbstsicherheit und Kommunikation. Hierfür kann das Online-Dating durchaus hilfreich sein. Hier können Sie sich offen zunächst schriftlich austauschen. Schrittweise kann der Kontakt auf die telefonische Ebene oder auch die Ebene des Video-Chats übertragen werden. Durch Übung der Kommunikation können Sie so Ihre Hemmungen überwinden.
- Andere Prioritäten: Es ist völlig legitim, wenn Ihre Prioritäten nicht auf einer Partnerschaft liegen. Achten Sie aber darauf, nicht hinter anderen Prioritäten ihre eigentlichen Bedürfnisse und Wünsche zu verbergen. Stellen Sie fest, dass der Wunsch nach Partnerschaft doch stark ist, sollten Sie sich Freiräume in Ihrem Alltag für Partnersuche und Beziehungsaufbau schaffen. Andere Prioritäten kann auch ein Ablenkungsmuster sein und einer Bindungsvermeidung dienen, die oftmals doch nicht glücklich macht. Ist dies bei Ihnen der Fall, ist es Zeit, der Partnersuche und überhaupt dem Gedanken an eine Beziehung mehr Priorität zuzuweisen.
- Zufriedenheit mit dem Single-Dasein: Nichts spricht dagegen, als Single glücklich zu sein. Hören Sie aber in sich hinein, ob es dennoch Sehnsucht nach Beziehung gibt? Wie antworten Sie selbst, wenn Sie die Frage an sich stellen, ob Sie dauerhaft Single bleiben möchten? Je mehr Sie eine Sehnsucht nach Beziehung wahrnehmen, desto stärker sollten Sie nach Partnerschaft zu suchen und auch daran zu arbeiten, Veränderungen annehmen zu können. Zufriedenheit mit dem eigenen Leben ist eine gute Basis, um eine stabile Partnerschaft zu beginnen. Passieren kann es jedoch, dass die Zufriedenheit das Engagement senkt und Sie so im gleichen Alltag und als Single verharren. Schade ist dies dann, wenn der Wunsch nach einer Partnerschaft auf einer tieferen Ebene doch besteht.
- Fehlende romantische Gefühle: Viele Beziehungen, gerade im mittleren und hohen Alter, starten nicht sofort mit den großen Gefühlen, sondern mit einer Sympathie, die sich immer mehr zu Vertrautheit und Liebe vertieft. Man spricht auch von einem freundschaftlichen Partnerschaftsmodell. Diese Entwicklung trifft auf fast 50 % der Gleichklang-Paare zu, wie unsere regelmäßigen Befragungen zeigen. Erwarten Sie also nicht unbedingt die sofortigen Schmetterlinge im Buch, sondern lassen Sie sich auf Kennenlernen, Austausch, Sympathieentwicklung und Entstehen von Nähe ein.
- Barrieren und Hindernisse: Nicht wenige Menschen schildern, aufgrund von Erkrankungen, Handicaps oder beruflichem Misserfolg bei ihrer Partnersuche zu scheitern. Andererseits gibt es viele Menschen mit Erkrankungen, Handicaps und beruflichem Misserfolg, die in stabilen Beziehungen leben oder die auch eine neue Beziehung finden. Lassen Sie sich nicht in einen unbegründeten Pessimismus herunterziehen. So zeigen beispielsweise die Vermittlungsraten bei Gleichklang, dass Mitglieder mit Handicaps keine schlechteren Vermittlungschancen haben als Mitglieder ohne Handicap. Gehen Sie selbstbewusst mit ihrer Situation um und stellen Sie so sicher, dass Ihre Befürchtungen nicht zu einer selbsterfüllenden Prophezeiung werden.
- Sexuelle Schwierigkeiten und Asexualität: Wie der Name bereits sagt, lässt sich dieser Bereich in zwei Bereiche untergliedern – sexuelle Probleme und Asexualität. Stellen Sie bei sich fest, dass sie keinerlei Interesse an Sexualität mit einem Menschen haben und darunter auch nicht leiden, geht es darum, dies zu akzeptieren und nach einer platonischen Beziehung zu suchen. Dies ist ein valides Modell der Beziehungsgestaltung. Leiden Sie demgegenüber unter sexuellen Hemmungen, sexuellem Ekelgefühl oder sexuellen Funktionsstörungen hilft es, in einer entspannten und angstfreien Atmosphäre über die eigenen sexuellen Bedürfnisse nachzudenken und so zu beginnen, diese zu spüren. Wichtig ist auch, mit einem möglichen Partner über das eigene Erleben zu sprechen und so einen behutsamen Zugang zu ermöglichen. Ist das Problem tiefgreifend, kann eine sexual-therapeutische Behandlung oftmals hilfreich sein. Übrigens kann Ihnen der Sexualitäts-Erlebnis-Test im Gleichklang-Testportal dabei helfen, Ihre eigenen sexuellen Reaktionsweisen besser zu verstehen, sie sich bewusster zu machen und so bereits den ersten Schritt zu einer Bewältigung zu tun.
- Wunsch nach unverbindlichem Sex: Es mag dem traditionellen Modell zuwiderlaufen, aber Sachlage ist, dass Beziehungen am Wunsch nach unverbindlichen Sex nicht zu scheitern brauchen, wenn Sie dennoch für eine Liebesbeziehung und eine Bindung offen sind. Suchen Sie nach einer offenen oder polyamorösen Beziehung und legen Sie gleich zu Beginn die Karten offen auf den Tisch, damit Beziehungsglück entsteht und keine Zerrüttung. Untersuchungen zeigen, dass offene Beziehungen, die auf Ehrlichkeit beruhen, genau so glücklich und stabil sein können wie eine traditionellere Zweierbeziehung mit sexueller Treue.
Schlussfolgerungen
Reflektieren Sie über Ihre eigenen Gründe und hören Sie in sich selbst hinein, um auf diese Weise die richtige Strategie für Ihre Person und Ihre Situation zu finden.
Sind Sie wirklich als Single glücklicher oder möchten der Partnersuche und dem Beziehungsaufbau keinen wesentlichen Raum in Ihrem Alltag einräumen? Dann mag es sinnvoll sein, erst einmal auf die Partnersuche zu verzichten. Zu spät ist es für eine neue Beziehung nie.
Stehen aber innere Hemmungen, negative Beziehungserfahrungen, sexuelle Schwierigkeiten, andere Barrieren und Hindernisse oder die Sorge, keine romantischen Gefühle zu entwickeln, stärker im Vordergrund, sollten Sie sich mit diesen Erschwernissen konfrontieren und sich nicht im Sinne von Vermeidungsverhalten aus der Partnersuche zurückziehen.
Hemmungen und Schwierigkeiten können gemeistert und überwunden werden. Ein selbstbewusster Umgang mit scheinbaren Barrieren und Hindernissen führt oft beider Partnersuche zum Erfolg. Es muss nicht sofort das große Verliebtsein sein, Vertrautheit und Liebe können ebenso langsamer und behutsamer entstehen und tun es auch oft.
Im Bereich der Sexualität lassen sich Modelle finden, wie Schwierigkeiten überwunden werden können: je nach Einzelfall von einer platonischen Beziehung, der behutsamen Exploration der eigenen Sexualität bis hin zu einer offenen oder polyamorösen Beziehung.
In manchen Fällen mag therapeutische Hilfe durchaus sinnvoll und notwendig sein, wenn die Auflösung von Blockaden aus eigener Kraft nicht gelingt.
Auf jeden Fall kann es hilfreich sein, sich über die Gründe für das eigene Single-Dasein Gedanken zu machen, um auf dieser Basis Lösungsstrategien zu finden und Abhilfe zu schaffen.
Ab nächster Woche werden wir Ihnen hierfür im Gleichklang-Testportal einen neuen Selbsttest zur Verfügung stellen.