Partnerschaften in gemeinsamen und getrennten Wohnungen
Mein heutiger Artikel orientiert sich an einem psychologischen Fachartikel von Hagemeyer, Schönbrodt, Neyer, Neberich und Asendorpf, der im Journal of Social and Personality Psychology veröffentlicht wurde unter dem Titel: “When Together Means Too Close …“.
Dieser Fachartikel und einige weitere Fachartikel, auf die ich mich beziehe, widmen sich der zentralen Fragestellung, in welchen Gestaltungs-Modellen Beziehungen glücklich werden.
Dies hat auch Auswirkungen auf die Partnersuche und die Einstellung der Suchkriterien bei Gleichklang, wie in diesem Artikel erläutert wird.
Räumliche Beziehungs-Gestaltung
Traditionell ist das dominante Beziehungsmodell eindeutig und besagt, dass Beziehungspartner in unmittelbarer Präsenz zusammen in einer gemeinsamen Wohnung leben.
Außerdem gibt es Fernbeziehungen, wo Beziehungspartner meistens aufgrund beruflicher Notwendigkeiten und anderen situationalen Gründen – an unterschiedlichen Wohnorten leben.
Typischerweise sind Fernbeziehungen eher als Übergang zum Zusammenziehen gedacht, sie mögen aber durchaus auch eine Dauerkonstellation sein und es zunehmend Paare, die ihre Fernbeziehungen als wünschenswert erleben. Zu dem Thema habe ich bereits einige Blog-Artikel geschrieben.
Heute geht es um ein drittes Modell:
- nämlich um Paare, die am gleichen Wohnort, aber in getrennten Wohnungen leben.
Dieses Phänomen war früher vorwiegend eine Übergangszeit meistens junger Menschen, die noch nicht die Voraussetzungen für ein Zusammenziehen geschaffen hatten oder ihre Beziehung vor einem Zusammenziehen erst erproben wollten.
Mittlerweile haben sich jedoch gesellschaftliche Veränderungen ergeben. So zeigt eine neuere soziologische Studie beim Vergleich verschiedener europäischer Länder folgende Entwicklungen auf:
- neben der Gruppe der jungen Leute gibt es zunehmend eine zweite Gruppe von Paaren im mittleren oder höheren Lebensalter, die sich für das Modell der getrennten Wohnungen am gleichen Wohnort entscheiden.
- obwohl solche Paare nach wie vor ein Minderheit sind – die meisten Paare leben zusammen – nimmt der Anteil dieser Paare ab dem Lebensalter von 45 mit wachsendem Lebensalter immer weiter deutlich zu.
- viele dieser Paare haben bereits vorherige Beziehungen gehabt, die durch Tod oder Trennung auseinandergingen. Das Thema Kinder und Familiengründung spielt nun keine Rolle mehr. So entfällt der durch die Familiengründung oft nahegelegte Vorteil des Zusammenziehens.
- nach wie vor sehen zwar viele dieser Paare das Modell der getrennten Wohnungen als Übergangsphase an, aber mit wachsendem Alter nimmt die Anzahl der Paare zu, für die das Zusammensein mit getrennten Wohnung eine dauerhafte Art der Beziehungsgestaltung ist.
- besonders oft werden getrennte Wohnungen von solchen Personen dauerhaft gewünscht, die einen besonders hohen Wert auf Eigenständigkeit und Unabhängigkeit legen.
- der gesellschaftliche Erwartungskontext scheint ebenfalls eine nicht unerhebliche Rolle zu spielen: So ist das Modell der getrennten Wohnungen in Westeuropa offenbar grundsätzlich verbreiteter als in Osteuropa. Individualisierte Gesellschaften ermöglichen neue Wege der Lebens- und Beziehungsgestaltung.
- dennoch wäre es eine Illusion zu meinen, dass nicht auch in sogenannten individualisierten Gesellschaften weiterhin gesellschaftliche Erwartungen wirksam werden würden. Druck von Familie und Freunden werden tatsächlich auch in westlichen Ländern nicht selten als Grund für ein späteres Zusammenziehen von Paaren mit getrennten Wohnungen angegeben.
Getrennte Wohnungen: Warum und wie?
Drei (übersetzte) Zitate aus einer qualitativen Studie im Journal International Review of Sociology verdeutlichen nach meiner Einschätzung sehr gut, warum Paare sich für diese Beziehungsform entscheiden und wie sie diese erleben:
- man sagt uns, dass es “egoistisch” ist, wie wir leben, denn wir sehen nur das Beste im Anderen. Es stimmt, wir schenken dem anderen mehr Aufmerksamkeit in der Art und Weise, wie wir unser Beziehung strukturieren, weil wir uns nicht sehen müssen, es ist nicht von einer äußeren Kraft aufgezwungen.
- wir lehnen das Leiden der alltäglichen Liebe ab, und warum nicht?
- es gibt Momente, in denen wir darüber nachdenken, was wir tun, und uns dafür bedanken, dass wir einen sehr ehelichen Abend verbracht haben, der einer normalen Liebe ähnelt. Denn an diesem Nachmittag bereitete sie eine Unterrichtsstunde vor, während ich meine Steuererklärung vorbereitete und einer von uns aufstand, um für den anderen Tee zu kochen. Wir ahmten dieses gewöhnliche Leben nach, aber es ist positiv, weil es nicht unser alltägliches Leben ist.
Gemeinsam ist allen drei Paaren das Erleben Ihrer Beziehung als etwas anhaltend Besonderes, welche nicht durch einen Routine-Alltag belastet wird. Sich zu treffen, wird eher als Privileg und Wunsch wahrgenommen, weniger als eine unausweichliche Notwendigkeit.
Das dritte Paar schildert dabei, wie durchaus Momente “konventioneller Ehe” bewusst gelebt werden, ohne aber als eine tägliche Routine wahrgenommen zu werden.
Manche Paare, wie das zweite Paar, scheinen sich sehr bewusst gegen ein Zusammenleben zu entscheiden, weil sie der Alltagsroutine partnerschaftlicher Beziehungen kritisch gegenüber stehen.
Das erste Paar macht einen gesellschaftlichen Druck deutlich (Vorwurf des “Egoismus”), wobei die Betreffenden selbst aber ihre Beziehung als wechselseitige Aufmerksamkeit und Freiwilligkeit erleben.
Aus allen Zitaten wird ein Bedürfnis nach beiden deutlich:
- Gemeinsamkeit und räumliche Distanz.
Wie definieren und erleben solche Paare ihre Beziehung?
Hierzu ein prägnantes Zitat:
- Leben ohne Einmischung Dritter, sei es in einer geschlossenen Umgebung wie einem Wohnhaus oder in der Natur, in großer Intimität, die zum Beispiel bei einem Spaziergang in der Natur entsteht, selbst wenn wir nicht miteinander reden, selbst wenn eine Person 10 Meter hinter der anderen geht; es ist wirklich, wirklich tiefe Intimität.
Ich finde dies Zitat instruktiv, weil aus ihm eine hohe Innigkeit des Beziehungserlebens hervorgeht, die offensichtlich nicht durch die getrennten Wohnungen beeinträchtigt wird.
Für ein hohes Nähe-Erleben von Paaren ist demnach ein gemeinsames räumliches Zusammenleben keine Voraussetzung, sondern wesentlich ist die erlebte innerliche Verbundenheit, die während der Begegnungen als eine sehr starke emotionale Nähe wahrgenommen werden kann.
Welche Paare sind glücklicher?
Eine allgemeinverbindliche Beantwortung dieser Frage ist nicht möglich, sondern persönlichkeitsbezogene Merkmale und Motive scheinen eine Rolle zu spielen. So gelangen Hagemeyer, Schönbrodt, Neyer, Neberich und Asendorpf in ihrem Artikel zu folgenden Beobachtungen:
- im Regelfall geht eine gemeinsame Wohnung mit einer höheren Beziehungszufriedenheit einhergeht.
- dieser positive Effekt einer gemeinsamen Wohnung kann aber durch hoch ausgeprägte Eigenständigkeits-Motive bei den Beziehungspartnern abgeschwächt oder sogar umgekehrt werden.
Für die meisten Paare scheint demnach also nach wie vor – trotz aller gesellschaftlicher Veränderungen und Individualisierung – eine gemeinsame Wohnung ein positiver Faktor für die erlebte Beziehungszufriedenheit zu sein.
Das Leben in einer geteilten Wohnung ist kein Auslaufmodell. Es wird mehrheitlich nicht als Druck, Zwang und Alltagsverschleiß erlebt.
Allerdings ist das Modell der gemeinsamen Wohnung nicht mehr das einzige erfolgversprechende Beziehungsmodell:
- gerade wenn bei Beziehungspartner hohe Eigenständigkeits-Motive vorhanden sind, mag die tägliche räumliche Nähe als weniger befriedigend oder sogar als belastend erlebt werden – so wie dies auch die oben zitierten Paare schilderten.
- dies gilt nicht für die Mehrheit der Paare, wohl aber für eine Minderheit, die von einem Leben in getrennten Wohnungen eher profitieren kann. Diese Minderweit nimmt im wachsenden Lebensalter und nach Beendigung der Perspektive auf Familiengründung zu.
Schließlich ist der Vergleich der Beziehungszufriedenheit zwischen Paaren, die zusammen und getrennt leben, folgendermaßen zu relativieren:
- unter den getrennt lebenden Paare lebt sicherlich ein Teil genau deshalb getrennt, weil die Beziehungszufriedenheit nicht ausreichend ist für ein Zusammenziehen. Der entscheidende Vergleich müsste diese Paare aus der Stichprobe entfernen, da sonst die Beziehungszufriedenheit in der eigentlich interessierenden Gruppe der getrennt lebenden Paare unterschätzt wird., die nicht aus Gründen mangelnder Zufriedenheit getrennt leben.
- diese Überlegungen zusammen mit den Befunde zur Interaktion zwischen der Wohnsituation (zusammen/getrennt) und den Eigenständigkeits-Motiven machen umso deutlicher, dass keine generelle Aussage möglich ist, welche Beziehungsform zu höherer Zufriedenheit führt.
Präferenzen von Gleichklang-Mitgliedern
Die Mehrheit der Gleichklang-Mitglieder aller Geschlechter möchte mit einem Beziehungspartner zusammen leben. Diese Mehrheit ist jedoch keineswegs überwältigend und es werden auch Unterschiede zwischen den Geschlechtern deutlich:
- 63 % der Männer, 59 % der non-binären Mitglieder, aber nur 52 % der Frauen bei Gleichklang möchten (ja, eher ja) in ihrer Beziehung zusammen leben.
Dies bedeutet umgekehrt, dass für mehr als jeden dritten Mann, drei von fünf non-binäre Mitglieder und sogar knapp die Hälfte der Frauen bei Gleichklang keine eindeutige Präferenz für ein Zusammenleben besteht.
Erheblich geringer ist allerdings der Prozentsatz derjenigen, die ein gemeinsames Zusammenleben ablehnen (nein, eher nein):
- hier weisen Männer mit 12 % den höchsten Prozentsatz auf, während 5 % der Frauen und 4 % der non-binären Mitglieder ein Zusammenleben ablehnen.
- Männer zeigen insofern eine stärkere Gerichtetheit ihrer Präferenz auf (entweder Zustimmung oder Ablehnung), während das Unentschieden deutlich häufiger von non-binären Mitgliedern (37 %) und insbesondere häufiger von Frauen (43 %) geäußert wird.
Der Befund der nur seltenen dezidierten Ablehnung von einem Zusammenleben stimmt mit den empirischen Befunden überein, dass tatsächlich letztlich sich eine große Mehrheit der Paare für das Modell der geteilten Wohnung entscheidet.
Andererseits zeigt sich bei vielen Gleichklang-Mitgliedern eine erhöhte Offenheit für beide Beziehungs-Modelle als Denkmodelle, was erkennbar wird an dem hohen Prozentsatz der Mitglieder, die die Frage mit unentschieden beantworten.
Interessanterweise können wir bei unseren Mitgliedern auch die soziologischen Befunde eines steigenden Interesses an Beziehungen mit getrennten Wohnungen mit wachsendem Alter klar identifizieren:
- während 72 % der 18 bis 44-jährigen Mitglieder zusammenleben wollen, wollen dies lediglich 52 % der Mitglieder im Alter von 45 bis 59 und sogar lediglich 44 % der Mitglieder ab einem Alter von 60 Jahren.
- mit wachsendem Alter zeigt sich also auch bei Gleichklang eine Veränderung der Häufigkeit von Präferenzen für Beziehungsmodelle im Sinne einer wachsenden Offenheit für eine Beziehung mit getrennten Wohnungen.
Dieser Befund bei unseren Mitgliedern ist konsistent mit der Annahme, dass mit wachsendem Alter, einer bereits zunehmend etablierten eigenen Lebenssituation und womöglich auch vor dem Hintergrund vergangener Beziehungserfahrungen der Wunsch nach Unabhängigkeit und Eigenständigkeit wächst und dadurch bedingt der Wunsch nach einer gemeinsamen Wohnung abnimmt.
Allerdings bleibt es in allen Altersstufe nur eine recht kleine Minderheit, die eine gemeinsame Wohnung grundsätzlich ablehnt (3 % bei den 18 bis 44 Jährigen, 5 % bei den 45 bis 60 Jährigen, 7 % bei Mitgliedern ab einem Alter von 60 Jahren).
Zwar wird auch hier ein Anstieg mit dem Alter erkennbar, der Hauptalterseffekt besteht aber in einer wachsenden Offenheit für beide Partnermodelle (25 % bei den 18 bis 44 Jährigen, 43 % bei den 45 bis 60 Jährigen, 49 % bei Mitgliedern ab einem Alter von 60 Jahren).
Vermittlung bei Gleichklang
“Ich möchte zusammenleben“ ist ein Suchkriterium bei Gleichklang, welches stark oder schwächer bejaht, verneint oder mit unentschieden beantwortet werden kann (hier im Teilnahmebereich zu finden: Partnersuche >> “Was Sie suchen?” >> “Für mich besonders wichtige Aspekte für eine Beziehung”).
Der Matching-Algorithmus berücksichtigt die Antworten für die Ermittlung der Passungsvoraussetzungen.
Um eine möglichst hohe Passung der Partnerschafts-Modelle zu ermöglichen, empfehlen wir, dieses Kriterium so einzustellen, wie es Ihrem eigenen Erleben tatsächlich entspricht:
- ist für Sie völlig klar, dass Sie in einer Beziehung unbedingt zusammenleben möchten? Wählen Sie in diesem Fall die starke Bejahung (+2)
- erleben Sie einen – jedoch nur leichten – Zweifel daran, dass Sie unbedingt in einer Beziehung zusammenleben möchten? Wählen Sie in diesem Fall die schwächere Bejahung (+1)
- können Sie sich beide Formen der Beziehung je nach Beziehungspartner und Situation gut vorstellen? Wählen Sie in diesem Fall die unentschieden Antwort (0)
- ist es für Sie klar, dass Sie in einer Beziehung nicht zusammenleben möchten, wobei Sie aber an dieser Ablehnung leise Zweifel bei sich wahrnehmen? Wählen Sie in diesem Fall die schwächere Verneinung (-1)
- ist für Sie völlig klar, dass Sie in einer Beziehung nicht zusammenleben möchten? Wählen Sie in diesem Fall die starke Verneinung (-2)
Die Frage nach getrennten Wohnungen erfasst einen Aspekt des Wunsches nach starker räumlicher Nähe versus einer gewissen Getrenntheit oder der entsprechenden Unentschiedenheit.
Es gibt weitere Aspekte.
Ergänzt wird die Frage nach dem Zusammenleben daher durch zusätzliche Fragen, die dem Bereich der räumlichen Verbundenheit versus Eigenständigkeit zuzurechnen sind, nämlich der Frage nach einer möglichen Fernbeziehung (“ich bin aufgeschlossen für eine Fernbeziehung.“) oder auch dem direkt erfragten Bedürfnis, möglichst viel oder eher weniger zusammen zu unternehmen (“Autonomie versus Symbiose: Wieviel wollen Sie in einer Beziehung gemeinsam und wieviel lieber getrennt tun?“).
Insgesamt führt der Matching-Algorithmus so dazu, dass bei entsprechend authentischer Beantwortung gute Startvoraussetzungen für eine Passung der wechselseitigen Bedürfnisse nach räumlicher Nähe versus Unabhängigkeit gewährleistet werden kann.
Gleichzeitig rückt durch die Unentschieden-Antwort bei vielen Mitgliedern die Möglichkeit zu verschiedenen Beziehungs-Modellen in Abhängigkeit von situationalen und personalen Faktoren stärker in den Vordergrund.
Beziehungs-Gestaltung
Die Auswahl für die Partnerfindung im Rahmen eines psychologischen Matching ist hilfreich, ist aber allein kein Garant für eine positive Beziehungsqualität.
Maßgeblich ist letztlich, wie vorliegende Voraussetzungen gemeinsam gestaltet werden.
Dabei zeigt die bereits zitierte Studie von Hagemeyer, Schönbrodt, Neyer, Neberich und Asendorpf, dass Eigenständigkeits-Motive auch tageweise schwanken können und dies in Abhängigkeit von der gegebenen räumlichen Nähe einen Einfluss auf die Beziehungszufriedenheit haben kann:
- die Beziehungszufriedenheit von Paaren, die zusammenleben, nimmt an Tagen durch die Stunden des Zusammenseins zu, an denen geringe Eigenständigkeits-Bedürfnisse erlebt werden, nimmt aber an solchen Tagen durch das Zusammensein eher ab, wo Beziehungspartner ein erhöhtes Eigenständigkeits-Bedürfnis erleben.
Für eine gute Beziehungs-Qualität ist es daher wichtig, offen miteinander zu sprechen, auf die eigenen Bedürfnisse und die Bedürfnisse von Beziehungspartnern zu achten und die Alltagsgestaltung auszurichten an einem ausgewogenen und in Abhängigkeit vom Befinden variierendem Verhältnis von räumlicher Nähe zu Eigenständigkeit.
Es geht also darum, für sich selbst und den Beziehungspartner sensitiv zu sein und so die bestmögliche Beziehungsqualität zu ermöglichen durch einen entsprechend transparenten und einfühlsamen Umgang mit den Bedürfnissen nach Gemeinsamkeit und Eigenständigkeit.
Schlussfolgerungen
“Beziehungspartner leben in einer gemeinsamen Wohnung zusammen”. Diese Vorstellung trifft zwar nach wie vor mehrheitlich zu, entspricht aber nicht mehr der möglichen Vielgestaltigkeit partnerschaftlicher Beziehungen.
Gerade im wachsenden Alter nimmt die Bereitschaft und das Interesse für das alternative Beziehungsmodell einer Beziehung mit zwei getrennten Wohnungen zu.
Viele Menschen – so auch viele Gleichklang-Mitglieder – sind dabei grundsätzlich für beide Beziehungsmodelle offen.
Im Regelfall ist die Beziehungsqualität bei gemeinsamen Zusammenleben zwar höher, dies ist aber ein reiner Durchschnittswert, der für zahlreiche Einzelfälle mit hohen Eigenständigkeits-Bedürfnissen nicht gilt.
Bei hohen Eigenständigkeits-Bedrüfnissen mag vielmehr die Wahl einer Beziehung mit getrennten Wohnungen das geeignetere Beziehungs-Modell sein.
Getrennte Wohnungen brauchen kein Hindernis für das Erleben einer hohen inneren Verbundenheit zu sein. Ein solches Beziehungsmodell kann sogar zu einer höheren Besonderheit des erlebten gemeinsamen Momentes führen.
Es handelt sich bei der Wahl des Beziehungs-Modells um eine sehr individuelle Entscheidung, für die entsprechend nur folgende allgemeine Empfehlungen gegeben werden können:
- je stärker der Wunsch nach einer gemeinsamen Wohnung mit einem Beziehungspartner erlebt wird, desto mehr sollte dies Modell präferiert werden.
- je stärker ein Wunsch nach erhaltener räumlicher Unabhängigkeit wahrgenommen wird, desto eher kann eine Beziehung mit getrennten Wohnungen zu Zufriedenheit führen.
- ist beides gut vorstellbar, kann die Entscheidung und Entwicklung von den sich ergebenen Voraussetzungen abhängig gemacht werden.
Die Sucheinstellungen bei Gleichklang unterstützen unsere Mitglieder dabei, eine möglichst gute Basis der Passung der Gemeinsamkeits- versus Eigenständigkeits-Bedürfnisse zu gewährleisten. Wir raten daher zu einer authentischen Beantwortung der entsprechenden Fragen.
Allerdings ist die Partnerwahl nur ein Aspekt. Von zentraler Bedeutung ist im Anschluss vor allem die Beziehungsgestaltung.
Bedürfnisse nach räumlicher Nähe oder temporärer Distanz sind nicht komplett fest gegeben (auch wenn es Persönlickeits-Unterschiede gibt), sondern sie schwanken ebenfalls mit dem aktuellen Befinden und der aktuellen Situation.
So kann es selbst bei grundsätzlich guter Passung der relativ stabilen Anteile der entsprechenden Bedürfnisse zu Gefühlen von Verlassenheit oder umgekehrt Einengung als Reaktion auf Schwankungen der Befindlichkeit und der durch sie aktivierten Bedürfnisse kommen.
Für die Beziehungszufriedenheit ist es daher von großer Bedeutung, wechselseitig achtsam miteinander umzugehen, das eigene Erleben transparent offenzulegen und das Erleben des Beziehungspartners ebenso ernst zu nehmen, um immer wieder eine für beide Seiten gut annehmbare Neu-Austangierung der aktuellen Nähe- und Distanzbedürfnisse zu ermöglichen.