Warum sind Sie Single? Es lohnt sich, eine Antwort auf diese Frage zu finden. In meinem heutigen Artikel zeige ich auf, wie Sie diese Frage beantworten können und wie Sie dadurch die Aussichten Ihre Partnersuche verbessern können.
Andauernde Partnerlosigkeit
Für eine andauernde Partnerlosigkeit lassen sich meistens Gründe erkennen, die in den Grundhaltungen und Überzeugungen, in Hemmungen und Ängsten, in der Alltagsgestaltung oder darin liegen, wie die Betreffenden die Partnersuche angehen.
Zuschrift eines Mitgliedes
Vor Kurzems erhielt ich folgende Zuschrift:
- Vielen Dank gleichklang.de ich werde auf meine Liebe warten ob sie morgen/übermorgen in drei/vier Tagen oder in vier/fünf Wochen/Monaten/Jahren kommt ich werde warten trotzdem vielen Dank für eure Hilfe.
Ich freute mich schon, dass das betreffende Mitglied sicherlich sehr gute Chancen bei uns haben werde. Schließlich schien eine ganz wesentliche Grundvoraussetzung erfüllt zu sein:
- die Bereitschaft, der Partnerfindung Zeit zu geben
Wir investieren Jahre für unsere Ausbildung und manche genau so viel für das eine oder andere Hobby. Partnerschaft soll möglichst lebenslang halten. Es lohnt sich daher, ihr die Zeit zu geben, die sie braucht.
Leider endete die Zuschrift in einer enttäuschenden Wendung:
- PS. Entfernt bitte mein Profil/e danke
Online wird der Betreffende also keine Partnerschaft finden, nicht bei uns, aber auch nicht anderswo. Denn aus seinen Zeilen klingt eine bekannte Einstellung zum Online-Dating heraus:
- Partnerschaft finden wir im “realen Leben” und zum “realen Leben” gehört die Online-Ebene nicht hinzu.
Diese Haltung stößt jedoch auf ein Problem:
- Nach Studien des Soziologen Rosenfeld entstehen derzeit bereits 40 % der Beziehungen online. Der Prozentsatz ist wachsend und ist übrigens im gleichgeschlechtlichen Bereich noch einmal deutlich höher. Diese Zahlen für die USA werden in Europa ähnlich sein.
Die restlichen 60 % verteilen sich nunmehr nicht auf eine, sondern auf zahlreiche weitere mögliche Wege, von denen früher einige die dominanten Partnervermittler waren:
- Familie
- Freundeskreis
- Arbeit
- Freizeitaktivitäten am Wohnort
- Reisen
- religiöse Institutionen
- Kontaktanzeigen
- Veranstaltungen für Singles
- Klassische Partnervermittlungen …
Das Problem für diejenigen, die Beziehungspartner:innen nur im “realen Leben” finden wollen, ist nun, dass nicht nur die Online-Partnersuche aufgestiegen ist, sondern dass die anderen Wege abgestiegen sind:
- Wäre es anders, müssten heute die Chancen der Partnersuche blendend sein, wo doch ein so effektiver Weg wie die Online-Partnersuche hinzugekommen ist. Dem ist aber nicht so. Es gibt so viele Singles wie nie zuvor, von denen sich nach wie vor viele eine Beziehung wünschen.
- Dies bedeutet zwangsläufig, dass es heute weniger Menschen als früher gibt, die die Offenheit, Aufmerksamkeit und Bereitschaft mitbringen, in Settings außerhalb des Online-Bereich eine Beziehung zu finden. Innerhalb beruflicher Kontakte gilt eine Partnerfindung teilweise sogar bereits als anstößig, während sie früher dort durchaus Standard war.
Es gibt genug Menschen, die hoch aktiv soziale Kontakte pflegen, Reisen unternehmen, sich weiterbilden, Wandern – aber eben dennoch Single bleiben. Wer weniger sozial aktiv ist, hat sogar noch geringere Chancen, außerhalb des Online-Weges zu einer Beziehung zu gelangen.
Es besteht also folgende Situation:
- Die Chancen, eine Beziehung online zu finden, sind gestiegen, aber die Chancen, eine Beziehung auf anderen Wegen zu finden, sind gesunken.
- Wer also auf die Online-Partnersuche verzichtet, wird demnach häufiger partnerlos bleiben, eben weil viele Singles außerhalb des Online-Settings nicht mehr auf eine Partnerfindung ausgerichtet sind.
Nicht wenige, die nur im “realen Leben” Partnerschaft finden wollen, werden daher im “realen Leben” partnerlos bleiben.
11 Gründe für das Single-Dasein
Im folgenden möchte ich 11 Gründe erläutern, die dazu führen können, dass Sie Single bleiben.
Mit dem Test “Warum bin ich Single?”, den Sie hier im Gleichklang-Testportal finden, können Sie für sich selbst das Vorhandensein und die Stärke dieser Gründe feststellen.
Die positive Botschaft ist, dass Sie es durchaus zu einem guten Teil selbst in der Hand haben, diese Gründe zu verändern.
Nun aber ein Schnelldurchgang durch die wichtigsten Gründe für das Single-Dasein.
Dabei beginne ich mit dem 11. Grund, den wir erst kürzlich mit in den Test integriert und untersucht haben. Zur Darstellung dieses Grundes möchte ich aber zunächst die Basis des Online-Dating erläutern:
- Bei der Online-Partnersuche geht es darum, durch die Teilnahme am Online-Dating die Voraussetzungen zu schaffen, dass Sie eines Tages in der Zukunft der Person begegnen, mit der Sie wechselseitig eine tragfähige Beziehung führen werden. Bei entsprechender Geduld, tritt dieser Tag nicht immer, aber oft ein, wenn es nicht andere Barrieren oder Blockaden gibt.
- Wichtig ist zu verstehen, dass Misserfolge der Vergangenheit keine Aussagekraft für die Zukunft haben und keinen Anlass zu Resignation oder Aufgeben geben sollten. Weil Sie seit einem Jahr keinen passenden Menschen beim Online-Dating getroffen haben, bedeutet dies nicht, dass dies sich nicht bereits nächste Woche ändern könnte.
- Da Beziehungen lange, möglichst lebenslang halten sollen, lohnt sich dafür eine lange Suchzeit. Die Teilnahme bei der Online-Partnersuche ist sozusagen die ständig vorhandene Option, dass Sie der passenden Person begegnen können. Die Option kann sich jederzeit einlösen, muss es aber nicht. Dabei können Zeiten der Kontaktlosigkeit, des Wartens auf Vorschläge oder der mangelnden Resonanz entstehen, die es zu überbrücken gilt.
- Es macht keinen Sinn, das “reale Leben” gegen “online” auszuspielen. Beide gehören heute zusammen und gehen ineinander über.
- Es ist wichtig, mit einer realistischen, aber optimistischen Grundhaltung die Online-Partnersuche anzugehen, um nicht verfrüht aufzugeben und so Chancen zu verpassen.
- Hilfreich ist es, selber Erstnachrichten zu schreiben, anstatt abzuwarten. Denn zu schnell glauben sonst beide Personen, dass die jeweils andere nicht interessiert sei. Die Empfehlung lautet, den Kontakt aufzunehmen, wenn sich womöglich aus einem besseren Kennenlernen eine Beziehung ergeben könnte. Vertieft sich ein Kennenlernprozess, sollten neue Vorschläge zunächst ausgesetzt werden, damit die Hoffnung auf immer bessere Vorschläge nicht zu einem Konsummuster und der Reduktion der Bindungsbereitschaft führt.
Hieraus lassen sich nunmehr negative oder nicht zielführende Haltungen zum Online-Dating als ein möglicher Grund für das Singledasein identifizieren:
- Ungünstige Haltungen zur Online-Partnersuche: Personen finden seltener online eine Partnerschaft, wenn sie überzeugt sind, dass die Suche nicht klappt, sie das “reale Leben” einer “Online-Welt“gegenüberstellen, sie von der Online-Partnersuche Unterhaltsamkeit und Lebendigkeit erwarten (anstatt, dass einfach nur irgendwann ein Menschen gefunden wird), sie für die Online-Partnersuche keinen Aufwand und keine Zeit verwenden wollen, sie sich im Sinne der Markt-Metapher vor allem auf den Wunsch nach Auswahl, anstatt auf die Findung einer Person ausrichten, sie Phasen ohne Vorschläge oder Kommunikation nicht überbrücken können oder sie eher abwarten und selbst keine Erstnachrichten schreiben.
Dies sind 10 weitere mögliche Gründe für Ihr Single-Dasein:
- Zufriedenheit mit dem Single-Dasein: Dies ist zunächst eine wünschenswerte Eigenschaft, die sogar ausdrücklich zu empfehlen ist. Bauen Sie sich ein erfülltes Leben auf. Warten Sie damit nicht, bis Sie eine Beziehung gefunden haben. So können Sie die Erfüllung in die Beziehung einbringen und gemeinsam fortsetzen, was Sie bereits begonnen haben. Trotzdem kann hohe Zufriedenheit mit dem Single-Dasein auch eine Gefahr beinhalten: Die Offenheit für Veränderungen und die Aktivität bei der Partnersuche kann sinken, da sie erst einmal nichts vermissen. Oftmals besteht aber in Wirklichkeit doch eine Sehnsucht oder ein Wunsch nach einer Beziehung, der nur durch den Alltag verdeckt wird. Achten Sie also darauf, dass Sie sich zwar einen erfüllenden Alltag aufbauen, sich durch diesen aber nicht von Ihrer Partnersuche ablenken lassen.
- Andere Prioritäten: Unabhängig von der Zufriedenheit, ist der Alltag mancher Menschen so stark angefüllt, dass sie gar nicht mehr zur Partnersuche kommen. Im Alltags bewegen sich gleichzeitig viele Menschen in einem Kreis von Personen, mit denen eine Beziehung unwahrscheinlich oder nicht gewünscht ist. Ist der Alltag voll, aber die Partnersuche kommt zu kurz. Ein zu voller Alltag kann die Bereitschaft für ein Engagement für die Partnersuche senken. Manchmal kann es ratsam sein, den Alltag ein wenig freizuräumen und neue Prioritäten zu setzen.
- Hohe Ansprüche in Randmerkmalen: Es ist völlig richtig, bei der Partnersuche nach einer Person zu suchen, die in den wesentlichen Grundhaltungen passt, sodass eine gemeinsame Lebensführung und gemeinsame Ziele möglich werden. Manche schauen aber so stark nach der Körpergröße, dem formalen Status, dem Einkommen, dem Wohnort – ja sogar nach Haarfarbe oder Augenfarbe – dass die Chancen sinken, jemanden zu finden, mit dem eine Gemeinsamkeit der Grundhaltungen besteht. Dies kann sogar dazu führen, dass die Partnerfindung nunmehr auf der Basis der Randmerkmale stattfindet, sodass Beziehungen wegen der Differenzen in Werthaltungen nicht tragfähig sind. Achten Sie auf die wesentlichen Übereinstimmungen und richten Sie das Augenmerk nicht auf alle möglichen Randmerkmale, die tatsächlich einer Beziehung nicht im Wege stehen.
- Hemmungen und Selbstzweifel: Zweifel an der eigenen Person, dem eigenen Körper, oder Hemmungen, in Kontakt zu treten, sind für manche Menschen ein erhebliches Hindernis bei der Partnersuche. Manche sind allgemeine gehemmt, andere können in anderen Kontexten sehr selbstsicher sein. Rückzug oder vorsichtiges Verhalten mag von der anderen Seite wiederum als Desinteresse fehlinterpretiert werden. Übung macht Meister:innen. Sie können Online üben oder Sie können Kommunikations- oder Flirtkurse aufsuchen, wenn sie es allein nicht schaffen. Machen Sie sich auch klar, dass jedes mögliche Merkmal von bestimmten Personen geschätzt wird. Körperliche Hemmungen und Ängste können durch Tanzen, Sauna, FKK oder Tantra-Kurse angegangen und überwunden werden.
- Barrieren und Hindernisse: Es geht hier um bestehende Bedingungen, die eine Partnerfindung erschweren können. Dies können sein beispielsweise Behinderungen und Handicaps, gesundheitliche Probleme, aber auch berufliche oder wirtschaftliche Schwierigkeiten. In Wirklichkeit steht keine dieser Bedingungen einer Partnerfindung entgegen. Unter allen diesen Bedingungen können Menschen Beziehungen finden und tun dies auch. Der klare, transparente und selbstsichere Umgang mit diesen Bedingungen kann ihre Barriere-Wirkung außer Kraft setzen.
- Negative Erfahrungen/Befürchtungen: Negative Erfahrungen mit Beziehungen und Kennenlernen können zu Befürchtungen führen, die einer offenen und vertrauensvollen Kommunikation, wie sie für die Partnersuche notwendig ist, entgegenstehen. Hier gilt die Empfehlung, aus vergangenen Mustern zu lernen, sodass diese sich nicht wiederholen (z.B. mangelnde Abgrenzung, Helfersyndrom, Vermeidung von Konflikten etc.). Wichtig ist auch, die Vorerfahrungen nicht zur selbsterfüllenden Prophezeiung werden zu lassen. Was früher so war, braucht nicht morgen wieder zu sein, wenn Sie etwas verändern. Hilfreich ist es dabei, im Kennenlernprozess eigene Wahrnehmungen oder mögliche Probleme sofort anzusprechen, um eine Klärung zu ermöglichen oder aber auch sich tatsächlich abzugrenzen, um in kein toxisches Beziehungsmuster zu gelangen.
- Mangel an romantischen Gefühlen: Nicht wenige Menschen berichten, dass sie sich einfach bei der Partnersuche nicht verliebten, dass keine Romantik entstehe. Hintergrund ist nicht selten ein Beziehungs-Modell aus der Teenager-Zeit: Gerade im mittleren und höheren Alter beginnen viele Beziehungen nicht sofort mit großen Gefühlen, sondern mit Wertschätzung und Sympathie, die sich zu Vertrautheit und Liebe vertiefen. Liebe ist vielgestaltig und kameradschaftliche Anteile mögen durchaus stärker ausgeprägt sein als leidenschaftliche Anteile. 50 % der Gleichklang-Paare hatten sich nicht schnell ineinander verliebt und sind trotzdem glücklich geworden. Entwickeln Sie Offenheit für eine schrittweise Beziehungsentwicklung, wenn es nicht sofort das große Verliebtsein ist.
- Zufall: Allein der Zufall entscheide, ob wir eine Beziehung finden oder nicht. Dies kann beruhigend sein und es uns erleichtern, eine bestehende Partnerlosigkeit zu verkraften. Es mag es uns ebenfalls erleichtern, abzuwarten, bis der gewünschte Moment eines Tages eintritt. Ist die Überzeugung aber stark, dass es nur am Zufall liegt, gibt es andererseits einen möglichen Kollateralschaden: Wir sind nicht motiviert, etwas aktiv für die Partnerfindung zu tun. Was wir etwas vermeintlich nicht beeinflussen können, versuchen wir es gar nicht erst. In Wirklichkeit ist die Berufung auf den Zufall in großen Teilen falsch. Personen, die sich bei einer Online-Partnerbörse beteiligen, werden eher in einem oder zwei Jahren verpartnert sein, als Personen, die auf die Liebe warten. Wir können Partnerschaft nicht erzwingen, aber wir können etwas tun, um die Wahrscheinlichkeit ihres Eintretens zu erhöhen. Außerdem können wir eigene Anteile erkennen und verändern, die womöglich einer Partnerfindung entgegenstehen.
- Sexuelle Schwierigkeiten: Dieser Faktor korreliert mit dem Faktor der Selbstzweifel und Hemmungen, ist aber ganz auf die Sexualität bezogen. Sexualität ist ein wichtiger Bestandteil in den meisten Beziehungen. Gegen sexuelle Hemmungen hilft es, in einer entspannten und angstfreien Atmosphäre über die eigenen sexuellen Bedürfnisse nachzudenken, diese zu spüren und offen mit Beziehungspartner:innen über Sexualität zu sprechen. Ein spielerischer Umgang mit Sexualität ohne Leistungsdruck ist entscheidend. Bei Männern kann die Einnahme von Medikamenten zur Verbesserung der Erektion ebenfalls hilfreich sein. Sollten Sie keinerlei Interesse an Sexualität haben, besteht die Möglichkeit, nach einer platonischen Beziehung zu suchen. Liebe und Begehren können gemeinsam auftreten, aber das eine kann auch ohne das andere sein.
- Polygame Tendenz: In Wirklichkeit möchten oder können Sie in einer Beziehung nicht sexuell treu sein? Oder anders formuliert, Sie möchten Sexualität mit mehr als einer Person erleben? Sachlage ist, dass viele Beziehungen am Fremdgehen scheitern und oftmals schwere Verletzungen resultieren. Andererseits können Sie bereits bei der Partnersuche diesem Problem entgegenwirken: Es mag für Sie angebracht sein, neue Beziehungsmodelle zu wagen. Der Wunsch nach unverbindlichem Sex steht einer partnerschaftlichen Beziehung in der heutigen Zeit nicht mehr entgegen. Auch andere Menschen suchen nach sexuell offenen oder polyamorösen Beziehungen. Untersuchungen zeigen, dass offene Beziehungen, die auf Ehrlichkeit beruhen, genau so glücklich und stabil sein können, wie eine traditionelle Zweierbeziehung mit sexueller Treue. Wichtig ist, die Suche von Anfang an richtig auszulegen und gleich zu Beginn, die Karten offen auf den Tisch zu legen..
Ergänzungen und weitere Aspekte
Die hier aus unseren Umfragen erarbeitete Auflistung ist nicht vollständig:
Sabrina Angela Huang, Jeffrey Hancock und Stephanie Tong Tong haben soeben eine Analyse der Überzeugungen und Ansichten von Menschen über das Online-Dating vorgelegt. Aus dieser ergeben sich konvergierende und ergänzende Erkenntnisse, von denen ich einige rein selektiv herausgreife:
- Wie in unserer Analyse als “Zufall” benannt, finden die Autor:innen ein hohes Ausmaß an “Ungewissheitsmomenten“. Partnerfindung tritt demnach ein, wenn “eine zufällige, magische und glückliche Kombination zusammenpasst“. Gerade in Filmen sei dies immer wieder ein bekanntes Muster.
- Nichts spricht grundsätzlich gegen eine solche „hyper-romantische“ Sichtweise. Aber nicht immer entsteht die Chemie und dies wiederum kann zu Frustration führen. Manche Befragte sprachen hier von unrealistischen Erwartungen, die durch die Film-Motive geliefert würden. Die hier gemachten Beobachtungen entsprechen der oben geschilderten Angst, dass die großen Gefühle nicht auftreten, die wir nach den Liebesromanen und Filmen erwarten. Wir sollten uns diese Vorlagen also nicht zu sehr zu eigen machen, sie sind eine Option, aber es gibt Alternativen.
Glücklicherweise lässt sich dies Problem auflösen mithilfe eines gänzlich anderen Bildes, nämlich der Liebe als einer “langsam wachsenden Pflanze“:
- Hier schilderten die Befragten, dass Liebe Zeit und Bemühung erfordere, um zu wachsen. Dies könne ein langer Prozess sein.
Ebenfalls finden Huang et. al ein Thema des “aktiven Bemühens” und der “Suche, um das Ziel zu erreichen“:
- Die Befragten formulierten dabei interessanterweise die gleichen Empfehlungen, die wir ebenfalls geben, nämlich die “Notwendigkeit, aktiv etwas zu tun, um das Ziel zu erreichen. Sie wissen nie, wen Sie finden, bis Sie richtig suchen. Sie suchen lange, um etwas Seltenes und Wertvolles zu finden.“
In der Kurzlebigkeit der aktuellen Zeit und der Bequemlichkeit der Suche nach Bild und Geodaten mit den Dating-Apps gehen diese Aspekte zu oft unter. So können Herangehensweisen entstehen, die das eigentliche Beziehungsziel durch ein Dating-Ziel ersetzen.
Huang et. al sprechen hier von der “Spiel-Metapher” – Zitat eines Teilnehmenden: ”
- Auf Websites wie … bestünden die Biografien eher aus Schnipseln, nicht einmal ganzen Sätze, also denke ich, es geht darum, wie man die Aufmerksamkeit von jemanden erreicht und das ist ein Spiel für sich. Und ich denke die Waschaktionen sind auch etwas, das die Leute mögen, weil es Spaß macht .. “
Der Irrtum vieler Partnersuchender ist, dass Unterhaltung und Spiel die Aussichten ihrer Partnerfindung verbessern würden. Stattdessen aktiviert der spielerische Zugang andere Ziele, wie Thrill, Aufregung, Selbstbestätigung, Ablenkung, die – unbemerkt – das Ziel der Partnerfindung ersetzen können.
Als letzten Befund möchte ich die Einkaufs-Metapher herausgreifen:
- “Keine Verpflichtungen, wenn Ihnen etwas nicht gefällt, stellen Sie es wieder ins Regal. Jeder Dater vergleicht verschiedene Produkte, um dasjenige auszuwählen, das am besten passt.” Mit einer ähnlichen Metapher, der Markt-Metapher, hatte ich mich bereits in meinem letzten Blog-Artikel befasst.
Partnersuche als Einkauf scheitert an der Doppelrolle von “Käufer:in” und “Verkäufer:in” – der Kunde kann also tatsächlich nicht über den “Kauf” entscheiden, denn beide sind gleichzeitig Kunden und Verkäufer:innen. Partnersuche als Einkauf scheitert zusätzlich daran, dass mit steigender Auswahl unsere Fähigkeit sinkt, korrekte Auswahlentscheidungen zu treffen (choice overload). Schließlich besteht die Gefahr, dass wir in einen Modus der ständigen Suche nach einem immer noch optimaler geeignetem Menschen geraten und mit uns alle anderen auch. So kann die Bindungsbereitschaft und die Bereitschaft, an einer Beziehung zu arbeiten, sinken. Wenn jeder ständig nach dem nächsten sucht, lässt sich niemand mehr aufeinander ein.
“Gebühr bezahlt, wo sind die Mädels“, schrieb mir einmal ein Teilnehmer, ein geradezu klassisches Beispiel für das Bild von Partnersuche als Einkauf, dessen Vertreter:innen eher Schwierigkeiten haben dürften, eine tragfähige Beziehung zu finden und aufrechtzuerhalten.
Es kann also tatsächlich Gründe geben, warum sie Single sind und es lohnt sich, diese Gründe zu kennen und gegebenenfalls zu verändern. Wenn Sie dieser Artikel ein Stück hierbei voranbringen konnte, freut mich dies.
Das Gleichklang-Team steht Ihnen übrigens während Ihrer Teilnahme immer mit Tat und Rat zur Seite, wenn Sie auf Probleme, Schwierigkeiten oder Unsicherheiten stoßen. Jede Zuschrift wird in aller Regel am gleichen Tag beantwortet und gerne schauen wir uns Ihr Profil an, um Veränderungsmöglichkeiten aufzuzeigen.