Angst vor der Partnersuche
Angst vor der Partnersuche – im Folgenden Dating-Angst genannt – kann die Partnersuche entscheidend erschweren.
- Was ist Dating-Angst?
- Wie wirkt sich Dating-Angst aus?
- Wie hängt Dating-Angst mit anderen Ängsten zusammen?
- Was kann gegen Dating-Angst getan werden?
Diese Fragen möchte ich in meinem heutigen Artikel beantworten. Als Grundlagen des Artikels dienen:
- eine psychologische Studie von Myles S. Rizvi1 , Jane M. Tram und Bjorn Bergstrom mit dem instruktivem Titel „Angst, andere abzulehnen: Ein übersehenes Konstrukt der Dating-Angst“.
- die Ergebnisse einer aktuellen Gleichklang-Umfrage zur Dating-Angst, an der sich bis jetzt 1067 Personen im Alter von 22 bis 81 Jahren (Durchschnittsalter: 51,78) beteiligten, unter ihnen 598 Frauen, 454 Männer und 15 nicht-binäre Personen.
Mein heutiger Artikel ist nicht nur interessant für Menschen, die selber unter Dating-Angst leiden, sondern für jeden:
- Auch Partnersuchende, die nicht unter Dating-Angst leiden, sind in dem Moment ebenfalls von Dating-Angst betroffen, wenn mögliche Dating-Partner:innen aufgrund ihrer Dating-Angst handeln. Die richtige Reaktion hierauf kann darüber entscheiden, ob ein Kontakt entsteht und sich vertieft oder auseinandergeht.
Wer nicht gerne viel liest, kann sofort zu dem abschließenden Teil mit der Zusammenfassung und den Empfehlungfen springen.
Forschungsartikel von Rizvi1, Tram und Bergstrom
Wie aus dem Titel „Angst, andere abzulehnen: Ein übersehenes Konstrukt der Dating-Angst“ erkennbar ist, befasst sich die Arbeit von Rizvil, Tram und Bergstrom vorwiegend mit einem besonderen Teilaspekt der Dating-Angst; nämlich der Angst, andere abzulehnen.
Demgegenüber steht traditionell bei Untersuchungen zur Dating-Angst die (jedenfalls scheinbar) gegenteilige Angst im Vordergrund: die Angst, abgelehnt zu werden.
Tatsächlich umfasst die Studie aber nicht nur die Angst, selber jemanden abzulehnen, sondern drei Dating-Ängste:
- Angst vor erlittener Ablehnung: Furcht vor negativer Bewertung durch andere.
- Angst, andere abzulehnen: Furcht davor, andere beim Dating ablehnen oder zurückweisen zu müssen.
- Angst vor positiver Bewertung: Furcht davor, beim Dating positive Bewertungen oder Komplimente durch andere zu erhalten.
Die Autor:innen stellten sich die Frage, wie diese drei verschiedenen Dating-Ängste miteinander zusammenhängen. Hierzu gaben sie 121 Teilnehmenden aller Geschlechter einen Fragebogen vor, der diese drei Ängste erfasste.
Es zeigten sich folgende Ergebnisse:
- alle drei Ängste korrelierten miteinander
- Angst vor erlittener Ablehnung und Angst, andere abzulehnen, korrelierten auch dann noch positiv miteinander, wenn Angst vor positiven Bewertungen statistisch korreliert wurde.
Es zeigte sich also, dass diese drei Dating-Ängste keineswegs etwas komplett verschiedenes sind, sondern gerade die scheinbar gegensätzlichen Ängste der Angst vor erlittener Ablehnung und selbst ausgesprochener Ablehnung sind eng miteinander verbunden.
Was verschiedene Ängste verbindet
Was aber ist die gemeinsame Basis dieser offenbar doch so verschiedenen Ängste?
Psychologisch sind folgende Gemeinsamkeiten zu vermuten:
- Angst davor, abgelehnt zu werden, kann den eigenen Selbstwert mindern und sollte daher bei selbstunsicheren Menschen besonders stark ausgeprägt sein. Es verbergen sich hier Schwierigkeiten mit der eigenen Selbstbehauptung und einer zu starken Selbstdefinition in Abhängigkeit von den Ansichten anderer. So werden negative Bewertungen als etwas äußerst Belastendes, ja Katastrophales erlebt, die mit Schamgefühlen, Selbstzweifeln und Selbstabwertungen einhergehen.
- Angst davor, andere abzulehnen, kann eine kaschierte Form der Angst vor Ablehnung sein. Menschen fürchten andere, abzulehnen, um daraus folgende Ablehnung zu vermeiden. Es können ebenfalls Konfliktängste im Sinne geringer Selbstbehauptung beteiligt sein. Schließlich kann es eine dritte, mit Empathie und Perspektivenübernahme zusammenhängende Komponente geben: die Angst, andere zu verletzen. Je stärker die eigene Angst vor erlittener Ablehnung ist, desto eher werden die Betroffenen vermuten, dass auch die andere Person ebenso unter Ablehnung leidet. Desto schwerer kann es ihnen fallen, andere abzulehnen, um diesen keine seelische Verletzung zuzufügen.
Was aber könnte Angst vor positiver Bewertung und Komplimenten mit diesen Ängsten zu tun haben? Sollten Komplimente nicht im Gegenteil die Angst vor erlittener Ablehnung senken?
Sicherlich werden Komplimente oft die Angst vor erlittener Ablehnung senken, andererseits können sie die Angst vor erlittener Ablehnung aber auch steigern:
- Komplimente können Angst auslösen, den hohen Ansprüchen nicht gerecht zu werden und so am Ende doch abgelehnt zu werden.
Zudem können die Komplimente es noch schwerer machen, andere abzulehnen:
- Je positiver wir eine Person bewerten, desto enttäuschter oder verletzter werden wir sein, wenn diese Person uns abweist.
- Personen, die Angst davor haben, andere abzulehnen, werden diese Angst umso stärker haben, desto positiver sie durch die andere Person, die sie ablehnen möchten, bewertet werden.
Es ergeben sich weitere Fragen:
- Gibt es nur eine Angst, positiv bewertet zu werden oder sollte nicht noch eine vierte Angst angenommen werden, nämlich die Angst, Dating-Partner:innen positiv zu bewerten?
- Handelt es sich hier um spezifische Dating-Angst oder ist Dating-Angst ausschließlich und immer ein Ausdruck einer allgemeineren Selbstunsicherheit?
- Welche Folgen für das Dating-Verhalten resultieren aus diesen Ängsten?
Hierzu haben wir eine eigene Umfrage durchgeführt, deren Ergebnisse ich nunmehr vorstelle.
Gleichklang-Umfrage zur Dating-Angst
Wir stellten unseren Mitgliedern Fragen zu Angst vor erlittener Ablehnung, Angst vor selber mitgeteilter Ablehnung, Angst vor positiver Bewertung durch andere und Angst vor eigener geäußerter positiver Bewertung gegenüber anderen.
Alle diese Fragen waren auf einer vierstufigen Skala zu bewerten von starker Ablehnung oder Ablehnung bis hin zu Zustimmung oder starker Zustimmung.
Es wurden zusätzlich auf der gleichen vierstufigen Skala die Items für die selbstunsichere Persönlichkeit nach ICD-10 vorgegeben, dem Klassifikationssystem der WHO für psychische Störungen.
Erläuterung zur fehlenden mittleren Antwort-Option
Wie bei allen Umfragen, wo wir keine mittlere Antwort-Option (vielleicht, weder noch) haben, gab es auch diesmal in den Kommentaren einige kritische Anmerkungen, dass eine mittlere Kategorie gefehlt habe und dadurch die Beantwortung erschwert gewesen wäre.
Tatsächlich ist dies jedoch nicht der Fall:
- Mittlere Antwortkategorien können eine Antworttendenz zur Mitte auslösen, wo Antworten nur deshalb mittelgradig gegeben werden, weil die entsprechende Person es (unbewusst) vorzieht, völlig unabhängig vom Inhalt in der Mitte zu antworten. Dadurch sinkt die inhaltliche Aussagekraft von Umfrageergebnissen.
- In Wirklichkeit haben Menschen immer Präferenzen und die reine Mitte gibt es nicht. Zudem ist bei einem Erleben, wie Angst, inhaltlich kaum begründbar, was die mittlere Kategorie bedeuten soll?
- „Ich habe Schamgefühle, Dating-Partner:innen abzuweisen“. Was soll hier eine mittlere Kategorie bedeuten? Ein „weder noch“ macht keinen Sinn, ein „vielleicht“ ist ebenfalls fragwürdig, weil Menschen eigentlich wissen sollten, ob sie Schamgefühle bei Ablehnungen haben, jedenfalls dann, wenn sie sie haben. Wenn sie keine haben, ist demgegenüber eine Ablehnung die richtige Antwort.
Ergebnisse der Umfrage
Vier Komponenten der Dating-Angst
Mithilfe eines statistischen Verfahrens, welches latente Strukturen sichtbar machen kann (Hauptkomponentenanalyse) ließen sich folgende vier Komponenten der Angst extrahieren:
Komponente 1: Angst, abgelehnt zu werden
Diese Komponente wurde statistisch vorwiegend durch diese Aussagen definiert:
- Ich bin besorgt, dass Dating-Partner:innen einen negativen Eindruck von mir haben könnten.
- Ich mache mir oft Sorgen darüber, welchen Eindruck ich auf Dating-Partner:innen mache.
- Ich mache mir zu viele Gedanken darüber, dass Dating-Partner:innen negativ von mir denken. könnten.
- Ich habe oft Angst, bei einer Verabredung von Dating-Partner:innen als unattraktiv wahrgenommen zu werden.
- Ich mache mir Sorgen, was Dating-Partner:innen von mir denken, auch wenn ich weiß, dass es keinen Unterschied macht.
- Ich habe oft Angst, dass die Person, für die ich mich bei der Partnersuche interessiere, meine Schwächen bemerkt.
Komponente 2: Angst, abzulehnen
Diese Komponente wurde statistisch vorwiegend durch diese Aussagen definiert:
- Es fällt mir schwer, Dating-Partner:innen abzuweisen, weil ich sie nicht verletzen möchte.
- Ich traue mich nicht, der anderen Person zu schreiben, dass ich nicht interessiert bin.
- Es ist mir unangenehm, einen Vorschlag zu löschen, obwohl die Person für mich nicht infrage kommt.
- Ich habe Schamgefühle, wenn ich Dating-Partner:innen abweisen muss.
- Ich bin wenig aktiv beim Online-Dating, weil ich Personen nicht abweisen kann, für die ich mich nicht interessiere.
- Ich habe Angst, dass Dating-Partner:innen schlecht von mir denken, wenn ich sie zurückweise.
Komponente 3: Angst, positiv zu bewerten
Diese Komponente wurde statistisch vorwiegend durch diese Aussagen definiert:
- Ich bin gehemmt, Dating-Partner:innen meinen positiven Eindruck von ihnen mitzuteilen.
- Es ist mir unangenehm, Dating-Partner:innen für ihre Talente zu loben, selbst wenn ich von ihnen beeindruckt bin.
- Ich habe Schwierigkeiten, Dating-Partner:innen zu sagen, dass ich sie interessant finde.
- Es ist mir unangenehm, Dating-Partner:innen zu zeigen, dass ich mich für sie begeistere.
- Es würde mich ängstlich machen, Dating-Partner:innen ein Kompliment zu machen.
- Ich hätte Angst, zu zeigen, dass ich Dating-Partner:innen bewundere.
Komponente 4: Angst, positiv bewertet zu werden
Diese Komponente wurde statistisch vorwiegend durch diese Aussagen definiert:
- Ich fürchte mich davor, einen zu positiven Eindruck bei Dating-Partner:innen zu machen.
- Ich mag es nicht, wenn mich Dating-Partner:innen bewundern.
- Ich habe bereits Verabredungen mit Dating-Partner:innen vermieden, weil ich fürchtete, bei diesen einen zu positiven Eindruck zu erzeugen.
- Es ist mir unangenehm, wenn Dating-Partner:innen zeigen, dass sie sich für mich begeistern.
- Es ist mir unangenehm, Dating-Partner:innen meine Talente zu zeigen, selbst wenn ich glaube, dass sie von meinen Talenten beeindruckt sind.
- Ich stelle beim Dating mein Licht unter den Scheffel, um einen zu positiven Eindruck bei Dating-Partner:innen zu vermeiden.
Beziehungen zwischen den vier Dating-Ängsten
Diese vier Dating-Komponenten waren allerdings nicht statistisch unabhängig von einander, sondern wiesen jeweils statistisch signifikante positive Beziehungen miteinander auf. Hieraus ließ sich auf einen generalisierten Faktor der Dating-Angst schließen.
Im Durchschnitt gehen die verschiedenen Dating-Ängste also miteinander einher, müssen es aber nicht im Einzelfall.
Dating-Angst ist demnach ein komplexes Geschehen, welche aus verschiedenen Komponenten besteht, die wiederum auf einen breiten allgemeinen, generalisierten Faktor der Dating-Angst projizieren, der alle vier Ängste umfasst.
Personen können in einem oder mehreren der Dating-Ängste hohe oder geringe Ausprägungen haben und sie können mehr oder weniger zur generalisierten Dating-Angst neigen.
In unserer Befragung von Gleichklang-Mitgliedern konnten wir also vier verschiedene und doch im Durchschnitt miteinander zusammenhängende Dating-Ängste identifizieren; nämlich die Angst, abgelehnt zu werden, die Angst, abzulehnen, die Angst, positive Bewertungen zu erhalten und die Angst, positive Bewertungen zu vergeben.
Je stärker bei einer Person alle vier Ängste vorhanden sind, desto mehr kann von einer allgemeinen Dating-Angst gesprochen werden.
Umgekehrt kann es ebenso Personen geben, die beispielsweise ausschließlich Angst davor haben, jemanden abzulehnen, aber keine weiteren Dating-Ängste.
Rolle der Selbstunsicherheit
Alle vier Dating-Ängste korrelierten statistisch signifikant mit der Selbstunsicherheit.
Selbstunsicherheit bezieht sich dabei nicht auf eine spezifische Angst, sondern auf ganz allgemeine Hemmungen, Selbstzweifel und Ängstlichkeit, die sich in vielen Situationen zeigen.
Deutlich wird aus diesem Befund, dass mindestens ein Teil der Dating-Ängste Ausdruck von Selbstunsicherheit sind.
- Aber kann Selbstunsicherheit alle Dating-Ängste erklären?
- Sind alle Menschen mit Dating-Ängsten in einem allgemeinen Sinn selbstunsicher?
Wir haben dies überprüft, indem wir Selbstunsicherheit aus allen Fragen zu den Dating-Ängsten statistisch herausgerechnet haben und im Anschluss die vorherige Analyse wiederholten:
- Selbst dann, wenn Selbstunsicherheit komplett herausgerechnet wurde, ließen sich in der statistischen Analyse nach wie vor alle vier Ängste identifizieren. Auch eine übergeordnete, generalisierte Dating-Angst war selbst nach Kontrolle für Selbstunsicherheit weiterhin erkennbar.
Selbstunsicherheit und Dating-Ängste hängen also zusammen, sind aber nicht das gleiche:
- Auch wenn es keine Unterschiede in der Selbstunsicherheit gibt, können sich Personen weiterhin in den vier Dating-Ängsten unterscheiden.
Im Grunde liegt dies auch nahe – ein Beispiel zur Verdeutlichung:
- Manche Menschen sind im Beruf sehr selbstbewusst, aber nicht bei der Partnersuche. In dem Fall liegt keine allgemeine Selbstunsicherheit vor, sondern Dating-Angst.
Häufigkeit von Dating-Ängsten
Hierzu haben wir uns die Häufigkeit für die Ablehnung oder Zustimmung zu der statistisch jeweils am prägnantesten die jeweiligen vier Ängste widerspiegelnden Fragen angeschaut.
Dabei wurden starke Ablehnung und Ablehnung als Ablehnung und starke Zustimmung und Zustimmung als Zustimmung zusammengefasst.
Hier sind die Ergebnisse:
- Angst, abgelehnt zu werden: Ich bin besorgt, dass Dating-Partner:innen einen negativen Eindruck von mir haben könnten. 49,9 % stimmten der Aussage zu.
- Angst, abzulehnen: Es fällt mir schwer, Dating-Partner:innen abzuweisen, weil ich sie nicht verletzen möchte. 52,8 % stimmten der Aussage zu.
- Angst, positiv zu bewerten: Ich bin gehemmt, Dating-Partner:innen meinen positiven Eindruck von ihnen mitzuteilen. 20,2 % stimmten der Aussage zu.
- Angst, positiv bewertet zu werdenden: Ich fürchte mich davor, einen zu positiven Eindruck bei Dating-Partner:innen zu machen. 15,4 % stimmten der Aussage zu.
Deutlich wird, dass die Angst vor negativen (erhaltenen oder selbst überbrachten) Botschaften deutlich häufiger auftrat als die Angst vor positiven (erhaltenen oder selbst überbrachten) Botschaften.
Insgesamt zeigte sich aber, dass alle Ängste keineswegs selten waren:
- Angst vor erhaltenen oder gegebenen negativen Bewertungen trat bei ungefähr einer von zwei Befragten auf.
- Angst vor positiven Bewertungen zeigte sich bei jeder sechsten bis fünften Person.
Auswirkungen von Dating-Ängsten
Wir stellten den Teilnehmenden ebenfalls Fragen zu ihrem konkreten Dating-Engagement sowie zu ihrer eigenen Einschätzung ihrer Dating-Kompetenz und der Auswirkungen ihrer Ängste auf diese:
Dating-Engagement:
- Ich zeige eine hohe Initiative bei der Partnersuche.
- Ich schaue mir alle Vorschläge an.
- Ich schreibe allen Personen, die ich interessant finde, eine Erstnachricht.
- Ich antworte immer auf Nachrichten.
- Ich verabrede mich rasch.
Dating-Kompetenz:
- Meine Partnersuche wird durch meine Ängste und Befürchtungen erschwert.
- Meine Ängste und Befürchtungen machen mir eine erfolgreiche Partnersuche unmöglich.
- Wegen meiner Ängste und Befürchtungen kann ich keine Beziehung führen.
- Ich glaube, ich bin unfähig zur Partnersuche.
- Ich kann mich ohne Probleme auf eine Beziehung mit der richtigen Person einlassen.
Wir schauten uns nun an, wie sehr die vier Dating-Ängste, aber auch Selbstunsicherheit mit dem Dating-Engagement und der selbst eingeschätzten Dating-Kompetenz zusammenhingen.
Es zeigten sich folgende Zusammenhänge:
- Selbstunsicherheit und alle vier Dating-Ängste wiesen einen jeweils eigenständigen negativen Zusammenhang zur Dating-Kompetenz auf. Je stärker Selbstunsicherheit oder die vier Dating-Ängste waren, desto geringer fiel also die Dating-Kompetenz aus.
- Selbstunsicherheit und alle vier Dating-Ängste korrelierten ebenfalls negativ mit dem Dating-Engagement. Einen eigenständigen negativen Zusammenhang zum Dating-Engagement zeigten jedoch ausschließlich die Angst, andere abzulehnen, die Angst, andere positiv zu bewerten und die Angst, positiv bewertet zu werden. Diese drei Ängste gingen mit einem geringeren Dating-Engagement einher.
Im Ergebnis können die Erfolgschancen sinken, wenn Dating-Ängste nicht überwunden werden.
Was tun gegen Dating-Ängste?
Das Schlimmste, was Sie bei Angst tun können, ist es, der Angst nachzugeben. Denn genau dadurch wird die Angst chronifizieren. Die beste Strategie bei Angst ist es daher, das Gegenteil dessen zu tun, was die Angst in Ihnen auslösen möchte.
Allerdings gilt dies nur, wenn sie eine Angst wirklich überwinden möchte. Dies entscheiden wiederum nur Sie selbst:
- Wenn Sie eine Phobie vor einem Weltraumflug haben, brauchen Sie die Angst beispielsweise nicht unbedingt zu überwinden, da Sie ohnehin keine Weltraumflug durchführen werden.
- Bei der Partnersuche ist es allerdings so, dass mindestens die meisten sich eine Partnerschaft wünschen. Es lohnt sich daher in der Regel, an Ängsten zu arbeiten, die einer solchen entgegenstehen.
Analog zur allgemeinen Angst ist es auch bei der Dating-Angst nicht zu raten, aufgrund der Angst, das Engagement bei der Partnersuche zu reduzieren, Dating zu vermeiden oder gar die Partnersuche zu beenden.
Tun Sie dies, werden Sie Ihre Dating-Angst nicht überwinden und die Erfolgschancen Ihrer Partnersuche sinken.
Angst nimmt ab, wenn wir uns mit dem konfrontieren, was wir befürchten. Allerdings wird die Angst nur dann bei Konfrontation abnehmen, wenn wir uns ausreichend und oft genug mit der Angst konfrontieren und wenn wir diese Erfahrungen dann nicht gedanklich katastrophisieren, sondern als wertvolle und hilfreiche Erfahrungen einordnen.
Somit ergeben sich ziemlich klare Empfehlungen, wie Sie mit Ihrer Dating-Angst umgehen können:
- Angst, abgelehnt zu werden: Akzeptieren Sie, dass Sie nicht jeder mögen muss und dass es auch sein kann und darf, dass sie jemand nicht mag, auch wenn Sie diese Person womöglich mögen. Gelangen Sie zu der Einsicht, dass Ablehnung durch eine andere Person keine Katastrophe ist und insofern über den Wert Ihrer Person gar nichts ändert. Betrachten Sie entsprechend erhaltene Ablehnungen als Übungsmöglichkeiten, um zu lernen, Ihre Robustheit zu erhöhen und mit Ablehnung umzugehen. Verwenden Sie Humor, wenn Sie über Ablehnungen nachdenken oder über diese sprechen und machen Sie sich immer wieder klar, dass jede Ablehnung eine erneute Lernmöglichkeit ist. Zeigen Sie hohes Engagement beim Online-Dating und schaffen Sie so auch Gelegenheiten für erhaltene Ablehnung. Die Angst vor dieser werden Sie so mit der Zeit verlieren.
- Angst, abzulehnen: Betrachten Sie es als Ausdruck von Offenheit, jemanden auch eine Ablehnung mitzuteilen. Machen Sie sich bewusst, dass nach psychologischen Studien implizite, nicht ausgesprochene Ablehnung schlimmer ist als explizite Ablehnung. Wir alle müssen lernen, mit Ablehnung umzugehen und es ist daher völlig in Ordnung und notwendig, wenn Sie Ihre eigene Ablehnung ebenfalls zum Ausdruck bringen. Selbstverständlich sollte dies in freundlichen Worten sein und ohne jede Beleidigung. Üben Sie beim Online-Dating, dem Gegenüber Ihre Ablehnung mitzuteilen, wenn Sie diese Ablehnung wirklich empfinden. Üben Sie auf allen Ebenen, die sich Ihnen im Verlauf anbieten, online, am Telefon oder auch bei einem realen Treffen. Natürlich sollten Sie dies nur in dem Moment üben, wo Sie sich Ihrer Ablehnung auch sicher sind.
- Angst, andere positiv zu bewerten: Auch hier gilt, dass Übung Meister:innen macht. Beginnen Sie bereits online, dem Gegenüber Positives zu schreiben, was Ihnen auffällt oder was Sie empfinden. Schreiben Sie es und drücken Sie dann einfach den Senden-Button. Gehen Sie bei entstehenden Kontakte auf weitere Ebenen, wie Telefon oder direkte Begegnung über, um weiter zu lernen, ihre positiven Gefühle und Gedanken offen zum Ausdruck zu bringen.
- Angst, positiv bewertet zu werden: Zeigen Sie eine aktives Online-Engagement und scheuen Sie sich nicht, sich mit ihren positiven Seiten und Ressourcen vorzustellen , sodass die Wahrscheinlichkeit positiver Bewertungen durch Ihr Gegenüber ansteigt. Sie sollten zwar nicht übertreiben, aber auch Ihr Licht nicht unter den Scheffel stellen. Auch hier können Sie auf allen Ebenen üben und die Angst vor positiver Bewertung durch andere wird im Verlauf der Übung abnehmen.
Der zentrale Rat lautet, die eigenen Ängste zu erkennen, sich aber nicht von ihnen kontrollieren zu lassen, sondern sich ihnen zu stellen, so dass S die Angst kontrollieren und nicht umgekehrt.
Die Auswirkungen von Dating-Angst können im Einzelfall beträchtlich sein – so wurde mir vor einigen Tagen durch unser Support-Team die folgende Zuschrift eines Ex-Mitgliedes weitergeleitet, welche mich übrigens auch zu diesem Thema im Blog anregte:
- “Vielen Dank für die Löschung meines Profils. Der Grund ist: Wieder einmal bin ich zu feige, einem Kontakt zu sagen: “nein, es passt wohl nicht. Ich weiß, das das nicht die empfohlene, geschweige denn die kostengünstigste Methode ist, aber es spart mir enormen Stress. Ich bin wohl nicht geeignet für diese Art der Partnersuche.”
Hier ist es also die Angst gewesen, abzulehnen, die zur Beendigung der Partnersuche führte.
Es ist tatsächlich nicht der durch uns empfohlene Weg. Die Beendigung ist sicherlich auch eine Vermeidung, die aber nicht zur Behebung des Grundproblems der Ablehnungsangst führen wird.
Andererseits zeigte die weitere Antwort des ehemaligen Mitgliedes erfreulicherweise, dass nicht nur Vermeidung am Werke ist:
- „Sehr gerne dürfen Sie mich anonym zitieren. Zu einer passenden Umfrage hat es Sie ja bereits inspiriert. (Sehr schön, das war für mich tatsächlich das schönste Erlebnis im Zusammenhang mit Ihrer Plattform). Ich habe seit der Abmeldung, die mich innerlich sehr befreit hat, viele schöne Momente im Garten verbracht oder bei meinen anderen Hobbies und mich analog mit verschiedenen altbekannten Menschen beschäftigt, das ist ein schöner und erfüllender, als sich mit Unbekannten zu schreiben und zu oft darüber nachzudenken, ob sich vielleicht was ergibt oder nicht, ob man sich mal treffen sollte, wenn ja, dann wo und wie man es zeitlich hinkriegen würde und all diese Sachen.“
Offenbar waren andere wichtige Ressourcen (Garten, Natur, Freund:innen, Hobbys) vernachlässigt und zu vieles der Partnersuche und womöglich auch der gedanklichen Fixierung auf dies Thema untergeordnet worden. Nun nach der Abmeldung gelingt es dem ehemaligen Mitglied, dies zu korrigieren und wieder aktiver und offener die Ressourcen in ihrem Alltag zu erkennen und zu leben.
Fraglos hätte ich mir gewünscht, wenn beides miteinander kombiniert worden wäre. Aber im Einzelfall kann es durchaus sinnvoll sein, die Partnersuche erst einmal zurückzustellen, um dem genug Wertschätzung zu zeigen, was längst im eigenen Leben vorhanden ist und was womöglich aus dem Blick geraten ist, wenn alles sich auf den Wunsch der Partnerfindung fokussiert.
Vielleicht schafft dieser Rückgriff auf vorhandene Ressourcen die Basis, um später doch einen erneuten Versuch zu unternehmen.
Grundsätzlich ist unsere Empfehlung, die Partnersuche aktiv, aber niemals verbissen anzugehen. Sich die Zeit zu nehmen, Geduld und Gelassenheit einzuüben und nach dem Motto „alles darf und nichts muss“, zu schauen, was sich ergibt.
Ist diese Gelassenheit vorhanden, braucht und wird die Partnersuche nicht auf Kosten der anderen Lebensressourcen gehen.
Zusammenfassung
Psychologische Einordnung und Empfehlungen
Es gibt nicht nur eine Dating-Angst, sondern wir können zwischen vier Dating-Ängsten unterscheiden – sicherlich sind weitere denkbar:
- Angst, abgelehnt zu werden
- Angst, andere abzulehnen
- Angst, andere positiv zu bewerten oder Komplimente zu machen
- Angst, positive Bewertungen oder Komplimente zu erhalten.
Im Durchschnitt sind diese vier Dating-Ängste miteinander korreliert und können sich auch wechselseitig verstärken:
- Angst, Ablehnung zu erleiden, kann zur Angst führen, selber abzulehnen, weil wegen der Erfahrung der eigenen Angst vor Ablehnung nun auch die Angst wächst, andere zu verletzen.
- Angst, Ablehnung zu erleiden, kann auch zu Angst vor erhaltenen Komplimenten führen aus der Furcht heraus, diesen nicht gerecht werden zu können.
- Angst, selber abzulehnen, kann zur Angst vor erhaltenen Komplimenten führen, da diese das Aussprechen der Ablehnung weiter erschweren.
- Angst davor, Komplimente zu erhalten, kann zur Angst führen, Komplimente zu machen, da letzteres die Wahrscheinlichkeit für ersteres erhöht ….
Auch wenn die verschiedenen Dating-Ängste im Durchschnitt miteinander korreliert sind, können sie ebenso isoliert auftreten:
- Manche Menschen haben nur Angst, abzulehnen, nicht aber Ablehnung zu erhalten, oder sie haben nur Angst, Komplimente zu machen, nicht aber, Komplimente zu erhalten.
Dating-Ängste können auch Ausdruck einer allgemeinen Selbstunsicherheit sein, die sich dann nicht nur bei der Partnersuche, sondern in vielen Lebensbereichen zeigt.
Aber Selbstunsicherheit kann Dating-Ängste oft nicht ausreichend erklären, da es ebenso Menschen gibt, die in anderen Bereichen (z.B. Beruf) sehr selbstsicher und nur beim Dating ängstlich sind.
Angst beim Dating ist keineswegs ein seltenes Phänomen:
- Angst, abgelehnt zu werden oder Angst, andere abzulehnen, trat in der aktuellen Umfrage bei ungefähr jeder zweiten befragten Person auf.
- Angst, Komplimente zu machen, trat bei jeder fünften und Angst, einen positiven Eindruck zu machen bei jeder sechsten Person auf.
Dating-Angst ist nicht nur subjektiv unangenehm, sondern kann sich ebenfalls negativ auf die Partnersuche auswirken:
- Dating-Ängste gehen einher mit einer geringeren erlebten eigenen Dating-Kompetenz und mit einem geringeren Dating-Engagement.
- Im Ergebnis können die Erfolgschancen sinken, wenn Dating-Ängste nicht überwunden werden.
Was tun gegen Dating-Angst?
Das Schlimmste, was Sie bei Dating-Angst tun können, ist, der Angst nachzugeben, beispielsweise aufgrund Ihrer Ängste, das Engagement bei der Partnersuche zu reduzieren, Dating zu vermeiden oder gar die Partnersuche zu beenden. Tun Sie dies, werden Sie Ihre Dating-Angst nicht überwinden und die Erfolgschancen Ihrer Partnersuche werden beeinträchtigt.
Die Empfehlung lautet daher, sich mit der Angst zu konfrontieren und sie so gelassener betrachten und hinter sich lassen zu können:
- Akzeptieren Sie, dass Sie nicht jeder mögen muss und dass es auch sein kann und darf, dass sie jemand nicht mag. Betrachten Sie entsprechend Sie erhaltene Ablehnungen als Übungsmöglichkeit, um zu lernen, Ihre Robustheit zu erhöhen und mit Ablehnung umzugehen.
- Betrachten Sie es als Ausdruck von Offenheit, jemanden auch Ihre Ablehnung mitzuteilen. Wir alle müssen lernen, mit Ablehnung umzugehen und es ist daher völlig in Ordnung und notwendig, wenn Sie Ihre eigene Ablehnung – selbstverständlich freundlich – zum Ausdruck bringen.
- Üben Sie, Ihr Gegenüber positiv zu bewerten oder Komplimente zu machen, wenn dies Ihrem Erleben entspricht. Schreiben Sie es und drücken Sie dann einfach den Senden-Button. Üben Sie es auch später am Telefon oder bei direkten Treffen, ihre positiven Gefühle und Gedanken zum Ausdruck zu bringen.
- Zeigen Sie eine aktives Online-Engagement und scheuen Sie sich nicht, sich mit ihren positiven Seiten zu zeigen. Sie sollen nicht übertreiben, aber auch nicht Ihr Licht unter den Scheffel stellen.
Der entscheidende Grundsatz ist, dass Sie Dating-Ängste am besten überwinden können, wenn Sie sich ihrer Ängste bewusst werden, sich aber von ihnen nicht kontrollieren lassen, sondern sich ihnen stellen, um sie zu meistern. So kontrollieren Sie Ihre Angst und nicht umgekehrt.
Wichtig ist jedoch ebenfalls die richtige Grundeinstellung zur Partnersuche:
- Fixieren Sie sich nicht auf den Gedanken, dass Sie jetzt unbedingt eine Beziehung finden müssen.
- Gehen Sie die Partnersuche aktiv, aber mit Gelassenheit und Geduld hat und schauen Sie, was sich entwickelt
- Achten Sie darauf, immer auch ihren anderen Lebensalltag und ihre vorhandenen sozialen Kontakte und Ressourcen wertzuschätzen und zu pflegen.