Kommentare (2)

  1. C.Unger-Leistner says:

    Hallo Herr Gebauer, Ihren Blog habe ich direkt gelesen nach dem Buch von Julia Shaw zu Bisexualität und da stellen sich mir schon viele Fragen. Julia Shaw ordnet die betroffenen Personen eindeutig der LBGT-Szene zu, die Sie als heteroflexibel bezeichnen. Sie stellen eine unsichtbare große Gruppe von Menschen dar, die von allen Seiten angefeindet wird – von den Heteros und innerhalb von LGBT. Gefordert wird Bi-Sichtbarkeit, Bi-Prides etc. Auch wenn Sie schreiben, dass die Übergänge fließend sind – aber was bedeutet das für die Identität der Betoffenen? Freundliche Grüße C.Unger-Leistner

    1. Vielen Dank für Ihren Hinweis.

      Identität ist nach meiner Ansicht (aber auch z. B. nach der Ansicht von Sari van Anders in ihrer sexuellen Konfigurationstheorie) eine Frage, wie sich die Betreffenden selbst definieren. Es gibt in der Identität zwischen einer bisexuellen Person, die sich als LGBT definiert, und einer heterosexuellen Person, die es auch für möglich hält in bestimmten Situationen/Kontexten oder von bestimmten Personen gleichgeschlechtlich angezogen zu werden, einen erheblichen Unterschied, den wir zugestehen sollten. Der Unterschied in der Identität spiegelt in diesem Fall auch (jedenfalls quantitativ) einen Unterschied in der Orientierung wider; nämlich die Zentralität der sexuellen Anziehung, die bei Bisexuellen grundsätzlich für beide Geschlechter gegeben ist (auch wenn die Stärke schwanken kann), während die gleichgeschlechtliche Anziehung bei Heteroflexiblen dezidiert einen Nebenast darstellt, der wohl auch oft als eher hypothetisch erlebt wird. Vor dem Hintergrund des Spektrums-Begriffs ist die Zuordnung allerdings tatsächlich nicht eindeutig.

      Ich halte die Bi-Sichtbarkeit für extrem wichtig, aber denke, dass wir nicht im Namen der Bi-Sichtbarkeit Menschen in eine andere Identität als die ihrige hineinzwingen sollten.

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Guido F. Gebauer

Geschrieben von

Guido F. Gebauer studierte Psychologie an den Universitäten, Trier, Humboldt-Universität zu Berlin und Cambridge (Großbritannien). Promotion an der Universität Cambridge bei Prof. N. J. Mackintosh zu den Zusammenhängen zwischen unbewusstem Lernen und Intelligenz. Im Anschluss rechtspsychologische Ausbildung, Tätigkeit in der forensischen Psychiatrie und 10-jährige Tätigkeit als Gerichtsgutachter. Gründung der psychologischen Kennenlern-Plattform Gleichklang 2006. Schreibt für diesen Blog und für vegan.eu und Hochsensible,.eu. Buchveröffentlichung "A Perfect Match? Online-Partnersuche aus psychologischer Sicht" im Mai 2022 im Edigo Verlag. Gebauer lebt und arbeitet in Kambodscha, wohin er Ende 2015 gemeinsam mit dem Geschäftsführer von Gleichklang Seksan Ammawat ausgewandert ist. Termine für ein ⇒ COACHING (Telefon, Video-Chat) können vereinbart werden. Direkter Kontakt für Anmerkungen zu Artikeln hier: gebauer@gleichklang.de