Unsere Erwartungen und die Wirklichkeit
Ich erinnere mich noch an die Enttäuschung einiger Mit-Studierenden zu Beginn meines Psychologie-Studiums:
- Sie hatten sich für Psychologie entschieden, aber etwas anderes erwartet. Nun ging es erst einmal um Statistik, Methodenlehre und Experimente. Die Enttäuschung der eigenen Erwartungen führte bei einigen dazu, das ganze Fach abzuwerten. Das Problem lag für sie im Fach der Psychologie und nicht in den eigenen Erwartungen und Ansichten. Einige von ihnen brachen das Studium ab, spätestens nachdem sie zweimal durch die Statistik-Prüfung gefallen waren. Die meisten aber erholten sich von ihrem Schock oder ihrer Ernüchterung. Sie lernten letztlich das Fach, das sie gewählt hatten, schätzen und sind heute als Psychologen und Psychologinnen beruflich tätig.
Bei Gleichklang beobachte ich manchmal etwas Ähnliches:
- Anhand von Zuschriften kann ich erkennen, dass die Betreffenden eine völlig andere Erwartung hatten von dem, was Gleichklang ist, kann und tut. Ergebnis bei manchen ist, dass sie Gleichklang an sich abwerten und für zwecklos erklären. Die eigenen Erwartungen und Ansichten werden nicht hinterfragt. Einige kündigen entsprechend sofort ihre Gleichklang-Mitgliedschaft. Die meisten aber bleiben doch dabei und gelangen im Verlauf ihrer Mitgliedschaft zu einer anderen Einschätzung. Andere kommen später wieder zu uns zurück und beginnen unter neuen Voraussetzungen noch einmal. Eine Reihe von ihnen leben heute in partnerschaftlichen Beziehungen, die sie bei Gleichklang gefunden haben.
Bedauerliche Konsequenzen
Bei vielen Mit-Studierenden, die damals ihr Studium abbrachen, war dies schade. Sie wären mit dem Fach und dem Beruf bestimmt zufrieden geworden. Das Gleiche gilt für die meisten, die ihre Gleichklang-Teilnahme vorschnell beenden – oder sie gar nicht erst beginnen, beispielsweise weil sie auf irgendetwas bei den Fragebögen stießen, was sie störte.
Bedauerlich sind solche Abbrüche vor allem dann, wenn der Abbruch deshalb erfolgt, weil das Online-Dating oder genauer das Online-Dating bei Gleichklang falsch verstanden wurde. Denn ein richtiges Verständnis hätte womöglich zu einem ganz anderem Ergebnis führen können.
Wie aber kann Online-Dating falsch und wie kann es richtig verstanden werden?
Starten möchte ich mit der Zuschrift einer Teilnehmerin, die bei Gleichklang einiges irritierend fand:
Zum Beispiel schauen die vorgeschlagenen Männer zu bestimmt 80 % noch nicht einmal mein Profil an und das selbst, wenn ich den Männern eine Nachricht geschrieben habe. Der Umgang mit Nachrichten – „Selbstverpflichtung“ – unterscheidet sich meiner Beobachtung nach kaum von „finya“. Wenn sie überhaupt gelesen werden, erhalte ich in 90 % keine Antwort.
Ich habe mir das Profil angeschaut und stellte Folgendes fest:
- die Teilnehmerin hat 189 Vorschläge erhalten, von denen sich 72 Ihr Profil angeschaut hatten. Die Rate des Nicht-Anschauens beträgt also nicht 80 %, sondern 62 %.
- die Teilnehmerin hat 11 Personen angeschrieben, von denen haben sich 9 Ihr Profil angeschaut. Es ist also ein Irrtum, dass hier die Rate gleich hoch sei.
- von den 11 Angeschriebenen haben drei geantwortet. Das sind also 27 %, wobei mit zweien ein sehr reger Schriftwechsel entstanden ist. Zudem war eine Zuschrift eine Absage, auf die gar nicht geantwortet werden musste, so dass der relevante Antwortprozensatz noch einmal um 3 % auf 30 % anstieg.
- vor allem aber: die Teilnehmerin hat in recht kurzer Zeit Massenlöschungen von Vorschlägen vorgenommen. Von den 189 Vorschlägen wurden 184 gelöscht. Wenn ich jemanden lösche, bedeutet dies, dass diese Person sich mein Profil nicht mehr ansehen kann und keinen Kontakt aufnehmen kann. Diese Person kann also auch nicht mehr antworten.
Hieraus wurden mir folgende falsche Annahmen der Teilnehmerin zum Online-Dating bei Gleichklang deutlich:
- die Zahl derjenigen, die sich mein Profil anschauen und mir antworten, ist von zentraler Bedeutung für den Erfolg meiner Partnersuche
- wenn jemand sich nicht rasch mein Profil anschaut und nicht rasch antwortet, hat er kein Interesse mehr und ich lösche ihn daher
Die tatsächlichen Sachverhalte sind demgegenüber die Folgenden:
- es geht gar nicht um die Anzahl der Personen, die sich ein Profil anschauen oder antworten. Es geht darum, dass im Verlauf der Partnersuche eine einzige Person gefunden wird, zu der der Kontakt aufgebaut wird und mit der danach eine Beziehung entsteht. Eine einzige Person genügt. Diese eine Person wird in eher seltenen Fällen innerhalb von Tagen bis Wochen gefunden, manchmal innerhalb von Monaten und manchmal innerhalb von Jahren. Das einzige relevante Kriterium ist für uns (und sollte es auch für unsere Mitglieder sein), dass eine Partnerschaft entsteht. Wieviele Kontakte vorher bestanden, ist völlig irrelvant. Die Anschauprozentsätze und Antwortprozentsätze sind also nur ein Nebenschauplatz, der von dem eigentlichen Wichtigen ablenkt. Übrigens hatte die Teilnehmerin mit zwei der vorgeschlagenen Personen sehr intensiv hin und her geschrieben. Wäre hieraus eine Partnerschaft entstanden – was ja absolut möglich gewesen wäre und auch oft geschieht – wäre das Mitglied sicherlich hoch zufrieden gewesen.
- es gibt viele Gründe, warum ein Mitglied sich womöglich nicht sofort ein Profil anschaut. Bei Gleichklang kommt es oft vor, dass neue Vorschläge durchaus ein paar Wochen oder sogar Monate später erst angeschaut werden. Das hängt mit vielem zusammen: Menschen kommunizieren bereits und möchten nicht mehrgleisig fahren, sind in Urlaub, sind krank, haben einen Vorschlag einfach übersehen. Die Anschaurate bei der Teilnehmerin wäre fraglos erheblich angestiegen, wenn sie nicht 97,5 % der Vorschläge letztlich gelöscht hätte. Auch die Antwortrate wäre angestiegen. Es macht keinen Sinn, sich durch vorschnelle Massenlöschungen selbst alle Kontaktierungsmöglichkeiten zu nehmen.
Negative Überschätzung
Dass die Teilnehmerin außerdem die jeweiligen Raten (die eigentlich gar nicht so wichtig sind) zudem noch jeweils viel zu ungünstig einschätzte, möchte ich am Rande bemerken. Ich stelle es immer wieder fest, dass die Raten, wenn ich auszähle, viel günstiger sind als die vermeintlichen Raten, die mir Mitglieder schreiben. Warum ist dies bedenklich?
Das Bedenkliche hieran ist, dass diese negative Überschätzung auf das Bestehen einer negativen Voreinstellung hindeutet, die die effektive Nutzung von Gleichklang gegebenenfalls im Sinne einer Selbstblockade behindern kann (siehe hierzu auch meinen Artikel zu Dating-Blockaden).
Es ist wichtig, solche Blockaden zu erkennen und zu korrigieren. Hierzu habe ich der Teilnehmerin Folgendes geschrieben, was sicherlich auch für einige Leser und Leserinnen hilfreich sein mag:
Entscheidend ist, dass Sie eine Beziehung finden, nicht wie hoch die Prozentsätze sind. Eine Beziehung werden Sie hier aber eines Tages finden, wenn Sie dabei und aktiv bleiben. Wenn Sie aber zu sehr auf die Prozentsätze schauen und diese dann auch noch viel zu negativ einschätzen, besteht die Gefahr, dass Sie Ihre eigene Aktivitäten reduzieren und dadurch Ihre Erfolgsaussichten mindern.
Eine andere falsche Annahme habe ich in der Zuschrift einer weiteren Teilnehmerin erkennen können:
Vielen Dank für all die interessanten Beiträge. Jedoch nützen sie sehr wenig, wenn von Gleichklang so gar keine Vorschläge kommen. .. Gibt es wirklich so wenige Männer im Alter um die 60, die sich bei Gleichklang anmelden? …
Meine Antwort lautete:
Bei Ihnen stelle ich vor allem eine extreme Inaktivität fest, die sicherlich erklärt, warum Sie bisher nicht erfolgreich waren. Sie haben 70 Vorschläge erhalten, die alle zu Ihren Suchkriterien passen. Der Prozentsatz der Vorschläge, den Sie von sich aus angeschrieben haben, liegt bei exakt 0. Die Anzahl von 70 Vorschlägen ist völlig angemessen und der Erfolg kann bereits bei sehr viel weniger Vorschlägen auftreten. Es gibt viele Verpartnerte, die nur 10 oder 20 Vorschläge erhielten und sich so bereits kennenlernten. … Ich denke, Sie sollten sich noch einmal alle vorhandenen Vorschläge anschauen und den Kontakt aufnehmen. Mit künftigen Vorschlägen sollten Sie dann ebenfalls so verfahren.
Die Fehlannahme, die hier besteht, ist eine der häufigsten Fehlannahme überhaupt, nämlich die Ansicht “mehr Vorschläge ist die Lösung“.
Ich habe dazu schon mehrfach Artikel geschrieben und dargelegt, dass dies nicht der Fall ist. Es geht nicht um die Sammlung von Vorschlägen, sondern darum, den einen passenden Menschen zu finden. Viele Vorschläge bedeutet auch viel Konkurrenz, oftmals oberflächliche Verarbeitung und nach psychologischen Studien ungünstigere Auswahlentscheidungen.
Bei Gleichklang sehen wir auch selbst den Beweis seit Jahren, dass die Vorschlaganzahl kaum relevant ist für unseren Vermittlungserfolg:
Von 2008 bis jetzt haben wir unsere Mitgliederanzahl verfünffacht und auch die Vorschlaganzahl ist erheblich angestiegen. Der Vermittlungserfolg ist aber konstant geblieben. Es geht also nicht um viele Vorschläge, sondern es geht darum, etwas aus einem Vorschlag zu machen, in Kontakt zu treten, sich kennen zu lernen und sich dann für den Aufbau einer Beziehung zu entscheiden.
Eine weitere falsche Annahme wird aus diesem Fall ebenfalls ersichtlich: Es genügt, wenn ich abwarte.
Tatsächlich muss ich zugeben, dass die Annahme nicht zu 100 % falsch ist. Es gibt eine Reihe bereits erfolgreich verpartneter Mitglieder, die mit dieser Annahme letztlich gut gefahren sind. Es kann also funktionieren. Es ist möglich, dass Sie sich bei uns eintragen, gar nichts mehr tun, abwarten und lediglich dann auf Nachrichten antworten, wenn sie Sie interessieren. Irgendwann finden Sie so wahrscheinlich ebenfalls Ihren Partner oder Ihre Partnerin.
Aber ebenso gilt:
- im Durchschnitt ergeben sich hieraus sehr viel längere Suchzeiten – dies sollten Sie dann unbedingt einplanen
- die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass beide Seiten abwarten, sodass es zu keinem Kontakt kommt, wenn eine Beziehung hätte entstehen können. Es gehen also Möglichkeiten und Chancen verloren
- oftmals sind Mitglieder, die nur passiv abwarten, unzufriedener als Mitglieder, die aktiv dabei sind
- häufig brechen nur passiv abwartende Mitglieder vorzeitig ab und bleiben somit dann auch dauerhaft erfolglos. Das ist schade, weil es in den meisten Fällen bei mehr Eigeninitiative ein anderes Ergebnis gegeben hätte
Die richtige und Ihre Partnersuche effektiver unterstützende Annahme lautet daher:
- beim Online-Dating sollten Mitglieder konsequent eigeninitiativ den Kontakt zu Menschen aufnehmen
Außerdem sollten übrigens reale Begegnungen nicht zu lange auf die Wartebank geschoben werden, da Online-Kontakte ansonsten drohen einzuschlafen.
Erfolg bei der Partnersuche
Ich hoffe, ich erwecke nicht den Eindruck, dass die Partnersuche bei Gleichklang etwas ganz Frustrierendes sein muss. Das wäre völlig falsch. Ich möchte dem daher einmal ein paar positive, spontane Rückmeldungen der letzten Tage entgegensetzen:
- Liebes Gleichklang Team, ich möchte meine Mitgliedschaft beenden, da ich tatsächlich auf dieser Plattform einen Mann fürs Leben gefunden habe und die Suche hiermit beendet ist. Mir ist bewusst, dass ich keine Rückerstattung erhalte, das ist völlig OK. … In jedem Fall herzlich Dank, dass wir uns mit Ihrer Hilfe gefunden haben.
- Hallo, ich habe meine Traumfrau bei Gleichklang gefunden und hoffe das es hält. Nun wollte ich fragen, ob ich meine Mitgliedschaft nach 10 Monaten kündigen muss, oder ob sie automatisch endet? Viele Grüße und vielen Dank
- Liebes Gleichklang-Team, ich habe nach 7 Monaten den Mann gefunden, den ich immer gesucht habe. Ich mache jetzt mal einfach den Schritt und melde mich hier ab – in der Hoffnung, dass es dabei bleibt. Danke für die gute Arbeit. Ich empfehle Gleichklang regelmäßig weiter, weil mich das Prinzip wirklich überzeugt. Bitte macht weiter damit!
- Liebes Gleichklang-Team, ich war und bin mit Gleichklang sehr zufrieden und habe meinen Partner über Sie kennengelernt, mit dem ich seit über sechs Jahren glücklich verbunden bin! Dafür noch einmal ein ganz großes Dankeschön!!
- Liebes Gleichklangteam, da ich sprichwörtlich in Lichtgeschwindigkeit den Mann gefunden habe, mit dem ich zusammen sein will, möchte ich meine Mitgliedschaft kündigen. Vielen Dank für die Vermittlung!
Mein Rat an Sie lautet
Nehmen Sie Gleichklang einfach als eine Möglichkeit an, Menschen für eine Beziehung kennenzulernen, mit denen sie wichtige Werthaltungen teilen. Verlassen Sie sich aber bitte nicht auf die Lichtgeschwindigkeit, sondern stellen Sie sich auf eine längere Teilnahme von 1 bis 3 Jahren ein und nehmen Sie den Kontakt zu den Menschen auf, die Ihnen vorgeschlagen werden.
Beherzigen Sie meinen Rat, besteht die gute Chance, dass auch Sie uns demnächst den Erfolg Ihrer Partnersuche bei Gleichklang zurückmelden werden – es würde mich freuen.