In einem Artikel von Hess und Coffelt zur sprachlichen sexuellen Kommunikation las ich folgende, äußerst instruktive wahre Begebenheit (ins Deutsche übersetzt)
- „In den frühen 1990er Jahren wurde am Antioch College eine Politik gegen sexuelle Belästigung eingeführt, die von Paaren verlangte, dass sie für jede sexuelle Handlung, die sie vornehmen wollten, um Zustimmung bitten mussten. Nach der Einführung stellten die Forscher fest, dass Frauen an der Antioch Hochschule besseren – aufregenderen, vielfältigeren und angenehmeren – Sex hatten … Die Studentinnen sagten den Forschern, dass die neue Politik sie dazu gezwungen habe, eine Sprache zu entwickeln, mit der sie ihre Wünsche sowohl sich selbst als auch ihren Sexualpartnern gegenüber darstellen können.“
Hilfreiche sexuelle Kommunikation
Auch neue Befunde von Jones und Kollegen stützen die Annahme, dass wir als Paare miteinander über Sex reden und unser Sexualleben gemeinsam aktiv gestalten sollten. Die Autoren verglichen vier Typen von Paaren. Ich belasse es hier aber beim Vergleich der beidseitig sexuellen zufriedenen Paare mit den beidseitig sexuelle unzufriedenen Paare:
- Beidseitig sexuell ZUFRIEDEN: Bei diesen Paaren gingen Gespräche über Sex vor allem darüber, wie sie ihre Sexualleben wechselseitig bereichern und weiterentwickeln können. Es kam nur selten zu Vorwürfen oder Kritik. Noch seltener gaben sexuell zufriedene Paare an, dass das Thema der Sexualität in ihren Gesprächen gar nicht aufkomme oder sie es sogar bewusst vermieden. Gespräche über Sexualität resultierten bei der großen Mehrheit der zufriedenen Paaren in einer weiteren Verbesserung ihres Sexuallebens. Nur sehr selten berichteten solche Paare demgegenüber über manipulative Strategien von Partner:innen, um die andere Person zum Sex zu bewegen, über übergriffiges oder gewalttätiges Verhalten oder auch über sogenanntes Gatekeeping, wo allein eine Person bestimmt, ob und wann es zum Sex kommt. Nur ungefähr jedes vierte der zufriedenen Paare gab an, dass sie zu Kompromissen gelangen würden. Bei drei von vier dieser Paaren war dies nicht nötig, weil sie die wechselseitigen Bedürfnissen zu beider Zufriedenheit umsetzen konnten. Die Mehrheit der glücklichen Paare schilderte auch, dass sich durch Gespräche überSex ihre Verbindung verstärke. Nur selten gaben die zufriedenen Paare an, dass die Gespräche negativ oder belastend seien, dass es zum Streit komme oder sie feststecken würden.
- Beidseitig sexuell UNZUFRIEDEN: Bei diesen Paaren dominierten in Gesprächen über Sexualität Kritik und Vorwürfe oder es wurde versucht, das Thema bewusst zu vermeiden. Nur selten gingen Gespräche darum, das gemeinsame Sexualleben positiv weiter zu entwickeln. Fast jedes vierte Paar berichtete, dass das Thema Sex in ihren Gesprächen gar nicht aufkomme. Mehr als die Hälfte der Paare berichtete über Gatekeeping, wo letztlich nur eine Person entscheidet, ob und wann es zum Sex kommt. Die Hälfte der Paare berichtete von manipulativen Strategien, um Partner:innen zum Sex zu bringen. Bei jedem dritten Paar konnten wenigstens Kompromisse gefunden werden, während nur jedes vierte Paar angab, dass tatsächliche Verbesserungen des gemeinsamen Sexuallebens erreicht werden konnten. Drei von vier der unzufriedenen Paare berichteten, dass Gespräche über Sex zum Streit führten. Jeweils ein Drittel der Paare erlebte Gespräche über Sex als negativ oder gab an, festzustecken. Nur jedes vierte Paar gab an, dass die Gespräche die Verbindung miteinander stärkten.
In einer vorherigen Studie hatten Jones und Jones zeigen können, dass sexuell zufriedene Paare am häufigsten über Sexualität miteinander reden.
Hierzu passen auch die aktuellen Ergebnisse, dass es bei sexuell zufriedenen Paaren nur sehr selten vorkam, dass Sex kein Thema war oder dass versucht wurde, das Thema zu vermeiden. Demgegenüber berichteten über 80 % der unzufriedenen Paare, dass versucht wurde, das Thema bewusst zu vermeiden, während bei jedem viertem dieser Paare das Thema sogar nicht einmal aufkam.
Für die sexuelle Zufriedenheit und für die Beziehungszufriedenheit ist es also wichtig, miteinander zu reden.
Wichtig ist aber auch, wie und worüber miteinander geredet wird.
- Zufriedene Paare richten ihre Kommunikation auf das Thema aus, wie ihre gemeinsame Sexualität noch verbessert und weiterentwickelt werden kann. Eine solche Verbesserung können sie dann auch meistens tatsächlich erreichen. Demgegenüber fehlt bei den unzufriedenen Paaren die Wechselseitigkeit. Selbst wenn sie miteinander sprechen, greifen sie häufiger zu Manipulation oder Vorwürfen. Partner:innen versuchen häufiger, alleine das Sexualleben zu bestimmen, oder setzen gar Druck- und Gewaltmittel ein. Gespräche, wenn sie denn stattfinden, führen so oft zum Streit und nur selten gelingt es, das Sexualleben zu verbessern und die Verbindung zueinander zu stärken.
Positiv miteinander beginnen
Es ist immer besser, einem Problem von Anfang an vorzubeugen, als ein bereits eingeschliffenes Muster verändern zu müssen.
Wir möchten unsere Mitglieder bei Gleichklang daher ermutigen, miteinander ins Gespräch zu kommen, damit sich ihre neue Beziehung positiv entwickelt, anstatt dass sich Muster aus Unzufriedenheit und Frustration in sie einschleichen.
Wir raten unseren Mitgliedern, bereits in der frühen Phase das Gespräch über Sexualität miteinander zu suchen; nämlich dann, wenn deutlich wird, dass ein echtes Kennenlern- und Begegnungsinteresse besteht.
Hilfreich hierfür kann übrigens auch unserer Sexualitäts-Erlebens-Test sein:
- Sie können ihre Ergebnisse gemeinsam miteinander durchgehen. So leiten Sie einen Prozess der Öffnung ein, der zum Motor für die Entstehung von Nähe und Vertrautheit werden kann. Dabei erleichtert die Betrachtung der Testergebnisse mit dem visuellen Profil den Einstieg und kann besser sicherstellen, dass Sie auf alle Themen, die für Sie wichtig und fundamental sind, zu sprechen kommen.
Viele Paare reden nicht genügend über Sex, und wenn sie es tun, tun dies es oft in einer wenig effektiven Art und Weise. Das ist bedauerlich. Denn die sexuelle Zufriedenheit ist eine wichtige Komponente der Beziehungszufriedenheit und der Lebenszufriedenheit.
Gleichklang-Matching macht es einfacher
Natürlich liegt nicht alle sexuelle Unzufriedenheit nur daran, dass Menschen nicht miteinander über Sexualität sprechen.
Sexuelle Wünsche und Präferenzen können miteinander unvereinbar sein. Kompromisse können mehr oder weniger oft gefunden werden, sind aber selten erfüllend:
- bei der einen Person bleibt die Sehnsucht, bei der anderen ein schlechtes Gefühl
Genau deshalb stellen wir übrigens bei Gleichklang eine Reihe von Fragen zur Sexualität. Würden wir diese Fragen nicht stellen, träfen besonders oft ungefiltert Personen aufeinander, deren Wünsche unvereinbar sein:
- unverbindliche erotische Kontakte versus sexueller Liebesbezug
- schneller sexueller Beginn versus langsame sexuelle Entwicklung
- BDSM-Neigung versus kein BDSM-Interesse oder Abneigung gegenüber BDSM
- Sexuelles Begehren versus asexuelle Orientierung
- Monogame Ausrichtung versus Wunsch nach konsensueller Nicht-Monogamie
Wenn Sie bei Gleichklang einen Menschen kennenlernen, sind eine Reihe zentraler Weichen bereits gestellt:
- Denn wir reduzieren durch unser Matching starke oder gar grobe Inkompatibilitäten, die bei manchen Paaren ansonsten erst dann auffallen würden, wenn es eigentlich bereits zu spät ist.
Beispiel für nicht kompatible Personen aus dem Sexualitäts-Erlebens-Test
Die beiden hier gezeigten Profile weisen Merkmale auf, die kaum eine befriedigende Sexualität bzw. einen übereinstimmenden Zugang zur Sexualität miteinander zulassen würden.
- Spektrum “Asexualität” im Sexualitäts-Erlebens-Test: Sexualität spielt eine geringe bis keine Rolle für die betreffende Person, wie die hohe Ausprägung beim “asexuellen Erleben”, die geringe Ausprägung in der “sexuellen Experimentierfreude”, die geringe Ausprägung in “sexueller Selbsterfahrung” in Kombination mit der durchschnittlichen “sexuellen Zufriedenheit” zeigt. Weil die entsprechende Person im Wesentlichen kein Interesse an sexueller Interaktion hat, ist sie auch nicht sexuell unzufrieden. Die Skala “sexuelle Probleme” kann auf Schwierigkeiten hinweisen bei der Erektion, dem Orgasmus oder auch Schmerzen bei der Sexualität. Bei sehr geringem bis fehlendem Interesse an Sexualität spielt dies aber womöglich für die betreffende Person kaum eine Rolle. Womöglich ist die Person “demisexuell”, da die Erhöhung der Skala “sexueller Liebesbezug” darauf hinweist, dass innerhalb einer bereits bestehenden emotional innigen Liebesbeziehung Sexualität vorstellbar ist. Sollte es dazu kommen, wäre dies aber sicherlich ein langsamer, schrittweiser und sehr behutsamer Weg.
- Spektrum “Hypersexualität” im Sexualitäts-Erlebens-Test: Sexualität spielt für diese Person eine herausragend wichtige Rolle, wie erkennbar ist an der starken Erhöhung der “sexuellen Experimentierfreude” und dem “suchthaftem Erleben” in Kombination mit einer Erhöhung in “instrumenteller Sexualität” und “BDSM”, sowie einer Erniedrigung in asexuellen Erleben (hier kann die Skala nicht niedriger werden). Auch eine erhöhte “Fluidität” der sexuellen Orientierung ist zu verzeichnen, vermutlich in diesem Fall auch als Ausdruck des außerordentlich starken sexuellen Begehrens. Auffällig ist eine stark reduzierte “sexuelle Zufriedenheit”. Womöglich ist das “suchthafte Erleben” auch ein Ergebnis einer aktuellen Blockade, zu einer Umsetzung der eigenen sexuellen Wünsche zu gelangen. Umgekehrt kann aber auch die “suchthafte Ausprägung” so hoch sein, dass sie einer Zufriedenheit entgegensteht. Auf jeden Fall wird diese Person beim einem Kennenlernen sehr großen Wert auf einen schnellen Beginn und eine hochgradig variationsreiche Sexualität legen.
Beide Personen würden bei einem Kennenlernen größte Schwierigkeiten, miteinander in sexueller Hinsicht zu harmonisieren und aller Wahrscheinlichkeit daran scheitern.
Aufgrund der Abfragen bei Gleichklang ist es dabei aber auch hochgradig unwahrscheinlich, dass die Personen einander bei Gleichklang vorgeschlagen werden würden.
Gespräch ist unersetzlich
Kein Vorab-Abgleich kann freilich das Gespräch ersetzen:
- Auch bei guter Übereinstimmung gibt es Unterschiede, an denen wir gemeinsam wachsen können, wenn sie nicht grob und unvereinbar sein.
- Auch stellen wir Übereinstimmung manchmal erst dann fest, wenn wir direkt miteinander reden.
- Nonverbale Kommunikation ist wichtig, aber sie ist eine Ergänzung und kein Ersatz für das Gespräch.
Nehmen Sie sich dies zu Herzen. Denn es könnte Ihnen dann ebenso gehen, wie den Student:innen der Antioch Hochschule:
- Erst als sie begannen, miteinander zu reden, lernten diese, ihre Wünsche sowohl sich selbst als auch ihren Sexualpartnern gegenüber zum Ausdruck zu bringen. Folge war eine aufregendere, vielfältigere und angenehmere Sexualität als jemals zuvor.
Dies wünsche ich Ihnen ebenfalls und wir helfen Ihnen gerne dabei, die passende Person zu finden:
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