Sexualität von Dating-App-Nutzer:innen
Viel wird von Persönlichkeits-Unterschieden gesprochen. Seltener wird sich aber mit der Frage beschäftigt, wie sich Menschen in ihrem sexuellem Erleben unterscheiden. Dabei gehört Sexualität zusammen mit Essen und Trinken zu den sogenannten Primärverstärkern. Um diese dreht sich bei genauerer Betrachtung doch ein ganz schön großer Teil der ganzen Welt.
In unserem Testportal wird übrigens der Selbsttest zum eigenen sexuellen Erleben angeboten, dessen Ergebnis durchaus spannende Einblicke ermöglichen können.
Heute aber möchte ich Ergebnisse einer Befragungsstudie der Psychologen Alexandru Mateizer und Eugen Avram mit 244 Nutzer:innen von Dating-Apps vorstellen und im Anschluss diskutieren.
In diesem Zusammenhang werde ich ebenfalls ein neues Matching-Kriterium bei Gleichklang vorstellen: die „Sexuelle Experimentierbereitschaft“.
Alle Mitglieder seien gebeten, dies neue Kriterium so bald als möglich auszufüllen. Es wird unter den offenen Fragen nach dem Einloggen angezeigt.
Für diejenigen, die nicht so viel Zeit haben oder es gerne kürzer haben, die Hauptergebnisse werden unter Resümee und psychologischer Emfehlung zusammengefasst.
Sexuelle Typologie von Dating-App-Nutzer:innen
Mateizer und Avram konnten in ihrer Studie aufzeigen, dass sich Nutzer:innen von Dating-Apps von einander unterscheiden im Hinblick auf die Stärke ihres sexuellen Verlangens, die Bereitschaft zu sexuellem Experimentieren, sowie eigene sexuelle Selbstvertrauen und die sexuelle Abgrenzungsfähigkeit gegenüber (situational) unerwünschter Sexualität.
Nutzer:innen von Dating-Apps unterscheiden sich zudem dahingehen, inwiefern sie die Online-Ebene für ihre sexuelle Befriedigung einsetzen, wobei die Autor:innen differenzieren zwischen der passiven Betrachtung (oder Nicht-Betrachtung) von pornographischen Materials im Internet, sowie der aktiven Praktizierung (oder Nicht-Praktizierung) von Online-Sex mit Dating-Partner:innen.
Fünf verschiedene Typen
Mithilfe einer sogenannten Cluster-Analyse konnten die Autor:innen fünf verschiedene Typen bei Dating-App-Nutzer:innen identifizieren:
- Getriebene: Diese Personen kennzeichneten sich durch eine hohe Stärke des sexuellen Verlangens, eine hohe sexuelle Experimentierbereitschaft und ein hohes Selbstvertrauens, die eigenen sexuellen Wünsche mit einer anderen Person befriedigen zu können. Einhergingen diese hohen Werte jedoch mit einem niedrigen Vertrauen in die eigenen Fertigkeiten, sich sexuell abgrenzen und Nein zum Sex zu sagen. Zudem zeigten sich ein mittleres Angstniveau und ein nur mittelgradiges Vertrauen in die eigene sexuelle Attraktivität. Diese Gruppe wies im Vergleich zu den anderen Gruppen den höchsten Anteil an Männern und den höchsten Anteil an Personen, die fremdgehen auf.
- Abenteuerlustige: Diese Personen zeigten eine hohe Stärke des sexuellen Verlangens, eine hohe sexuelle Experimentierbereitschaft, eine sehr geringe sexuelle Angst und ein sehr hohes sexuelles Selbstvertrauen bezogen auf die eigene sexuelle Attraktivität, die Angemessenheit des eigenen Sexualverhaltens, sowie die Fähigkeit, sich sexuell abzugrenzen und situationsbezogen Nein zum Sex sagen zu können. Mittelgradig war das Selbst-Vertrauen, die eigenen sexuellen Wünsche mit einer anderen Person befriedigen zu können. Das Geschlechter-Verhältnis war in dieser Gruppe ausgeglichen und Mitglieder dieser Gruppe berichteten am zweithäufigsten über Fremdgehen.
- Kompetente Regulation: Diese Gruppe wies eine mittelgradige Stärke des sexuellen Verlangens und eine mittelgradiger Experimentierbereitschaft auf, die einhergingen mit eher geringer Angst, einem mittelgradig bis hohem Vertrauen in die eigene Attraktivität, die Angemessenheit des eigenen Sexualverhaltens und die Fertigkeiten, eigene sexuelle Wünsche mit einer anderen Person selbstsicher umsetzen zu können, sowie einem sehr hohen Vertrauen in die eigene Fertigkeit, sich sexuell abgrenzen und situationsbezogen Nein zum Sex zu sagen. Mehrheitlich setze sich diese Gruppe aus Frauen zusammen.
- Unsichere: Diese Gruppe charakterisierte sich im Vergleich zu den anderen Gruppen durch die höchste Angst, das geringste Vertrauen in die eigene Attraktivität, die Angemessenheit des eigenen Sexualverhaltens und die Fähigkeit, mit einer anderen Person die eigenen Bedürfnisse befriedigen zu können. Auch das Vertrauen in die eigene Fertigkeit, sich sexuell abzugrenzen und situationsbezogen Nein zum Sex zu sagten, war gering – nur die Gruppe der Getriebenen hatte hier einen geringeren Wert. Die Stärke des sexuellen Verlangens war mittelgradig, die sexuelle Experimentierbereitschaft gering bis mittelgradig. Es gab in dieser Gruppe mehr Frauen als Männer, aber beide Geschlechter waren substantiell vertreten.
- Unerfahrene/gering Interessierte: Diese Gruppe zeigte die absolut niedrigste Stärke des sexuellen Verlangens und der sexuellen Experimentierbereitschaft von allen Gruppen. Gering waren ebenfalls das sexuelle Selbstvertrauen bezüglich der eigenen Attraktivität, der Angemessenheit des eigenen Sexualverhaltens und dem Vertrauen in die Fertigkeit, eigene sexuelle Bedürfnisse mit anderen Personen umsetzen zu können. Auch die sexuelle Angst war erhöht, aber geringer als bei der Gruppe der Unsicheren. Sehr hoch war demgegenüber das Vertrauen in die eigene Fähigkeit, sich sexuell abzugrenzen und Nein zu Sex zu sagen.
Weitere Unterschiede zwischen den Gruppen
Die Getriebenen und die Abenteuerlustigen die höchst Nutzungshäufigkeit von Tinder und Instagram. Bei diesen beiden Gruppen waren auch die Motive Unverbindlicher Sex und Spannung und Unterhaltung für die Nutzung der Apps am stärksten ausgeprägt, während sie in der Gruppe der Unerfahrenen und gering sexuell Interessierten am geringsten ausgeprägt waren.
- Die Kompetenten Regulierer und die Abenteuerlustigen berichteten den höchsten Grad an sexueller Zufriedenheit, gefolgt von den Getriebenen, den Unsicheren und den Unerfahrenen/Gering Interessierten
- Die Getriebenen und die Abenteuerlustigen zeigten die höchste Online-Sex-Aktivität, sowohl bezüglich der Betrachtung von Pornographie als auch bezüglich interaktivem Online-Sex.
- Die kompetenten Regulierer lagen beim interaktiven Online-Sex in der Mitte, schauten aber am wenigsten Pornographie. Die Unsicheren wiederum wiesen das geringste Ausmaß an interaktivem Online-Sex auf.
- Die kompetenten Regulierer und die Abenteuerlustigen zeigten am häufigsten einen sicheren Bindungsstil. Ängstliche und vermeidende Bindung waren am stärksten bei den Unsicheren und Unerfahrenen und am schwächsten bei den Kompetenten Regulierern und den Abenteuerlustigen vertreten.
Bewertung der Befunde
Die Befunde zeigen, dass eine hohe Stärke des sexuellen Verlangens und der sexuellen Experimentierbereitschaft in einer eher positiven Form als Abenteuerlust und in einer eher negativen Form als Getriebensein vorliegen kann. Abenteuerlust geht mit hoher sexueller Zufriedenheit, einer sicheren Bindung, einer guten Selbstregulation und einem geringem Ausmaß an Angst einher.
In beiden Gruppen mit einer hohen Stärke des sexuellen Verlangens – Abenteuerlustige und Getrieben – kommt es oft zur sexuellen Nutzung der Online-Ebene in Form von Pornographie-Konsum oder interaktivem Online-Sex. Die Nutzung der Online-Ebene für Sex ist insofern nicht notwendigerweise mit einem Getriebensein gleichzusetzen, sondern kann ebenfalls Ausdruck von Abenteuerlust sein.
Es ließ sich ebenfalls eine Gruppe der sexuelle Unerfahrenen und Uninteressierten identifizieren. Auch wenn sich diese Personen sich gut sexuell abgrenzen konnten, wiesen sie doch Ängste und Defizite im Selbstvertrauen auf. Vermutlich wäre in dieser Gruppe in Wirklichkeit zwischen denjenigen zu unterscheiden, die einfach nur keine Sexualität wünschen (Asexualität) und denjenigen, die durchaus sexuelle Interessen haben, diese aber aufgrund von Ängsten und Selbstzweifeln herab-regulieren. Die Studie hat hierzu aber keine Erkenntnisse gebracht und konnte nicht zwischen diesen beiden anzunehmenden Gruppen differenzieren.
Ganz klar erkennbar ist in der Studie eine Gruppe von Personen mit einer mittelgradigen, also völlig „normalen“ Stärke des sexuellen Verlangens, die sich durch Ängste, geringes Selbstvertrauen und geringe Experimentierbereitschaft auszeichnet. Hier ist anzunehmen, dass die Experimentierbereitschaft angstbesetzt gehemmt wird. Zu diesem Befund passt auch gut das Ergebnis, dass interaktiver Online-Sex von dieser Gruppe besonders selten ausgeübt wird – gerade die Interaktion wird gefürchtet.
Die kompetenten Regulierer weisen eine mittelgradige Stärke von sexuellem Verlangen und Experimentierbereitschaft auf, wobei keine Hinweise auf eine angstbesetzte Herabregulation der Sexualität erkennbar sind. Entsprechend kennzeichnen sich diese ähnlich wie die Abenteuerlustigen durch eine hohe sexuelle Zufriedenheit und gute Fertigkeiten zur sicheren Bindung.
Welche Zielstellungen für Veränderungen lassen sich aus diesen Befunden ableiten?
Keine Veränderungsnotwendigkeiten sind bei den Kompetenten Regulierern und den Abenteuerlustigen erkennbar. Beide Umgangsformen, Erlebensweisen und Haltungen zu Sexualität gehen mit sexueller Zufriedenheit und Fähigkeit zur sicheren Bindung einher.
Für Getriebene kann es hilfreich sein, sich stärker auf die sensitiven und beziehungsbezogenen Aspekte der Sexualität, wie Nähe-Erleben, auszurichten und zudem stärker einem auch durch nicht-sexuelle positive Aktivitäten geprägtem Alltag nachzugehen, um eine Vereinseitigung zu vermeiden und aus möglichen suchthaften Tendenzen auszusteigen.
Für die Unsicheren steht im Vordergrund ein Training von Selbstsicherheit, wozu es auch gehört, sich über die eigenen sexuellen Bedürfnisse bewusst zu werden, diese zuzulassen und auszusprechen, sowie die eigenen Hemmungen ehrlich zu kommunizieren, sodass sie gemeinsame mit Partner:innen überwunden werden können. Sind die Ängste und Hemmungen tief greifend, können verhaltenstherapeutische Ansätze wirksame Abhilfe schaffen.
Die Unerfahrenen und mit geringem Interesse an Sexualität können in sich hineinspüren, ob sexuelle Wünsche tatsächlich nicht vorhanden, irrelevant oder gering sind, oder aber ob sie diese womöglich aufgrund von Ängste und Selbstzweifeln ausblenden. Werden tatsächlich keine sexuellen Wünsche wahrgenommen und gewollt, ist eine Selbstdefinition als asexuell sinnvoll und kann eine Suche nach asexuellen oder platonischen Beziehungen ermöglichen, ohne dass darunter die Bindungsfähigkeit leiden muss. Zeigt sich aber, dass doch Hemmungen die Wünsche verdecken, gelten die gleichen Empfehlungen wie für die Unsicheren, wobei gerade in diesem Fall womöglich auch auf Selbsterfahrung und Achtsamkeit ausgerichtete Übungen (wie Teilnahme an Tantra-Kursen) hilfreich sein können.
Sexualität und Partnersuche
Was sagt dies alles für die Partnersuche?
Eine allgemeine Vermittlung nach Ähnlichkeit ist nicht sinnvoll:
- Warum sollten sexuell Getriebene glücklicher werden, wenn die Partner:innen ebenfalls sexuell getrieben sind? Womöglich wäre hier die Verbindung mit einer abenteuerlustigen Person oder einer Person mit kompetenter Regulation sinnvoller.
- Warum sollten Unsichere vorwiegend mit Unsicheren glücklich werden? Womöglich würde sich gar die Unsicherheit so nur verstärken oder die Betreffenden würden gar nicht erst beginnen, an ihrer Überwindung zu arbeiten. Was nicht heißt, dass Unsichere, die dies miteinander besprechen und gerne eine Änderung erreichen wollen, nicht durchaus miteinander glücklich werden können.
In anderen Fällen hilft Ähnlichkeit:
- Unmittelbar nachvollziehbar ist es, dass Personen, die tatsächlich ein geringes oder sogar kein Interesse an Sexualität haben, miteinander potentiell eine bessere Beziehungsbasis finden können. Hier ist Ähnlichkeit als Vermittlungsprinzip sinnvoll. Anders wäre dies aber, wenn das geringe Interesse lediglich Ausdruck einer Herabregulation der Sexualität aufgrund von Hemmungen wäre.
Deutlich wird, dass ein einfaches System der Vermittlung nach Ähnlichkeit zu kurz greift:
- Wichtiger als Ähnlichkeit in diversen Merkmalen ist es, dass bei zwei (oder im polyamorösen Fall auch bei mehr als zwei Personen) eine gute Entwicklungs-Chance besteht, dass die sexuellen Wünsche miteinander im Rahmen der gemeinsamen Beziehungsarbeit harmonieren und einzelne Personen sich dabei je nach Wunsch und Ausgangsbasis sexuell weiterentwickeln können.
Vermittlung bei Gleichklang
Bei Gleichklang legen wir als Kriterium die Entwicklungsbasis zugrunde, wenn wir beispielsweise matchen nach Asexualität, Wunsch nach Erotik-Kontakten, BDSM-Präferenzen, Geschwindigkeit des Beginns von Sexualität in der Beziehungsentstehung oder auch monogame versus offene oder polyamoröse Lebenskonzepte.
Die Abfrage dieser und weiterer Bereiche ist dabei übrigens immer für alle hilfreich, also für die, die sie aufweisen genauso wie für die, die sie nicht aufweisen. Dies ist nicht immer intuitiv verständlich, sodass uns immer mal wieder Anfragen erreichen, warum wir all diese Dinge fragen würde, obwohl diese für die eigene Person nicht relevant wären.
Beziehungstechnisch ist dies jedoch ein Irrtum, was ich durch drei Beispiele verdeutlichen möchte:
- Jemand ist nicht asexuell, sondern möchte mit Beziehungspartner:innen Sex haben. Nun wird dieser Person aber eine asexuelle Person vorgeschlagen, die keinen Sex will. Offensichtlich passt dies nicht. Aber wie sollten wir es wissen, wenn wir nicht jede Person fragen, ob sie asexuell ist?
- Jemand möchte dezidiert keinen BDSM, erhält aber einen Vorschlag von einer Person, für die BDSM zur Erotik dazugehört. Auch hier passt es offensichtlich nicht und deshalb müssen wir auch BDSM von jedem erfragen, damit es zu passenden Vorschläge kommt.
- Jemand möchte eine Zweierbeziehung mit sexueller Treue führen und nun wird eine andere Person vorgeschlagen, die eine offene Beziehung mit sexuellen Kontakte zu Dritten anstrebt. Das ist wiederum unpassend. Eine passende Vermittlung ist nur machbar, wenn wir diese Informationen von allen Mitgliedern erheben.
Ob häufig oder selten, jedes erfragte Merkmal ist für alle wichtig, die sich an der Partnersuche oder Freundschaftssuche bei Gleichklang beteiligen, auch wenn Träger:innen von seltenen Merkmalen insofenr besonders profitieren, alsdass sie sonst statistisch gar keine oder nahezu keine Vorschläge erhalten würden.
Wer solche Fragen als Matching-Anbieterin nicht stellt, vielleicht um die eine oder andere Person nicht zu verärgern, tut dies also auf Kosten der Vermittlungseffektivität aller und erschwert zusätzlich noch einmal besonders Menschen mit eher seltenen Merkmalen die Beziehungs-Suche.
Wir haben nun aufgrund unserer eigenen Erhebungen mit dem Sexualitäts-Erlebens-Test, sowie gelegentlichen spontanen Rückmeldungen von Mitgliedern über Erfahrungen untereinander als weiteres Kriterium für das Ähnlichkeits-Matching im Bereich der Sexualität die sexuelle Experimentierfreude mit hineingenommen.
Die sexuelle Experimentierfreude erfasst nicht vorwiegend den aktuellen Zustand, sondern die gewünschte Weiterentwicklung:
- Ist es für mich wichtig und wünschenswert, in einer Beziehung gemeinsam sexuell zu experimentieren?
Viele werden diese Frage im Mittelbereich beantworten. Personen, die diese Frage aber ganz klar verneinen oder ganz klar bejahen, sind für eine Beziehung miteinander vermutlich weniger geeignet, was wir nunmehr in unserem Matching berücksichtigen.
Zusammenfassung
Resümee und psychologische Empfehlungen
Menschen unterscheiden sich in ihren sexuellen Strebungen und Erlebensweisen:
- Sexuelles Verlangen und Experimentierbereitschaft können hoch, niedrig oder mittel sein.
- Sexualität kann mit Ängsten, Hemmungen, mangelndem Selbstvertrauen, oder umgekehrt mit einem hohen Ausmaß an Selbstsicherheit und Zufriedenheit verbunden sein.
- Manche Menschen mit hohem sexuellem Verlangen sind getrieben, andere Personen mit ebenso hohem sexuellem Verlangen sind psychisch und beziehungsbezogen stabil und einfach nur abenteuerlustig.
- Eine hohe Stärke des sexuellen Verlangens und der sexuellen Experimentierbereitschaft kann also positiv als Abenteuerlust wirken, oder negativ als Sucht und Getriebensein.
- Geringes Interesse an Sexualität kann durch Ängste und Hemmungen entstehen, sodass die Sexualität herabreguliert wird, es gibt aber auch Menschen, die unabhängig von Ängsten und Hemmungen, kein oder sogar nur ein geringes Interesse an Sexualität haben.
Sind Änderungen notwendig?
Es gibt eine prägnante Gruppe von Personen, die sich durch sexuelle Ängste, geringes sexuelles Selbstvertrauen und geringe sexuelle Experimentierbereitschaft auszeichnet. Hier wird die Sexualität durch Hemmungen blockiert und deshalb sind Änderungen zu empfehlen:
- Wenn Sie zu dieser Gruppe gehören, sollten Sie an einer Veränderung arbeiten durch ein Training von Selbstsicherheit, wozu es auch gehört, sich über die eigenen sexuellen Bedürfnisse bewusst zu werden, diese zuzulassen und auszusprechen, aber auch die eigenen Hemmungen ehrlich zu kommunizieren, sodass sie gemeinsam mit Partner:innen überwunden werden können. Sind die Ängste und Hemmungen tief greifend, helfen verhaltenstherapeutische Ansätze.
Wie können Sie damit umgehen, wenn Sie kein oder nur ein sehr geringes sexuelles Verlangen verspüren?
- Wenn Sie kein oder ein geringes Interesse an Sexualität haben, kann es ratsam sein, in sich bezüglich der Ursachen hineinzuspüren, ob sexuelle Wünsche tatsächlich nicht vorhanden, irrelevant oder gering sind, oder aber ob Sie diese womöglich aufgrund von Ängste und Selbstzweifeln ausblendeten.
- Werden tatsächlich keine sexuellen Wünsche wahrgenommen und gewollt, ist eine Suche nach asexuellen oder platonischen Beziehungen sinnvoll. Dies braucht die Bindung nicht zu beeinträchtigen.
- Zeigen sich aber doch Hemmungen, die sexuelle Wünsche verdecken, können wiederum Arbeit an einer verbesserten Selbstsicherheit oder Selbsterfahrung mit auf Achtsamkeit ausgerichteten Übungen (wie Teilnahme an Tantra-Kursen) hilfreich sein.
Wie umgehen mit sexuellen Getriebensein?
Anzustreben ist der Wechsel in einen Zustand der sexuellen Abenteuerlust ohne Suchtcharakter. Hilfreich kann es sein, sich stärker auf die sensitiven und beziehungsbezogenen Aspekte von Nähe auszurichten und zudem stärker auch am Aufbau nicht -sexueller positiver Aktivitäten zu arbeiten, um alternative Erlebens-Ressourcen zu etablieren und aus möglichen suchthaften Tendenzen auszusteigen.
Was sind die Konsequenzen für die Partnersuche?
Für die Partnersuche wäre es wenig isnnvoll, vorwiegend nach allgemeiner Ähnlichkeit in den jeweiligen Merkmalen/Typen Ausschau zu halten:
- Warum sollten sexuell Getriebene glücklicher werden, wenn die Partner:innen ebenfalls sexuell getrieben sind?
- Warum sollten Unsichere vorwiegend mit Unsicheren glücklich werden?
Trotzdem kann Ähnlichkeit wichtig sein, aber nur in den Bereichen, die tatsächlich die gemeinsamen Entwicklungschancen definieren:
- Wenn jemand beispielsweise dezidiert keinen Sex wünscht und sich als asexuell erlebt, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass die Beziehung profitieren wird, wenn Beziehungspartner:innen dies ähnlich erleben.
- Ähnliches gilt für weitere Aspekte, wie den Wunsch nach monogamen Beziehungen versus offenen Beziehungen mit Sex mit Dritten. Hier wird eine Passung von Anfang an die Beziehungsentwicklung fördern können.
- Gleiches gilt auch für spezifische Präferenzen, wie z.B. BDSM-Präferenzen: Jemand möchte dezidiert keinen BDSM, begegnet aber einer Person, für die BDSM zur Erotik dazugehört. In dieser Konstellation sind die gemeinsamen Entwicklungschancen geringer, als wenn die Präferenzen passen würden.
Neues Kriterium bei Gleichklang:
- Aktuell haben wir bei Gleichklang die sexuelle Experimentierfreude als weiteres Matching-Kriterium eingeführt. Personen, die dezidiert großen Wert legen auf sexuelles Experimentieren in einer Beziehung oder umgekehrt genau solches Experimentieren nicht wünschen, sind für eine Beziehung miteinander weniger geeignet, was wir nunmehr in unserem Matching berücksichtigen.
Sexualität ist ein zentraler Bereich menschlichen Erlebens und Verhaltens. Die sexuelle Zufriedenheit kann die Beziehungszufriedenheit fördern:
- Die Kenntnis des eigenen sexuellen Erlebens und die radikale Ehrlichkeit miteinander im Gespräch kann zu einem besseren Verstehen führen und die Sexualität und die Beziehung bereichern. Mehr dazu, wie Beziehungen sexuell glücklich werden, finden Sie in meinen Buch “A Perfect Match? Online-Partnersuche aus psychologischer Sicht“, welches Sie hier bestellen können.
Es lohnt sich bei der Partnerfindung nach einem Menschen zu suchen, der in den für die sexuelle Gemeinsamkeit entscheidenden Aspekten sexuell ähnlich tickt oder sich vergleichbar sexuell entwickeln möchte.
Wenn Sie diese Suche noch nicht begonnen haben, können Sie übrigens die heutige Pfingstaktion zum Anlass nehmen, um bei Gleichklang durchzustarten für nur 79 EUR in einem Jahr, statt dem 129,- EUR Normaltarif.