Wir haben 700 männliche und weibliche Mitglieder im Alter von 20 bis 78 gefragt, welche Partei sie bei der Bundestagswahl wählen werden. Die Ergebnisse haben wir so ausgewertet, dass sie für die Geschlechter-, Alters- und Bildungsverteilung der Gleichklang-Community repräsentativ sind. Die Ergebnisse geben also ein gültiges Gesamtbild der politischen Wahlpräferenzen von Gleichklang-Mitgliedern wider.
Inhaltlich wird deutlich, dass die Gleichklang-Community sich von der Allgemeinbevölkerung stark unterscheidet:
- Linkspartei: 34,29 %
- Grüne: 27,87 %
- Nichtwähler: 7,72 %
- CDU/CSU: 7,27 %
- AfD: 6,07 %
- SPD: 6,29 %
- Tierschutzpartei: 3,20 %
- V-Partei: 2,98 %
- FDP: 2,93 %
- Piratenpartei: 1,36 %
Wähler der Linkspartei, der Grünen, der Tierschutzpartei und der V-Partei sind bei Gleichklang erheblich häufiger vertreten als in der Allgemeinbevölkerung. Wähler der CDU/CSU, SPD, FDP und der AfD sind bei Gleichklang wesentlich seltener vertreten als in der Allgemeinbevölkerung.
Werden Linkspartei, Grüne, die Tierschutzpartei, die V-Partei und die Piraten-Partei zusammengerechnet, ergibt sich, dass 69,7 % der Gleichklang-Community emanzipatorische Ansätze unterstützen. Aber auch ein Teil der SPD-Wähler und der Nichtwähler dürfte dieser Gruppe zuzurechnen sein, so dass es insgesamt deutlich über 70 %, vermutlich mindestens 75 % der Mitglieder sein düften, die politisch mit der sozial-ökologischen Ausrichtung von Gleichklang übereinstimmen.
Konservative oder (neo)liberale Mainstreamansichten werden demgegenüber von 10,65 % der Mitglieder vertreten, wobei sich 7,27 % für CDU/CSU und 2,93 % für die FDP entschieden.
Die Gleichklang-Mitglieder werden damit also in ihrem politischen Wahlverhalten mehrheitlich dem alternativen, sozialen und ökologischem Anspruch unserer Community gerecht. Es dürfte nach wie vor keine andere Dating-Plattform mit einer auch nur annähernd ähnlichen Verteilung der politischen Wahlpräferenzen geben.
Problem AfD
Traurig stimmt uns der mit 6,07 % doch recht hohe Anteil der AfD-Wähler. Auch wenn dieser Anteil in der Allgemeinbevölkerung deutlich höher ist, müssen wir feststellen, dass die AfD auch bei Gleichklang ihren Anteil von früher 3,5 % auf nunmehr 6 % ausgedehnt hat. Dabei ist es nach meiner Übersetzung unstrittig, dass die AfD fremdenfeindliche, rassistische, rechtspopulistische und teilweise sogar an den Nationalsozialismus erinnernde Positionen vertritt. Mit der Ausrichtung unserer Dating-Plattform sind diese Positionen völlig unvereinbar.
Wir halten die brutalen und menschenverachtenden Positionen der AfD mit echter menschlicher Liebe für unvereinbar. Wir haben uns daher die AfD Wähler noch einmal näher angeschaut und uns speziell mit der Frage beschäftigt, wie liebesfähig sie eigentlich sind.
Wie liebesfähig sind AfD-Wähler?
Wir haben in der Umfrage nicht nur nach dem Wahlverhalten, sondern auch nach Einstellungen zur Liebe gefragt. Bereits eine vorherige Umfrage hatte gezeigt, dass Menschen mit fremdenfeindlichen Einstellungen häufiger liebesfrustriert sind.
Die aktuelle Umfrage hat diesen Befund noch einmal eindrucksvoll bestätigt:
AfD Wähler gaben signifikant häufiger an als die anderen Umfrageteilnehmer, dass sie in der Liebe „verarscht“ worden seien und über ihr Liebesleben verbittert seien. AfD Wähler stimmten zudem signifikant häufiger der Aussage zu, dass Liebe in Wirklichkeit nur auf gegenseitiger Ausnutzung beruhe. AfD-Wähler bejahten auch signifikant häufiger eine Reihe weiterer negativer Aussagen zur Liebe. So stimmten sie häufiger den Aussagen zu, dass das ganze Gerede von der Liebe meistens eine Lüge sei, es die echte Liebe gar nicht gebe und letztlich doch jeder nur an sich selber denke. Signifikant seltener stimmten AfD-Wähler demgegenüber der Aussage zu, dass sie eine solidarische Welt wollten, in der die Menschen liebevoll miteinander umgehen.
Vergleich: Grüne, Linkspartei und AfD
Ein besonders starker Kontrast zeigte sich in der Umfrage zwischen AfD-Wählern und Wählern von Bündnis90/die Grünen, aber auch der Linkspartei. Verbittert über das eigene Liebesleben war bei den Wählern der Grünen eine Person von 18 Personen, bei der Linkspartei eine Person von acht Personen, bei der AfD aber eine Person von vier Personen. In der Liebe „verarscht“ fühlte sich bei den AfD-Wählern eine Person von fünf Personen. Bei der Linkspartei gab dies lediglich eine von 12 Personen und bei den Grünen eine von 25 Personen an. Dass das ganze Gerede von der Liebe eine Lüge sei, meinte bei den AfD Wählern eine Person von 6 Personen. Bei der Linkspartei vertrat diese Meinung nur eine Person von 14 Personen und bei den Grünen nur eine Person von 20 Personen.
Umgekehrt reagierten 74 % der Wähler der Linkspartei und 72 % der Wähler der Grünen mit starker Zustimmung auf die Aussage, dass sie eine solidarische Welt wollten, in der die Menschen liebevoll miteinander umgehen. Bei den AfD-Wählern stimmten dieser Aussage aber nur 40 % der Befragten entsprechend stark zu.
Andere Parteien
Wähler von SPD, CDU/CSU und FDP lagen in ihren Einstellungen zur Liebe zwischen den Wählern von Grünen und Linkspartei und der AfD. Am nächsten zur AfD waren Wähler der FDP, was wahrscheinlich mit den stark neoliberalen und entsprechend wenig fürsorglich-sozialen Tendenzen der FDP zusammenhängt. Demgegenüber lagen Wähler, die die Tierschutzpartei, die V-Partei oder die Piraten als Wahlpräferenz angaben, in einem vergleichbaren Bereich wie Grüne und Linkspartei.
Psychologische Bewertung
Ich halte diese Ergebnisse für plausibel und psychologisch gut nachvollziehbar. Zu den Zusammenhängen zwischen Unterstützung der AfD und negativen Einstellungen zur und Erfahrungen mit der Liebe habe ich folgende Ansichten:
- Wer Beziehungsdefizite hat, ist leichter für fremdenfeindliche Propaganda erreichbar und neigt außerdem dazu, sich in einer Opferrolle zu gefallen, für die er allzu schnell geneigt sein mag, andere verantwortlich zu machen. Aufgrund ihrer eigenen Beziehungsdefizite sind AfD-Wähler offenbar häufiger verbittert, fühlen sich „verarscht“ und nehmen häufiger an, dass menschliche Beziehungen grundsätzlich auf gegenseitiger Ausnutzung beruhten. Diese Annahmen und ihre eigene Unzufriedenheit übertragen sie auf die Mitglieder anderer Kulturen und Flüchtlinge, die sie so zu Sündenböcken für ihre Beziehungsprobleme machen.
- AfD-Wähler sind tatsächlich Wutbürger. Ihre Wut stammt aber nicht daher, dass ihnen Vertreter anderer Kulturen oder Flüchtlinge Unrecht angetan hätten, sondern aus ihren eigenen Beziehungsdefiziten. Die erlebte Wut ist dabei gleichzeitig Ausdruck ihres Unwillens, sich diesen Defiziten zu stellen und Beziehungsfähigkeit zu erlernen.
- Kurzfristig führt die gemeinsam ausagierte Wut zu innerpsychischer Entlastung, langfristig droht aber dauerhafte Verbitterung, da die zugrundeliegenden Beziehunsdefizite unbearbeitet bleiben.
- Je stärker sich Kräfte, wie die AfD, ausdehnen, desto liebloser wird unsere Gesellschaft werden. Die AfD ist daher für die Gesellschaft und übrigens auch für uns als Dating-Plattform eine echte Gefahr.
Das Umfrageergebnis deckt sich übrigens mit einer weiteren Beobachtung, die wir in der Mitgliederbetreuung immer wieder gemacht haben:
Personen, die meinten, sich in Zuschriften an uns oder mich persönlich fremdenfeindlich äußern zu müssen, fielen auch sonst beim Dating durch zynische Einstellungen, Nörgeleien und dauerhaften Misserfolg bei der Partnersuche auf.
Indem wir durch unsere klare Außendarstellung und Positionierung für Menschlichkeit und Solidarität AfD-Anhänger in der Regel von einer Teilnahme bei Gleichklang fernhalten, schützen wir unsere Mitglieder vor solchen destruktiven Verhaltensweisen und fördern ihren Vermittlungserfolg.
Gleichzeitig habe ich aber auch die Hoffnung und die Erwartung, dass keineswegs alle Unterstützer der AfD bei Gleichklang bereits verloren sind für die miteinander verwandten Ideale der wahren Liebe und einer menschenwürdigen Gesellschaft. Irgendetwas hat sie ja an Gleichklang ursprünglich angesprochen und einige von ihnen werden es schaffen, sich von der AfD wieder zu lösen. Fraglos gibt es auch Irregeleitete, die den menschenverachtenden Charakter der AfD – aus welchem Grund auch immer – bisher nicht ausreichend verstanden haben.
Ich bin jedenfalls der Überzeugung, dass Gleichklang-Mitglieder, denen es gelingt, AfD-Positionen zu überwinden, damit auch ihre Chancen verbessern, bei Geichklang wahre Liebe und echte Freundschaft zu finden. Erforderlich ist dafür eine Selbstreflexion, zu der auch dieser Artikel anregen möchte.
Was entnehmen wir aus den Ergebnissen für Gleichklang?
Insgesamt zeigt uns die Befragung zum Wahlverhalten, dass wir den richtigen Weg eingeschlagen haben und tatsächlich mehrheitlich eine Kennenlern-Community sozial und ökologisch sensitiver Menschen sind. Wir möchten dies aber gleichzeitig zum Anlass nehmen, um künftig noch effektiver genau solche Menschen anzusprechen, denen Menschlichkeit und Solidarität am Herzen liegt, um alle Mitglieder von Gleichklang so gut und wirksam wie möglich bei ihrer Partnersuche und Freundschaftssuche unterstützen zu können.