Dieser Artikel zeigt auf, wie Beziehungsarbeit zu einem erfüllten Sexualleben führen kann und wie eine geeignete Partnerwahl dies zusätzlich erleichtern kann.
Wie werden Partner sexuell zufrieden?
Gemeinsame erfüllte Sexualität kann ein wichtiger Faktor der Partnerschaftszufriedenheit sein.
Studien zeigen gar, dass Sex zur Versöhnung in Beziehungen führen kann, die drohen auseinanderzugehen.
Sex kann einer Beziehung Leidenschaft geben und sie so aus dem weniger aktivierenden Alltag herausnehmen.
Es gibt sogar Beziehungen, deren Zufriedenheit und Stabilität sich vorwiegend oder allein aus dem gemeinsamen sexuellen Erleben ergibt.
Viele mögen so eine Beziehung ablehnen, aber Menschen und Beziehungen sind individuell. Es gibt Menschen, die im sexuellen Kontakt miteinander die Basis ihrer Zufriedenheit und ihres Wohlbefindens finden.
Natürlich gibt es auch das umgekehrte: dass Beziehungen an der Unvereinbarkeit der sexuellen Bedürfnisse scheitern.
So gibt es Menschen, die möchten gar keinen Sex. Bestes Beispiel hierfür ist Asexualität, eine Orientierung, bei der es kein sexuelles Verlangen gibt und entsprechend auch keine sexuelle Interaktion gewollt wird.
Ein Problem kann entsprechend auftreten, wenn ein Beziehungspartner asexuell ist, der andere Beziehungspartner aber sexuell aktiv werden möchte.
Umgekehrt gibt es Menschen mit hypersexuellen Erleben, für die Sex den Alltag prägt. Treffen sie auf einen Beziehungspartner mit durchschnittlichem oder gar unterdurchschnittlichem Sexbedürfnis, sind Schwierigkeiten vorprogrammiert.
Wiederum gibt es Paare, die nicht asexuell sind, die aber Sexualität nicht als wesentlichen Aspekt ihrer Beziehung betrachten.
Zwischen den Extremen gibt es viele Graustufen. Dabei geht es nicht nur um die gewünschte Häufigkeit der Sexualität, sondern ebenso um die verschiedenen Praktiken und Möglichkeiten, wie Sex gelebt werden kann.
Was ist sexuelle Zufriedenheit?
Die sexuelle Zufriedenheit ergibt sich dabei aus folgendem Verhältnis:
- Fantasien und wahrgenommene Wünsche versus ausgelebte Sexualität
- Zufriedenheit tritt auf, wenn zwischen den wahrgenommenen Wünschen und der gelebten Sexualität keine Diskrepanz besteht.
- je stärker die Diskrepanz in diesem Verhältnis ist, desto sexuell unzufriedener wird eine betreffende Person sein.
Die Sexualität in einer Beziehung wirkt sich ebenfalls auf die Beziehungszufriedenheit aus:
- sexuelle Zufriedenheit erhöht die Beziehungszufriedenheit
- sexuelle Unzufriedenheit kann umgekehrt die Beziehungszufriedenheit senken.
Kompensation unbefriedigter Sexualität außerhalb der Beziehung
Gar nicht so selten sucht sich der sexuelle unbefriedigte Beziehungspartner heimlich andere Beziehungspartner, mit denen er seine sexuellen Bedürfnisse umsetzen kann. Dies mag eine Geliebte oder ein Geliebter sein, unverbindliche erotische Kontakte über eine der vielen Dating-Apps, oder auch Besuche in Sexclubs oder Bordells.
Die boomende Sexindustrie wird keineswegs nur von Singles angetrieben, hier finden sich in großer Zahl Menschen in festen Beziehungen und Ehen, die mit ihrer Beziehungssexualität nicht zufrieden und nicht ausgefüllt sind.
In aller Regel ahnen die Beziehungspartner hiervon nichts. Auch ein großer Anteil der Nutzer und Nutzerinnen von Dating-Apps befinden sich in festen Beziehungen.
Manche wählen eine Art Kompromissmodell: die unbefriedigende Sexualität wird nicht real, sondern ausschließlich Online ausgelebt.
Auch wenn so die sexuelle Zufriedenheit verbessert und damit mittelbar auch die Beziehungszufriedenheit gebessert werden kann (sexuelle Zufriedenheit wird außerhalb der Beziehung erreicht), ergeben sich andererseits Nebenfolgen und Gefahren:
- je nach eigener Sozialisation und Einstellung mögen belastende Schuldgefühle entstehen.
- Verdacht, Misstrauen und Eifersucht können beim Beziehungspartner auftreten und im schlimmsten Fall zu einer Zerrüttung der Beziehung führen.
- manchmal entwickelt sich aus unbefriedigter Sexualität über Online-Aktivitäten auch eine Sexsucht, bei der andere Aktivitäten und soziale Bezüge vernachlässigt werden.
- letztlich entsteht eine Art mehr oder weniger strukturiertes Doppelleben, welches von der Beziehung getrennt wird.
- ein solches Doppelleben bleibt nicht ohne innere und beziehungsbezogene Auswirkungen, die freilich mehr oder weniger stark ausfallen mögen.
Bewältigung innerhalb der Beziehung
In anderen Beziehungen kommt es zu einer Anpassung der Beziehungspartner aneinander, um die sexuelle und Beziehungszufriedenheit zu erhöhen:
- bekannt ist der Fall, dass ein Beziehungspartner letztlich nachgibt und sich mehr in Sexualität involvieren lässt, als er oder sie es eigentlich gerne möchte. Dies ist eine Form der instrumentellen Sexualität, bei der Sexualität nicht um ihrer selbst willen, sondern wegen anderen Zwecken (z. B. Verbesserung der Beziehung) praktiziert wird.
Dem Beziehungspartner und der Beziehung zuliebe werden eigene Bedürfnisse in den Hintergrund gestellt, um den nach mehr oder anderer Sexualität strebenden Beziehungspartner zufriedenstellen zu können.
- umgekehrt kommt es ebenso häufig oder sogar häufiger vor, dass ein Beziehungspartner auf seine sexuellen Wünsche zuliebe des Beziehungspartners verzichtet.
Hier gibt es offenbar nach wie vor geschlechtsspezifische Muster. Jedenfalls zeigen Studien, dass recht oft Sexualität deshalb nicht stattfindet, weil der weibliche Part es nicht möchte.
Beide Muster können funktionieren, sind aber erneut mit Nebenfolgen verbunden:
- der verzichtende Teil mag sich weiterhin unbefriedigt fühlen und die sexuellen Fantasien können zunehmen. Dadurch steigt wiederum die Wahrscheinlichkeit, dass nach Möglichkeiten gesucht wird, die sexuellen Wünsche außerhalb der Beziehung auszuleben.
- derjenige Part, der nachgibt und wegen des Beziehungspartners sich auf Sexualität einlässt, mag sich bedrängt, unter Druck gesetzt oder gar ausgenutzt führen.
- der Beziehungsteil, für den verzichtet wird, nimmt wahr, dass er seinen Partner/in nicht befriedigen kann und dieser mit Unzufriedenheit und Frustration reagiert. Dies kann wiederum Schuldgefühle und Hilflosigkeit bedingen.
- ebenso können Schuldgefühle beim anderen Part auftreten, weil die eigenen Bedürfnisse dem Beziehungspartner augedrängt werden
- bei beiden Seiten können Gefühle von Ärger, Wut, Ungerechtigkeitserleben und Entfremdung entstehen.
- diese Nebenfolgen können dazu führen, dass die Beziehungsbasis einseitig oder beidseitig infrage gestellt wird.
Belastung durch sexuelle Unzufriedenheit
Chronische sexuelle Unzufriedenheit ist keine gute Basis für eine stabile sexuelle und partnerschaftliche Beziehung. In manchen Beziehungen wird schließlich ein Auge zugedrückt, wenn der unbefriedigte Partner seine sexuellen Bedürfnisse außerhalb der Beziehung befriedigt. Aber auch dies bleibt meistens nicht ohne Spannungen und nicht ohne Vorwürfe.
Ein weiteres häufiges Problem ist, dass beidseitig das sexuelle Interesse abnimmt und gleichzeitig der Verlust der Leidenschaft beidseitig schmerzlich erlebt wird. Die Beziehung wird so als langweiliger erlebt, Routine zieht ein, es fehlen Aufregung und Prickeln, man lebt gemeinsam wie Bruder und Schwester. Vielen Paaren gelingt eine Reaktivierung der sexuellen Leidenschaft nicht.
Hinzu kommen körperliche Veränderungen, die oft im Beziehungsverlauf zu beobachten sind in Form einer Abnahme von Fitness und eines einseitigen oder wechselseitigen Verlustes der erlebten sexuellen Attraktivität. Die Liebe wird so immer freundschaftlicher und immer weniger sexuell und leidenschaftlich.
Für manche Paare ist eine solche freundschaftliche Liebe durchaus ein letztlich attraktives Partnerschaftsmodell, nicht wenige leiden aber unter dem Verlust von Leidenschaft, entwickeln Sehnsucht und nehmen bei sich ein leidenschaftlich-sexuelles Begehren wahr, welches mit dem Beziehungspartner nicht mehr auszuleben ist.
So herrscht bei vielen Paaren wechselseitige sexuelle Unzufriedenheit.
Es ergibt sich ein komplexes Bild:
- grundsätzlich zeigen Studien, dass die Häufigkeit des Geschlechtsverkehrs mit zunehmender Dauer der Beziehung typischerweise abnimmt. Dies führt zudem zu einer Abnahme der erlebten Leidenschaft.
- die erlebte Leidenschaftlichkeit in einer Beziehung ist also mit der Häufigkeit des Geschlechtsverkehrs korreliert, was sowohl für Männer als auch für Frauen der Fall ist.
- gleichzeitig steigt mit abnehmender Leidenschaft in einer Beziehung der Wunsch nach Sex außerhalb der Beziehung an.
Was tun?
Die Antwort lautet nach meiner Einschätzung insbesondere:
- miteinander über Sex reden, Ehrlichkeit an die Stelle von Schweigen stellen, Probleme nicht leugnen, sondern sie lösungsorientiert gemeinsam angehen.
- Voraussetzung für ein zufriedenstellendes Sexualleben ist, dass die Beziehungspartner von ihren sexuellen Fantasien und Wünschen wissen. Die Sprache ist das geeignete Medium, um dies Wissen zu vermitteln.
- erst wenn Beziehungspartner über Sexualität reden, lässt sich feststellen, ob sexuelle Wünsche bei einer Seite auf Barrieren treffen, oder ob sie womöglich zwanglos beidseitig und gemeinsam umgesetzt werden können.
Der Abnahme des sexuellen Interesses kann entgegengewirkt werden durch den Wechsel von Örtlichkeiten und Praktiken, Verbalerotik, auch durch Phasen bewusster Abstinenz, auf die Phasen höherer sexueller Aktivität folgen.
Für manche Paare liegt die Lösung in der Öffnung des Beziehungsmodells durch Einbezug von dritten Personen in die gemeinsame Sexualität, ob in Swinger-Clubs oder in anderen Kontexten.
Nach Studien sind entsprechende Beziehungen genauso stabil wie herkömmliche Partnerschaften, kennzeichnen sich aber durch eine höhere sexuelle Zufriedenheit – siehe auch meinen vorherigen Artikel im Blog.
Eifersucht kann überwunden werden, indem klare Vereinbarungen getroffen werden:
- wird die anhaltende Erfahrung gemacht, dass die Beziehung und ihr Bestand nicht bedroht, sondern gefestigt wird, entwickelt sich Eifersucht zurück, was als Befreiung erlebt werden kann.
- auf diese Weise können ebenfalls möglicherweise bei einem oder beiden Beziehungspartnern vorhandene bisexuelle Erlebniswünsche besser und ohne jede Beeinträchtigung der Beziehung zum Tragen kommen.
- aufgebaut werden kann so eine erhöhte Offenheit und Vertrautheit, bei der über Sexualität angstfrei und auch ohne Befürchtung einer Bestrafung gesprochen wird. Dies verstärkt die wechselseitige Beziehungszufriedenheit und Bindung und kann sich so gleichzeitig als Schutzfaktor gegenüber einer möglichen Trennung erweisen.
Wie über Sexualität reden?
Filme und Literatur können helfen, das Eis zu brechen und das eigene Erleben gemeinsam in den Fokus zu stellen. Eine Atmosphäre der Akzeptanz, des offenen Zuhörens und Redens, des wechselseitigen Interesses an dem, was der andere erlebt, fördert die Klärung. Besonders hilfreich können Gespräche während der sexuellen Stimulation sein.
Unterstützung durch den Sexualitäts-Erlebens-Test
Bei Gleichklang bieten wir in unserem Test-Portal den Sexualitäts-Erlebens-Test an, der in sehr umfangreichem Ausmaß Erleben und Praxis der eigenen Sexualität erfasst (hier direkt zum Test).
Die Testergebnisse stellen eine sehr gute Basis dar, um gemeinsam über Sexualität zu sprechen.
Erhoben werden in diesem Test die Dimensionen der sexuellen Zufriedenheit, des sexuellen Liebesbezug, der instrumentellen Sexualität, der asexuellen Erlebnisweisen, des suchthaften Erlebens, der sexuellen Selbsterfahrung, der sexuellen Hemmungen, der sexuellen Fluidität, der sexuellen Experimentierfreude, der sexuellen Probleme und des Interesses an BDSM.
Mithilfe des Tests können Sie sich über Ihre sexuellen Erlebnisweisen und Wünsche klarer werden. Sind Sie in einer Beziehung können beide Beziehungspartner den Test ausfüllen. Drucken Sie die Ergebnisse aus und tauschen Sie sich dann gemeinsam aus.
So wird das Gespräch über Sexualität erleichtert. Entdecken Sie auf diese Weise, wo Gemeinsamkeiten und wo Unterschiede bestehen, wo Veränderungen möglich sind, wie sie sexuell besser miteinander zusammenkommen können.
Bereits in der Phase des Beziehungsaufbaus kann dies übrigens sehr hilfreich sein. Die Perspektive der Kommunikation sollte sein:
- was können wir gemeinsam aufbauen oder ändern, damit wir beide sexuell zufrieden und glücklich werden?
Grunddimensionen sexuellen Erlebens
Sexuelle Zufriedenheit
Die Skala der sexuellen Zufriedenheit zeigt, ob sexuelle Zufriedenheit unterdurchschnittlich, durchschnittlich oder überdurchschnittlich gegeben ist. Ist sie bei beiden überdurchschnittlich, gibt es nichts zu verändern. Liegt sie aber bei einer Seite im unterdurchschnittlich Bereich ist die Zufriedenheit in der Beziehung nicht gegeben. Ist die Zufriedenheit einseitig oder beidseitig unterdurchschnittlich, geht es also darum zu klären, woran es liegt und wie dies geändert werden kann. Auch bei durchschnittlichen Werten entsteht die Frage, wie die Sexualität stärker positiv aktiviert werden kann. Die nachfolgenden Skalen können hierfür eine wichtige Hilfestellung leisten.
Sexueller Liebesbezug
Eine überdurchschnittliche Ausprägung in der Skala sexueller Liebesbezug bedeutet, dass die betreffende Person Sexualität in sehr hohem Ausmaß an Liebe koppelt. Sexualität ist für sie Ausdruck von Liebe und finded gleichzeitig nur in einer Liebesbeziehung statt. Eine unterdurchschittliche Ausprägung bedeutet demgegenüber, dass die betreffende Person Liebe und Sexualität trennt. Sexualität bedeutet also bei diesem Bezug nicht Liebe und kann auch außerhalb einer Liebesbeziehung stattfinden. Treffen Menschen mit unterdurchschnittlicher und überdurchschnittlicher Ausprägung aufeinander, können Missverständnisse und Verletzungen entstehen. Entsprechend wird es in so einer Paarkonstellation darum gehen müssen, gemeinsame Verständigungsmöglichkeiten und Kompromisse zu erschließen, die für beide Seiten annehmbar sind.
Sexuelle Selbsterfahrung
Die Skala sexuelle Selbsterfahrung erfasst, wie sehr Sexualität in den Kontext von Selbstentfaltung, Spiritualität, Körpererfahrung etc. eingebettet ist. Haben beide Beziehungspartner eine überdurchschnittliche Ausprägung sind optimale Voraussetzungen gegeben, um auch unter Heranziehung von Literatur oder durch den Besuch von Kursen, den eigenen Körper und den Körper des Beziehungspartners sowie die damit verbundenen geistig-seelischen Prozesse kennenlernen und in gute Bahnen lenken zu können. Auch intensive Gespräche über Sexualität und das sexuelle Erleben (auch während der Sexualität) können sich hier als sehr positiv erlebt werden. Treffen überdurchschnittliche und unterdurchschnittliche Ausprägung aufeinander, kann gemeinsam herausgearbeitet werden, wie der Beziehungspartner mit überdurchschnittlicher Ausprägung Sexualität als Selbsterfahrung erlebt. Dies kann dem anderen Beziehungspartner Ideen geben, ihn motivieren und letztlich auch bei ihm zu einer Stärkung des Selbsterfahrungsmotivs bei der Sexualität führen. Sexuelle Selbsterfahrung ist eine förderliche Erfahrung, die es ermöglicht, auf eigene und partnerbezogene Erlebnisweisen zu achten, aus Sexualität zu lernen, Hemmungen zu überwinden und zu einer sexpositiven und gleichzeitig achtsamen und mitmenschlichen Einstellung zu gelangen.
Sexuelle Hemmungen
Die Skala sexuelle Hemmungen erfasst Ängste, Hemmungen, Schüchternheit und Blockaden. Die eigenen Wünsche werden nicht umgesetzt, weil sie durch Scham blockiert werden. Aufgrund von Schamerleben oder Angst werden gleichzeitig keine Schritte unternommen, um dies zu ändern. Gerade bei unberechtigter Scham und Angst hilft jedoch Vermeidung nicht, sondern führt im Gegenteil zum dauerhaften Fortbestehen der Problematik. Konsequenz von Sexualvermeidung ist Unzufriedenheit, Anspannung, Beeinträchtigung der Paarbeziehung. Zudem nehmen sexuelle Wünsche so oft nicht ab, sondern eher zu. Es ist ein Teufelskreis aus Scham/Angst und Vermeidung, der eine Lösung der Problematik entgegensteht. Wird nichts dagegen getan, kann dies für immer bestehen bleiben. Das Problem zu erkennen, ist der erste Schritt zur Verbesserung. Sprechen Sie gemeinsam über ihre Testergebnisse und üben sie so, in einer vertrauten Atmosphäre mit einer vertrauten Person über das zu besprechen, was sie hemmt. Das Gespräch über die Hemmungen ist der erste Schritt, um aus der Vermeidung auszusteigen und die Hemmungen zu lösen. Indem Sie über Ihre Hemmungen und unterdrückten Wünsche und Gefühle gemeinsam mit dem Partner sprechen, gelangt das Unterdrückte zum Ausdruck, die Hemmungen beginnen, sich aufzulösen und schrittweise wird es Ihnen gelingen, sexuelles Erleben und sexuelle Offenheit zuzulassen und zu genießen.
Sexuelle Probleme
Die Skala sexuelle Probleme erfasst konkrete Funktions-Schwierigkeiten, wie Erektionsstörungen, Orgasmusprobleme, Schmerzen bei der Sexualität. Wie für die Hemmungen gilt auch hier die Bedeutsamkeit des offenen Gesprächs. Weicht die Angst, lösen sich manchmal solche Probleme wie von selbst auf. Wichtig ist auch, sie nicht zu katastrophisieren, sondern gelassen mit ihnen umzugehen. Sexuelle Befriedigung verlangt beispielsweise keine Dauererektion und kann auf verschiedensten Wegen erreicht werden. Sexualität kann auch ohne Orgasmus sehr befriedigend sein, was in Konzepten des Slow Sex gut zum Ausdruck kommt. Der Leistungsgedanke ist dem sexuellen Erleben abträglich und verhindert ein entspanntes sexuelles Miteinander. Entfällt das zwanghafte Streben, für den anderen funktionieren zu müssen, erledigt sich so manche „Funktionsstörung“. Ist dies nicht der Fall, können sexual-therapeutische Maßnahmen in Anspruch genommen werden. Erektionschwierigkeiten lassen sich mittlerweile in der Mehrheit der Fälle medikamentös behandeln, es gibt Wirkstoffe, die 24 Stunden aktiv bleiben und so ein natürliches Sexualleben in der Beziehung nicht behindern. Verkrampfungen bei der Frau können mit behutsamer Stimulation aufgelöst werden, wobei auch ein Hegastifttraining wirksam sein kann. Bei wechselseitiger Offenheit lassen sich sexuelle Funktionsstörungen überwinden oder in die Sexualität integrieren, sodass sie ihren Störungscharakter verlieren und auch mit ihnen ein beidseitiges befriedigendes Sexualleben möglich wird.
Sexuelle Experimentierfreude
Die Skala sexuelle Experimentierfreunde erfasst eine Tendenz und einen Wunsch, Sexualität vielgestaltig umzusetzen, neue Praktiken und Möglichkeiten zu erschließen, Örtlichkeiten zu wechseln, Variabilität und Veränderung in die gemeinsame Sexualität hineinzubringen. Ist diese Skala unterdurchschnittlich, ist zu klären, ob es womöglich an Hemmungen (überdurchschnittliche Skala Hemmungen) oder sexuellen Problemen (überdurchschnittliche Skala sexuelle Probleme) liegt, oder ob tatsächlich auch jenseits von Hemmungen und Problemen kein Wunsch nach sexuellem Experimentieren besteht. Ein Umgang mit einer unterdurchschnittlichen Ausprägung mag es zudem sein, einfach einmal etwas mit dem Beziehungspartner auszuprobieren, um besser feststellen zu können, ob sich dadurch nicht womöglich der Wunsch nach mehr sexueller Variabilität entwickelt. Treffen überdurchschnittliche und unterdurchschnittliche Ausprägung aufeinander, kann dies zur Unzufriedenheit des Beziehungspartners mit überdurchschnittlicher Ausprägung oder zum Erleben von Druck und Bedrängung des Beziehungspartners mit unterdurchschnittlicher Ausprägung führen. Umso wichtiger ist es, hierüber zu sprechen, um Möglichkeiten zu finden, die beiden Seiten gerecht werden.
Instrumentelle Sexualität
Die Skala instrumentelle Sexualität misst, inwiefern Sexualität nicht um ihrer selbst willen, sondern beispielsweise dem Partner zuliebe durchgeführt wird. Ist diese Skala überdurchschnittlich, kann gefragt werden, was ein Paar tun kann, damit beide Beziehungspartner gerne miteinander Sex haben und diesen genießen. Auch ist zu klären, welche emotionalen Folgen der gegenwärtige instrumentelle Charakter der Sexualität hat und wie möglichen negativen Folgen gemeinsam entgegengewirkt werden kann. Bei fehlendem sexuellen Verlangen einer Seite kann ebenfalls nach Möglichkeiten außerhalb der Beziehung gemeinsam gesucht werden. Ebenso ist es aber möglich, die instrumentelle Sexualität fortzusetzen, wenn sie nicht als leidbesetzt erlebt wird.
Asexuelles Erleben
Die Skala asexuelles Erleben zeigt bei überdurchschnittlicher Ausprägung an, dass tatsächlich im wesentlichen keine Sexualität gewünscht wird. Mehr Sexualität ist also hier nicht die Lösung. Partner können miteinander herausarbeiten, was ihrer Liebe am besten dient: ein gewisses Ausmaß an instrumenteller Sexualität, um den nicht-asexuellen Partner zu befriedigen, oder eine Öffnung der Beziehung, die dem nicht-asexuellen Partner Sex außerhalb der Beziehung zugesteht. Nichts ist verboten, was zwischen zwei zustimmungsfähigen Menschen vereinbart wird. Es geht darum, sich von Normen zu lösen, die eine Beziehung nicht schützen, sondern sie gefährden. Ein asexueller und ein nicht-asexueller Beziehungspartner können Wege finden, um eine glückliche Beziehung zu führen, ohne den asexuellen Part unter Druck zu setzen und durch Sex zu stressen oder dem nicht-asexuellen Part dauerhaft Sexualität zu verweigern. Weist also ein Beziehungspartner einen überdurchschnittlichen Wert auf, der andere aber nicht, ist es Zeit, miteinander zu reden und Lösungen zu finden, die beide Seiten emotional annehmen und praktizieren können.
Sexsucht
Ein überdurchschnittlicher in der Skala des suchthaften sexuellen Erlebens macht deutlich, dass diese Person wirklich sehr viel Sex haben möchte, sehr oft an Sex denkt, durch sexuelle Gedanken abgelenkt wird. Dies kann so weit gehen, dass der Wunsch nach Sexualität den Alltag durchdringt und als suchthaft erlebt wird. Es ist wichtig, dass Beziehungspartner hiervon wissen und so Strategien entwickeln können, um damit umzugehen. Sonst können dysfunktionsale Muster entstehen, wo ein Beziehungspartner beispielsweise bis spät in die Nacht im Internet Pornografie schaut oder sich hochfrequent außerhalb der Beziehung sexuell betätigt und gleichzeitig versucht, dies vor dem Beziehungspartner zu verbergen. Nicht selten enden solche Beziehungen im Aus, oft mit schweren Konflikten und Enttäuschungen. Es sollte darum gehen, die Situation gemeinsam zu erkennen und richtig einzuschätzen. Am wirksamsten ist eine Doppelstrategie: Möglichkeiten zur sexuellen Befriedigung zu erschließen und gleichzeitig alternative befriedigende Aktivitäten (wie gemeinsam spazieren gehen, wandern, Freunde treffen, sich gesellschaftlich betätigen etc.) fest im Alltag verankern. Durch Einbettung in eine sinnvolle Alltagfs-Struktur kann dem Suchthaften entgegengewirkt werden. Sexsucht ist oft Ergebnis von Alltagsleere. Gleichzeitig kann so gelernt werden, echte sexuelle Zufriedenheit aufzubauen. Denn es kann gerade auch sexuelle Unzufriedenheit sein, die den Ausgangspunkt für eine Sexsucht darstellt. Die Lösung ist also nicht Abstinenz, sondern befriedigende Sexualität bei gleichzeitiger Einbindung in als sinnvoll erlebte nicht sexuelle Aktivitäten. Dabei ist es durchaus auch denkbar, die Suchthaftigkeit zu kanalisieren, indem Kompromisse geschlossen werden, wie beispielsweise einmal in der Woche getrennt oder gemeinsam in den Swinger-Club gehen oder sich einen erotischen Film anschauen. Hilfreich kann auch die gemeinsame Teilnahme an Tantra-Kursen oder anderen Kursen zur paarbasierten Körperlichkeit sein. Hierdurch kann sich erlebter Druck reduzieren, die Sucht tritt in den Hintergrund und außersexuelle Aktivitäten gewinnen wieder an Bedeutung im Alltag.
Sexuelle Fluidität
Die Skala Fluidität erfasst, wie stark das sexuelle Interesse auf die Frage der Geschlechtszugehörigkeit gerichtet ist. Menschen mit hoher Fluidität können sich gut Kontakte zu Menschen aller geschlechtlichen Formen vorstellen, ob Frau, Mann, Transgender, intersexuell oder queer. Eine solche hohe Offenheit oder Fluidität könnte beispielsweise auch in polyamoröse Beziehungsgestaltungen gemeinsam eingebracht werden. Eine erhöhte Ausprägung bei nur einem Beziehungspartner bedeutet nicht notwendigerweise, dass daraus Spannung entstehen muss. Mehrere Konstellationen sind denkbar, wo dies sehr gut in eine Beziehung integriert werden kann:
- der Beziehungspartner mit hoher Fluidität kann sich zwar Sexualität mit Personen mit den verschiedensten geschlechtlichen Identitäten gut vorstellen, benötigt dies aber nicht für eine ausreichende sexuelle Zufriedenheit. Ist ein Beziehungspartner gefunden, genügt ihm oder ihr dies und die Ausdehnung der Sexualität auf Personen mit anderen geschlechtlichen Identitäten wird nicht als notwendig erlebt. Bei einer solchen Konstellation ergibt sich kein besonderer Spannungsgrad.
- der Beziehungspartner mit hoher Fluidität hat das Bedürfnis, diese Fluidität auch real sexuell auszuleben und der andere Beziehungspartner steht dem nicht ablehnend gegenüber. Gerade bei hoher sexueller Experimentierfreude könnten so beispielsweise weitere Personen in die gemeinsame Sexualität hineingebracht werden und für beide Seiten die sexuelle Befriedigung erhöhen.
- denkbar ist ebenfalls eine Konstellation, wo ein begrenztes Zulassen von Sexualität außerhalb der Beziehung vereinbar wird, was nicht zu einer Beeinträchtigung der Beziehungsqualität führen muss, wenn die Basis von Liebe, Vertrauen und Bindung vorhanden ist.
Neigung zu BDSM
Eine überdurchschnittliche Ausprägung in der Skala BDSM bedeutet die Neigung zur spielerischen Form von Dominanz und Unterwerfung während der Sexualität. Diese Neigung wird von ca. 10 % der Bevölkerung geteilt und sie tritt ebenso oft bei Frauen wie bei Männern auf. Studien zeigen, dass diese Neigung nicht mit psychischen Störungen oder tiefgreifenden Persönlichkeitsauffälligkeiten einhergeht. Spielerische Neigungen zu BDSM sind nicht zu verwechseln mit krankhaftem Sadismus oder Masochismus, der Grenzen von Menschen überschreitet oder zur Schädigung der eigenen Person führt. Es gibt auch keine Hinweise dafür, dass spielerische Formen von BDSM mit erhöhter Wahrscheinlichkeit sich zu krankhaften oder gefährlichen Formen der Sexualität steigern. Weist nur ein Beziehungspartner eine überdurchschnittliche Ausprägung auf, gilt erneut der Rat zum offenen Gespräch, um festzustellen, wie wichtig diese Form der Sexualität ist, ob ggf. darauf verzichtet werden kann oder ob Möglichkeiten geschaffen werden können oder sollten, diese Form der Sexualität ggf. auch außerhalb der Beziehung in einem besprochenen Sinn und Ausmaß zu ermöglichen. Entscheidend sind Vertrauen und wechselseitige Bindung, ist dieser Rahmen gegeben kann vieles gemeinsam geklärt und integriert werden.
So Zufriedenheit verbessern
Sexualität ist nicht alles und sie sollte für die Beziehungszufriedenheit nicht überschätzt, aber auch nicht unterschätzt werden.
Sachlage ist, dass sexuelle Unzufriedenheit in Beziehungen weitverbreitet ist und oft werden heimliche Lösungsversuche außerhalb der Beziehung unternommen, unter denen das Vertrauen und die Beziehungsqualität leiden.
Ich rate Ihnen daher, Licht in das Dunkel des Unwissens über die wechselseitigen Wünsche zu bringen und das wahre sexuelle Ereben und Begrehren von Ihnen selbst wie auch von Ihrem Beziehungspartner wechselseitig zugänglich zu machen.
Denn so können oft Möglichkeiten gefunden werden, um den Erlebnisbedürfnissen beider Beziehungspartner gerecht zu werden und dadurch auch die Partnerschaftszufriedenheit nachhaltig zu stärken.
- der von Gleichklang angebotene Sexualitäts-Erlebens-Test ist eine gute Basis, um sich über die eigenen Bedürfnisse und durch gemeinsame Besprechung der Ergebnisse über die Bedürfnisse des Beziehungspartners bewusst zu werden.
- so wird ein fruchtbares Gespräch miteinander möglich und Wege können gefunden werden, die beiden Beziehungspartnern einen befriedigenden und als erfüllend erlebten Zugang zur Sexualität ermöglichen.
Aspekte der Passung
In diesem Artikel steht die Beziehungsarbeit im Sinne des gemeinsamen Herausarbeitens von Möglichkeiten zu einem wechselseitig angemessenen Umgang mit Sexualität im Vordergrund. Grundsätzlich bestehen viele Möglichkeiten, eine Beziehung zu verbessern, ohne gleich an der Partnerwahl zu zweifeln und die Beziehung infrage zu stellen.
Dennoch ist es aber natürlich ebenfalls sinnvoll, möglichst von vornherein einen Beziehungspartner zu finden, wo wenigstens keine grundlegenden Diskrepanzen im sexuellen Erleben bestehen, sodass die Beziehungsarbeit einfacher vonstattengehen und schneller gemeinsame Zufriedenheit erlebt werden kann.
Matching-Algorithmus bei Gleichklang
Bei Gleichklang übernimmt diesen Teil für Sie unser Matching-Algorithmus, der viele nicht immer so leicht überwindbare Inkompatibilitäten beim sexuellen Erleben und Streben berücksichtigt und von vornherein sicherstellt, dass eher Menschen zueinander finden, wo keine tief greifenden diesbezüglichen Inkompatibilitäten bestehen.
Bei Gleichklang berücksichtigen wir derzeit u. a. für die Vermittlung:
- den Wunsch, die Bereitschaft oder die Ablehnung nach einer Beziehung ohne Sexualität
- die gewünschte Geschwindigkeit des Eintretens von Sexualität
- die Aufgeschlossenheit für unverbindliche erotische Kontakte
- die Neigung, neutrale Haltung oder Abneigung gegenüber BDSM
- das Interesse an Monogamie (sexuelle Treue) oder umgekehrt an Kontakten zu Dritten in einer Beziehung
- bisexuelle Neigungen und deren Integration in eine Beziehung
- Vorhandensein und Akzeptanz gegenüber sexuellen Funktionsstörungen
Durch die Berücksichtigung dieser Faktoren wird bereits eine starke Vorauswahl getroffen, die das künftige Konfliktpotenzial von Gleichklang-Paaren reduziert. Dadurch ist es für Gleichklang-Paare einfacher, zu einer Ausgeglichenheit und Harmonie in ihrem Umgang mit Sexualität zu finden.
Im Rahmen der kontinuierlichen Arbeiten an einer Verbesserung des Matching-Algorithmus werden hier künftig weitere Feineinstellungen und Erweiterungen erfolgen.
Eigeninitiative zählt
Während die Auswahl nach dem Algorithmus die Aussichten einer wechselseitig befriedigenden Sexualität bzw. eines wechselseitig zufriedenstellenden Umganges mit dem Thema Sexualität fraglos verbessert, entbindet dies dennoch die Beziehungspartner nicht davon, an ihrer Beziehung und ihrem Umgang mit Sexualität kontinuierlich zu arbeiten, um nicht nur eine stabile positive Beziehungsbasis zu schaffen, sondern diese auch fortwährend zu erhalten.
Weder Menschen noch Beziehungen sind statisch. Menschliches Streben ist komplex, dynamisch und veränderbar. Beziehung ist daher immer aufs Neue wechselseitiges Verstehen und Abstimmung.
Mit unserer Vermittlung bei Gleichklang können wir lediglich eine gute Ausgangsbasis schaffen, alles Weitere liegt bei den Paaren selbst, die über Gleichklang zueinander finden.