Dieser Artikel untersucht, welche Bilder für die Partnersuche hilfreich sein. Es wird aufgezeigt, dass die Markt- und Bewerbungsmetapher verzerrte Selbstdarstellung und Täuschung anregt. Demgegenüber verbessert die Sichtweise von Partnersuche als ergebnisoffene Begegnung die Aussichten auf eine erfolgreiche Partnerfindung.
Diejenigen, die nicht so viel Zeit haben oder es gerne kürzer haben, können die Hauptergebnisse ohne zahlreiche weitere Details, Studienergebnisse und Begründungen direkt unter Resümee und psychologischer Emfehlungen nachlesen.
Partnersuche als Bewerbung und Auswahl auf einem Markt
Woraus entstehen die vielen inneren und äußeren Probleme, Ängste und Ärgernisse, die Menschen beim Online-Dating erleben?
Ich glaube, dass ein Großteil dieser Probleme aus der Markt- und Bewerbungs-Metapher für die Partnersuche entsteht:
- Partnersuchende sehen sich selbst als Teil eines Kandidaten-Marktes, wo sich Personen wechselseitig präsentieren, um ausgewählt zu werden oder andere für sich zu gewinnen.
Dadurch aber entstehen Fragen, die nach meiner Überzeugung dem eigentlichen Ziel der Partnersuche zuwiderlaufen und diese für manche zu einer Belastung machen:
- Wie stelle ich mich am attraktivsten in einem Dating-Profil dar?
- Wie erhalte ich die größte positive Resonanz und möglichst viele Verabredungen?
- Wie vermeide ich es am effektivsten, dass ich abgelehnt werde?
Typische daraus folgende Empfehlungen könnten sein:
- Stelle Deine Fähigkeiten und Kompetenzen heraus und übertreibe sie in dem Ausmaß, wie dies nicht auffällt.
- Minimiere Deine Schwächen und Fehler oder verberge sie ganz, wenn dies möglich ist.
Konkrete Konsequenzen können sein:
- Bei Alter, Körpergröße und Figur wird geschummelt.
- Das attraktivste oder ein veraltetes Foto werden verwendet.
- Personen schreiben sich fälschlicherweise sozial erwünschte Charaktermerkmale oder Interessen zu.
- Für das Kennenlernen wird extra besondere Kleidung zur Selbstpräsentation gewählt.
- Es erfolgen falsche Angaben zu eigenen Partnermodellen oder sexueller Treue, weil die eigenen Intentionen den vermuteten Wünschen des Gegenüber entgegenlaufen.
- Innerpsychisch kann eine solche Partnersuche begleitet werden von Angst davor, den Anforderungen nicht gerecht zu werden, sich ungünstig darzustellen oder Chancen zu verpassen (siehe auch den vorherigen Artikel zu Dating-Ängsten).
Personen mit Bewerbungs- und Prüfungsängsten entwickeln nun entsprechend Dating-Ängste, wobei beide Formen von Angst aber auch getrennt auftreten können.
Außerdem wird für alle Partnersuchenden die Unsicherheit maximiert:
- Ist die andere Person wirklich so, wie sie sich darstellt?
- Muss eine Desillusionierung bei der ersten Begegnung befürchtet werden?
- Ist das aktuelle Verhalten nur ein temporäres Ausnahmeverhalten, welches die Person bald aufgeben wird, wenn es zu einer Beziehung kommt?
Es kann hier auch um sehr wichtige Dinge gehen:
- Manche Personen sind in Beziehungen sexuell nicht treu, möchten dies auch nicht sein, oder wissen oder vermuten mindestens, dass sie es nicht sein werden. Die meisten teilen dies ihren Beziehungspartner:innen aber vorher nicht mit.
Um im Bereich der Sexualität zu bleiben, wissen viele Verpartnerte beispielsweise auch nichts von der Bisexualität ihrer Partner:innen oder von deren BDSM-Neigung.
Wie stark ist die Unehrlichkeit beim Dating?
Wenn Partnersuche für die jeweils Beteiligten Bewerbungs- und Auswahlprozesse auf einem Markt sind, sind die oben dargestellten Konsequenzen nicht erstaunlich.
Allerdings sollte selbst bei Zugrundelegung der Marktmetapher das Ausmaß der trügerischen Darstellung beim Online-Dating nicht überschätzt werden, wie Nicole B. Ellison und Jeffrey T. Hancock in ihrem Artikel “Profile as Promise: Honest and Deceptive Signals in Online-Dating” argumentieren.
Die Autor:innen berichten gemischte Ergebnisse:
- Angaben von Teilnehmenden am Online-Dating zu Körpergröße, Gewicht und Alter wurden mit objektiven Methoden überprüft. Im Ergebnis zeigte sich, dass ca. 8 von 10 Personen bei mindestens einem der drei Maße eine inkorrekte Angabe gemacht hatten.
- Sprechen diese Befunde zunächst für ein erhebliches Ausmaß an Täuschung beim Online-Dating, so beobachteten die Auto:innen andererseits, dass die meisten dieser Falschangaben nur geringfügig oder moderat von der Wirklichkeit abwichen, beispielsweise die Körpergröße bei der Mehrheit der Untersuchten um nicht mehr als 2,5 cm.
Die Autor:innen erklären diese Befunde mit einem rationalen Verhalten von Online-Partnersuchenden:
- Einerseits sollen die Chancen auf Online-Resonanz verbessert werden, andererseits wollen die Betreffenden bei einem späteren Treffen nicht sofort den Zorn und die Ablehnung derjenigen erzeugen, bei denen sie einen falschen Eindruck vermittelten.
Trotzdem erlauben diese Befunde keine vorzeitige Entwarnung:
- Gemessen wurden leicht erfassbare Maße, wie Alter oder Körpergröße. Wie steht es aber mit nicht so einfach messbaren Merkmalen, wie mit der Neigung, in als monogam deklarierten Beziehungen fremdzugehen?
Hier ist die Überführung nicht so einfach und insofern ist gerade hier aus psychologischer Sicht mehr Täuschung zu erwarten.
Das Thema ist essentiell:
So beobachteten wir bei Gleichklang-Paaren, dass das Auftreten von Fremdgehen (also Sex mit Dritten in einer offiziell-monogamen Beziehung) die Trennungrate um ca. das fünffache erhöht. Die Ergebnisse unserer Befragung können auch in diesem Presseartikel nachgelesen werden.
Die Trennungsrate der Paare mit vereinbarter Nicht-Monogamie (offene Beziehung) war nicht höher als die Trennungsrate von Paaren mit eingehaltener Monogamie.
Veröffentliche wissenschaftliche Befunde weisen ebenfalls auf eine tragfähige Gestaltungsweise von verschiedenen Gestaltungsweisen der Sexualität in Beziehungen hin, solange die Ehrlichkeit gewährleistet ist und ein Konsens erzielt wurde:
Unter anderem aufgrund der gesellschaftlich nach wie vor weitgehend normativ erwarteten Monogamie, die sich in der Mehrheit der Partnersuchenden widerspiegelt, vermute ich jedenfalls in diesem Bereich wesentlich schwerwiegendere Unehrlichkeit in Dating-Profilen, als sie die aktuell vorliegenden Studien zu Körpergröße, Alter und Gewicht vermuten lassen.
Die Alternative zur Täuschung ist Ehrlichkeit:
- Ehrlichkeit kann dazu führen, dass andere Personen zusammenfinden als die bei Unehrlichkeit zusammenfinden würden, was aber auch genau gewünscht ist, da diese anderen Personen eine wesentlich höhere Chance auf eine tragfähige Beziehung miteinander haben.
Hinzu kommt, dass nicht alle Teilnehmenden am Online-Dating sich wirklich treffen wollen:
- So zeigen Studien spezifisch bei Dating-App-Nutzer:innen eine hochgradig heterogene Motivlage, bei der eine Partnerschaft nur eines von mehreren Motiven ist, welches keineswegs dominiert. Trendorientierung. Erlebnishunger, Selbstbestätigung oder Sex, der auch rein virtuell sein mag, spielen ebenso eine Rolle.
- Da zur Erfüllung mancher Motive Ehrlichkeit nicht notwendig oder sogar abträglich sein kann, ist wohl davon auszugehen, dass sich das Ausmaß an Ehrlichkeit zwischen Plattformen unterscheidet – je nachdem, wie stark das Liebes-Motiv und wie stark die anderen Motive ausgeprägt sind.
Immerhin macht mich dies für Gleichklang optimistisch – denn hier führte in einer Befragung von 1022 Mitgliedern mit weitem Abstand das Motive Beziehung, während alle anderen Motive nur unter ferner liefen bejaht wurden.
Hierfür gibt es auch eine direktere empirische Basis – in einer anderen Umfrage mit fast 2000 Mitgliedern ergaben sich folgende Befunde – Zitat:
- 82,15% der befragten Mitglieder gaben an, dass Sie in ihrem Profil zu 100% die Wahrheit gesagt hätten, während 17,63 % der Mitglieder angaben, dass sie Kleinigkeiten fehlerhaft dargestellt hätten. Nur jeweils 0,11% der befragten Mitglieder bejahten die Aussagen, dass ihre Profile eine Mischung aus Wahrheit und Lüge seien oder gar mit der Wahrheit nichts zu tun hätten.
- Bezüglich des Alters berichteten 98,82% der Mitglieder über eine korrekte Angabe. 2,36% gaben an, in Wirklichkeit älter zu sein und 0,81% gaben an, in Wirklichkeit jünger zu sein als in ihren Profilen benannt.
- Im Hinblick auf eingestellte Fotos gaben 83,46% der befragten Mitglieder an, sie sähen auf einem eingestellten Foto so aus wie auch in der Wirklichkeit. 12,28% berichteten demgegenüber, dass sie tatsächlich etwas schlechter aussähen als auf dem Foto. 5,26% der Befragten gaben an, in der Realität besser auszusehen als auf dem Foto.
- In ihrer freien Textvorstellung haben sich nach eigenen Angaben 94,11% der Mitglieder korrekt dargestellt, während 5,89% von unwahren Angaben im freien Text berichteten.
- Im Hinblick auf ihre Angaben zu Bildungsstand und Berufsausbildung berichteten 88,44% der befragten Mitglieder, in ihrem Profil die volle Wahrheit gesagt zu haben. Demgegenüber gaben 9,69% der befragten Mitglieder an, ihr Licht unter den Scheffel gestellt zu haben. Nur 1,88% der Befragten gaben an, ihren Werdegang übertrieben zu haben.
Ideal und Realität
In einer idealen Welt wäre selbst die Suche nach beruflicher Betätigung und die Vergabe von Arbeitsplätzen nicht mit widerstreitenden Intentionen verbunden:
- Beide Seiten wären daran interessiert, ergebnisoffen und realitätsgetreu herauszufinden, ob sie in der bestehenden Konstellationen (beruflich) miteinander glücklich werden würden, also gemeinsam sowohl berufliche Zufriedenheit wie Effektivität erreichen können.
(Übrigens versucht die Kontaktliste “berufliche Weiterentwicklung” bei Gleichklang, genau diese Möglichkeit einer ergebnisoffenen Findung von Optionen ohne widerstreitende Interessen umzusetzen. Die Liste ist noch relativ neu, aber wir werden sie in ca. einem Jahr in einer Umfrage auswerten.)
In der gegenwärtigen Realität kann von einem ergebnisoffenen und beidseitigem gemeinsamen Interesse bei Bewerbungen keine Rede sein:
- Bewerbungsprozesse werden durch materielle Existenzängste, drängende Karrierewünsche, gänzlich außerhalb der Tätigkeit liegende Interessen und eine asymmetrische Einflussverteilung geprägt.
- Solche Kontexte aktivieren Tendenzen zur Selbstdarstellung, bei denen Ehrlichkeit und Unehrlichkeit strategisch eingesetzt werden.
Vieles davon finden wir auch im Dating-Bereich – bis hin zu reihenweise im Internet verbreiteten Empfehlungen zu optimaler Fotoauswahl und strategisch angeblich am besten geeigneten Verhaltensweisen.
Partnersuche als Begegnung
Ich halte die Sichtweise von Partnersuche als Bewerbung und Auswahl auf einem Markt für unglücklich, aber reformierbar:
- Mit einer “guten” Selbstpräsentation bei einer Bewerbung möchten die Betreffenden arbeitsplatzbezogene Sicherheit, ein höheres Einkommen, einen wohnortnäheren Arbeitsplatz und viele weitere mögliche Ziele erreichen.
Dies macht verständlich, dass sich Personen eher positiv verzerrt darstellen, anstatt die Person zu sein, die sie sind.
Was aber sind die Ziele von Partnersuchenden?
- Partnersuchende möchten zu zuallererst eine Person kennenlernen, die sie lieben und von der sie geliebt werden, und mit der sie glücklich werden können.
Damit aber haben Partnersuchende eigentlich keine widerstreitenden Interessen, sondern ein gemeinsames Interesse:
- Herauszufinden, ob miteinander ein Beziehungs-Glück entstehen kann.
Wie aber lässt sich dies am besten herausfinden?
- Durch Ehrlichkeit, Offenheit, Selbstöffnung und Transparenz im Hinblick auf die Merkmale der eigenen Personen, die gewünschte Lebensweise, die angestrebten Beziehungs-Formen, die eigene Zukunfts- und Lebensplanung, einschließlich möglicher Veränderungen und Entwicklungsmöglichkeiten.
Partnersuche ist – von ihrem eigentlichen Ziel aus betrachtet – etwas anderes als ein Bewerbungsprozess:
- Je ehrlicher und offener die betreffenden Personen miteinander kommunizieren, desto besser werden sie die Frage beantworten können, ob ein gemeinsames Beziehungs-Glück möglich ist. Dies liegt im Interesse beider beteiligten Personen.
Insofern ist die Wortwahl “Profile als Versprechen” in der oben angesprochenen Arbeit von Nicole B. Ellison und Jeffrey T. Hancock sehr gut gewählt – mit der Ergänzung, dass nur solche Versprechen gegeben werden sollten, die die entsprechenden Personen auch einlösen können und wollen.
Besteht durch Ehrlichkeit nicht die Gefahr, eine mögliche Beziehung mit einer Person von Anfang an zu blockieren?
Ja, diese Möglichkeit besteht, aber sie ist eher eine Chance als eine Gefahr. Es gibt nämlich keinen Grund, eine Person für eine Beziehung zu gewinnen, mit der ein gemeinsames Beziehungsglück vermutlich nicht erreichbar ist:
- Eine Studie zu den Auswirkungen der Covid-Pandemie auf die seelische Stabilität der Befragten zeigte, dass glücklich Verpartnerte tatsächlich die höchste seelische Stabilität hatten, dass aber die seelische Stabilität von Personen in unglücklichen Beziehungen deutlich geringer war als die seelische Stabilität von Singles. Es gilt demnach: Besser Single als in einer unglücklichen Beziehung!
- In Studien zur Beziehungszufriedenheit ist die Zufriedenheit der beteiligten Partner:innen zudem grundsätzlich statistisch eng miteinander korreliert. Typischerweise sind beide Partner:innen mehr oder weniger glücklich oder unglücklich mit einer Beziehung. Es ist demgegenüber eine Ausnahme, dass in einer Beziehung eine Person glücklich und die andere unglücklich ist. Es macht daher keinen Sinn, bei der Partnersuche eine Person durch Täuschung oder verzerrte Selbstdarstellung als Beziehungspartner:in gewinnen zu wollen, wenn diese Person bereits für sich erkennt, dass sie in einer Beziehung nicht glücklich werden würde.
Für viele Partnersuchende mögen diese Erkenntnisse entlastend sein:
- Auch ohne Partnerschaft können Menschen ein glückliches, sinnvolles und sozial integriertes Leben führen.
So gelangen Deborah Carr und Rebecca L. Utz in einem neuen Übersichtsartikel zu der Prognose, dass in den nächsten 40 Jahren der Prozentsatz lebenslanger Singles auf mehr als 10 % ansteigen werde.
Sie zitieren zudem Forschungsbefunde, gemäß derer ältere alleinstehende Frauen eine vergleichbare körperliche und seelische Gesundheit aufweisen wie verheiratete Frauen gleichen Alters. Dies erklärt sich offenbar dadurch, dass diese Single-Frauen es verstehen, sich sinnvolle soziale Bezüge aufzubauen.
Bei Gleichklang unterstützen wir dies durch die Freundschafts- und Reisepartnersuche, sowie durch die Kontaktlisten in den Bereichen Projekte und Gemeinschaften und Naturaktivitäten.
Ich möchte nicht verschweigen, dass die Befundlage für ältere Single-Männer wesentlich schlechter aussieht als für Frauen. Jedoch ist dies nach meiner Einschätzung keine sich aus dem Geschlecht ergebene Naturnotwendigkeit, sondern hängt damit zusammen, wie sich diese Männer ihr Single-Dasein gestalten. Offenbar fällt im Durchschnitt älteren Frauen die Gestaltung eines aktiven und in soziale Bezüge eingebetteten Single-Lebens leichter als älteren Männern.
Ein Teil dieses Effektes mag sich aber aus Besonderheiten der Stichprobe der älteren Single-Männer geben:
- Ältere Single-Männner können einfacher ältere Single-Frauen kennenlernen als umgekehrt aufgrund einer Verknappung der Verfügbarkeit von Single-Männern mit steigendem Lebensalter wegen der höheren durchschnittlichen Lebenserwartung von Frauen. Somit ist es möglich, dass bei älteren Männern, die trotzdem Singles bleiben, besonders viele Personen mit körperlichen und seelischen Problemen sind.
Auf jeden Fall bleibt es bei der Aussage, dass Partnerfindung eine Option, aber keine Notwendigkeit ist:
- Die Partnersuche kann ohne inneren oder äußeren Druck ablaufen. Das Finden und der Aufbau einer glücklichen Partnerschaft ist etwas Wunderbares, aber die Partnerfindung muss weder sofort noch unbedingt überhaupt erfolgen. Auch Singles können glücklich und erfüllt von ihrem Alltag sein.
Durch diese Befreiung von unnötigem Druck steigt Ihre Handlungsfreiheit:
- Weder brauchen Sie die Partnersuche vorzeitig beenden, weil der Erfolg in einem bestimmten Zeitraum nicht eingetreten ist. Noch brauchen Sie zu einer verzerrten, positiven Selbstdarstellung greifen, um eine Person für eine Partnerschaft zu gewinnen, woraus ggf. eine unglücklich Beziehung entstünde.
- Sie brauchen auch keine Angst vor Zurückweisung zu haben, weil es gar nicht Ihr Interesse ist, mit einer Person zusammenzukommen, die Sie nicht so will und liebt, wie Sie sind.
- Sie brauchen keine Sorge vor einem dauerhaftem Single-Dasein zu haben, weil sie auch ein solches positiv gestalten und erleben können.
Besser geeignet als die Metapher von Online-Dating als Bewerbung ist das folgende Modell:
- Partnersuche ist ein ergebnisoffener, durch ein gemeinsames Interesse motivierter Begegnungsprozess, bei dem Sie und die andere Person nicht gegeneinander, sondern miteinander herausfinden wollen, ob sie voraussichtlich eine wechselseitig glückliche und erfüllende Beziehung miteinander führen können oder dies wenigstens beide versuchen wollen.
Partnersuche ist so eine Win-Win-Situation. Denn jedes Ergebnis dieses Begegnungsprozesses kann positiv genutzt werden:
- Ein gemeinsames Ja, schafft die Basis einer beginnenden Beziehung.
- Ein gemeinsames Nein, schützt beide Personen vor dem Beginn einer womöglich belastenden, konfliktären oder gar toxischen Beziehung.
- Ein Ja der anderen Person und ein Nein Ihrerseits, gibt Ihnen die Möglichkeit, sich in freundlicher und annehmender Art und Weise abzugrenzen und die Perspektive wiederum auf das Kennenlernen von jemanden anderes zu legen.
- Ein Nein der anderen Person und ein Ja Ihrerseits, ermöglicht Ihnen, zu üben, mit solchen Enttäuschungen konstruktiv umzugehen, schützt sie womöglich vor einer abhängigen Beziehung und ermöglicht Ihnen, eine besser passende Person zu suchen.
Sobald Sie die richtige Grundhaltung zur Partnersuche einnehmen, gibt es kein Ergebnis mehr, vor dem Sie sich zu fürchten brauchen:
- Ohne Bewerbungsangst, ohne Resignation oder Hilflosigkeit, aber auch ohne Ärger und Wut wird Ihnen eine gelassene und ehrliche Partnersuche möglich, wodurch gleichzeitig die Aussichten verbessert werden, dass eine tatsächlich gefundene Beziehung glücklich werden wird.
Ehrlichkeit, keine Rigidität
Einem möglichen Missverständnis möchte ich vorbeugen:
- Ehrlichkeit sollte nicht als Rigidität verstanden werden. Ehrlichkeit bedeutet nicht, dass wir nach einer Liste perfekte Partner:innen suchen, die in allem dem entsprechen, was wir uns aktuell wünschen.
Mit Ehrlichkeit ist vielmehr auch die ehrliche Auseinandersetzung mit der eigenen Person gemeint, wozu ebenfalls gehört, zwischen wirklich zentralen (und daher nicht verzichtbaren oder umgekehrt nicht duldbaren) Merkmalen und solchen Merkmalen zu unterscheiden, die einem Beziehungsglück tatsächlich nicht im Wege stehen, wenn die Grundbasis gegeben ist.
“Liebe ohne Kompromisse” ist die Geschichte eines Gleichklang-Paares, welches durch die Zeitung die Welt begleitet wurde.
Hört sich dieser Titel im ersten Eindruck vielleicht rigide an, ist in Wirklichkeit Ehrlichkeit gemeint, zu der eben auch gehört, dass das, was uns wichtig ist, nicht zur Disposition gestellt wird.
Gleich der erste Satz im Artikel macht dies deutlich:
- “Denn Mario und Veronika wohnen 300 Kilometer voneinander entfernt”.
Für die Übereinstimmung in ihren grundlegenden Werthaltungen und Lebensprinzipien, die die Basis ihres Beziehungsglücks ist, haben beide des weitaus oberflächlichere Kriterium der räumlichen Nähe zurückgestellt und wurden dafür belohnt – alles andere als rigide.
Was Gleichklang für die Ehrlichkeit tut
Wir glauben, dass Ehrlichkeit mit der Partnersuche beginnen und nach dem Beziehungsbeginn nicht enden sollte. Dies vermitteln wir unseren Mitgliedern auch in Artikeln und in der Mitgliederbetreuung.
Ehrliche Angaben und eine nur so erreichbare echte Passung versuchen wir insbesondere dadurch zu ermöglichen, dass wir die verschiedenen Beziehungsmodelle und Werthaltungen, an denen Beziehungen scheitern oder sich vertiefen können, von vornherein abfragen und dabei allen die Möglichkeit geben, ihre Person und ihre Beziehungswünsche so zu schildern, wie sie auch sind.
Diese Suchangaben zeigen wir in den Profilen in aller Regel nicht an oder tun dies bei einigen wenigen nur optional. So unterliegen Teilnehmende nämlich weniger der Versuchung, diese Suchangaben zu verfälschen, um einen guten Eindruck zu erzeugen.
Zusammenfassung
Resümee und psychologische Empfehlungen
Wenn wir die Partnersuchende als eine Art Bewerbungs- und Auswahlprozess auf einem Dating-Markt betrachten, folgen wir einer Metapher, der einer verzerrten Selbstdarstellung bis hin zu Täuschung Tür und Tor öffnen kann.
Das Ausmaß der Täuschung wird allerdings beim Online-Dating dadurch begrenzt, dass sich die Betreffenden tatsächlich kennenlernen wollen und bei starker Täuschung mit Ablehnung rechnen müssten. Deshalb werden typischerweise leicht prüfbare/messbare Angaben beispielsweise zu Gewicht, Größe oder Alter nur moderat verzerrt.
Allerdings kann die Täuschung zunehmen, wenn sich Menschen auf Plattformen begegnen, wo es nicht nur um Partnersuche geht, sondern gemischte Motive vorliegen, wie z.B. Trendorientierung, Unterhaltung, Selbstbestätigung oder erotische Motive, die auch virtuell befriedigt werden können. In diesem Fall müssen die Betreffenden nicht mit Entdeckung von Falschangaben rechnen, sodass die Täuschungsbereitschaft steigen kann.
Hinzu kommt, dass es beim Online-Dating schwer erfassbare Merkmale gibt, die also kaum prüfbar sind, die jedoch von entscheidender Bedeutung für eine Beziehung sein können:
- So mag sich eine Person als monogam darstellen, obgleich sie in der Vergangenheit bereits eine polygame Sexualität in einer offiziell monogamen Beziehungen praktizierte und bereits jetzt weiß oder vermutet, dass sie sich auch in Zukunft so verhalten wird. Das Ausmaß solcher Täuschung beim Online-Dating ist bisher nicht ausreichend untersucht, wobei diese mögliche Täuschung allerdings sicherlich nicht nur das Online-Dating, sondern jede Form des Kennenlernens betrifft.
Bei Gleichklang versuchen wir Unehrlichkeit entgegenzuwirken, indem wir die Motivation zur Ehrlichkeit unserer Mitglieder maximieren:
- Wir informieren über die Bedeutung der Ehrlichkeit für die Suche und den Aufbau fester Beziehungen – egal, ob Partnerschaft oder Freundschaft.
- Gleichklang zieht in großer Mehrheit Personen an, bei denen das Motiv der Suche nach einer echten (partnerschaftlichen oder freundschaftlichen) Beziehung dominiert. Diese Personen wollen einander also kennenlernen und damit sinkt die Motivation zur Täuschung, weil diese bei nicht nur virtuellen Begegnungen leichter aufgedeckt werden kann und dann irritiert.
- Mit der wichtigste Faktor ist, dass Gleichklang verschiedene Lebens- und Beziehungsmodelle erfragt, wobei die große Mehrheit dieser Suchkriterien nicht im Profil angezeigt wird, aber bei der Vermittlung berücksichtigt wird. So sinkt die Motivation zur Täuschung und es steigt die Motivation zu ehrlichen Angaben, um passende Vorschläge zu erhalten.
Wir empfehlen Partnersuchende, sich von der Metapher der Partnersuche als Suche, Bewerbung oder Auswahl auf einem Kandidat:innen-Markt zu verabschieden und stattdessen folgendes Modell anzunehmen:
- Partnersuche ist ein ergebnisoffener, durch ein gemeinsames Interesse motivierter Begegnungsprozess, bei dem Sie und die andere Person nicht gegeneinander, sondern miteinander herausfinden wollen, ob sie voraussichtlich eine wechselseitig glückliche und erfüllende Beziehung miteinander führen können oder dies wenigstens beide versuchen wollen.
Wenn Sie mit solch einer Grundhaltung an die Partnersuche herangehen, ergeben sich mehrere Vorteile:
- Da Partnersuche keine Bewerbung ist, brauchen sie auch keine Dating-Angst analog zur Bewerbungs-Angst oder Prüfungs-Angst zu entwickeln. Partnersuche wird so entspannter, innerer und äußerer Druck kann weichen.
Machen Sie sich bewusst, dass jedes Ergebnis des Begegnungsprozesses von Ihnen positiv genutzt werden kann:
- Ein gemeinsames Ja, schafft die Basis einer beginnenden Beziehung.
- Ein gemeinsames Nein, schützt beide Personen vor dem Beginn einer womöglich belastenden Beziehung.
- Ein Ja der anderen Person und ein Nein Ihrerseits oder umgekehrt, gibt Ihnen die Möglichkeit, sich in freundlicher und annehmender Art und Weise abzugrenzen oder zu lernen, mit Enttäuschungen umzugehen und abhängige Beziehungen zu vermeiden. Greifen Sie es dankbar auf, wenn Ja und Nein aufeinandertreffen, um sich nunmehr auf das Kennenlernen anderer Personen auszurichten.
Mit der richtigen Grundhaltung brauchen Sie sich also vor der Partnersuche nicht zu fürchten, vor allem dann nicht, wenn Sie sich nicht auf die Partnerfindung fixieren:
- Partnerfindung ist eine wunderbare Option, aber keine Notwendigkeit. Die Partnerfindung muss weder sofort noch unbedingt überhaupt erfolgen, da auch Singles sich einen erfüllenden, in soziale Bezüge eingebetteten Alltag aufbauen können.
Partnersuche als offener Begegnungsprozess ohne Zwang, Täuschung und Fixierung ermöglicht Ihnen Gelassenheit und erweitert Ihre Handlungsfreiheit:
- Sie können bei der Partnersuche dabei bleiben, bis der Erfolg eingetreten ist, ohne sich zu grämen, ungeduldig zu werden oder frustriert aufzugeben. Sachlage ist, dass bei einigen die Partnersuche mehrere Jahre dauert, manchmal auch viele Jahre, was überhaupt kein Beinbruch ist.
- Sie brauchen nicht auf eine verzerrte Selbstdarstellung oder Täuschung zurückgreifen, um eine Person für eine Partnerscheidung zu gewinnen, aus der womöglich nur eine unglückliche Beziehung entsteht.
- Es ist nicht Ihr Interesse, mit einer Person zusammenzukommen, die Sie nicht so will und liebt, wie Sie sind. Deshalb brauchen Sie vor Zurückweisung keine Angst haben, sondern können sich noch vor der Partnerfindung darauf konzentrieren, Sinn und Erfüllung in Ihr Leben zu bringen, was keineswegs das Bestehen einer Partnerschaft voraussetzt.
Mit der richtigen Grundhaltung können Sie ohne Dating-Angst oder Angst vor Ablehnung, ohne Resignation oder Hilflosigkeit, aber auch ohne Ärger und Wut sich auf eine gelassene und vor allem ehrliche Partnersuche einlassen, wodurch sich die Aussicht verbessert, dass eine in der Zukunft gefundene Beziehung tatsächlich glücklich werden wird.
Weiteres zu dieser Thematik können Sie nachlesen u.a. in diesen aktuellen Interviews mit mir mit derFür Sie und mit dem Singblebörsen-Vergleich, sowie zu vielen weiteren Facetten in meinem Buch “A Perfect Match? Online-Partnersuche aus psychologischer Sicht”.
Wenn Sie an einer ernsthaften und ehrlichen Beziehungssuche interessiert sind, stehen wir Ihnen bei Gleichklang jederzeit mit Rat und Tat zur Seite – wenden Sie sich über das unten verlinkte Kontaktformular oder über den internen Teilnahmebereich an uns, wenn Sie Fragen haben.