Hoffnung und Handeln in schwierigen Zeiten
Dieser Tage wird mir noch einmal bewusst, in welchem Ausmaß Gleichklang eine Nischen-Plattform ist und gleichzeitig, wie dringend wir solche Nischen brauchen.
Wir werden aktuell Zeuge, wie in Zeiten von eskalierendem Klimawandel und Naturzerstörung beide Themen für breite Teile der Bevölkerung eine immer weiter abnehmende Rolle spielen. Gleichzeitig – und ich denke, beides hängt miteinander zusammen – werden grundlegende Werte der Mitmenschlichkeit in einem verstörenden Tempo über Bord geworfen. Wir sehen dies im Umgang mit Menschen und mit Tieren.
Aber statt den Kopf in den Sand zu stecken, zu resignieren oder mitzulaufen, sehe ich dies als einen Appell an uns alle, dieser Erosion umso klarer und konsequenter die Werte entgegenzustellen der sozialen Verträglichkeit, Empathie, Mitmenschlichkeit, des Mitgefühls sowie die Sorge um Umwelt, Menschen und Tiere. Es liegt an uns, diese Werte im Rahmen unserer Möglichkeiten im Kleinen zu praktizieren, damit sie im Großen zum Leben erweckt werden können.
Die Rolle von Nischenstrukturen
Genau hierin liegt die Rolle von Nischenstrukturen:
- Minderheiten üben nach psychologischen Studien einen umso größeren Einfluss auf die Mehrheit aus, desto klarer sie ihre Positionen vertreten, anstatt sich einer Mehrheit anzupassen.
Wie kann dies aber Menschen gelingen? Es kann uns gelingen, wenn wir unsere Schwäche zur Stärke machen, indem wir uns miteinander vernetzen.
Dabei können wir freilich, wenn wir ökologische und mitmenschliche Werte vertreten, nicht zum Mainstream in dieser Gesellschaft gehören – das lässt der aktuelle Status der Gesellschaft nicht zu. Vernetzen wir uns mit ökologischen und mitmenschlichen Werten, vernetzen wir uns also in einer Nische, egal ob wir den Begriff verwenden oder nicht.
Gerade jetzt ist es daher notwendig, Nischenstrukturen zu erhalten und auszubauen. Solche Strukturen können Orte sein, an denen sich Menschen begegnen, die für Mitmenschlichkeit, Mitgefühl und einen achtsamen Umgang mit Tieren und Natur einstehen und so gemeinsam Inseln der sozialen und ökologischen Verträglichkeit schaffen, die der zerstörerischen Flut trotzen.
Die Bedeutung von Lebensentwürfen für gesellschaftlichen Zusammenhalt und Wandel
Gertrud hat unten in ihrem Kommentar zutreffend auf die Gefahr hingewiesen, dass sich Menschen so stark voneinander abgrenzen, dass Spaltungen und Ausgrenzungen entstehen. Diese Gefahr besteht jedoch genau dann nicht, wenn die vertretenen Positionen und modellhaften Lebensentwürfe auf Empathie, Mitmenschlichkeit und Nachhaltigkeit basieren.
Wir Menschen benötigen einen sozialen Zusammenhalt und suchen nach Gleichgesinnten, mit denen wir unsere Lebensentwürfe umsetzen können. Diese Lebensentwürfe dienen nicht nur uns selbst, sondern wirken auch als Vorbild für andere und tragen somit zur Veränderung der gesamten Gesellschaft bei. Sozialpsychologische Studien belegen, dass eine solche Wirkung auf die Gesellschaft vorwiegend dann erreicht wird, wenn Positionen klar vertreten werden. Minderheiten, die versuchen, sich der Mehrheit anzupassen, verlieren ihren Einfluss und gehen letztlich in der Mehrheit auf.
Im Gegensatz dazu maximieren Minderheiten, die mit gutem Beispiel vorangehen und zeigen, dass ein anderes, besseres, mitmenschlicheres und empathischeres Leben möglich ist, ihren Einfluss auf die Gesamtgesellschaft.
Sobald sich Menschen mit übereinstimmenden Lebensentwürfen zusammenschließen, unterscheiden sie sich automatisch von der Mehrheit und bilden eine Nische. Diese Nische ist jedoch nicht als Rückzug aus der Gesellschaft zu verstehen, sondern als konkrete Umsetzung eigener Lebensentwürfe, die als Modell für andere dienen und den Weg in eine bessere Zukunft ebnen.
Solidarität und Gemeinschaft als Antwort
Indem wir uns so in Nischen vernetzen und gegenseitig stärken, retten wir nicht nur die mit Füßen getretenen Werte über die Zeit, sondern wir tragen gleichzeitig zur Bewahrung unserer eigenen seelischen Gesundheit, Lebenszufriedenheit und Stabilität bei. So können wir uns dem Mitläufertum verweigern und gerade dadurch den Keim einer besseren Gesellschaft und eines besseren Menschseins bewahren.
Auch wenn nicht alles, was zerstört wird, vollständig wiederherstellbar sein wird, können neue Möglichkeiten entstehen, um negative Folgen zu begrenzen und Wege zu einem solidarischen und naturnahen Leben zu eröffnen. Ein Leben, in dem wir uns nicht an riesigen Klüften zerstörter Landschaften und Trümmerfelder, sondern an Wäldern, Wiesen und einer lebendigen Tierwelt erfreuen.
Gleichklang als Teil der Nischenwelt
Während es unterschiedliche Strukturen und Funktionen von Nischen gibt (politischer Protest und Widerstand, Aufklärung, Hilfeleistung für einzelne Menschen und Tiere, Bildung solidarischer Gemeinschaften), benötigen Nischen auch einen Dating- und Kennenlernbereich, deren Mitglieder miteinander solidarische und mitmenschliche Beziehungen aufbauen können. Diesen Teil versuchen wir durch Gleichklang auszufüllen.
Natürlich müssen wir als wirtschaftlich tätige Plattform reflektieren, inwiefern die Gestaltung unserer wirtschaftlichen Tätigkeit mit dieser Nische vereinbar ist. Wir versuchen, durch drei Ausrichtungen diese Vereinbarkeit zu gewährleisten:
Soziale Verbundenheit für alle
Alle Menschen brauchen soziale Verbundenheit. Eine Teilnahme bei Gleichklang soll daher niemals an finanzieller Not scheitern. Wir ermöglichen Menschen in finanzieller Not seit jeher und weiterhin eine uneingeschränkt gleichwertige Teilhabe, indem wir die Gebühren auf 24 oder 6 EUR im Jahr reduzieren. Wenn auch dies nicht mehr geht, gehen wir auf einen EUR zurück. Mitglieder von Gleichklang sind also Teil einer Community, die niemanden ausschließt.
Beitrag zur positiven Veränderung
Wir versammeln Menschen, die bei aller Vielfalt mehrheitlich den Wunsch nach einer besseren, friedfertigen, ökologischen, naturnahen, menschen- und tierfreundlichen Welt eint. Indem wir diese Menschen zusammenbringen, leisten wir einen Beitrag, dass sich positive Strukturen entwickeln, erhalten und ausbreiten, die die Dämme der Mitmenschlichkeit, die es noch gibt, dichten und vor einem weiteren Einsturz bewahren.
Echte Beziehungsfindung
Dies ist ein spezifischer Punkt, der das Online-Dating betrifft: Die dominierenden großen Plattformen haben ein System geschaffen, in dem kaum tragfähige Beziehungen entstehen, sondern unsere Beziehungswünsche in kurzfristige Belohnungs- und Unterhaltungsimpulse transformiert werden. Positiv besetzte Begriffe wie Benutzerfreundlichkeit kaschieren dabei die Auswirkungen auf unser Beziehungsleben.
Als Nische im Dating-Bereich nehmen wir von allen Prinzipien der Verhaltensmanipulation Abstand, die durch kurzfristige Belohnungen Personen auf den Plattformen halten und dabei die Ausrichtung der Teilnehmenden immer weiter von tatsächlichen Beziehungen entfernen.
Lichtblick in eine bessere Zukunft
Es ist die Anforderung der Zeit, dass wir uns noch stärker der uns tragenden ökologischen und mitmenschlichen Werte bewusst werden und sie in das Zentrum unseres individuellen und sozialen Lebens stellen. Bei aller Sorge, die mehr als berechtigt ist, werden Nischen bestehen bleiben, die empathische und ökologische Werte erhalten, damit für einige sofort lebbar machen und für alle in die Zukunft tragen.
Gedeihen diese Nischen, wird der Tag kommen, wo die Destruktion, deren Zeug:innen wir nun sind, einem Neubeginn Raum geben wird, der bereits heute in den Nischen vorbereitet wird. Gerade jetzt zählt das mehr denn je. Bei Gleichklang sehen wir uns als einen Teil dieser Bewegung, die aus den Nischen heraus für eine bessere Welt, einen liebevollen Umgang und ein solidarisches Miteinander eintritt.
Wir sind zuversichtlich, dass Sie bei Gleichklang Menschen kennenlernen werden, mit denen Sie diesen Weg gemeinsam in Liebesbeziehungen, Freundschaften, Projekten oder Gemeinschaften beschreiten können.
▶ Hinein in die Gleichklang-Community!
Wie ist Ihre Sichtweise? Schreiben Sie sie unten in die Kommentare – vielen Dank!
Nischenbildung ist meines Erachtens keine integrative und nachhaltige gesellschaftliche Lösung – ich sehe dadurch die herrschende Isolation und Fraktionsbildung nur noch verstärkt. Sich gezielt abzugrenzen von den Mitmenschen, die man als “unakzeptabel” abkanzelt, nur weil sie eine andere Partei, eine andere Ernährung oder eine andere Lebensführung wählen, führt zur weiteren Spaltung und Entmenschlichung.
Ich denke, es kommt auf die Definition von Nischen an. Die von mir referenzierten psychologischen Studien zeigen, dass Mehrheiten sich eher ändern, also offen gegenüber der Minderheitenposition werden, wenn die Minderheiten ihre Position in aller Klarheit und ohne Anpassung an die Mehrheiten formulieren. Gehen Minderheiten in ihren Positionen auf die Mehrheit zu, wird die Mehrheit demgegenüber nicht beeinflusst und die Minderheit wird in Wirklichkeit zur Mehrheit. Im politischen Bereich sehen wir dies bei den Grünen – jedenfalls meiner Ansicht nach – die heute Positionen vertreten, die wir vor 15 Jahren als CDU-Positionen bezeichnet hätten. Was aber hat ihre Anpassung gesellschaftlich gebracht? In ihren Regierungszeiten ist die gesamte Gesellschaft mit ihnen nach rechts gerückt. Auch wenn ich Deine Überlegungen zunächst einmal gut nachvollziehen kann, nehme ich hier eine andere Perspektive ein. Das von Dir beschriebene „Abgrenzen“ bezieht sich nur auf unmenschliche Praktiken und bedeutet gerade nicht, nun die anderen ebenso zu behandeln, sondern an die Stelle von Brutalität, Umweltzerstörung etc. Nachhaltigkeit und Mitmenschlichkeit zu stellen. Da wir als Menschen aber soziale Wesen sind, brauchen wir Menschen, mit denen wir unsere Lebensmodelle leben und mit denen wir uns auch für unsere Werte einsetzen können. Damit entstehen automatisch Nischen, auch wenn Du ihnen gerne einen anderen Namen geben kannst. Eine Nische ist in unserer Gesellschaft jeder Ort, in dem Natur erhalten und nicht zerstört wird, in dem Tiere wertgeschätzt und nicht getötet werden, indem wir uns für unsere Mitmenschen einsetzen, anstatt sie zu dämonisieren und zu Sündenböcken zu erklären. Die Modellfunktion solcher Nischen kann sich gesamtgesellschaftlich auswirken und das erhalten, was gerade verloren geht. Ich habe Deinen Kommentar im Text aufgegriffen, da Du auf einen Punkt hinweist, der sicherlich vielen am Herzen liegt.
Was ist an den CDU-Positionen von vor 10 bis15 Jahren, die Sie in Ihrem Kommentar indirekt in Verruf bringen, so schlecht? Zur Erinnerung: Atomausstieg, Aussetzen der Wehrpflicht, erstmals Mindestlohn, „Wir schaffen das!“, Ehe für Alle. Nicht, dass ich für die aktuelle Merz-CDU wäre, aber wir sollten bei den historischen Fakten bleiben, finde ich. Zudem sind die Grünen doch schon seit Joschka Fischer & Co. eine Partei, die auch Bombardements für gerechtfertigt hält, spätestens seit 1999 also. Es wird also langsam Zeit aus Ihrer Nische der grünen Enttäuschung herauszukommen, Herr Gebauer. 😉
Bei der CDU/CSU war es damals eher der umgekehrte Anpassungsprozess, sie ist auf eine Mehrheit zugegangen und hat sich dann auch zeitweise tatsächlich verändert. Sie hat aber leider immer den Weg in die Klimakatastrophe mit angeführt und eben die Voraussetzungen aktiv geschaffen für die Situation, in der wir uns befinden. Das Problem ist, dass wenn linke Parteien nach rechts rücken, die Parteien, die rechts von ihnen stehen, natürlich auch nach rechts rücken. Ich denke, dies erklärt den aktuellen Amoklauf der CDU/CSU, die nun bedauerlicherweise in einer ganzen Reihe von Aspekten wirklich da ist, wo die AfD bis vor Kurzem war. Das macht noch einmal deutlich, wie wichtig es ist, dass Positionen, die sich für Umweltschutz, Menschenrechte, Tierrechte einsetzen, eben nicht aufgegeben oder relativiert werden sollten, weil es einem scheinbaren Zeitgeist entspricht. Im Ergebnis treibt dies nur die gesamte Gesellschaft weiter nach rechts.
Die Nischen, von denen ich schreibe, sind übrigens keine spezifisch parteibezogenen Nischen, sondern kennzeichnen sich durch Inhalte. Im Grunde durch die Inhalte, die jedenfalls nach unserer letzten Umfrage eine überwältigende Mehrheit der Gleichklang-Mitglieder vertreten – Umweltbezug, Orientierung auf sozialen Ausgleich etc. Die Nischen sind offen, weil sie sich nicht von der Gesellschaft abkapseln, sondern in sie hineinwirken. Irgendwo sind alle Menschen in einer Nische, nur leider vergessen wir dies oft, weil es eben auch eine Neigung gibt, im Gleichschritt marschieren zu wollen.