Dies ist der Text zum aktuellen Video „Die Liebe auf den ersten Blick“ aus meinem Video-Podcast bei YouTube.
Da ich bei den Videos die Du-Form wähle, wie es üblich ist, habe ich dies auch in diesem Text beibehalten.
Ein paar Worte zu Beginn zur Liebe auf den ersten Blick
“Es war Liebe auf den ersten Blick” …
- Ist dies die Liebe, die wir bei der Online-Partnersuche suchen können und sollten?
- Was ist aber diese Liebe auf den ersten Blick tatsächlich?
- Wie entsteht sie?
- Kann sie auch Online entstehen?
- Macht sie glücklich oder unglücklich?
- Und was ist es eigentlich mit der Liebe auf den zweiten Blick?
- Was unterscheidet Paare, deren Liebe auf den ersten Blick entstand, von Paaren, bei denen die Liebe länger brauchte bis sie entstand?
Zu diesen und weiteren Fragen stelle ich in meinem heutigen Video einige psychologische Studie und Befunde vor.
Das Ergebnis, soweit greife ich vorweg, verweist auf eine Diversität der Liebe:
- Die Liebe kann auf unterschiedliche Arten entstehen und ist doch genau so schön, wenn sie hält.
Dass du sie findest und dass sie hält, dazu möchte ich auch mit diesem Kanal und mit heutigen Video beitragen.
Experimente zur Liebe auf den ersten Blick
Die Psychologen Zsok und Kolleg:innen führten drei Experimente durch zur „Liebe auf den ersten Blick“:
- In einer Online-Studie und in einem Laborexperiment präsentierten sie den Teilnehmenden Gesichtsfotos, die diese nach Attraktivität bewerteten und angaben, ob sie das Gefühl der Liebe auf den ersten Blick verspürten. Bevor Du denkst, dass das ja total künstlich sei, sage ich es gleich, dass es auch noch eine Gruppe von Teilnehmenden gab, die sich tatsächlich trafen. Dazu aber später mehr.
- Die Teilnehmenden der Online-Studie und des Laborexperimentes gaben ebenfalls an, wie stark sie gegenüber den gezeigten Personen Leidenschaft, Vertrautheit, Bindung und Romantik verspürten. Unter den Teilnehmenden der Online-Studie gab es auch verpartnerte Personen, die zusätzlich angaben, wie stark sie in ihrer Beziehung Leidenschaft, Intimität, Bindung und Romantik erlebten.
- Außerdem organisierten die Autor:innen mehrere Dating-Events mit Singles auf partnersuche. Bei diesen Events trafen sich die Teilnehmenden also tatsächlich und beantworteten dann die gleichen Fragen.
- An der Online-Studie nahmen übrigens 285 Personen, am Laborexperiment 50 und an den Dating-Events 43 Personen teil. Ich gehe jetzt nur auf die Befunde ein, die für mein heutiges Video wichtig sind.
Kam es unter diesen Bedingungen überhaupt zur Liebe auf den ersten Blick?
Ja, jedenfalls nach der Definition der Autor:innen:
- Die Frage nach der Liebe auf den ersten Blick konnte auf einer Skala von 1 (starke Verneinung) bis 7 (starke Bejahung) beantwortet werden. Vier war die neutrale Kategorie, entsprechend wurde eine Antwort von >= 5 als Liebe auf den ersten Blick gewertet.
- Solch ein >=5 wurde 49 Mal angegeben. 32 der insgesamt 375 Teilnehmenden bejahten mindestens einmal die Liebe auf den ersten Blick. Manche bejahten sie also mehrfach.
Die allermeisten Teilnehmenden verneinten allerdings jede Form von Liebe auf den ersten Blick. Der Durchschnittswert betrug nur 1,66.
Wo trat die Liebe auf den ersten Blick auf?
- Sie trat 31-mal in der Online-Studie, 16 Mal bei den Dating-Events und 2-mal in der Laborstudie auf. Da die Dating-Events sechsmal weniger Teilnehmende hatten als die Online-Studie, bedeutet dies also, dass Liebe auf den ersten Blick bei den echten Begegnungen am häufigsten vorkam.
War aber die Liebe auf den ersten Blick zwischen Online-Studie, Laborexperiment und realen Dating-Events vergleichbar, oder wurde hier nur der gleiche Name für ein ganz anderes Gefühl verwandt?
Die Autor:innen verglichen die Ausprägung in Romantik, Leidenschaft, Vertrautheit und Bindung bei Liebe auf den ersten Blick zwischen den drei Bedingungen Online, Labor und Dating-Events.
Es zeigten sich keine Unterschiede. Das, was die Befragten als Liebe auf den ersten Blick benannten, war also zwischen den drei Bedingungen tatsächlich ähnlich.
Demnach kann die Liebe auf den ersten Blick sogar online entstehen.
Wie aber unterscheidet sich diese „Liebe auf den ersten Blick“ von der Liebe in bestehenden partnerschaftlichen Beziehungen?
Die verpartnerten Teilnehmenden der Online-Studie hatten ja ihre Leidenschaft, Intimität, Bindung und Romantik eingeschätzt. Da sich diese vier Liebesskalen statistisch nicht signifikant voneinander unterschieden und zudem hochgradig korreliert miteinander waren, zeige ich hier das Ergebnis für den über alle vier Skalen erzielten Durchschnittswert:
Ganz links siehst Du den Durchschnittswert für die tatsächlichen Partnerinnen. In der Mitte ist der Durchschnittswert für alle experimentellen Durchgänge mit Liebe auf den ersten Blick eingetragen. Der rechte Balken zeigt den Durchschnitt für alle experimentellen Durchgänge ohne Liebe auf den ersten Blick.
Alle erkennbaren Unterschiede sind statistisch signifikant. Sie können also nicht mit dem Zufall erklärt werden.
Mit einem Durchschnittswert von 5,92 war die Liebe bei den echten Beziehungen am höchsten. Erheblich geringer war mit einem Durchschnittswert von 4,21 die Liebe auf den ersten Blick in den experimentellen Durchgängen. Mit 2,5 noch geringer war der Durchschnittswert bei den experimentellen Durchgängen ohne Liebe auf den ersten Blick.
Aber erinnern wir uns:
- Die Skala ging von 1 (starkes Nein) bis zur sieben (starkes Ja). Der neutrale Bereich war die vier. Genau dort aber lag der Durchschnittswert bei der Liebe auf den ersten Blick.
Die Teilnehmenden mit Liebe auf den ersten Blick verspürten also in Wirklichkeit gar keine Liebe, sondern sie kreuzten den mittleren Bereich an. Die Autoren vermuten, dies bedeute, dass die Teilnehmenden eine künftige Liebe für möglich hielten, auch wenn sie noch keine Liebe spürten.
Was war es dann aber, was die Teilnehmenden spürten? Etwas müssen sie ja gespürt haben, sonst hätten sie die Liebe auf den ersten Blick nicht bejaht.
- Tatsächlich war die erlebter physische Attraktivität ein starker Vorhersage-Faktor für die Liebe auf den ersten Blick.
Eine Erhöhung um einen Punkt – die Attraktivität wurde auf einer fünfstufigen Skala erhoben – führte jeweils zu einer Vereinfachung der Wahrscheinlichkeit für die Liebe auf den ersten Blick.
Es kommt also tatsächlich vor, dass Menschen beim ersten Anblick einer Person berichten, Liebe auf den ersten Blick zu erleben. Das ist nicht nur eine rückwirkende Fehlerinnerung oder Idealisierung. Aber diese Liebe auf den ersten Blick ist jedenfalls nach den Daten dieser Untersuchung offenbar keine echte Liebe, sondern bedeutet vorwiegend, dass die andere Person als körperlich attraktiv erlebt wird.
Damit sind wir übrigens wieder beim Thema meines letzten Videos „Zählt bei der Partnersuche nur das Aussehen? Wenn dies Dich interessiert, kannst Du Dir gerne dies Video nachher ebenfalls anschauen.
Bedeutet Liebe auf den ersten Blick also einfach nur „Ich finde Dich total attraktiv“? Sollten wir vielleicht gar nicht mehr von Liebe auf den ersten Blick, sondern nur noch von körperlicher Anziehung?
Solche Schlüsse sind verfrüht. Es gibt nämlich ein Problem mit der Studie:
- Als Liebe auf den ersten Blick wurde es ja bereits gewertet, wenn jemand eine 5 auf der Skala von 1 bis 7 angab. 5 bedeutet so etwas wie eher ja. Sollten bei der echten Liebe auf den ersten Blick die Beteiligten nicht fernab aller Zweifel sein und sofort eine Sieben ankreuzen? So stelle ich mir jedenfalls die Liebe auf den ersten Blick vor.
- Womöglich wären die Ergebnisse anders gewesen, wenn sich die Autor:innen nur auf diese prägnanten Fälle der Liebe auf den ersten Blick konzentriert hätten. Gab es diese Fälle überhaupt in der Studie und wie viele waren es? Der Studie konnte ich dies nicht entnehmen. Ich habe nachgefragt, aber noch keine Antwort erhalte und so bleibt es offen.
Vielleicht bedarf es eines anderen methodischen Ansatzes, um bei diesem Thema weiterzukommen:
Wie erleben Menschen die Liebe auf den ersten Blick?
Nicole Chung untersuchte Personen, die die Liebe auf den ersten Blick im realen Leben erlebt hatten. Die Teilnehmenden schrieben einen Text über ihre Erfahrungen und wurden zusätzlich interviewt. Diese Texte wurden nachfolgend Inhalts-analytisch ausgewertet.
Solche Einzelfallstudien sind sehr aufwendig, alle Interviews müssen transkribiert und in einem mehrstufigen Prozess kodiert werden. Entsprechend war die Teilnehmendenanzahl mit acht Personen gering. Daraus können wir keine repräsentativen Schlüsse ziehen, wohl aber können wir so einen plastischen Eindruck in das komplexe, vielschichtige und individuelle Erleben des Phänomens der Liebe auf den ersten Blick gewinnen.
Ich mache nun einen Schnelldurchgang durch die Befunde von Chung:
Unverwechselbares und einzigartiges Gefühl.
Alle Befragten schilderten die Liebe auf den ersten Blick als ein einzigartiges Gefühl, das sich von jeder anderen Erfahrung von Anziehung unterscheidet.
- „Da war eine Stimme in meinem Kopf, die mir sagte: `Das ist die Person, die du heiraten wirst. ‘ So etwas hatte ich noch nie erlebt.“
Sofortige Anziehung
Alle Teilnehmenden berichteten über eine starke und sofort erlebte Anziehung:
- „Und ich fühlte sofort diese starke Anziehung und Bindung – ich bin mir nicht sicher, ob Bindung das richtige Wort ist, aber ich fühlte mich sehr stark zu ihr hingezogen.“
Moment der Überraschung
Die Befragten hatten weder die Erwartung, sich zu verlieben, noch waren sie mehrheitlich auf der Suche nach einer Beziehung. Manche glaubten nicht einmal an die Liebe auf den ersten Blick:
- “Wissen Sie, ich habe nie an die Liebe auf den ersten Blick geglaubt…. Aber das war mir noch nie passiert … Und es ist nie wieder passiert…. Sie sagen immer, „von einer Tonne Ziegelsteine getroffen werden“. Und es fühlte sich irgendwie so an.“
Wissen und Ratlosigkeit
Die Befragten wussten, dass sie den Menschen sofort liebten, aber sie waren selbst oft ratlos, warum:
- „Ich wusste, dass ich in ihn verliebt war. Ich konnte es nicht erklären.“
Starker Wunsch nach Beziehung
Bei allen Teilnehmenden entstand der Wunsch, mit der betreffenden Person eine Beziehung zu führen:
- „Ich hatte eigentlich vor, zurück zu ziehen … also war es aus praktischer Sicht keine großartige Sache, aber ich hatte das Gefühl, dass ich es irgendwie versuchen musste. Wissen Sie, einen Versuch wagen.“
Einzigartige Körperempfindungen
Die Betreffenden schilderten starke und einzigartige Körperempfindungen, wenn sie in der Nähe der geliebten Person waren, die von Herzklopfen über Schweißausbrüche bis hin zu sexueller Erregung gingen:
- „Er beginnt also, zum Auto zu gehen, und ich werde ganz nervös, zappelig, und mein Herz klopft eine Millionen Mal pro Sekunde.“
Ein anderer Teilnehmer sprach davon, es sei wie Elektrizität gewesen, wenn die Person ihn berührt habe oder mit ihm im Raum gewesen sei.
So weit, so schön, aber …
Was ich noch nicht sagte ist, dass Chung tatsächlich die unerwiderte Liebe auf den ersten Blick untersuchte. Bei allen der zitierten Teilnehmenden blieb ihre Liebe ohne Erwiderung – und dies war für alle Teilnehmenden ein einschneidendes Erlebnis:
- „Irgendetwas geht in meinem Hinterkopf los, und ich weiß nicht, ob es so etwas wie ein „Ping“ ist oder so. Ein seltsames Gefühl geht los. Es war, als würde ich „Nein!“ schreien, aber alles auf einmal, weißt du. Ich war unglücklich. Ich wollte schreien, aber ich konnte nicht.“
Chung konnte in ihrer Inhaltsanalyse diese Reaktionen auf die unerwiderte Liebe auf den ersten Blick in sechs weitere Kategorien weiter differenzieren:
Verletzte Gefühle
Die Befragten schilderten Enttäuschung, Trauer und Verzweiflung:
- „Oh, mein Gott, es war einfach umwerfend traurig…. und ich war so verdammt traurig, weißt du. Du weißt schon, am Boden zerstört.“
Zwischen Resignation und Sehnsucht
Die Befragten berichteten über einen Zwiespalt aus dem Wunsch, die Entscheidung der anderen Person zu respektieren, und der Sehnsucht, in ihrer Nähe zu sein.
- „Ich war diejenige, die ihn in der einen Woche ständig angerufen hat. Also sagte ich mir eines Abends, dass ich ihn nicht anrufen würde…. Und er hat mich nicht angerufen. Ich wartete und wartete eine Woche lang, in der Hoffnung, dass er einfach anrufen würde, aber das tat er nicht.“
Selbstzweifel
Die Nichterwiderung ihrer Liebe führte bei den meisten Teilnehmenden zu Selbstzweifeln.
- „Anfangs ist es schwer für mich gewesen, darüber hinwegzukommen, weil ich mich fragte: ‘Warum? Was ist mit mir los? Habe ich etwas getan? Irgendwie über analysierte ich die Situation.“
- Es war wie: ‘Oh mein Gott. Wie konnte ich das nur falsch verstehen?’ Ich fühlte mich entblößt, verletzlich und irgendwie dumm.“
Resthoffnung
Auch wenn die Befragten wussten, dass ihre Liebe nicht erwidert wurde, verblieb bei mehreren doch eine Resthoffnung:
- „Ich bin schließlich weitergezogen und habe andere attraktive, ebenso fantastische Frauen kennengelernt. Aber ein Teil von mir hofft, dass … sie irgendwie in mein Leben zurückkommt. Vielleicht schaffen wir es miteinander, vielleicht auch nicht. Aber es gibt immer Hoffnung.“
Wechsel von Erfüllung zu Beschädigung
Die Nicht-Erwiderung der Liebe führte bei den Teilnehmenden zu einem Wechsel von einem Zustand der Erfüllung und Vollständigkeit zu einem Zustand der Unvollkommenheit und des Beschädigt-Seins:
- „Wie ich schon sagte, ist meine Ehe stark, aber von Zeit zu Zeit zieht dieser Schatten über sie hinweg. Es gibt keinen Gedanken daran, D zu suchen, obwohl ich mir manchmal wünsche, ich könnte einfach die Wahrheit sagen – dass seine unerwiderte Liebe in mir ein starkes Gefühl von Mangel an Vollkommenheit hinterlassen hat.“
Anhaltender Nachhall
Die nicht erwiderte Liebe auf den ersten Blick ließ die Teilnehmenden nicht mehr los. Die Erfahrung besetzte weiterhin – auch nach vielen Jahren – ihren geistig-emotionalen Raum:
- „Ich weiß nicht wirklich, was es ist, aber aus irgendeinem Grund passiert etwas, das sie wieder hochbringt. Ich habe Träume, und ich durchlebe diese sehr langen Phasen, in denen ich mich unendlich schäme, weil ich meiner Frau am Esstisch gegenübersitze… und an diese andere Person denke.“
Mehr zur Liebe auf den ersten Blick
Liebe auf den ersten Blick gibt es also wirklich und sie kann wunderschön sein. Sie kann aber ebenso unendlich schmerzvoll sein, wenn sie unerwidert bleibt. Ganz vergehen solche Schmerzen meistens nicht.
Wie oft wird die Liebe auf den ersten Blick erwidert und wie oft bleibt sie unerwidert?
Wir wissen es nicht. Paare berichten recht oft von einer gemeinsamen Liebe auf den ersten Blick. Aber bei so manchem Paar ist dies wohl eher eine nachträgliche Idealisierung als die tatsächliche Liebe auf den ersten Blick in ihrer vollen und erwiderten Intensität.
Richten wir unsere Partnersuche allein aus auf die Liebe auf den ersten Blick, können wir im besten Fall sehr glücklich werden, aber ebenso können wir seelische Schmerzen erleiden. Und noch etwas kann passieren; nämlich dass wir jemanden anderes übersehen, mit dem auf den zweiten Blick eine wertvolle, sinnerfüllte und dauerhafte Beziehung möglich ist.
Die Liebe auf den ersten Blick kann noch mit anderen Gefahren verbunden sein:
Narzissmus und Liebe auf den ersten Blick
Die Psychologen Back und Kolleg:innen untersuchten, wie Narzissmus die Beliebtheit von Student:innen beeinflusste, die sich in einer kurzen Präsentation untereinander vorstellten und danach jeweils einschätzten, wie sympathisch sie einander fanden.
Die Selbstpräsentationen wurden außerdem per Video aufgezeichnet und weiteren Beurteiler:innen gezeigt, und zwar unter einer von drei Bedingungen; nämlich vollständige Information (Video und Ton), nur nonverbale Informationen (nur Video, kein Ton), nur physische Informationen (Standbild der Kleidung ohne Gesicht).
So konnte differenziert werden zwischen den Auswirkungen von sprachlichen Inhalten, Gestik, Mimik und Bekleidung. Es zeigte sich, dass Narzissten und besonders sogenannte maligne Narzissten, die Menschen manipulieren und ausbeuten, hohe Sympathiewerte erhielten.
Zurückgeführt werden konnte dies auf die adrette Kleidung, die charmante Mimik, das selbstbewusste Auftreten und den Humor.
Wer für solche Signale empfänglich ist, dessen Liebe auf den ersten Blick kann also ausgerechnet bei einem Narzissten landen, und manche, der Betreffenden werden, sich so in einer toxischen Beziehung wiederfinden.
Zwei Artikel von mir über toxische Beziehungen findest Du in den Ressourcen:
Hier findest Du auch den Test “Bin ich in einer toxischen Beziehung? mit dem Du Deine jetzige und auch vergangenen Beziehungen einschätzen kannst.
Kein Grund zur generellen Warnung
Ich will aber nicht vor der Liebe auf den ersten Blick generell warnen. Das wäre auch psychologisch und wissenschaftlich nicht begründet.
Eine Studie von Dijkstra und Barelds verglich Beziehungen, die als Liebe auf den ersten Blick oder langsam entstanden:
- War es Liebe auf den ersten Blick, gingen die Betreffenden schneller eine intime Beziehung miteinander ein, was nicht erstaunlich ist.
Es zeigte sich jedoch, was interessant ist, eine geringere Übereinstimmung in der Persönlichkeit der Beteiligten.
Aber der entscheidende Punkt war:
- Beide Arten von Beziehungen unterschieden sich nicht in ihrer Beziehungsqualität.
Demnach gibt es also unterschiedliche, aber gleichwertige Entstehungsgeschichten von Beziehungen.
Woran liegt es, dass die Liebe auf den ersten Blick eine gleiche Beziehungsqualität erreicht, obwohl die Partner:innen sich stärker in ihrer Persönlichkeit unterscheiden?
Vielleicht ist es die lebenslange Erinnerung an die ekstatische Anziehung. Studien zeigen nämlich, dass positive Erinnerungen sich günstig auf Beziehungen auswirken.
Oder die Betreffenden idealisieren ihre Partner:innen, was nach Studien ebenfalls meistens mit einer höheren Beziehungsqualität einhergeht.
Andererseits führten diese einzigartigen Erfahrungen bei der Liebe auf den ersten Blick trotzdem im Durchschnitt auch nicht zu einer höheren Beziehungsqualität.
Woran liegt dies?
- Wahrscheinlich mitteln sich die genannten möglichen positiven Effekte und mögliche negative Effekte, wie vorschnelle Entscheidung, falsche Partnerwahl oder Unähnlichkeit der Persönlichkeit, aus. Demnach haben wir es mit echten Alternativen zu tun, von denen keine generell überlegen oder unterlegen ist.
Ich finde dies eine gute Nachricht, die die Flexibilität unserer Partnersuche erhöhen kann.
Partnersuche und Liebe auf den ersten Blick
Liebe kann unterschiedlich beginnen:
- Es muss nicht die Liebe auf den ersten Blick sein, sie kann es aber sein.
- Genauso kann und darf eine Beziehung langsam entstehen, wenn sich Sympathie schrittweise zur Liebe vertieft.
Tritt die Liebe auf den ersten Blick ein, kannst Du sie genießen. Lasse aber Deinen Verstand eingeschaltet, damit Du Dich nicht in ein Beziehungsunglück mit der falschen Person stürzt.
Wird die Liebe nicht erwidert, musst Du den Schmerz annehmen und verarbeiten, um Deinen Blick wieder auf andere Beziehungsoptionen zu richten, die womöglich unspektakulärer beginnen.
Wir können offen für die Liebe auf den ersten Blick sein, sollten sie aber nicht verlangen:
- Denn wenn wir nur die Liebe auf den ersten Blick wollen, geht uns womöglich eine andere, ebenso wertvolle Form der Liebe verloren, ohne dass wir die Liebe auf den ersten Blick finden. Manche bleiben so unfreiwillige Singles. Mit diesem Test “Warum bin ich Single?” kannst Du 11 mögliche Ursachen für Dein Single-Dasein überprüfen.
Gerade wenn wir keine Teenager mehr sind und mit wachsendem Alter entstehen tatsächlich immer mehr Beziehungen auf einer behutsameren, sich von Sympathie und Freundschaft zur Liebe entwickelnden Basis.
Wir können also beides tun:
- die Liebe auf den ersten Blick mit offenem Herzen und eingeschaltetem Verstand annehmen, falls sie kommt, und
- uns ebenfalls auf eine Kontaktvertiefung mit einer sympathischen Person einlassen, aus der Liebe werden kann, wenn wir ihr begegnen.
Das Online-Dating unterscheidet sich dabei nicht fundamental von anderen Formen des Kennenlernens:
- Das Online-Dating ist gut dafür geeignet, Menschen kennenzulernen, mit denen eine Übereinstimmung in Werten und Lebenszielen besteht. Dies gilt vorwiegend dann, wenn Du eine Partnervermittlung nutzt, wo auf solch eine Passung geachtet wird.
Die Liebe auf den ersten Blick bleibt aber möglich:
- Sie kann bereits auf den ersten Blick kann bereits beim Betrachten eines Profils entstehen, meistens wird sie aber erst später beim ersten Treffen eintreten, wenn sie eintritt.
- Der Online-Modus erhöht nicht, senkt aber auch nicht die Wahrscheinlichkeit für solch einen Beginn.
Beziehungsgeschichten beim Online-Dating
Mehrheitlich werden Beziehungen schrittweise entstehen, aber auch beim Online-Dating sind hochgradig romantische und einzigartige Erlebnisse keineswegs ausgeschlossen.
Hier der Bericht eines Mitgliedes zum Kennenlernen ihres Partners, wobei die Liebe sofort entstand:
- “Mein Partner hat mit ca. 17 Jahren in einer ziemlich obskuren Fan-Zeitschrift ein Gedicht gelesen, das ihn sehr berührte und viele Jahre lang begleitet hat. Er hat sich immer nach seiner Seelenfreundin gesehnt, und er fand damals, die, die das Gedicht geschrieben hat, die isses. Wie sich dann rausstellte, als wir uns über Gleichklang fanden (einen Tag nachdem ich mich angemeldet hatte – er war schon bischen länger bei euch): das Gedicht war von mir.”
Umgekehrt ein Zitat von jemandem, der ankreuzte, dass seine Beziehung langsam entstanden sei:
- „Gemeinsame Interessen und gegenseitige Sympathie am Anfang, ähnliche Grundbedürfnisse wie Bedarf nach Nähe und Zweisamkeit und trotzdem jedem sein eigens Leben lassen.”
Beide Überbringer:innen der Nachricht von ihrer Beziehung sind mit ihrer Beziehung glücklich. Offensichtlich sind beide Beziehungen wertvoll.
Rat für Dein Online-Dating
Der Rat für Deine Partnersuche lautet daher, mit offenen Augen, Gefühl und Verstand durch die Welt zu gehen, ob online oder offline, und dabei beides zuzulassen:
- Die Möglichkeit für einen schnellen Beginn und einen langsamen Beginn einer Beziehung.
Fixiere Dich nicht auf die eine Idealvorstellung, sondern erlaube Dir die Flexibilität, die Du für Deine Partnersuche benötigst.
Ist es die Liebe auf den ersten Blick, dann ist dies schön, entsteht die Liebe langsamer, ist die Liebe aber ebenso schön.
Mit diesem Ansatz hast Du die besten Aussichten, Deine Partnersuche zum Erfolg zu führen.
Beherzige aber bitte beim Online-Dating auch, dass Du Deine Suchkriterien auf das wirklich wichtige ausrichtest und bei oberflächlicheren Merkmalen eher großzügig bist.
Nimmt Dir diese Erfahrung einer Teilnehmerin hierfür zu Herzen:
- Es lag an 2 cm…Ich hatte mich vor 6 Jahren beschwert zu wenige Vorschläge zu bekommen , mir wurde geantwortet ,…ändern sie etwas an ihren Vorgaben.. Ich habe von 1;80 auf 1,85 für die Wunschgröße meines Partners geändert.. ein doch sehr unwichtiges Merkmal. Einen Tag später wurde mir mein jetziger Lebenspartner vorgeschlagen. Wir sind jetzt seit 6 Jahren miteinander verbunden und leben seit 5 1/2 Jahren zusammen. Uns verbinden vieles Interessen, vor allem aber können wir gut miteinander reden und genießen.
Ein weiterer ganz wichtiger Rat lautet Geduld.
Hierzu diese prägnante Schilderung eines Teilnehmers:
- Es passt einfach soooo unglaublich viel zwischen uns. So hat sich mein Warten von 4 Jahren wirklich gelohnt. Kann ich nur jedem raten nicht zu früh aufzugeben!!! Meine Partnerin war nur einige Tage angemeldet als wir uns „vorgeschlagen“ wurden – also es kann dauern aber auch sehr schnell gehen 😉
Betrachte des Online-Dating als eine Option auf Beziehung, die sich jederzeit einlösen kann, von der Du aber nicht weißt, ob und wann sie sich einlösen wird.
Halte Dir die Option offen, solange Du Dir ernsthaft eine Beziehung wünschst.
Bei Gleichklang begleiten wir gerne Deinen Weg zum Beziehungsglück:
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