Welche Kompatibilität braucht die Liebe?
Welche Art von Gemeinsamkeit führt auf welche Art und Weise dazu, dass Beziehungen glücklich und stabil werden?
Jede Form von Gemeinsamkeit ist nicht die Antwort. Denn wenn beide Partner:innen sich schaden oder ausbeuten wollen, haben sie zwar auch etwas gemeinsam, glücklich werden sie aber so nicht. Es gibt weitere, subtilere Formen der Gemeinsamkeit, die nicht glücklich machen:
- Gemeinsam einsam – so bezeichnen manche ihre vorherigen Beziehungen.
- Gemeinsam einer Sucht nachzugehen, macht ebenfalls höchstens kurzzeitig glücklich.
Bei der Partnerwahl geht es also darum, auf die richtigen Gemeinsamkeiten zu achten und diese so auszuwählen, dass sie die Basis einer dauerhaften Liebesbeziehung werden. In Beziehungen geht es fortwährend darum, Gemeinsamkeiten erneut zu identifizieren, zu aktivieren, zu stärken und umzusetzen. Denn ohne Gemeinsamkeit wird keine Beziehung glücklich.
Im Folgenden stelle ich drei Studien vor zur Bedeutsamkeit gemeinsamer Entscheidungen und der gemeinsamen Arbeit an Zielen.
Anschließend gehe ich auf einige zentrale Bereiche der Kompatibilität ein, auf die wir bei Gleichklang achten und auch die alle Partnersuchende achten sollten. Alles ganz kurzzusammengefasst können Sie auch in der Zusammenfassung nachlesen.
Gemeinsam Entscheidungen treffen
Brick et al. (2021) haben untersucht, wie sich gemeinsame versus getrennte Konsumentscheidungen auf das subjektive Erleben von Einfluss und Beziehungszufriedenheit auswirken. Die Autoren verwenden übrigens den Begriff der subjektiven erlebten „Macht“, den – weil es positiver klingt – ich mir erlaubt habe durch den Begriff des subjektiv erlebten Einflusses zu ersetzen.
Die Autor:innen untersuchten in einer Serie von Experimenten, wie sich gemeinsame Entscheidungen versus allein oder durch Partner:innen getroffene Entscheidungen auf die subjektive Wahrnehmung von Einfluss und auf die Beziehungszufriedenheit auswirken.
Dazu versetzten sie Teilnehmende in Entscheidungsszenarien, in denen sie allein, ihre Partner:innen oder beide gemeinsam eine Entscheidung trafen, sich Konsumgüter anzuschaffen. Im Anschluss wurden die Teilnehmenden befragt nach der Höhe des subjektiven Einflusserlebens und ihrer Beziehungszufriedenheit.
Kurz zusammengefasst, beobachteten die Autor:innen, dass gemeinsame Entscheidungen zu einem höheren Erleben an subjektivem Einfluss und zu mehr Beziehungszufriedenheit führten. Ebenfalls konnten die Autor:innen aufzeigen, dass die mit gemeinsamen Entscheidungen wachsende Beziehungszufriedenheit sich zu einem Teil mit dem wachsenden subjektiven Einflusserleben erklärt.
Wenn wir Konsum-Entscheidungen in Beziehungen gemeinsam treffen, haben wir also den Eindruck, unser Leben stärker beeinflussen zu können, was wiederum dazu beiträgt, unsere Beziehungszufriedenheit zu erhöhen.
Wie erklärt sich dies?
Grundsätzlich möchten wir Einfluss über unser Leben haben, um negative Ereignisse verhindern und positive Ereignisse erzeugen zu können. Das subjektive Erleben, dass wir unser Leben beeinflussen können, gibt uns ein größeres Ausmaß an Sicherheit und schützt uns vor dem Erleben von Hilflosigkeit.
Treten negative Ereignisse auf, die wir beeinflussen können, fühlen wir uns weniger hilflos, als wenn das gleiche negative Ereignisse in gleicher Dauer auftritt, wir es aber nicht beeinflussen können.
Gleiches zeigt sich beim Auftreten positiver Ereignisse:
- Wir sind ausgeglichener und zufriedener, wenn wir selbst einen Einfluss auf das Auftreten positiver Ereignisse haben, als wenn wir positiven Ereignissen einfach ohne Beeinflussungsmöglichkeit passiv ausgesetzt sind.
Die Effektivität einer Beziehung ergibt sich aus unserem eigenen Handeln und dem Handeln der Partner:innen. Da wir uns in einer Beziehung als eine Einheit erleben, geht in unsere subjektive Wahrnehmung des „Einflusses auf unser Leben“ entsprechend nicht nur unserer eigene Einflussanteil ein, sondern ebenfalls das Engagement der Partner:innen.
Bei einer gemeinsamen Entscheidung sind sowohl eigener Einfluss-Anteil als auch Engagement der Partner:innen gegeben. Beide gehen positiv in die subjektive Wahrnehmung des Grades ein, mit dem wir unser Leben beeinflussen können.
Bei gemeinsamen Entscheidungen in einer Beziehung erleben wir also eine größere Beeinflussbarkeit unseres Lebens, als wenn Entscheidungen allein getroffen werden. Je stärker wir den Eindruck haben, unser Leben beeinflussen zu können, desto zufriedener sind wir insgesamt. Da die wahrgenommene Beeinflussbarkeit des Verlaufs unseres Lebens an die Beziehungs-Konstellation gebunden ist, steigt daher auch die Beziehungszufriedenheit.
Implikationen für Partnerwahl und Beziehungsgestaltung
Im Fall der Untersuchungen von Brick et al. wurden die Teilnehmenden mit Szenarien konfrontiert, wo eine gemeinsame Entscheidung ohne tiefer greifende Konflikte im Konsens getroffen werden konnte. Nur unter dieser Voraussetzung gelten entsprechend auch die Ergebnisse zu den positiven Auswirkungen gemeinsamer Entscheidungen auf die Wahrnehmung, das eigene Leben beeinflussen zu können und die Beziehungszufriedenheit.
Nun sind aber zahlreiche andere Szenarien denkbar – und leider auch in vielen Beziehungen realistisch – wo eine gemeinsame Entscheidung konsensuell nicht getroffen werden kann, oder wo lediglich ein Pseudo-Konsens hergestellt wird, in dem eine Seite wider Willen nachgibt.
Für eine hohe Beziehungszufriedenheit ergeben sich damit folgende Anforderungen bei der Partnerwahl und bei der Beziehungsgestaltung:
- Phase der Partnerwahl: Personen sollten eine Beziehung nur dann miteinander beginnen, wenn erkennbar wird, dass sie in einem weitem Bereich sie tangierender Lebensbereiche konsensuelle Entscheidungen treffen können. Die Zeit der Partnersuche gibt Ihnen die Chance, eine richtige Beziehungsentscheidung zu treffen, die Ihnen viele Konflikte ersparen und dadurch ihre künftige Beziehungszufriedenheit und Lebenszufriedenheit verbessern kann. Eine glückliche partnerschaftliche Beziehung ist einer der wichtigsten Faktor der Lebenszufriedenheit und kann Ihre seelische und körperliche Gesundheit verbessern. Umgekehrt ist eine konflikthafte oder gar toxische Beziehung jedoch ein ebenso wichtiger Faktor der Lebensunzufriedenheit und kann ihre seelische und körperliche Gesundheit gefährden.
- Beziehungs-Phase: Beziehungspartner:innen sollten miteinander daran arbeiten, Konsensmöglichkeiten zu erkennen, herzustellen und in ihrem Alltag konsequent zu etablieren. Zeigen sich hierbei Konfliktlinien, wird es darum gehen, diese offen, aber wertschätzend anzusprechen und Meta-Lösungen zu finden, die in der Gesamtbilanz der Entscheidungen zu einem ausgeglichenen Verhältnis der Bedürfnisbefriedigung der Beteiligten führen.
Ziele gemeinsam erreichen
Sind wir in einer Beziehung, hängt es nicht nur von uns selbst, sondern ebenfalls von den Partner:innen ab, ob und wann wir unsere Ziele erreichen oder nicht. Partner:innen können die Erreichung unserer Ziele fördern, aber auch hemmen:
- Jemand möchte gerne einen Lebenshof und eine bio-vegane Landwirtschaft ins Leben rufen. Partner:innen, die gerne aktiv mitarbeiten oder das Projekt finanziell unterstützen wollen, können die Erreichung des Ziels fördern. Partner:innen, die andere Prioritäten haben, die ihrerseits viele gemeinsame zeitliche und finanzielle Ressourcen benötigen, können die Zielerreichung erschweren.
- Jemand wünscht sich sehr stark leibliche Kinder. Partner:innen, die sich ebenfalls Kinder wünschen, können dies Ziel offensichtlich fördern. Partner:innen, die keine Kinder möchten, erschweren demgegenüber die Zielerreichung ebenso offensichtlich.
Angela C. Cappuzzello und Judith Gere (2018) haben untersucht, wie sich die Zielförderlichkeit von Partner:innen auf das tatsächliche Erreichen von Zielen und die Beziehungszufriedenheit auswirkt.
Ebenfalls haben sie umgekehrt untersucht, ob sich Beziehungen mit hoher oder niedriger Beziehungszufriedenheit dahingehend unterscheiden, in wie hohem Ausmaß die Zielförderlichkeit von Partner:innen das Erreichen von Zielen tatsächlich fördert.
Dies sind die Ergebnisse:
- Wenn Partner:innen eine hohe Zielförderlichkeit aufweisen, machen Personen im zeitlichen Verlauf stärkeren Fortschritt bei der Zielerreichung.
- Die Beziehungszufriedenheit von Personen ist in Beziehungen umso höher, desto stärker sie ihre Partner:innen als förderlich für ihre Ziele erleben.
- Zielförderlichkeit von Partner:innen fördert das Erreichen von Zielen nur in Beziehungen mit hoher Beziehungszufriedenheit, nicht aber in Beziehungen mit geringer Beziehungszufriedenheit.
- Meine eigene Zielförderlichkeit (also das Ausmaß, in dem ich förderlich für die Ziele von Partner:innen bin) erhöht meine Beziehungszufriedenheit nicht.
Verständlich machen lässt sich dies folgendermaßen:
- Wenn Partner:innen die Ziele von uns fördern, erhöht dies unsere Zufriedenheit mit unserer Beziehung. Wenn wir selbst die Ziele unserer Partner:innen fördern, hat dies an sich aber keinen Einfluss auf unsere eigene Beziehungszufriedenheit. Wir werden also typischerweise in Beziehungen nicht allein dadurch glücklich, dass wir die Ziele unserer Partner:innen fördern.
- Bei hoher Beziehungszufriedenheit führt die Zielförderlichkeit von Partner:innen tatsächlich dazu, dass wir unsere Ziele besser erreichen. Warum ist dies aber bei geringer Beziehungszufriedenheit anders? Vermutlich liegt es daran, dass wir gemeinsame Ressourcen zur Zielerreichung nicht ausreichend tatsächlich etablieren können, wenn wir mit einer Beziehung unzufrieden sind.
Ein Beispiel zur Erläuterung:
- Ich möchte Kinder haben und meine Partner:in ebenfalls. Somit ist grundsätzlich eine maximale Zielförderlichkeit meiner Partner:in gegeben. Jedoch bin ich mit der Beziehung unzufrieden und zweifele, ob wir zusammen als Familie glücklich werden. Dadurch wird der positive Effekt der Zielförderlichkeit meiner Partner:in auf das Erreichen des Zieles außer Kraft gesetzt.
Es ergibt sich eine ziemlich komplexe Situation:
- Je mehr meine Partner:innen zielfördernd für meine Ziele sind, desto zufriedener werde ich in einer Beziehung.
- Meine eigene Zielförderlichkeit für meine Partner:innen beeinflusst jedoch meine Beziehungszufriedenheit nicht, sondern nur die Zielförderlichkeit meiner Partner:innen wirkt sich positiv auf meine Beziehungszufriedenheit aus.
- Da eine Beziehung jedoch aus mindestens zwei Personen besteht, müssen tatsächlich die Zielförderlichkeit und die Beziehungszufriedenheit aller beteiligten Personen betrachtet werden.
- Damit alle in einer Beziehung maximal zufrieden werden und ihre jeweiligen Ziele maximal erreichen, ist es notwendig, dass alle Beteiligten wechselseitig füreinander zielfördernd sind. Dadurch können sie eine hohe Beziehungszufriedenheit erreichen, was wiederum dazu beiträgt, dass die vorhandene Zielförderlichkeit tatsächlich umgesetzt wird und so die Ziele erreicht werden.
Die Autorinnen untersuchten übrigens nicht, wie sich das Erreichen der Ziele wiederum auf die Beziehungszufriedenheit und die Zielförderlichkeit auswirken. Zu vermuten ist, dass die Zielerreichung die Beziehungszufriedenheit erhöht und womöglich einen zusätzlichen Motivationsschub für die Entwicklung weiterer Zielförderlichkeit geben könnte.
Kürzlich untersuchten Toma et al. (2022) in einer Meta-Analyse die Zusammenhänge zwischen Zielkongruenz (gemeinsames Ziel), Zielunterstützung (reine Zielförderlichkeit) und Zielkonflikten mit der Beziehungszufriedenheit in Paaren.
Die Ergebnisse lpassen gut zu den Befunden von Cappuzzello und Gere:
- Zielkongruenz übt den stärksten positiven Einfluss auf die Beziehungszufriedenheit aus, gefolgt von Zielunterstützung. Demgegenüber üben Zielkonflikte einen negativen Einfluss auf die Beziehungszufriedenheit aus.
Warum sind gemeinsame Ziele effektiver als Zielunterstützung?
Wahrscheinlich liegt es daran, dass es bei bestehender Zielkongruenz Paaren leichter gelingt, die wechselseitigen Bedürfnisse beider Personen voll zu berücksichtigen und die Ziele zu erreichen.
Bei reiner Zielunterstützung, ohne dass die Ziele gemeinsam geteilt werden, können vermutlich die Ressourcen zur Zielerreichung nicht so optimal miteinander kombiniert werden wie bei geteilten Zielen. Zudem kann es bei reiner Zielunterstützung vermutlich leichter passieren, dass die Bedürfnisse einer Person weniger berücksichtigt werden und dadurch die Balance beeinträchtigt wird.
Ableitungen für Partnerwahl und Beziehungsgestaltung
Es ergeben sich insofern – wie bereits bei den gemeinsamen Konsum-Entscheidungen – ähnliche Implikationen für die Phase der Partnerwahl und für die Phase der Gestaltung einer bestehenden Beziehung:
- Phase der Partnerwahl: Personen sollten eine Beziehung nur dann miteinander beginnen, wenn sie eine ausreichende Menge an gemeinsamen, sie verbindenden Ziele identifizieren können und keine gravierenden Zielkonflikte bestehen. Mindestens sollten beide Partner:innen dazu motiviert sein und sich auch in der Lage sehen, die Ziele der jeweils anderen Person mit zu unterstützen. Ohne gemeinsame Ziele und ohne wechselseitig erkennbare Motivation und Fähigkeit, die Ziele der jeweils anderen Person zu unterstützen, ist es unwahrscheinlich, dass eine als befriedigend erlebte Beziehung entstehen wird. Eher besteht die Gefahr eine Entwicklung im Sinne von „gemeinsam einsam“. Bestehen gar gravierende Zielkollisionen ist die Wahrscheinlichkeit der Entstehung oder konfliktreichen oder gar toxischen Beziehung hoch.
- Beziehungs-Phase: Beziehungspartner:innen sollten miteinander daran arbeiten, gemeinsame Ziele zu finden, die beide als positiv erleben können. Gelingt dies nicht oder ausreichend, sollten sie versuchen, Ziele der jeweils anderen Person zu finden, die sie unterstützen können. Wichtig ist dabei, dass eine Balance hergestellt wird, die entsprechend von beiden Seiten als ausgeglichen erlebt wird. Bei auftretenden Zielkollisionen werden hierzu auch Zielverzichte gehören müssen, die ihrerseits balanciert sein sollten.
Vorteil für Singles
Stellen Sie fest, dass Sie in einer Beziehung leben, in der keine konsensuellen Entscheidungen friedfertig und zu gemeinsamer Zufriedenheit getroffen werden können und keine gemeinsamen Ziele bestehen, ist das Kind im Grunde bereits ins Bad gefallen.
Da Sie aber womöglich bereits viel emotional in die Beziehung investiert haben und womöglich doch eine Basis herausgearbeitet werden kann, kann es oft sinnvoll sein, gemeinsam an der Beziehung zu arbeiten, wofür gegebenenfalls auf Beratung und Paartherapie zurückgegriffen werden kann.
Wenn aber toxische Muster dominieren und eine wechselseitige Veränderungsbereitschaft nicht besteht, führt kein Weg an einer Trennung vorbei.
Einen guten Teil dieser seelischen Schmerzen und Belastungen können Sie sich durch eine passende Partnerwahl ersparen.
Vor der Partnerfindung haben sie es noch am besten selbst in der Hand, sicherzustellen, dass ihre künftige Beziehung ein positives und kein negatives Szenarium wird.
Kompatibilitäts-Bereiche bei der Partnersuche
Im folgenden benenne ich einige Kompatibilitäts-Bereiche, die wir bei der Partnervermittlung mithilfe unseres psychologischen Matching-Algorithmus von vornherein bei den Vorschlägen bereits abdecken.
Diese Bereiche gelten inhaltlich für alle, egal, wo sie nach Partnerschaft suchen. Sie sind ebenso relevant für Personen, die bereits in Beziehungen sind und die Zufriedenheit in ihren Beziehungen aufrechterhalten oder steigern wollen.
Kompatible sexuelle Ziele
Manche denken eher an eine lockere Beziehung mit Sex, während bei anderen die partnerschaftliche Bindung im Vordergrund steht und Sex hinzukommt. Wiederum andere wünschen sich eine Beziehung ohne Sex.
Bei der Partnersuche kann für manche Sex schnell oder sofort beginnen, für andere sollte die Beziehung erst gefestigt sein, bevor es zu Sex kommt.
10 % der Bevölkerung haben eine BDSM-Neigung und möchten gerne spielerische Formen von Dominanz und Unterwerfung in die gemeinsame Sexualität einbringen, wobei sich hier wiederum die Rollenerwartungen und -wünsche unterscheiden können. Viele andere wiederum möchten BDMS genau nicht.
Kompatible Beziehungs-Ziele
Es gibt sehr unterschiedliche Modelle von Partnerschaft und entsprechend stellen sich verschiedene Menschen oftmals Partnerschaft unterschiedlich vor. Manche streben eine monogame Zweierbeziehung an, während andere offene Beziehungen, polyamore Beziehungen oder Swinger-Beziehungen vorziehen. Hier liegt der Hauptunterschied darin, wie stark Sexualität oder Liebe als exklusiv oder teilbar gesehen werden. Bei der monogamen Zweierbeziehung werden beide, Liebe und Sex, als exklusiv gesehen. Bei der offenen Beziehung und einer Swinger-Beziehung wird die Liebe als exklusiv, Sex aber als teilbar angesehen. Bei einer polyamoren Beziehungen werden sowohl Liebe als auch Sex als teilbar angesehen.
Für manche ist eine sehr große Nähe bis hin zur Symbiose wichtig, während andere Wert auf Eigenständigkeit und eine räumliche/zeitliche Getrenntheit legen.
Hiermit können wiederum Wohnortmodelle korrelieren, wobei es Vorlieben für eine gemeinsames Wohnen, ein „Living Apart Together“ in getrennten Wohnung am gleichen Wohnort sowie Fernbeziehungen gibt. Zu unterscheiden ist zwischen Sofort- und Langzeitzielen. So nehmen viele Paare eine Fernbeziehung selbst dann übergangsweise in Kauf, wenn das gemeinsame Langzeitziel eines gemeinsamen Wohnens besteht.
Kompatible ethische Ziele
Manche Menschen wollen durch ihren Alltag dazu beitragen, diese Welt ein wenig besser zu machen. Dies kann Bereiche betreffen, wie Ökologie, Nachhaltigkeit und Konsum, Mitmenschlichkeit und Umgang mit Tieren. Entsprechend greifen diese ethischen Ziele auch in unser Konsumverhalten ein (Veganismus, Minimalismus etc. ).
Andere Menschen richten sich eher auf den eigenen Erfolg und Vorteil aus und sehen Partnerschaft entsprechend auch als eine Gemeinschaft, wo die Betreffenden vorwiegend an sich selbst und ihre Familienangehörigen denken.
Auch können sich bei gleichstarker ethischer Orientierung die Bereiche der Ethik unterscheiden. Während manche übergreifend an Ökologie, Mitmenschen und Tierwelt denken, gliedern andere Einzelbereiche aus, z.B. die Ökologie oder die Tiere.
Ethische Ziele können sich also unterscheiden und zu sehr unterschiedlichen Erlebens- und Handlungsweisen führen. Die Lebenszufriedenheit wächst, wenn wir gemäß unserer ethischen Prinzipien handeln können, und sie sinkt, wenn wir gegen unsere ethischen Prinzipien verstoßen. Die Beziehungszufriedenheit steigt, wenn wir uns an gemeinsamen ethischen Prinzipien orientieren, sie sinkt, wenn eine gemeinsame ethische Grundlage fehlt.
Kompatible religiös-spirituelle Ziele
Religionen und Spiritualität oder Einstellungen zu Religionen sind typischerweise mit ethischen Prinzipien verbunden. Allerdings betrachten wir bei Gleichklang beides separat voneinander. Denn in einem sehr weiten Bereich können sich Personen mit unterschiedlichen Religionen oder Einstellungen zur Religion dennoch auf die gleichen ethischen Ziele beziehen:
- Christ:innen, Hindus, Muslim:innen, Juden und Jüdinnen, Buddhist:innen, frei Spirituelle, Atheist:innen oder Agnostiker:innen können sich jeweils gemeinsam für Menschenrechte, Ökologie oder Tierrechte einsetzen.
Es gibt jedoch andere Bereiche, wo eine gemeinsame ethische Orientierung in Abhängigkeit von den Glaubensinhalten nicht möglich sein mag:
- Glaubt ein christliches, muslimisches, jüdisches, buddhistisches etc. Elternteil jeweils, dass es aus ethischen Gründen verpflichtet sei, gemeinsame Kinder ausschließlich christlich,muslimisch, jüdisch oder buddhistisch erziehen zu müssen, liegt bei unterschiedlicher Religion der Eltern eine ethische Differenz vor, die daraus entsteht, dass die Vermittlung des Glaubensinhaltes als ethische Verpflichtung wahrgenommen wird.
Abseits von solchen möglichen ethischen Zielkonflikten, kann es als sehr verbindend erlebt werden, wenn durch die Teilung religiöser oder spiritueller Glaubensinhalte gemeinsame Erfahrungen, Praktiken, soziale Einbettungen etc. möglich werden.
Kompatible Akzeptanz-Ziele
Hier handelt es sich um einen etwas anders gelagerten Bereich von Suchkriterien, der aber dennoch sehr allgemein in den Bereich der Ziele eingeordnet werden kann, nämlich in dem Sinne, dass wir alle durch Beziehungspartner:innen angenommen, begehrt und wertgeschätzt werden wollen, und zwar so, wie wir sind. Dies geschieht in einer glückliche Beziehung beidseitig (bei polyamoren Beziehungen mehrseitig) und balanciert.
Es gibt Lebenssituationen oder auch Merkmale, die bei einer Partnerschaft häufiger auf Akzeptanz-Probleme stoßen, woraus Ablehnungen und Zurückweisungen bereits bei der Partnerwahl entstehen können. Ebenso können sich diese Faktoren aber möglicherweise auch im Verlauf einer Beziehung günstig (bei gegebener Akzeptanz) oder ungünstig (bei mangelnder Akzeptanz) auswirken.
Über die Jahre haben wir zahlreiche solcher Akzeptanz-Aspekte bei Gleichklang schrittweise in unsere Vermittlung integriert, oft auf Anregung betreffender Personen, die uns schilderten, dass die Merkmale aufgenommen werden sollten, da sonst ihre Partnersuche (oder auch Freundschaftssuche) erschwert werde.
Wir erfragen aktuell von allen Mitgliedern beispielsweise die Akzeptanz und Wertschätzung für eine Partnerschaft mit Personen, die alleinerziehend sind, hochsensibel sind, oder mit Personen, bei denen Behinderungen, Handikaps, chronische körperliche Erkrankungen, seelische Erkrankungen, positiver HIV-Status oder sexuelle Funktionsstörungen bestehen.
Vor kurzer Zeit haben wir auch eine besondere Unterstützung der Partnersuche für Autisten auf der Basis dieses Akzeptanz-Matching eingeführt. Demnächst wird ADHS hinzukommen.
In diesen Akzeptanz-Bereich gehören im Grunde auch die Parameter des Äußeren, die Mitglieder bei uns (im sparsamen Ausmaß) jeweils als Suchkriterien festlegen können (Körpergröße, Figur etc. ). Denn auch hier geht es darum, dass wechselseitig Akzeptanz und Begehren ermöglicht werden sollen.
Hintergrund dieses Matching ist es, dass Partner:innen in Beziehungen sich wechselseitig Wertschätzung und Akzeptanz entgegenbringen sollten, um eine positive Beziehungs- und Lebenszufriedenheit aufzubauen. Indem wir potenziell relevante oder kritische Merkmale von vornherein erfragen, erhöhen wir die Wahrscheinlichkeit einer Kompatibilität bei Personen, die durch uns einander vorgeschlagen werden.
Personen mit kompatiblen Zielen in den Bereichen Sexualität, Beziehungsführung, Ethik, Religion und Spiritualität, sowie wechselseitigen Haltungen, die die Befriedigung von Akzeptanz-Zielen gewährleisten, haben gute Voraussetzungen, um miteinander eine stabile und glückliche Beziehung zu beginnen.
Bei hoher Gesamt-Kompatibilität wird es Paaren leichter fallen, gemeinsame Entscheidungen zu treffen und ihren Alltag und Lebensplanung so zu gestalten, dass ein Maximum an gemeinsamer Lebens- und Beziehungszufriedenheit erreicht wird. Umgekehrt sind tiefgreifende Zielkonflikte für eine Beziehung häufig desaströs.
Resümee
Zusammenfassende Empfehlungen
- Die Beziehungszufriedenheit wird gestärkt, wenn Entscheidungen gemeinsam getroffen werden und Partner:innen wechselseitig ihre Ziele unterstützen, wodurch diese Ziele im Übrigen auch eher erreicht werden. Am besten für die Beziehungszufriedenheit ist es, wenn gemeinsame Ziele bei Partner:innen bestehen.
- Personen, die bereits in Beziehungen sind, können ihre Beziehungsqualität aufrechterhalten oder verbessern, wenn sie kontinuierlich an der Identifikation gemeinsamer Ziele arbeiten und Entscheidungen gemeinsam treffen. Auftretende Zielkonflikte kann durch balancierte Kompromisse begegnet werden, die die Bedürfnisse aller Beteiligten vergleichbar berücksichtigen.
- Selbst wenn Ziele nicht miteinander geteilt werden, ist es möglich, die Ziele der Partner:innen zu unterstützen, sofern diese nicht dezidiert im Konflikt zu den eigenen Zielen stehen. Solch eine Zielunterstützung wirkt sich positiv auf die Beziehungszufriedenheit aus, sofern sich die Partner:innen wechselseitig um die Unterstützung der Ziele ihrer Partner:innen bemühen.
- Personen, die derzeit noch Single sind, befinden sich in der günstigen Situation, dass sie von vornherein auf gemeinsame Lebensziele und das Fehlen von gravierenden Zielkonflikten achten können. Eine Entscheidung für eine Beziehung sollte dabei nur dann gefällt werden, wenn wichtige gemeinsame Ziele oder Möglichkeiten, sich wechselseitig zu unterstützen, erkennbar sind und gravierende, die Beziehung ggf. destabilisierende Zielkonflikte fehlen.
- Partnersuchenden ist es insbesondere zu empfehlen auf gemeinsame Ziele in den Bereichen Sexualität, Beziehungs-Gestaltung, ethisch-moralische Grundhaltung, Religion und Spiritualität bzw. Haltung zu Religion und Spiritualität, sowie auf eine wechselseitige Akzeptanz und Wertschätzung der besonderen Lebenssituationen oder Bedingungen, in denen sie sich befinden, zu achten.
Bei Gleichklang unterstützen wir Ihre Partnersuche und Freundschaftssuche dadurch, dass wir durch die Vorschlagsauswahl gravierende Zielkonflikte soweit als möglich ausschließen, Zielkongruenz durch die Passung der Werthaltungen, Beziehungsmodelle und Lebensvorstellungen maximieren, sowie ein möglichst hohes Ausmaß an wechselseitiger Akzeptanz sicherstellen.
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