Wie Online-Dating Beziehungen erschweren kann, während wir glauben, sie zu finden
Mit ▶ diesem Video beende ich vorerst meine kleine Serie über die tiefgreifenden Probleme des heutigen Online-Datings, denen ich mich in den letzten Wochen und Monaten in einer Reihe von Blog-Artikeln ausführlich gewidmet habe.
Einige Überlegungen und Hintergrundinformationen zum Thema finden Sie übrigens auch in einer ▶ Live-Diskussion im Deutschlandfunk, an der ich kürzlich für etwa 90 Minuten teilgenommen habe.
In kommenden Artikeln und Videos werde ich mich gezielt der Frage widmen:
- Wie gelingt echte Partnerfindung wirklich?
Warum aber überhaupt so viel Fokus auf das Negative? Diese Frage wurde mir mehrfach gestellt. Manche empfinden es sogar als wenig souverän, sich so deutlich mit der Konkurrenz „abzuarbeiten“.
Doch die Antwort ist klar:
- Es wäre wirkungslos – ja fast verantwortungslos –, die Probleme des Online-Datings einfach zu ignorieren. Denn was tatsächlich schädlich ist, wird oft nicht als Problem erkannt – sondern als Selbstverständlichkeit oder sogar als Stärke.
Genau das macht es so gefährlich:
- Die Dating-Apps haben ein Dating-Verhalten installiert, das unsere Erwartungen tief geprägt hat. Wenn wir unseren Interessent:innen und Mitgliedern bei Gleichklang nicht auch detailliert erklären würden, warum das vermeintlich Positive in Wirklichkeit destruktiv ist, könnten viele unseren Ansatz nicht verstehen – uns entweder gar nicht erst finden oder wieder verlassen, anstatt die echte Chance auf Beziehung zu nutzen.
Tatsächlich braucht es aus psychologischer Sicht beides:
- eine klare Vision des Zieles – und die Abgrenzung von den Wegen, die in die Irre führen. Nur wer versteht, was ihn manipuliert, kann sich davon lösen.
Beispiel „Ernährung“: Nur wer die falschen Wege erkennt, kann den richtigen gehen
Ein Beispiel aus dem Bereich Ernährung macht das anschaulich: Natürlich ist es wichtig, zu erklären, wie eine pflanzenbasierte Ernährung auf Basis vollwertiger Lebensmittel unsere Gesundheit verbessert und gleichzeitig die Umwelt schützt. Genauso bedeutsam ist es aber, auf die manipulativen Mechanismen der Lebensmittelindustrie hinzuweisen:
- Wie durch die gezielte Kombination von Zucker, Fett, künstlichen Geschmacksverstärkern und Konsistenzmanipulationen eine Art konditionierter Dauerhunger entsteht, der unsere Selbstregulation untergräbt.
Erst wenn wir beides verstehen – warum die heutige Ernährung ein Problem ist und wie wir es besser machen können –, gelingt der Durchbruch zu einem gesünderen Leben.
Genauso ist es beim Dating
- Nur wenn wir begreifen, wie uns Dating-Apps manipulieren, wie sie uns durch „Choice Overload“ und Köder-Profile in der Illusion halten, je mehr Auswahl, desto besser – obwohl genau das unser langfristiges Beziehungsinteresse untergräbt –, nur dann können wir erkennen, wie stark unsere Beziehungsfähigkeit leidet.
Und nur dann wird sichtbar, dass gerade das, was als Vorteil erscheint – viele Kontakte, maximale Auswahl –, in Wahrheit ein System der Bindungslosigkeit hervorbringt: „liquid love“, wie der Soziologe Zygmunt Bauman es nannte.
In meinem aktuellen Video habe ich all diese Themen in etwa 20 Minuten so komprimiert wie möglich zusammengefasst. Ich hoffe, es macht die Zusammenhänge deutlich – und so den Weg zu echter Partnerfindung ebnen. Gelingt das, ist das Ziel erreicht.
Zentrale Aussagen des Videos in 20 Sätzen
- Dating-Apps wurden nicht entwickelt, um uns zu verbinden – sondern um uns zu binden: ans Display, ans System, ans Suchen.
- Sie setzen gezielt auf psychologische Mechanismen wie die Skinner-Box – und machen uns zu Spielenden, die immer weiterwischen.
- Jeder Swipe, jedes Like triggert unser Belohnungssystem – Dopamin wird ausgeschüttet, und wir werden süchtig nach dem nächsten kleinen Kick.
- Doch dieser Kick macht nicht glücklich – er macht abhängig, rastlos, oberflächlich.
- Studien zeigen: Schon die Erwartung eines Matches genügt, um uns zu aktivieren – wie beim Glücksspiel.
- Was nach Freiheit aussieht – die große Auswahl –, ist in Wahrheit ein psychologischer Overload, der unsere Entscheidungskraft lähmt.
- Statt echter Nähe bekommen wir ein endloses Spiel – mit schönen Profilen, leeren Kontakten und ständiger Unsicherheit.
- Besonders perfide: Attraktive Profile werden besonders häufig vorgeschlagen, um als Köder zu dienen. Manche Profile werden hunderttausendfach ausgespielt – nicht damit es zu einem echten Kennenlernen kommt, sondern weil sie als Belohnungsreiz dabei helfen, die Nutzer:innen in der App zu halten.
- Der Algorithmus optimiert nicht für Liebe, sondern für Engagement – also dafür, dass wir möglichst lange Single bleiben.
- Fast die Hälfte der Gen-Z nutzt Dating-Apps nur aus Langeweile – nicht für Beziehungen.
- Millionen suchen echte Verbindung – und geraten an Menschen, die nur spielen.
- Ghosting, Frustration, emotionale Erschöpfung – das sind keine Ausnahmen, sondern systemische Folgen.
- Wir glauben, wir hätten mehr Auswahl – doch wir verlieren unsere Fähigkeit, uns wirklich zu entscheiden.
- Die Folge: Kontakte werden austauschbar, Beziehungen fragil, Bindung selten.
- Viele Nutzer:innen löschen ihre Apps – und laden sie wenig später wieder herunter. Ein Suchtzyklus.
- Die Betreiber profitieren von unserer Einsamkeit – nicht von unserem Glück.
- Und sie tun alles, um uns zu halten: mit Premium-Funktionen, Köder-Matches und dem Versprechen, dass das nächste Match besser wird.
- Doch die große Liebe findet nicht im „Wisch-und-weg“-Modus statt – sondern dort, wo Menschen sich wirklich begegnen.
- Wir brauchen eine Dating-Kultur, die uns wieder erinnert, was Verbindung bedeutet – und was sie braucht.
- Dieses Video will dazu beitragen, die Augen zu öffnen – damit echte Begegnung wieder möglich wird.
Unser Weg bei Gleichklang
Bei Gleichklang gehen wir seit 19 Jahren einen anderen Weg. Wir bringen Menschen mit echtem Beziehungsinteresse zusammen – ohne Swiping, ohne Spiel, ohne kurzfristige Bestätigungsspiralen.
Unsere Vermittlung basiert auf Tiefe statt Tempo. Wir maximieren die Wahrscheinlichkeit dafür, dass dieser eine Moment geschieht: Zwei Menschen begegnen sich, ohne Ablenkung, ohne Illusion, mit echter Resonanz. Und daraus entsteht etwas, das bleiben kann – Liebe.
Wenn Sie dieser Weg anspricht, begleiten wir Sie gerne:
▶ Zur Beziehungssuche bei Gleichklang!
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Kennen Sie Menschen, die im Dating-App-Karussell feststecken? Bitte teilen Sie dieses Video mit ihnen. Hier ist der Link: ➜ https://youtu.be/l-JLVTTYFpE
Wenn Sie selbst kommentieren möchten – tun Sie das gerne unter diesem Blog oder direkt unter dem Video. Ich freue mich auf den Austausch mit Ihnen.
Weitere Links:
Informationen zum Coaching:
Einzeltermine für ein Coaching können Sie jederzeit über meine Website vereinbaren. Wie überall gilt auch für das Coaching unser Grundsatz, dass bei Gleichklang niemand an finanziellen Engpässen scheitern soll. Das Coaching-Honorar kann daher ohne Probleme auch in niedrigen Monatsraten beglichen werden.
“[…] könnten viele unseren Ansatz nicht verstehen – uns entweder gar nicht erst finden oder wieder verlassen, anstatt die echte Chance auf Beziehung zu nutzen.”
Ich befürchte eher, dass die Dating-App-Nutzer ihr Verhalten mit nach Gleichklang bringen und hierdurch Gleichklang von Innen herauszerstören.
Ja, das ist richtig. Dating-App-Mechanismen werden auch zu Gleichklang gebracht. Nur lassen sie sich hier nur sehr begrenzt ausleben, sodass die entsprechenden Nutzer:innen uns oft schnell verlassen.
Inzwischen gibt es simulierte Chats und Dating Apps mit KI. Ich denke, viele insbesondere jüngere Leute werden eher diese nutzen zukünftig statt “echte Menschen” Apps, wenn es nur um Unterhaltung geht. Die Simulations-KI-Apps haben viele Vorteile und fürs Gehirn ist es egal.
In Japan gab es schon vor Jahren Girlfriend-Simulationen und manche haben diese virtuellen Girlfriend Avatare in einer Zeremonie geheiratet oder buchen sich ein Lovehotel für die virtuelle Freundin.
Die Perspektive und (Be)wertung in Japan bzgl. Virtualität ist anders als in Europa.
Bei Gleichklang sind insgesamt überproportional viele “technik/internet” aversiv eingestellt, weshalb ich mich jedesmal wundere, weshalb diese Mitglieder überhaupt ein Onlineportal nutzen. (Deshalb vermutlich auch diese meist ewig langen, komplizierten Interaktionen bzw. Startschwierigkeiten…)
In einem Kommentar wurde erwähnt, er wollte online einfach so für nette Gespräche Leute kennenlernen… Meiner Erfahrung nach sollte man sich dafür Interessen/Hobbygruppen mit konkretem Thema suchen. Die gibt es auch online und da sind die Menschen meiner Erfahrung nach interessiert und interaktiv (und manche wohnen auch nicht so weit weg).
PS:
Ich finde Blogartikel besser als Videos.
Ich glaube auch, dass sich Dating und Beziehungen durch KI in den nächsten 20 Jahren enorm verändern werden, bis dahin, dass womöglich künftig Beziehungen zwischen echten Menschen eine Nische werden. Bereits jetzt zeigen Studien, dass Menschen emotionale Beziehungen zu KI aufbauen. Zudem wird an Robotern gearbeitet, die taktil ähnliche Eigenschaften wie Menschen haben und gleichzeitig Emotionen zeigen. Ich glaube nicht, dass klassische Beziehungen hiervon einfach unberührt sein werden. Die Vorstellung “Partnershopping”, die die Dating-Apps illusorisch prägt, wird womöglich so zur Realität.
Sehr schön zusammengefasst: In 20 Schritten zum Misserfolg 😉
Ich habe selbst Bumble getestet, weil ich dachte, es sei von der Funktion her wunderbar geeignet für Zufallsbegegnungen in der Nähe und vielleicht ein paar interessante Gespräche ohne weitere Erwartungen – aber überhaupt mal online mit einem anderen Menschen in Kontakt zu kommen, ist so gut wie unmöglich. Der Choice Overload macht vermutlich gerade Frauen so extrem wählerisch, dass von 4300 innerhalb von 6 Monaten keine einzige dieses Muster durchbrach. Ich hätte nicht erwartet, dass es so schlimm steht.
(Die Swipe-Zahlen kriegt man übrigens nur nach Anfrage gem. Art. 15 DSGVO; es gibt wohl unternehmerische Gründe, warum dies nicht in der App direkt angezeigt wird)
Bei dieser App herrscht tatsächlich eine besonders hohe Unzufriedenheit auf allen Seiten nach dem, was auf Bewertungsportalen steht. Es handelt sich nur um pseudo-feministische Prinzipien, die tatsächlich nichts mit dem Thema der Gleichberechtigung zu tun haben, in der Realität zu dem von Dir beschriebenen Phänomen führen.