Erinnern wir uns an den Hexenwahn
Plötzlich ergriff weite Teile der Bevölkerung in Europa der Wahnsinn, und als Folge verbrannten zehntausende Frauen auf den Scheiterhaufen. Übrigens wurden auch Männer getötet, weil man ihnen nachsagte, sie seien mit dem Teufel im Bunde.
Wie konnten die Menschen diesem Irrsinn damals verfallen?
Die Antwort können wir heute in Echtzeit beobachten. Denn was früher die Hexen waren, sind heute die Geflüchteten. Und auch für sie ist dieser Wahn längst tödlich geworden, wie ich im Laufe dieses Artikels mit konkreten Beispielen zeigen werde.
Gliederung des Artikels
- Gleichklang und die Gesellschaft
- Die vier Motive der Gleichklang-Mitglieder
- Die Struktur einer Massenpsychose
- Die Botschaft des Wahns
- Belege für den Wahn
- Keine erhöhten Kriminalitätsraten bei Syrern und Afghanen
- Grundlegende kriminologische Fakten werden ignoriert
- Keine Bedrohung des Lebens der Bevölkerung
- Verkehrung von Opfer- und Täterrolle
- Brutale Vorzeichen des Wahns
- Geflüchtete zuerst, andere werden folgen
- Erkenntnis ermöglicht Heilung
- Was tun?
Gleichklang und die Gesellschaft
Warum erscheint ein solcher Artikel auf einer Dating-Plattform?
Ich möchte dies kurz erklären, zumal ich weiß, dass dieser Artikel zu einigen Kündigungen führen wird:
- Gleichklang ist keine Kennenlern-Community wie beliebige Dating-Apps, wo Trump-Anhänger:innen und Rassist:innen genauso willkommen sind wie alle anderen, solange sie Geld einbringen. Als kleine und nicht durch einen Konzern dominierte Dating-Webseite existieren wir nach meiner festen Überzeugung nur noch deshalb, weil sich bei uns bevorzugt Menschen treffen, die diese Welt ein Stück weit besser, gerechter, solidarischer, umweltverträglicher, menschengerechter, tiergerechter und mitmenschlicher machen wollen.
Auch uns beeinflusst es, wenn die Gesellschaft nach rechts rückt, was sich nicht nur in der AfD, sondern auch in der Politik der Regierungsparteien und den Forderungen fast der gesamten Opposition zeigt. Es entstehen Fragen:
- Wie gehen wir als ökologisch-solidarische Dating-Plattform damit um, wenn die dünne Haut der Menschlichkeit in unserer Gesellschaft zu reißen droht? Wie reagieren wir auf Mitglieder, die vom Strom mitgerissen werden?
Diese Fragen werden wir uns stellen müssen, zumal ich bereits Zuschriften von Mitgliedern erhalten und Äußerungen in Umfragen gelesen habe, die zeigen, dass der Sturm auch an unseren Mitgliedern nicht spurlos vorübergeht.
Noch vertritt die überwältigende Mehrheit unserer Mitglieder emanzipatorische, solidarische, ökologische und mitmenschliche Grundwerte. Wir sind vermutlich die einzige Dating-Plattform im deutschsprachigen Raum, bei der dies der Fall ist. Umfrage-Ergebnisse dazu habe ich in einem früheren Blog-Artikel vorgestellt.
Doch wie sich in nahezu allen Medien der Wind dreht, gibt es auch bei uns erste Anzeichen für Erosionen.
Wohin führt der Weg?
Wie werden sich diese Anzeichen weiterentwickeln, wenn der gesellschaftliche Trend sich verfestigt? Was wird geschehen, wenn Europa immer brutaler wird und sich von den Prinzipien von Humanität und Mitmenschlichkeit noch weiter entfernt?
Nur weil andere nach rechts rücken, wird Humanität nicht falsch. Nur weil die Gesellschaft den Verstand verliert, müssen wir ihn nicht ebenfalls aufgeben. Wir werden als Plattform unseren Kurs halten:
- Wir bleiben eine Begegnungsplattform, die Menschen zusammenführt, die für mehr Empathie in der Gesellschaft einstehen und nicht für weniger.
Sollte der gegenwärtige gesellschaftliche Trend jedoch anhalten, wird dies Auswirkungen auf unsere Plattform haben. Wir werden nicht wachsen, sondern kleiner werden.
Das liegt daran, dass bei fortdauerndem Rechtsruck die Anzahl der mitmenschlich-progressiv denkenden Menschen statistisch abnimmt, was sich auch auf die Mitgliederzahlen von Gleichklang auswirken wird.
Die vier Motive der Gleichklang-Mitglieder
Menschen kommen aus vier Hauptmotiven zu Gleichklang, die sich überlappen können, aber auch isoliert vorliegen:
- Ökologisch-gesellschaftliche Ausrichtung: Die Mehrheit unserer Mitglieder möchte gezielt Menschen kennenlernen, die solidarisch-emanzipatorische Grundhaltungen vertreten.
- Wertschätzung psychologischer Grundprinzipien: Viele Mitglieder fühlen sich durch unseren psychologischen Ansatz und die Ernsthaftigkeit der Beziehungsfindung angesprochen. Oft gehen ökologisch-gesellschaftliche Ausrichtung und psychologische Wertschätzung Hand in Hand, aber es gibt auch Mitglieder, die nur aufgrund des psychologischen Ansatzes zu uns kommen, unabhängig von unserer gesellschaftlichen Ausrichtung.
- Fokus auf einzelne Vermittlungsmerkmale: Einige Mitglieder wählen uns aufgrund spezifischer Vermittlungsmöglichkeiten, wie Akzeptanz von Behinderungen, Autismus, Asexualität oder offenen Beziehungen. Dies kann mit den vorherigen Motiven überlappen, muss es aber nicht.
- Andere Gründe: Nicht alle interessieren sich für unsere Ausrichtung. Sie lesen “Partnersuche” und entscheiden sich für uns trotz oder ohne Rücksicht auf unsere gesellschaftlichen Werte.
Sollte der Rechtsruck in der Gesellschaft anhalten, werden vermehrt Personen mit den Motiven II, III und insbesondere IV von einer Mitgliedschaft bei uns Abstand nehmen. Für die Vermittlung ist das übrigens nicht schlimm, unsere Raten waren vor 10 Jahren mit viel weniger Mitgliedern genauso hoch oder sogar leicht höher als jetzt.
Die Struktur einer Massenpsychose
Eine Massenpsychose hat begonnen, die bereits einen Großteil der Bevölkerung fest im Griff hat. Ausgerechnet jene, die die katastrophale Situation verursacht haben, schüren diesen Wahn, nutzen ihn und profitieren davon:
- Es ist eine Welt des Klimawandels, der Umweltzerstörung und der Kriege.
Jetzt werden Sündenböcke gesucht, um von den eigentlichen Problemen abzulenken. Der Massenwahn findet diese Sündenböcke in den Schwächsten:
- in jenen, die vor Krieg, Horrorregimen und den verheerenden Folgen des Klimawandels fliehen, wie in Syrien, Sudan oder Afghanistan.
Währenddessen richtet sich die Gesellschaft gegen diese Sündenböcke, ohne die echten Probleme anzugehen.
Die Botschaft des Wahns
- Flüchtlinge würden die Sicherheit Deutschlands bedrohen. Geflüchtete aus Syrien und Afghanistan sollten nicht mehr aufgenommen werden. Ihre Aufnahme solle sofort gestoppt und Grenzkontrollen sollten eingeführt werden. Es gehe nicht um die Messer, sondern um die Menschen, die sie tragen. In der Mehrzahl der Fälle seien das Flüchtlinge, und in der Mehrzahl der Fälle steckten islamistische Motive dahinter.
Ein Großteil dieser Forderungen des CDU-Vorsitzenden Merz wurde bereits von SPD, Grünen und FDP aufgegriffen:
- Man wandte sich den Taliban zu und konnte danach kaum aufhören, den Erfolg zu feiern. Der Anlass für die Feier war freilich nicht, dass das Regime besiegt wurde, welches Frauen das öffentliche Sprechen und Arbeiten verbietet und landesweit jede Form von Musik untersagt. Nein, man feierte, dass man nun mit diesem Regime verhandelte und ihm Menschen überantwortete. Wohlgemerkt, wir reden von dem wohl schlimmsten Regime der Erde. Wenn dahin ausgeliefert werden darf, wohin nicht? Scholz reiste kürzlich nach Usbekistan, ein Land, das für systematische Folter bekannt ist, um Unterstützung für weitere Abschiebungen nach Afghanistan zu erhalten.
- Die Grenzkontrollen sind bereits Realität. Heute spricht man von “smarten Grenzkontrollen“, früher nannte man es rassisches Profiling: Je weißer, desto schneller kommt man durch die Grenzkontrollen. Anja Breljak hat in einem lesenswerten Artikel die psychischen Auswirkungen von Kontrollen an Grenzen auf die menschliche Psyche eindrucksvoll dargestellt. Eine aktuelle Studie bestätigt, dass Europa auf dem Weg ist, sich als ethnonationalistische, weiße Einheit zu konstituieren. Dabei werden Werte der Menschlichkeit über Bord geworfen.
Überraschender Ausbruch des Wahns
Der Ausbruch des Massenwahns hat viele überrascht und nicht wenige mitgezogen:
- Wer hätte vor einigen Jahren gedacht, dass die Grünen bald die brutalste Politik gegenüber Geflüchteten in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland mittragen würden? Wohl die wenigsten. Mehr dazu schildere ich im Folgenden.
Belege für den Wahn
Jetzt muss ich meine Prämisse beweisen, dass wir uns im Wahn befinden:
1. Keine erhöhten Kriminalitätsraten bei Syrern und Afghanen
Menschen aus Syrien und Afghanistan, die derzeit das Schicksal haben, unsere Sündenböcke zu sein, werden mit genau der gleichen Wahrscheinlichkeit straffällig wie Deutsche. Zitat (bei Klick auf „Wie viele Straftaten begehen Flüchtlinge?“ ): „Von den ‘tatverdächtigen Zuwanderern’ waren 2022 84,1 Prozent männlich. 57,2 Prozent waren jünger als 30 Jahre. Die meisten Zuwanderer kamen 2022 aus der Ukraine, Syrien, Afghanistan und dem Irak. Sie sind aber nicht überproportional oft kriminell in Erscheinung getreten …“.
„Haltet den Dieb“, schreien Politik, Medien und Gesellschaft und zeigen in die verkehrte Richtung. Der Wahn sucht sich die falschen Objekte: So wie einstmals Frauen mit langen Haaren keine Hexen waren, sind Syrer, Afghanen und Iraker nicht häufiger straffällig als Deutsche – und doch dominieren sie plötzlich den Kampf unserer Politiker:innen – von Grün bis AfD – gegen Kriminalität. Was vor wenigen Jahren noch viele als Hetze bezeichnet hätten, ist heute normal.
2. Grundlegende kriminologische Fakten werden ignoriert
Die gesamte Diskussion über Kriminalität von Flüchtlingen läuft auch an anderen Stellen an den Fakten vorbei. So werden 80-Jährige selten, fast nie straffällig. Wie zu allen Zeiten, treten eher die Jüngeren die Flucht an, während die Älteren sich in ihr Schicksal fügen oder auf Gnade hoffen. Wir diskutieren hier aber über Zahlen, die keine Alterskorrektur beinhalten. Das allein ist schon kompletter Wahnsinn.
Aber es kommt noch schlimmer:
- Eine Studie zeigt, dass die Wahrscheinlichkeit, dass ein stattgefundenes Körperverletzungsdelikt eines deutschen Jugendlichen ohne Migrationshintergrund angezeigt wird, bei ca. 10,5 % liegt. Bei einem Jugendlichen mit Migrationshintergrund steigt diese Wahrscheinlichkeit auf ca. 17,4 %. Das ist eine um 60 % höhere Anzeigewahrscheinlichkeit bei dem gleichen Delikt – aber solche Effekte werden nicht herausgerechnet, was übrigens auch schwierig ist. (Anmerkung: Ein Kommentar meinte, es sei nur ein Unterschied von 6,9 % – das ist aber falsch, denn es geht um den relativen Prozentunterschied, die Anzeigewahrscheinlichkeit unterscheidet sich um 60 %).
- Die „smarten Grenzkontrollen“ gibt es zudem seit Jahren analog in Form „smarter Polizeikontrollen“: Je dunkler die Hautfarbe, desto höher die Wahrscheinlichkeit von Kontrollen. Wo mehr kontrolliert wird, wird auch mehr gefunden. Ich war am Hauptbahnhof in Dresden mit einem Freund aus Libyen, der die Toilette aufsuchte. Das war für den Toilettenwart Anlass genug, die Polizei zu rufen, die meinen Freund – nicht aber mich – durchsuchte. Die Außenfassade unseres damaligen Cafe Gleichklang.de gestaltete ein Afro-Deutscher. Um die Ecke gibt es ein Polizeirevier und plötzlich war die Polizei bei uns, um seine Personalien zu kontrollieren. Rassisches Profiling ist Standard in Deutschland und verzerrt die Kriminalitätsstatistik noch einmal dazu.
- In den Lagern, in die Geflüchtete gezwungen werden, die nicht aus der Ukraine stammen, werden alle Auseinandersetzungen zwischen den Insassen angezeigt. So werden Körperverletzungsdelikte registriert, die bei der deutschen Bevölkerung als Nachbarschaftstreitigkeiten oder Prügeleien zwischen Freunden fast nie angezeigt werden und daher auch nicht in die Polizeistatistik eingehen. Ich möchte gar nicht erst auf die Studien eingehen, die belegen, dass solche Kasernierungsbedingungen, denen wir oftmals traumatisierte Menschen aussetzen, die Gewaltwahrscheinlichkeit erhöhen – unabhängig davon, ob es sich um Weiße, Schwarze, Christen oder Muslime handelt.
Ich könnte noch vieles weiter ausführen, aber ich denke, ich habe genügend gesagt. Die Zahlen sind in dieser Form unbrauchbar und geben ein falsches Bild.
Dass Syrer:innen und Afghan:innen dennoch selbst nach diesen fehlgeleiteten Zahlen nicht häufiger als Deutsche straffällig werden, zeigt, dass sie in Wirklichkeit seltener straffällig werden. Der Wahn stellt die Wirklichkeit auf den Kopf!
3. Keine Bedrohung des Lebens der Bevölkerung
Wir müssen uns offenbar bedroht fühlen und werden scheinbar reihenweise durch Geflüchtete umgebracht. Die Mehrheit der Opfer von durch Geflüchtete oder Zuwanderer begangenen Straftaten sind jedoch selbst Geflüchtete oder Zuwanderer – etwa solche, die mit der betreffenden Person in der gleichen Einrichtung kaserniert sind.
Haben wir nun wirklich so viel Empathie für Geflüchtete, dass wir deshalb den nationalen Notstand erklären, mit den Taliban zusammenarbeiten und rassistisches Profiling an unseren Grenzen installieren? Ich glaube kaum.
Ich denke vielmehr, dass dieser Fakt im Massenwahn ebenfalls unterging.
Prüfen Sie sich selbst:
- Wie viele Deutsche und Nicht-Deutsche werden nach Ihrer eigenen Einschätzung landesweit durch Geflüchtete getötet? Legen Sie sich einmal im Kopf eine Zahl zurecht, bevor Sie die gleich dargestellten Zahlen von Januar bis September 2023 lesen. Welche Zahl erwarten Sie für diesen Zeitraum?
Ich zitiere aus der Polizeistatistik:
- „In den ersten drei Quartalen 2023 wurden 258 Fälle von Straftaten gegen das Leben registriert, bei denen mindestens ein/-e Zuwanderer/Zuwanderin als Tatverdächtige/-r ermittelt wurde, darunter v. a. Totschlagsdelikte. In 72 Fällen richtete sich die Tat (auch) gegen deutsche Staatsangehörige. Der Großteil der Fälle von Straftaten gegen das Leben mit tatverdächtigen Zuwanderern/Zuwanderinnen blieb im Versuchsstadium (80,6 %). Bei den 50 vollendeten Fällen wurden insgesamt 52 Personen getötet, wobei es sich bei den Opfern um 32 Zuwanderer/Zuwanderinnen und 14 deutsche Staatsangehörige handelte. Fünf Opfer hatten eine Drittstaatsangehörigkeit ohne Zuwanderungsstatus und ein Opfer eine ungeklärte Staatsangehörigkeit.“
Wir reden also von 14 Deutschen, die durch Geflüchtete landesweit von Januar bis September 2023 getötet wurden.
Jeder tote Mensch ist einer zu viel, aber nach dem, was ich über die Verbreitung der aktuellen Massenpsychose lese, scheint es niemandem in den Medien bewusst zu sein, aus welchen Zahlen diese angebliche landesweite Bedrohung hergeleitet wird.
Solche Phänomene werden auch als „Moral Panic“ bezeichnet, bei denen ganze Bevölkerungen irrwitzigen Bedrohungsszenarien folgen. Der Artikel “Moral Panic and Folk Devils” (Moralische Panik und Sündenböcke) ist weiterführend und klärt über die Rolle von Politik und Medien auf.
Empirisch ist seit Langem bekannt, dass die subjektive Kriminalitätsfurcht nicht mit der objektiven Kriminalitätsbelastung korreliert. Nachdem die Gewaltkriminalität über mehr als zwei Jahrzehnte gesunken war, ist auch heute noch das Risiko, Opfer einer Gewalttat zu werden, erheblich geringer als beispielsweise 1993, als die höchste Kriminalitätsbelastung im Hellfeld festgestellt wurde. Gemäß der aktuellen Hysterie hätte sich damals niemand mehr aus dem Haus wagen dürfen.
4. Verkehrung von Opfer- und Täterrolle
Nahezu alle Geflüchteten kommen aus Ländern, in denen Kriege oder Massenverfolgung herrschen. Sie kommen nicht aus armen Ländern ohne Krieg oder extreme Verfolgung, wie etwa aus Südafrika, wo es riesige Slums und viel Hoffnungslosigkeit gibt – und dies, obwohl es für Südafrikaner:innen einfacher wäre, die Fahrt nach Europa zu organisieren als für Menschen aus Afghanistan, Syrien oder dem Irak. Hier die Zahlen, woher die Schutzsuchenden kommen, von Januar bis August 2024: Sie kommen aus Syrien (Krieg), Afghanistan (schlimmste Regime der Welt), Türkei (u. a. Kurdenverfolgung), Irak (destabilisiertes Land), Somalia (Katastrophensituation) und dem Iran. Alles andere läuft nur unter ferner liefen, abgesehen vielleicht noch von Russland.
Bereits diese Zahlen belegen:
- Die Menschen fliehen, weil sie fliehen müssen.
Es geht noch weiter:
- Die Geflüchteten sind die wirklichen Opfer, wir sind die Täter!
. Wie komme ich zu solch einer Aussage?
Der Krieg gegen den Irak erschuf ISIS, deren Hauptopfer seither Muslime sind. Der Krieg in Libyen und das Assad-Regime in Syrien verbreiteten den islamistischen Terror von der Sahelzone bis nach Nigeria. Keine Sorge, ich will hier in keiner Weise das Assad-Regime glorifizieren. Aber mit seinem Fokus auf den bewaffneten Kampf stellte sich der Westen gegen die Lebensinteressen des syrischen Volkes und dezidiert gegen die an den Menschenrechten orientierte syrische Opposition, die sich im „National Coordination Committee for Democratic Change“ (NCC) zusammengeschlossen hatte. Das NCC besteht aus Menschen, von denen viele Jahre in den Kerkern Assads verbrachten, unter ihnen Kurd:innen und viele Linke. Sie hatten bereits gegen Assad gekämpft, als die neue, vom Westen finanzierte und bewaffnete säkular-islamistische Widerstandsfront noch nicht existierte.
Das NCC warnte öffentlich vor dem bewaffneten Kampf gegen Assad, nicht weil es Assad unterstützte, sondern weil es eine noch weitaus schlimmere Tragödie für das syrische Volk befürchtete, die es der Bevölkerung ersparen wollte. Diese Tragödie ist eingetreten.
Ich möchte aber noch an etwas erinnern:
Afrika verbraucht ungefähr eine Erde, Deutschland 3,1 Erden und die USA 5,1. Wenn alle so leben würden wie die Menschen in Deutschland, bräuchten wir also nicht eine, sondern drei Erden, und bei den USA wären es sogar mehr als fünf. Die Auswirkungen der Klimakatastrophe führen bereits jetzt in weiten Teilen Afrikas zu einer Verschlechterung der Lebensbedingungen, die in manchen Gebieten unerträglich geworden sind – hier der Bericht des World Food Programms über die Auswirkungen in Somalia. Diejenigen, die dies verursacht haben, sitzen nicht in Afrika, sondern unter anderem in Europa.
Nun möchten eben diese Verursacher sich von den Folgen abschotten und die Konsequenzen anderen aufbürden. In völliger Verkennung der Wirklichkeit glauben sie, dass dies ihr gutes Recht sei, und erklären sich selbst, obwohl sie Täter sind zu Opfern. Die echten Opfer werden derweil zu Tätern stilisiert, vor denen man sich schützen müsse. Der aktuell galoppierende kollektive Wahn in Deutschland und Europa speist sich aus ebendieser Verkennung.
Es gibt ungefähr zehnmal weniger Geflüchtete aus Afrika als aus der Ukraine in der Bundesrepublik Deutschland. Es gibt nach wie vor keine Hinweise darauf, dass Geflüchtete die innere Sicherheit gefährden würden. Die Hysterie nährt sich nicht aus Fakten, sondern aus Vorurteilen.
Der Grund, warum sich jetzt so viele von Geflüchteten aus Afrika überrannt fühlen, obwohl es so wenige von ihnen gibt, liegt in ihrer Hautfarbe. Afrikaner sind für uns kein Problem, weil sie kriminell sind, sondern weil sie meistens arabischstämmig oder schwarz sind. Mehr dazu schreibe ich unten im Projekt der Harvard-Universität über konditionierte implizite Vorurteile.
Brutale Vorzeichen des Wahns
Die Massenhysterie kam plötzlich, aber sie hatte ihre Vorläufer. Denn die Idee, dass sich Europa angesichts der durch die Klimakrise zu erwartenden Verwerfungen abschotten sollte, kursiert schon länger.
Bis 2050 werden in weiten Teilen unbewohnbarer Weltregionen, vorwiegend in Afrika, allein 1,2 Milliarden Klimaflüchtlinge erwartet. Statt sich darauf vorzubereiten – insbesondere in Anbetracht der eigenen Verantwortung für diese Situation – und allen ein menschenwürdiges Leben zu ermöglichen sowie die Lasten gerecht zu verteilen, greift Europa zu anderen Strategien:
- Ertrinkenlassen: Eine Strategie besteht darin, Tausende im Meer ertrinken zu lassen. Dabei werden Boote ins offene Meer geschleppt, Menschen über Bord geworfen und Seenotretter vor Gericht gestellt. Solche anhaltenden Pushbacks sind gut dokumentiert. Es handelt sich um Tötungsdelikte, für die niemals jemand zur Verantwortung gezogen wurde. Sie gehen nicht in unsere Kriminalitätsstatistiken ein.
- Milizen finanzieren: Eine weitere Strategie besteht in der Zusammenarbeit mit Milizen, die Geflüchtete in Libyen in Folter- und Vergewaltigungslager verschleppen. Dort werden sie unvorstellbarer Gewalt ausgesetzt, als Sklaven eingesetzt, verkauft und manche sogar getötet.
- Aussetzung in den Wüsten: Eine dritte Strategie besteht darin, bestimmte Regierungen wie die in Tunesien zu finanzieren, die Geflüchtete in die Wüste schleppen und sie dort ohne Wasser und Nahrung aussetzen. In diesen Regionen herrscht Verzweiflung und Überlebenskampf, den viele verlieren. Dieser Artikel schildert Folter und Vergewaltigungen durch EU-finanzierte Einheiten in Tunesien.
- Grenzen dicht in Afrika: Vielleicht die perfideste Strategie: Die EU finanziert die Grenzsicherung in Afrika, die es dort zuvor nie gegeben hat. Traditionell waren die Menschen dort darauf angewiesen, bei Kriegen oder Naturkatastrophen sofort ihre Länder zu verlassen, um ihre Ernährungssicherheit und ihr Überleben zu sichern – ohne Ausweise und Bürokratie. Doch nun bezahlen wir Regime, die die Menschen in ihren Ländern einsperren, sodass der Weg nach Europa für sie auf jeden Fall verstellt wird. Ein erschütternder Bericht über den Sudan zeigt, wie einer der schlimmsten Kriege der Gegenwart auch mit dem Wunsch Europas, sich abzuschotten, zusammenhängt. Der Bericht trägt den bezeichnenden Titel „Border Control from Hell: How the EU’s migration partnership legitimizes Sudan’s militia state“ (Grenzkontrolle aus der Hölle: Wie die Migrationspartnerschaft der EU den sudanesischen Milizenstaat legitimiert). Die EU hat sich politisch und finanziell im Sudan engagiert, indem sie Maßnahmen zur Grenzsicherung anregte, einschließlich der Internierung von Flüchtlingen, die der RSF-Miliz übertragen wurden. Diese Miliz beging zuvor Völkermord in Darfur und stürzt nun das ganze Land ins Unglück. Der Sudan ist kein Einzelfall, wie im Bericht „How Europe Outsourced Border Enforcement to Africa. The European Union is militarizing Africa’s internal borders to curb migration, with little regard for human rights“ nachzulesen ist.
Pia Klemp´s Widerstand
Pia Klemp, eine deutsche Biologin, Menschenrechtlerin, Autorin und Seenotretterin, schrieb einen bemerkenswerten Artikel im Guardian. Sie hat mit eigenen Augen gesehen, was viele ignorieren und was in den Medien kaum vorkommt. Klemp ist eine reflektierte, kluge und überlegte Frau. Ihren Kampf für die Seenotrettung, gegen das Zurückschleppen von Booten ins offene Meer und gegen die Übergabe von Geflüchteten an Foltermilizen versteht sie als antifaschistischen Widerstand. Sie hat recht.
Geflüchtete zuerst, andere werden folgen
Am Hexenwahn beteiligten sich auch Menschen, die ihm später selbst zum Opfer fielen. Allzu schnell vergessen wir diese Lektion, die Niemöller so treffend beschrieb:
- „Als die Nazis die Kommunisten holten,
habe ich geschwiegen;
ich war ja kein Kommunist. - Als sie die Sozialdemokraten einsperrten,
habe ich geschwiegen;
ich war ja kein Sozialdemokrat. - Als sie die Gewerkschafter holten,
habe ich nicht protestiert;
ich war ja kein Gewerkschafter. - Als sie die Juden holten,
habe ich geschwiegen;
ich war ja kein Jude. - Als sie mich holten,
gab es keinen mehr, der protestierte.“
Soeben hat Merz gefordert, endlich strenger gegen jugendliche Straftäter vorzugehen. Straftäter eignen sich fast genauso gut wie Geflüchtete, um die ersten Schritte zu unternehmen, gesellschaftliche Tabus außer Kraft zu setzen.
Gerne verbindet man auch beide Gruppen, wodurch in unseren Köpfen die Konditionierung „Geflüchtete = kriminell“ geschaffen wird. So sind wir leichter bereit, den weiteren Schritten zu folgen.
Jedenfalls sollen wir nun unter anderem Jugendliche und Heranwachsende häufiger nach Erwachsenenstrafrecht verurteilen – nach dem Vorbild der USA, wo Jugendliche zu jahrzehntelangen Haftstrafen verurteilt werden.
Als diese Debatte schon einmal aufflammte, schrieb ich einen Artikel für die Konrad-Adenauer-Stiftung, in dem ich den Forschungsstand zum Thema „Härte oder Weiche im Jugendstrafrecht?“ zusammenfasste:
- Konkret führt mehr Erwachsenenstrafrecht unter anderem dazu, dass sich Jugendliche an den erwachsenen Vorbildern orientieren, mehr Gewalt ausgesetzt sind, später öfter rückfällig werden und sich in der Kriminalität verhärten.
- So entsteht ein Teufelskreis, der zu weiteren Forderungen nach Verschärfungen führt, bis wir ein menschenverachtendes Justiz- und Strafsystem haben, wie es in den USA existiert – ein System, das sich in manchen seinen Exzessen kaum vom russischen Gulag unterscheidet.
Wer glaubt, dass eine in Richtung Härte rutschende Gesellschaft diese Härte nicht auf andere Gruppen ausweiten würde, irrt.
Härte gegen alle
Die Staaten, die besonders hart gegen Kriminalität vorgehen, gehen auch hart gegen Arme, Obdachlose, Kranke und alle vor, die nicht gut genug mithalten können oder wollen. Und wir sehen es bei den Protagonisten solcher Härte – nicht nur Trump in den USA, der jüngst eine Art nationalen Tag der Gewalt gegen Kriminelle forderte, also praktisch ein Pogrom – dass ihre Härte letztlich alle trifft, die ihnen oder den Mitgliedern ihrer privilegierten Gruppen in die Quere kommen.
Manche von denen, die jetzt mitmarschieren, werden überrascht sein, wenn sie selbst an der Reihe sind.
Erkenntnis ermöglicht Heilung
Ich hoffe, es gelingt uns bald, die Augen zu öffnen, die Wirklichkeit zu sehen und aus der Massenpsychose auszutreten.
Nicht die Asylpolitik ist gescheitert, und nicht die öffentliche Sicherheit wird durch Geflüchtete bedroht. Gescheitert ist vielmehr unsere naturzerstörende Lebensweise, unser Rassismus und Egoismus, der die ganze Welt in Flammen setzt. Nicht nur Putin, auch wir gehören zu den Brandstiftern – die Geflüchteten jedoch ganz sicher nicht. Sie sind die Opfer – unsere Opfer!
Um nicht bloß Deklamation zu betreiben, möchte ich noch zwei Argumente aufzeigen, warum ich überzeugt bin, dass unsere Gesellschaften von Rassismus durchdrungen sind:
Die Harvard-Universität betreibt seit vielen Jahren ein weltumspannendes Forschungsprojekt zu impliziten Vorurteilen. Auch Sie selbst können dort Ihre eigenen impliziten Vorurteile, zum Beispiel gegenüber Schwarzen, testen. Was die Daten seit Jahren zeigen, sind hochgradig stabile und konsistente rassistische Vorurteile gegenüber Schwarzen (und anderen), die in unseren Gehirnen regelrecht eingebrannt sind. Doch wie kommen sie dorthin?
- Angeboren sind sie nicht. Sie können nur durch eine Gesellschaft konditioniert werden, die so voll von rassistischen Praktiken und Denkweisen ist, dass sich diese als implizite Vorurteile in die Gehirne ihrer Mitglieder übertragen – und das ohne deren bewusste Kontrolle.
Was jetzt im kollektiven Wahn zum Vorschein kommt, ist also kein Zufall. Es gedieht schon lange. Jetzt sind die Bedingungen günstig, damit sich impliziter Rassismus in explizitem Fremdenhass zeigt.
Übrigens:
Der westliche Kolonialismus in Afrika ist erst vor einigen Jahrzehnten offiziell beendet worden – und auch das nicht wirklich. Wir reisten ohne Visa nach Afrika, plünderten einen ganzen Kontinent aus und bereicherten uns so unvorstellbar, dass wir noch heute davon zehren, nachzulesen in „The wealth of the West was built on Africa’s exploitation“ . Der Wert dieser Plünderungen wird auf mehrere Billionen Dollar geschätzt, die in unsere Banksysteme und Ökonomien geflossen sind.
Eine Entschädigung gab es nie, und stattdessen inszenieren wir uns als Opfer und weigern uns zu erkennen, dass wir die Diebe sind, die mit ihrer Abschottungsrhetorik die Wirklichkeit auf den Kopf stellen.
Die Opfer unserer Taten wollen wir von unseren Ländern fernhalten – unter anderem mit dem Argument, sie hätten keine Visa. Diese Visa stellen wir ihnen jedoch nicht aus, und viele Menschen in Krisengebieten haben auch gar keine Pässe.
Das wahntreibende Schlagwort hierzu lautet „irreguläre Migration“. Es bedeutet im Grunde dasselbe wie das, was Willy Brandt tat, als er mit einem falschen Pass aus Nazideutschland floh. Heute würde er wohl zu den Ersten gehören, die zurückgeschickt werden würden.
Was tun?
Der Sozialpsychologe Serge Moscovici hat uns in seinen Forschungen entscheidende Hinweise gegeben:
Als Menschen passen wir uns oft der Mehrheit an. Wir verhalten uns öffentlich-konform und ändern sogar privat unsere Ansichten.
Wie aber können Minderheiten die Mehrheit beeinflussen, statt in ihr aufzugehen?
Vier Merkmale sind entscheidend:
- Beständigkeit: Die Minderheit muss in ihrer Meinung beständig sein.
- Vertrauen in die Richtigkeit der Ideen und Ansichten, die sie präsentiert.
- Unvoreingenommenheit.
- Widerstand gegen sozialen Druck und Verfolgung.
Allzu oft werden diese Merkmale vernachlässigt, und Menschen glauben, im Gegenteil, der Mehrheit entgegenkommen zu müssen, um überhaupt Einfluss zu haben.
Im Ergebnis passt sich jedoch nicht die Mehrheit der Minderheit an, sondern die Minderheit der Mehrheit. Sie verliert ihren Minderheitenstatus und geht in der Mehrheit auf, oft ohne Spuren zu hinterlassen.
Das „kleinere Übel“ kann so sogar zum „größeren Übel“ werden:
- Die Chance, dass die Minderheit Einfluss nimmt, wird verspielt, die Minderheit erodiert in ihren Positionen, und die Mehrheit setzt sich durch – ohne dass noch Widerstand existiert. Ich sehe den Weg der deutschen Grünen als ein geradezu erschütterndes Beispiel hierfür. Es gibt Facebook-Seiten von Spitzenpolitiker:innen, wo wir den Eindruck gewinnen würden, da kämpft jemand für Menschenrechte und Geflüchtete. Offenbar ist es den Betreffenden selbst entgangen, dass sie das exakte Gegenteil in ihrer Politik umsetzen, was für Geflüchtete furchtbare Folgen hat. Psychologisch müssen wir es wohl als einen uns Menschen naheliegenden Ritualismus betrachten, wo die Wortfetzen noch vorhanden sind, die Emotionen aber nur an diese Worte (und Symbole), aber nicht mehr an die Wirklichkeit gekoppelt sind. So ähnlich wie einige Herren im Anzug, die in einigen sozialistischen Ländern revolutionäre Parolen riefen, während sie längst in der Bourgeoisie angekommen waren.
Die Faktenlage – und die im Artikel genannten Belege könnten durch unzählige weitere ergänzt werden – zeigt, dass der Einsatz für universale Menschenrechte und ein naturgemäßes Leben nicht nur in Russland, sondern auch in westlichen Gesellschaften wie Deutschland, Österreich und der Schweiz die Position einer kleinen Minderheit darstellt. Im Kontext des aktuellen Massenwahns wird diese Minderheit zunehmend marginalisiert und dämonisiert.
Modifiziert die Minderheit nun ihre Position, um sich der Marginalisierung zu entziehen, gibt sie in Wahrheit sich selbst auf und ermöglicht der Mehrheit einen finalen Durchmarsch. Genau das ist der Prozess, den wir derzeit beobachten.
Sosehr dies uns zur Resignation verleiten mag, so schädlich wäre es, aufzugeben. Wenn wir als Minderheit klar und beständig unsere Position weiter vertreten und trotz allen Drucks und aller Verlockungen (wie etwa Regierungsbeteiligungen) Widerstand leisten, tragen wir dazu bei, dass eines Tages der Moment kommt, an dem der Spuk vorbei ist, der Wahn endet und der Weg zu einer menschenwürdigen Gesellschaft beschritten werden kann.
Deshalb glaube ich, dass auch eine Begegnungsplattform wie Gleichklang wichtig bleibt:
- Wir werden zahlenmäßig (zunächst) abnehmen, aber wir können einen kleinen Beitrag zu den notwendigen solidarischen Strukturen bilden, damit wir es als Menschen aushalten können, marginalisiert zu sein in einer Gesellschaft, die sich in kollektiver Massenpsychose befindet – und daran arbeiten, diesen Zustand zu beenden.
Es ist nicht die Zeit, aufzugeben oder mit dem Strom zu schwimmen. Es ist die Zeit, den Wahn zu erkennen, ihn offenzulegen und sich ihm entgegenzustellen.
Minderheiten können dem Druck der Mehrheit besser standhalten, wenn sie sich zusammenschließen. Dazu gehört politisches und gesellschaftliches Engagement, aber ebenso Liebesbeziehungen und Freundschaften, in denen Menschen sich gegenseitig annehmen und Kraft geben, um gemeinsam für eine bessere Welt einzustehen.
Das ist unsere Aufgabe für die kommenden Jahre.
Wie denken Sie selbst über diese Thematik? Schreiben Sie uns dies gerne unten in die Kommentare!
07.10.2024: Ursprünglich war im Text von Miillionen Frauen auf den Scheiterhäufen gesprochen worden, das wurde nach Hinweis durch einen Kommentar auf zehntausende geändert.
Wow! Mutig, brilliant, auf den Punkt gebracht! Davon müsste man mehr lesen können. Danke!!!
Herzlichen Dank ebenfalls für Deinen Kommentar!
Und warum sind dann unsere Gefängnisse zum großen Teil belegt mit Migranten ??
Haben Sie dafür eine Erklärung ?
Ich habe 10 Jahre als Gerichtsgutachter gearbeitet und bin in Gefängnissen ein und ausgegangen. Es ist mir neu. Ich habe die Fakten zitiert, lesen Sie sie einmal durch, z. B. dass die Wahrscheinlichkeit, angezeigt zu werden, für einen Jugendlichen mit Migrationshintergrund um 60 % höher ist, als für einen Deutschen bei gleicher Körperverletzung etc. etc. Und das ist nur ein Faktor. Oder dass Polizeikontrollen weitaus wahrscheinlicher sind bei Menschen mit, als ohne Migrationshintergrund.
Tut mir Leid, aber sich so die Fakten zurecht zu legen ist genau das Niveau von Trump, AfD und Co.
Die Wahrscheinlichkeit (!) ist nämlich “nur” 6,9% höher, die Zahl (!) der Wahrscheinlichkeit ist 60% höher. Damit wäre Ihre Aussage sogar als falsch anzusehen (meiner Meinung nach)!
Dass schon eine von drei Quellen (Alles ab “4. Opfer/Täter”, hat mit dem eigentlichem Thema doch nix mehr zu tun) mit echten Zahlen (!) nicht richtig genutzt wurden, ist mehr als bedenklich… Bei der Nutzung der anderen beiden Quellen gibt es (meiner Meinung nach) auch ein gewisses “Geschmäckle”.
Vielleicht nehme ich mir Zeit sobald ich vom Urlaub zurück zu Hause bin und schreibe nochmal etwas ausführlicher, an welchen Stellen ich Ihren Text nicht nur populistisch (ja, auch die “links/grün versifften” können das genau so gut), sondern auch hoch unseriös…
Ich muss zugeben, dass ich vorher schon einige Zweifel bzgl. der Seriösität von “Gleichklang”, hatte. Es sind schon Kleinigkeiten, wie z.B. Promo-Aktionen ohne Angabe von einem Gültigkeitszeitraums oder diesem “Blog” hier, der auch nur Werbung für sein Produkt ist (Womit man dann auch nicht anders ist als die großen Plattformen).
Dieser Artikel hat meine Zweifel nun vollständig bestätigt.
Lieber Alexander,
danke für Deinen Beitrag. Aber Du irrst Dich.
Es wird mir jedoch deutlich, wie verheerend die Diskussion in der Gesellschaft ist, denn Du bist nicht der Einzige, der diese Zahlen missversteht. Wenn eine Gruppe 10,5 % und die andere eine Anzeigewahrscheinlichkeit von 17,4 % hat, dann wird die zweite Gruppe 60 % häufiger angezeigt als die erste Gruppe.
Ein Beispiel, um es deutlich zu machen:
Du hast 10 EUR, ich habe 15 EUR, also habe ich 50 % mehr Geld als Du, nicht 5 %!
Ein zweites Beispiel in Prozent, damit es klarer wird:
– 90 % der Männer haben Merkmal X, 91 % der Frauen auch. Es gibt also kaum einen Unterschied.
– 1 % der Männer haben Merkmal X und 1,5 % der Frauen. Nun haben Frauen das Merkmal X 50 % häufiger als die Männer.
Du siehst, die Quelle ist richtig. Die absoluten Prozentraten haben eine andere Bedeutung als die relativen Prozentraten.
Alles ab 4. Opfer/Täter geht zum Thema und es ist sogar enorm wichtig, weil es die Betrachtung vertieft. Lies es noch einmal mit anderen Augen/Ohren.
Danke für Ihren Artikel! Und Danke an alle Menschen, die mich das Vertrauen in dieses Land bewahren lassen. Die inspirieren, sich für Menschlichkeit zu engagieren. Und mutig zu sein. Danke!
Es gibt wirklich viele Menschen, die sich dem Strom entgegenstellen, denken wir nur an die Seenotretter:innen, aber auch Pro Asyl und viele andere. Insofern ist sicherlich noch nicht alles verloren!
Ja, das stimmt natürlich. Ich kenne auch viele schöne Projekte für mehr Miteinander und Menschlichkeit direkt vor Ort. Davon kann es gar nicht genug geben. Trotzdem bin ich immer aufs Neue froh und dankbar, wenn jemand etwas tut und seine Stimme erhebt. Und ich versuche auch, das zu tun
Ich bedanke mich für Ihren Zuspruch.
Lieber Guido,
selten nehme ich mir so viel Zeit, um längere Artikel zu lesen – bei deinem habe ich es sehr gern getan – Herzlichen Dank dafür, dass du dich mit so viel Leidenschaft und Gerechtigkeitssinn für die Menschheit einsetzst .
Ja, ich finde, du setztst dich für die Menschheit und Menschlichkeit ein und nicht nur für die Schwachen und die Opfer, denn letzlich sind wir alle EINS.
Auch, dass du bewusst dich von zu erwartenden Austritten nicht abschrecken läßt, find ich mutig, konsequent und durch und durch unterstützenswert.
Noch vieles könnte ich sagen bzw. schreiben – doch das Wichtigste ist, dass mich deine Worte erreicht, berührt, bestätigt und weiterhin hoffnungsvoll gemacht haben.
Also, auf jeden Fall: WEITER SO!
In Verbundenheit und Anerkennung
G. Rober
Ich bedanke mich ganz herzlich für die Ermutigung und den Zuspruch!
Vielen herzlichen Dank für diesen fundierten, ehrlichen, menschlichen, aufrüttelnden Artikel! Mögen wir uns alle an unsere Nasen fassen und entsprechend Mut und Haltung zeigen!
Danke für Deine Ermutigung. Ich glaube, dass der von Dir genannte Punkt wesentlich ist, wir müssen mit uns selbst beginnen und dann solidarisch handeln.
Danke Herr Gebauer. Hervorragend auf den Punkt gebracht!
….schreibt ein aktiv tätiges Mitglied der Grünen.
Und Danke, dass Sie für Ihre zutreffende Analyse sinkende Mitgliederzahlen in Kauf nehmen!
Ich bedanke mich für Ihren Kommentar. Übrigens könnte ich mir denken, dass die Grünen sogar wachsende Mitgliederzahlen hätten, wenn sie bei den zentralen Themen standhaft wären.
Das denke ich auch. Viele ehemalige Grünenwähler in meinem Umfeld haben sich alleine schon wegen deren Kriegsbegeisterung abgewandt. Die Grünen sind als linke, ökologische und pazifistische Partei groß geworden und jetzt gehen sie leider als grün überzuckerte CDU-Kopie unter.
Was ich bei der Kriegsbegeisterung ergänzen möchte, ist, dass auf dem Parteitag der Grünen die Außenministerin dezidiert für Waffenlieferungen an Verfolgerstaaten (Saudi-Arabien) geworben hat, weil dies hier Arbeitsplätze und Sozialleistungen sichert: “Die Genehmigung für den Export sei für sie und Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) schwierig gewesen. Sie sei aber der Auffassung, dass “wir europäische Rüstungskooperation brauchen”. Auch, damit Ausgaben für Soziales nicht zugunsten von nationalen Verteidigungsausgaben gekürzt werden müssten.” Sie musste sich nicht entschuldigen. Stellen wir uns vor, das wäre vor 20 oder 30 Jahren gewesen, sie wäre keine Wochen mehr in der Partei gewesen. Das Argument, für Sozialleistungen in Deutschland Waffen zu liefern, ist das komplette Gegenteil aller Ideale der früheren Grünen. Ich glaube, es gibt da keine Ähnlichkeit mehr und dazu passt, dass die deutschen Grünen international bei anderen Grünen weitgehend abgelehnt werden.
Was sind denn die Ursachen für den sog. Massenwahn?
Wer war für den ganzen Coronawahn verantwortlich? Wer profitiert denn von der Spaltung der Gesellschaft und davon, dass man sich kaum noch trauen darf, die eigene Meinung zu vertreten, nur weil sich ein elitär-totalitärer Haufen anmasst, unter allen Umständen an der Macht zu bleiben unter Wahrung ihrer reaktionär-moralischen Deutungshoheit? Als Atheist möchte ich mich nicht von moralischen Ideologien bestimmen lassen, sondern erwarte, dass dass alle demokratisch legitimierten Parteien miteinander rational verhandeln.
Solange das nicht passiert, werde ich die AfD wählen, obwohl diese Partei für mich inhaltlich eigentlich gar kein Favorit ist, aber eben aus politisch-pädagogischen Gründen.
Wenn Du die AfD wählst, hängst Du selbst einem Denken an, welches tiefgreifend verzerrt, bestehende Probleme (z.B. Klimawandel) leugnet und andere (z.B. Flüchtlinge) für Probleme als Sündenböcke verantwortlich macht. Damit trägst DU dabei, diese Welt für alle noch ein wenig schlechter zu machen. Das ist schade, denn sie ist schlecht genug.
Ich bin sehr froh, endlich die für mich passende Partnerbörse gefunden zu haben.
Sinkende Mitgliederzahlen stören mich persönlich eher weniger, da ich Menschen mit rechtem Gedankengut in meiner Beschreibung eh schon explicit ausgeschlossen habe.
Ich hoffe, daß auch Sie sinkende Zahlen irgendwie abfedern können.
Vielen Dank für den Kommentar. Ich glaube, dass sich die Situation gesellschaftlich und auch bei uns wieder in einiger Zeit ändern wird. Meistens bleibt nur Enttäuschung übrigens nach solchen Rechtswenden, sicher ist es allerdings nicht und das ärgerliche ist auch, dass wir gegen die Zeit laufen.
Der Artikel spricht mir aus der Seele.
Das freut mich.
WOW! Einer der besten Artikel zu dem Thema!
Bravo !!
kleine Nebenfrage: kennen Sie die ‘Konstantin’sche Wende’??
Falls nicht, möchte ich Sie bitten, selbiges zu zu recherchieren!!
Ich finde es Unfassbar, das diese Tatsachen Information praktisch niemand kennt und der größte Raub, die Folterung von Massen, Hexenverbrennungen und die Ausrottung ganzer Erdteile, praktisch unbekannt sind!!
Bitte recherchieren Sie das gründlich und falls es (unerwarteter Weise) zu einem Bericht kommt, informieren Sie mich bitte!
Danke
Ich denke auch, dass der Übergang zur auf Repression setzenden Staatsreligion einer der negativsten Wendepunkte in unserer Geschichte war, das meinen Sie, oder?
So kann man sich seine Realität auch zurechtbiegen, aber was erwartet man schon von den linksgrünen, die sich hauptsächlich in ihrer eigenen Tofu-Hafermilch Bubble aufhalten?
Ethik, schätze ich mal.
Es ist nicht zurechtgebogen, sondern spiegelt die Realität jedenfalls so weit wider, wie mir es möglich ist. Gerne können Sie aber andere Fakten benennen.
Ich kann den Inhalt Ihrer Gedanken nachvollziehen und unterstützen. Gleichwohl habe ich Sorge, dass eine weitere Polarisierung eintreten könnte und denke, dass die Plattform nicht genutzt werden sollte politische Ziele zu formulieren und zu verbreiten. Es ist leider so, dass sich viele Menschen einer Gruppe zugehörig fühlen wollen und das Einssein aller Menschen dem Ego entgegensteht. Ich selbst fühle mich als wertkonservativ, jedoch frei und unabhängig und teile Ihre Auffassungen..
Ich glaube nicht, dass es negativ zur Polarisierung beiträgt, sondern dass es einerseits eine Polarisierung tatsächlich gibt undun wichtig ist, die Gegenposition am Leben zu erhalten, da sie sonst in der Mehrheit aufgeht und vergeht.
Vielen Dank für den Blogbeitrag,
Wahrscheinlich treffen sie voll ins Schwarze. Die Situation macht mich persönlich sehr ratlos- als Naturwissenschaftlerin versuche ich in der Regel auf Fakten zu vertrauen, die zählen leider aber immer weniger in unserer Gesellschaft.
Der Bezug zur Realität scheint nach m.E. verloren zu gehen und auch die Korrigierbarkeit ist sinkend, da reine Behauptungen und Wiederholungen hinreichend sind.
Großartiger, wichtiger und mutiger Artikel!
Herzlichen Dank!
Danke für den Artikel. Ich habe ihn auf WhatsApp geteilt und hoffe, er verbreitet sich.
Herzlichen Dank für das Teilen!
Einerseits sind viele Aspekte der Flüchtlingspolitik stimmig erfasst, andererseits ist die These der Massenpsychose sehr steil und gewagt. Selbstverständlich gibt in der oft zitierten “Zeitenwende” im gesamten öffentlichen Raum, wie Verkehr, den sozialen Medien und in der politischen Landschaft sehr viele Phänomene, die mir persönlich auch sehr egoistisch, “wahnhaft-illusorisch” und sehr irrational vorkommen. Es ist zum Teil ein Sündenbock-Phänomen, zum Teil halten viele Menschen einfach trotzig am “Status-Quo” oder an reaktionären Prägungen fest, einfach um den Wandel nicht vollziehen zu müssen. In der Flüchtlingspolitik sind haarsträubende Fehler gemacht worden und die dann in einem sehr intoleranten geistigen Klima debattiert wurden. Pragmatisch hätte man die Flüchtlinge seit 2015 in Deutschland genauer erfassen müssen, die inkonsistente europäische Politik ändern müssen und solche politischen Formeln, wie “wir schaffen das”, auch in den Kommunen überprüfen müssen, ob das stimmt und ob das dort auch mitgetragen wird. Jetzt hat man diese irrationale und inkonsistente Gegenreaktion von viel zu vielen Bürgern. Ähnlich ist es mit der Klimapolitik, wenn man die Energiewende in Windeseile oder mit Lichtgeschwindigkeit vollziehen möchte und dann doch Jahrzehnte dauert, dann schafft man real überprüfbar Verdrossenheit! Die beschleunigten Prozesse im gesellschaftlichen Leben führen zu Selbstverlust und einer Trägheit im Herzen und dementsprechend zu Erschöpfung, Ermüdung und suchtartigen Verhalten. Dann viel Zuversicht, mit der falschen Hoffnung, mit verdrossenen und erschöpften Menschen die Zeitenwende im Handumdrehen zu schaffen.
Bezüglich des Klimawandels glaube ich nicht, dass diese Zeit da ist, zumal wir ja einmal auch auf Kosten anderer leben. Drei Erden zu verbrauchen, geht nach meiner Ansicht nicht. Es gab drei Jahrzehnte Zeit, es wurde verpasst, nun sind echter Verzicht und echtes Umsteuern unverzichtbar. Ich sehe kein Problem mit Geflüchteten, es wird nach meiner Ansicht herbeigeredet. Natürlich gibt es ein echtes Problem, nämlich dass es Kriege und Elend gibt und dass leider wir es sind, die maßgeblich dazu beitragen. Wenn wir sehen, was wir Menschen in anderen Ländern zumuten, dann sollte es nun wirklich kein Problem sein, wenn z. B. kurzzeitig Turnhallen gebraucht werden. Ich glaube, die eigentliche Nachricht ist, dass wir lernen müssen, dass dies eine Welt ist und wir nicht für uns mehr beanspruchen dürfen, als wir anderen zugestehen. Wenn dieser Wert verstanden würde, würde es die ganzen Bedenken nach m. E. nicht geben. Aber die Mehrheit der Bevölkerung schmort leider im eigenen Saft und denkt nicht daran, den Blick einmal auf das Ganze zu richten.
Der beste Artikel von Ihnen, Herr Gebauer, den ich bisher gelesen habe. Spricht mir voll, voll, voll aus Seele, Herz und Geist ! Schlimm dass man sagen muss, er ist mutig. Es müsste selbstverständlich sein, sich für die Flüchtenden, die ihre Heimat nicht aus Spaß (und auch nicht für einen Wellnessurlaub) verlassen, einzusetzen und ihnen zu helfen.
Dieser Artikel bestärkt mich darin, bei Gleichklang zu bleiben (hatte schon überlegt, zu kündigen)
Ich freue mich, dass Sie bleiben! Ja, es fehlt bei vielen die Bereitschaft, die Selbstverständlichkeit anzuerkennen, dass andere Menschen auch leben möchten, dass wir eine Welt sind und dies schlichtweg organisieren müssen. Es fehlt nicht an Möglichkeiten, es fehlt am Willen, auch weil das Ausmaß der Halb- und Fehlinformationen sowie der propagandistischen Nutzung und Instrumentalisierung leider enorm ist.
Danke, Herr Gebauer!! Ich musste während des lesens pausieren…selbst wenn man die Fakten schon alle kennt, nimmt es einem immer wieder den Atem, wenn man so konzentriert mit ihnen (!) konfrontiert wird. Ich denke wenn wir ehrlich sind, werden wir feststellen müssen, daß es immer schwerer wird sich diesen Auswirkungen komplett zu entziehen. So werde ich, zum Beispiel, meine Überzeugungen nicht opfern (wie die “Grüne Partei” das gerade in großen Teilen tut.) Ein Dank an dieser Stelle an die Jungen Grünen, die aus genau diesen Gründen gerade ihre Partei verlassen haben, und beabsichtigen eine neue Gruppierung in’s Leben zu rufen. (Die Hoffnung stirbt zuletzt.) Ich bin aber, je drängender das Thema, als partiell selber betroffener Mensch, schon seit längerem nur noch bereit dazu mich anonym zu Themen zu äußern. Ja, der Einfluss ist schmerzhaft zu spüren, bereits jetzt.
Ich finde den Schritt der Jungen Grünen auch hoffnungsvoll. Vergessen wir nicht, dass bei Protestbewegungen oftmals die Jungen auf der richtigen Seite waren, denken wir an die 68er. Manchmal ergeben sich plötzlich Synergien und dann kann scheinbar plötzlich etwas Neues entstehen. Ich bin mir sehr sicher, dass es in unser aller Interesse liegt, dass dies auch dieses Mal der Fall ist, bevor es zu spät ist. Denn sonst werden wir in einer sehr brutalen Welt landen bzw. aus dieser nicht herauskommen.
Ich konsumiere keine Massenmedien, weshalb ich diese aktuelle Massenpsychose bisher tatsächlich nicht wahrgenommen habe – allerdings überrascht mich nichts davon. Ich vermute, der unqualifizierte Umgang mit statistischer Inferenz ist im Falle der Kriminalitätsstatistiken möglicherweise sogar vorsätzlich. Das eigentliche Ziel ist, wie du schreibst, einen Sündenbock zu finden… um uns nicht mit unserer eigenen Verantwortung befassen zu müssen – zum einen, weil wir die Vorteile unserer ökologisch zerstörerischen Lebensweise genausowenig aufgeben wollen wie die effektiv noch immer bestehende Kolonialisierung Afrikas, zum anderen, weil der Blick in den Spiegel für die meisten schlichtweg zu schmerzhaft ist. Noch lässt sich die Wirklichkeit verdrängen.
Ich denke, erst, wenn es gar nicht mehr anders geht und die Wirklichkeit uns einholt, kann eine alternative Wahrnehmung in der gesellschaftlichen Breite möglich werden. Und es scheint wohl das selbsterklärte Ziel der meisten Parteien zu sein, diesen Moment so lange wie möglich hinauszuzögern.
Bis dahin verkraften wir auch 1,2 Mrd. Flüchtlinge, die im Mittelmeer ertrinken, denn der Meeresspiegel steigt durch die Volumenverdrängung um lediglich 0,2 mm.
Ich stelle mir immer öfter die Frage: In welches Land kann man denn sinnvollerweise noch auswandern? Politik, Bequemlichkeit, Konsumdenken – gerade auch, was die Dating-Mentalität betrifft… Unsere westliche Kultur hat dekadente Züge in so vielen Aspekten, dass der Untergang m.E. unvermeidlich ist (s. a. William Ophuls, “Immoderate Greatness: Why Civilizations Fail”). Und wenn eine globale Zivilisation scheitert, was bleibt dann noch?
Was bleibt dann noch? Ich glaube, dass die Maßlosigkeit des Konsum- und Produktionsdenkens, die Zerstörung der gesamten Welt für künstliche Bedürfnisse und die konsequente Ausblendung der Interessen anderer (wir fühlen uns berechtigt), ein Ende haben muss. Wir müssen wachgerüttelt werden, damit wir nicht weiter vorgeben, als ob all dies normal ist. Es genügt nicht, sich auf Menschenrechte, Ökologie etc. als Ritual zu berufen, sie müssen umgesetzt werden, von uns selbst und nicht nur von anderen gefordert werden, wenn das für uns bequem ist. Ich denke, wir brauchen eine klare und konsistente Minderheit, die dies der Gesellschaft nicht durchgehen lässt und Widerstand leistet.
Eigentlich müsste es mittlerweile klar sein, welche Agenda hinter der Flüchtlingspolitik und dem Klimawandel steckt. Cui bono kann ich nur sagen.
Und in der Politik geschieht nichts zufällig.
Demzufolge erscheint mir Ihr langer Artikel als irreführend und täuschend. Nicht zuletzt, weil ich die Praxis kenne. Stichwort: Geoengineering ; JVA – Kriminalitätsrate der Geflüchteten, Probleme in den Gemeinden und Städten mit Geflüchteten, etc. Letztlich kommt es darauf an, was richtig und gesund ist für ein Land, was seine Tugenden über Bord wirft. Hierzu gehört auch, dass man in Dland nicht mehr seine Philosophen , hier Emmanuel Kant , 300 Jahre feiert und zitiert. So sagte er u, a. “Habe Mut, Dich Deines eigenen Verstandes zu bedienen” In diesem Sinne
Offenbar kennen Sie die Kriminalitätsraten und die Kontextfaktoren eben nicht und dies ist das Problem. Gesund ist es, wenn wir erkennen, dass wir in einer Welt leben und in dieser Welt ein Recht auf Leben und Menschenwürde haben. Erkennen wir dies an, ist alles lösbar. Leider fehlt aber diese Einsicht.
Danke. Sie haben alles gut formuliert. Ich kann das nicht. Sie haben das formuliert, was ich mir schon des Öfteren gedacht habe. Ich glaube auch, Die Privilegierten werden sich abschotten um ihren Wohlstand ihr Reichtum und gutes Leben zu bewahren. Die werden so lange es geht, andere Ausbeuten und benutzen so gut es geht. Koste es Leid oder Leben was es wolle. Die betroffenen Menschen sollen alle herkommen bevor die Mauern, Zäune oder andere Hindernisse zu hoch sind. Ihnen steht auch was von ihren “Kuchen” zu.
Peace&Love für alle Menschen und Tiere dieser Erde
Dieses Video möchte ich noch hinzufügen:
Rede von Severn Suzuki
https://www.youtube.com/watch?v=Sj00vO48MTk&t=2s
Danke für den Link zu dieser wirklich bewegenden Rede.
Ich stimme Ihnen völlig zu!
Lieber Herr Gebauer,
ich bin froh, dass etliche Erstkommentatoren die nötige Unterstützung und Wertschätzung für Ihren aufsehenerregenden analytischen Kommentar bereits geliefert haben. Ich gehörte bisher nicht zu Ihren größten Fans. Nun haben Sie mich als Unterstützer an der Backe – aber nicht um einer Gruppe willen, sondern um Ihres persönlichen Realismus’ willen. Ich rufe bei dieser Gelegenheit alle Mitglieder und Sympathisanten auf – unterstützt nicht um einer vermeintlich sympathischen Bubble willen. Versteht Euch eher als Mitglieder einer Widerstandsbewegung. Das schärft Eure Wachsamkeit und nicht das Gruppen-Ego. Vom Gruppen-Ego werden wir uns auch in Zukunft nichts kaufen können. Falls wir uns überhaupt noch etwas kaufen können. Wir müssen uns ab sofort auf das schlimmstmögliche Szenario einstellen und damit auch klarkommen können, wenn es soweit ist. Herrn Gebauers heutiger Kommentar könnte als Augenöffner für dieses Bewusstsein dienen. Aber nur, wenn auch du zu den Hinschauern (und nicht Wegsehern) gehörst.
@Wermutstropfen: Bitte korrigieren Sie: eine Psychose lässt sich nicht durch einen äußeren Stimmungsumschwung erzeugen (aber durch Schlafmangel, Drogenkonsum, eine gewisse Prädisposition etc.). 1929-33 und jetzt fand eine Massen-Neurose statt, was schon A. Adler herausgearbeitet hat. Bitte keine Übertreibungen für einen guten Zweck.
Solidarische Grüße!
Danke für Ihren Kommentar. Ich habe den Begriff der Psychose verwandt und auch des Wahns – durchaus in gewisser Weise umgangssprachlich – um das „Aussteigen aus der Realität“ zu verdeutlichen. Dies eben analog zu dem Begriff „Hexenwahn“, der ja auf diesem Aussteigen aus der Realität beruhte.
Hallo Guido,
einen tradierten Wissenschaftsbegriff, der auch für eine Personengruppe steht, zugunsten eines umgangssprachlichen Begriffs absichtlich zu verfälschen – kommt Dir das aus der Politik bekannt vor?
Damit bin ich nicht solidarisch.
Der Begriff wurde nicht verfälscht, sondern korrekt angewandt, nämlich im Sinne einer nahezu unkorrigierbaren, aber komplett falschen Überzeugung, die Denken, Fühlen und Handeln bestimmt. Es ist analog zum Hexenwahn und es wurde außerdem ebenfalls der Begriff der “moral panic” eingeführt, der sehr ähnlich ist mit entsprechender Verlinkung auf einen Fachartikel. Es ist mir daher nicht ganz nachvollziehbar, was Du meinst.
Aber unabhängig davon:
Ich finde den Formalismus, der hinter dem Argument/Vorwurf steht, eher unheimlich. Im Artikel wurden zahlreiche nach m.E. furchtbare Fakten verlinkt. Du sollst doch nicht mit mir solidarisch sein, sondern mit den Opfern!
Einspruch, Euer Ehren!
Muss ich wirklich einen Psychologen darauf hinweisen, dass wahnhafte Züge auch bei nicht-psychotischen Störungen vorkommen? Bei anderen hier im Forum schreibst Du treffend: “Du irrst Dich”, und hast doch hier nicht die Größe, Deinen Irrtum einzugestehen und verstrickst Dich immer weiter. Das ist schade, weil Du dadurch einen Teil Deiner Überzeugungskraft einbüßt, die ich Dir so sehr gegönnt habe!
Das mit dem solidarisch-Sein werde ich nicht weiter kommentieren, eben weil ich solidarisch bleibe.
Wahn ist (wenn Du Dich auf psychische Störungen beziehst) immer definitionsgemäß psychotisch laut der internationalen Klassifikation. Aber ein Wahn, der psychotisch ist, kann auch z.B. im Verlauf einer Depression eintreten, die dann als Depression mit psychotischen Symptomen klassifiziert wird. Psychotisch ist heute ein deskriptiver Term, der noch nichts über die Ursache aussagt. Ich verwende den Begriff, wie dargestellt, in meinem Artikel analog zu Hexenwahn und sehe auch nicht, warum dies ein so großes Problem sein soll. Womöglich missverstehen wir uns einfach.
Hallo Herr Gebauer,
Sie leben nicht in der Wirklichkeit, Sie konstruieren sich ihre eigene Realität. Ich habe es weder gelesen, noch wollte ich mit Ihnen eine Diskussion über die Thematik führen. Wer von Wahn spricht, verlässt jeden Konsens minimalster Verständigung. Und wenn ich das richtig verstehe leben Sie im Ausland, dann wäre ich mal über die Zustände hier im Land ganz still.
mfg
Ich habe Gründe und Links zu Fakten angegeben, die das Bild dieser Realität zeichnen. Unser aller Leben ist auch konstruiert, aber leider ist diese Konstruktion sicherlich sehr nahe an dem, was wir letztlich als Realität nicht leugnen können, wenn wir hinschauen. Die Fakten, die ich schildere, sind nicht weit hergeholt oder indirekt, sondern nachprüfbar und eingängig, aber nur dann, wenn sie auch zur Kenntnis genommen werden.
Nun ja, so doof wie es klingen mag, wir alle konstruieren unsere Realität.
Mir ist nicht klar, warum Dich eine Meinung so auf die Palme bringt. Auch das gehört doch dazu, andere Meinungen auszuhalten – und wenn möglich sachlich darüber zu streiten. Aber persönlich sollte man nicht werden.
Ich lebe im Herzen von Deutschland. Ich sehe natürlich Probleme hier und leugne Sie nicht. Aber Herr Gebauer nimmt ein Teilaspekt / ein gesellschaftliches Problem und versucht es zu fassen bzw. seine Sorgen darüber zu äußern. Das ist legitim, oder nicht!? Wäre es nicht klüger, wenn Du anderer Meinung bist – inhaltlich zu debattieren!?
Es ist eine Anregung, um die von Dir beschriebene Minimalverständigung vielleicht zu ermöglichen. Danke, für s Zeit nehmen und lesen, Wolfgang.
Der Artikel sollte ohne die Gleichklang-Werbung, oder meinet wegen auch mit, wenn es die Verbreitung erleichtert, in möglichst vielen Zeitungen erscheinen, um möglichst viele Menschen auf die Fakten aufmerksam zu machen.
Danke für Deine Anregung. Wir werden den Text in die Zeitungen nicht hineinbekommen. Er ist dafür zu lang und würde auch vom Inhalt kaum von einer Zeitung veröffentlicht. Die Positionen in nahezu allen Medien sind zu weit davon entfernt. Aber was bleibt, ist die Verbreitung im Internet.
So einen realititätsfernen Schwachsinn habe ich lange nicht gelesen. Aber das widerspiegelt eben auch die zunehmende Verblödung unserer Gesellschaft. Es ist nicht Ihr erster Beitrag, der auf mich befremdlich wirkt.
Für mich bedeutet es, dass ich diese Plattform nicht länger unterstützen möchte.
Leider ist es die Realität, die Du als Schwachsinn bezeichnest. Die Fakten sind benannt und Quellen angegeben, nur in den Sand schauen und leugnen hilft nicht weiter, niemanden.
Ich schließe mich gerne an. Das meiste wurde aber schon treffend geschrieben. Schön, wenn Haltung gezeigt wird. Respekt vor diesem Schritt, Herr Gebauer.
Nur leider ist auch das hier eine Blase, welche (leider) – durch die gesellschaftlichen Veränderungen – tatsächlich kleiner zu werden scheint. Der Bezug zur “Hexenverbrennung” (eigentlich Femizid- es gab nie Hexen!) ist gut.
Hier also mein Beitrag zur Unterstützung und Lob!
Beste Grüße
Hallo Herr Gebauer,
ich bin auch traurig über den Aktionismus den die derzeitige Regierung in Punkto Abschiebungen an den Tag legt und sich damit vor der AFD hertreiben lässt.
Es hat mir aber nicht gefallen, dass sie uns auf eine Stufe stellen mit dem Brandstifter Putin dem in seinem Egoismus und seinem Narzissmus sein eigenes Volk tötet und traumatisiert.
Ja wir alle leben schon lange von der Ausbeutung der dritten Welt wir können nur reich und wohlhabend sein so lange die Menschen dort arm und weniger wohlhabend sind.
Sie sagen selbst, 1,2 Milliarden Klimaflüchtlinge sind zu erwarten.
Was ist die Lösung? Auf lange Sicht müssen wir Reichtum und Wohlstand abgeben. Aber wer bitte möchte das? Was würden Sie sagen, wenn die Regierung sagt: sie müssen jetzt noch weitere 10 Menschen in ihrer Wohnung aufnehmen und ernähren? Sie würden es vielleicht schaffen und hinbekommen, aber ihr Leben hätte nichts mehr mit dem Leben zu tun, das sie jetzt führen. Ich bin der Meinung die Kriege, die wir jetzt sehen sind schon längst Verteilungskämpfe um Ressourcen. Die Menschheitsgeschichte ist eine Geschichte der Kriege und der Verteilungskämpfe und damit eine Geschichte des Tötens der eigenen Art. Leider haben wir bisher wohl keinen neuen Umgang miteinander gelernt wir hätten längst eine demokratische Weltregierung etablieren sollen die friedlich die möglichst gerechte Nutzung der Ressourcen regelt.
Aber nur noch 7% der Menschheit leben in einer echten Demokratie und die Mehrheit denkt totalitäre Staaten haben bessere Lösungsstrategien, selbst wenn das im Zweifel heißt einfach den Nachbarstaat überfallen.
Die Gemeinden in Deutschland murren und maulen, weil sie das mit den geflüchteten nicht mehr schaffen. Andere europäische Länder z.B. Polen und Ungarn nehmen so gut wie keine Geflüchteten auf. Das ist ungerecht und die EU findet hier keine Lösung. Es tut mir Leid aber es wird am Ende sein wie bei Corona wo z.T. Triage gemacht werden musste. Wir werden nicht jeden Klimaflüchtling aufnehmen können, wir werden auswählen müssen. Natürlich wäre es sinnvoll die Probleme an der Wurzel zu bekämpfen, d. h. Klimawandel eindämmen, Hunger bekämpfen und damit den Bevölkerungszuwachs abflachen und Kriege befrieden aber dazu müssten wir die Waffenproduktion auf null bringen – wie soll das gehen? Sie wissen doch selbst als Psychologe der Mensch ist nun mal bequem und paradox und macht lieber noch 10 mal den gleichen Fehler als was Neues zu wagen und so richtig bekommt er den Arsch erst hoch, wenn die Karre richtig tief in der Scheisse steckt.
Sehe ich doch schon bei meinen Kindern, sie machen auch lieber Videospiele als mit mir die Streuobstwiese vom Nabu zu pflegen♂️.Ich bin Christ und möchte auch noch nicht aufgeben aber ich finde Schönreden bringt es auch nicht. Wir haben ernste globale Probleme und viele Menschen hier fürchten, dass sie Lebensstandard einbüßen müssen das ist kein Wahn.
Viele Grüße
Martin Hornberger
Das ist der Unterschied zwischen Träumen und Realität, für mich sehr gut analysiert.
Aber bitte vergiss nicht, dass für die, die in den Booten ertrinken, ins Meer geworfen werden, in den Wüsten verdursten, der Traum ein Albtraum ist. Ja, ich träume nicht von einer Welt, wo Politiker:innen eine Abschiebung nach Afghanistan feiern. Ich träume von einer Welt, wo alle menschenwürdig leben können und solche Untaten der Vergangenheit angehören. Wir sollten nicht, weil es uns gut genug geht, alles andere zum Traum erklären. Das beruht nämlich wieder auf den gleichen Mechanismen, die ich in meinem Artikel schildere.
Lieber Herr Hornburger,
es ist nicht so, dass ich ihre Aspekte nicht nachvollziehen könnte, aber ich sehe das in einer anderen Perspektive.
Stellen Sie sich einmal vor, im Mittelmeer würden jedes Jahr tausende WEIßE Christ:innen ertrinken und nun wäre unsere Reaktion die Folgende:
Wir würden mit einer sogenannten Küstenwache (Miliz) zusammenarbeiten, die diese in Folter und Sklavenlager verschleppt. Manche würden wir direkt zurückschieben und einige sogar ins Meer werfen (Jahre anhaltend, dokumentiert, kein einziges Strafverfahren). Wir würden außerdem Länder bezahlen, die diese z. B. in der Wüste verdursten lassen. Wir würden als „Grenzsicherung“ Milizen mitfinanzieren, die dann einen furchtbaren Krieg nicht im Sudan, sondern in einem Land mit weißen Christ:innen veranstalten würden. Damit die Leute auch aus diesem Krieg nicht zu uns kommen, bauen wir Grenzsicherungen aus und bezahlen Paria-Regime, die die Bevölkerungen quasi einmauern und zwar solche weißen Bevölkerungen, die für ihr Überleben die offenen Grenzen brauchen.
Wie würden wir das denn bezeichnen?
Warum aber bezeichnen wir solche Handlungen nicht als die Verbrechen, die sie sind, wenn es andere Menschen sind? Und wenn es Verbrechen sind, wer begeht sie?
Wenn es WEIßE wären und Christ:innen würden wir das nicht tun, was wir jetzt jeden Tag tun (siehe Umgang mit Geflüchteten aus der Ukraine), und wenn es jemand täte, würden wir ihm das gleiche (berechtigte) Label geben, wie wir es bei Putin tun. Wir würden Putin nicht durchgehen lassen, was wir tun.
Afghanistan ist eines der fürchterlichsten Regime der Erde. Dieses Regime aufzuwerten, was Frauen die öffentliche Sprache und das Arbeiten verbietet, Männer ohne Bartwuchs terrorisiert, und dorthin Menschen abzuschieben, ist unverzeihlich. Als mehr als eine Million Ukrainer:innen kamen, war kein Notstand, und dann klagen die Kommunen z. B. wegen eines Zehntel Afrikaner:innen? (Ein Grund für kommunale Probleme ist dafür im Übrigen, dass die Kasernierung und das Arbeitsverbot beschlossen wurden).
Ich hatte bewusst zur Testseite der Harvard-Universität verlinkt. Denn ich glaube, dass wir es hier mit einem massenhaft in unserer Gesellschaft konditionierten Rassismus zu tun haben. Dieser führt dazu, dass wir implizit eigene Untaten gegen Menschen mit bestimmten Merkmalen einfach nicht als solche erkennen wollen und dazu neigen, diese sofort zu bagatellisieren.
Ich spreche hier nicht von explizitem Rassismus, sondern von einem Rassismus, für den wir als Individuen nicht verantwortlich sind und den wir auch für uns selbst nicht kontrollieren können. Er zeigt sich aber in diesen enorm stabilen Ergebnissen, die darauf hinweisen, dass wir in einer Gesellschaft leben, wo uns Rassismus weitestgehend in die Gehirne gegeben wird. Nur merken wir das ggf. gar nicht. Mein Argument, dass eine solche Gesellschaft definitionsgemäß keine gute Gesellschaft sein kann und das rasende Tempo, in dem z. B. die Grünen jetzt getan haben, was die AfD vor 10 Jahren nicht einmal forderte, sich auch hiermit erklärt. Die zweite Erklärung ist der Verstoß gegen die Moscovici Richtlinien: Wenn eine Minderheit ihre Position gegenüber der Mehrheit in deren Richtung relativiert, geht sie verloren.
Ich mache hier also keine personalen Vorwürfe, sondern ich sehe dies als ein Phänomen an, welches in unserer menschlichen Natur liegt und durch die gesellschaftlichen Strukturen, in denen wir leben, aktiviert wird. Nur wenn dies klar reflektiert wird und sich dann Menschen widersetzen, kann der umgekehrte Effekt eintreten, dass eine Mehrheit sich hin zur Minderheit bewegt.
Ich sprach von Wahn dahingehend, dass Syrer und Afghanen, die nicht häufiger straffällig werden als Deutsche, von allen Regierungsparteien, sowie von CDU/CSU und AfD als Beispiel genommen werden, dass wir jetzt auf ihrem Rücken Kriminalität bekämpfen müssen – bis hin zum Kuscheln mit den Taliban. Der weitere Aspekt des Wahns ist, dass die Täter:innen nicht sehen, dass sie auf Kosten anderer leben (3 Erden etc.), die echten Opfer aber zu Täter:innen und sich selbst zu Opfern erklären. Ich denke, das ist eine so tiefe Verzerrung und so schwer korrigierbar, dass sie die Schwelle des Wahns erreicht.
Ansonsten haben sie vollkommen recht, dass Menschen fürchten, ihren Lebensstandard (den sie auf Kosten anderer haben) einzubüßen. Es wäre die Aufgabe der Politik, die Fakten zu vermitteln, zu denen dann allerdings wohl auch gehörte, dass 26 Menschen mittlerweile mehr besitzen als die 4 Milliarden Menschen umfassende ärmere Hälfte. Die Grünen thematisieren aber lieber Geflüchtete als Problem und beschließen Maßnahmen gegen diese, als dieses echte Problem (die anderen Parteien sowieso). Es gäbe also Lösungen bei so einer Reichtumskonzentration in nur 26 Händen, ich sehe nicht, dass diese vermittelt oder auch nur gewollt werden. Ich sehe stattdessen auch bei den Grünen Spitzenpolitiker:innen, die dezidiert (auch mithilfe von Bild-Berichten) nach Sündenböcken suchen und dadurch (angeblich mutig) helfen, rassistische Vorbehalte zu vergrößern.
Ich nehme an, wir haben ähnliche Ziele, ich glaube aber die Strategie des „Mitmachens“, auch dann, wenn wir nicht mehr mitmachen dürfen, macht es nicht besser, sondern schlimmer – siehe meinen letzten Abschnitt zu dem Sozialpsychologen Moscovici und dem Einfluss von Minderheiten.
Sehen Sie meinen Artikel einfach als einen Hinweis, der zur Frage Anlass gibt, ob das, was geschieht (und ich denke, die Inhalte werden Sie nicht abstreiten) nicht doch so schwerwiegend ist, dass es kein weiter so geben darf. Und dass wir in Anbetracht der Anzahl der Toten etc. wirklich nicht für uns beanspruchen können, zu den Guten zu gehören. Wenn es uns gelingt, uns selbst als Problem zu erkennen, dann entsteht die Chance, dass wir uns ändern. Genau dies ist es, was nun so dringlich ansteht.
Danke für diesen Artikel, aus dem für mein Gefühl echte Überzeugung spricht. Ich glaube auch, dass es schwer werden wird, an Werten wie Menschenwürde, Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen, globaler und Klima-Gerechtigkeit und selbst so basalen Dingen wie Empathie und Nächstenliebe festzuhalten, und dass es wichtig sein wird, Gleichgesinnte zu kennen und sich gegenseitig Kraft zu geben. Mein Respekt für Ihre Offenheit und Ihren Mut, damit auch Zustimmung und User zu verlieren.
Zwei Gedanken als Ergänzung: Oft wird mir entgegengehalten, dass meine Haltung der Mehrheitsmeinung. Die “linksgrüne” Minderheit zwinge der Mehrheit ihre Werte und Maßnahmen auf, was undemokratisch bis hin zu diktatorisch sei. Ich glaube, dass wir darauf eine Antwort haben müssen. Meine ist, dass Eine Diktatur der (jeweils aktuellen) Mehrheit ohne unveräußerliche Minderheiten- und Grundrechte nichts mit Demokratie zu tun hat. Deshalb ist Demokratieerziehung gerade lebenswichtig!
Und: Viele Menschen fürchten weniger den Verlust der natürlichen, sondern den der ökonomischen Lebensgrundlagen, weil wir gefühlsmäßig nicht in der Natur, sondern als Teil menschengemachter “Ökosysteme” leben. Der Bezug zu letzteren erscheint uns offenbar existenzieller als unsere Abhängigkeit von Artenvielfalt, Klimasystemen, sauberer Luft und trinkbarem Wasser. Diese Naturblindheit aufzubrechen ist vielleicht ebenso eine wichtige Aufgabe in diesen Zeiten.
Ich stimme Dir bei beiden Punkten voll zu:
– Demokratie bedeutet auch, dass wir etwas ändern können. Das geht aber nur, wenn Minderheiten Rechte haben, denn sonst können sie ja nie zu Mehrheiten werden, was definitionsgemäß Demokratie bedeutet. Abstimmungen ohne Minderheitenrechte sind keine Demokratie.
– Der Verlust des Bezugs zu Natur und Naturerleben ist in der Tat zentral. Studien zeigen, dass Erleben und sogar Gesundheitsauswirkungen von Spaziergängen im Wald und in der Stadt völlig verschieden sind. Die wenigsten haben aber noch diese Erlebnisse und bemerken so auch nicht, dass das gleiche Glück mit weniger Konsum erreichbar ist.
Dann gibt es noch einen Aspekt zur Demokratie, der zugegebenerweise schwer anzugehen ist:
– wenn in Deutschland abgestimmt werden wird, ob und wann auf regenerative Energien umgestellt werden soll, beeinflusst das das Leben anderer Menschen, z. B. in Afrika, die nicht abstimmen können. Da sie selbst mit ihrem eigenen Konsum keinen (einen viel geringeren) Einfluss haben, sind sie diesen Entscheidungen hilflos und ohne jede demokratischen Rechte ausgesetzt.
Und damit komme ich zu der nach meiner Einschätzung einzig denkbaren Lösung, die aber derzeit eine nur verschwindende Minderheit der Menschen befürwortet:
– Es geht um alle und nicht um die Partikularinteressen einiger, die sich abschotten können. Also muss es ein universales Recht auf die Wahl des eigenen Aufenthaltes für alle geben. Gibt es das nicht, wird Elend, Ungleichheit und Not in der Welt NIE überwunden, weil die besser Gestellten sich einfach abschotten können und daher nicht die Motivation haben, echte Änderungen vorzunehmen. Wenn wir die Grenzen schließen können, warum die Billionen zurückzahlen, die wir aus Afrika als Basis unseres Wohlstandes herausplünderten? Gäbe es aber ein universales Recht auf Wahl des Aufenthaltsortes (also echte Freiheit), wäre es absolut notwendig, das Elend zu überwinden, denn sonst kämen wirklich alle an den gleichen Ort. Ich glaube daher wirklich, dass die menschliche Fähigkeit zu echter Innovation (siehe Weltraum etc.) bei der Überwindung von Elend und Ungleichheit dadurch ausgebremst wird, dass gar keine Notwendigkeit für die besser Gestellten besteht, diese Fähigkeit zum Tragen zu bringen. In dem Moment, wo es absolut notwendig werden würde, würde es gelingen. Wer auf den Mond fliegen kann, kann auch das Elend beenden, wenn er/sie es will. Die jetzige tödliche Massivabschottung der wohlhabenden Staaten zerstört daher nach m. E. nicht nur aktuell jede Minute zahlreiche Menschenleben (und unsere Werte, die wir so nur noch ritualisiert als Monstranz vor uns hertragen können), sondern sie zerstört auch die Hoffnung und Möglichkeit auf eine Überwindung von weltweitem Elend und Not. Übrigens wäre auch die Vergabe eines universalen Rechtes zur Wahl des Aufenthaltsortes eine Entschädigung für den Kolonialismus, wo wir selbst nur uns ein Aufenthaltsrecht zusprachen und dies zur Ausbeutung der anderen nutzten. Warum nicht den Nachfahren der Opfer (die noch immer unter den Folgen leiden) nun ebenfalls ein Aufenthaltsrecht zusprechen und so sich selbst zwingen, alles tun zu müssen, um Ungleichheit zu überwinden?
Ich finde den Artikel gut und stimme zu, das vorweg!
Aber: Gefühle sind nicht so einfach zu widerlegen. Was soll man Frauen sagen, die sich nicht mehr wohlfühlen in Freibädern und öffentlichen Verkehrsmitteln, weil z.B. Gruppen von sogenannten “Talahons” einfach sehr raumgreifend und laut ihr “Manspreading” betreiben, ohne Respekt gegenüber Frauen?
Ich kenne einige, die sich davon einschränken / verunsichern lassen. Man (frau) macht sich in Folge klein und unsichtbar und stellt sein Freizeitverhalten möglicherweise um. (Fehler!)
Das hat mit Kriminalität erstmal nichts zu tun, es sind kulturelle Unterschiede, die herausfordernd sind.
Wenn durch das aktuelle Geschehen signalisiert wird: es werden nicht auf Dauer massenweise immer mehr dieser jungen Männer kommen, ist das schon nachzuvollziehen, dass das erstmal eine Erleichterung hervorruft. Auch bei linksgrünen Frauen.
Danke für den Kommentar, der etwas aufgreift, worauf wir wirklich eingehen müssen. Es betrifft die subjektive Wahrnehmung bzw. die Fehleranfälligkeit unserer Vergleiche:
Die kulturellen Unterschiede wirken bei Betrachtung des Ballermann und auch an diversen anderen Orten nicht mehr groß, nur generalisieren wir dies nicht auf uns in unserer Wahrnehmung. Auch definieren wir es nicht als Ausdruck unserer Kultur, was die tun, die massenhaft in Urlaub in die Karibik, nach Marokko, Tunesien, Gambia, Thailand etc. fahren. Warum ist das nicht Ausdruck unserer Kultur?
Ich habe Folgendes erlebt:
Wir waren mit Psycholog:innen in einer Gaststätte und plötzlich sagte ein Teilnehmer wörtlich “Du hast aber ganz schon größe Möbse” zu meiner Kollegin und alle lachten. Er kannte sie nicht und es war kein Gespräch unter Freund:innen. Was wäre gewesen, wenn es kein deutscher Psychologe, sondern ein Türke gewesen wäre? Es wäre vermutlich nicht gelacht worden und wenn, wäre es trotzdem als Ausdruck der Kultur gesehen und ggf. später entsprechend eingeordnet weitererzählt worden.
Was ich sagen will:
Nach psychologischen Studien gibt es den Effekt, dass wir Verhalten anderer gerne internal und kulturell bedingt definieren und gleichzeitig eigenes Verhalten ausblenden oder eben situational/external erklären.
Kommen wir auf die Idee, dass wir uns selbst einmauern müssen, weil Zehntausende unserer Landesleute sich in anderen Ländern jedes Jahr auf bestimmte Weisen verhalten, was im Übrigen auch massenhafte Straftaten betrifft, die nicht in unsere Kriminalitätsstatistiken eingehen? Sagen wir, das ist die deutsche Kultur? Nein, das tun wir nur selektiv bei anderen.
Wir sollten an die Rechte von allen Frauen etc. denken, und niemals an Rechte von “deutschen Frauen” etc. Wenn wir dies echt tun (derzeit ertrinken sehr viele Frauen, die Verteilung in den Boten ist auch – anders als viele denken – nur mit leichtem Männerübergewicht, in den Lagern, deren Milizen wir finanzieren, werden Frauen versklavt und oft vergewaltigt) dann können wir Missstände wirklich bekämpfen, anstatt andere zu Sündenböcken zu machen, was niemanden hilft. Sich mit den Taliban zu verbünden (wie es gerade deutsche Politiker:innen tun) im Namen der Frauenrechte ist bizarr, außer wenn wir afghanische Frauen nicht mehr als Frauen sehen. Auch das ist nicht so weit hergeholt, wie es scheint. Es ist Ausdruck einer Dehumanisierung, die nach m.E. längst stattgefunden hat, denn würden wir diejenigne, die wir jetzt sterben lassen, rückschieben aufs offene Meer, in Wüsten aussetzen lassen etc., wirklich als Menschen (also Frauen, Kinder, Männer, nicht binäre Personen) sehen, dann würden wir diese Taten womöglich unterlassen, hätten Schuldgefühle und würden uns selbst nicht mehr als Verteidiger:innen von Frauenrechten, Kinderrechten etc. ernsthaft bezeichnen können. Indem wir aber (implizit) das Menschsein der anderen gesrichen haben, erleben wir gar keine Dissonanz, wenn wir das eine tun und dennoch ebenso massiv für “Menschenrechte” eintreten. Ja, dann können wir sogar Frauen für Frauenrechte sterben lassen etc.
Wenn wir es genau betrachten (ohne Leid gegen Leid aufwiegen zu wollen) werden wir wohl zu dem Schluss kommen, dass geflüchtete Frauen im Durchschnitt (alles einberechnet) noch ein bisschen mehr an den Abschottungsmaßnahmen Europas leiden als geflüchtete Männer. Um dies aber zu vollem Bewusstsein zu bringen, müssen wir erst die Dehumanisierung überwinden, mit der wir auf Geflüchtete reagieren.
Ich glaube, dass wir das genau so auch erklären und den Menschen subjektiv verdeutlichen können. Es ist ja eindeutig der Fall, nur haben sie bisher nicht in diese Richtung geschaut.
Mich würde noch interessieren, was Sie zu den Äußerungen von Ninve Ermagan in der FAZ sagen: (ich finde es nachvollziehbar), sie spricht von “patriarchalisch geprägter Kultur”:
https://www.msn.com/de-de/nachrichten/politik/nach-%C3%B6zdemir-artikel-journalistin-gei%C3%9Felt-bel%C3%A4stigungen-durch-migranten-m%C3%A4nner-sie-stellt-uns-eine-frage/ar-AA1rD4ac
Ich würde diese Aussage mit drei Aspekten einordnen:
(1) Unsere eigene Kultur ist dezidiert patriarchalisch und wir haben sie auf der ganzen Erde verbreitet, auch dort, wo vorher andere Strukturen waren.
(2) Nach Studien sind die Unterschiede innerhalb von Kulturen bei weitem größer als zwischen den Kulturen. Eine Feministin in Afghanistan und eine Feministin in Deutschland sind sich also viel ähnlicher als eine Feministin in Deutschland und eine Anhängerin des Opus Dei in Deutschland oder eine Feministin in Afghanistan und ein Taliban-Anhänger in Afghanistan.
(3) Wir sollten dann im gleichen Atemzug sagen, dass wir eine rassistische Kultur sind. Das ist objektiv der Fall, wie die von mir verlinkten Testverfahren der Harvard-Universität und ich denke auch die Mehrheit meiner anderen Links zeigen. Denn in unseren Gehirnen ist implizit das Gefühl der Überlegenheit geradezu eingebrannt. Es ist wichtig, dass wir uns selbst reflektieren, wenn wir andere kritisieren. Nur wenn wir diese Selbstreflexion durchführen, macht es Sinn und kann es hilfreich, ebenso auf durchschnittliche Problembereiche in anderen Kulturen hinzuweisen.
Danke für die ausführliche Darstellung!
Ich denke, mit dem Begriff “Dehumanisierung” haben Sie das sehr gut getroffen.
” Diese ganze Mist-Emigration, das muss doch nicht sein” und ” Die Deutschen verstehen Migration doch gar nicht “Nein, diese Zitate stammen nicht von einem Politiker der AFD, sondern von Lorenzo Annese. Er bekam jüngst das Bundesverdienstkreuz verliehen. Der Gastarbeiter der ersten Stunde kam 1961 aus Apulien nach Deutschland, begann bei Volkswagen war dort 28 Jahre Betriebsrat außerdem Kommunalpolitiker. Heute ist er 86 Jahre alt. Was ihm am meisten gefehlt hat ? Die Nähe zum Meer , der Gang mit den Freunden durchs Dorf, enge Verwandte….
Warum nur glauben linke Ideologen immer, dass Menschen zwangsläufig glücklicher werden, wenn sie Ihre Heimat verlassen ? Warum wird in diesem Blog alles so dargestellt, als wäre Migration die Lösung für Probleme in dieser Welt? Der Kommentar wäre zu lang, würde ich auf alle Einzelheiten dieses Beitrags eingehen. Lassen wir einmal die Betrachtungen zur PKS usw. beiseite obwohl man das durchaus hinterfragen könnte. In diesem Beitrag werden eigentlich nur uralte linksdogmatische Klischees aufgewärmt. Etwa:” Der Kolonialismus ist an allem schuld !” Die Verantwortung für Misswirtschaft, Korruption und Diktatur in Ditte-Welt-Ländern, respektive den Ländern Afrikas läge allein bei den westlichen Industriestaaten. Kein Wort zur Überbevölkerung, kein Wort zu den Welthandelsbedingungen. In den afrikanischen Ländern wird sich die Bevölkerung bis 2050 von jetzt etwa 1,5 auf 2,5 Mrd. Menschen vergrößern. Dabei gibt es in den meisten Ländern dort kaum eine funktionierende Verwaltung, keine Schulen, keine Infrastruktur usw. Viele Frauen in Ostafrika werden bereits als Teenager schwanger und haben keine Chance auf ein eigenes Leben. Der Welthandel stellt die Marktwirtschaft auf den Kopf. Nicht Produzenten sondern Großkonzerne als Abnehmer bestimmen die Preise. Dies führt dazu, dass Menschen in Agrarländern von Ihrer Arbeit nicht mehr leben können. Was wir brauchen, ist nicht eine Migration der Massen sondern eine vernünftige Familienpolitik, ein demokratischerer und gerechter Welthandel und Bildung und Investment in Schwellen- und Entwicklungsländern. Tatsächlich kommen derzeit viele Geflüchtete aus Kriegsländen. Aber eben die genannten Faktoren sind häufig Kriegsursache. Außerdem ist die Migration ein lohnendes Geschäftsmodell für Fluchthelfer. Eine Flucht aus Istanbul nach Deutschland, Österreich oder in die Schweiz kostet durchschnittlich vielleicht 10.000 USD. Die Gewinne landen auf den Konten der Hintermänner in Katar etc. Viele Menschen aus den ärmsten Kriegsregionen ( Z. Bsp. Jemen) haben schlicht nicht das Geld ihre Fluchthelfer zu bezahlen. Stattdessen leben inzwischen 5 % der syrischen Bevölkerung in Deutschland. Die allermeisten davon sind junge Männer unter 30 Jahren. Es wird nicht helfen die Zäune immer höher zu bauen. Es hilft aber auch nicht altlinken Schuldzuweisungen anzuhängen und jeden der Migration durchaus eher als Problem und nicht als Lösung ansieht als Rassisten zu beschimpfen.
Du bist falsch informiert über die Fluchtgründe der Geflüchteten und auch über deren finanzielle Ressourcen. Auch die Geschlechterzusammensetzung ist anders als Du meinst. Hier die wirklichen Zahlen: “Etwa 41 Prozent der syrischen Staatsbürger*innen in Deutschland sind Frauen.”.
Es ist ein beliebtes Thema bei denen, die falsche Informationen über Flucht verbreiten, dass alles Männer seien. 41 % Frauen ist aber weit von “allermeisten” entfernt.
Wenn Du meinen Artikel liest, wirst Du viele Antworten auf das finden, was Du hier kommentierst.
Je schwerer, gefährlicher, physische anspruchsvoller die Flucht ist, desto öfter fliehen die Männer zuerst. Wenn die Flucht vor der Einberufung ist (bei vielen in Syrien) fliehen auch mehr Männer. Das leichte Überwiegen von Männern unter den Menschen, die aus Syrien fliehen, ist weder ungewöhnlich noch Grund zur Sorge. Viele fliehen komplett ohne Geld, nehmen Gelegenheitsjobs auf dem Weg war, nicht wenige werden versklavt, manchmal legt die ganze Familie zusammen, nimmt auch Schulden auf sich, um das Überleben der Fliehenden zu ermöglichen.
Die Menschen können in den Gebieten nicht bleiben (Krieg, Verfolgung), sie kommen nicht vorrangig wegen der Armut. Das ist eine Fiktion, sonst würden viel mehr Leute aus bitterarmen Ländern kommen, wo es keinen Krieg und keine exzessive Verfolgung gibt. Es sind aber nur ganz wenige Prozent, die aus diesen Ländern kommen. Niemand nimmt aus Spaß oder nur um besser zu leben dies hohe Sterberisiko, diese Gefahr, Schmerzen, Angst, Panik in Kauf, von denen sie genau wissen, dass sie kommen, wenn sie auf Flucht gehen.
Der Klimawandel fördert übrigens auch die Kriege, die Ressourcen werden wegen der Dürren, Überflutungen, Stürme in Ländern, die am Lebensminimum leben, sehr knapp und das fördert Auseinandersetzungen. In Zukunft werden viel mehr Geflüchtete kommen als jetzt, auch weil nach den Schätzungen weite Teile Afrikas wegen der Hitze nicht mehr bewohnbar sein werden. Wenn die wenigen, die jetzt kommen, bereits als zu viele betrachten, sollen die anderen dann alle in 20 Jahren sterben? Die Prognosen sind doch gänzlich klar, dass ein Mehrfaches an Menschen fliehen wird und muss. Wenn ich mir anschaue, dass wir bereits Maßnahmen finanzieren, die Tote herbeiführen, mache ich mir ernsthaft Sorgen, dass wir vor einem neuen Menschheitsverbrechen stehen, wenn in 20 bis 30 Jahren riesige Fluchtbewegungen entstehen werden.Wie wird das zu diesem Zietpunkt (wenn sich die Abschotter durchsetzen) abgeschottete Europa auf diese dann tatsächlich große Anzahl reagieren?
Ich würde mir wünschen, dass wir nun sehr ernsthaft mit der Vorbereitung beginnen, sehr viel mehr Menschen auf weniger Platz für alle menschenwürdig auf diesem vorwiegend durch die wohlhabenden STaaten zerstörten Planeten unterzubringen.
Einfach die Liste der Herkunftsländer macht das doch vollkommen klar.
Dein Versuch, den Billionen schweren Kolonialismus reinzuwaschen, ist wenig zielführend. Lies doch mal den von mir verlinkten Artikel, der die Folgen aufgezeigt hat. Es ist unstrittig, dass es Billionen sind, die wir uns angeeignet haben.
Nicht das angeblich überbevölkerte Afrika führt zum nun Afrika heimsuchenden Klimawandel, sondern etwa die 3 Erden, die z. B. Deutschland verbraucht. Afrika trägt nicht maßgeblich zum Klimawandel bei. Deine Zuschrift folgt leider ebenfalls von mir dargestellten Logik, die Opfer zu Tätern und die Täter zu Opfern zu machen.
Nachher wird niemand sagen können, er habe von nichts gewusst. Hier steht doch sehr genau, wie es kommen wird – eine wirklich brillante Vorhersage, Herr Gebauer! Mehr davon
Das Schlimme ist, dass wir wirklich darauf hinlaufen, dass das Horrorszenario Wirklichkeit wird. Und gleichzeitig sind fast alle Kräfte in kompletter Verzerrung dabei, Fiktionen zum bekämpfenden Problem zu erklären. Genau diese Kräfte tragen damit dazu bei, dass das Schlimmste Wirklichkeit wird. Die sogenannte vierte Macht, die Medien, versagen genauso wie alle anderen. Sie regen sich über Turnhallen auf, während Leute im Meer ertrinken oder mit unseren Geldern in diesem Moment in Wüsten verdursten. Wie weit ist es gekommen? Und die Grünen machen dabei komplett mit!
Auch mit deutschen Steuergeldern werden Frauen, Kinder und Männer in Folterlager gebracht, in Wüsten ausgesetzt, über Bord ins Meer geworfen. Und niemand findet, dass das überhaupt ein gravierendes Problem ist. Ich denke, wir haben mit unserem Bekenntnis zu Menschenrechten alle andere und uns selbst belogen, wir belügen uns weiter und führen rituelle Veranstaltungen auf, wenn wir andere bezahlen, uns die Geflüchteten durch Mord und Todschlag vom Leib zu halten, während wir gleichzeitig ihre Lebensbedingungen durch den Klimawandel immer unerträglicher machen.
Wir können jetzt in eigener Live-Betrachtung sehen, dass absolutes Unrecht zum Recht verklärt wird und die entsprechenden Bevölkerungen kein Wort sagen, während das Unrecht den Lauf nimmt. Später will dann niemand wirklich davon gewusst haben.
Hallo Guido, ich danke Dir für Deinen ausführlichen Aufsatz. Ja, ich habe ihn erhalten und freue mich darüber, dass ich trotz meiner Kündigung noch auf dem Verteiler stehe. Dein Engagement ist bewundernswert und verleitet mich, wieder in den Gleichklang einzutreten und zwar nicht mehr, um eine Frau zu finden, sondern um Dich und Euch bei dem Bemühen, die Welt menschlicher zu machen zu helfen.
Ich selbst lebe seit 40 Jahren in anarchistischen Gemeinschaften und beobachte- auch an mir- wie sich unsere `Verhaltensweise aufgrund anderer Lebensbedingungen verändern. Bei Gelegenheit kann ich dazu auch etwas sagen.
Jetzt geht es mir darum, dass ich den Wahn den Du beschrieben hast, genauso sehe und vor der Unvernunft verzweifeln könnte. Wenn es bei mir nicht einige Erkenntnisse gibt, die mich trotz der Misere hoffen lassen. Das eine ist natürlich meine Gemeinschaft mit über 30 Leuten, aber auch die hier durchgeführten Gespräche und Analysen dieses Experimentes, die mich hoffen lassen.
Ich schreibe seit fast 15 Jahren jeden Monat einen kleinen Essay zur Weltlage und zu unserem Tagungshaus. Ich lege Dir einen wichtigen bei. Deswegen wichtig, weil er einen Dialog zwischen Einigen angestoßen hat. Deine Meinung wird sich sicherlich mit meiner einigermaßen decken. Deswegen, weil ich Dich auch für einen kühlen analytischen Denker halte, würde ich diesen Kontakt gerne intensivieren. Voraussetzung natürlich, dass Du auch Interesse hast, Dich mit mir zu unterhalten.
Ein ganz wichtiger Aspekt in Deiner Arbeit fehlt mir. Das ist die Sichtweise auf das Patriarchat. Wir Männer sind es, die dieses Dilemma produzieren und zwar auf der ganzen Welt. Das Patriarchat, gekoppelt an den Sexismus und an den Kapitalismus ist das Dreiergespann, welches uns nur Ärger und menschenfeindliche Situationen beschert. Nun sind wir beide Männer, Guido, Du dazu noch einer, der eine Plattform anführt. Die Frage lautet also: Was haben wir Männer dazugetan, dass die Situation so wird, wie sie ist und wie können wir sie verändern? Wie hängt Kapitalismus und Männer zusammen?
Aber jetzt mein kleines Essay:
Wir könnten von der Natur lernen: Was wir ihr nehmen, holt sie sich zurück.
Wie ist es möglich,
so unverrückbar zu wissen, dass mit Aufrüstung und mehr Waffen ein Frieden zu sichern ist. Hier in Deutschland haben wir seit 70 Jahren keinen Krieg und haben eine sehr zurückhaltende Bundeswehr. Aber- natürlich sei das nicht vergessen- viele Militärbasen der US-Amerikaner, auf die die USA nicht verzichten kann, weil darüber von Deutschland aus fast alle kriegerischen Aktivitäten der Amerikaner gesteuert werden. Wir haben auch amerikanische Atombomben auf deutschem Boden, die im Krisenfall von deutschen Piloten geflogen werden sollen. Heute wird gesagt, unsere Bundeswehr sei heruntergewirtschaftet und jetzt brauchen wir Milliarden, um die entsprechende Rüstung zu haben. Antrieb ist die oft wiederholte Forderung der Amerikaner, endlich die 2 % des BSP in der Rüstung zu investieren. Und auch nicht zu vergessen: Vom Sprachgebrauch lebten wir in einem kalten Krieg. Doch kein Frieden? Ich meine 70 Jahre keinen Krieg unter der vor beschriebenen Lage, ist ja ein nicht zu übersehendes Beispiel, wie dennoch Frieden gehalten werden kann. Mit wenig Waffen und mit wenig eigener militärischer Verteidigungsfähigkeit ist es doch eigentlich ein Beweis, dass es ohne Waffen wesentlich einfacher ist, Frieden zu ermöglichen. Wir haben das doch jetzt 70 Jahre erlebt. Warum sind wir trotz der US Militärischen Präsenz bei uns dennoch gut miteinander ausgekommen? Weil wir wirtschaftlich international auch mit Russland verflochten sind, und eingesehen haben, dass jeder Krieg dieses wirtschaftliche Miteinander und damit auch unseren Wohlstand und den Wohlstand Aller in der Welt stark gefährden würde.
Im bürgerlichen Friedensrecht werden alle Übergriffe gerichtlich geahndet, genau wie jetzt. Im Sinne des Kriegsrechts allerdings, das offensichtlich die Gedanken mancher Politikerinnen beherrscht, ist fast alles umgekehrt wie im bürgerlichen Recht. Im Kriegsrecht bekomme ich einen Orden, wenn ich jemanden, den ich gar nicht kenne, umbringe, im bürgerlichen Recht komme ich dafür ins Gefängnis. Das drückt den Wahnsinn aus.
Die letzten Beispiele, mit Waffen Frieden zu schaffen, haben nur Verderben ausgelöst. Ich erinnere an Afghanistan, ich erinnere an den Irak, ich erinnre an Syrien. Natürlich, der Ukrainekrieg gehört auch dazu. Was Waffen jetzt in Gaza und in Israel anrichten, muss ich gar nicht erwähnen. Natürlich im Friedensrecht den Überfall der Hamas zu verurteilen ist klar, im Kriegsrecht jedoch bekommen die Kämpfer der Hamas einen Orden und das zeigen letztendlich auch die vielen begeisterten Zustimmungsdemonstrationen in der Welt.
Ich frage mich, was unsere Kriegspolitiker von ihren sicherlich guten Fachberatern lernen. Nur, wenn ich mich mit Kriegern umgebe, werde ich kriegerische Ratschläge bekommen. Umgebe ich mich mit Friedenstauben, werde ich gurrige Ratschläge bekommen. Es sind letztlich die Blasen, in denen die Einzelnen sich wohl und sonnig fühlen. Warum sollten die Politikerinnen davon eine Ausnahme machen.
Und was hat dieses Essay mit dem Olgashof zu tun?
Hier versuchen wir in erster Linie Eskalationsspiralen in der Kommunikation zu erkennen und rechtzeitig diese unterbrechen. Das ist nicht immer leicht. Aber in unserem Seminar- und Tagungshaus können wir über unsere Erfahrungen sprechen, sofern es unsere Gäste interessiert. Wir freuen uns, wenn es stark frequentiert wird. Deswegen: Willst Du politische Impulse belkommen, kannst Du unter unseren Buchen sitzen und ein Tofu am Lagerfeuer ritzen.
Und ganz nebenbei schläfst Du neben den künstlerischen Exponaten meiner Kollegin, die allesamt erworben werden können.
Für das Tagungshausteam Uwe, den 10.5.2024
Ich glaube, dass Männer historisch/evolutionsbezogen insofern in allen Gewaltsystemen als Verantwortliche überrepräsentiert waren (und auch noch sind), weil die Durchsetzung mit Gewalt ihnen bei insgesamt im Durchschnitt größerer Körperstärke einfacher fiel. Dies spielte lange Zeit eine Rolle und hat sich dann in kulturellen Denkweisen und Praktiken weiter verfestigt, die gewaltbesetzte Strukturen betonen. Es scheint mir so zu sein, dass leider der aktuelle Trend eher ist, dass Gleichberechtigung als gemeinsame Gewalttätigkeit verstanden wird, statt als gemeinsamer Abstand von Gewalt. Unterdrückt werden durch dies System zunächst direkt Frauen, denen Rechte vorenthalten werden, aber letztlich ebenso Männer, die der Gewaltlogik entsprechen müssen, in den Krieg ziehen müssen etc.
Ich denke, dass die aktuelle Betonung von Krieg und Gewalt als legitime Mittel ebenfalls (sowieso nie komplett verschwundene) patriarchalische Strukturen wieder stärker sichtbar machen wird.
Lieber Herr Gebauer,
vielen dank dafür dass sie so klar Stellung beziehen und aufklären. Ich finde es sehr gut dass sie die Diskussion mit Informationen und Fakten bereichern.
Bitte weiter so?
Vielen Dank für die Zuspruch!
Irgendwann wird sich vermutlich auch dieser Wahn wieder abschwächen und die meisten werden merken, dass Ignoranz und Abschottung auf Dauer keine Lösung sind. Nur bis dahin ist schon wieder so viel Leid geschehen und so viel wertvolle Zeit verloren gegangen, auch in Hinblick auf den Klimawandel, dass dann erst recht keine sinnvollen Lösungen mehr möglich sind. Da ist es wirklich schwer, noch optimistisch in die Zukunft zu sehen.
Du bringst es auf den Punkt: Dieser Wahn wird sich sicherlich abschwächen, aber das Problem ist, dass bis dahin sehr viel Leid geschieht und zudem wir in Anbetracht des Klimawandels nicht mehr alle Zeit der Welt haben.
Hallelujah so belebt war der Kommentarbereich hier ja noch nie :-D.
Ich scheine hier eine klare Tendenz war zunehmen, dass Frauen dir mehrheitlich zustimmen und Männern dich mehrheitlich kritisieren.
Im letztens Beitrag hast du gesagt, dass “es für jeden Topf den passenden Deckel gibt”. Daraufhin habe ich erwidert, dass “es aber nicht genug passende Deckel für alle Töpfe gibt”. Bist du dir wirklich sicher, dass es genug passende Deckel für alle Töpfe gibt?
Es scheint mir doch einen erheblichen Überschuss an links liberalen Frauen und rechts konservativen Männer zu geben, welche sich in wichtigen Werten und Lebenseinstellungen eklatant unterscheiden.
Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich den Beitrag richtig lese, aber forderst du alle aus Kategorie II, III und IV implizit zum Verlassen der Plattform auf?
Falls Ja, machst du dann nicht praktisch dasselbe wie die Mehrheitsgesellschaft, welche sich abschotten will, vor Überfremdung und den Verlust der eigenen Werte fürchtet sowie die Ausweisung von Geflüchteten fordert.
Die Parallen scheinen mir erschreckend zu sein.
Ich habe es jetzt nicht ausgezählt, aber wir wissen von Umfragen, dass bei Frauen und Männern bei Gleichklang politische Einstellungen ähnlich verteilt sind. Es gibt aber eine kleine Minderheit sehr rechts denkender Menschen bei Gleichklang und die sind vorwiegend Männer.
Wobei hier aber nicht alle Kritik aus einer dezidiert rechten Ecke kommt, aber schon aus einer nach rechts rückenden Gesellschaft und ein erheblicher Teil auch aus dezidierten Vorbehalten gegenüber Geflüchteten.
Der hier sichtbar werdende Geschlechter-Unterschied ist nicht der durchschnittliche Geschlechter-Unterschied bei Gleichklang, sondern entstammt der Sachlage, dass sich die wenigen Männer mit sehr negativen Einstellungen zu Geflüchteten/rechtem Denken besonders stark äußern, was mir bereits in freien Textfeldern aus Umfragen aufgefallen war.
Nein, ich habe die Leute aus II, III, IV nicht implizit zum Verlassen der Plattform aufgefordert. Aber bei weiter nach rechts rückender Gesellschaft, werden sich weniger von Gleichklang angesprochen fühlen. Es war eine Prognose, dass eine Plattform wie die unsere durch den extremen Rechtsruck der Gesellschaft (FDP will jetzt Geflüchtete bei Wasser und Brot halten) ebenfalls beeinflusst werden wird.
Ein brillanter Artikel mit vielen Zahlen, Daten, Fakten und Quellen, der die aktuelle Situation an exponierter Stelle mit dem Hexenwahn der frühen Neuzeit vergleicht. Wie viele Millionen Hexen wurden gemäß Ihren Quellen nochmals in Europa verbrannt? Wikipedia spricht von maximal 60.000 getöteten, nicht nur verbrannten. Sollten Sie also um mehr als 1.600% übertrieben haben?
Sie haben recht, es muss heißen “zehntausende verbrannt”, die Anzahl der Opfer (alle, die denunziert wurden, gefoltert wurden, fliehen mussten etc) ist freilich viel höher. Es war die einzige Zahl des Artikels, für die ich keine Quelle angegeben habe, und sie war falsch. Ich habe die Zahl korrigiert.
Sehr geehrter Herr Dr. Gebauer,
ganz herzlichen Dank für Ihre Einsicht und die schnelle Korrektur Ihres Textes. Im Vergleich zu den 60.000 im Verlauf von mehr als 100 Jahren als Hexen getöteten Frauen, erscheint nun die Zahl der seit 2014 im Mittelmeer ertrunkenen 30.000 Flüchtlinge sogar noch um ein Vielfaches schrecklicher.
Ebenfalls ganz herzlichen Dank an Herrn Martin R. Hornberger, der die Stimmungslage der “normalen Menschen”, zu denen auch ich mich zähle, ob nun Christ oder nicht, sehr anschaulich auf den Punkt bringt.
Was mir aufgefallen ist, dass Sie Herr Dr. Gebauer, beim Thema Putin sofort den Schwerpunkt verlagert haben, auf ertrinkende Christen im Mittelmeer und auf Rassismus. Mit dieser Ablenkungstaktik sind Sie leider nicht alleine.
Ich möchte genau deshalb das Thema Putin nochmals in den Vordergrund stellen, weil es unter anderem all diejenigen entlarvt, die einem strikten Pazifismus das Wort reden. Auch ich war bis zur Annexion der Krim, ja sogar bis kurz vor dem Einmarsch in die Ukraine, überzeugt davon, dass Waffen und Kriege aus der Zeit gefallen sind und wurde, wie so viele, aber bei weitem nicht alle, eines besseren belehrt.
Wie, so frage ich mich, hätten denn die Ukrainer die Russen aus Kiew vertreiben können, wenn sie nicht kampfbereit und mit Waffen ausgestattet gewesen wären? Mit Leintüchern auf denen steht “Jeder darf weltweit überall wohnen?”
Ich bin gerade auf Rügen im Urlaub. Das ist eine Fahrstrecke von etwa 1.020 km, die ich mit meinem VW ID.3 zurückgelegt habe, um nicht ins Ausland fliegen zu müssen (übrigens Klimakatastrophe nicht Klimawandel).
Von Charkiw (Ukraine) bis Vilnius (Litauen) sind es 1.090 km und von Charkiw bis Warschau ebenso.
Es herrscht also Krieg in Entfernungen von europäischen Hauptstädten, die einer Urlaubsfahrt mit einem E-Auto (!) entsprechen. Verursacht durch einen Wahnsinnigen, hinter dem allerdings ein Großteil seiner Bevölkerung steht und der genau weiß, dass Zwietracht bei den Gegnern seine Chancen dramatisch erhöht.
Wem das nicht bekannt vorkommt, dem sei die vermutlich erstmalige Lektüre eines Geschichtsbuchs (1918 bis 1945) empfohlen, welches übrigens auch ungeahnte Dienste im Hinblick auf das Agieren der AfD leisten kann.
Aber zurück zu Putin. Es macht definitiv einen Unterschied, ob der Wahnsinn direkt vor der Haustüre steht, oder aber über 10.000 Fahrkilometer (Entfernung Charkiw – Pnomh-Pen) entfernt. Dementsprechend müssen die Gefahren hier vor Ort, d.h. in Europa, anders bewertet werden als aus der Ferne. Wie heißt es doch seit der Antike so schön: “tunica propior pallio”, also “Das Hemd ist mir näher als der Rock!”
Deshalb ist es auch völlig kontraproduktiv, ein Grünen-Bashing zu betreiben, weil diese Ihre hehren Ziele angesichts des Wahnsinns vor der Haustür aus puren Sachzwängen nicht genauso aufrecht erhalten können, wie ein Philantrop in seiner Hängematte in Ankor Wat. (Sorry, der musste sein !)
Es gibt ein “Vor 2014” und ein “Nach 2014”. Also nochmals die konkrete Frage an Sie Herr Dr. Gebauer und bitte ohne erneute Ausweichmanöver auf andere Themen:
“Wie kann ein Verbrecher (u. a. gegen die Menschenrechte) wie Putin noch vor den Grenzen Europas gestoppt werden?”
Ihre Anmerkungen entspringen einer klassischen westlichen Position, über die mein Artikel handelte. Kurz zusammengefasst würde ich es so beschreiben: Wir möchten gerne nur über Menschenrechtsverletzungen der anderen sprechen und die eigenen relativieren. Die Anzahl 30000 tote Geflüchtete bezieht sich z.B. nur auf das Mittelmeer, sie bezieht diejenigen, die mit unserer Finanzierung in Wüsten sterben, nicht ein, sie beziffert aber auch nicht die Opfer unserer Zusammenarbeit mit der RSF oder der durch die EU finanzierten Grenzensicherung in anderen Gebieten Afrikas. Eine der großen Menschenrechtsverletzungen ist der Klimawandel, denn auch hieran sterben bereits jetzt Menschen, z.B. im Rahmen der Dürrekatastrophe in Somalia. Wer nach wie vor 3 Erden verbraucht und dies bereits seit Langem, verletzt ebenfalls Menschenrechte.
Diese Welt bestimmt sich nicht mehr durch Kilometer-Entfernungen, denn die können durch Raketen innerhalb von kürzester Zeit außer Kraft gesetzt werden. Außerdem hat das, was z.B. in Deutschland konsumiert wird, Einfluss auf das Klima in Afrika. Zudem können wir das Vermögen, was wir durch den Kolonialismus machten, nicht einfach damit abschreiben, es sei weit entfernt. Damals war es uns auch nicht weit genug, ebenso wie uns die Produkte nicht weit genug sind, die z.B. aus Afrika kommen, und die wir konsumieren.
Außerdem werden Geflüchtete doch direkt aus Deutschland z.B. nach Afghanistan abgeschoben, das Grauen findet insofern vor Ort statt, es ist noch näher als Russland. Dass wir dafür in “weiter Welt” mit den Taliban extra verhandeln, spricht auch gegen Ihre lokalistische Argumentation.
Menschen werden auch nach Russland abgeschoben. Ist es nicht ein wenig bizarr, einerseits Menschenrechtsverletzungen Putins zu beklagen, und ihm dann Menschen zu liefern: https://www.tagesschau.de/investigativ/ndr-wdr/abschiebungen-russland-krieg-100.html Wenn es darum geht, Geflüchtete loszuwerden, arbeiten wir also auch mit Putin zusammen, mitten im Krieg!
Als Putin im Bundestag sprach – direkt nach seinen Massakern und Einsatz von Massenfolter in Tschetschenien – erhielt er begeisterte Ovationen im Bundestag von allen, außer einem (Christian Ströbele). Und nun sind alle diese erschüttert über die Menschenrechtsverletzungen von Putin? Ich habe den Eindruck, es geht um andere Motive, wofür auch die anhaltenden Abschiebungen sprechen.
Menschenrechte können nur durchgesetzt werden, wenn diejenigen, die für sie eintreten, sie als Erstes einhalten. Wenn wir den Kampf für Menschenrechte demgegenüber als Kampf gegen unseren Gegner betrachten und gleichzeitig massiv Menschenrechte verletzen, schaden wir den Menschenrechten.
Es macht also Sinn, wenn wir etwas ändern wollen, als Erstes mit uns zu beginnen, solche authentische Vorbildfunktion kann sich nachfolgend auf andere auswirken. Niemand hört auf jemanden, der mit dem Finger auf andere zeigt, während er selbst zehntausende Menschen im Meer sterben lässt, andere aktiv tötet durch Rückschiebungen auf offene Meer, daran arbeitet, Menschen in Afrika zu kasernieren (“Grenzensicherung”) und den Klimawandel weiter vorantreibt.
In meinem Artikel habe ich argumentiert, dass es impliziter Rassismus ist, der dazu führt, dass die Position einer eigenen Überlegenheit vertreten und das Leid, was wir anderen zufügen, in seinem Ausmaß nicht sehen, während wir gleichzeitig das Leid, was unsere Gegner erzeugen, in den Fokus stellen. Allein die Sachlage, dass diese implizite Rassismus (wie über das Projekt der Harvard Universität dargestellt) massenhaft in unseren Köpfen existiert, zeigt nach meiner Einschätzung, dass etwas Grundsätzliches nicht stimmt, mit unserer Meinung über uns selbst als gesellschaftliches System. Ich denke, der Artikel hat in diesem Sinne alle Ihre Fragen bereits beantwortet.
Es ist übrigens kein Grünen-Bashing, auf die Politik hinzuweisen, die die Grünen leider betreiben und aus der der Vorstand der Grünen Jugend nun Konsequenzen gezogen hat. Es ist umgekehrt: Diese Politik bashed sich selbst.
Sehr geehrter Herr Dr. Gebauer,
meine Frage lautete explizit und unmissverständlich:
“Wie kann ein Verbrecher wie Putin noch vor den Grenzen Europas gestoppt werden?”
Dass Sie die Antwort darauf auch nach dringender Bitte nicht wieder vom Thema abzuweichen, schuldig geblieben sind, zeigt, dass Sie diesbezüglich vermutlich genau so ratlos sind wie ich! Andere Motive möchte ich Ihnen gar nicht unterstellen.
So lange aber keine besseren Vorschläge kommen, werden weiterhin sinnlos Ressourcen in unfassbarem Umfang in die Ukraine und anschließend ins Baltikum und nach Polen fließen. Ressourcen, die dringend für Ihre berechtigten Anliegen, Herr Dr. Gebauer benötigt würden.
Putins Großmachtssucht kann so weiterhin als Rechtfertigung für alle künftigen Militärausgaben in Europa herangezogen werden.
Ich wiederhole mich: Seit 2014 ist die Welt eine andere! Die von Ihnen angesprochene Rede von Putin im Bundestag fand übrigens 2001 statt! Wieder so eine überflüssige Nebelkerze …!
So lange eine akute Bedrohung durch Putin, die bis 2014 keiner für möglich hielt, weiter besteht, ist mein Kopf und mein Herz nicht frei für das Leid anderer!
Mein innerer Maslow lässt schön grüßen …!
Freundliche Grüße
Kleiner Panda
Ich habe Ihnen die Antwort gegeben, aber es ist möglich, dass wir uns nicht verstehen. Indem wir selbst eine Politik betreiben, die strikt an Menschenrechten orientiert ist und außerdem Menschen aus Russland bei uns schützen, statt sie abzuschieben (was wir leider tun), können wir dazu beitragen, dass wir Putin isolieren, was seinen möglichen weiteren Ambitionen am ehesten im Weges stehen dürfte. Derzeit tun wir das glatte Gegenteil und das kann und wird nicht gutgehen.
Hallo Herr Gebauer,
ich weiß nicht, ob man sich heutzutage als Betreiber einer Datingplattform auf Basis des selektiven Zitierens einiger Kriminalstatistiken in seiner politischen Weltanschauung im Vergleich zur Mehrheit aller Institutionen noch zwingend als “intellektuell überlegen” präsentieren sollte. Das politische Statement ist aber Ihre Entscheidung. Sie sind ja auch bereit, Konsequenzen zu tragen.
Aber mal rein praktisch gedacht: in der Welt gibt es wesentlich mehr nicht-emanzipatorische Staaten als solche, die die Menschenrechte auch durch unabhängige Gerichtsbarkeit hochhalten. Allein in Afghanistan dürften ca 30 Mio Menschen unter dem Taliban-Regime eher leiden. Halb Afrika lebt in eher korrupten Staaten, die nicht ausschließlich deshalb korrupt sind, weil Europa sie früher mal kolonisiert hat (so bin ich zum Beispiel dem alten Rom durchaus auch für einige Zivilisierungen dankbar, die es vor 2000 Jahren nach Germanien gebracht hat).
Kann historische Mitverantwortung und ein zugegeben immer noch zu großer ökologischer Fußabdruck aber zwangsläufig bedeuten, dass wir in Deutschland potenziell 30% der Weltbevölkerung (3/4 Afrika + Vorderasien) als “Schutzsuchende” nahezu bedingungslos und dauerhaft hier aufnehmen und aufgrund zunehmender Überforderung unserer Infrastruktur (Wohnen, Sprachkurse, Bildungs- und Erwerbsintegration) eher schlecht als recht integrieren?
In einer linken Traumwelt könnten wir tatsächlich unsere Superreichen mit einem Fingerschnipp um 60-80% ihres Vermögens erleichtern und uns mit intelligenten Investitionen deutlich “zukunftsfähiger” machen.
Leider wird das nicht passieren. Deshalb geht – im Prinzip ja nachvollziehbar- zunehmend Mittelschicht auf Unterschicht und Unterschicht auf Ausländer los. Übrigens ist der Anteil der AfD-Wählern nicht nur unter Ostdeutschen, sondern auch unter vielen Sovjet-(Spät)Aussiedlern überproportional hoch. Allerorten Abstiegs- und (teils auch irrationale) Überfremdungsängste, auch unter früheren Einwanderern selbst.
Ob wir es wahrhaben wollen oder nicht: wir holen uns eben nicht zu 100% nur arme und superintegrationswillige Schutzsuchende ins Land, sondern auch unter anderen Kulturverhältnissen sozialisierte Personen (teilweise eben auch mit religiösen und politischen Ideologien, aber auch Staatsunterwanderungs-Netzwerkaktivitäten). In bestimmten Herkunftskulturen ist nicht nur Machismus und Antisemitismus gängig, sondern auch das Lösen von Problemen mit Messer und ggf. auch mal Bandenkriminalität.
Unser Staat versagt gerade an so vielen Stellen gleichermaßen. Die größte politische Enttäuschung unserer Generation geht aber doch von der seit 30 Jahren real operierenden Europäischen Union aus. Ich rechne nach dem seit langem absehbaren Sieg von Le Pen in Frankreich mit extremsten Zerwürfnissen – leider seit längerem absehbar.
Waren es nicht stoisch beeinflusste, psychologische Psychotherapeuten (Ellis, Beck etc), die sinngemäß bekannten???:
Die Welt ist weder schön, noch gerecht. Letztlich muss doch jeder für sich selbst (und Oxytocin-gesteuert vielleicht noch für seine unmittelbaren Nächsten) einen Modus finden, mit den Widrigkeiten des Lebens bestmöglich zurechtzukommen – auch in einem sozialen Bundesstaat wie der BRD.
Einer ganzen (medialen) Öffentlichkeit eines Landes pauschal zu unterstellen, sie befände sich in kollektivem (Hexenverfolgungs)Wahn und nur man selbst habe einen unverfälschten Blick auf die Wirklichkeit finde ich im Jahr 2024 tatsächlich recht mutig, werde aber trotzdem nicht meine Mitgliedschaft auf Ihrer Plattform kündigen, da ich zwischen politischer Meinung und bezahlter Dienstleistung differenzieren kann.
Ihre Ausführungen über Afrika etc. spiegeln genau das wider, worum der Artikel ging. Sie blenden die Folgen des Kolonialismus aus, die Folgen des Klimawandels (zu denen Afrika nicht wesentlich beiträgt). Ihre Ausführungen über Mitglieder anderer Völker sind eine Ansammlung an stereotypen Vorurteilen, die mit der empirischen Wirklichkeit nicht übereinstimmen. Studien zeigen, dass die Unterschiedlichkeit innerhalb von Kulturen bei weitem größer ist als Unterschiede zwischen Kulturen: https://nature.berkeley.edu/ucce50/ag-labor/7article/article01.htm Zu dem aktuellen Wahn gehört auch, Menschen nur noch als Schablonen wahrzunehmen, die jedoch konstruiert sind. Ich habe übrigens genau die Statistiken zitiert, die relevant sind für die öffentliche Diskussion: Syrer:innen, Afghan:innen und Tötungsdelikte. Der Begriff “selektiv” kann die Bedeutsamkeit dieser Fakten nicht außer Kraft setzen. Das ist nach meiner Einschätzung reine Rhetorik.
Nachtrag:
Vielleicht steckt genau in der Europäischen Menschenrechtskonvention eine gewisse Lebenslüge von uns (Muster)Europäern drin, mit der Putin bewusst spielt: wo konkret hört unsere Solidarität, finanzielle Großzügkeit und Toleranz für Nichteuropäer auf, wenn wir schon unter (EU-)Inländern viele Obdachlose und Benachteiligte nicht ausreichend partizipieren lassen?
Den rechtlichen Universalitätanspruch muss sich eine Gesellschaft unter diversen Knappheitsbedingungen politökonomisch erst mal leisten können.
Welche finanzielle Großzügigkeit meinen sie? Die Ausbeutung der dritten Welt, die Nicht-Entschädigung für die Bereicherungen durch den Kolonialismus? Ich denke, die Lebenslüge ist genau umgekehrt, sie besteht in der Ausblendung der destruktiven Folgen des eigenen Konsums, der Verherrlichung der eigenen Handlungsweisen (z.B. als Großzügigkeit), während Menschen in Elend, Not und zu den Taliban abgeschoben werden. Wer mit den Taliban für Abschiebungen kooperiert, sollte sich weder Großzügigkeit noch Menschenrechte auf die Fahnen schreiben. Eine Gesellschaft, wo Politiker:innen solch eine Kooperation feiern können, befindet sich in einem Wahnzustand, wenn sie sich weiterhin nicht als eine maligne, sondern Menschenrechte und Fortschritt fördernde Gesellschaft definiert.
Danke für diesen fundierten, engagierten und (leider auch) mutigen Artikel!
Herzlichen Dank für Deinen Zuspruch!
Wir bewegen uns tatsächlich mittlerweile in einer gesellschaftlichen Struktur, in der solche Aussagen, auch wenn sie an Fakten geknöpft sind, von vielen als extrem bewertet werden.
Ich finde aber umgekehrt das, was geschieht, als extrem – und nur weil sich die Gesellschaft nach rechts bewegt hat, finde ich nicht, dass wir es auch müssen.
Bezüglich der Bewertung des aktuellen Umganges mit Geflüchteten (Kasernierung, kein Bargeld, Abschiebungen in extreme Verfolgerstaaten, Unterstellung, Geflüchtete seien eine Gefahr für die innere Sicherheit, Abstempelung von Geflüchteten als Kriminelle, Behauptungen, sie passten kulturell nicht zu “uns”, massenhaftes Sterbenlassen im Mittelmeer, aktive Rückpushs auf offene Meer, Verfrachtung von Geflüchteten in Wüstengebiete ohne Nahrung und Wasser – finanziert über EU – etc. etc.) hätten z. B. die Spitzenpolitiker:innen der Grünen dies vor 10 Jahren noch als menschenverachtend und rechtsradikale AfD Politik bezeichnet.
Ich glaube, viele merken gar nicht, wie weit wir Brutalität normalisiert haben. Die AfD hat vor Kurzem gefordert, Wasser, Bett und Brot für Geflüchtete, die nicht abgeschoben werden können. Nun hat die FDP diese Forderung bereits übernommen. Die Barrieren der Humanität brechen gerade zusammen. Wenn wir Schranken öffnen, wird es eben nicht besser, sondern nur noch schlimmer.
In dieser Situation ist es nach meiner Einschätzung wichtig, klar zu bleiben, da nur durch Klarheit Minderheiten einen Einfluss haben können. Wenn die Minderheiten-Position wenigstens als Opposition und Widerstand überlebt und sichtbar bleibt, erhöht sich die Chance, dass eines Tages dieser Wahnsinn in sich zusammenbricht und eine menschenwürdige Gesellschaft möglich wird.
Ob es überhaupt jemand bis hier unten liest??? Sei’s drum. Auch ich bin Kriegsdienstverweigerer und halte mich für einen Pazifisten. Ein Angriffskrieg gegen einen souveränen Staat zu führen, dabei Verhandlungen wahlweise abzulehnen, zu unterlaufen oder anderweitig zu verhindern stellt die Regeln der internationalen Politik in Frage. Es soll hier eine Politik der Stärke bzw. das Recht des Stärkeren zum Zuge kommen. Putin nutzt das moralische Dilemma, in welches er warteorientierte Politiker damit treibt, gezielt aus. Es ist unübersehbar und passt auch zu vielen Verlautbarungen aus dem Kreml, dass es eine Propaganda-Strategie für die europäische Öffentlichkeit gibt. Ich denke, dass es grundlegende Prinzipien des Völkerrechts zu verteidigen gilt, die uns moralisch und insbesondere geopolitisch gut stehen. Eine Weltordnung, welche die Kooperation und Gerechtigkeit auf internationalem Niveau ermöglicht und fördert, muss regelbasiert sein, und diese Regeln zu verteidigen sollte als Pflicht und nicht als Almosen an einen europäischen Nachbarn gesehen werden.
Ich stimme ihnen in der Faktenlage zu und kann auch bei den meisten Dingen mitgehen. Mir missfällt lediglich die psychopathologische Terminologie. Ich bin schon andernorts auf den Begriff der “Regression” gestossen (Die große Regression, Suhrkamp, Berlin, 2017)
Dort sind einige Beiträge von renommierten Sozialwissenschaftlern und Philosophen zu lesen, die versuchen einige Aspekte der neuen rechten Bewegungen in Europa einzuordnen. Gemeinsame Merkmale wie den Anti-Intellektualismus (Leugnen des Klimawandels: “da kann man anderer Meinung sein…”), die von Ressentiments getriebene Sozialpolitik (“Faulheit darf nicht belohnt werden!”) und die historisch wie diplomatisch blinde Aussenpolitik müssen viel deutlicher kritisch beleuchtet werden. Denn genau da muss die öffentliche Auseinandersetzung mit autoritär-traditionalistischen, nationalistischen und faschistischen Bestrebungen angreifen. Ganz offensichtlich reicht es aber nicht, alleine die Öffentlichkeit zurück zu erobern mit neuer Themensetzung. Politische Parteien, welche die Werte des Grundgesetzes nicht achten, weil sie ein Hindernis für ihre Politik sind, müssen eben von der Judikativen zur Rede gestellt werden. Die Gesetzgebenden und Exekutiven Organe sind auch gefragt, die politische Ordnung hier zu verteidigen.
Es braucht unbedingt ein deutliche Abgrenzung gegen die Teile der neuen rechten Bewegung, welche dezivilisierend, gewalttätig und chauvinistisch sind.
Es ist nur richtig, wenn jemand, der faschistisches Gedankengut verbreiten will, das Gefühl hat, dass ihm scharf widersprochen wird. Womöglich denkt er, dass er seine Meinung nicht mehr sagen kann. Das schon, aber er muss die Konsequenzen dafür tragen, wenn er sich dabei nicht an Regeln hält.
Ich bedanke mich hiermit für ihre klare Stellungnahme und fühle mich dadurch gut bei Ihnen aufgehoben.
Herzliche Grüße
Es steht außer Frage, dass die Putin Regierung schwerster Menschenrechtsverletzungen schuldig ist. Wer dies leugnet, nimmt die Fakten nicht zur Kenntnis. Nur leider begehen auch wir schwerste Menschenrechtsverletzungen und die Verletzungen der einen machen die der anderen nicht weniger schlimm. Ich glaube, dass es wirklich etwas Pathologisches ist, obwohl die Kriminalitätsrate niedriger ist als 1993 und nur 10 % der Anzahl anderer Geflüchteter kommen als der Ukrainer:innen, obwohl Syrer:innen und Afghan:innen keine erhöhte Kriminalitätsbelastung haben, dreht derzeit eine ganze Gesellschaft durch und hat sich mit den Taliban quasi verbündet. Plötzlich schreibe alle Abschiebung und sind nicht einmal mehr im Ansatz zu erkennen, welches enorme Leid sie verursachen. In der Kriminalitätsbekämpfung gelten für mich die empirisch herausgearbeiteten Maßstäbe, dass mildere Maßnahmen immer wirksamer sind als harte, der Schwerpunkt auf Resozialisierung liegt, alle gleich behandelt werden müssen und Kriminalität auch auf gesellschaftliche Probleme verweist, die gelöst werden sollten. Im Text habe ich dazu einen Artikel von mir verlinkt, den ich im Heft der Konrad-Adenauer-Stiftung veröffentlichte. Eine solche Orientierung ist nicht populistisch, aber wirksam.
Das BKA veröffentlicht jährlich einen Lagebericht – Kriminalität im Kontext von Zuwanderung. Darin steht für 2023 z.B., einem Plus von 5% der Tatverdächtigen steht ein Plus von 25,1 % an Tatverdächtigen Zuwanderern gegenüber. Die Kriminalitätsrate von Menschen ohne deutschen Pass ist im Vergleich zum Bundesdurchschnitt laut Statistik aber tatsächlich nicht erhöht. Es werden aber auch nur Tatverdächtige ohne deutschem Pass gesondert registriert. Insbesondere Berufskriminelle, in der organisierten Kriminalität legen Wert darauf, sich einen deutschen Pass zu besorgen, um nicht abgeschoben werden zu können. Dazu hat ein Aussteiger mit türkischen Wurzeln mal ein Buch geschrieben. Ich finde den Titel nicht mehr. War aber vor ein paar Jahren mal ein Bestseller. Die Straftaten dieser Personen verfälschen aber die Statistik, weil sie in der Statistik als von Deutschen begangen gelesen werden. Dann ist doch auch nicht plausibel, dass Kriminalitätsraten / Mordraten in den Herkunftsländern höher sind (und das sind sie in der Regel), als in Deutschland und die Menschen hier dann plötzlich weniger häufig straffällig werde, als in den Herkunftsländern.
Ich frage mich auch, warum ausgerechnet viele Linke es akzeptieren, dass wir Antisemitismus (nagut, das können auch viele Linke ganz gut), Homophobie, Chauvinismus gegen Andersgläubige, konservative Rollenbilder von Mann und Frau, toxische Männlichkeitsvorstellungen und Clanmentalitäten millionenfach aus der muslimischen Welt importieren. Das ist teilweise der Treibstoff für die Fluchtursachen. Solange diese Mentalität in den Herkunftsländern besteht, bestehen die Fluchtursachen fort. Das bedeutet also, der Zustrom Flüchtender wird nicht enden und wir importieren uns ohne Aussicht auf ein Ende die Fluchtursachen mit diesen Menschen. Handelte es sich um ein einmaliges Ereignis, vor dem die Menschen fliehen, sähe ich das nicht so problematisch. Aber die Fluchtursachen sind strukturell bedingt.
Dass die Bereitschaft, Menschen mit offensichtlichem Migrationshintergrund anzuzeigen erhöht ist, wird gerne auch in wissenschaftlichen Publikationen widergegeben. Meines Wissens nach handelt es dabei aber um eine unbelegte Annahme. Widersprechen Sie mir gerne, falls ich da falsch liege. Bei Taten, die gar keine Anzeige erfordern, um Ermittlungen nach sich zu ziehen (z.B. Mord) hat dies sowieso keine Auswirkung.
Ihre Annahmen sind falsch. In meinem Artikel finden Sie dazu zahlreiche Argumente und Fakten, u.a. dass wir die Fluchtursachen bedingen und dass wir weltweit schwere Menschenrechtsverletzungen begehen. Es ist nicht so, dass wir die Guten sind und die anderen die Bösen, deren Bösartigkeit wir importieren. Das sind eher egozentrische Vorurteile. Ich antworte jetzt nicht ausführlich, weil ich denke, dass ich es im Artikel selbst umfangreich geschildert habe.
Die Vorstellung, dass wir die Fluchtursachen bedingen finde ich absurd. Es sind nicht wir, die vor Ort morden, foltern, unterdrücken, Terro verüben. Dafür sind genau jene verantwortlich, die das tun.
Ich habe auch nichts von gut und böse geschrieben. Würde es eher als inkompatibel beschreiben. Ich habe mal einen Syrer kennengelernt. Der war ganz nett. Glaubte trotzdem an eine jüdische Weltverschwörung, hielt die Protokolle der Weisen von Zion für real, eine traditionelle Vorstellung von der Rolle der Frau, sich küssende Männer fand er eklig und es gelang ihm nicht eine eigenständige Persönlichkeit zu entwickeln. Er stand immernoch unter der Fuchtel seiner in Syrien gebliebenen Eltern.
Deine Sichtweise passt nicht zu den Fakten. Ohne den Krieg in Irak hätte es den islamischen Staat nicht gegeben. Ohne den Krieg in Libyen wären nicht Waffen in Riesenmengen in die Sahelzone bis nach Nigeria zu alten und neu entstandenen Islamisten geflossen. Hauptopfer sind Muslime, die dann wiederum von Dir für die Folgen dieser Taten verantwortlich gemacht werden. Deine nicht-repräsentative und womöglich eher durch Deine eigene negative Brille gekennzeichnete Schilderung eines Syrers macht Deine Schilderung nicht realitätsgerechter. Trump Anhänger (ca. 50 % der US-Amerikaner:innen) finden küssende Männer auch ekelig und leugnen zudem den Klimawandel, der wiederum selbst ein Menschheitsverbrechen darstellt. Viele arabische Männer umarmen und küssen sich übrigens, was Deine Schilderung noch einmal merkwürdiger macht. Wenn Du Dich etwas fundierter mit diesem Thema auseinandersetzen möchtest, empfehle ich Dir dringend das Buch “Homosexuality in Islam” von Scott Kugle. Zudem solltest Du wissen, dass alle Gesetze gegen Homosexualität in Afrika durch die Kolonialmächte eingeführt wurden. Die aktuell in einigen Ländern durchgeführten Verschärfungen wurden und werden maßgeblich vorangetrieben durch immensen Mitteleinsatz christlich-fundamentalistischer Kreise in den USA und anderswo. Dazu empfehle ich Dir den folgenden Artikel in foreign policy: How U.S. Evangelicals Helped Homophobia Flourish in Africa Im Übrigen habe ich in meinem Artikel zahlreiche Links angegeben zu Sachverhalten, wo eindeutig eine westliche Verantwortung für Massenleid vorliegt, auf diese gehst Du nicht ein.
P.S. In der PKS, die ich eingesehen hatte, fand auch keine Aufgliederung nach Nationalitäten statt (hab sie allerdings auch nur überflogen – vielleicht hab ich es übersehen). Das heißt, in die Statistik fließen Japaner, Kanadier, Schweizer und Schweden genauso ein, wie Syrer, Marokkaner, Iraker etc.
Da die Kriminalitätsraten in diesen Ländern sind teils aber niedriger sind, als in Deutschland. Wenn die Statistik sagt, dass nichtdeutsche Tatverdächtige im Vergleich zur deutschen Bevölkerung nicht häufiger verdächtig sind, differenziert das nicht zwischen verschiedenen Nationalitäten / Kulturen.
Ich habe Auswertungen zu Syrer:innen und Afghan:innen zitiert, über die ja gerade erregt in der nationalen Debatte gesprochen wird. Im Übrigen sind Nichtdeutsche schon häufiger verdächtigt, aber es müssen Alters- und Geschlechtskorekturen gemacht werden. Außerdem müsste unbedingt für unterschiedliche Anzeigenraten und Kontrolldaten durch Polizei korrigiert werden, was nicht geschieht. Ich habe dargelegt, dass nach Studien für das gleiche Delikt eine viel höhere Anzeigequote für Menschen mit Migrationshintergrund besteht. Zudem werden in rassischem Profiling bestimmte Menschen nach äußeren Merkmalen viel öfter kontrolliert. Würden wir diese Verfälschungseffekte und auch noch die Effekte der Kasernierung für Geflüchtete mit herausrechnen, wären Syrer:innen und Afghan:innen weniger oft straffällig als Deutsche.
Vielen Dank für Ihre absolut klare Haltung, obwohl Sie dadurch Nachteile nicht zuletzt wirtschaftlicher Art in Kauf nehmen müssen. Aber es gibt etwas Hoffnung, dass es noch ein paar Menschen gibt, die für keinen Preis Ihre Ideale aufgeben und das Feld nicht den Hasspredigern und den Dummen überlassen, die auf diese menschenverachtenden Parolen hereinfallen.
In unseren Mediendemokratien wird leider jede Partei sofort an der Wahlurne abgestraft, die nicht auf diesen Zug der kollektiven Hysterie aufspringt, der von den Rechtspopulisten und den Rechtsradikalen in Gang gesetzt wurde. Nun machen alle Parteien mehr oder weniger eifrig mit, was die Hysterie weiter befeuert.
Man könnte wirklich verzweifeln, denn gleichzeitig wird die Demokratie von den Rechten Stück für Stück ausgehöhlt. Ich fürchte leider, dass es bald wieder so weit ist wie 1933, weil ganz viele der sogenannten Protestwähler glauben, die Nazis von der AfD würden nur markige Sprüche klopfen, aber es werde schon nicht wieder so schlimm kommen.
Ich hoffe, dass nun alle anständigen Menschen kapiert haben: Nie wieder ist jetzt!
Schweigt nicht einfach aus Höflichkeit oder Harmoniebedürfnis, wenn Bekannte, Freunde oder Nachbarn wieder einmal über die “Asylanten” hetzen oder den Unsinn von den elitär-totalitären Mainstream-Parteien verbreiten.
Ich stimme Ihnen völlig zu. Alle maßgeblichen Parteien beteiligen sich aus egoistischen Gründen an dieser kollektiven Hysterie begeben, heizen sie an und betreiben eine generalisierte Brutalisierung der Gesellschaft. Ich sehe auch die Gefahr von 1933, da zu wenige das “nie wieder ist jetzt” erkennen und dafür eintreten. Ich hoffe aber, dass das schlimmste noch verhindert werden kann, wobei auch der Status quo bereits mit enormem Leid und Verlust von Menschenleben verbunden ist.