In einer repräsentativen Umfrage für die Bundesrepublik Deutschland gaben 7 % der Befragten an, dass sie meditieren. 6 % gaben an, dass sie Yoga betreiben.
Dies sind die entsprechenden Zahlen unter den Gleichklang-Mitgliedern:
- 49 % der Gleichklang-Mitglieder geben an, dass sie meditieren.
- 47 % geben an, dass Sie Yoga betreiben.
- 64 % der Mitglieder meditieren, betreiben Yoga oder tun beides.
Meditation und Yoga werden also von Gleichklang-Mitgliedern weitaus häufiger betrieben als dies in der Allgemeinbevölkerung der Fall ist.
Grund genug, dass ich mich in meinem heutigen Artikel einmal mit den Zusammenhängen zwischen Meditation und Beziehung beschäftige.
Hierzu gibt es nämlich mittlerweile eine Reihe an psychologischen Untersuchungen.
Vorher möchte ich aber kurz auf ein Thema eingehen, was mit Meditation und Yoga oft zusammenhängt, andererseits aber nicht immer zusammenhängen muss, nämlich der Bezug zur Spiritualität:
Spiritualität
Wie hängen Meditation, Yoga und Spiritualität miteinander zusammen?
Hierzu einige Zahlen, die ich schon in einem vorherigen Artikel besprochen hatte:
- 80 % der Mitglieder bei Gleichklang, die Spiritualität bejahen, betreiben Meditation, Yoga oder beides.
- 49 % derjenigen, die Spiritualität weder bejahen noch verneinen, betreiben Meditation, Yoga oder beides.
- 26 % derjenigen, die Spiritualität verneinen, betreiben Meditation, Yoga oder beides.
Es zeigt sich also statistisch ein klarer Zusammenhang:
- Meditation und Yoga sind oft in eine spirituelle Ausrichtung eingebunden.
Andererseits ist dieser Zusammenhang aber nicht komplett:
- Mehr als jedes vierte Mitglied, welches Spiritualität verneint, betreibt ebenfalls Yoga und Meditation.
Meditation und Yoga haben demnach also in gewisserweise eine verbindene Funktion:
- Sie werden von Gleichklang-Mitgliedern mit unterschiedlichen Einstellungen und Glaubensvorstellungen zu spirituellen Themen praktiziert.
Das Verbindende besteht vermutlich darin, dass sich bei Gleichklang viele Menschen mit einem Interesse an Selbsterfahrung, inneren Erlebnissen und Weiterentwicklung finden, was spirituell eingeordnet werden kann, aber nicht muss.
Meditation und Beziehungen
Offenheit, Verbundenheit und Akzeptanz
Irene T. Pruitt und Eric E. McCollum untersuchten in einer qualitativen Studie die Auswirkungen von Meditation auf die Beziehungs-Gestaltung. Ihre Studie wurde im Fachjournal Contemporary Family Therapy: An International Journal veröffentlicht.
In ihrer Analyse gelangten sie zu folgenden Ergebnissen:
- Meditierende berichteten von einer durch die Meditation vermittelten erhöhten Offenheit für sensorische und emotionale Erfahrungen im Hier und Jetzt, also im aktuellen Moment. Sie schilderten zudem, dass es ihnen gelinge, ihre Gedanken und Gefühle aus einer Beobachterperspektive wahrnehmen und dadurch anders einordnen zu können. Sie berichteten von einer wachsenden Akzeptanz gegenüber sich selbst und anderen, sowie einer Vertiefung von Mitgefühl und Freundlichkeit.
Welche Auswirkungen ergeben sich hieraus für Beziehungen?
- Meditierende schilderten eine Abnahme unmittelbar überschießender emotionaler Reaktionen in Form von Ärger und Angst im Sinne von mehr Geduld und mehr Gelassenheit. Sie berichteten ebenfalls über eine abnehmende Rigidität eigener Urteile und eine dadurch wachsende Fähigkeit zu akzeptierender Auseinandersetzung und Klärung. Die wachsende Akzeptanz für sich selbst und andere führte nach den Berichten der Befragten zu einem stärkeren Gefühl von Sicherheit und gleichzeitig zu mehr Freiheit in ihren Beziehungen. Dies ermöglichte es ihnen, offener zu sein, aber auch Akzeptanz und Liebe gegenüber anderen zum Ausdruck zu bringen.
- Die Befragten berichteten, durch die Meditationspraxis ein stärkeres Gefühl der Verbundenheit mit allen Dingen entwickelt zu haben. Dies erleichtere es ihnen, sich in Beziehungen als verbunden zu erleben, aber auch mit Separiertheit im Sinne von – so eine Befragte – „zwei Seiten eines Blattes“ umzugehen.
- Die Meditierenden berichteten von einer Stärkung ihrer in Beziehungen erlebten Vertrautheit. Dabei erlebten sie sich aber auch als unabhängiger, sodass leidvolle Komponenten von emotionaler Abhängigkeit zurücktraten.
Achtsamkeit und Selbst-Erweiterung
Mit den Auswirkungen von Meditation auf Beziehungen beschäftigte sich auch Yoona Kang in einem in dem Fachjournal Current Opinions in Psychology veröffentlichtem Artikel. Unter Berücksichtigung vorliegender Untersuchungen gelangte sie insbesondere zu folgenden Einordnungen:
- Meditierende berichten oft Zustände der Selbst-Transzendenz (Selbstüberschreitung), die mit Gefühlen von Freude und Glück einhergehen. Werde diese Selbst-Transzendenz in Übungen zu Mitgefühl oder sozialen Werten eingebettet, fördere sie auch positive, auf andere bezogene Gefühle.
- Eine solche Selbst-Transzendenz sei zu trennen von rein hedonistischem und nur auf die eigene Person bezogenem Vergnügen. Demgegenüber führe meditative Selbst-Transzendenz zu einer Ausweitung positiven Erlebens und positiver Wünsche auf andere, fördere Gefühle der Liebe und Verbindung und ermögliche dadurch die Überwindung reaktiver Abwehrhaltungen, sowie die Erweiterung der Fähigkeit zur Perspektivenübernahme.
Achtsamkeit ist ein Konzept aus buddhistischen meditativen Praktiken, welches weiten Einzug in die wissenschaftliche Psychologie und in die kognitive Verhaltenstherapie gefunden hat. Es geht um die Etablierung einer geistigen Haltung, die der Umgebung und den äußeren und inneren Erfahrungen mit einer offenen und nicht-wertenden Aufmerksamkeit begegnet – bewusst wahrnehmen, ohne die Wahrnehmung durch Bewertungen in eine bestimmte Richtung zu lenken.
Eine meta-analytische Auswertung vorliegender Studien zu Achtsamkeit als Persönlichkeits-Merkmal und der Beziehungszufriedenheit von Christopher Quinn-Nilas (2020) fand einen positiven Zusammenhang zwischen Achtsamkeit und Beziehungszufriedenheit in allen untersuchten Alters- und Geschlechtsgruppen, sowie bei verheirateten und nicht-verheiraten Paaren.
Gemeinsames Meditieren
Justin P. Laplante (2019) untersuchte in seiner Doktorarbeit die gemeinsame Meditationspraxis von Paaren. Die Arbeit ist veröffentlicht unter dem instruktiven Titel „The Couple that Sits Together Stays Together: The Effects of Meditation on Romantic Relationships“
Zunächst untersuchte der Autor in seiner qualitativen Analyse die Auswirkungen von Meditation auf Beziehungen, die sich allein aus der eigenen Meditation einer beteiligten Person ergaben:
- Die Teilnehmenden sprachen von einer verbesserte Kommunikation. Sie seien besser dazu in der Lage, zuzuhören, auf Partner:innen einzugehen und im kommunikativen Moment tatsächlich präsent und achtsam zu sein. Sie erlebten mehr Verbunden-sein der Bedürfnisse und mehr Mitgefühl, seien eher in der Lage zu Akzeptanz, aber auch zur Vermittlung des eigenen Erlebens.
- Meditation verbessere die Sexualität, da sie auch beim Sex präsenter sein könnten, offener reden und sich mitteilen, aber auch besser auf Partner:innen eingehen könnten. Gleichzeitig könnten sie sich im Sinne von Akzeptanz von normativen Erwartungen lösen, wie Sexualität in einer Beziehung zu sein habe. Dadurch trage die meditative Praxis zu einer insgesamt erfüllteren Sexualität bei.
Besonders positiv wurden die Auswirkungen einer gemeinsamen meditativen Praxis auf Beziehungen bewertet:
- Durch die gemeinsame Meditation entwickele sich eine gemeinsame Sprache, ein gemeinsames Verstehen und ein Mehr an Verbundenheit. Die gemeinsame Meditation sei aber auch gemeinsame Zeit, die sie als Paar miteinander verbringen würden. Die Meditation bringe sie einander näher (“wie sind da gemeinsam drin”). Hieraus entstehe zudem ein tieferes Gefühl gemeinsamer Ziele, Werte und Weltanschauungen, die sich auf den Verlauf des gemeinsamen Lebens auswirke.
Der Einfluss des gemeinsamen Meditierens geht offenbar noch einmal hinaus über das reine Teilen einer gemeinsamen Aktivität, wird als tiefer und verbindender erlebt als beliebige andere reine Freizeitaktivitäten.
Auswirkungen von Yoga
Yoga und Meditation weisen starke Überschneidungen auf, sodass es nicht wundert, dass ihre Auswirkungen auf Beziehungen ebenfalls ähnlich sind:
Ross et al (1992) berichteten im Journal of Holistic Nursing über verbesserte Fertigkeiten der sozialen Interaktion in Beziehungen durch mehr Veränderung von Perspektiven, mehr Geduld, Freundlichkeit und mehr Zugehörigkeit bei Yoga-Praktizierenden.
Vergleichbar schilderten Kishida et al (1993) im Journal Complementary therapies in medicine ein Mehr an Ruhe, Achtsamkeit, Mitgefühl und Verbundenheit in Beziehungen.
Meditation und Yoga können so als Praktiken verstanden werden, deren gemeinsame Ausübung für eine Beziehung und ihre Tiefe vorteilhaft sein können.
Körpernahe tantrische Meditation
Abschließen möchte ich diesen kurzen Durchlauf durch eine kleine Anzahl an psychologischen Studien mit zwei Studien zu stärker körperorientierten Formen meditativer Praxis aus der Tantra-Tradition.
Hierbei geht es um sexualitätsnahe Praktiken, die aus der meditativen Tradition stammen, sich aber durch ihren intimen Körperbezug unterscheiden und dabei von einigen als sehr bereichernd erlebt werden, während andere solche Praktiken nicht oder nur in einer Beziehung durchführen möchten.
Auch diese Praktiken scheinen das Ausmaß an positiv erlebter Nähe zwischen Menschen erhöhen zu können:
Nicole Prause, Greg J. Siegle und James Coan (2021) untersuchten in einer kürzlich im psychologischen Fachjournal Plos One veröffentlichten Studie die Auswirkungen von intimen Berührungen auf das Erleben von interpersonaler Nähe. Hierzu praktizierten Zweier-Gruppen, die mehrheitlich nicht romantisch miteinander verbunden waren, in einem Laborexperiment die sogenannte “orgasmische Meditation”, die insbesondere in Berührungen im Genitalbereich besteht.
Die Autor:innen fanden Belege dafür, dass die orgasmische Meditation die Nähe zwischen den Praktizierenden erhöhte, die Effekte zeitlich anhielten und sich mit weiterer Praxis ausbauten. Diese Zunahme von Nähe war bei Paaren gegeben, die romantisch miteinander verbunden waren, aber auch bei Paaren, die in keiner romantischen Beziehung zueinander standen – hier war sogar eine besonders ausgeprägte Steigerung von Nähe zu beobachten.
Es ist nicht ganz klar, warum die Zunahme an Nähe bei den Paaren, die romantisch miteinander verbunden waren, geringer ausfiel als bei den anderen Paaren. Da aber die Nähe bei den romantisch miteinander verbundenen Paaren bereits vorher höher war, liegt es womöglich auch daran, dass die romantischen Paare die durch die Übungen erzielte Nähe bereits vorher stärker ausgeschöpft hatten, sodass die erzielte Zunahme geringer ausfiel.
Die Befunde sprechen dafür, dass gemeinsame intensive positive Erfahrungen die zwischenmenschliche Nähe erhöhen und dass die bewusste und achtsame Berührung in intimen Bereichen eine besondere Nähe zwischen Menschen herstellen kann, wodurch es zu einer Selbst-Erweiterung kommen kann, wie sie auch bei anderen weniger körpernahen Meditationspraktiken beschrieben wird.
So beobachtete bereits Cheryl Lynn Kruse (2002) positive Auswirkungen von tantrischen körper- und sexualitätsnahen Praktiken auf Beziehungen im Sinne eines Gefühl tiefer Verbundenheit, in Form von Zufriedenheit und eines Fokus auf Wachstum.
Resümee und Empfehlungen
Gleichklang ist eine Kennenlern-Community mit hoher Aufgeschlossenheit für meditative Praktiken der Selbsterfahrung. Dies zeigt sich daran, dass 64 % der Mitglieder Meditation, Yoga oder beides praktizieren. Wenn Sie sich selbst für meditative Praktiken interessieren, werden Ihnen vorgeschlagene Personen dies Interesse von daher mit hoher Wahrscheinlichkeit teilen.
Wissenschaftliche Studien weisen darauf hin, dass meditative Praktiken die Beziehungstiefe und Beziehungszufriedenheit verbessern können.
Die Beobachtungen von Justine P. Laplante sprechen für besonders starke positive Auswirkungen gemeinsamer Meditation als Paar:
- Die gemeinsame Meditation begründet offenbar eine gemeinsame Sprache und ein vertieftes wechselseitiges Verstehen, sowie ein Mehr an Verbundenheit. Paare kommen sich so näher und erleben einer höheren Bezug zu gemeinsamen Zielen, Werten und Weltanschauungen.
Neben rein mental-geistigen Praktiken der Meditation sprechen vorliegende Untersuchungen auch für eine hohe Wirksamkeit körperlich-tantrisch ausgerichteter Praktiken, die ebenfalls zu einer größeren Nähe, einer tiefen Verbundenheit und Zufriedenheit mit der Beziehung sowie zu einem stärkeren Fokus auf die Wachstumsmöglichkeiten in einer Beziehung führen können.
Auf der Grundlage der psychologischen Studien lautet der Rat, bei vorhandenem Interesse an Mediation und Yoga dies in das Kennenlernen und in eine Beziehung einzubringen und dadurch einen Prozess der gemeinsamen Selbsterweiterung in die Wege zu leiten, der ein Mehr an Verstehen, Akzeptanz, Tiefe und Verbundenheit ermöglichen kann.