Zur Frage von Aussehen und Attraktivität erreichen mich manchmal kritische Zuschriften von Gleichklang-Mitgliedern, wie:
- Wie soll das Gleichklang-Matching funktionieren, wenn doch in Wirklichkeit das Wichtigste Äußeres und Chemie seien?
- Niemand interessiert sich für mich, ich glaube, ich bin nicht attraktiv für eine erfolgreiche Partnersuche.
- Die Vorschläge sprechen mich vom Äußeren nicht an.
In der Tat spielt das Äußere für die Partnersuche keine geringe Rolle. Die große Mehrheit der Partnersuchenden wünscht sich einen Menschen, der ihnen auch vom Äußeren zusagt.
Aber dies bedeutet weder, dass ein Matching nach psychischen Merkmalen keinen Sinn machen würde, noch bedeutet es, dass es Menschen geben würde, die aufgrund ihres Äußeren keine Partnerschaft finden könnten.
Die Fakten zeigen das Gegenteil:
- Menschen aller äußerlichen Typen und Attraktivitätsgrade finden Partnerschaft. Machen Sie selbst den Test, gehen Sie spazieren und schauen Sie sich die Ihnen begegnenden Paare an. Tatsächlich hat ab einem bestimmten Alter die Mehrheit aller Personen eine Partnerschaft, ganz egal, wie die entsprechenden Personen aussehen. Oftmals als besonders attraktiv bewertete Personen leben nicht häufiger in einer Partnerschaft als Menschen, die ihm Durchschnitt als weniger attraktiv bewertet werden.
- Bezüglich des Äußeren sind die Geschmäcker aber auch so verschieden, dass es durchaus zweifelhaft ist, ob überhaupt im allgemeinen von attraktiven und weniger attraktiven Menschen gesprochen werden kann.
- Auch bei Gleichklang hatte ich nie den Eindruck, wenn mir Paar-Fotos zugesandt wurden, dass es einen besonderen Typus vom Äußeren geben würde, der bei uns erfolgreicher wäre als andere Mitglieder. Unter den Gleichklang-Paaren sind jüngere und ältere, dickere und dünnere, kleinere und größere Personen. Personen mit und ohne Haare, mit und ohne Handikap, mit und ohne sportlicher Figur.
Die Vorstellung “ich bin für die Partnersuche zu hässlich“ ist also in Wirklichkeit unbegründet. Trotzdem kann sie die Partnersuche ernsthaft erschweren, indem sie die Kontaktaufname blockiert.
Genau dies habe ich immer wieder bei Fällen festgestellt, wo sich Mitglieder an mich wendeten und meinten, ihre Erfolglosigkeit liege offenbar an ihrem eigenen Aussehen:
- Bei Durchsicht der Profile dieser Mitglieder fiel mir nämlich jeweils sofort auf, dass sie nahezu nie eine erste Nachricht an ein anderes Mitglied sendeten. Alle Fälle verfehlten bei weitem die empfohlene Quote von Erst-Nachrichten von 30 %. In der Regel schwankte die Quote bei diesen Fällen zwischen null und maximal 5 %.
Wenn Menschen glauben, nicht attraktiv genug zu sein, nehmen Sie also beim Online-Dating manchmal den Kontakt von vornherein nicht auf. Dadurch – und nicht durch die vermeintlich geringe Attraktivität – werden die Chancen ihrer Partnersuche blockiert.
Unsere Empfehlung lautet daher, den Kontakt aufzunehmen und nicht aus Angst vor Zurückweisung, lieber abzuwarten.
Äußeres geht ins Matching ein
Auch das Gleichklang-Mätching berücksichtigt in gewisser Weise Merkmale, die mit der subjektiv wahrgenommenen Attraktivität zusammenhängen. So geben Mitglieder unter anderem einen Alters-Suchbereich, einen Größen-Suchbereich und einen Figur-Suchbereich ein. Ganz blind ist das Matching gegenüber dem Äußeren also nicht.
Letztlich besteht aber das Vermittlungsziel darin, dass sich unter den gemäß der psychischen Merkmale passenden Vorschlägen auch solche Vorschläge mehr oder weniger häufig finden, bei denen das Äußere ebenfalls passt. Dies wiederum ist vor allem eine Frage der Zeit.
Allerdings ist es nicht ausschließlich eine Frage der Zeit, sondern ebenfalls eine Frage der Einstellung:
Eigene Einstellung ist entscheidend
Beim Anschauen von vorgeschlagenen Profilen bin ich manchmal doch überrascht, wenn jemand mir schreibt, dass absolut niemand vom Äußeren passe. Denn was ich vorfinde, sind meistens die verschiedensten äußerlichen Erscheinungsbilder. Da verwundert es mich dann doch, dass absolut niemand von diesen infrage kommen soll.
Manchmal generalisieren Menschen von einer Erfahrung auf andere Bewertungen, ohne diese noch einmal wirklich zu überprüfen. So scheint es auch bei den Profilen zu sein. Manche Mitglieder nehmen Einzelerfahrungen zum Anlass, einen allgemeinen Eindruck zu bilden, der in Wirklichkeit keineswegs für alle Profile zutrifft.
Eine Kollegin – ebenfalls Psychologin – gab hierfür in ihrer Zuschrift vor Kurzem ein gutes Beispiel:
Sie meinte, es bestünden zu große Unterschiede im Bildungsstand. Freilich hatte sie ihre Suche nicht ausschließlich auf Akademiker eingeschränkt. Bei der Durchsicht einer Reihe von Profilen stellte ich fest, dass die Mehrheit trotzdem einen Hochschulabschluss hatte. Ganz offensichtlich hatte das Mitglied also von einzelnen Profilen auf alle geschlossen.
Primärer und Sekundärer Eindruck
Es gibt zwei Arten von Eindrücken gibt, die wir bilden:
- Automatischer Eindruck innerhalb von Millisekunden bis Sekunden. Wir wissen zunächst scheinbar sofort, ob wir jemanden attraktiv oder unattraktiv finden. Der hier gewonnene Eindruck kann tatsächlich sehr dauerhaft und gültig sein, muss es aber nicht.
- Sekundäreinschätzung nach erneuter Betrachtung und besserem Kennenlernen. Oft sind automatischer Eindruck und Sekundäreinschätzung ähnlich. Insbesondere eine starke primäre Aversion wird sich in der Regel nicht grundlegend ändern. Trotzdem kann es aber zu erheblichen Verschiebungen der wahrgenommenen Attraktivität kommen. So berichten zahlreiche Paare, die sich attraktiv finden, dass diese Attraktivität nicht von Anfang an vorhanden gewesen sei.
Ratschlag für einen sinnvollen Umgang mit dem Äußeren
Vor dem Hintergrund der dargestellten Überlegungen möchte ich Partnersuchenden und Mitgliedern von Gleichklang folgende Ratschläge zum Umgang mit Attraktivität geben:
- Glauben Sie nicht, sie seien unattraktiv, und lassen Sie sich durch diese Annahme nicht in ihrer Partnersuche blockieren. Alle Typen des Aussehens haben Chancen bei der Partnersuche. Nehmen Sie aktiv den Kontakt auf und erreichen Sie die empfohlene Erst-Nachrichten-Quote von 30%.
- Weisen Sie Vorschläge nicht vorschnell aufgrund des ersten Eindruckes zurück, sondern erlauben Sie sich einen zweiten Blick. Denn dieser zweite Blick hat bereits zu vielen langfristig glücklichen Partnerschaften geführt.
- Scheuen Sie nicht die direkte Begegnung, die noch einmal zu einer anderen Wahrnehmung und Einschätzung führen kann als diese sich allein aus einem Profilbild ergibt.
Gehen Sie so mit dem Äußeren um, werden Sie bestimmt demnächst ebenfalls zu den Mitgliedern gehören, die mir über ihre erfolgreiche Partnersuche bei Gleichklang berichten. Ich wünsche Ihnen hierbei viel Erfolg!