Kommentare (14)

  1. Maik Weidlich says:

    Hallo,

    also beim Online Dating auf anderen Plattformen, war meine Haltung genau die von Herrn Gebauer beschriebene. Und vor allem Frustration.
    Gerade als Mann aus der Provinz ist das ein besonderes Thema.
    Und da nicht frustriert zu werden, bis hin zur völligen Ablehnung von Frauen, ist schon ne Kunst.

    Und ich bin schon seit Jahren an dem Punkt, an dem ich Frauen aus meiner Region eigentlich hasse. Das ist nicht schön,aber eine Tatsache.
    Gleichklang lockert dieses Bild immer bisschen auf, aber es ist schon schwer.
    Dazu kommt dann noch Pornographie, die ich heran ziehe , wenn ich frustriert bin. Und die verzerrt dann mein Bild von Frauen komplett. Gut, dass Gleichklang gibt, die klären wenigstens auf.

      1. Ich finde es sehr gut, dass Du Dein Erleben zum Ausdruck bringen kannst. Ebenso Dein Erkennen über die Verzerrung des Frauen-Bildes, welche es Dir nämlich letztlich nicht einfacher macht, eine Partnerin zu finden. Das ist der erste Schritt. Wichtig ist für Dich, die Situation als Single anzunehmen, Dir wirklich Sinn im Alltag aufzubauen und dann die Suche nach einer Beziehung mit der notwendigen Gelassenheit anzugehen. So kann es auch gelingen, die Verärgerung oder Verbitterung zu überwinden und das Frauen-Bild wieder zu entzerren.

    • Per F. says:

      Ich bin in Deutschland geboren und aufgewachsen, habe hier mein Studium abgeschlossen und verfüge über ein gutes Auskommen. Was ein großes Handicap für den üblichen Datingmarkt darstellt, ist meine dunkle Hautfarbe. Ich habe keine guten Erfahrungen mit den zwei großen Datingportalen aus einem Hause gemacht. In den früheren Versionen, als die Bilder noch verpixelt waren, kam es zu vielen schriftlichen Kontakten bis zum Tag der Entscheidung, wenn wir die Bilder freigegeben hatten. Danach versiegte das Interesse schnell oder wurde sofort beendet. In den nachfolgenden Versionen, bei denen die Fotos von vornherein freigegeben sind, erfolgte von Frauen keine Kontaktaufnahme, während meine nicht oder stereotyp erwidert wurde und kein Wunsch nach weiterer Kommunikation bestand. Meine Erfahrungen mit Gleichklang sind positiver. Es gab mehr Austausch, obwohl ich als schwarz erkennbar war, und ich bin gerade zuversichtlich, dass sich eine stabile Beziehung ergibt. Dennoch würde ich eine Abfrage empfehlen, ob Mitglieder bereit sind, einen dunkelhäutigen Menschen zu daten. Das verringert die Frustration. Evtl. eigenes Blogthema!?

        1. Die von Dir beschriebene Erfahrung macht noch einmal deutlich, wie stark wir insgesamt ein Problem mit internalisiertem Rassismus, der manchen nicht einmal bewusst ist. Neben dem expliziten Rassismus (“ich mag keine”), gibt es einen impliziten Rassismus, der nicht direkt unsere Handlungen bestimmt, aber unsere expliziten Impulse verstärken oder abschwächen kann. So kann das „anstrengende“ Schreiben einer Erstnachricht durch eine rassistische implizite Grundhaltung z. B. abgeblockt werden.

          In dem laufenden Test-Projekt der Harvard Universität zu impliziten Vorurteilen finden sich stabile und unglaublich konsistente Vorurteile, die in unseren Gesellschaften offenbar fest konditioniert sind. Da solche Vorurteile nicht angeboren sein können, macht dies deutlich, wie sehr Rassismus und Vorurteile in unseren scheinbar offenen und freien Gesellschaften verankert sind, so stark, dass massenweise und konsistent Vorurteile in unseren Gehirnen verankert sind.

          Das zeigt sich nun auch beim Dating. Einerseits ermöglichen Dating-Apps etc. schon, dass wir einmal über unseren Tellerrands hinausschauen, andererseits werden eben doch sofort vorhandene rassistische Muster aktiviert und führen zu dem von Dir beschriebenen Phänomen.

          Da bei Gleichklang insgesamt reflektierter vorgangen wird (keine Sekundenbotschaften etc.) und sich hier auch im Durchschntit reflektiertere Menschen befinden, sind die Chancen sicherlich besser, dass jemand sich durch Reflexion über implizite Vorurteile hinwegsetzt bzw. diese gegen die bewusste antirassistische Entscheidung ihre Handlungswirksamkeit verlieren.

          Aus einer Umfrage vor einiger Zeit konnte ich aber u.a. entnehmen, dass wir bei Gleichklang ein Problem mit Islamophobie haben, wobei Vorurteile mit Fakten verwechselt werden. Muslim:innen bei Gleichklang treten beispielsweise in großer Mehrheit für Akzeptanz und Gleichberechtigung von Menschen aller sexuellen Orientierungen, Geschlechter/Gender ein, was aber nichts daran ändert, dass sie eine geringere Resonanz erhalten.

          Beim Dating kann sich Rassismus auch als Präferenz tarnen, psychologisch können wir tatsächlich rassistische Präferenzen überwinden, wenn wir es wollen. Wir können Menschen aller ethnischen Merkmale des Äußeren lieben und attraktiv finden, wenn die Grundparameter zwischen uns stimmen.

          Die Abfrage haben wir bisher dezidiert unterlassen, weil wir befürchten, dadurch rassistische Dating-Tendenzen zu normalisieren. Bei Religion gibt es die Abfrage, aber das ist auch etwas anderes, weil der Wunsch z.B. nach dem gemeinsamen Leben einer Religion nicht in sich bereits zu überwindende Vorurteile beinhaltet. Allerdings könnte diese Argumentation ihre Gültigkeit verlieren, wenn die direkt von rassistischer Ignoranz Betroffenen solch eine Abfrage trotz ihres Normalisierungs-Charakter wollten. Insofern ist dies fraglos ein wichtiges Thema für eine künftige Umfrage und auch für einen Blog-Artikel.

          1. Per says:

            Herzlichen Dank für Deinen ausführlichen Kommentar

              1. Michael says:

                “Ich bin in Deutschland geboren und aufgewachsen, habe hier mein Studium abgeschlossen und verfüge über ein gutes Auskommen. Was ein großes Handicap für den üblichen Datingmarkt darstellt, ist meine dunkle Hautfarbe.”

                Bei mir ist es das Gleiche nur bin ich weiß ohne Migrationshintergrund. Zusätzlich durchschnittliche Körpergröße sowie durchschnittlicher BMI, und trotzdem mache ich die gleichen Erfahrungen wie du. Ich bin 40 Jahre und Absoluter Beginner.

                Damit will ich nicht sagen, dass es keinen Rassimus gibt und du wegen deiner Hautfarbe nicht abgelehnt wirst, sondern dass die Liste der Must-Haves und No-Gos von Frauen sehr lang ist und die Hautfarbe oder Rasse nur ein einziger Punkt ist.

                Ich war von 20 bis 35 die Hälfte der Zeit ohne Einkommen und die andere Hälfte der Zeit mit durchschnittlichen Einkommen. Jetzt habe ich seit 5 Jahren ein hohes Einkommen und kann keinen signifikanten Unterschied beim Dating feststellen.

                Ich schätze mal, wenn du morgen weiß wärst und ich z.B. 1.85 cm groß, dann wäre unsere Situation vermutlich immernoch nicht signifikant besser 😉

          2. Ingo says:

            Das Problem ist die schiere Masse an Ablehnungen.
            Auf anderen Plattformen erlebt man das als Mann ständig. Wenn 3 Frauen von 100 angeschriebenen überhaupt antworten ist das schon gut, hat man mir mal gesagt.
            Sich über Ablehnung zu freuen und nicht frustriert oder aggressiv zu werden ist da schon etwas viel verlangt.
            Wie es bei Gleichklang ist kann ich aber noch nicht beurteilen.

              1. Beim einer großen US-Amerikanischen Dating-App schwankt die Antwortrate auf eine Zuschrift durch einen Mann je nach Altersunterschied zwischen minimal 1 % und maximal 9 %, hier ein Graph dazu. Allerdings sind bei Dating-Apps auch ca. 80 % Männer, Frauen erhalten viele Zuschriften und auch viele unmögliche Zuschriften. Die Frau, dass ein Mann einer Frau antwortet schwankt zwischen minimal 12 % bis maximal 23 %. Bei Gleichklang liegen beide Raten im Durchschnitt bei ca. 68 %, aber es wird auch viel weniger eine Erstnachricht versandt. Wenn die Rate bei unter 30 % liegt und es genug Erstnachrichten gab, die geschrieben wurden, macht es Sinn, noch einmal das eigene Profil und die eigenen Erstnachrichten zu reflektieren.

                Mit dem “über Ablehnung freuen” meinte ich weniger die Nicht-Antworten, sondern explizite Absagen. Bei den Nicht-Antworten sollten wir einfach in einer Woche freundlich, interessiert und einladend noch einmal nachfragen.

            • Robert says:

              Ich bin in meinem Fall wie auch der männliche Durchschnitt an eben den schlanken und attraktiven Frauen interessiert, kann aber gleichzeitig nicht das bieten, was sich die durchschnittliche Frau wünscht: Status, Einkommen und Körpergröße. Ich müsste meine Ansprüche runterschrauben, aber ich kann nicht, es ist ein Dilemma.

                1. In gewissen Grenzen können wir unsere Präferenzen anpassen. Wir sehen dies bei Paaren, die altern und sich weiterhin attraktiv finden. Wir sehen aber ebenfalls, dass mit wachsendem Alter doch auch einige körperliche Kriterien, wie altersbezogener Look und sogar die Körperfigur sich bei einer Reihe von Personen auflockern. Auch ist z. B. bezüglich der Figur schlüssig belegt, dass individuelle Figur-Präferenzen sich z. B. durch Medienberichterstattung ändern. Womöglich sind also auch Dir ein paar Flexibilisierungen möglich, die es leichter machen könnten.

              • Michael says:

                Irgendwie hatte ich gehofft, dass heute die “Repertory Grid Analyse” Thema ist.

                Mit dem Thema “Incels” hast du dich aber an ein hitziges Thema rangewagt. Ich meine mittlerweile ist ein signifikanter Teil der weltweiten Amokläufer Incels. Incels und Femcels sind ja untereinander auch heftig verfeindet, obwohl es paradox ist, da sich beide Gruppen eigentlich die Beziehungen geben könnten nach denen sie sich sehnen, aber vermutlich haben beide Seiten nicht die gewünschten Eigenschaften der anderen Seite.

                Da es bei dem Thema nicht um das Nicht-Antworten, sondern um Absagen geht. Wie lassen sich die Aggressionen/Depressionen dann mit deinen geschilderten Nachrichten von frustrierten Gleichklang-Mitgliedern vereinbaren? Du hast ja mal gesagt, dass die überwältigende Mehrheit von negativen Nachrichten an dich und Gleichklang von Mitgliedern kommt, welche über unbeantwortete Nachrichten frustriert sind und sich nur gelegentlich mal jemand über Absagen beschwert.

                “Der Spruch „Auf jeden Topf passt ein Deckel“ hat im Grunde seine Berechtigung” Im Absolute Beginner Forum gibt es auf diesen Spruch als Reaktion immer “aber es gibt nicht genug passende Deckel für alle Töpfe”. 😀

                  1. Dass sich bei mir vorwiegend Beschwerden wegen Nicht-Antworten häufen, hängt glaube ich damit zusammen, dass für Nicht-Antworten noch stärker eine Verantwortung der Dating-Plattform gesehen wird als für explizite Absagen. Eine Nicht-Antwort wird auch als eine Art Absage erlebt, aber sie ist unbestimmter und es bleibt den Betroffenen unklar, ob es an ihrer Person oder dem Profil liegt oder die andere Person ggf. nicht aktiv ist etc.

                    Ich denke, es gibt auch genug Deckel für die Töpfe, aber sie müssen gefunden werden und sie müssen dann auch für eine Beziehung bereit sein, wenn es ernst wird.

                    Die Repertory-Grid-Analyse habe ich weiter verschoben, weil ich glaube, dass sie für die meisten Leser:innen, denen es konkret um ihre Partnersuche geht, weniger interessant ist. Wenn ich es zeitlich schaffe, werde ich eines Tages auch einen Coaching-Blog schreiben und dort würde sie wirklich hineinpassen.

                • Anna says:

                  Auch ich habe mich in dem Bericht wiedererkannt.
                  Anfangs habe ich Absagen darauf bezogen, dass ich etwas falsch mache. Bis mir klar wurde, dass es nichts nützt, wenn ich mich mit jemandem zusammen tue, der etwas ganz anderes als mich, so wie ich nunmal bin, sucht.
                  Liebe ist ein seltenes Ereignis. Dieser Satz, der so (oder ähnlich) mal in einem Gleichklang-Blog stand, war für mich wichtig.
                  Tatsächlich habe ich nun, nach einer längeren Zeit des Single-Daseins (oder Fast-Single-Daseins) eher das Problem, dass eine Beziehung besser sein müsste, als alleine zu leben. Sonst möchte ich keine Beziehung.
                  Das ist aber selten der Fall.
                  Viele Vorstellungen (z.B. Ich solle ein Abendessen auf den Tisch stellen; ich soll 24/7 verfügbar sein, zusammen ziehen, in das Eigentum des anderen übergehen; ich soll permanent bewundern und unkritisch sein; ich soll einfach und umgänglich sein und keinerlei Probleme bieten usw.) passen nicht in mein Erleben und zu meiner Vorstellung von Beziehung. Ich möchte eine moderne Beziehung mit einer sicheren und eindeutigen Bindung einerseits und genug Freiheiten auf beiden Seiten andererseits.
                  Selten hat meine Ablehnung etwas damit zu tun, dass jemand nicht so aussieht, wie ich es mir vorstelle oder gar mit dem Einkommen. Ich will einfach, dass beide auch ohne Beziehung unabhängig voneinander leben können. Ich glaube auch nicht, dass die Hautfarbe für mich eine Rolle spielt. Finde Menschen unabhängig davon attraktiv oder nicht bzw. andere Kriterien sind für mich wichtig wie z.B. ob ich das Gefühl habe, dass unsere Wert übereinpassen oder dass eine Kommunikationsebene möglich sein wird.

                  Trotzdem tut Ablehnung weh. Ich bin traurig, wenn ich mit jemandem ins Gespräch kam und ich dann feststellen muss: Es passt mit uns beiden nicht. Manchmal sind das sogar Menschen, die ich achte und schätze. Aber Liebe ist nunmal nicht erzwing- oder planbar. Und weniger als Liebe möchte ich nicht mehr. Mein Leben ist okay, wie es ist.
                  Ich müsste also das Gefühl haben, dass ein Bedürfnis nach Gespräch entsteht, dass wir reden wollen und sich daraus zunehmend Vertrautheit ergibt. Das darf ruhig Zeit kosten.
                  Es ist also theoretisch richtig, dass wir Ablehnung positiv bewerten sollten. Sie gibt uns die Freiheit, nach Passenderem zu suchen. Aber emotional fühlt es sich dennoch nach Ablehnung an und das ist erstmal traurig.
                  (Gönne mir deshalb gelegentlich Dating-Pausen. Versuche mir, die Traurigkeiten zu erlauben und mir genug Zeit zu geben, sie zu verarbeiten.)

                    1. Dass eine Beziehung besser sein sollte, als alleine zu leben, ist ein ausgezeichneter Kompass. Sachlage ist nun einmal, dass nicht nur unglückliche, sondern auch neutrale Beziehungen nicht zu mehr, sondern zu weniger Lebenszufriedenheit führen als das Single-Dasein. Nur eine tatsächlich glückliche Beziehung verbessert die Lebensfreude.

                      Die von Dir genannten Beziehungsvorstellungen sind ebenfalls gut reflektiert und Du kannst sie in die Partnersuche einbringen.

                      Wichtig ist aber auch, dass wir nicht umgekehrt in einen Ablehnungsmodus hineingeraten. Auch das kann passieren. Wir sind ziemlich zufrieden mit unserem Leben und jetzt stört uns jede Veränderung. Wenn dies so ist, können wir uns entweder für das Leben als Single entscheiden, oder wir müssen uns noch einmal umstrukturieren.

                      Schmerz bei Ablehnung, wenn wir Ablehnung grundsätzlich als eine für uns auch positive Information verinnerlicht haben, entsteht vorwiegend dann, wenn wir die andere Person doch interessant fanden oder aber, wenn wir doch etwas verbittert/unzufrieden mit unserem Single-Dasein sind.

                      Dating-Pausen können hilfreich sein und auch dazu dienen, noch einmal uns zu prüfen, ob wir eine Beziehung möchten.

                      Ich denke, Du bist durchaus auf einem guten Weg.

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                  Guido F. Gebauer

                  Geschrieben von

                  Guido F. Gebauer studierte Psychologie an den Universitäten, Trier, Humboldt-Universität zu Berlin und Cambridge (Großbritannien). Promotion an der Universität Cambridge bei Prof. N. J. Mackintosh zu den Zusammenhängen zwischen unbewusstem Lernen und Intelligenz. Im Anschluss rechtspsychologische Ausbildung, Tätigkeit in der forensischen Psychiatrie und 10-jährige Tätigkeit als Gerichtsgutachter. Gründung der psychologischen Kennenlern-Plattform Gleichklang 2006. Schreibt für diesen Blog und für vegan.eu und Hochsensible,.eu. Buchveröffentlichung "A Perfect Match? Online-Partnersuche aus psychologischer Sicht" im Mai 2022 im Edigo Verlag. Gebauer lebt und arbeitet in Kambodscha, wohin er Ende 2015 gemeinsam mit dem Geschäftsführer von Gleichklang Seksan Ammawat ausgewandert ist. Termine für ein ⇒ COACHING (Telefon, Video-Chat) können vereinbart werden. Direkter Kontakt für Anmerkungen zu Artikeln hier: gebauer@gleichklang.de