Ablehnung als Chance
Mein heutiger Artikel richtet sich an alle, die ein Problem damit haben, abgelehnt zu werden oder selbst abzulehnen. Ich möchte Ihnen Mut machen, Ablehnung als Chance zu erkennen und einen positiven Umgang damit systematisch zu üben. Dadurch können übrigens gleichzeitig Ihre Chancen auf eine erfolgreiche Partnerfindung und eine positive Beziehungsgestaltung steigen.
Ich beginne mit den Erfahrungen verbitterter Männer und Frauen, bei denen Ablehnung in Depression und Aggression umschlägt. Anschließend leite ich zu denjenigen über, bei denen Ablehnung nicht zu Aggression, sondern allein zu Depression führt.
Danach zeige ich Ihnen, wie ein besserer Weg möglich ist.
Incels: Von Ablehnung zur Aggression
Die Gruppe der sogenannten Incels – „involuntary celibate men“ (unfreiwillig im Zölibat lebende Männer) – ist ein prägnantes Beispiel dafür, dass Ablehnung sowohl depressiv als auch aggressiv machen kann.
Der Definition nach handelt es sich um Männer. Doch das Phänomen einer tiefen Frustration, die oft auch von Ärger begleitet ist und die Verantwortung für das eigene Leid auf das andere Geschlecht projiziert, gibt es auch bei Frauen und sicherlich auch bei nicht-binären Personen. Darauf komme ich später noch zu sprechen.
Worin besteht die Aggression der Incels?
Das Grundproblem der Incels ist, dass sie sich von Frauen unterdrückt fühlen, weil sie Beziehungen anstreben, aber von diesen abgelehnt werden. Sie glauben, dass Frauen nur die Ressourcen von „Beta-Männern“ nutzen wollen, aber nach dem „Alpha-Mann“ suchen. Wer nicht in diese Kategorie fällt, habe keine Chance. Dabei schreiben sich Incels selbst viele positive Eigenschaften zu. Sie gehen davon aus, einiges zu bieten, nur werde ihr Angebot von Frauen nicht geschätzt. In dem Sinne schreiben sie sich einen geringen “Marktwert” beim Dating zu und haben gleichzeitig den Eindruck, die Partnersuche selbst kaum beeinflussen zu können.
In meinem Artikel geht es nicht primär um Incels als solche, aber sie sind ein besonders prägnantes Beispiel dafür, was schiefläuft, wenn unsere Grundhaltung zur Ablehnung selbstschädigend wird.
Studie über Incels
Eine Studie der Psychologen Brandon Sparks, Alexandra M. Zidenberg und Mark E. Olver hat etwas Licht in die Welt der Incels gebracht. Sie fanden heraus, dass Incels oft:
- eine größere Angst haben, Single zu sein,
- empfindlicher auf Ablehnung reagieren,
- zu Depressionen neigen,
- eine höhere Angst vor der Online-Partnersuche haben,
- ein geringeres Selbstwertgefühl besitzen und
- eine unsichere Bindung aufweisen.
Erstaunlicherweise machen Incels dabei nach dieser Studie beim Online-Dating vieles richtig:
- Sie sind bei ihrer Partnersuche geografisch großzügiger, definieren häufiger einen Kontakt als ein Match und schreiben mehr Personen an.
Diese erhöhten Bemühungen führen jedoch zu wenig Resonanz, und es entstehen fast nie romantische oder sexuelle Beziehungen.
Woran liegt das?
Für die geringe Resonanz kann es mehrere Gründe geben:
- Menschen bei der Partnersuche, besonders bei Dating-Apps, legen oft viel Wert auf das äußere Erscheinungsbild. Es kann also sein, dass bestimmte Durchschnittsmerkmale der Attraktivität bei den Betroffenen nicht erfüllt sind. Zum anderen haben Männer mit geringem oder fehlendem Einkommen es oft schwerer, was wir auch bei Gleichklang festgestellt haben. Deshalb bieten wir die „Akzeptanz-Abfrage“ an, durch die den Mitgliedern vorgeschlagen werden, die kein Problem mit geringem Einkommen haben.
Trotz alledem sind aber Präferenzen viel zu individuell, als dass die Betroffenen von allen Menschen abgelehnt werden würden. Der Spruch „Auf jeden Topf passt ein Deckel“ hat im Grunde seine Berechtigung. Weltweit finden Menschen mit den unterschiedlichsten körperlichen, sozialen und psychischen Merkmalen Partner:innen.
Das Problem liegt also nicht nur an erfahrener Ablehnung, es ergibt sich aus deren Verarbeitung:
- Incels neigen dazu, erlebte Ablehnung überzubewerten und irrtümlich zu glauben, dass sie von allen und jedem künftig abgelehnt werden. Der Ärger auf Frauen entsteht dann aus dem Vergleich mit den Männern, die beim Dating erfolgreicher sind. Diesen Männern werden pauschal bestimmte Eigenschaften zugeschrieben, die angeblich von Frauen allgemein verlangt würden.
Incels flüchten sich schließlich in eine hartnäckige und wahnartige Vorstellung, dass Frauen nur an Beziehungen interessiert seien, um sich finanziell zu bereichern oder mit körperlich attraktiveren Männern fremdzugehen.
Frauen werden in der Incel-Welt als parasitär betrachtet, da sie angeblich nur die finanziellen und körperlichen Ressourcen von Männern ausnutzen wollen. Wer diese Ressourcen nicht biete, habe keine Chance.
Eine Studie der Psycholog:innen
Dating-Verbitterung: Ein ähnliches Phänomen bei Frauen
Wie bereits erwähnt, gibt es dieses Phänomen auch bei Frauen, die sich durch alle Männer ausschließlich als Objekt behandelt fühlen, das entweder brutal direkt oder unehrlich behandelt wird.
Alle Männer wollen nur Sex und interessieren sich ausschließlich für schlanke, junge Körper. Von den Betreffenden wird faktisch alles, was potenzielle Interessenten sagen oder tun, nach diesem Schema negativ ausgelegt.
Viele dieser Frauen sind wirklich überzeugt, dass es keine anderen Männer gebe und sie deshalb keine Aussicht auf eine erfolgreiche Partnersuche haben, und hadern damit oder geben die Suche auf.
Beide Gruppen haben in gewisser Weise recht:
- Studien zeigen, dass Frauen bei der Partnerwahl mehr Wert auf Einkommen und Status legen, während Männer häufiger an unverbindlichen sexuellen Kontakten interessiert sind und jüngere Altersstufen bevorzugen.
- Aber diese Teilwahrheiten werden fälschlicherweise zu allgemeinen Wahrheiten überhöht, und die zahlreichen echten Liebesbeziehungen, die Jahrzehnte halten, werden übersehen.
Ablehnung wird katastrophisiert
Bei den Incels sehen wir eine katastrophisierende Verarbeitung von Ablehnung. Sie wird als böswillig und unausweichlich wahrgenommen, und die Chancen auf eine Partnerschaft erscheinen gleich null.
Bei den über Männer verbitterten Frauen sehen wir auch eine katastrophisierende Verarbeitung von Ablehnung. Auch sie fühlen sich im Vergleich zu anderen (jüngeren, schlankeren etc.) Frauen zurückgesetzt und neigen dazu, negativ auszulegen, was immer geschieht.
Die Betroffenen teilen außerdem leider oft zusätzlich die Ansicht, dass das Single-Dasein unerträglich sei. So können sie als Single nicht glücklich werden und sehen sich gleichzeitig außerstande, eine Beziehung zu finden. Studien zeigen jedoch, dass Singles zufriedener sind als Menschen in unglücklichen Beziehungen oder solchen Beziehungen, die emotional neutral sind. Der Zugewinn an Lebenszufriedenheit durch eine Beziehung ist im Durchschnitt gering. Entscheidender ist der Lebenssinn.
Depression ohne Aggression
Aggression tritt nicht immer auf. Viele reagieren nicht mit Feindseligkeit, sondern ausschließlich mit direkten Selbstzweifeln und Unzufriedenheit. Sie halten sich für nicht liebenswert oder unattraktiv und werden im schlimmsten Fall depressiv. Auch hier liegt eine falsche Verarbeitung von Ablehnung vor.
Ein neuer Blick auf Ablehnung
Ich rate Ihnen, Ihre Sichtweise auf Ablehnung grundlegend zu ändern:
- Weder muss Sie jeder lieben noch müssen Sie jeden lieben. Ablehnung ist kein Angriff auf Ihre Person, sondern eine wertvolle Information. Sie zeigt Ihnen, dass eine Balance der Bedürfnisse zwischen zwei Menschen nicht gegeben ist – und das ist gut so.
- Partnersuche ist der Prozess, bei dem wir herausfinden, ob unsere Bedürfnisse mit denen eines anderen harmonieren. Ablehnung hilft uns, unsere Energie auf Menschen zu richten, mit denen eine harmonische Beziehung möglich ist.
- Wenn jemand Sie ablehnt, bedeutet das nicht, dass etwas falsch an Ihnen ist. Es bedeutet lediglich, dass es in diesem Fall keine Passung gibt.
Freude über Ablehnung und Interesse
Die richtige Haltung ist, sich über beides zu freuen: über Interesse und Desinteresse, über Zustimmung und Ablehnung.
Ablehnung schützt uns vor einer unglücklichen Beziehung und gibt uns die Chance, uns auf jemanden zu konzentrieren, mit dem eine glückliche Beziehung möglich ist.
Wir können lernen
Machen Sie sich bewusst, dass Ablehnung keine Katastrophe ist, sondern eine wertvolle Information. Erinnern Sie sich immer wieder daran, wenn Ihnen Ablehnung begegnet, und trainieren Sie, nicht negativ, sondern positiv zu reagieren. Übung macht den Meister!
Nutzen Sie die Möglichkeiten des Kennenlernens – sei es online oder offline –, um offen Ihr Interesse zum Ausdruck zu bringen. So werden Sie zwangsläufig auch auf Ablehnung stoßen, aber das ist gut. Diese Ablehnung gibt Ihnen die Chance, eine gesunde, positive Einstellung zu ihr zu entwickeln. Klappt es gedanklich, klappt es später auf emotional.
Es mag anfangs schwer erscheinen, aber mit der Zeit wird es Ihnen immer leichter fallen, mit Ablehnung umzugehen. Dazu gehört auch, selbst abzulehnen. Klare Kommunikation ist der Schlüssel: Wenn es für Sie nicht passt, sagen Sie es – das tut Ihnen und der anderen Person gut, die wechselseitigen Ressourcen besser einzuteilen und sich neu zu orientieren.
Eine neue Leichtigkeit in der Partnersuche
Wenn Sie diesen Ansatz verinnerlichen, wird auch eine neue Leichtigkeit in Ihre Partnersuche eintreten. Sie müssen nicht mehr abwarten, um Ablehnung zu vermeiden. Gehen Sie den ersten Schritt – und wenn es nicht passt, sagen Sie es freundlich und offen. Das Gleiche gilt auch, wenn es passt: Warten Sie nicht darauf, dass der andere es sagt, sondern sagen Sie es selbst.
Der Lohn der ersten Schritte
Jeder Anfang ist schwer, und manchmal müssen wir uns überwinden. Doch aus Erfahrung mit vielen Klient:innen im Coaching weiß ich, dass es meist gelingt, wenn die ersten Schritte getan sind.
Am Ende werden Sie reich belohnt:
Sie werden sehen, dass Sie plötzlich mehr Gelassenheit und Freude in der Partnersuche empfinden. Das Leiden hat ein Ende, und die Freude am Prozess der Partnerfindung kann beginnen.
Wie denken Sie selbst über “Ablehnung“, was sind Ihre Erfahrungen bei der Online-Partnersuche? Schreiben Sie uns diese gerne unten in die Kommentare – ich freue mich!
Weitere Links:
Hallo,
also beim Online Dating auf anderen Plattformen, war meine Haltung genau die von Herrn Gebauer beschriebene. Und vor allem Frustration.
Gerade als Mann aus der Provinz ist das ein besonderes Thema.
Und da nicht frustriert zu werden, bis hin zur völligen Ablehnung von Frauen, ist schon ne Kunst.
Und ich bin schon seit Jahren an dem Punkt, an dem ich Frauen aus meiner Region eigentlich hasse. Das ist nicht schön,aber eine Tatsache.
Gleichklang lockert dieses Bild immer bisschen auf, aber es ist schon schwer.
Dazu kommt dann noch Pornographie, die ich heran ziehe , wenn ich frustriert bin. Und die verzerrt dann mein Bild von Frauen komplett. Gut, dass Gleichklang gibt, die klären wenigstens auf.
Ich finde es sehr gut, dass Du Dein Erleben zum Ausdruck bringen kannst. Ebenso Dein Erkennen über die Verzerrung des Frauen-Bildes, welche es Dir nämlich letztlich nicht einfacher macht, eine Partnerin zu finden. Das ist der erste Schritt. Wichtig ist für Dich, die Situation als Single anzunehmen, Dir wirklich Sinn im Alltag aufzubauen und dann die Suche nach einer Beziehung mit der notwendigen Gelassenheit anzugehen. So kann es auch gelingen, die Verärgerung oder Verbitterung zu überwinden und das Frauen-Bild wieder zu entzerren.
Ich bin in Deutschland geboren und aufgewachsen, habe hier mein Studium abgeschlossen und verfüge über ein gutes Auskommen. Was ein großes Handicap für den üblichen Datingmarkt darstellt, ist meine dunkle Hautfarbe. Ich habe keine guten Erfahrungen mit den zwei großen Datingportalen aus einem Hause gemacht. In den früheren Versionen, als die Bilder noch verpixelt waren, kam es zu vielen schriftlichen Kontakten bis zum Tag der Entscheidung, wenn wir die Bilder freigegeben hatten. Danach versiegte das Interesse schnell oder wurde sofort beendet. In den nachfolgenden Versionen, bei denen die Fotos von vornherein freigegeben sind, erfolgte von Frauen keine Kontaktaufnahme, während meine nicht oder stereotyp erwidert wurde und kein Wunsch nach weiterer Kommunikation bestand. Meine Erfahrungen mit Gleichklang sind positiver. Es gab mehr Austausch, obwohl ich als schwarz erkennbar war, und ich bin gerade zuversichtlich, dass sich eine stabile Beziehung ergibt. Dennoch würde ich eine Abfrage empfehlen, ob Mitglieder bereit sind, einen dunkelhäutigen Menschen zu daten. Das verringert die Frustration. Evtl. eigenes Blogthema!?
Die von Dir beschriebene Erfahrung macht noch einmal deutlich, wie stark wir insgesamt ein Problem mit internalisiertem Rassismus, der manchen nicht einmal bewusst ist. Neben dem expliziten Rassismus (“ich mag keine”), gibt es einen impliziten Rassismus, der nicht direkt unsere Handlungen bestimmt, aber unsere expliziten Impulse verstärken oder abschwächen kann. So kann das „anstrengende“ Schreiben einer Erstnachricht durch eine rassistische implizite Grundhaltung z. B. abgeblockt werden.
In dem laufenden Test-Projekt der Harvard Universität zu impliziten Vorurteilen finden sich stabile und unglaublich konsistente Vorurteile, die in unseren Gesellschaften offenbar fest konditioniert sind. Da solche Vorurteile nicht angeboren sein können, macht dies deutlich, wie sehr Rassismus und Vorurteile in unseren scheinbar offenen und freien Gesellschaften verankert sind, so stark, dass massenweise und konsistent Vorurteile in unseren Gehirnen verankert sind.
Das zeigt sich nun auch beim Dating. Einerseits ermöglichen Dating-Apps etc. schon, dass wir einmal über unseren Tellerrands hinausschauen, andererseits werden eben doch sofort vorhandene rassistische Muster aktiviert und führen zu dem von Dir beschriebenen Phänomen.
Da bei Gleichklang insgesamt reflektierter vorgangen wird (keine Sekundenbotschaften etc.) und sich hier auch im Durchschntit reflektiertere Menschen befinden, sind die Chancen sicherlich besser, dass jemand sich durch Reflexion über implizite Vorurteile hinwegsetzt bzw. diese gegen die bewusste antirassistische Entscheidung ihre Handlungswirksamkeit verlieren.
Aus einer Umfrage vor einiger Zeit konnte ich aber u.a. entnehmen, dass wir bei Gleichklang ein Problem mit Islamophobie haben, wobei Vorurteile mit Fakten verwechselt werden. Muslim:innen bei Gleichklang treten beispielsweise in großer Mehrheit für Akzeptanz und Gleichberechtigung von Menschen aller sexuellen Orientierungen, Geschlechter/Gender ein, was aber nichts daran ändert, dass sie eine geringere Resonanz erhalten.
Beim Dating kann sich Rassismus auch als Präferenz tarnen, psychologisch können wir tatsächlich rassistische Präferenzen überwinden, wenn wir es wollen. Wir können Menschen aller ethnischen Merkmale des Äußeren lieben und attraktiv finden, wenn die Grundparameter zwischen uns stimmen.
Die Abfrage haben wir bisher dezidiert unterlassen, weil wir befürchten, dadurch rassistische Dating-Tendenzen zu normalisieren. Bei Religion gibt es die Abfrage, aber das ist auch etwas anderes, weil der Wunsch z.B. nach dem gemeinsamen Leben einer Religion nicht in sich bereits zu überwindende Vorurteile beinhaltet. Allerdings könnte diese Argumentation ihre Gültigkeit verlieren, wenn die direkt von rassistischer Ignoranz Betroffenen solch eine Abfrage trotz ihres Normalisierungs-Charakter wollten. Insofern ist dies fraglos ein wichtiges Thema für eine künftige Umfrage und auch für einen Blog-Artikel.
Herzlichen Dank für Deinen ausführlichen Kommentar
“Ich bin in Deutschland geboren und aufgewachsen, habe hier mein Studium abgeschlossen und verfüge über ein gutes Auskommen. Was ein großes Handicap für den üblichen Datingmarkt darstellt, ist meine dunkle Hautfarbe.”
Bei mir ist es das Gleiche nur bin ich weiß ohne Migrationshintergrund. Zusätzlich durchschnittliche Körpergröße sowie durchschnittlicher BMI, und trotzdem mache ich die gleichen Erfahrungen wie du. Ich bin 40 Jahre und Absoluter Beginner.
Damit will ich nicht sagen, dass es keinen Rassimus gibt und du wegen deiner Hautfarbe nicht abgelehnt wirst, sondern dass die Liste der Must-Haves und No-Gos von Frauen sehr lang ist und die Hautfarbe oder Rasse nur ein einziger Punkt ist.
Ich war von 20 bis 35 die Hälfte der Zeit ohne Einkommen und die andere Hälfte der Zeit mit durchschnittlichen Einkommen. Jetzt habe ich seit 5 Jahren ein hohes Einkommen und kann keinen signifikanten Unterschied beim Dating feststellen.
Ich schätze mal, wenn du morgen weiß wärst und ich z.B. 1.85 cm groß, dann wäre unsere Situation vermutlich immernoch nicht signifikant besser 😉
Das Problem ist die schiere Masse an Ablehnungen.
Auf anderen Plattformen erlebt man das als Mann ständig. Wenn 3 Frauen von 100 angeschriebenen überhaupt antworten ist das schon gut, hat man mir mal gesagt.
Sich über Ablehnung zu freuen und nicht frustriert oder aggressiv zu werden ist da schon etwas viel verlangt.
Wie es bei Gleichklang ist kann ich aber noch nicht beurteilen.
Beim einer großen US-Amerikanischen Dating-App schwankt die Antwortrate auf eine Zuschrift durch einen Mann je nach Altersunterschied zwischen minimal 1 % und maximal 9 %, hier ein Graph dazu. Allerdings sind bei Dating-Apps auch ca. 80 % Männer, Frauen erhalten viele Zuschriften und auch viele unmögliche Zuschriften. Die Frau, dass ein Mann einer Frau antwortet schwankt zwischen minimal 12 % bis maximal 23 %. Bei Gleichklang liegen beide Raten im Durchschnitt bei ca. 68 %, aber es wird auch viel weniger eine Erstnachricht versandt. Wenn die Rate bei unter 30 % liegt und es genug Erstnachrichten gab, die geschrieben wurden, macht es Sinn, noch einmal das eigene Profil und die eigenen Erstnachrichten zu reflektieren.
Mit dem “über Ablehnung freuen” meinte ich weniger die Nicht-Antworten, sondern explizite Absagen. Bei den Nicht-Antworten sollten wir einfach in einer Woche freundlich, interessiert und einladend noch einmal nachfragen.
Ich bin in meinem Fall wie auch der männliche Durchschnitt an eben den schlanken und attraktiven Frauen interessiert, kann aber gleichzeitig nicht das bieten, was sich die durchschnittliche Frau wünscht: Status, Einkommen und Körpergröße. Ich müsste meine Ansprüche runterschrauben, aber ich kann nicht, es ist ein Dilemma.
In gewissen Grenzen können wir unsere Präferenzen anpassen. Wir sehen dies bei Paaren, die altern und sich weiterhin attraktiv finden. Wir sehen aber ebenfalls, dass mit wachsendem Alter doch auch einige körperliche Kriterien, wie altersbezogener Look und sogar die Körperfigur sich bei einer Reihe von Personen auflockern. Auch ist z. B. bezüglich der Figur schlüssig belegt, dass individuelle Figur-Präferenzen sich z. B. durch Medienberichterstattung ändern. Womöglich sind also auch Dir ein paar Flexibilisierungen möglich, die es leichter machen könnten.
Irgendwie hatte ich gehofft, dass heute die “Repertory Grid Analyse” Thema ist.
Mit dem Thema “Incels” hast du dich aber an ein hitziges Thema rangewagt. Ich meine mittlerweile ist ein signifikanter Teil der weltweiten Amokläufer Incels. Incels und Femcels sind ja untereinander auch heftig verfeindet, obwohl es paradox ist, da sich beide Gruppen eigentlich die Beziehungen geben könnten nach denen sie sich sehnen, aber vermutlich haben beide Seiten nicht die gewünschten Eigenschaften der anderen Seite.
Da es bei dem Thema nicht um das Nicht-Antworten, sondern um Absagen geht. Wie lassen sich die Aggressionen/Depressionen dann mit deinen geschilderten Nachrichten von frustrierten Gleichklang-Mitgliedern vereinbaren? Du hast ja mal gesagt, dass die überwältigende Mehrheit von negativen Nachrichten an dich und Gleichklang von Mitgliedern kommt, welche über unbeantwortete Nachrichten frustriert sind und sich nur gelegentlich mal jemand über Absagen beschwert.
“Der Spruch „Auf jeden Topf passt ein Deckel“ hat im Grunde seine Berechtigung” Im Absolute Beginner Forum gibt es auf diesen Spruch als Reaktion immer “aber es gibt nicht genug passende Deckel für alle Töpfe”. 😀
Dass sich bei mir vorwiegend Beschwerden wegen Nicht-Antworten häufen, hängt glaube ich damit zusammen, dass für Nicht-Antworten noch stärker eine Verantwortung der Dating-Plattform gesehen wird als für explizite Absagen. Eine Nicht-Antwort wird auch als eine Art Absage erlebt, aber sie ist unbestimmter und es bleibt den Betroffenen unklar, ob es an ihrer Person oder dem Profil liegt oder die andere Person ggf. nicht aktiv ist etc.
Ich denke, es gibt auch genug Deckel für die Töpfe, aber sie müssen gefunden werden und sie müssen dann auch für eine Beziehung bereit sein, wenn es ernst wird.
Die Repertory-Grid-Analyse habe ich weiter verschoben, weil ich glaube, dass sie für die meisten Leser:innen, denen es konkret um ihre Partnersuche geht, weniger interessant ist. Wenn ich es zeitlich schaffe, werde ich eines Tages auch einen Coaching-Blog schreiben und dort würde sie wirklich hineinpassen.
Auch ich habe mich in dem Bericht wiedererkannt.
Anfangs habe ich Absagen darauf bezogen, dass ich etwas falsch mache. Bis mir klar wurde, dass es nichts nützt, wenn ich mich mit jemandem zusammen tue, der etwas ganz anderes als mich, so wie ich nunmal bin, sucht.
Liebe ist ein seltenes Ereignis. Dieser Satz, der so (oder ähnlich) mal in einem Gleichklang-Blog stand, war für mich wichtig.
Tatsächlich habe ich nun, nach einer längeren Zeit des Single-Daseins (oder Fast-Single-Daseins) eher das Problem, dass eine Beziehung besser sein müsste, als alleine zu leben. Sonst möchte ich keine Beziehung.
Das ist aber selten der Fall.
Viele Vorstellungen (z.B. Ich solle ein Abendessen auf den Tisch stellen; ich soll 24/7 verfügbar sein, zusammen ziehen, in das Eigentum des anderen übergehen; ich soll permanent bewundern und unkritisch sein; ich soll einfach und umgänglich sein und keinerlei Probleme bieten usw.) passen nicht in mein Erleben und zu meiner Vorstellung von Beziehung. Ich möchte eine moderne Beziehung mit einer sicheren und eindeutigen Bindung einerseits und genug Freiheiten auf beiden Seiten andererseits.
Selten hat meine Ablehnung etwas damit zu tun, dass jemand nicht so aussieht, wie ich es mir vorstelle oder gar mit dem Einkommen. Ich will einfach, dass beide auch ohne Beziehung unabhängig voneinander leben können. Ich glaube auch nicht, dass die Hautfarbe für mich eine Rolle spielt. Finde Menschen unabhängig davon attraktiv oder nicht bzw. andere Kriterien sind für mich wichtig wie z.B. ob ich das Gefühl habe, dass unsere Wert übereinpassen oder dass eine Kommunikationsebene möglich sein wird.
Trotzdem tut Ablehnung weh. Ich bin traurig, wenn ich mit jemandem ins Gespräch kam und ich dann feststellen muss: Es passt mit uns beiden nicht. Manchmal sind das sogar Menschen, die ich achte und schätze. Aber Liebe ist nunmal nicht erzwing- oder planbar. Und weniger als Liebe möchte ich nicht mehr. Mein Leben ist okay, wie es ist.
Ich müsste also das Gefühl haben, dass ein Bedürfnis nach Gespräch entsteht, dass wir reden wollen und sich daraus zunehmend Vertrautheit ergibt. Das darf ruhig Zeit kosten.
Es ist also theoretisch richtig, dass wir Ablehnung positiv bewerten sollten. Sie gibt uns die Freiheit, nach Passenderem zu suchen. Aber emotional fühlt es sich dennoch nach Ablehnung an und das ist erstmal traurig.
(Gönne mir deshalb gelegentlich Dating-Pausen. Versuche mir, die Traurigkeiten zu erlauben und mir genug Zeit zu geben, sie zu verarbeiten.)
Dass eine Beziehung besser sein sollte, als alleine zu leben, ist ein ausgezeichneter Kompass. Sachlage ist nun einmal, dass nicht nur unglückliche, sondern auch neutrale Beziehungen nicht zu mehr, sondern zu weniger Lebenszufriedenheit führen als das Single-Dasein. Nur eine tatsächlich glückliche Beziehung verbessert die Lebensfreude.
Die von Dir genannten Beziehungsvorstellungen sind ebenfalls gut reflektiert und Du kannst sie in die Partnersuche einbringen.
Wichtig ist aber auch, dass wir nicht umgekehrt in einen Ablehnungsmodus hineingeraten. Auch das kann passieren. Wir sind ziemlich zufrieden mit unserem Leben und jetzt stört uns jede Veränderung. Wenn dies so ist, können wir uns entweder für das Leben als Single entscheiden, oder wir müssen uns noch einmal umstrukturieren.
Schmerz bei Ablehnung, wenn wir Ablehnung grundsätzlich als eine für uns auch positive Information verinnerlicht haben, entsteht vorwiegend dann, wenn wir die andere Person doch interessant fanden oder aber, wenn wir doch etwas verbittert/unzufrieden mit unserem Single-Dasein sind.
Dating-Pausen können hilfreich sein und auch dazu dienen, noch einmal uns zu prüfen, ob wir eine Beziehung möchten.
Ich denke, Du bist durchaus auf einem guten Weg.