Mein Erfahrungsbericht
Vorgestern habe ich mich doch einmal auf einer anderen Dating-Plattform registriert. Die Plattform wendet sich an vegetarische und vegane Singles – so wurde meine Neugierde geweckt.
Die Anmeldung war wirklich unkompliziert und schnell:
- Geschlecht auswählen (gibt nur Mann oder Frau), Geburtsdatum, E-Mail bestätigen. Jetzt noch Körperstatur, Gewicht, Größe, Augenfarbe, Haarlänge – fertig. Freien Text und Einstellen eines Fotos überspringe ich. Berlin lege ich als Suchort fest. Keine weiteren Angaben notwendig.
Es war schon spät und so hatte ich vor, mich erst am nächsten Tag um eine Vervollständigung meines Profils zu kümmern. Das war jedoch gar nicht erforderlich.
Ich war nämlich bereits über Nacht beliebt geworden:
- Monika, Elisabeth und Jennifer haben mir bereits geschrieben.
- für drei andere Partnersuchende ware ich einer ihrer Favoriten.
- zwei Damen fanden mein Profil interessant.
- besucht hatten mein Profil bereits 20 Personen.
- acht dieser 20 Damen taten den ersten positiven Schritt auf mich zu getan (Interessant-Einstufung, Favoriten, Nachricht).
Da sage noch jemand, Frauen warteten ab und Männer müssten aktiv werden!
Risikofrei mit Garantie
Viel weiter bin ich dann aber doch nicht gekommen:
- die Nachrichten kann ich nicht lesen, dazu muss ich erst einmal eine kostenpflichtige Premium-Mitgliedschaft abschließen.
Hierfür muss ich mich freilich beeilen. Denn die Nachrichten werden sonst gelöscht.
Heute hieß es dann aber beruhigend, noch sei die Löschung nicht vollzogen.
Eine freundliche Plattform – und es kommt noch besser:
- kein Treffen = Geld zurück und dies sogar garantiert!
Ich habe eine weitere Benachrichtigung erhalten – Betreff: Du bist beliebt!
Besseres Verständnis für Kritik
Jetzt verstehe ich so manche Kritik an Gleichklang besser:
- “noch nie so wenig Resonanz gehabt wie auf Gleichklang”, “musste mich durch gefühlt tausend Fragen quälen”, “kann nicht kostenlos testen”, “kaufe keine Katze im Sack”.
Meine aktuelle Dating-Erfahrung zeigt, dass es wirklich anders geht:
- keine tausend Fragen, sondern nur acht
- nicht einmal mein gesuchtes Geschlecht musste ich eingeben, das war dem Programm sofort klar (Mann sucht Frau)
- kein Mangel an Resonanz, sondern sofort erhaltene Interessant-Einstufungen, Favoriten-Auswahl und Nachrichten an einem Tag
- keine “Katze im Sack“, sondern bereits drei Damen, die mich kennenlernen wollen
- kein Risiko, weil Geld zurück, wenn kein echtes Date
Verschiedene Möglichkeiten
Wer nun meint, dies wäre ein Extrem-Beispiel, irrt:
- Millionen Menschen sind genau auf solchen Plattformen unterwegs.
Die Verbraucherzentralen haben eine Liste noch ganz anderer Dating-Plattformen veröffentlicht:
- bei diesen Plattformen steht in den AGB, dass alle Kontaktaktivitäten gleich durch bezahlte Mitarbeiter:innen übernommen werden.
Niemand braucht sich also mehr über mangelnde Resonanz zu beklagen. Jede Nachricht wird beantwortet.
Schöne neue Dating-Welt.
Manche Menschen verbringen übrigens monatelang ihrer Zeit auf solchen Plattformen, manche sogar länger. Einen aufschlussreichen Film zu diesem Phänomen von STRG-F können Sie hier anschauen.
Dating-Apps ein besonders Feld
Rechnen wir die Dating-Apps dazu, sind sogar Milliarden Menschen auf derartigen Plattformen unterwegs.
Allerdings ist das nicht ganz fair:
- schließlich kann man die Dating-Apps wirklich in großen Teilen kostenlos nutzen, ohne beim “kostenlos” bereits am Senden einer Nachricht zu scheitern.
- es gibt hier auch keine bezahlten Chat-Moderator:innen.
Aber es ist dennoch kein Zufall, dass die Männer-Rate solcher Apps zwischen 73 % bis 91 % schwankt und dass es kaum jemanden über 45 und schon gar niemanden über 65 gibt, der solche Apps nutzt.
Ausgeglichener ist die Altersverteilung allerdings für Dating-Apps, die sich auf die LSBTQ-Community (lesbisch, schwul, bisexuell, transgender, queer) spezialisiert haben.
Gemeinsam ist allen Apps, dass ein Profil in weniger als einer Minute erstellt wird und schon geht es los. Auf Wiedersehen ihr “gefühlt tausend Fragen“!
Es gibt noch ein weiteres Merkmal dieser Apps – sie sind nämlich darauf angelegt, die Nutzungszeit der Teilnehmenden zu maximieren und daher für manche Menschen regelrecht suchterzeugend.
In der psychologischen Literatur gibt es jedenfalls bereits eine Reihe von Studien, die sich mit problematischer App-Nutzung beschäftigen und sogar ein hierfür eigens entwickeltes Testverfahren.
Es sind nicht allein die Menschen selbst – frei nach dem Motto “selber schuld” – sondern es ist die Struktur der Dating-Systeme, die das von den Plattformen gewünschte Verhalten erzeugt.
Die Triebkraft der Dating-Apps lautet:
- kurzfristige Belohnungsreize
Gut nachvollziehbar dargestellt wird dieser Zusammenhang in diesem Film von Arte.
Menschen können sich durch Facebook-Algorithmen radikalisieren und in imaginäres Paralleluniversen abgleiten (die Querdenker-Bewegung ist aktuell das beste Beispiel hierfür).
Auf ähnliche Weise führen die Strukturen der Algorithmen dazu, Menschen zu dauerhaften Nutzer:innen von Dating-Apps zu machen, deren Zufriedenheit umso mehr wächst, desto weiter sie sich vom Ziel einer dauerhaften Beziehung entfernen.
Und Gleichklang?
Und so komme ich heute aus Zeitmangel viel schneller als sonst zum Abschluss meines Artikels, indem ich eine Bewertung über Gleichklang zitiere, die ich im Internet fand:
- “Kein amüsant-beliebiges “Schaufenster-Gucken”, sondern Beziehungsanbahnung, die der Komplexität des Individuums Rechnung trägt. Dafür muss mensch halt realistischerweise die Bereitschaft zur Geduld mitbringen.”
Wer dies nachvollziehen kann und sich durch die oben zitierten Kritiken (die alle stimmen!) nicht verschrecken lässt, ist herzlich eingeladen, Mitglied zu werden oder Mitglied zu bleiben.
Trotz aller unerfüllbarer Wünsche, eignen wir uns nämlich für eines dann doch:
- die Begründung von partnerschaftlichen Beziehungen und Freundschaften!
(In meinem nächsten Blog-Artikel werde ich übrigens über Erfahrungen von Gleichklang-Paaren berichten. Sie haben oder hatten bei Gleichklang jemanden kennengelernt? Bitte beteiligen Sie sich jetzt noch an der laufenden Umfrage, danke!).