Ein Thema, was alle angeht!
Behinderungen, körperliche Erkrankungen, seelische Erkrankungen, sexuelle Funktionsstörungen und Partnersuche – dies ist kein Randthema, sondern es geht jeden an:
- wir mögen selbst jetzt oder später betroffen sein oder werden, irgendwann ist dies bei den meisten Menschen mehr oder weniger stark ausgeprägt der Fall
- Familienangehörige, Freunde oder Bekannte sind betroffen
- wir begegnen bei der Partnersuche jemanden, der betroffen ist
- wir sind von einer dieser Situationen selbst betroffen und suchen nach Partnerschaft
- ein Partner oder eine Partnerin wird im Verlauf der Beziehung betroffen.
Dieser Artikel beschäftigt sich mit folgenden Fragen:
- Wie ist die Situation von Menschen mit Beeinträchtigungen bei der Partnersuche und bei Gleichklang?
- Welche Unterschiede bestehen zwischen verschiedenen Bereichen, wie Körperbehinderung, Sinnesbehinderung, seelische Erkrankung, körperliche Erkrankung, HIV-Infektion, Lernbehinderung oder Sprachstörung?
- Wie hoch sind Bereitschaft und Interesse, Menschen mit Beeinträchtigungen für eine Partnerschaft kennenzulernen? Wie wirkt sich der Schweregrad aus?
- Was sind die Gründe von Menschen, die hierzu nicht bereit sind? Sind die Gründe nachvollziehbar oder womöglich veränderbar?
- Wie unterscheiden sich Menschen mit oder ohne Beeinträchtigungen im Hinblick auf ihre Akzeptanz für einen Beziehungspartner mit Beeinträchtigung?
- Welche Probleme erleben Menschen mit Beeinträchtigungen bei der Partnersuche und wie sind diese lösbar oder bewältigbar?
- Welche Empfehlungen können Menschen ohne oder mit Beeinträchtigungen für ihre Partnersuche gegeben werden?
Die Antworten erfolgen auf der Basis von den Angaben von Gleichklang-Mitgliedern für ihre Partnersuche, einer aktuellen Umfrage unter Gleichklang-Mitgliedern mit derzeit 734 Teilnehmenden, sowie einer Sichtung anderer Literatur.
Wie ist die Situation von Menschen mit Beeinträchtigungen bei der Partnersuche?
Allgemeine Situation
Studien in den USA (entnommen aus dieser Quelle) zeigen, dass die aktuelle Verheiratetenrate von Menschen mit Behinderungen mit 41 % deutlich geringer ist als von Menschen ohne Behinderungen (52 %).
Allerdings gibt es erhebliche Unterschiede zwischen den Arten von Behinderungen, wobei besonders niedrige Heiratsraten vorliegen bei Personen mit Lernbehinderungen, geistigen Behinderungen und Mehrfachbehinderungen.
Zudem gibt es Hinweise, dass behinderte Frauen mehr Probleme haben, einen Partner zu finden, als behinderte Männer.
Heirat ist nicht gleich Partnerschaft, aber Heirat und Partnerschaft korrelieren stark und aus Daten zu Heiraten kann daher auch insgesamt auf die partnerschaftliche Situation geschlossen werden.
Diese Daten geben einerseits Grund zur Besorgnis, andererseits aber auch zur Hoffnung. Denn obwohl Unterschiede bestehen, sind diese keineswegs sehr stark ausgeprägt.
Die Wahrscheinlichkeit einer Heirat ist letztlich – über alle Behinderungen betrachtet – nur moderat reduziert.
Anders sieht es freilich bei Lernbehinderungen und noch stärker bei geistigen Behinderungen und Mehrfachbehinderungen aus, wo erheblich größere Schwierigkeiten bestehen.
Grundsätzlich gilt aber auch in diesen Fällen, dass Partnerschaften möglich sind und es hierfür auch viele positive Beispiele gibt.
- das Bedürfnis nach Partnerschaft ist universell. Es besteht bei Menschen mit Behinderungen ebenso wie bei Menschen ohne Behinderungen.
Situation bei Gleichklang
Häufigkeit verschiedener Einschränkungen oder Problembereiche
Aktuell erfassen wir bei der Partnervermittlung:
- Körperbehinderungen
- Angewiesensein auf den Rollstuhl
- körperliche Erkrankungen
- schwere körperliche Erkrankungen
- seelische Erkrankungen
- schwere seelische Erkrankungen
- sexuelle Funktionsstörungen
- HIV-Infektion.
Wir differenzieren bei der Vermittlung aber noch nicht zwischen Behinderungen der Beweglichkeit, Sinnesbehinderungen (z. B. Blindheit, Taubheit, Einschränkung der Sehkraft, Schwerhörigkeit), Lernbehinderungen (reduzierte Intelligenz, aber keine klinische Intelligenzminderung) und Sprachstörungen (z. B. Aphasie, Stottern, Poltern etc.). Wir haben hierzu aber in einer aktuellen Umfrage Erhebungen durchgeführt und werden unsere Vermittlung in Kürze hier differenzierter gestalten.
Nach den Angaben der Mitglieder liegen aktuell folgende Häufigkeiten der erhobenen Bereiche vor:
- Körperbehinderung – 7,9 %
- Rollstuhl – 0,6 %körperliche Erkrankung – 12,5 %
- schwere körperliche Erkrankung – 0,9 %
- seelischer Erkrankung – 16,2 %
- schwere seelische Erkrankung – 1,5 %
- sexuelle Funktionsstörungen – 10,7 %
- HIV-Positive – 1,3 %
Die Verteilungen zwischen Männern und Frauen unterscheidet sich hier nicht wesentlich, sodass ich auf detaillierte Angaben verzichte. Auffällig ist allerdings, dass Intersexuelle in allen Bereichen deutlich überrepräsentiert sind.
- aktuell sind 28 % der Mitglieder, also deutlich mehr als jedes vierte Mitglied, von mindestens einer der oben genannten Einschränkungen oder Problembereiche betroffen.
- bei den Frauen sind es 26,2 %, bei den Männern mit 31,8 % etwas mehr und bei den Intersexuellen mit 60 % bedeutend mehr.
Gerade die letzten Zahlen machen deutlich, dass es sich nicht um ein Randphänomen handelt, zumal diese Zahlen nur die aktuelle Gegenwart beschreiben. Würde der Gesamtlebenslauf betrachtet (einschließlich der Zukunft, was natürlich nicht möglich ist), ergäben sich fraglos sehr viel höhere Zahlen.
Das Thema Partnersuche bei Beeinträchtigungen ist also im wahrsten Sinne des Wortes ein Thema mitten im Leben und mitten in der Gesellschaft.
Akzeptanz-Vermittlung bei Gleichklang
Gleichklang unterscheidet sich von Plattformen, die sich auf Menschen mit Behinderungen oder Einschränkungen spezialisiert haben, durch unser Akzeptanz-Prinzip.
Hiermit streben wir sowohl hohe Vermittlungschancen als auch eine möglichst hohe Inklusivität an.
Das Akzeptanz-Prinzip bei Gleichklang lässt sich entsprechend folgendermaßen am besten charakterisieren:
- Gleichklang ist nicht spezifisch darauf ausgerichtet, Menschen mit Einschränkungen untereinander zu vermitteln, auch wenn selbstverständlich solche Partnerschaft oder Freundschaften bei Gleichklang entstehen können
- als Vermittlung-Prinzip wird vielmehr die Akzeptanz zugrunde gelegt, die über die Beantwortung der Frage erhoben wird “Gehen sie auch gerne eine Partnerschaft ein mit einem Menschen mit … “
- diese Akzeptanz wird auf einer fünfstufigen Skala erhoben, von starke Ablehnung über vielleicht bis hin zu starke Zustimmung
- Menschen mit Einschränkungen können selbst entscheiden, ob sie eine Vorauswahl der Vorschläge nach Akzeptanz wünschen, oder lieber sich zunächst einmal mit allen möglichen Vorschlägen (auch bei fehlender Akzeptanz) auseinandersetzen möchten
- Hintergrund dieser Ausrichtung ist, dass Menschen mit Beeinträchtigungen bei Gleichklang die gleiche Freiheit haben sollen wie alle anderen Mitglieder auch. Es steht Ihnen daher das Recht zu, für sich selbst den besten Weg der Partnersuche zu entscheiden (mit Berücksichtigung oder ohne Berücksichtigung der Akzeptanz)
- durch das Akzeptanz-Prinzip wollen wir gleichzeitig diejenigen Mitglieder vor Enttäuschung, Zurückweisung und Verletzung schützen, die es möglichst vermeiden möchten, von anderen Mitgliedern aufgrund ihrer Einschränkung zurückgewiesen zu werden
- durch das Akzeptanz-Prinzip soll aber auch der Verlauf entstehender partnerschaftlicher Beziehungen positiv beeinflusst werden, da eine bereits von vornherein vorhandene Akzeptanz gute Voraussetzungen für die Vertiefung und Aufrechterhaltung einer Beziehung darstellen kann
- Mitglieder mit Beeinträchtigungen, die Wert auf die Akzeptanz legen, erhalten ausschließlich solche anderen Mitglieder vorgeschlagen, wo die Akzeptanz nicht verneint worden ist
- Vorschläge mit “vielleicht” erfolgen trotzdem, da hier bereits eine Offenheit vorhanden ist, die bei guter Passung in anderen Bereichen zu einer positiven Beziehungs-Entscheidung führen kann
- der Einbezug des “vielleicht” soll auch die Inklusivität fördern und es verhindern, dass vorhandene Beziehungschancen ungenutzt bleiben.
Akzeptanz bei Gleichklang-Mitgliedern
Wie sieht es mit der Akzeptanz für Einschränkungen bei Gleichklang-Mitgliedern aus?
Hier werden im Folgenden die direkten Suchangaben aller Gleichklang-Mitglieder ausgewertet, wobei auch Unterschiede der Geschlechter (Frau, Mann, Intersexuell) untersucht werden.
Außerdem erfolgt die Auswertung unserer aktuellen Umfrage, in der noch differenzierter verschiedene Arten von Beeinträchtigungen abgefragt wurden.
Partner/in mit Körperbehinderung
18,6 % der Mitglieder geben explizit an, dass sie auch an einer Partnerschaft mit einem Menschen mit Körperbehinderung interessiert sind. Zusätzlich beantworten diese Frage 35,8 % der Mitglieder mit “vielleicht”. Somit ergibt sich eine Grundakzeptanz im Sinne einer Offenheit bei 54,4 % der Mitglieder. Dabei ist diese Grundakzeptanz bei Männern und Frauen ungefähr gleich stark ausgeprägt. Sehr viel höher ist die Akzeptanz aber bei intersexuellen Mitgliedern, von denen 78 % eine Akzeptanz dezidiert bejahen oder mindestens mit “vielleicht” beantworten.
Partner/in im Rollstuhl
4,8 % der Mitglieder gehen auch gerne eine Partnerschaft mit jemanden im Rollstuhl ein. 6,0 % beantworten diese Frage mit “vielleicht“, sodass eine Grundakzeptanz im Sinne von Offenheit bei 10,8 % der Mitglieder besteht. Bei Männern und Frauen ist diese Grundakzeptanz wiederum im Wesentlichen vergleichbar, sehr viel höher ist die Grundakzeptanz jedoch erneut bei Intersexuellen, wo sie 30 % erreicht.
Partner/in mit körperlicher Erkrankung
19,6 % der Mitglieder bejahen die Frage, ob sie auch gerne eine Partnerschaft mit jemand mit körperlicher Erkrankung eingehen möchten. 37,2 % der Mitglieder beantworten diese Frage mit “vielleicht“. Es ergibt sich entsprechend eine Grundakzeptanz von 56,8 %. Bei vergleichbarer Grundakzeptanz zwischen Männern und Frauen weisen intersexuelle Mitglieder sogar eine Grundakzeptanz von 80 % auf.
Partner/in mit schwerer körperlicher Erkrankung
3 % der Mitglieder bejahen die Akzeptanz für eine Partnerschaft mit jemanden mit schwerer körperlicher Erkrankung. 8,8 % beantworten diese Frage mit “vielleicht“, sodass sich eine Grundakzeptanz von 11,8 % ergibt. Erneut sind Unterschiede zwischen Männern und Frauen unwesentlich, während Intersexuelle mit 24 % deutlich häufiger eine Grundakzeptanz aufweisen.
Partner/in mit psychischer Erkrankung
15,8 % der Mitglieder bejahen die Akzeptanz für eine Partnerschaft mit jemanden mit psychischer Erkrankung. 24,1 % beantworten diese Frage mit “vielleicht“. Es ergibt sich insofern eine Grundakzeptanz von 39,9 %. Bei weitgehender Ähnlichkeit zwischen Männern und Frauen steigt die Grundakzeptanz bei Intersexuellen auf 70 % an.
Partner/in mit schwerer psychischer Erkrankung
2,9 % der Mitglieder bejahen die Akzeptanz für eine Partnerschaft mit jemanden mit schwerer psychischer Erkrankung. 5,7 % beantworten diese Frage mit “vielleicht“. Es ergibt sich insofern eine Grundakzeptanz von 8,5 %. Bei vergleichbarer Grundakzeptanz bei Männern und Frauen erreicht diese Grundakzeptanz bei Intersexuellen 24 %.
Partner/in mit sexueller Funktionsstörung
17,7 % der Mitglieder bejahen die Akzeptanz für jemand mit sexuellen Funktionsstörungen. 29,2 % der Mitglieder beantworten diese Frage mit “vielleicht“. Die resultierende Grundakzeptanz beträgt 46,9 %. Erneut ist sie bei Männern und Frauen ähnlich, liegt jedoch bei Intersexuellen mit 68 % erheblich höher.
Partner/in mit HIV
4,1 % der Mitglieder bejahen die Akzeptanz für eine Partnerschaft mit jemanden mit HIV. 11,3 % beantworten diese Frage mit “vielleicht“. Es resultiert eine Grundakzeptanz von 15,4 %. Erneut ist die Grundakzeptanz ähnlich bei Männern und Frauen, steigt aber auf 52 % bei Intersexuellen.
Häufigkeit der Grundakzeptanzen
Dies sind die absteigenden Häufigkeiten der Grundakzeptanz bei Gleichklang-Mitgliedern
- 56,8 % körperliche Erkrankung
- 54,4 % Körperbehinderung
- 46,9 % sexuelle Funktionsstörung
- 39,8 % psychische Erkrankung
- 15,4 % HIV
- 11,8 % schwere körperliche Erkrankung
- 10,8 % Rollstuhl
- 8,5 % schwere psychische Erkrankung
Aus diesem Prozentzahlen ist erkennbar, dass mehr als jedes zweite Mitglied eine Grundakzeptanz für bestehende körperliche Erkrankungen oder Körperbehinderungen bei einem möglichen Partner oder einer möglichen Partnerin aufweist.
Fast jedes zweite Mitglied formuliert ebenfalls eine Grundakzeptanz für das mögliche Bestehen einer sexuellen Funktionsstörung.
Recht hoch ist auch die Akzeptanz für eine bestehende psychische Erkrankung. 40 von 100 Mitgliedern sind grundsätzlich für eine Beziehung mit jemanden mit einer psychischen Erkrankung offen.
Erheblich geringer ist die Akzeptanz für eine Partnerschaft mit jemand mit HIV, wofür nur ungefähr jedes sechste Gleichklang-Mitglied offen ist.
Für eine Partnerschaft mit jemanden im Rollstuhl oder mit schwerer körperlicher Erkrankung ist nur noch ungefähr jedes zehnte Mitglied offen. Bei schwerer psychischer Erkrankungen reduziert sich diese Offenheit auf ungefähr jedes elfte Mitglied.
Für die meisten Mitglieder mit Beeinträchtigungen, die Wert legen auf das Vorhandensein einer Grundakzeptanz, ergibt sich zusammenfassend, dass etwas mehr oder etwas weniger als eine Halbierung der potenziell infrage kommenden “KandidatInnenanzahl” resultiert.
Dafür sinkt aber die Wahrscheinlichkeit, aufgrund der Beeinträchtigung zurückgewiesen zu werden. Ebenso sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass eine Beziehung nach ihrer Entstehung letztlich doch an mangelnder Akzeptanz für die Beeinträchtigung scheitert.
Bei schweren körperlichen oder schweren psychischen Beeinträchtigungen ergibt sich allerdings eine sehr viel stärkere Reduktion der “KandidatInnenanzahl“, wobei allerdings ohne diese Reduktion von einer sehr viel höheren Anzahl an Zurückweisungen auszugehen wäre.
Die Partnersuche für Menschen mit schweren körperlichen oder schweren psychischen Beeinträchtigungen ist also im Sinne sinkender Akzeptanz tatsächlich erschwert.
Die bestehende Grundakzeptanz von ungefähr bei jedem zehnten oder elften Mitglied lässt aber dennoch positive Vermittlungsaussichten erkennen, wenn verstärkt auf das Grundprinzip der “Vermittlung über die Zeit bis zum Erfolg” gesetzt und nicht vorzeitig aufgegeben wird.
Sonderfall HIV: In gewisser Weise einen Sonderfall bildet die HIV-Infektion, die bei vorliegender Grundakzeptanz bei nur ungefähr jedem sechsten Mitglied mit einer erheblichen Reduktion der Anzahl potenzieller “KandidatInnen” verbunden ist.
Es gelten hier grundsätzlich zunächst die gleichen Prinzipien wie bei Menschen mit schweren körperlichen oder schweren psychischen Beeinträchtigungen, deren Vermittlungsaussichten bei Gleichklang durch das Prinzip der Vermittlung über die Zeit entstehen.
Ein Sonderfall ist die HIV-Infektion dennoch, weil sie typischerweise nicht mit schweren körperlichen oder schweren psychischen Beeinträchtigung einhergeht. Ebenfalls bestehen mittlerweile – wie wissenschaftliche Befunde belegen – bei erfolgreich behandelter HIV-Infektion (Viruslast unterhalb der Nachweisschwelle) keine Ansteckungsrisiken mehr, auch nicht bei ungeschütztem Geschlechtsverkehr, sodass diesbezügliche Ängste in der Regel unbegründet sind.
Differenziertere Erhebung von Einschränkungen
In unserer aktuellen Umfrage haben wir differenzierter nach der Akzeptanz für verschiedenartige Beeinträchtigungen gefragt, wie Körperbehinderung, Sinnesbehinderung, seelische Erkrankung, Sprachstörung, Lernbehinderung, sexuelle Funktionsstörungen und HIV.
Anstatt in einem mehrstufigen Format, war diesmal die Akzeptanz zu verneinen oder zu bejahen, um die Antwortenden zu einer klaren Positionierung zu bewegen und Tendenzen zur Mitte zu vermeiden.
Es zeigten sich folgende Ergebnisse:
- mit 63,3 % wiesen Sinnesbeeinträchtigungen (Sehen, Hören, Sehen und Hören) die höchste Akzeptanz auf, gefolgt von Sprachstörungen mit 57,1 %.
- es folgten Körperbehinderungen und -erkrankungen mit 49,1 % und sexuelle Funktionsstörungen mit 48,5 %.
- mit etwas Abstand folgte eine Akzeptanz von 42,6 % für psychische Erkrankungen.
- die Akzeptanz für HIV betrug 24,2 %.
- die niedrigste Akzeptanz wiesen Lernbehinderungen mit 22,6 % auf.
Insgesamt sind die Ergebnisse sehr ähnlich zum mehrstufigen Format:
- erneut wird ersichtlich, dass ca. jedes zweite Mitglied eine Beziehung mit jemanden mit Körperbehinderung oder -erkrankung oder sexueller Funktionsstörung akzeptiert.
- seelische Erkrankungen werden erneut diesmal von sogar ungefähr 43 von 100 Mitgliedern akzeptiert.
- wiederum ist die HIV-Akzeptanz wesentlich niedriger.
- zudem zeigt sich zusätzlich, dass Sinnesbehinderungen und Sprachstörungen deutlich höhere Akzeptanz finden, während Lernbehinderungen die geringste Akzeptanz aufweisen.
Akzeptanz bei Menschen mit und ohne Beeinträchtigungen
Menschen, die in mindestens einem Bereich eine Beeinträchtigung aufweisen, zeigen typischerweise insgesamt eine höhere Akzeptanz gegenüber allen anderen Formen von Beeinträchtigungen. Am höchsten ist dabei die Akzeptanz für die eigene Beeinträchtigung.
Als Beispiel seien Körperbehinderte genannt:
- diese zeigen eine Akzeptanz von 78,5 % für eine Beziehung mit einem Menschen mit Körperbehinderung. Aber auch alle anderen Akzeptanzen liegen mindestens etwas höher als bei Menschen ohne Beeinträchtigungen. So weisen sie eine Akzeptanz von 48,6 % für Menschen mit seelischer Erkrankung, 62,5 % für Menschen mit sexuellen Funktionsstörungen, 63 % für Menschen mit Sprachstörungen, 77,8 % für Menschen mit Sinnesbehinderung und immerhin 34,4 % für Menschen mit Lernbehinderungen auf. Auch die Akzeptanz für eine Beziehung mit HIV-Infizierten liegt mit 27,4 % etwas höher.
Ähnlich sieht es bei Menschen mit seelischer Erkrankung aus:
- die Akzeptanz für eine Partnerschaft mit jemanden mit seelischer Erkrankung erreicht hier 76,2 %. Erhöht ist aber auch die Akzeptanz für Menschen mit Körperbehinderung (56,5 %), sexuellen Funktionsstörungen (61,4), Lernbehinderungen (32,1 %) und Sprachstörungen (70,3 %), sowie HIV (25,3). Lediglich die Akzeptanz für eine Sinnesbehinderung ist minimal reduziert (61,3 %).
Hohe Akzeptanzen finden sich bei Menschen mit Sinnesbehinderung:
- Menschen mit Sinnesbehinderung bejahen in sogar 81,5 % eine Partnerschaft mit jemand mit Sinnesbehinderung. Auch zu einer Partnerschaft mit jemand mit Körperbehinderung sind 72,4 % bereit. Sprachstörungen bejahen 63,0 %, sexuelle Funktionsstörungen 53,6 %, seelische Erkrankungen 51,7 %, Lernbehinderungen 50 % und HIV 25 %
Deutlich wird, dass für alle Einschränkungen die Akzeptanz steigt, wenn selbst eine Einschränkung besteht – wobei die Akzeptanz für HIV aber in allen Gruppen niedrig bleibt.
Es gab zu wenig Menschen mit Lernbehinderungen, Sprachstörungen oder HIV in der Umfrage, um auch für deren Akzeptanz Prozentvergleiche durchzuführen.
Festzustellen ist, dass bei Menschen mit Einschränkungen die Akzeptanz für eine Partnerschaft mit jemanden, der ebenfalls eine Einschränkung hat, höher ist als bei Menschen ohne Einschränkung.
Dabei generalisiert die Akzeptanz auf unterschiedliche Einschränkungs-Bereiche, wobei die höchste Akzeptanz jedoch jeweils für den eigenen Einschränkungs-Bereich gegeben ist.
Gründe gegen Akzeptanz
- die Gründe für Ablehnungen von Beziehungen mit Menschen mit körperlichen Erkrankungen oder Körperbehinderungen liegen mit der Häufigkeit in Reihenfolge der Nennung in den Bereichen “will viel gemeinsame Bewegung“, “ist mir zu schwierig“, “würde mich überfordern“, “habe bereits beruflich oder in anderen Kontexten damit zu tun“, “finde ich erotisch nicht anziehend“, “fehlt mir an Erfahrung” bis hin zu “kommt doch auf den einzelnen Menschen an“
- bei psychischen Erkrankungen werden vorwiegend als Gründe benannt “würde mich überfordern” und “ist mir zu schwierig“. Ebenfalls wird auf eigene vorherige Erfahrungen verwiesen “habe ich bereits gehabt” und die Befürchtung geäußert “komme ich selbst zu kurz“. Manche verweisen auf Arbeit mit psychisch Kranken “kenne ich bereits beruflich“, andere meinen “kommt auf die Erkrankung an“
- Gründe gegen die Akzeptanz von HIV beziehen sich fast alle auf Ansteckungsangst “habe Angst, mich anzustecken” oder erheblich seltener auf Kinderwunsch “will noch Kinder haben“
- Gründe gegen Akzeptanz von Sinnesbehinderungen sind der Wunsch, Dinge gemeinsam wahrzunehmen “will gemeinsam sehen und hören“, die Angst, dass Aktivitäten nicht möglich sind “zu eingeschränkt bei Aktivitäten” oder auch eine allgemein angenommene Schwierigkeit “ist zu schwierig“, manche fürchten auch Überforderung “bin ich überfordert“. Es wird ebenfalls betont, dass es auf die Behinderung ankomme “kommt darauf an, wie schwer es ist“. Manche betonen spezifisch die Bedeutsamkeit der visuellen oder der auditiven Dimension für ihr eigenes Leben und fürchten, dies nicht teilen zu können (“nehmen nicht das gleiche wahr“).
- Gründe gegen die Akzeptanz von Sprachstörungen beziehen sich vorwiegend auf “möchte mich unterhalten können“, “will mich sprachlich anspruchsvoll unterhalten“, “ist mir zu schwierig” oder “wäre ich überfordert“.
- Gründe gegen die Akzeptanz von Lernbehinderungen betonen vorwiegend “will eine Beziehung auf Augenhöhe” und “der intellektuelle Austausch ist mir wichtig“.
Empfehlungen für die eigene Akzeptanz
Grundsätzlich wird deutlich, dass diejenigen, die keine Akzeptanz gegenüber einer Partnerschaft mit Menschen mit Einschränkungen zeigen, insbesondere den Verlust von gemeinsam Erleben (ob Bewegung oder gemeinsame Wahrnehmung) sowie eine erhöhte Schwierigkeit und Belastung befürchten.
Ebenfalls gibt es die Befürchtung, einer solchen Beziehung nicht gewachsen zu sein und mit Überforderung zu reagieren.
Zu bedenken ist, dass viele Menschen mit Behinderung unter Nutzung der möglichen Hilfsmittel sehr wohl in mehr oder weniger starkem Ausmaß mobil sind.
Vieles ist planbar und auch bei vorliegender Behinderung oder Erkrankung umsetzbar, selbst wenn Bewegungseinschränkungen bestehen.
Die Befürchtung, in einer solchen Beziehung zu kurz zu kommen, ist nachvollziehbar, wobei es jedoch auf die Beziehungsgestaltung ankommt:
- auch ein Beziehungspartner mit Behinderung oder Erkrankung kann im hohen Ausmaß unterstützend und emotional zugewandt sein. Es werden oft sehr glückliche Beziehung zwischen Menschen mit und ohne Behinderungen berichtet.
Für den Einzelnen ist es wichtig, hier noch einmal in sich zu gehen und gegebenenfalls eine nicht vorhandene Akzeptanz noch einmal zu hinterfragen.
Erhebliche Ängste werden bei psychischen Erkrankungen erkennbar, auch im Hinblick auf die eigene Bewältigungsfähigkeit. Nicht vergessen werden sollte hier:
- Grundsätzlich lässt sich die große Mehrheit psychischer Beeinträchtigungen heute sehr gut behandeln und managen. Psychische Beeinträchtigungen brauchen durchaus nicht zu einer übermäßigen Belastung für eine Beziehung zu werden.
- Menschen mit psychischen Erkrankungen können in vielen anderen Bereichen Fähigkeiten und Ressourcen aufweisen, die sie in eine Beziehung einbringen können.
- Im Übrigen leidet ungefähr jeder dritte Mensch zu irgendeinem Zeitpunkt seines Lebens an einer seelischen Krankheit.
Spezifische Ängste bestehen vor einer Beziehung mit HIV-Infizierten, wobei im Vordergrund die Ansteckungsangst steht, sekundär wird befürchtet, keine Kinder bekommen zu können.
Beide Befürchtungen sind in diesem Fall unbegründet, da bei guter medikamentöser Einstellung (nachweisbar durch Sinken der Virusbelastung unter die Nachweisschwelle) keine Ansteckungsgefahr besteht, es auch bei ungeschütztem Geschlechtsverkehr zu keiner Ansteckung kommt und es möglich ist, gemeinsam Kinder zu bekommen, wenn dies gewünscht wird
HIV ist insofern ein Beispiel, wo ein insgesamt geringe Akzeptanz auf tatsächlich unbegründeten Befürchtungen beruht. Hier könnte Aufklärung helfen, um zu einer Veränderung zu gelangen und die Akzeptanz zu erhöhen.
Bei Lernbehinderungen kommt hinzu, dass gefürchtet wird, dass eine Beziehung auf Augenhöhe nicht möglich sei, der intellektuelle Austausch fehle. Bei hoher Bedeutsamkeit von Bildung und intellektuellen Austausch für eine partnerschaftliche Beziehung ist dies grundsätzlich nachvollziehbar.
Es handelt sich bei lernbehinderten Menschen jedoch um Personen, die voll eigenständig entscheiden und auch selbstständig leben können. Eine Verständigung über die gemeinsamen Lebensbereiche ist möglich. Es handelt sich nicht um eine Beziehung zu Abhängigen. Es ist durchaus möglich, dass der nicht in diesem Ausmaß oder anders gegebene intellektuelle Austausch durch darüber hinausgehende Aspekte des Alltagslebens und der emotionalen Verbundenheit kompensiert werden kann. Es gibt hierfür viele erfolgreiche Beziehungsbeispiele.
Grundsätzlich ist zu bedenken, dass eine Behinderung oder Erkrankung natürlich ein Teil der Person und des Lebens ist, keineswegs jedoch eine Person und den Lebensalltag in Gänze oder auch nur mehrheitlich hinreichend beschreiben würde.
Menschen mit Behinderungen und Erkrankungen sind ebenso komplex und vielgestaltig wie alle anderen Menschen auch. Ebenso wie andere Menschen sind Menschen mit Beeinträchtigungen durchaus in der Lage, sich auf eine Beziehung einzulassen, in einer Beziehung emotionale Verbundenheit, Unterstützung und Geborgenheit zu geben.
Vieles kann gemeinsam besprochen und geplant werden. Zudem kann im Falle von erheblichen Einschränkungen zusätzlich auf externe Hilfe zurückgegriffen werden.
Eine Partnerschaft mit einem Menschen mit Beeinträchtigung sollte und braucht nicht vorwiegend unter dem Etikett der “Belastung” betrachtet zu werden, sondern es handelt sich um eine vollwertige partnerschaftliche Beziehung, in der zwar besondere Anforderungen gegebenenfalls bestehen, aus der jedoch ebenfalls Kraft, Zuwendung und Entlastung gezogen werden kann – wie aus jeder partnerschaftlichen Beziehung.
Offenbar wissen dies Menschen mit Beeinträchtigungen aufgrund ihrer unmittelbaren Erfahrung selbst am besten, weshalb die Akzeptanz für ähnliche oder auch andere Beeinträchtigungen bei Menschen mit Beeinträchtigungen besonders hoch ist.
Allerdings soll hier keine Empfehlung gegeben werden, grundsätzlich eine Akzeptanz anzugeben:
- die Akzeptanz sollte vielmehr tatsächlich dem eigenen Erleben entsprechen. Denn eine nur vorgegebene Akzeptanz führt letztendlich durch Rückzug wieder nur zu Enttäuschung.
Es wurde uns bereits mehrfach von Menschen mit Einschränkung mitgeteilt, dass eine angegebene Akzeptanz sich letztendlich nicht als solche gezeigt habe.
- die Empfehlung lautet daher, durchaus noch einmal in sich zu gehen, eine mögliche Akzeptanz zu prüfen, dabei vielleicht auch manche Urteile als Vorurteile zu erkennen (zum Beispiel “Ansteckungsgefahr durch HIV bei medikamentös gut eingestellter Person” oder “bei so einer Partnerschaft kommt immer eine Seite zu kurz”), und vor diesem Hintergrund eine informierte und auch emotional kongruente Entscheidung zu treffen, die im Übrigen auch im Rahmen der Suchkriterien jederzeit wieder änderbar ist.
Mit so einer Entscheidung ist allen – Menschen mit und ohne Beeinträchtigung – am besten geholfen.
Erfolgsaussichten für Menschen mit Beeinträchtigungen
Unser erfreulichster Befund ist, dass wir tatsächlich in unserer Auswertung keine unterschiedlichen Erfolgsaussichten zwischen Menschen mit und ohne Behinderungen oder anderen Beeinträchtigungen finden.
In einer umfassenden Auswertung der Erfolgs-Wahrscheinlichkeit vor einigen Jahren zeigte sich, dass etwas mehr als jedes dritte Mitglied Partnerschaft findet, wenn es mindestens ein Jahr lang dabei bleibt, also nicht vorzeitig aufgibt. Dieser Prozentsatz steigt auf deutlich über 70 %, wenn eine Mindest-Suchdauer von zwei Jahren zugrunde gelegt wird. Der Erfolgs-Wahrscheinlichkeit steigt nachfolgend mit weiteren Jahren weiterhin an.
- für Menschen mit oder ohne Behinderung ergeben sich nahezu identische Verlaufszahlen.
Ein sehr ähnliches Ergebnis hat sich auch in der aktuellen Umfrage ergeben, wobei diese sich allerdings an aktive Gleichklang-Mitglieder wandte, von denen natürlich die meisten noch keine Beziehung gefunden haben.
Trotzdem gibt es einen kleinen Anteil, der bereits erfolgreich war und dennoch die Teilnahme noch nicht beendete. Es gibt zudem einen weiteren Anteil, der angibt, dass sich gerade etwas Ernsthaftes aufbaue. Beide Ergebnisse sind als Erfolg zu bewerten.
Dabei ist dies natürlich nur eine ganz aktuelle Erfolgs-Einschätzung, die den letztendlichen Erfolg bei weitem unterschätzt. Denn es ist Natur der Sache, dass der allergrößte Teil der aktuellen Mitglieder sich aktuell erst im Suchprozess befindet und noch nicht in einer Partnerschaft oder im Beziehungsaufbau.
Es zeigen sich bezüglich dieses Erfolgs-Maßes folgende Ergebnisse:
- Mitglieder ohne jede Behinderung oder Beeinträchtigung – 12,2 %
- Mitglieder mit mindestens einer Behinderung oder Beeinträchtigung – 12,8 %
- Mitglieder mit Körperbehinderung – 11,9 %
- Mitglieder mit Sinnesbehinderung – 10,7 %
- Mitglieder psychischer Erkrankung – 6,3 %
- Mitglieder mit körperlicher Erkrankung – 12,9 %
- Mitglieder mit sexuellen Funktionsstörungen – 18,4 %
Deutlich wird, dass die allermeisten Einschränkungen und Behinderungen nichts an der Wahrscheinlichkeit ändern, dass ein Mitglied sich ganz aktuell bereits in einer Beziehung oder im Aufbau einer Beziehung befindet.
Die Aussichten für die allermeisten Behinderungen oder Einschränkungen unterscheiden sich nicht vom Vorliegen keiner Beeinträchtigung.
Ausnahme ist allerdings der Bereich der psychischen Erkrankungen. Hier zeigt sich tatsächlich ein deutlich geringeres aktuelles Erfolgserleben.
Nach den Ergebnissen zur Akzeptanz dürfte dies eher nicht an tatsächlich nachhaltig vermehrter Ablehnung durch andere Mitglieder liegen (jedenfalls nicht hauptsächlich), sondern an eigenen Schwierigkeiten bei der Partnersuche, wie Hemmungen, den ersten Schritt zu tun, Ängste vor einer Begegnung, Zweifel an der eigenen Beziehungsentscheidung etc.
Für Menschen mit psychischen Erkrankungen ist es daher ratsam, gegebenenfalls auch im Rahmen ihrer Therapie über ihre Beziehungswünsche zu reflektieren und ein aktives Dating-Verhalten einzuüben.
Woran liegen Schwierigkeiten bei der Partnersuche von Menschen mit Einschränkungen?
Die Befragten schilderten ihre eigenen Erlebnisweisen und Sichtweisen frei, die sodann unter Oberbegriffen klassifiziert und ausgezählt wurden:
- der mit 45 % von fast jeder zweiten Person am meisten genannte Faktor waren Selbstzweifel, mangelndes Selbstbewusstsein, Hemmungen und Übervorsichtigkeit. Geschildert wird, dass die Beeinträchtigung zu einer Unsicherheit führt, wie, ob und mit welchen Erfolgsaussichten die Partnersuche angegangen werden kann. Bei 11 %, also ungefähr einer von neun Personen, gingen diese Selbstzweifel so weit, dass die Betreffenden sich als unzumutbar für andere erlebten und resignierten.
- 26 % der Befragten, also ungefähr eine von vier Personen, gaben an, ganz besonders auf die Passung eines möglichen Beziehungspartners zu achten, um Belastungen, Ablehnung und Inkompatibilitäten zu vermeiden. Gesucht werde nach einem für die Beeinträchtigung aufgeschlossenen Beziehungspartner, mit dem ein für beide Seiten befriedigender Alltag möglich sei. Unter diesen 26 % diesen gaben 9 %, also ca. eine von 11 Personen, spezifisch an, auf eine Kompatibilität der Bewegungswünsche zu achten, beispielsweise keine Beziehungspartner zu suchen, die großen Wert auf intensiven Sport, Wandern oder Bergsteigen legten. Dies waren vorwiegend Menschen mit körperlichen Behinderungen oder Erkrankungen.
- 17 %, also ungefähr eine von sechs Personen, gaben an, dass die bestehende Beeinträchtigung das Leben einer Partnerschaft erschweren könne. 5 % gaben dabei eine mögliche Beeinträchtigung des Sexuallebens an. Dies reduzierte bei den Betreffenden die Motivation für eine aktive Partnersuche, weil bereits a priori Zweifel an der Zufriedenheit in der noch nicht bestehenden Beziehung auftraten.
- 16 %, also ebenfalls ungefähr eine von sechs Personen, schilderten, dass ihre Angst vor Ablehnung, ihnen die Partnersuche erschwere und die eigene Aktivität bei der Partnersuche beeinträchtige. Dieser Faktor ist mit Selbstzweifeln verwandt, wobei aber eher die Reaktionen des Gegenübers im Vordergrund stehen. Hemmungen und Blockaden können die Folge sein.
- 13 %, also ungefähr eine von acht Personen, benannten einen Mangel an Antrieb und Belastbarkeit als ein Problem für ihre Partnersuche. Diese Befragten erlebten es als schwierig, genug Energie, Zeit und Aufwand in die Partnersuche zu investieren.
- 5 %, also jede 20. Person, benannten durch die Einschränkung bedingte knappe Finanzen als ein Hindernis für ihre Partnersuche, wobei dies vorwiegend Männer waren.
- 3 %, also eine von ca. 33 Personen, verwiesen auf Verlustängste, da sie eine Beendigung einer Beziehung oder einen Rückzug des Beziehungspartners schwer verkraften könnten.
Übrigens sahen 14 % der Befragten mit Beeinträchtigungen – also ca. eine von sieben Personen – keinerlei Auswirkungen ihrer Beeinträchtigung auf die Partnersuche. Sechs von sieben Befragten sahen demgegenüber eine mehr oder weniger starke Auswirkung.
Ähnlichkeit zu Menschen ohne Beeinträchtigungen
Interessanterweise entsprechend viele der hier genannten Faktoren solchen Faktoren, die wir auch bei nicht beeinträchtigten Menschen in Umfragen immer wieder feststellen konnten.
Dies betrifft insbesondere mangelndes Selbstvertrauen, Angst vor Ablehnung, Verlustängste, mangelnder eigener Antrieb, sowie – vorwiegend bei Männern – knappe Finanzen.
Auch wenn die aktuell Befragten in dieser Umfrage diese Faktoren auf die bei Ihnen bestehende Beeinträchtigung zurückführten, treten diese Faktoren tatsächlich fast ebenso häufig bei Menschen ohne Beeinträchtigung auf.
Ein großer Anteil der von Menschen mit Beeinträchtigungen genannten Probleme ist insofern tatsächlich nicht spezifisch für Menschen mit Beeinträchtigungen, sondern betrifft viele Menschen, die sich auf Partnersuche befinden.
Unterschiede zu Menschen ohne Beeinträchtigungen
Allerdings ist dennoch ein signifikanter Unterschied, dass Menschen mit Beeinträchtigungen diese Schwierigkeiten als stark mit der Beeinträchtigung assoziiert erleben. Bei Menschen ohne Beeinträchtigung stehen für die gleichen Schwierigkeiten andere Gründe im Vordergrund.
Ungefähr eine von sechs der befragten Person mit Beeinträchtigungen erlebte die Beeinträchtigung selbst als hinderlich für eine partnerschaftliche Beziehung, beispielsweise für die Sexualität.
Bei diesen Befragten überwog der resignative Rückzug, aktive Bewältigung oder Lösung der Problematik wurde nicht geschildert.
Anzumerken ist aber auch, dass die Mehrheit der Befragten eben keine objektiven aus der Beeinträchtigung folgende Erschwernisse der partnerschaftlichen Beziehung schilderten oder aber Bewältigungsstrategien und Lösungsstrategien benannten.
Von ca. einem Viertel der Befragten wurde eine besonders fokussierte Suche nach Beziehungspartnern angegeben, die die Beeinträchtigung akzeptieren und gut mit ihr umgehen können. Bei dieser Strategie handelt es sich um eine aktive Bewältigung einer wahrgenommenen Problematik.
Wie lassen sich Schwierigkeiten überwinden?
Mangelndes Selbstvertrauen, Angst vor Ablehnung oder auch mangelnder Antrieb sind Faktoren, die stark von der Einstellung im Sinne der kognitiv-emotionalen Verarbeitung abhängen. Je nach Einstellung können Menschen mit der gleichen Beeinträchtigung diese Probleme mehr oder weniger stark oder eben nicht erleben. Es ist also keineswegs so, dass alle diese Probleme quasi automatisch aus den Beeinträchtigungen folgen würden oder müssten.
Die Empfehlungen lauten hier:
- die eigene Person und die Beeinträchtigung anzunehmen, ohne die Person allein über die Beeinträchtigung zu definieren
- aktiv nach Möglichkeiten der Kompensation bestehender Beeinträchtigungen zu suchen (physische Hilfsmittel, Unterstützung durch Dritte, Selbsthilfegruppe, Psychotherapie)
- zu lernen, selbstbewusst mit der Beeinträchtigung aufzutreten, ohne diese bewusst in den Vordergrund oder in den Hintergrund zu schieben
- sich klarmachen, dass Menschen mit Beeinträchtigung glückliche partnerschaftliche Beziehung finden und leben können, wofür es zahlreiche Beispiele gibt (unter anderem die gleichen Vermittlungschancen bei Gleichklang für Menschen mit und ohne Beeinträchtigung)
- an einer etwas dickeren Haut bezüglich möglicher Ablehnung arbeiten: Frustration, Ablehnung und Enttäuschung sind im menschlichen Leben nicht zu vermeiden. Wir können uns durch sie verunsichern lassen, aber ebenso an ihnen wachsen, sie als Übung ansehen. Betrachten Sie daher eine mögliche Ablehnung als Herausforderung, anstatt sich zurückzuziehen oder sich verunsichern zu lassen
- die Partnersuche im Rahmen der eigenen zeitlichen und kraft bezogenen Möglichkeiten anzugehen, ohne aber in Schonverhalten zu verfallen und sich letztlich weniger zuzutrauen als tatsächlich möglich ist
- zu Dingen, die nicht änderbar sind (zum Beispiel aktuell schwere finanzielle Situation) zu stehen und sich davon nicht von der Partnersuche abhalten zu lassen
- ein aktives Bewältigungsverhalten wählen, indem gezielt nach Beziehungspartnern gesucht wird, wo Akzeptanz, Offenheit und Bereitschaft für eine partnerschaftliche Beziehung vorhanden ist
Zusammenfassendes Resümee
Erfolgschancen sind gegeben
Erfolgreiche Partnersuche ist für Menschen mit Beeinträchtigungen möglich. Die Erfolgsaussichten bei Gleichklang sind gleich hoch für Menschen mit und ohne Beeinträchtigung.
Ein Grund hierfür ist aller Wahrscheinlichkeit nach auch das Vermittlungsprinzip nach Akzeptanz. Indem wir Menschen mit Beeinträchtigung dabei unterstützen, Beziehungspartner zu finden, die für ihre Beeinträchtigung Akzeptanz mitbringen, steigen die Voraussetzungen für einen Vermittlungserfolg und einen positiven Beziehungsverlauf.
Die Gesamtperson sehen
Wir sollten uns alle klarmachen, dass Beeinträchtigungen der ein oder anderen Form zum Leben gehören und bei einer großen Mehrheit der Menschen im Lebenslauf eines Tages eintreten. Beeinträchtigungen an sich sollten insofern nicht katastrophisiert werden.
Menschen mit Beeinträchtigungen sind nicht auf die jeweilige Beeinträchtigung zu reduzieren, sondern sind ebenso komplexe Persönlichkeiten wie alle anderen Menschen auch.
Eine Partnerschaft mit Menschen mit Beeinträchtigung ist keineswegs vorwiegend mit Belastungen verbunden, sondern glückliche Partnerschaften können entstehen, in deren Rahmen Geborgenheit, Zuwendung und Unterstützung durch beide Seiten erlebt wird. Aktive Bewältigungsstrategien, Problemlösung und Hilfestellung durch Dritte können hier hilfreich sein.
Eigene Azeptanz reflektieren
Grundsätzlich gilt die Empfehlung, Offenheit für eine Akzeptanz für einen Beziehungspartner mit Beeinträchtigungen zu entwickeln. Oft sind es nämlich eher falsche Vorstellungen oder auch mangelnde Erfahrung, die eine Partnerschaft mit einem Mensch mit Beeinträchtigungen als übermäßig schwer oder belastend erscheinen lassen. Die Lebensrealität vieler solcher Partnerschaften ist durchaus eine andere.
Allerdings lautet die Empfehlung ebenfalls, nur dann eine Akzeptanz anzugeben, wenn eine entsprechende Selbstreflexion tatsächlich zu dem auch gefühlsmäßig getragenen Eindruck führt, dass eine Offenheit für eine solche Partnerwahl vorliegt. Akzeptanz sollte also nicht angegeben werden, wenn sie tatsächlich nicht vorliegt. Dies ist wichtig für alle Seiten und soll dazu dienen, Enttäuschungen zu vermeiden.
Die positive Botschaft für Menschen mit Beeinträchtigungen lautet, dass ein doch recht großer Teil an Mitgliedern bei Gleichklang eine Akzeptanz für Beeinträchtigungen mindestens im Sinne einer Offenheit (vielleicht) zeigt. Dies gilt für Körperbehinderungen, seelische Erkrankungen, körperliche Erkrankungen und sexuelle Funktionsstörungen.
Zudem hat die aktuelle Umfrage gezeigt, dass eine hohe Akzeptanz für Sinnesbehinderungen und auch für Sprachstörungen vorhanden ist. Deutlich geringer ist allerdings die Akzeptanz für Lernbehinderungen (Befürchtung eines mangelnden Austausches), sowie für HIV-Infektionen (Befürchtung einer Ansteckung).
Wissenslücken ausgleichen
Die Ansteckungsbefürchtung bei HIV entspringt einer korrigierbaren Wissenslücke, da mit einer gut medikamentösen Einstellung Ansteckungsrisiken im Regelfall auf null reduziert werden können.
Hier fehlt es offenbar oft noch an Information. Es ist ratsam, dass Menschen mit HIV diese Informationen aktiv zur Verfügung stellen. Ein gemeinsames Gespräch mit dem Arzt kann hier ein sehr wirksamer Mechanismus sein, wenn es zu einem Kennenlernen gekommen ist.
Vermittlung über die Zeit
Die Ergebnisse zeigen allerdings auch, dass mit steigendem Schweregrad einer Beeinträchtigung (zum Beispiel Angewiesensein auf den Rollstuhl, schwere körperliche Erkrankung, schwere seelische Erkrankung) die Akzeptanz erheblich abnimmt.
Letztendlich weist bei hohem Schweregrad nur noch ungefähr jedes zehnte Mitglied von Gleichklang Akzeptanz im Sinne von Offenheit auf.
Dieser Befund sollte jfür Menschen, die von schweren Beeinträchtigungen betroffen sind, kein Grund zum Verzagen sein. Vielmehr gilt es hier, noch einmal verstärkt auf das Prinzip “Vermittlung über die Zeit bis zum Erfolg” zu vertrauen und so lange dabei zu bleiben, bis der Beziehungspartner gefunden wurde.
Selbstbewusster Umgang mit Einschränkungen
Blockaden der Partnersuche für Menschen mit Beeinträchtigung liegen keineswegs nur oder vorwiegend in der tatsächlichen Beeinträchtigung, sondern oftmals in der eigenen geistigen-emotionalen Verarbeitung.
Haupthemmnisse sind hier mangelndes Selbstvertrauen und Ängste vor Ablehnung. Diese Blockaden teilen Menschen mit Beeinträchtigungen mit Menschen ohne Beeinträchtigungen, wo solche Blockaden ebenfalls recht oft auftreten.
Ein selbstbewusster Umgang mit der eigenen Beeinträchtigung, diese annehmen und dabei weder den Vordergrund noch in den Hintergrund zu stellen, kann erlernt werden und wirkt sich günstig auf die Partnersuche aus.
Ebenso ist es ratsam, aktiv nach Bewältigung- oder Lösungsmöglichkeiten für mögliche tatsächlich mit der Beeinträchtigung verbundene Erschwernisse zu suchen, hier auch auf Hilfen durch Dritte, Selbsthilfegruppen, Ratgeber oder Psychotherapie zurückzugreifen.
Es ist wichtig, sich bereits vor einer Partnerschaft einen befriedigenden Alltag aufzubauen, Ressourcen zu stärken und die Partnerlosigkeit nicht zu katastrophisieren. Dies gilt jedoch für alle Singles. Es bedeutet nicht, dass Menschen mit Beeinträchtigungen sich auf eine dauerhafte Partnerlosigkeit einstellen sollten oder müssten.
Partnerschaft ist möglich und kann auch Online gefunden werden. Eine Gefahr ist jedoch, dass Menschen aufgrund negativer Erwartungshaltungen sich zurückziehen und aufgeben, was sich als selbsterfüllende Prophezeiung auswirken kann.
Beziehung als Ressource
Zentral bedeutsam ist, sich selbst zu verdeutlichen, dass eine Partnerschaft mit einem Menschen mit Beeinträchtigung zuallererst eine ganz normale Partnerschaft ist, in der sich beide Seiten unterstützen, sich zuwenden, sich Geborgenheit, Sicherheit und Anerkennung geben sowie gemeinsam positives miteinander erleben. Im Vordergrund steht die Liebe.
Beeinträchtigungen können Auswirkungen auf den Alltag und auf die Partnerschaftsgestaltung haben, was aber nicht notwendigerweise bedeutet, dass derartige Beziehungen als weniger glücklich oder halt gebend erlebt werden würden.
Hohe Akzeptanz bei Menschen mit Beeinträchtigungen
Die Umfragebefunde zeigen eine besonders hohe Akzeptanz für eine Partnerschaft mit einem Menschen mit Beeinträchtigungen bei Menschen, die selbst eine Beeinträchtigung haben, auch wenn diese anders gelagert ist.
Hintergrund hierfür ist vermutlich, dass Menschen mit Beeinträchtigungen die direkte Erfahrung haben, dass Beeinträchtigungen keineswegs die gesamte Person oder das gesamte Leben dominieren, sondern lediglich ein Merkmal unter vielen sind. Dadurch wächst die Akzeptanz und Toleranz.
Weiterer Grund dürfte sein, dass die gemeinsame Erfahrung einer Beeinträchtigung zusammenschweißen kann und es auch erleichtern kann, gemeinsam konstruktiv nach Bewältigung- und Lösungsmöglichkeiten zu suchen und diese zu finden.
Akzeptanz ermöglicht Inklusivität
Dies bedeutet jedoch nicht, dass Menschen mit Beeinträchtigungen vorwiegend Partnerschaften mit Menschen, die ebenfalls eine Beeinträchtigung haben, führen würden oder sollten. Wichtig ist die Akzeptanz und Offenheit als Basisvoraussetzung, entscheidend sind letztendlich Sympathie, Liebe und gemeinsame Lebensziele.
Gleichklang entwickelt sich weiter
Bei Gleichklang werden wir diese Umfrage übrigens zum Anlass nehmen, unsere Vermittlung künftig differenzierter zu gestalten, indem wir noch einmal klarer zwischen Körperbehinderungen, Sinnesbehinderungen, seelischen Erkrankungen, Sprachstörungen und Lernbehinderungen unterscheiden werden.
Positiver Ausblick
Insgesamt ist die Partnersuche für Menschen mit Beeinträchtigungen mit speziellen Herausforderungen verbunden. Diese Herausforderungen können aber angenommen und positiv bewältigt werden.
Als Resümee bleibt festzuhalten, dass Menschen mit Beeinträchtigungen nicht partnerlos sein oder bleiben brauchen und ebenso wie alle anderen Singles von den Möglichkeiten des Online-Dating profitieren können.