Kosten-Nutzen-Theorien von Liebesbeziehungen und Sexaffären
Warum und wann lassen wir uns auf Beziehungen ein? Diese Frage widmet sich die Psychologie seit Langem. Wer das alles jetzt nicht lesen will, kann gleich hier springen zum ▶kurzen Resümee. Eines der traditionellen und nach wie vor hoch aktuellen Erklärungsmodelle beruht auf der sozialen Austauschtheorie von Homans (1961), die u.a. von Thibaut und Kelley explizit auf partnerschaftliche Beziehungen angewandt wurde.
Die Essenz der Theorie ist die Folgende:
- Unsere Entscheidung für eine Beziehung ergibt sich aus einem Abgleich von Vorteilen und Nachteilen. Überwiegen die Vorteile die Nachteile, entscheiden wir uns für eine Beziehung oder blieben in ihr. Überwiegen die Nachteile die Vorteile, beginnen wir eine Beziehung nicht oder trennen uns.
Wichtig ist dabei auch der Parameter der Ausgewogenheit:
- Zufrieden sind wir in einer Beziehung, wenn Vorteile und Nachteile sich gleichmäßig zwischen den Beteiligten aufteilen. Unzufrieden werden wir, wenn eine Person bei Weitem höhere Kosten trägt und womöglich sogar noch weniger Nutzen. Solche unausgeglichenen Beziehungen rufen bei uns das Gefühl von Ungerechtigkeit aus. Bleibt die Ungerechtigkeit bestehen, wachsen Trennungswünsche an.
Allerdings ergibt sich die Gesamtkalkulation nicht ausschließlich aus den direkten Beteiligten, sondern auch Außenpersonen werden mit in die Rechnung einbezogen:
- Stehen uns Alternativen zur Verfügung, mit denen wir mehr Vorteile und weniger Nachteile erhalten würden, sinkt unsere Beziehungsstabilität und wir entwickeln den Wunsch, uns aus einer Partnerschaft zu lösen. Ginge es uns bei den Alternativen demgegenüber noch schlechter, steigt unsere Beziehungszufriedenheit an und unser Trennungswunsch sinkt.
All dies klingt sehr ökonomisch und mathematisch. Tatsächlich stammt das Modell auch aus der Ökonomie und es bestünde die Möglichkeit, das Modell allein monetär durchzurechnen:
- Sachlage ist, dass Faktoren von Einkommen und Wohlstand bei der Partnersuche eine gewisse Rolle spielen, im Durchschnitt nach wie vor für Frauen häufiger als für Männer. Der Wohlstand oder das Geld wird also mit in die Waagschale geworfen und als Nutzen/Vorteile einkalkuliert. Im Durchschnitt werden wohlhabenderer Kandidat:en präferiert und ärmere müssen zurückstecken.
Diese Realität können wir auch daran sehen, dass reichte Personen fast nie partnerlos sind. Auch fällt auf, dass besonders reiche ältere Männer oft wesentlich jüngere attraktive Frauen als Partnerinnen haben. Bei hohem Wohlstand fallen auch sonst leider eher hemmende Merkmale (Krankheiten, Behinderungen) in ihrer Wirksamkeit weg. Das Geld übernimmt als dominantes Merkmal und setzt alle anderen Merkmale außer Kraft. Auf dieser Basis entstehen Beziehungs-Konstellationen, die sich an die Orientierung der Liebe als Nutzen annähern: Sex gegen materielle Sicherheit und Geld. Das muss keineswegs so explizit vereinbart werden und es kann den Beteiligten sogar unbewusst sein. Bei manchen mischt sich dies auch mit der Liebe als Errettung aus der Not.
Bei genauerer Betrachtung ist es auch in solchen Fällen freilich nicht nur das Geld und der Sex:
- Hinzu kommen weitere sekundäre Verstärker, wie Aufmerksamkeit, Verkehr in exklusiven Kreisen, Zugang zur Prominenz. Außerdem erhalten wir, wenn wir uns an bedeutsame Personen binden, plötzlich die Möglichkeit, mit unseren eigenen Aktivitäten anerkannt zu werden. Lebten wir als Künstler:innen 20 Jahre am Rande der Sozialhilfe, werden nun unsere Bild plötzlich wahrgenommen und zu hohen Preisen verkauft.
Anders als eine rein ökonomische Austauschtheorie bezieht die soziale Austauschtheorie zahlreiche weitere Verstärker (Belohnungsreize, also, was wir gerne möchten) und Strafreize (aversive Reize, also das, was wir nicht möchten) mit ein. Über Geld hinaus sind dies komplexe psychische Merkmale, die in unser emotional-motivationales Erleben eingebettet sind.
Kosten und Nutzen in Beziehungen
Sedikides, Oliver und Campbell identifizierten 12 solcher Vorteile (Belohnungen oder Nutzen) und 12 Nachteile (Bestrafungen oder Kosten), die wir tatsächlich als Menschen mehr oder weniger bewusst oder unbewusst heranziehen für die Entscheidung, eine Beziehung zu beginnen oder uns aus einer Beziehung zu trennen.
Kosten
● Verlust der Freiheit, Kontakte zu knüpfen
● Verlust der Freiheit, sich zu verabreden
● Investition von Zeit und Mühe
● Nicht-soziale Opfer, wie z. B. sinkende Noten
● Verlust der Identität
● Schlechteres Selbstwertgefühl
● Stress und Sorgen über die Beziehung
● Streitereien
● Erhöhte Abhängigkeit von dem Partner
● Monetäre Verluste
● Verlust der Privatsphäre
● Verlust der Unschuld über Beziehungen und Liebe
Nutzen
● Kameradschaft oder Zugehörigkeit
● Sexuelle Befriedigung
● Das Gefühl, geliebt zu werden oder einen anderen zu lieben
● Intimität
● Beziehungserfahrung oder Wissen
● Selbstentfaltung und Selbsterkenntnis
● Verbessertes Selbstwertgefühl
● Exklusive Zugehörigkeit zueinander
● Sich sicher fühlen
● Soziale Unterstützung durch die Freunde des Partners oder Verwandten
● Gefühle von Glück oder Hochgefühl
● Lernen über das andere Geschlecht
Was sagen uns diese Faktoren?
Ich denke, die Liste spricht für sich selbst und ich möchte sie daher nur anhand einiger weniger Beispiele kommentieren.
Deutlich wird, dass Nutzen und Kosten alles andere als nur Geld sind, sondern hochgradig komplexe Erlebensprozesse darstellen. Trotzdem können diese als Nutzen versus Kosten betrachten werden:
- So geht sexuelle Befriedigung mit positiven Gefühlen einher und ist ein eindeutiger Nutzen.
Verlust der Identität, also Aufgabe des bisherigen Lebenswandels und der damit einhergehenden Überzeugungen, ist ein Kostenpunkt. Denn wenn wir eine Identität haben, dann hängen wir an diese und ordnen unser Gesamterleben in einen sinnstiftenden Raum ein.
Übrigens ist es daher bei der Partnersucher auch so wichtig, dass wir auf eine Kompatibilität zentraler Werte achten:
- Gelingt uns dies, ist unsere Identität nicht bedroht, sondern es kommt im Gegenteil zu einer Identitätserweiterung, die im Sinne einer Selbsterweiterung unserem Leben ein mehr an Tiefe gibt.
Gefühle von Glück und Hochgefühl sind ein weiterer Nutzen. Wir binden uns an die, mit denen wir uns wohlfühlen. Aber auch dies kann uns auf gefährliche Abwege führen:
- Positive Gefühle können erzeugt werden, ohne dass dies die Chancen für eine Beziehung erhöht. Nehmen wir das einfache Beispiel des Kokain-Konsums. Personen, die gemeinsam Kokain konsumieren, kommen oft zusammen. Stabil werden ihre Beziehungen meistens nicht, weil das schöne Gefühle mit Kosten verbunden ist, die zur wirtschaftlichen Zerrüttung führen können.
Außerdem sind euphorische Gefühle transient:
- Sie treten im Beziehungsverlauf meistens zurück und andere Aspekte der Alltagsgestaltung übernehmen für die Beziehung eine stabilisierende Funktion. Allerdings kann dies dazu führen, dass Partner:innen sich voneinander entfernen oder „gemeinsam einsam“ werden.
Glücklicherweise bietet uns hier die Selbsterweiterungstheorie der Liebe von Arthur Aron und Jennifer M. Tomlinson einen klaren Weg, wie wir dies verhindern können:
- Achten Partner:innen darauf, regelmäßig neue und spannende Aktivitäten gemeinsam zu unternehmen, erleben sie sich immer weiter als Quelle positiver Gefühle.
Streitereien ist ein Kosten-Punkt, der viele Beziehungen prägt. In toxischen Beziehungen ist Streit der Regelfall. Streit führt zur Aktivierung starker negativer Gefühle, wobei Ärger und Wut in Hass umschlagen, wenn keine Lösungen gefunden werden.
Dennoch sollten wir bei der Verdammung des Streits ebenfalls vorsichtig sein. Denn die Klärung von Konflikten bringt Beziehungen voran. Wenn Partner:innen partout nicht zuhören, kann es auch einmal hilfreich sein, mit lauter Stimme zu sprechen.
Das Entscheidende ist, dass Streit immer in eine Lösungsstruktur eingebettet werden sollten, in der deutlich wird, dass trotz allen Ärgers Liebe und Wertschätzung vorhanden sind.
So wirken sich Kosten und Nutzen auf Beziehungen aus
Annissyah A. Alamsyah hat in ihrer Promotion untersucht, welche Rolle die verschiedenen Arten von Kosten und Nutzen spielen für langfristige romantische Beziehungen oder für unverbindlichere Beziehungen oder Affären, zu denen beispielsweise auch die Konstellation Freundschaft+ gehört.
Dabei gelangten sie zu den folgenden interessanten Befunden:
- Manche der Faktoren aus der Liste wurden gar nicht als Kosten oder Nutzen bewertet. Womöglich haben sich hier die Verhältnisse mit neuen Generationen verschoben. Der von Sedikides, Oliver und Campbell benannte Faktor der „Investition von Zeit und Mühe” und auch der klar ökonomische Faktor „Verlust von Geld“ spielten beispielsweise in diese jungen bis mittelalten Stichprobe keine Rolle. Womöglich haben sich auch die Zeiten geändert und heute werden Beziehungen weniger als eine Ausgabe von materiellen Mitteln gesehen. Auch die Mühe kann die Überwindung geschlechtertypischer Muster und die Einführung der Dating-Seiten im Internet gesunken sein.
Dies waren die fünf in der untersuchten Stichpunkte relevanten Nutzen-Faktoren für eine romantische Beziehung:
- 91.5 %: Das Gefühl, geliebt zu werden oder einen anderen zu lieben
- 90,0 %: Gefühle von Glück oder Hochgefühl
- 87,0 %: Sexuelle Befriedigung
- 88.5 % Intimität und Nähe
- 85.1 % Kameradschaft oder Zugehörigkeit
Und dies sind die vergleichbaren Nutzen-Faktoren für unverbindlichere Affären und Freundschaft+:
- 90.4 %: Sexuelle Befriedigung
- 76,3 %: Lernen über das andere Geschlecht
- 75,3 %: Gefühle von Glück oder Hochgefühl
- 64.1 % Intimität und Nähe
- 61,2 % Kameradschaft oder Zugehörigkeit
Was fällt auf?
Romantische Beziehungen unterscheiden sich von Affären/Freundschaft+ nicht grundsätzlich im Hinblick auf die wahrgenommenen Vorteile einer solchen Verbindung.
Trotzdem lassen sich auch wichtige Unterschiede erkennen:
- Anders als bei romantischen Beziehungen kommt der sexuellen Befriedigung in Affären und bei Freundschaft+ eine herausragende, führende Rolle zu. Hier wird die Orientierung der Liebe als Lust und Sex gelebt.
- Affären und Freundschaft+ dienen auch dazu, Erfahrungen mit dem anderen Geschlecht zu sammeln, ein Begriff, der sich sicherlich u. a. auch auf experimentelles Experimentieren mit den wechselseitigen Körpern bezieht. Dies unterstreicht die Ausrichtung der Affäre als Liebe als Sex und Lust. (von anderem Geschlecht wird übrigens gesprochen, da in dieser Studie nur Heterosexuelle einbezogen waren).
- Das Gefühl, geliebt zu werden oder einen anderen zu lieben, wurde bei Affären/Freundschaft+ nicht als Vorteil benannt. Es steht der körperlich-sexuelle und damit auch emotionale Bezug zueinander im Vordergrund, nicht ab die eher an tiefere Bindungsstrukturen gekoppelte Liebe.
- Die geteilten Vorteile – Gefühle von Glück oder Hochgefühl, Sexuelle Befriedigung, Intimität und Nähe und Kameradschaft oder Zugehörigkeit – spielten bei Affären/Freundschaft eine geringere Rolle als bei romantischen Beziehungen. Dies macht noch einmal den besonderen sexuellen Bezug von Affären und Freundschaft+ deutlich. Sicherlich kommen auch Nähe, Kameradschaftlichkeit, Glücksgefühle (jenseits von Sex) zum Tragen, die dominieren aber nicht so das Bild wie bei der romantischen Beziehung, die alle Aspekte des Menschen umfasst.
Während also bei beiden Beziehungstypen eine gewisse emotionale Nähe und Zuwendung als belohnend erlebt wird, dominiert bei den Affären/Freundschaft+ die sexuelle Befriedigung, einschließlich des Experimentieren mit dem anderen Geschlecht. Demgegenüber steht bei romantischen Beziehungen das Gefühl, geliebt zu werden und den anderen zu lieben an erster Stelle, während es als Nutzen bei Affären/Freundschaft+ aufgrund deren anderer Struktur nicht einmal auftaucht.
Wie sieht es mit den Kosten aus?
Kosten in romantischen Beziehungen.
- 76.0 %: Verlust der Privatsphäre
- 75.5 %: Streitereien
- 74.0 %: Stress und Sorgen über die Beziehung
- 68.5 %: Verlust der Freiheit, sich zu verabreden
- 65.5 %: Verlust der Identität
Kosten in Affären/Freundschaft+
- 67.2 %: Verlust der Freiheit, zu Daten
- 60.1 %: Schlechteres Selbstwertgefühl
- 59.1 %: Stress und Sorgen über die Beziehung
- 55.6 %: Streitereien
In beiden Beziehungsformen werden Stress und Sorgen über die Beziehung sowie Streitereien als Kosten angesehen. Allerdings werden diese Kosten bei Affären/Freundschaft+ weniger schwer bewertet.
Dies spricht für eine höhere Leichtigkeit in Affären und umgekehrt aber auch dafür, dass romantische Beziehungen wohl als wichtiger erlebt werden. Auch können wir uns bei Affären /Freundschaft+ besser abgrenzen und zurückziehen, ohne dass dies zum Ende der Beziehung führen muss. Aber selbst Trennungen als ultimative Wahl tun bei Affären/Freundschaft+ weniger weh als bei Partnerschaften.
Im Weiteren unterschieden sich die Kosten zwischen beiden Beziehungsformen aber auch qualitativ:
- Bei der romantischen Beziehung wird der Verlust der Privatsphäre befürchtet. In der Tat sind Partner:innen nicht einfach Beiwerk, die wir in unserer Einkaufstasche mitschleppen. Partner:innen nehmen einander wechselseitig in das eigene Selbst auf. Aus dem Ich wird ein Wir und so ist teilweise Aufgabe/Veränderung des vorherigen Lebens unumgänglich. Bei einer Affäre ist dies demgegenüber nicht oder viel weniger der Fall.
- Menschen in romantischen Beziehungen befürchten auch als Kostenpunkt, sich mit mehr verabreden zu können. Womöglich haben sie einen Freundeskreis mit regelmäßigen Unternehmen. Womöglich fahren sie gerne einmal mit dem besten Freund oder der besten Freundin ganz allein ein paar Tage oder gar Wochen weg. All dies droht nun durch die neue Beziehung aufgelöst oder mindestens gestört zu werden. Das ist keine rein subjektive Befürchtung, sondern in vielen Beziehungen Realität. So manche beste Freundschaft beginnt zu leiden, wenn Partner:innen des besten Freundes an seine Seite treten. Anderen Beziehungen gelingt es, das vorherige Umfeld zu integrieren, wobei sowohl gemeinsame als auch getrennte Aktivitäten möglich sind. Solche Konstellationen entsprechen stärker der Orientierung der Liebe als Moment der Freiheit, die übrigens zu den Orientierungen gehört, die mit einem besonders hohen Beziehungsglück verbunden sind.
Geben wir Freiheit, zeigen wir unsere Liebe darin, dass wir möchten, dass unsere Partner:innen schöne Erlebnisse haben und glücklich sind.
Schließlich ist da die Angst vor dem Verlust der Gesamtidentität:
Wir haben uns alle unser Leben aufgebaut, wir haben Lebensstile, Überzeugungen, eine Lebensphilosophie, Gewohnheiten, Ziele – all dies gehört zu unserer Identität. Typischerweise identifizieren wir uns mit unserer Identität und wollen sie daher auch nicht missen. Dies muss allerdings nicht immer so sein:
- Bei der Orientierung der Liebe als Errettung sind wir tiefgreifend unzufrieden mit unserer Identität und erhoffen uns durch eine Beziehung eine neue Identität. Dies kann klappen, aber es besteht auch die Gefahr von Abhängigkeitsentwicklungen und Desillusionierungen.
Je mehr Partner:innen bereit und in der Lage sind, Freiräume zu geben und zu nehmen, desto stärker sinkt die Angst vor Identitäts-Verlust ab. Solch eine Liebe als Freiheit mindert Reaktant und Frustration und kann damit zu einer besonderen Verbundenheit führen. Es sei gesagt, dass wenigen Paaren diese besonders erfüllende Form der Beziehung gelingt, aber wir können daran arbeiten.
Spezifisch bei Affären/Freundschaft+ wird als Kosten-Punkt der Verlust der „Freiheit zu daten“ gesehen. Die meisten, die sich in Affären befinden, bleiben während der Dauer der Affäre monogam. Dies erleben einige als Verlust, weil aus dem Daten an sich Spaß und Freude gewonnen werden kann.
Mit einer Person kann es langweilig werden, womöglich ist das auch der Grund, warum viele Affären auseinandergehen. Es fehlt die tief ergreifende Bindung jenseits von Sex im Sinne von Liebe und der Spaß am Sex geht verloren durch einen Sättigungseffekt.
Allerdings kann hiergegen einiges getan werden:
- Sex an verschieden Orten, intensiver Austausch über Fantasien und Begierden, Experimentieren mit all dem, was die Betreffenden bei sich als Begierden entdecken.
Wie das genau geht, zeige sich in meinem Video zur ▶ sexuellen Zufriedenheit, dem ▶ Video zur sexuellen Kompatibilität und zuletzt in dem neusten ▶ Video zur Rolle von Sexualpraktiken und sexuelle Anziehung.
Alle, bei den der Sex einschläft oder Langeweile eintritt, oder nie wirklich zur Geltung kam, sollten sich alle drei Videos komplett anschauen. Denn Änderungen sind möglich und genau dies melden mir Coaching-Klient:innen und Zuschauer:innen auch zurück!
Außerdem können Affären natürlich das Spektrum um weitere Personen erweitern, was ebenso in Partnerschaften möglich ist. Sexuelle Spannung kann immer wieder reaktiviert werden, wenn wir offene Konstellationen mit Sex zu Dritten oder Swinger-Konstellationen mit gemeinsamem Sex zu Dritten etablieren.
Sprich:
- Der Verlust der sexuellen Anziehung und Spannung ist nicht unausweichlich, wir können ihm sehr effektiv entgegenwirken.
Beispiele aus dem Coaching
Ich hatte neulich ein Gespräch mit einer Klientin von mir im Coaching. Sie war sexuell sehr zufrieden, was wir noch einmal als ganz wesentliche Ressourcen herausarbeiten konnten. Sie hatte vorher nicht ganz erkannt, wie wichtig das ist. Aber ihr Partner kam niemals zum Orgasmus, meinte lediglich, eines Tages werde sich das ändern.
Sex kann auch erfüllend sein ohne Orgasmus, keine Frage. Aber ebenso ist gesichert, dass ein mindestens gelegentlicher Orgasmus das Glücks- und Lusterleben komplettiert und auf eine höhere Stufe bringt. Erleben wir gemeinsam einen Orgasmus, konditioniert dies ekstatische Lusterleben mit unserer wechselseitigen Präsenz und wir werden jeweils wechselseitig für unsere Partner:innen zum Signal für sexuelle Lust und Befriedigung. Es lohnt sich also, an erfüllter Sexualität zu arbeiten! Im Fall der Klient war der Rat, doch einmal mit dem Partner über seine sexuelle Lust zu sprechen, auch herauszufinden, ob es womöglich Schamgefühle oder Hemmungen sind oder Fantasien, die im gemeinsamen Sex nicht zur Geltung kommen. Auch sollte bei Orgasmusstörungen immer eine urologische Abklärung (im Falle des Mannes) erfolgen. Schließlich gibt es Verfahren der schrittweisen, gelassenen Stimulation, die einen Orgasmus fördern können. Wichtig ist, dass der Orgasmus nie erzwungen werden soll, aber wir können die Gelegenheit herstellen, wo es eher zum Orgasmus kommt.
Ich hatte einen weiteren Coachingklienten, der mit seiner Sexualität experimentierte und dafür auch einen Sex-Coach hatte. Ihm tat dies offensichtlich gut. Es entspricht dem auch in dieser Studie identifiziertem Nutzen “Das andere Geschlecht kennenlernen“.
Andere profitieren von Tantra-Seminaren. Manche Klient:innen (aller Geschlechter) haben mir da bereits grundlegende, lebensverändernde Erfahrungen zurückgemeldet, die ihre Sexualität und sogar ihre Romantik auf eine höhere Stufe brachten. Ebenso positive Erfahrungen werden von der orgasmischen Mediation berichtet, die zwar wegen intransparenter Führungsstrukturen in Verruf geraten ist, jedoch als Methode wunderbar geeignet ist, gerade die weibliche Sexualität zu aktivieren und im heterosexuellen Kontext einen besseren Kontakt zwischen Mann und Frau herzustellen.
Allerdings tritt nun als Kosten bei denen, die Affären/Freundschaft+ haben, auch auf “schlechteres Selbstwertgefühl”.
Die Affäre kann also dazu führen, dass die Betreffenden beginnen, an sich zu zweifeln und sich abzuwerten, Schuldgefühle zu entwickeln etc.
Woher kommt das?
Es kommt nicht aus einer positiven Affäre, sondern aus der internalisierten gesellschaftlichen Normativität, die uns alle zwingen will, bloß keine Affären/Freundschaften+ zu haben, sondern sofort zu heiraten.
Diese internalisierten Strukturen wirken fort. Wenn wir sie reflektieren und uns von ihnen distanzieren, können wir unsere Freiheit und unser Lebensglück erheblich steigern.
Im Coaching erlebe ich immer wieder, wie Klient:innen auf allen Ebenen dysfunktionale und überkommende gesellschaftliche Normen ihnen unbewusst internalisiert haben, die es heute erschweren, ein glückliches Sexual- und Liebeslieben aufzubauen.
Für eine Klientin war es der Trennungsgrund, als sie ihren Mann beim Pornokonsum entdeckte. Glücklich wurde sie damit nicht und sie hat es bereut. Mehr als 70 % aller Männer und fast 50 % aller Frauen schauen Pornografie. Ein Trennungsgrund ist das sicher nicht. Es ist vielmehr ein Grund, gemeinsam über die sexuellen Wünsche zu sprechen. Oft wird dadurch ein gemeinsames Begehren entdeckt, was sodann das Liebes- und Sexualleben zu mehr Erfüllung bringt.
Halten wir fest:
- Partnerschaften und Affären/Freundschaften+ sind jeweils mit Vorteilen und Nachteilen verbunden. Den Stein der Weisen, der nur noch das Gute und nichts mehr vom Bösen kennt, gibt es leider nicht.
- Es ist wichtig, dass wir dies akzeptieren, um so unsere Beziehungen so positiv wie möglich gestalten zu können. Zu jeder Beziehung gehört die Akzeptanz dazu. Wir können nicht alles ändern und sollten das akzeptieren, was uns nicht wichtig ist oder mit dem wir leben können.
Ich hatte einen weiteren Klienten im Coaching, der seit Langem hoch verliebt und fasziniert von einem Mann war. Dieser Mann war jedoch intransparent. Er kam und ging, wie er wollte, seine Erklärungen waren wenig nachvollziehbar. Immer wieder kam es deshalb zu Streit, Trennungen und Wiederversöhnungen. Mein Klient war mit seinem Freund sehr glücklich, wenn er da war, fiel aber in ein schwarzes Loch, wenn diese verschwand. Gründe waren hierfür nicht nachvollziehbar oder offensichtlich falsch.
Wir sprachen alle Konstellationen durch und gelangten zu dem Schluss, dass sich mein Klient in einer Freundschaft+ befand, die sein Leben sehr bereicherte. Der Schmerz resultierte allein darin, dass er das Verhalten seines Freundes nicht akzeptieren konnte. Die Entscheidung, die nun zu fällen war, lautete, die Beziehung zu beenden und damit das Glück, was er mit seinem Freund erlebte, aufzugeben, aber auch den Ärger und Schmerz über dessen Intransparenz. Die andere Lösung, mit dem Freund zu sprechen und zu einer Klärung zu gelangen, war mehrfach gescheitert.
Jedenfalls entschloss sich mein Klient für die Akzeptanz und lebte auf Nachfrage noch nach mehreren Jahren und nunmehr glücklich in dieser Verbindung. Akzeptanz und Gelassenheit führten gar dazu, dass er mehr über seinen Freund erfahren konnte. Er kann nun nachvollziehen und akzeptieren, dass sein Freund in zwei Welten lebt. Er lebt mit seinem Freund die Liebe als wiederkehrende “Situationship” und beide haben mittlerweile sogar transparent vereinbaren und sich so die Sicherheit geben können, dass es so bleiben wird. Das immense
Leid meines Klienten hat sich in ein großes Glück gewandelt. Manchmal sind es allein unsere Einstellungen, die über Glück oder Unglück entscheiden.
Und noch etwas konnte ich in Gesprächen mit Klient:innen wiederholt feststellen:
- Viele möchten das eine tun, aber das andere nicht lassen. Das führt aber oft zu Verwirrung und innerer Dissonanz, sodass sie nicht mehr wissen, was richtig oder falsch ist, was sie wollen oder nicht wollen, sich als blockiert erleben.
Was ist damit gemeint?
Ich sprach mit einem Klienten – ich verfremde die Darstellung ein wenig – der gut sozial eingebettet war und nunmehr nach einer festen, dauerhaften Beziehung suchte. Bisher hatte er aber nur Frauen getroffen, mit denen zwar einiges passte, wo es jedoch grundlegende Diskrepanzen und Probleme gab, die eine regelrechte Partnerschaft unmöglich machte. Die Natur der Probleme ließ sich nicht einfach durch klärende Gespräche auflösen.
Andererseits lag eine hohe erotische Passung vor und es bestand auf beiden Seiten das Begehren, miteinander zu schlafen. Mein Klient erlebte das als einen Konflikt. In der Psychologie sprechen wir von einem Appetenz-Aversions-Konflikt:
- Er begehrte die entsprechende Frau und sie begehrte ihn auch. Dieses Begehren löste also Appetenz und damit Annäherung aus. Er wollte sie weiter treffen und ihr nah sein.
- Er litt unter den grundlegenden Diskrepanzen und Problemen, die ein dauerhaftes Partnerglück unmöglich machten. Er erlebte also Aversion, weshalb er sich von der Frau entfernen wollte.
- Da Appetenz und Aversion ungefähr gleich stark waren, war er blockiert, was zu entsprechender innerer Dissonanz und Stress führte. Dies war der Grund für den Coaching-Termin.
Schnell wurde deutlich, dass der Klient in seiner Motivstruktur mit der Frau gerne schlafen wollte, aber kein weiteres längeres Zusammensein anstrebte. Geeignet war also eine Freundschaft+, sodass keine Sorge bestehen musste, dass die tiefgreifenden Differenzen zu einer Gefährdung seiner Identität werden würde.
Ebenso wurde klar, dass die Ausrichtung der Beziehung nicht monogam sein konnte, da mein Klient weiterhin auf der Suche nach einer dauerhaften Beziehung war, wobei es im Verlauf des Kennenlernens auch zur Sexualität kommen könnte.
Aus dem Elternhaus internalisierte Vorstellungen, wie er zu leben hätte, verhinderten, dass mein Klient diese verschiedenen Motive miteinander verband:
Weiter nach einer festen Beziehung suchen und bis dahin offen sein für sexuelle Affären /Freundschaft+ mit Transparenz über den nicht-monogamen Charakter dieser Beziehungen.
Ebendies war es übrigens auch, was die betreffende Frau wollte, die sich sodann zu einem baldigen Übernachtungsbesuch ankündigte. Was daraus geworden ist, weiß ich nicht, da ich nicht noch einmal nachgefragt habe.
Wie beeinflussen Vorteile und Nachteile unsere Beziehungssuche?
Nun komme ich zum interessantesten Ergebnis der Studie von Annissyah A. Alamsyah:
Alle Teilnehmenden schätzten die potenziellen Kosten und den potenziellen Nutzen von romantischen Beziehungen und Affären/Freundschaft+ ein. Nachfolgend wurde geschaut, welche Art von Beziehung (Partnerschaft, Affäre/Freundschaft+) die Betreffenden suchten:
- Es zeigte sich, dass sich aus den Kosten/Nutzen-Einschätzungen statistisch signifikant vorhersagen ließ, welche Art von Beziehung gewollt wurde.
- Zudem ergab sich, dass Singles mehrheitlich die Kosten für romantische Beziehungen höher als für Affären/Freundschaft+ und den Nutzen für partnerschaftliche Beziehungen geringer als für Affären /Freundschaft+ einschätzten.
- Singles zogen daher mehrheitlich Affären/Freundschaft+ gegenüber Partnerschaften vor!
Wir sollten also nicht davon ausgehen, dass wir eine Partnerschaft finden müssen, wenn wir Single sind. Für manche ist das Modell der Affäre/Freundschaft+ besser geeignet.
Die Optionen bei Gleichklang
Wie können Sie bei Gleichklang nach Affären/Freundschaft+ suchen:
Partnersuche
Sie können angeben, dass Sie bis es zu einer Partnerschaft kommt auch an Erotik-Kontakten interessiert sind (das war die Suchoption, die ich meinem oben beschriebenem Klienten empfahl)
- Sie können angeben, dass Sie ausschließlich Erotik-Kontakte suchen und keine Beziehung
Freundschaftssuche
- Sie können angeben, dass Sie eine Freundschaft mit Erotik suchen.
Bevor manche jetzt entsetzt sind 🙂 :
- All dies kann nicht nur positiv angegeben, sondern auch verneint werden. Die Einstellungen kommen also allen zugute. Wer nur nach einer Partnerschaft und nicht nach Erotik sucht, ist bei uns ebenso gut aufgehoben, wie diejenigen, die zusätzlich oder sogar nur nach Erotik suchen. Durch unser Matching stellen wir sicher, dass die passenden Personen zueinanderfinden. Passung kann aber nur ermittelt werden, wenn gefragt wird. Deshalb die große Anzahl an Fragen in unserem Aufnahmebogen.
Psychologisches Resümee und Empfehlungen
Damit komme ich auch bereits zum Resümee:
- Nach psychologischen Befunden sind alle Beziehungen mit Kosten und mit Nutzen verbunden. Kosten und Nutzen sind aber nicht rein monetär, sondern spiegeln tiefgreifende menschliche Bedürfnisse und Motive wieder, wie geliebt werden, Nähe, sexuelle Befriedigung als Nutzen oder Streitereien, Sorgen um die Beziehung und Verlust der eigenen Identität als Kosten.
- Überwiegt der Nutzen, entscheiden wir uns für eine Beziehung. Haben wir Alternativen, in denen der Nutzen gegenüber unserer aktuellen Beziehung überwiegt, treten Trennungsgedanken auf.
- Angestrebt wird in Beziehungen eine ungefähre Gleichverteilung von Kosten und Nutzen für die Beteiligten, also Gerechtigkeit. Ist solch eine Balance nicht gegeben, beginnen wir, uns unwohl zu fühlen.
Nutzen und Kosten sind ziemlich ähnlich verteilt zwischen Partnerschaften und Affären/Freundschaften+. Aber es gibt auch Unterschiede:
- Bei Affären/Freundschaft+ steht die sexuelle Befriedigung an erster Stelle und auch das sexuelle Experimentieren spielt eine große Rolle. Demgegenüber spielt das Motiv „geliebt zu werden und zu lieben“ keine Rolle. Auch besteht keine Sorge, die eigene Identität zu verlieren.
- Insgesamt sind im Durchschnitt bei Partnerschaften bis auf den Bereich der Sexualität alle Nutzen-Aspekte stärker ausgeprägt als bei Affären/Freundschaften+. Umgekehrt sind bei Affären/Freundschaften+ die wahrgenommenen Kosten geringer als bei Partnerschaften.
Viele Kosten-Punkte können durch Vereinbarungen und durch eine Liebe als Moment der Freiheit überwunden werden:
- So braucht die Identität nicht verloren gehen, sondern sie kann durch die andere Person erweitert werden, indem wir uns wechselseitig in unser Selbst aufnehmen.
- Auch die früheren sozialen Bezüge können bei einer Liebe als Freiheit weiter so wie vorher gepflegt werden, nur dass eben mindestens gelegentlich die Partner:innen dabei zusammen sein werden.
- Die Sorge, nicht mehr daten zu können, kann reflektiert gelöst werden, wenn sich zeigt, dass jemand eine polypartnersexuelle Orientierung hat und so mit einer Person sexuell nicht erfüllt werden kann. Zur Lösung können Vereinbarungen für eine offene Beziehung mit Sex zu Dritten oder eine Swinger-Beziehung mit gemeinsamem Sex zu Dritten getroffen werden.
Wir können beides zur gleichen Zeit wollen:
- Suche nach einer Affäre/Freundschaft+ und Suche nach einer Partnerschaft. Auch ist es möglich, dass eine Affäre in eine Partnerschaft übergeht. Es ist wesentlich, dass wir uns von internalisierten Hemmungen und Geboten befreien und unsere Kosten-Nutzenüberlegungen so ausrichten, dass wir glückliche und erfüllte Beziehungen aufbauen können.
Im ▶ Coaching mit mir können Sie Ihre eigene Beziehungs-Geschichte, Ihre Motive und Blockaden bearbeiten, um zu einer effektiven Suche zu gelangen, die Ihnen erfüllenden Beziehungen ermöglicht. Das Stunden-Honorar beträgt 85 EUR und für eine erste Grundorientierung ist eine Doppelstunde erforderlich.
- Beim Coaching ist es so wie überall bei Gleichklang, dass die Inanspruchnahme nicht am Geldbeutel scheitern soll.Es besteht daher die Möglichkeit, das Honorar in beliebigen Raten zu begleichen, auch in sehr geringen Raten, wenn akute finanzielle Not vorliegt. Es macht mir nichts aus, wenn die Zahlungen über einen entsprechend langen Zeitraum erfolgen, auch wenn zwischenzeitlich weitere Sitzungen stattfinden.
Durch unser Matching bei Gleichklang unterstützen wir Sie zudem gezielt, solche Menschen zu finden, mit denen eine Grundkompatibilität der partnerschaftsbezogenen und sexuellen Wünschen vorhanden ist. So bestehen gute Aussichten, dass Gleichklang-Beziehungen glücklich werden und dem Lauf der Zeit standhalten.
Wie ist Ihre Ansicht zu diesem Artikel? Gerne können Sie es mich wissen lassen!
Weitere Links: