Heute widme ich mich der Fotoauswahl bei der Online-Partnersuche. Ziel ist es, die verschiedenen möglichen Arten von Fotos vorzustellen und psychologisch fundierte Empfehlungen zu geben, welche Fotos Sie am besten einstellen sollten. Berücksichtigen Sie diese Vorschläge, können Sie die Effektivtät der Beteiligung an Online-Dating und Partnervermittlung erhöhen.
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Die Rolle des Aussehens bei der Partnersuche
Die große Mehrheit der Teilnehmenden bei der Online-Partnersuche legt großen Wert auf Fotos beim Online-Dating. Bei einigen Apps – wie Tinder – bestimmen sogar fast nur die Fotos, ob jemand den Kontakt zu einer anderen Person aufnehmen möchte oder nicht.
Auch psychologische Studien zeigen, dass das Foto bei der Online-Partnersuche einen großen Anteil der initialen wahrgenommenen Attraktivität erzeugt:
- McNulty et al. (2008) analysierten eine große Anzahl an Studien zur Rolle der initialen physischen Attraktivität für die Beziehungsentstehung. Sie gelangten zu dem Ergebnis, dass am Anfang einer Beziehung die körperliche Attraktivität eine große Rolle spielt und auch mit einer höheren Beziehungszufriedenheit einhergeht.
Andere Studien zeigen allerdings, dass beim Online-Dating die Wahrnehmung von Attraktivität nicht nur durch das Foto, sondern auch durch den freien Text entsteht:
- So gelangte eine Studie von de Vries (2010) zum Ergebnis, dass der freie Text ebenso eine Rolle für die initial wahrgenommene Attraktivität spielt wie das Foto, wenn sichergestellt ist, dass der Text vollständig gelesen wird und wenn sich die Texte, die mit unterschiedlichen Fotos verbunden sind, hinreichend voneinander unterscheiden.
Dass es wesentlich mehr als das Äußere geht, belegen zudem folgende Befunde:
- Murray und Milhausen (2012) zeigten in einer qualitativen Interview-Studie, dass sexuelles Begehren zwar stark von der körperlichen Attraktivität abhängt, aber weitere Faktoren ebenfalls eine wichtige Rolle spielen, wie sexuelle Wünsche, Aufmerksamkeit von Partner:innen, erlebte emotionale Nähe, gemeinsame Zeitgestaltung, Kommunikation der Partner:innen miteinander. Selbst wenn es um Sex geht, geht es also keineswegs einfach nur um das Äußere.
- Bezüglich des Verlaufs von Beziehungen beobachteten McNully et al. (2008), dass die physische Attraktivität von Ehepartner:innen keinen Einfluss auf die Beziehungszufriedenheit ausübte, wobei sich dieser Nulleffekt bei Frauen und Männer zeigte.
Weitere Studien kehren das ganze sogar um:
- Wir mögen demnach nicht nur diejenigen, die wir attraktiv finden, sondern wir finden umgekehrt auch diejenigen attraktiv, die wir mögen.
Bei Haustieren kennen dies Phänomen viele, aber es gilt tatsächlich auch für die Attraktivitäts-Bewertung von Menschen:
- Penton-Voak et al. (2007) baten Versuchsteilnehmende, dass korrekte Bild von ihren Beziehungspartner:innen aus künstlicher unattraktiver oder attraktiver gemachten Vorlagen herauszusuchen. Teilnehmende, die mit ihrer Beziehung zufriedener waren, erklärten das attraktivere Bild für korrekt, Teilnehmende, die unzufrieden war, das unattraktivere Bild. Die Ergebnisse werden sehr gut im (ins Deutsche übersetzten) Titel zusammengefasst: „Durch eine rosarote Brille …“
- Auch Studien von Swami et al. (2009) zeigen, dass Verpartnerte ihre Partner:innen systematisch als attraktiver wahrnehmen, als diese allgemein eingeschätzt werden. Dieser Effekt ist besondersstark bei denen, die mit ihrer Beziehung zufrieden sind. Wenn ich eine Person mag, finde ich sie also schön.
Diese Befunde sind unmittelbar praxisrelevant für die Online-Partnersuche:
- Erluaben Sie sich beim Online-Dating immer auch einen zweiten Blick. Viele Paare sind nur wegen eines solchen zweiten Blickes zusammen gekommen. Erst im Verlauf wachsender Attraktivität nahmen sie eine andere Art von Schönheit beieinander wahr.
Letztlich liegt die Schönheit also tatsächlich im Auge der Betrachtenden, was wiederum erklärt, dass wir in der Forschung nicht nur Ähnlichkeiten der Attraktivitäts-Einschätzung zwischen verschiedenen Kulturen finden (Langlois et al., 2000), sondern auch erhebliche Unterschiede:
- So beobachteten beispielsweise Glasser et al. (2009), dass weiße Männer in den USA eher schlanke, sportliche Frauen bevorzugten, während die befragten Afroamerikaner und Latinos häufiger fülligere Frauen vorzogen.
- Boothroyd et al. (2020) fanden in einer Studie heraus, dass Attraktivitäts-Bewertungen durch Fernsehkonsum beeinflussbar sind. Mit zunehmenden Fernsehkonsum stieg die Vorliebe für schlanke Frauen bei Männern an.
Das soeben Geschilderte war übrigens – aus etwas anderer Perspektive – ein stark gekürzter Schnelldurchgang durch das Unterkapitel “Die Rolle des Äußeren” aus meinem Buch “A Perfect Match? Online-Partnersuche aus psychologischer Sicht”.
Dies sind die beiden Botschaften zum Mitnehmen:
- Das Äußere ist bei der Partnersuche in der Regel ein signifikanter Faktor – Grund genug, diesen Artikel über die Auswahl von Bildern beim Online-Dating zu schreiben.
- Jedoch sollten Sie das Äußere auch nicht überschätzen. Wenn Sie sich bei der Online-Partnersuche einen zweiten Blick erlauben, gewinnen Sie an Flexibilität. Das ist deshalb vorteilhaft, weil das Äußere zwar für die initiale Anziehung relevant ist, aber für die dauerhafte Beziehungszufriedenheit keine oder höchstens eine untergeordnete Rolle spielt.
Was für Bilder bei der Online-Partnersuche?
Johanna Lisa Degen und Andrea Kleeberg-Niepage (2020) analysierten 524 Profilbilder von Frauen und Männern, die sie von der Dating-App Tinder bezogen. Dabei konnten sie aufzeigen, dass die überwältigende Mehrheit der Bilder einem der folgenden acht Typen der Selbstdarstellung entsprach:
- Selfie – 40,3 % der Bilder waren Selfies und damit Gesichtsbilder in weitgehend ähnlicher Frund-Statur mit einem maximalen Ausmaß an Kontrolle der sich selbst vorstellenden Person. Trotz der Ähnlichkeit der Statur, die eine Erkennung als Selfie möglich macht, zeigten sich Stilunterschiede, wie Bilder mit direktem oder indirektem Blickkontakt, Wegschauen, Spiegel-Selfies, verschiedene Gesten, Bilder, die den Eindruck voller, halber oder auch fehlender Bekleidung erzeugten. Die Sachlage, dass das Selfie bei weitem am häufigsten auftritt, macht deutlich, dass das Selfie eine im Rahmen des Online-Dating weiträumig akzeptiertes und insofern auch positiv bewertete Bildform ist. Wäre es anders, würde die Anzahl der Selfies weitaus geringer sein, da die betreffenden Personen aufgrund negativer Rückmeldungen oder fehlender Resonanz ihre Bilder auswechseln würden.
- Kontextuell – mit 20,8 % aller Bilder waren kontextuelle, informative Bilder die zweitpopulärste Bildform. Die Person tritt in einem Kontext von Umgebungen, Gegenständen oder Aktivitäten auf. Die Bilder mögen ebenfalls Lebensphilosophien, politische Ideale oder Sehnsüchte repräsentieren. Sie geben damit nicht nur wie das Selfie vorwiegend Auskunft über rein körperliche Merkmale, sondern sie geben einen Einblick in die Person, auch wenn nicht immer sofort erkennbar ist, ob das Gezeigte dem aktuellen Lebensstil, dem erträumten Lebensstil oder einer reinen Fantasie entspricht. Die Autorinnen interpretieren diese Bilder als Einladung zu einem gewissen Lebensstil, einer Szenerie oder einer Idee, auch als Darstellung dessen, wie ein gemeinsames Leben in der Zukunft aussehen könnte. Erneut wird aus der Popularität dieses Bilder-Typus deutlich, dass sie offenbar ein häufiges Bedürfnis ansprechen, über das Bild mehr von einem Menschen und einer möglichen gemeinsamen Zukunft zu erfahren. Weniger populär als Selfies sind diese Fotos vermtulich, weil sie schwerer erstellbar sind und oft eine zweite Person als Fotograf:in benötigen. Als Nachteil kann erlebt werden, dass bei mehr kontextuellen Informationen die klare Erkennbarkeit von Gesichtsmerkmalen sinken kann.
- Schnappschuss – 20,0 % der 524 Bilder waren Schnappschüsse. Schnappschüsse sind Bilder, die eine Person in einem (oft zufällig) aufgefangenen Moment in ihrem natürlichem Auftreten zeigen. Sie implizieren daher Authentizität und bedürfen für ihre Erstellung einer zweiten Person, die möglichst unbemerkt fotografiert. In Anbetracht der heutigen Allgegenwart des Handys gibt es viele solcher Schnallschüsse. Beim Schnappschuss steht nicht der jeweilige Kontext, sondern die sich spontan verhaltene Person im Vordergrund, wobei die Person und ihr Gesicht oft stärker fokussiert werden als bei einem kontextuellen Bild, aber weniger stark als bei einem Selfie. Durch den Ausdruck von Spontanität vermitteln Schnappschüsse besonders vertrauenswürdige Informationen, die beim Online-Dating eine positive Bindewirkung erzeugen können. Dass trotzdem Selfies dominieren, erklärt sich vermutlich vorwiegend damit, dass diese einfacher und gepanter erstellbar sind.
- Inkognito – mit 7,6 % folgen in weitem Abstand Inkognito-Bilder. Als Inkognito-Bilder wurden von den Autorinnen Bilder klassifiziert, wo das Gesicht versteckt oder bedeckt wird, z.B. durch einen Hut, ein Handy, eine Hand oder einen Regenschirm, wo Personen von hinten fotografiert werden, wo nur Teile des Gesichts oder andere Körperteile gezeigt werden oder die Aufnahme aus einer Entfernung erfolgte, die zur Unkenntlichkeit führt. Die Autorinnen interpretieren die funktionale Bedeutung dieser Bilder dahingehend – (ins Deutsche übersetztes) Zitat: „Der andere muss sich trauen, … in die Beziehung investieren und sich für die Enthüllung des Subjekts in Bezug auf Identität und Aussehen zu qualifizieren. Dieses Muster konstruiert eine Sphäre der Mystik, eine Spannung des Spiels mit der Neugierde, Kontrolle und dem, was sich hinter der Maske verbergen könnte.“ Aus unseren Erfahrungen bei Gleichklang möchte ich zwei Aspekte anmerken: (1) Diese Form von Bild stellt an die Betrachter:innen hohe Anforderungen, die viele nicht bereit sind, einzugehen. So ist eine der häufigsten Beschwerden, die wir erhalten, dass bei Bildern das Gesicht nicht erkennbar sei. Die Bereitschaft, sich auf solch einen Entdeckungsprozess einzulassen, ist also keineswegs bei jedem gegeben. Dies mag auch ein Grund dafür sein, dass Inkognito-Bilder zu den seltenen Bild-Typen gehören. (2) Es gibt einen bestimmten Untertyp dieser Bilder, die z.B. einen unbekleideten Oberkörper zeigen. Diese Form der Darstellung ist im gleichgeschlechtlichen Suchbereich populärer als im heterosexuellen Suchbereich, und sie wir eher für Erotik-Suchen eingesetzt als für Beziehungssuchen. Festzuhalten bleibt, dass es einen gewissen Anteil von Personen gibt, die beim Online-Dating das Inkognito präferieren. Dies mag verschiedene individuelle Gründe haben und kann bei der Partnersuche relativ oft auf Ablehnung stoßen, bedeutet aber keineswegs, dass diese Personen nicht ernsthaft wären oder generell etwas zu verbergen hätten. Tatsächlich wird der Anteil dieses Bilder-Typus in der Auswertung durch die Autorinnen sogar leicht unterschätzt, da sie die 1,7 % der Bilder mit einer Covid-Maske nicht mitzählten, die jedoch tatsächlich in diese Kategorie einzuordnen sind. Gleichzeitig machen diese Bilder mit Covid-Maske deutlich, wie gesellschaftliche Ereignisse die Selbstvorstellung – und auch unsere Präferenzen – beim Online-Dating beeinflussen können. Für einige mag dies einfach eine aktuell bequeme, opportune oder sich anbietende Art des Inkognito sein, für andere ein politisch-gesellschaftliches Statement. Aber es gibt auch einige, die mittlerweile genau diese Covid-Masken als attraktiv erleben – so veränderlich und subjektiv ist unsere Attraktivitätswahrnehmung!
- Mit anderen Personen – nur 3,2 % der Bilder gehörten zu dieser Kategorie. Hier zeigen sich die Betreffenden in einer Gruppe mit anderen Personen, oft anlässlich von essen, trinken oder feiern. Die Autorinnen interpretieren diese Bilder als Hinweis auf Geselligkeit und soziale Kompetenz, womit gleichzeitig dargestellt werde, dass die Person unterhaltsam sei und es sich lohne, mit ihr zusammen zu sein. Auch würden die Bilder oft Einblick in einen gewissen Lebensstil geben. Neben dem Lebensstil „Freude und Feiern“ benennen die Autorinnen als weitere Möglichkeit die Übernahme von sozialer Verantwortung, z.B. Bilder im Umgang mit Älteren etc. Aus unseren Erfahrungen von Gleichklang möchte ich drei Anmerkungen zu dieser Art von Bildern machen: (1) Die Bilder können den Eindruck einer mangelnden Exklusivität vermitteln. Viele möchten zunächst die eine Person und nicht gleich eine ganze Gruppe kennenlernen. Die Bilder können daher bei einigen Zweifeln an der Bereitschaft zur Zweisamkeit vermitteln. (2) Ebenfalls können solche Bilder Zweifel streuen, ob der Person vertraut werden kann, weil sie Bilder anderer Personen einstellt. Wollen diese anderen Personen auf einer Dating-Plattform dargestellt werden? Wissen sie, dass ihre Fotos verwandt wurden? Solche Fragen entstehen. (3) Handelt es sich – wie recht oft der Fall – um Bilder von Feiern und Partys mag der Eindruck eines eher hedonistisch-konsumierenden Lebenswandels erzeugt werden, was für manche Grund sein kann, lieber von einem Kennenlernen Abstand zu nehmen. In diesem Fall sollte der äußerst geringe Prozentsatz von 3,2 % doch eher als Warnsignal gesehen werden. Für die Partnersuche wird das Einstellen von Gruppenbildern mit Freund:innen weithin als wenig angebracht angesehen. Anders ist es natürlich, wenn ein Paar oder eine polyamore Gruppe sich gemeinsam auf Partnersuche begibt.
- Fotografen-Bild – mit 2,5 % der Bilder wurde beim Online-Dating nur äußerst selten auf professionelle Bilder durch Fotografen zurückgegriffen. Hierzu zählten die Autoren Bilder, die professionell aussahen, mit übersichtlicher Kulisse und guter Beleuchtung. Die Person wird in Szene gesetzt und das Ergebnis ist eine Inszenierung. Die Autorinnen interpretieren die Funktion dieser Bilder dahingehend, dass die Logik der professionellen Fotografie kontraintuitiv sei zu der unverbindlichen, beschleunigten Logik der geringen Investition. Demnach – so verstehe ich die Autorinnen – setzen sich Personen mit derartig professionellen Bildern quasi zur Wehr gegen ein beschleunigtes Dating, welches Vorbereitung und Anstrengung vermissen lässt. Sofort fiel mir hierzu die Zuschrift einer Dame an, die sich enttäuscht über die Gleichklang-Männer äußerte, die nicht einmal den Aufwand darin investierten, professionelle Fotos von sich einzustellen, was für sie eine Selbstverständlichkeit und auch ein Zeichen des Respekt sei. Die Autorinnen liegen also nicht falsch – es gibt Menschen, die dies genau so erleben wie sie es interpretieren. Erneut möchte ich aber drei Anmerkungen vor dem Hintergrund unserer Erfahrungen bei Gleichklang machen: (1) Professionelle Fotos mögen den Eindruck von Ernsthaftigkeit bei der Partnersuche vermitteln, jedoch können sie ebenso den Eindruck von geringer Natürlichkeit erzeugen. Die hohe Qualität der Bilder mag als Kaschieren oder geringe Authentizität verstanden werden. Wichtig ist beim Online-Dating nicht, eine Art „Kunstwerk“ zu präsentieren, sondern sich im Aussehen so vorzustellen, wie es der Wirklichkeit entspricht. (2) Es handelt sich hier auch um eine Generationenfrage, womit mit zunehmend jüngeren Alter der Anteil an Fotografen-Bildern abnimmt. (3) Es spricht nichts dagegen, zu einem Fotografen zu gehen, wenn dieser Wunsch besteht. In diesem Fall sollte das Bild aber nicht als Bewerbungsbild ausgelegt werden und der Fotograf sollten den Auftrag erhalten, die Person in ihrer Natürlichkeit vorzustellen, anstatt sie durch professionelle „Tricks“ verzerrt darzustellen. Insgesamt ist die Zeit der Fotografen-Bilder für die Online-Partnersuche wohl zu Ende gegangen, ein Revival ist aber keineswegs ausgeschlossen.
- Ohne die eigene Person – 1,5 % der Bilder zeigten überhaupt keine Person, sondern einen Avatar, eine Comic-Figur ein Tier oder andere Motive. Die Autorinnen sehen dieser Bilder als vergleichbar an mit den Inkognito-Bildern, bei denen allerdings die Person weiterhin, wenn auch unkenntlich, sichtbar ist – (ins Deutsche übersetztes) Zitat: „Die Suspendierung des Subjekts wirkt der Logik der schnellen Entscheidung beim Anblick des möglichen Partners entgegen. Ähnlich wie beim Typ Inkognito schaffen die Motive eine (noch stärkere) Atmosphäre des Versteckens, der Neugier, des Wagemuts auf eine mögliche zukünftige Enthüllung. Hier gibt es keine Anhaltspunkte auf das Aussehen, den Körpertyp oder die Gesichtszüge des Subjekts, und die präsentierten Objekte laden zu einer großen Bandbreite an Interpretationen, Spekulationen und Projektionen ein …“ Ergänzend sei angemerkt, dass der Fokus auf ein Gesichtsbild zwar weitgehend bei der Online-Partnersuche geteilt wird, aber eben nicht von allen mitgegangen wird. Es gibt beim Online-Dating Teilnehmende, die sich der Fokussierung auf das Äußere verweigern und die erst das Innere kennenlernen möchten, bevor sie sich mit dem Äußeren auseinandersetzen. Dies ist eine legitime Motivation und Strategie, bei der die Betreffenden allerdings mit einkalkulieren sollten, dass sie vielfach auf Ablehnung stoßen werden, da die sofortige Verfügbarkeit von Fotos sich (leider?) mittlerweile als De-fault-Standard bei der Online-Partnersuche weitgehend universal durchgesetzt hat. Der äußerst geringe Prozentsatz der entsprechenden Bilder bringt dies zum Ausdruck.
- Kritik von Dating-Erwartungen – mit 1,3 % von den 524 Bildern war dies die am seltensten auftretende Kategorie. Es handelte sich um Bilder, die oft in überzeichneter, satirischer Form grundlegenden Erwartungen zur Bildeinstellung bei der Online-Partnersuche widersprachen und dabei in einem kritischen Sinne gesellschaftliche Logiken offenbarten oder in Frage stellten. Die Autorinnen benennen das Beispiel zweier halbnackter männlicher Personen mit einer nicht angezündeten Zigarre oder Zigarette im Mund, die Spielgeld in der Hand hielten. Sie interpretieren dies als Einladung zu einer politischen Haltung oder intellektuellen, humoresken Fähigkeit zur provokativen und polarisierenden Auseinandersetzung an. Genau dies ist es dann auch im Übrigen, was die Betreffenden über sich selbst damit preisgeben. Solche Bilder sind eine Rarität bei der Online-Partnersuche. Treffen sie auf jemanden, der sie versteht und die dahinterliegende Gesellschaftskritik teilt, können sie Neugierde auslösen und auf positive Resonanz stoßen. Weitaus häufiger werden sie aber vermutlich missverstanden werden oder als irritierend erlebt werden.
Die Autorinnen haben eine beschreibende und interpretierende Arbeit vorgelegt, die davon absieht, Ratschläge oder Empfehlungen zur Fotoeinstellung bei der Online-Partnersuche zu geben. Dies war nicht das Ziel der Autorinnen.
Ihre Ausarbeitungen lassen sich aber dennoch bei Berücksichtigung unserer eigenen Erfahrungen bei Gleichklang gut für die Ableitung von Empfehlungen verwenden:
Zusammenfassung
Psychologische Empfehlungen
Selfies sind als Bilder für das Online-Dating völlig in Ordnung und werden mehrheitlich verwandt. Sie stoßen typischerweise auf positive Resonanz und kennzeichnen sich meistens durch eine klare Gesichtserkennung. Befürchtungen, dass Selfies zu unprofessionell seien oder einen schlechten Eindruck erzeugen würden, sind meistens unbegründet. Vielmehr handelt es sich bei Selfies um ein akzeptiertes und etabliertes Medium beim Online-Dating.
Verfügen Sie über einen Schnappschuss – also ein Foto, welches sie in einem spontanen Moment zeigt – ist es eine gute Idee, diesen einzustellen. Über das Selfie hinaus vermitteln solche Schnappschüsse einen Einblick in Ihr natürlich-spontanes Verhalten und können so einen besonders hohen Eindruck von Vertrauenswürdigkeit erzeugen.
Gut geeignet sich aber auch kontextuelle Bilder, mit denen sie mehr Einblicke in ihre Lebensvorstellungen, ihren Alltag oder auch ihre Ziele geben können. Hier ist es bei der Auswahl wichtig, solche Fotos zu verwenden, die diesen Einblick auch tatsächlich gewähren, da sonst der Vorteil dieser Bilder verloren geht.
Das Äußere spielt für die meisten bei der Partnersuche eine mehr oder weniger starke Rolle. Entsprechend besteht nicht selten die Angst, dass die Person anders sei als auf dem Foto oder auch die eigene Person als anders wahrgenommen werden könnte, als sie auf dem Foto wahrgenommen wird.
Hiergegen hilft es, auf jede Foto-Retuschierung zu verzichten und mehrere Bilder einzustellen. Dabei ist eine Kombination aus Selfies, kontextuellen Bildern und Schnappschüssen ideal, um einen natürlichen Eindruck des eigenen Aussehens zu vermitteln. Dadurch sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass sie bei einem ersten Treffen nicht wiedererkannt oder unvorteilhaft beurteilt werden.
Die Verwendung von Inkognito-Bildern, wo das Gesicht ganz oder in Teilen verdeckt oder unkenntlich ist, sowie von Fotos mit kompletter Abwesenheit der eigenen Person auf dem Foto (z.B. Landschaftsfotos, Tierbilder) wird viele irritieren bzw. ihr Interesse an einer Kontaktaufnahme senken. Wenn diese Art des Fotos aber dennoch gewollt wird, wäre es ratsam, vielleicht im freien Text hierfür eine Begründung oder einen Ausblick auf die Zukunft („gerne tausche ich später Bilder aus“) zu geben.
Von der Abbildung mit anderer Personen auf Fotos (Gruppenbilder) ist bei der Online-Partnersuche abzuraten. Zum einen müssten sie sicherstellen, dass diese Personen dieser Veröffentlichung zustimmen. Zum anderen müssen sie damit rechnen, dass sich die Betrachter:innen fragen, ob sie vertrauenswürdig sind oder womöglich einfach Fotomaterial ohne Zustimmung von Betreffenden einstellen. Auch mag durch solche Fotos ein Zweifel an ihrem Motiv für intime Zweisamkeit entstehen.
Der Weg zu Fotograf:innen ist für Fotos für die Online-Partnersuche heute nicht mehr notwendig. Professionelle Bilder können sogar Zweifel an der Authentizität der betreffenden Person wecken, ob sie wirklich so aussieht, wie auf dem Foto. Wurden die Bilder retuschiert, steigt die Gefahr, dass es bei einem ersten Offline-Treffen aufgrund von Abweichungen zwischen Foto und Realität zu Desillusionierung und Enttäuschung kommen könnte. Ist es Ihnen aber wichtig, zu Fotograf:innen zu gehen, können Sie dies dennoch tun, aber geben Sie ihnen bitte als Arbeitsaufgabe, dass das Foto ihre (Wieder)erkennung maximal steigern soll, wenn die den Betrachter:innen ihrer Fotos dereinst außerhalb des Internet begegnen werden.
Schlussendlich sind satirisch überzeichnete und humoreske Bilder sicherlich ein möglicher und für Einzelne auch guter Weg, wenn Sie Ideen und ein Händchen dafür haben. Sie sollten sich aber bewusst machen, dass sie damit den Standarderwartungen bei der Partnersuche eher nicht entsprechen und sich so der Kreis der Interessent:innen weiter eingrenzen dürfte. Für die Partnersuche sinnvoller dürfte es meistens sein, solche Bilder nicht isoliert, sondern mit anderen Bilder in Kombination einzustellen, wie mit einem Selfie, einem kontextuellen Bild oder einem Schnappschuss.
Insgesamt würde ich dazu raten, bei Gleichklang die Fotogalerien zu nutzen und mehrere Bilder, am besten unterschiedlicher Kategorien, einzustellen.
- In aller Kürze alles zusammengefasst, sollte es das oberstes Leitprinzip bei der fotobezogenen Gestaltung ihres Profils sein, einen natürlichen und authentischen Eindruck von Ihrer Person und Ihrem Aussehen zu geben, damit die Person, der Sie später offline begegnen, sie genau so wiedererkennt, wie Sie sie bereits vorher auf den Fotos kennenlernte.
Abschließend ist aber noch einmal darauf hinzuweisen, dass das Foto und das Aussehen bei der Online-Partnersuche keineswegs alles ist. Immens wichtig ist der freie Text. Hierüber informiert dieser vorherige Blog-Artikel. Zudem gilt der Rat, sich immer auch einen zweiten Blick zu erlauben. Denn wir mögen nicht nur diejenigen, die wir attraktiv finden, sondern wir finden auch diejenigen attraktiv, die wir mögen. Lernen Sie einen Menschen kennen, kann es daher sein, dass Sie diese Person mit wachsender Sympathie als attraktiver erleben.
Ebenso würde ich Ihnen raten, die Möglichkeit bei Gleichklang zur Erstellung einer Audio-Nachricht zu nutzen. Mit der Stimme kommt ein weiteres Medium hinzu, für welches sich Partnersuchenden oftmals interessieren.
Wenn Sie sich unsicher sind, können Sie sich übrigens als Gleichklang-Mitglied jederzeit gerne an unser Support-Team wenden, welches Ihnen gerne seine Eindrücke und Empfehlungen zu Ihrem Profil und Ihren Fotos mitteilt.
Verinnerlichen Sie zudem unbedingt dies Leitprinzip:
- Bei der Partnersuchegeht es nicht um eine möglichst optimale Selbstpräsentation. Partnersuche ist keine Bewerbung, sondern ein ergebnisoffener Prozess des Kennenlernens, bei dem zwei oder mehr Personen herausfinden möchten wollen, ob sie miteinander glücklich werden können. Authentizität und Ehrlichkeit sind dafür die wichtigsten Gebote.
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