Wozu führt Abwarten bei der Online-Partnersuche?
Wir kommunizieren immer, selbst wenn wir scheinbar nicht kommunizieren. Diese wichtige Erkenntnis der Kommunikations-Psychologie gilt auch für die Online-Partnersuche:
- Wer bei der Online-Partnersuche darauf wartet, von Personen angeschrieben zu werden, vermittelt durch das eigene Abwarten den anderen Personen die Botschaft, nicht interessiert zu sein.
- Dadurch sinkt auch die Motivation der anderen Personen, den Kontakt aufzunehmen.
- Ergebnis ist ein Teufelskreis der Kontaktlosigkeit, der dadurch durchbrochen werden kann, dass Partnersuchende es sich zur Gewohnheit machen, selbst Erstnachrichten zu schreiben.
Dieser Artikel stellt eine Umfrage und ihre Ergebnisse zu dieser Thematik vor und gibt im abschließenden Teil psychologisch fundierte Empfehlungen, wie die Erfolgsaussichten bei der Online-Partnersuche verbessert werden können.
Umfrage
Wir hatten bereits in vorherigen Umfragen und im Kontext qualitativer Analysen der Rückmeldungen unserer Mitglieder herausgefunden, dass Abwarten bei der Partnersuche meistens eher schadet, mindestens die Partnerfindung deutlich verzögert. In der Serie zum Thema der Resonanz beim Online-Dating waren bereits erschienen: “Wann werden Dating-Pro9file geöffnet?“, “Was macht Vorschläge interessant?“ sowie “So steigen die Antwortraten beim Online-Dating“.
Dieser Artikel setzte die Serie zur Resonanz fort und zeigt noch einmal anhand der Ergebnisse einer Umfrage und weiterer Analysen auf, wie wichtig die Eigenaktivität beim Online-Dating ist.
(In einer der vorherigen Umfrage hatten wir bereits die aktuellen Fragen als Teil der damaligen Umfrage gestellt, allerdings war dort leider die Abfrage des Geschlechts vergessen worden. Deshalb haben wir diese Fragen nun noch einmal gestellt, wobei die im Folgenden geschilderten Ergebnisse bis auf die neue geschlechtsbezogene Differenzierung sehr ähnlich ausgefallen sind.)
Stichprobe
Nunmehr haben wir noch einmal 930 Mitglieder im Alter von 22 bis 81 (Durchschnittsalter 53,56 Jahre) dazu befragt, welche Auswirkungen es auf sie hat, wenn sie feststellen, dass ein anderes ihnen vorgeschlagenes Mitglied sich ihr Profil nicht anschaute oder sich zwar das Profil anschaute, aber keine Erstnachricht schrieb.
An der Umfrage beteiligten sich 579 Frauen, 338 Männer und 13 nicht-binäre Personen. Für die Ergebnisse haben wir auch einen Vergleich der Antworten zwischen Frauen und Männern durchgeführt. Leider konnten nicht-binäre Personen in diesen Vergleich nicht einbezogen werden, da ihre Anzahl für einen aussagekräftigen statistischen Vergleich zu gering war. Grundsätzlich zeigte die kleine Stichprobe nicht-binärer Personen jedoch das gleiche Antwortmuster wie die anderen Teilnehmenden, sodass von keinen grundlegenden Unterschieden auszugehen ist.
Im folgenden werden die Ergebnisse in der Gesamtgruppe berichtet, separate Ergebnisse für Männern und Frauen werden nur dann dargestellt, wenn dies sich signifikant voneinander unterscheiden.
Die Umfrage wurde als Online-Umfrage durchgeführt. Mitglieder wurden per E-Mail Einladung und per eingeblendeter Nachricht im Teilnahmebereich zu der Umfrage eingeladen.
Fragen
Die Teilnehmenden wurden gebeten, sich jeweils folgende beiden Szenarien vorzustellen:
- eine vorgeschlagene Person hat sich ihr Profil nicht angeschaut
- eine vorgeschlagene Person hat sich zwar ihr Profil angeschaut, aber hat ihnen keine Nachricht gesendet
Beide Szenarien sind realistisch und treten oft auf:
- Aus unserer Vermittlungstätigkeit von Gleichklang wissen wir, dass es viele Mitglieder gibt, die sich nicht alle Vorschläge anschauen. Zudem wird in aller Regel nur ein kleiner Teil der Vorschläge angeschrieben.
Es gibt sogar Mitglieder, die niemals einen Vorschlag anschreiben, sondern grundsätzlich nur dann reagieren, wenn sie angeschrieben werden.
Dies bedeutet, dass manche Teilnehmende beim Online-Dating und auch bei Gleichklang eine mehr oder weniger abwartende Rolle einnehmen. Wie aber wirkt sich dieses Abwarten auf die Bewertungen und Verhaltensweisen der anderen Teilnehmenden aus und welche Implikationen ergeben sich für die Erfolgsaussichten der Partnersuche?
Um dies genauer herauszufinden, haben wir die hier dargestellte Umfrage (Online-Umfrage) durchgeführt.
Die Befragten wurden gebeten, anzugeben, was es in ihnen auslöse, wenn eine andere Person ihr Profil nicht anschaue oder wenn eine andere Person ihr Profil zwar anschaue, ihnen aber keine Erstnachricht sende.
- Auf einer vierstufigen Skala (starke Ablehnung, Ablehnung, Zustimmung, starke Zustimmung) gaben die Befragten ihre Einschätzung an, ob das Nicht-Anschauen Ihres Profils oder das Nicht-Schreiben einer Erstnachricht durch die andere Person für sie bedeute, dass die andere Person nicht interessiert sei. Starke Ablehnung und Ablehnung wurden in der Auswertung zur Ablehnung und starke Zustimmung und Zustimmung zur Zustimmung zusammengefasst.
- Zusätzlich gaben die Befragten auf einer dreistufigen Skala an, ob ihre Intention, mit einer Person in Kontakt zu kommen, durch Nicht-Anschauen oder Nicht-Schreiben erhöht, erniedrigt oder nicht beeinflusst werde.
Hauptergebnisse
Die Ergebnisse zeigen klar, dass sowohl das Nicht-Anschauen eines Profils als auch das Nicht-Schreiben einer Erstnachricht von den Befragten oftmals als Desinteresse verstanden wurde. Dies wahrgenommene Desinteresse der anderen Personen reduzierte wiederum die Motivation, mit der anderen Person in Kontakt zu treten:
- 75,38 % der Befragten gaben an, dass sie von einem Desinteresse der anderen Person ausgingen, wenn diese Person sich ihr Profil nicht anschaue. 51,08 % der Befragten berichteten darüber hinaus dass ihre Intention sinke, eine solche Person anzuschreiben. 46,02 % gaben an, dass ihre Intention zur Kontaktaufnahme nicht beeinflusst werden. Nur 2,90 % der Befragten gaben umgekehrt eine wachsende Intention an, mit einer Person in Kontakt zu treten, die ihre Profil nicht angeschaut habe.
- 75,59 % der Befragten gaben an, dass sie von einem Desinteresse der anderen Person ausgingen, wenn diese sich zwar ihr Profil anschaue, ihnen aber keine Erstnachricht sende. 46,24 % der Befragten berichteten, dass dadurch ihre Intention sinke, eine solche Person anzuschreiben. Mit 46,34 % gaben genau so viele Befragte an, dass ihre Intention zur Kontaktaufnahme unbeeinflusst bleibe. Lediglich 7,42 % gaben demgegenüber eine wachsende Intention an, mit einer Person in Kontakt zu treten, die ihnen nach dem Besuch ihres Profils keine Nachricht gesandt habe.
Alle Geschlechter zeigten ein ähnliches Antwortmuster. Aber bei der Bewertung und den Konsequenzen des Nicht-Schreibens einer Erstnachricht durch die andere Person zeigten sich einige signifikante Unterschiede zwischen Männern und Frauen:
- Aus dem Nicht-Schreiben einer Erstnacht schlossen 78,76 % der Frauen, aber nur 70,11 % der Männer auf eine Desinteresse bei der anderen Person. Dieser Unterschied ist zwar nur von moderater Stärke, aber statistisch bereits signifikant. Während also die große Mehrheit aller Befragten von dem Nicht-Schreiben einer Erstnachricht auf mangelnder Interesse des Gegenübers schließt, ist dieser Schluss bei Frauen noch einmal häufiger als bei Männern.
Deutlich stärkere Unterschiede zwischen Männern und Frauen zeigten sich bei der Auswirkung auf die Intention, mit der betreffenden Person selbst in Kontakt zu treten:
- 52,68 der Frauen gaben an, dass das Nicht-Schreiben einer Erstnachricht durch die andere Person ihre Intention für einen weiteren Kontakt reduziere. 43,18 % gaben an, es habe keinen Einfluss und lediglich 4,15 % der befragten Frauen schilderten, dass das Nicht-Schreiben einer Erstnachricht durch die andere Person ihre Intention erhöhe, mit der anderen Person in Kontakt zu treten.
- Bei den Männern gaben demgegenüber lediglich 35.50 % der Befragten eine sinkende Motivation für einen weiteren Kontakt an. 51,78 % schilderten keinen Einfluss und 12,72 % berichteten sogar über eine steigende Intention, in Kontakt zu treten, wenn eine andere Person ihnen keine Erstnachricht sende.
Die befragten Männer waren also eher bereit als die befragten Frauen, mit Personen in Kontakt zu treten, die ihnen nicht geschrieben hatten. Allerdings zeigten sich dennoch bei Männern und Frauen die gleiche Grundtendenz, die bei Männern lediglich schwächer ausgeprägt waren als bei Frauen:
- Der Nicht-Erhalt einer Erstnachricht durch eine andere Person, die sich das Profil anschaute, reduzierte die Intention, sich mit der betreffenden Person in Verbindung zu setzen. Bei Frauen war es nur der verschwindend kleine Anteil von 4,15 % und bei den Männern eine noch immer deutliche Minderheit von 12,72 %, die sich umgekehrt durch eine Nicht-Nachricht angespornt sah, gerade deshalb in Kontakt zu treten.
Wie bereits ausgeführt konnten wegen des geringen Stichprobengröße die 13 nicht-binären Personen in diese prozentualen Vergleiche nicht in einem statistisch stringenten Sinne miteinbezogen werden. Leider ist dies regelmäßig bei unseren Umfragen der Fall, was quasi eine statistische Notwendigkeit ist, die wir nicht verändern können.
Dennoch wird aus der sehr kleinen Gruppe der nicht-binären Befragten deutlich, dass grundsätzlich ein vergleichbares Muster besteht:
- 10 der 13 nicht- binären Personen vermuteten, dass die andere Person nicht interessiert sei, wenn sie ihnen nicht als erste schreibe. 5 dieser 13 Personen gaben an, dass dadurch ihre Intention sinken, sich in Kontakt zu setzen.
- 9 der 13 nicht-binären Personen gingen davon aus, dass eine Person, die ihr Profil nicht anschaue, nicht interessiert sei. 6 dieser 13 Personen gaben an, dass dadurch ihre Intention zur Kontaktaufnahme sinke.
Zusammenfassung
Psychologische Einordnung und Empfehlungen
Vor dem Hintergrund der gerade dargestellten Befunde kann mit hoher Sicherheit davon ausgegangen werden, dass bei allen Geschlechtern mehrheitlich eine Neigung besteht, aus dem Nicht-Anschauen von Profilen und dem Nicht-Schreiben (also dem Nicht-Erhalt) von Erstnachrichten auf ein nicht vorhandenes Interesse an einem Kontakt der entsprechenden Personen zu schließen.
Diese Interpretation geht wiederum bei einem bedeutsamen Anteil der Betreffenden mit einer reduzierten Motivation einher, mit diesen Personen in Kontakt zu treten. Nur eine Minderheit nimmt hieraus umgekehrt den Ansporn, nun gerade in Kontakt zu treten. Diese kompensatorische Reaktion des „gerade jetzt“ tritt zwar bei Männern öfter auf als bei Frauen, stellt aber auch bei Männern nicht die typische Reaktion, sondern eine Ausnahmereaktion dar.
Immer wenn Sie sich einen Vorschlag nicht anschauen oder sich einen Vorschlag anschauen, aber keine Erstnachricht schreiben, können Sie also davon ausgehen, dass Sie durch dieses Verhalten die Wahrscheinlichkeit senken, dass die andere Person den Kontakt zu Ihnen aufnehmen wird.
Wer wartet, wartet also oft umsonst, was für den Erfolg der Partnersuche mindestens bedeutet, dass es deutlich länger dauern wird, bis die Partnerfindung eintritt.
Viele stellen an die Partnersuche im Internet die implizite Erwartung, dass online viel schneller Beziehungen entstehen. Dies entspricht jedoch nicht der Realität der Online-Partnersuche:
- Zwar kommen in den USA nach den umfangreichen wissenschaftlichen Auswertungen von Rosenfeld (2019) ca. 40 % der neuen Beziehungen online zustande, dennoch ist die Online-Partnersuche aber keineswegs ein schneller Prozess, der geradewegs zur nächsten Beziehung führt. So beobachtete Rosenfeld (2018), dass bei mehr als 80 % der durch ihn befragten heterosexuellen Singles, die Dating-Apps nutzten, es in den zurückliegenden 12 Monaten zu keiner einzigen Verabredung gekommen war.
- Bei Gleichklang sehen wir, dass die durchschnittliche Suchdauer unserer erfolgreichen Paare zwei Jahre beträgt, es aber auch viele Mitglieder gibt, die länger brauchen.
Wir sehen ebenfalls, dass die Wahrscheinlichkeit, von einem Vorschlag eine Erstnachricht zu erhalten, statistisch sehr gering ist. In einer Auswertung schauten wir 8 Wochen nach Erhalt eines Vorschlages nach, ob durch den Vorgeschlagenen eine Erstnachricht gesandt wurde:
- Frauen hatten von 3,81 % der ihnen Vorgeschlagenen nach spätestens acht Wochen eine Erstnachricht erhalten.
- Männer hatten von 2,54 % der ihnen Vorgeschlagenen nach spätestens acht Wochen eine Erstnachricht erhalten.
Der Weg zur Partnerfindung ist also typischerweise kein Weg über viele erhaltene Erstnachrichten, sondern ein Weg über sehr wenige Erstnachrichten hin zu einer Beziehung.
Allerdings liegt eine Beschleunigung der Partnerfindung zu einem Teil in den Händen der Teilnehmenden selbst:
- Teilnehmende mit hohen selbst gesendeten Erstnachrichtenraten finden häufiger und schneller eine Beziehung.
Natürlich ist es nicht das Ziel der Partnersuche, möglichst viele Kontakte zu haben. Bei geringer eigener Aktivität kann es aber passieren, ausgerechnet einen wirklich passenden Menschen zu verpassen oder ihn erst sehr spät kennenzulernen.
Die aktuelle Umfrage macht plausibel, warum dieser Fall eintreten kann:
- Partnersuchende nehmen eine eher abwartende Haltung an. Sie schauen sich Vorschläge nicht an oder sie schreiben selbst Erstnachricht, wenn sie sich einen Vorschlag anschauen.
Wahrscheinlich ist vielen der Betreffenden nicht bewusst, dass sie damit dem Gegenüber die Nachricht vermitteln, dass sie nicht interessiert sind – so verstanden es jedenfalls mehr als 70 % der Befragten unserer Umfrage.
Wenn auch ungewollt, bleibt diese Botschaft nicht ohne Konsequenzen:
- Die Wahrscheinlichkeit, dass die andere Person sich meldet, sinkt.
Manche fragen sich, warum sie keine oder wenige Erstnachrichten erhalten. Die Antwort liegt darin, dass sich das Gegenüber die gleiche Frage stellt und daher recht häufig den gleichen, falschen Schluss zieht, nämlich keine eigene Erstnachricht zu schreiben.
Es handelt sich hier um einen Teufelskreis:
- Eine Person nimmt eine abwartende Haltung an und induziert damit bei der anderen Person eine ebenfalls abwartende Haltung, so dass beide nicht miteinander in Kontakt kommen und eine Beziehung nicht entstehen kann.
- Setzt sich dies über einige Zeit fort, kann daraus eine resignative Haltung entstehen. Dadurch sinkt die Motivation für die Partnersuche weiter und die abwartende Haltung nimmt noch stärker zu. wodurch Beziehungschancen weiter abnehmen.
Dieser Teufelskreis kann schnell entstehen:
- Es genügt, wenn Sie sich einen Vorschlag anschauen und die betreffende Person nicht anschreiben. Die Person sieht, dass Sie sich den Vorschlag angeschaut haben und wird meistens denken, dass Sie nicht interessiert sind, weil Sie sich nicht gemeldet haben. Wenn Sie sich nun ebenfalls weiterhin nicht melden, weil die andere Person wohl nicht interessiert sei, hat der Teufelskreis bereits begonnen.
Wollen Sie dies vermeiden, indem Sie sich einen Vorschlag gar nicht mehr anschauen (bis die andere Person sich meldet), geraten Sie vom Regen in die Traufe:
- Erneut wird die andere Person Ihr Nicht-Anschauen des Vorschlages mit mangelndem Interesse erklären.
- Oder Sie geht irrtümlich davon aus, dass es sich um eine “Karteileiche“ handele, weshalb es sich umso weniger lohne in Kontakt zu treten.
Meistens ist die Ansicht, die anderen seien “Karteileichen”, übrigens falsch, jedenfalls bei Gleichklang – wir hatten uns im März 2022 für Stichtage angeschaut, wie viele Prozent unserer Mitglieder trotz einer Ende Januar erhaltenen Nachricht durch ein anderes Mitglied sich seither nicht bei Gleichklang eingeloggt hatten:
- es waren 4,2 %.
Doch auch diese 4,2 % waren sicher nicht alle “Karteileichen“:
- es gibt temporäre Gründe, warum Mitglieder sich längere Zeit nicht einloggen, die sich aber wieder ändern können.
- Manche der Betreffenden befinden sich aktuell im Beziehungsaufbau und haben seither die Partnersuche deaktiviert.
Der seltene objektive Status als “Karteileiche” ist also nicht das eigentlich schädliche, sondern schädlich ist die subjektive Annahme anderer Personen, dass Sie eine “Karteileiche” sind, weil sie abwarten, anstatt zu handeln.
Abwarten beim Online-Dating beobachten wir als Dating-Plattform oft. Viele Partnersuchende wollen lieber angeschrieben werden, als selbst die erste Nachricht zu senden. Ebenso gibt es einige Partnersuchende, die nicht einmal ein anderes Profil anschauen, bevor sie eine Erstnachricht durch diese Person erhalten haben.
Den wenigsten dieser Personen ist aber bewusst, dass sie mit ihrer abwartenden Haltung tatsächlich dem Gegenüber aus dessen subjektiver Sicht eine Absage erteilen.
Wie sind die in diesem Zusammenhang beobachteten Geschlechter-Unterschiede zu beurteilen:
- Auch wenn die Auswirkungen von Abwarten die gleichen sind, neigen Frauen stärker zum Abwarten. Sie schreiben auch etwas 43 % weniger Erstnachrichten als Männer. Sie bewerten zudem eine nicht eingehende Erstnachricht häufiger als Zeichen von Desinteresse und ihre eigene Intention, in Kontakt zu treten, sinkt dadurch stärker als bei Männern, wenn sie keine Erstnachricht erhalten.
- Ergebnis ist, dass Frauen beim Online-Dating mehr Zeit für eine erfolgreiche Partnerfindung brauchen als Männer. Dies liegt nicht am Geschlecht an sich, sondern lässt sich ausreichend mit dem stärkeren Abwarten von Frauen erklären.
Welche Geschlechterrollen-Erwartungen stehen aber hinter dem stärkeren Abwarten von Frauen?
Es ist die Erwartung, dass der Mann als der Eroberer auftritt und die Frau sich umwerben und verführen lässt – dies trotz aller Gleichberechtigung und Emanzipation.
Mein Rat lautet, sich von solchen Vorstellungen frei zu machen. Tatsächlich zeigen die aktuellen Befunde, dass Abwarten oft schädlich ist:
- Denn Abwarten wird bei allen Geschlechtern mehrheitlich eben nicht als eine Einladung zur Kontaktaufnahme, sondern als eine Ablehnung bewertet. Diese senkt die Motivation der anderen Partnersuchenden, den Kontakt aufzunehmen. Unerwünschtes Ergebnis ist letztlich, dass gar kein Kontakt zustande kommt.
Es ist wichtig, die Realität zu erkennen:
- Teilnehmende beim Online-Dating, die sich ein Profil gar nicht anschauen, erwecken beim Gegenüber den Eindruck, dass sie kein Interesse an einem Kennenlernen haben.
- Partnersuchende, die sich ein Profil zwar anschauen, aber keine Erstnachricht schreiben, erzeugen den Eindruck, dass ihnen das Profil nicht gefällt.
- Abwarten bedeutet faktisch eine Absage. Das einzige, was dagegen hilft, ist der anderen Person stattdessen eine Erstnachricht zu senden.
Der beste Rat für den Erfolg der Online-Partnersuche lautet daher, dass Sie es sich zur festen Gewohnheit machen, sich jedes vorgeschlagene Profil anzuschauen und immer eine Erstnachricht zu schreiben, wenn Sie neugierig auf den Menschen hinter dem Profil sind.
Wenn eine andere Person nicht den ersten Schritt tut, braucht dies keineswegs zu bedeuten, dass diese Person kein Interesse an einem Kennenlernen hat:
- Es gibt unzählige mögliche andere Gründe – wie Unsicherheit und Hemmungen, Aufschieben und Vergessen, Alltagsstress oder eben die Erwartung, dass Sie sich bei Interesse melden werden.
- All diese Gründe werden womöglich in dem Moment gegenstandslos werden, wo die andere Person Ihre Nachricht erhält.
Grübeln Sie also nicht darüber nach, warum die andere Person Ihnen nicht schreibt, sondern schreiben Sie selbst.
Wenn es Ihnen gelingt, sich über Trägheit, Hemmungen oder Stolz hinwegsetzen und den ersten Schritt zu tun, können Ihre Erfolgsaussichten bei der Online-Partnersuche nur wachsen.