In der Liebe ist es so wie in der Politik: Wähler von CDU/CSU und Linkspartei (die Linke) können nicht miteinander. Auch Schwarze und Grüne haben partnerschaftlich Probleme. Demgegenüber sind Wähler der SPD bei der Partnersuche nach (fast) allen Seiten offen.
Dies sind die Hauptergebnisse unserer Mitglieder-Umfrage zu Partnersuche und politischen Einstellungen, an der sich bisher 1021 Personen im Alter von 18 bis 83, unter ihnen 563 Frauen, 445 Männer, 3 Intersexuelle, 4 Transmänner und 6 Transfrauen beteiligten. Gefragt wurde, ob politische Meinungen für die Partnersuche wichtig seien.
Parteipräferenzen von Gleichklang-Mitgliedern
Bei Gleichklang als Partnervermittlung für sozial und ökologisch interessierte Personen sind Wähler von Bündnis90/die Grünen (34,91 %) und der Linkspartei (25,51 %) in der Mehrheit, während sich nur sehr wenige Teilnehmer an der Umfrage als Wähler von CDU/CSU (3,94 %), aber auch der SPD (5,28 %) bezeichneten. 10,72 % gaben an, zu den Nicht-Wählern zu gehören. Immerhin 6,45% wählen nach ihren Angaben die Tierschutzpartei, 2.15 % die Piraten, 3,5 % die Afd und 1,34 % die FDP. Eine nicht näher bezeichnete andere Partei wurde von 6,09% der Befragten angegeben. 65,18 % der Befragten gaben an, politisch eher links (34,83 %), links (24,08 %) oder ganz weit links (6,27 %) zu stehen. 14,98 % lokalisierten sich als in der politischen Mitte stehend. Lediglich 3,85 % gaben an, eher rechts (3,04 %), rechts (0,54 %) oder ganz weit rechts (0,27 %) zu stehen. 16,03 % meinten demgegenüber, nirgendwo zu stehen.
Festzustellen ist, dass bei den Befragten, wie es der Zusammensetzung der Gleichklang-Community entspricht, Personen, die sich als mehr oder weniger politisch links verorten, in der großen Mehrheit sind. Allerdings dürfte dies nichts an der Generalisierbarkeit des grundlegenden Befundes der Umfrage verändern, der darin besteht, dass starke Unterschiede in den politischen Ansichten, Einstellungen und Meinungen für eine gemeinsame partnerschaftliche Beziehung als eher hinderlich angesehen werden.
Spielt die Politik für die Partnersuche eine Rolle?
77,22 % der Befragten gaben an, dass eine Übereinstimmung der politischen Meinungen und politischen Einstellungen für sie bei der Partnersuche eher wichtig (42,13 %), wichtig (27,17 %) oder sehr wichtig (7,92 %) sei. 83,86 % der Befragten erklärten, dass für sie eine Partnerschaft mit einer komplett politisch gegensätzlichen denkenden Person eher nicht (28,98 %), nicht (29,08 %) oder absolut nicht (25,80 %) in Frage komme.
Zudem berichtete immerhin jeder Zehnte der Befragten (10,7 %), dass in der Vergangenheit eine partnerschaftliche Beziehung auch (9,53 %) oder nur (1,17 %) an Differenzen der politischen Einstellungen und politischen Meinungen gescheitert sei.
63,16 % der Wähler der Linkspartei erklärten, dass eine Partnerschaft mit einem Unterstützer von CDU/CSU nicht in Frage komme. Umgekehrt hielten 57,5 % der Wähler von CDU/CSU eine Partnerschaft mit einem Unterstützer der Linkspartei für ausgeschlossen.
Kritisch gegenüber Unterstützern der CDU/CSU gaben sich außerdem Wähler von Bündnis90/die Grünen, von denen immerhin 42,12 % sich eine Partnerschaft mit einem Unterstützer von CDU/CSU nicht vorstellen konnten.
Die große Mehrheit der Wähler von SPD, Bündnis90/die Grünen und Linkspartei gaben demgegenüber an, miteinander zu einer Partnerschaft bereit zu sein.
Vor allem die Wähler der SPD zeigten sich nach fast allen Seiten offen. Mehr als 85% der Wähler der SPD konnten sich eine Partnerschaft sowohl mit Unterstützern von CDU/CSU, Bündnis90/die Grünen als auch mit Unterstützern der Linkspartei vorstellen.
Deutliche Ablehnung schlägt allerdings parteiübergreifend AfD-Unterstützern entgegen, wobei diese Ablehnung bei Wählern der Linkspartei am stärksten und bei Wählern der CDU/CSU am schwächsten ausgeprägt ist:
81,02% der Wähler der Linkspartei können sich keine Partnerschaft mit einem Unterstützer der AfD vorstellen. Bei den Grünen sind es 79,69%, bei der SPD 70,09 % und bei CDU/CSU 47,73 %. Damit können sich also Wähler von CDU/CSU eher eine Partnerschaft mit einem AfD-Unterstützer als mit einem Unterstützer der Linkspartei vorstellen.
Detailergebnisse zu Parteienpräferenzen im Überblick:
CDU-Wähler: 12,5 % schließen eine Partnerschaft mit SPD-Unterstützern aus, 15,91% mit Unterstützern der Grünen, 57,5 % mit Unterstützern der Linkspartei und 47,73% mit Unterstützern der AfD.
SPD-Wähler: 14,89 % schließen eine Partnerschaft mit einem CDU/CSU-Unterstützer aus, 1,72 % mit Unterstützern der Grünen, 14,53 % mit Unterstützern der Linkspartei und 70,09 % mit Unterstützern der AfD.
Bündnis90/die Grünen: 42,12 % schließen eine Partnerschaft mit CDU/CSU-Unterstützern aus, 3,39 % mit Unterstützern der SPD, 9,38% mit Unterstützern der Linkspartei und 79,69 % mit Unterstützern der AfD.
Linkspartei: 63,16 % schließen eine Partnerschaft mit CDU/CSU-Unterstützern aus, 13,14 % mit Unterstützern der SPD, 4,39 % mit Unterstützern der Grünen und 81,02 % mit Unterstützern der AfD.
Bewertung der Ergebnisse
Die Umfrageergebnisse sprechen dafür, dass eine Liebesbeziehung zwischen Personen mit komplett entgegengesetzten politischen Ansichten eher schwierig ist. Je stärker die politischen Einstellungen und politischen Meinungen im Sinne des links-rechts-Spektrums auseinanderlaufen, desto mehr Hindernissen stellen sich offenbar einer tragfähigen Liebesbeziehung zwischen zwei Personen entgegen.
Allerdings schließen sich Anhänger unterschiedlicher Parteien keineswegs a priori als Partner aus. So scheinen Unterstützer von SPD, Grünen und Linkspartei typischerweise füreinander geeignet zu sein und Unterstützer von SPD und CDU/CSU haben auch kaum Bedenken gegeneinander. Die recht häufige Ablehnung von Unterstützern der CDU/CSU durch Wähler der Grünen ist zudem einseitig, da Wähler der CDU/CSU sich in großer Mehrheit eine Partnerschaft mit Unterstützern der Grünen vorstellen können.
Am stärksten ausgeprägt sind parteipolitische Präferenzen bei der Partnersuche in unserer Umfrage übrigens bei Unterstützern der Linkspartei, die in großer Mehrheit mit Personen, die die CDU/CSU unterstützen oder sogar rechts von dieser stehen (Afd) partnerschaftlich nichts zu tun haben möchten. Anders als zwischen Schwarzen und Grünen ist diese Ablehnung zwischen Linkspartei und CDU/CSU aber nicht einseitig, sondern wechselseitig. Bei Wählern der SPD markiert demgegenüber erst die AfD die Grenze, ab der eine Partnerschaft mehrheitlich nicht mehr gewünscht wird, während in großer Mehrheit keinerlei Bedenken gegenüber einer Partnerschaft mit CDU/CSU, Grünen oder Linkspartei bestehen. Damit zeigen Wähler der SPD einen besonders flexiblen Stil der Partnersuche.
Konsequenzen für die Partnervermittlung bei Gleichklang
Bei Gleichklang haben wir bisher vor allem dadurch versucht, den Wünschen unserer Mitglieder nach Vermittlung eines auch politisch passsenden Menschen gerecht zu werden, dass wir uns in der Außendarstellung an Personen mit starker ökologisch-sozialer Orientierung in ihren Einstellungen wenden. Im Ergebnis sind bei uns parteipolitisch die Unterstützer der Grünen, aber auch der Linkspartei bei weitem überrepräsentiert und es gibt bei uns kaum Menschen, die sich als politisch rechts oder gar als politisch weit rechts stehend bezeichnen. Damit passen Gleichklang-Mitglieder per se mit erhöhter Wahrscheinlichkeit auch politisch zueinander.
Dennoch ziehen wir aus der Umfrage Konsequenzen und werden künftig folgende weitere Frage einführen, die wir dann bei der Vermittlung zugrunde legen werden:
Ich möchte mich gemeinsam mit meinem Partner für Menschenrechte, gegen Ausbeutung und für soziale Gerechtigkeit einsetzen.
Die Beantwortung wird mit nein, eher nein, vielleicht, eher ja und ja möglich sein. Wer diese Frage mit ja oder eher ja beantwortet, wird in Zukunft dann niemanden mehr vorgeschlagen bekommen, der diese Frage mit nein oder eher nein beantwortet hat. Dadurch werden wir künftig bei Gleichklang die Passgenauigkeit der Vorschläge auch auf der politisch-gesellschaftlichen Ebene verbessern. Dass dies ein wichtiger Faktor für die Partnersuche ist, haben die Ergebnisse der Umfrage immerhin deutlich aufgezeigt.