Es mag ein Zufall sein, dass das Profil des Whistleblowers Assange in einer Dating-Plattform Gegenstand öffentlicher Diskussionen wurde, es mag aber auch geheimdienstlich lanciert gewesen sein. Online-Dating und Geheimdienste, was hat das miteinander zu tun? Mehr als man zunächst denken mag.
In jedem Fall ist bei realistischer Betrachtung davon auszugehen, dass die Geheimdienste ebenfalls die Datenbanken der Online-Dating-Portale durchforsten. Wo ließen sich sonst so intime und private Information über Menschen finden, die aus gutem Grund, Zufall oder Irrtum ins Visier der Geheimdienste geraten sind?
Was vor kurzem noch als Verschwörungstheorie abgetan wurde, ist mittlerweile durch die Courage des Edward Snowden bewiesene Tatsache:
Die US Regierung und die britische Regierung, wohl gemeinsam mit weiteren Regierungen, wie der kanadischen, sind dabei, ein System der Komplettüberwachung der weltweiten Internet- und Telefonkommunikation zu etablieren. Die Überwacher sitzen direkt in den Glasfasernetzen, die die Daten übertragen. Sie leiten alles auf ihre Speicher, was wir im Internet tun. Sie registrieren alleInternetseiten, die wir besuchen, und alles, was wir bei Google suchen,sie erfassen die durch uns versandten Emails und sie speichern unsere Profile in den sozialen Netzwerken. Nichts, was wir im Internet tun,bleibt mehr privat.
Lange Zeit hieß es, die Datensammlungen von Google, Facebook und Co seien ungefährlich, weil sie nur den jeweiligen wirtschaftlichen Interessen der Unternehmen dienten, die wiederum kein Interesse daranhätten, tatsächlich in unser Privatleben einzudringen. Dies hat sich als Illusion erwiesen. Denn die Daten bleiben nicht bei den Unternehmen, sie wandern auf einer Seitenbahn direkt zu den amerikanischen und britischen Geheimdiensten.
Dies gilt nicht nur für die Internetriesen, esgilt auch für die Online-Dating-Plattformen, es gilt auch für uns.
Was können wir tun, um unsere Mitglieder zu schützen? Gar nichts! Alle Sicherungen sind wirkungslos, wenn die Überwachung über das direkte Anzapfen der Glasfasernetze läuft. Hier sind wir alle hilflos.
Helfen könnte uns nur die Bundesregierung. Sie könnte alles bekannt geben, was sie darüber weiß, wie die Bürger ihres eigenen Landes gegen die Gesetze eben dieses Landes durch befreundeter Staaten ausgeforscht werden. Sie müsstehandeln, um diesen illegalen Zugriff, der unser aller Privatleben und unserer aller Freiheit bedroht, zu beenden. Dies ist sie denBürgern, die sie demokratisch zu repräsentieren beansprucht, schuldig.
So ist auch das Online-Dating, wo es doch nur um die Liebe geht, in Wirklichkeit hochpolitisch und längst im Fadenkreuz der Geheimdienste. Traurig, aber wahr.