Sex und Leidenschaft
Typischerweise nimmt die sexuelle Leidenschaft im Verlauf von Beziehungen ab. Woran liegt dies und was kann dagegen getan werden?
In meinem heutigen Artikel stelle ich psychologische Forschungsarbeiten vor, die diese Frage beantworten.
Der Artikel endet mit Handlungsempfehlungen, wie Sie eine leidenschaftliche Beziehung aufbauen und die Leidenschaft erhalten können.
Studie I: Wie wird sexuelle Leidenschaft bewahrt?
Frederick et al. (2016) haben sich der Frage gewidmet, wie Leidenschaft und sexuelle Zufriedenheit in einer Beziehung aufrechterhalten werden können. Entsprechend instruktiv lautet der Titel Ihrer Forschungsarbeit:
- Was hält die Leidenschaft am Leben? Sexuelle Zufriedenheit ist in einer nationalen US-Studie assoziiert mit sexueller Kommunikation, Atmosphäre, sexueller Vielfalt, Oralsex, Orgasmus und Sexualfrequenz (sinngemäß ins Deutsche übersetzt).
Hierzu befragten sie in einer repräsentativen Studie 38747 Frauen und Männer, die alle mindestens bereits drei Jahre in einer partnerschaftlichen Beziehung waren.
Die Betreffenden wurden gebeten, zahlreiche Fragen zu Ihrem Sexualleben und zu ihrer sexuellen Zufriedenheit zu beantworten.
Ergebnisse der Studie
Die Ergebnisse sind vielfältig – dies sind die Kernaussagen:
Aktuelle und frühere sexuelle Zufriedenheit
- 55 % der Frauen und 43 % der Männer gaben an, dass sie aktuell sexuell zufrieden seien. 41 % der Männer und 27 % der Frauen schilderten demgegenüber, unzufrieden mit ihrem gegenwärtigen Sexualleben zu sein. 16 % der Männer und 18 % der Frauen gaben eine neutrale Zufriedenheits-Stufe an.
Auffällig ist vor allem, dass aktuell eine positive sexuelle Zufriedenheit viel seltener angegeben wurde als für die erinnerte Zeit der ersten sechs Monate der Beziehung:
- 83 % der Männer und Frauen gaben an, in den ersten sechs Monaten ihrer Beziehung zufrieden gewesen zu sein. Nur 9 % der Männer und 10 % der Frauen berichteten über damalige sexuelle Unzufriedenheit. 8 % der Männer und 7 % der Frauen gaben für die ersten sechs Monate ihrer Beziehung eine neutrale Zufriedenheits-Stufe an.
Klar erkennbar ist also, dass bei vielen Paaren eine Reise von sexueller Zufriedenheit zu sexueller Unzufriedenheit stattfand. Umgekehrt ist aber ebenso erkennbar, dass bei vielen anderen Paaren die sexuelle Zufriedenheit auch nach Jahren nach wie vor bestand.
Wie unterschied sich der Umgang mit Sexualität zwischen diesen Paaren?
Anhaltende versus geminderte Leidenschaft
Die Autor:innen untersuchten, worin sich diejenigen Personen, die über anhaltende sexuelle Zufriedenheit und Leidenschaft berichteten, von denjenigen Personen unterschieden, die eine verminderte sexuelle Zufriedenheit schilderten.
Zwischen beiden Gruppen zeigten sich folgende Unterschiede:
- Personen mit erhaltener sexueller Zufriedenheit berichteten über häufigere Gespräche über sexuelle Wünsche und Fantasien, häufigeren Oralverkehr, vielfältigere sexuelle Praktiken, stärkere Anregung durch gemeinsame Betrachtung von erotischem Material, vermehrte Bemühungen um eine gute Atmosphäre und Stimmung während der Sexualität, eine stärkere Konsistenz/Regularität von orgasmischem Erleben, sowie auch über häufigere Sexualität insgesamt.
Wie kommunizierten die sexuell zufriedenen Personen über Sex?
Folgende Kommunikationsweisen über Sex wurden von den zufriedenen Personen häufiger bejaht als von den unzufriedenen Personen:
- Ich habe um etwas gebeten, das ich im Bett haben wollte.
- Einer von uns hat den anderen für etwas gelobt, das er im Bett gemacht hat.
- Mein Partner:in hat um etwas gebeten, das er/sie im Bett haben wollte.
- Einer von uns hat um Feedback gebeten, wie sich etwas anfühlt.
- Einer von uns hat angerufen/gemailt, um den anderen anzuregen, etwas Sexuelles zu tun.
Was machen sexuell zufriedene Personen anders beim Sex?
Gefragt nach ihrem letzten sexuellen Kontakt miteinander, berichteten zufriedene Personen häufiger über Positionswechsel, zärtliches Küssen, manuelle Stimulation an den Genitalien, sowie über vaginalen Geschlechtsverkehr.
Viele weitere sexuelle Praktiken wurden von sexuell zufriedenen Personen häufiger bejaht als von sexuell unzufriedenen Personen:
- Mindestens einer von uns hat eine Mini-Massage oder ein Rückenmassage bekommen
- Einer von uns trug sexy Dessous/Unterwäsche
- Wir haben zusammen geduscht oder gebadet
- Wir haben uns verabredet, um sicher zu sein, dass wir Sex haben
- Eine neue Sexstellung ausprobiert
- Gemeinsam einen Vibrator oder ein Sexspielzeug benutzt
- Gemeinsam Pornografie angeschaut
- Analverkehr gehabt
- Essen in den Sex integriert (z. B. Schokolade/Schlagsahne)
- Leichte S&M-Methoden ausprobiert (z. B. Fesseln, Prügel)
- Einer von uns hat Viagra oder ein ähnliches Medikament genommen
- Eine andere Person zu uns ins Bett eingeladen
Individualität ist entscheidend
Um hier Missverständnisse zu vermeiden, möchte ich gleich darauf hinweisen, dass die Paare diese verschiedenen Praktiken offensichtlich deshalb ausübten, weil sie ihnen gefielen. Dies ist die Voraussetzung dafür und erklärt, warum die Praktiken mit erhöhter Zufriedenheit – und zwar für Frauen und für Männer – verbunden waren.
Solch eine erhöhte Zufriedenheit ist aber natürlich nur dann zu erwarten, wenn ein Gefallen an den Praktiken besteht. So wird der Einbezug von SM-Praktiken nur dann die sexuelle Zufriedenheit erhöhen, wenn eine Offenheit für SM besteht. Ebenso wird der Einbezug einer dritten Person in sexuelle Handlungen nur dann die Zufriedenheit erhöhen, wenn die Bereitschaft und ein Interesse an solchen Formen der konsensuellen Nicht-Monogamie auch tatsächlich vorliegen.
Aus den Befunden sollte also nicht abgeleitet werden, dass zur Erreichung sexueller Zufriedenheit unbedingt alles getan werden muss, was getan werden kann.
Die Befunde legen umgekehrt nahe, dass alles getan werden darf, was getan werden will. Paare profitieren davon, wenn sie vielfältige sexuelle Praktiken ausprobieren oder in ihre Sexualität integrieren, wenn diese ihnen gefallen oder für sie eine Neugierde und Offenheit besteht.
Erotikmagazine helfen
Sexuell zufriedene Personen gaben häufiger an, sich durch Erotikmagazine oder Bücher anregen zu lassen:
- 24% der zufriedenen Frauen und 20% der zufriedenen Männer gaben an, gemeinsam Erotikmagazine gelesen und daraus Anregungen in der gemeinsamen Sexualität umgesetzt zu haben. Demgegenüber schilderten dies 7 % der sexuell unzufriedenen Frauen und 5 % der sexuell unzufriedenen Männer.
Atmosphäre und Stimmung herstellen
Sexuell zufriedene Personen berichteten häufiger über folgende Verhaltensweisen, um eine gute Atmosphäre oder Stimmung während der Sexualität herzustellen:
- Musik im Hintergrund abgespielt
- Wir führten ein sexy Gespräch
- über etwas Lustiges gelacht, das beim Sex passiert ist
Orgasmus bereichert
Zufriedene Frauen und Männer kennzeichneten sich durch eine höhere Regularität eigenen orgasmischen Erlebens. Eine höhere Zufriedenheit war aber auch damit verbunden, wenn bei den Partner:innen regelmäßig orgasmisches Erleben eintrat.
Wohl weil bei den Männern beim Sex in den allermeisten Fällen ein Orgasmus eintrat und bei den Frauen deutlich seltener, spielte dieses Thema für die Zufriedenheit der Frauen insgesamt eine größere Rolle als für die Zufriedenheit der Männer.
Orale Stimulation förderte übrigens den Orgasmus bei Frauen stark.
Studie II: Neue Herausforderungen erhalten Leidenschaft und Zufriedenheit
Bisher ging es um sexuelle Aktivitäten im engeren Sinne, die dazu beitragen können, dass sexuelle Zufriedenheit und Leidenschaft in Beziehungen entstehen und fortbestehen.
Sexuelle Zufriedenheit kann aber nicht nur direkt durch sexuelles Verhalten gefördert werden, sondern auf einer allgemeineren, indirekten Ebene wirkt sich der gemeinsame Alltag von Partner:innen auch auf Leidenschaft und sexuelle Zufriedenheit aus.
Muise et al. (2018) untersuchten die Theorie, dass die sexuelle und die allgemeine Beziehungszufriedenheit zunehmen, wenn Partner:innen miteinander neue und herausfordernde Tätigkeiten unternehmen.
Die Grundidee ist, dass wir uns durch neue Tätigkeiten, in unserem Selbst erweitern und immer wieder neue Aspekte bei uns wahrnehmen. Solche Selbsterweiterungen sind mit Herausforderungen, Spannung und Anregung verbunden. Beziehungen, in denen sich Partner:innen gemeinsam in neuen Aktivitäten engagieren, werden insofern zum Ausgangspunkt von Selbst-Erweiterung.
Die Autor:innen leiteten Paare in einem Experiment an, entweder selbst-erweiternde Aktivitäten oder positive Routine-Tätigkeiten zu unternehmen. Zusätzlich gab es eine Kontrollgruppe, die keine Anleitung erhielt.
Nach drei Tagen wurde bei den Teilnehmenden das sexuelle Begehren, die sexuelle Zufriedenheit und die allgemeine Beziehungszufriedenheit erfragt.
Dies waren die Ergebnisse:
- Die Forscher:innen fanden ausschließlich in der Gruppe mit selbst erweiternden Aktivitäten ein erhöhtes sexuelles Begehren und eine höhere sexuelle Zufriedenheit im Vergleich zur Kontrollgruppe. Ebenfalls war die Beziehungszufriedenheit in dieser Gruppe signifikant erhöht.
- Bei der Gruppe mit Routinetätigkeiten zeigte sich lediglich eine marginale Erhöhung der allgemeinen Beziehungszufriedenheit, nicht aber des sexuellen Begehrens und der sexuellen Zufriedenheit.
- Weitere statistische Analysen kamen zu dem Ergebnis, dass selbst-erweiternde gemeinsame Aktivitäten direkt das sexuelle Begehren erhöhten, wodurch wiederum die sexuelle Zufriedenheit wuchs. Die Zunahme der allgemeinen Zufriedenheit wurde einerseits direkt durch die selbst-erweiternden Aktivitäten verursacht, zusätzlich aber über den “Umweg” der verbesserten sexuellen Zufriedenheit.
Die Autor:innen zeigten zudem, dass eine Vielzahl unterschiedlicher Aktivitäten als selbst-erweiternde Aktivitäten fungieren und zu einer Verbesserung der sexuellen Zufriedenheit führen können.
Positive Auswirkungen auf die sexuelle Zufriedenheit hatten neue Aktivitäten aus folgenden Bereichen:
- Ausflüge und Veranstaltungen
- Tätigkeiten in Haus und Haushalt (z.B. Zimmer streichen)
- Ausspannen und entspannen
- Offenlegung von Gedanken und Gefühlen (tiefgreifende Gespräche)
- Zukunftsplanung und Veränderungsziele
- Zuneigung und Intimität (ohne Sex)
- Sexuelle Aktivitäten
- Unterstützung und Kümmern
- Körperliche Aktivitäten (z.B. Sport treiben)
- Lernen von Fertigkeiten oder Wissen
- Religiöse Aktivitäten und Erfahrungen
- Humor und Lachen
Was unterscheidet selbst-erweiternde Aktivitäten von Routineaktivitäten?
In der Praxis gehen sicherlich beide Arten von Aktivitäten oft ineinander über. Vermutlich lassen sie sich am besten als zwei gegenüberliegende Pole verstehen, zwischen denen es jedoch zahlreiche Mischformen gibt.
Selbst-erweiternden Charakter beinhalten Aktivitäten dabei umso mehr, desto stärker sie neue und herausfordernde Elemente beinhalten:
- So mag das wöchentliche Volleyballspielen eher eine Routineaktivität sein, geht es aber darum, sich gezielt weiter zu trainieren oder beispielsweise auf einen Wettbewerb vorzubereiten, wird hieraus eine selbst-erweiternde Aktivität.
Das, was hiervon mitgenommen werden kann, ist die Erkenntnis, dass Partnerschaften sich nicht nur in sich wiederholenden Tätigkeiten und Handlungsabläufen abspielen sollten:
- Die fortwährende gemeinsame Suche nach Herausforderung, Neuem und Veränderung kann Partnerschaften energetisieren, wodurch sexuelles Begehren, sexuelle Zufriedenheit und die Beziehungszufriedenheit wachsen.
Es geht dabei nicht um den zwanghaften Versuch, ständig alles jederzeit zu ändern – es darf und soll Konstanten geben – sondern es geht um die Bereitschaft und Offenheit, aus eingefahrenen Bahnen mindestens temporär auszusteigen, sodass dadurch bedingte Herausforderungen und Spannung dem Einsetzen von Langeweile und Monotonie entgegenwirken können.
Was dabei eine selbst-erweiternde Aktivität ist, hängt vom Gesamtalltag der betreffenden Paare ab:
- Bei Workaholics oder permanent nach Leistungsmaximierung strebenden Perfektionist:innen mag ein Abend mit Pizza vor dem Fernseher eine selbst-erweiternde Aktivität sein.
- Bei Personen, die sowieso jeden Abend vor dem Fernseher sitzen, wäre eher ein Waldspaziergang als selbst-erweiternde Aktivität geeignet.
Zusammenfassung und Handlungsempfehlungen
Sexuelle Zufriedenheit und Leidenschaft sind oft in Beziehungen am Anfang höher als im Verlauf. Dies muss jedoch nicht so sein. Sexuelle Zufriedenheit und Leidenschaft können in Beziehungen erhalten bleiben oder sogar zunehmen.
Betrachten Sie die Abnahme von sexueller Zufriedenheit und Leidenschaft daher nicht als naturnotwendig und unausweichlich. Tun Sie dies, besteht nämlich die Gefahr einer selbsterfüllenden Prophezeiung. Eine selbsterfüllende Prophezeiung ist eine Erwartung, die sich dadurch erfüllt, dass Sie sich mehr oder weniger bewusst oder unbewusst gemäß der Erwartung verhalten:
- Wenn Sie nicht an die Möglichkeit von sexueller Zufriedenheit und Leidenschaft in längeren Beziehungen glauben, werden Sie sich vermutlich weniger um sexuelle Variabilität, sexuelle Kommunikation, Veränderung und neue Aktivitäten bemühen.
Sie sollten daher dem möglichen Prozess einer abnehmenden sexuellen Zufriedenheit und Leidenschaft nicht passiv zuschauen, sondern sich ihm aktiv entgegenstellen:
- Auf der sexuellen Ebene können Sie sexuelle Zufriedenheit und Leidenschaft erreichen durch offene Gespräche über sexuelle Wünsche und Fantasien, Oralverkehr, der zudem gerade auch bei Frauen Orgasmuserleben unterstützen kann, die Erweiterung des sexuellen Repertoires und Umsetzung verschiedenartiger sexueller Praktiken, die Anregung durch erotisches Material und die Herstellung einer positiven und sexuell anregenden Stimmung, wozu auch sexuelle Gespräche während der sexuellen Aktivität gehören können.
Es gilt der Grundsatz “alles darf, aber nichts muss“:
- Die Art der sexuellen Praktiken und Variationen, die Sie einführen, hängt ab von Ihrem Erleben, Ihren Wünschen, sowie Ihrer Bereitschaft und Ihrem Interesse, Ihr sexuelles Verhaltens- und Erlebensrepertoire zu erweitern.
Am besten gelingt die Herstellung und Aufrechterhaltung einer befriedigenden Sexualität, wenn eine offene und ehrliche Auseinandersetzung über die eigenen Erlebensweisen und Fantasien in einer angstfreien Atmosphäre stattfindet, sodass ein echtes Kennenlernen und so aufeinander Eingehen möglich ist (siehe Artikel zu radikaler Ehrlichkeit).
Gerade in der Phase der Partnersuche kommt aber der initialen Kompatibilität für die Partnerentscheidung zusätzlich eine bedeutsame Rolle zu:
- Auch wenn wir uns alle verändern können und dürfen, macht es doch wenig Sinn, bei initialer Unvereinbarkeit in wichtigen Merkmalen eine Beziehung miteinander zu beginnen, es sei denn eine besonders große Kompatibilität in noch wichtigeren Merkmalen kompensiert die Diskrepanz.
- So ist es typischerweise nicht ratsam, wenn eine asexuelle Person eine Beziehung mit jemanden eingeht, der großen Wert auf gemeinsame Sexualität in einer Beziehung legt. Auch jemand, der BDSM ablehnt oder nicht möchte, sollte eher keine Beziehung mit einer Person eingehen, für die BDSM wichtig ist. Personen, für die sexuelle Kontakte mit verschiedenen Personen wichtig sind, sollten wiederum eher keine Beziehung mit Personen eingehen, die Wert auf sexuelle Monogamie in einer Zweierbeziehung legen.
Die Fragen bei Gleichklang zur Sexualität dienen übrigens genau diesem Zweck, also der Gewährleistung einer initialen Kompatibilität, die es einfacher und wahrscheinlicher macht, dass in einer Beziehung auf der Basis gemeinsamer Wünsche eine hohe Zufriedenheit entstehen kann.
Die initiale Kompatibilität ist aber nur der erste Schritt – letztlich entscheidend ist die kontinuierliche Beziehungsarbeit im Sinne eines offenen Engagements für die Beziehung und die gemeinsame Sexualität.
Über sexualitätszentrierte Strategien hinausgehend, werden sexuelle Zufriedenheit und Beziehungszufriedenheit durch neue, interessante, herausfordernde und zu Selbst-Erweiterung führende gemeinsame Aktivität gefördert:
- Durch solche gemeinsamen Aktivitäten ermöglichen es Partner:innen einander, mehr über sich selbst und den anderen zu erfahren, sich selbst und als Paar weiter zu entwickeln und über eingefahrene Routineaktivitäten hinauszugehen. Dadurch wachsen Spannung und Lebensfreude, während Monotonie und Langeweile abnehmen. Selbst nicht-sexuelle neue und herausfordernde Aktivitäten führen zu einer Steigerung des sexuellen Begehrens und der sexuellen Zufriedenheit.
Keine Beziehung bleibt immer auf dem höchsten Plateau der Zufriedenheit konstant stehen. Höhepunkte sind gerade deshalb schön, weil sie nicht permanent bestehen bleiben. Wäre der Orgasmus permanent, er würde zur Qual, anstatt zum Genuss. Tiefpunkte werden wiederum leichter dadurch bewältigbar, dass wir erwarten können, dass sie nicht dauerhaft bestehen werden. Reagieren Sie also auf Schwankungen der sexuellen Zufriedenheit und der Beziehungszufriedenheit mit Gelassenheit, bleiben Sie dran und freuen Sie sich auf den nächsten Höhepunkt
Der alles noch einmal zusammenfassende Rat lautet von daher:
- Achten Sie bereits beim Kennenlernen und im weiteren Beziehungsaufbau darauf, dass Sie offen miteinander über ihre sexuellen Wünsche reden. Praktizieren Sie Variabilität, stellen Sie (immer mal wieder) eine gute und knisternde Atmosphäre während des Sex her und seien Sie offen für Anregungen durch erotisches Material. Ergänzen Sie diesen sexualitätsbezogenen Ansatz durch neue, anspornende, spannende und herausfordernde gemeinsame Aktivitäten, so dass Monotonie und Langeweile sich nicht verfestigen und sexuelle Zufriedenheit und Beziehungszufriedenheit wachsen.
Als werdende Gleichklang-Paare haben Sie von Anfang an durch die initiale Passung in wesentlichen Erlebensmerkmalen und Lebensprinzipien die Chance, sich Möglichkeiten zur wechselseitigen Bereicherung zu erschließen und sich im Alltag neue Erfahrungen und Herausforderungen zu suchen. Voraussetzung hierfür ist eine offene, authentische und aktive sexuelle Kommunikation. Auf diese Weise wird es Ihnen möglich sein, eine Leidenschaft in Ihre Beziehung zu bringen, die nicht schnell verglüht, sondern nachhaltig entsteht, aufrechterhalten bleibt und sich weiter entwickelt.