Lehren aus Corona für die Partnersuche
Wer hätte im letzten Jahr gedacht, dass uns die Corona-Pandemie dieses Ostern noch in diesem Ausmaß begleiten würde?
Rückblickend ist dies nicht verwunderlich:
- viele wollten viel zu schnell zurück zum Status quo – so ernten wir als Menschheit jetzt weltweit Mutationen, sowie dritte und vierte Wellen als Resultat unseres eigenen Handelns.
Dating in Corona-Zeiten
Das Gute in all dem Schlechten ist, dass soziale Beziehungen, Liebe und Freundschaft an dieser Pandemie nicht zu leiden brauchen, sondern wachsen können:
- im letzten Jahr haben wir so viele Meldungen über neue Gleichklang-Paare und Gleichklang-Freundschaften erhalten wie nie zuvor. Auch haben sich über die Corona-Kontaktliste viele kleine Solidargemeinschaften gebildet.
Den allseits kursierenden Begriff der sozialen Distanzierung halte ich entsprechend für ungünstig gewählt.
Das Prinzip, um durch diese Pandemie zu gehen, lautet nicht soziale Distanzierung, sondern räumliche Distanzierung bei sozialer Solidarisierung.
Ich freue mich darüber, dass genau dies vielen Gleichklang-Mitgliedern und Gleichklang-Paaren gelungen ist.
Ich habe es übrigens auch bei mir selbst bemerkt, dass sich meine in der Welt verteilten sozialen Bezüge in diesem Jahr vertieft haben und so mancher Kontakt zu neuem Leben fand, der zuvor eingeschlafen schien:
- in dieser Krisen-Zeit wächst der Wunsch nach Partnerschaft, solidarischer Freundschaft und Verbundenheit.
Dies ist die Erklärung, warum Dating-Plattformen und die sozialen Netzwerke im Internet jetzt mehr Nutzer*innen haben als vor einem Jahr. Das beobachten wir auch bei Gleichklang.
Positive Nebenfolge für die Online-Partnersuche
Eine ungeahnte positive Nebenfolge der Pandemie für die Partnersuche ist, dass die Aussichten steigen, dass Online-Kontakte beim realen Treffen nicht zu Desillusionierung und Enttäuschung führen, sondern sich natürlich und nahtlos im realen Leben so fortsetzen, wie sie Online begonnen haben.
Wie komme ich zu dieser Aussage?
- in der Pandemie werden Begegnungen außerhalb des Internet vielfach auf Eis gelegt.
- im Ergebnis resultiert eine Vertiefung der Online-Kommunikation, die nunmehr länger dauert, zentralere Themen behandelt, stärker zu Telefongesprächen und Video-Begegnungen übergeht und die auch einen stärkeren emotionalen und stützenden Charakter erhält.
- es lernen sich dadurch Menschen viel besser Online kennen und erleben sich unter Einbezug von Video-Begegnungen in den verschiedensten Situationen und Perspektiven.
- so wird es sehr viel wahrscheinlicher, dass Online aufgebaute Begegnung sich im natürlichen Fluss Offline fortsetzt.
Hierzu passt eine Umfrage des Digitalverbands Bitkom, der herausgefunden hat, dass
- 38 % der Singles in der Pandemie auf Video-Telefonate zurückgreifen.
- sich jeder siebte Single auf diese Weise bereits verliebt hat.
- drei von vier Befragten dieses Kommunikations-Medium nach der Pandemie weiterhin verwenden möchten.
Gefühle und Online-Kommunikation
In einem – allerdings hochgradig tragischem Sinn – zeigen übrigens auch die sogenannten Love-Scammer (Internet-Liebes-Betrüger), wie sehr Mittel der Online-Kommunikation und des Telefonates emotional berühren können:
- Love-Scammer spielen Menschen Liebe vor, um sich finanziell zu bereichern.
- es kommt nie zu Begegnungen, aber die Betroffenen schildern Gefühle von Verliebtheit und Liebe, die manche von ihnen in diesem Ausmaß zuvor nicht kannten.
- hätte es sich um einen echten Kontakt gehandelt, wäre dies wunderbar.
Deutlich wird (aus diesem Negativbeispiel), dass das Medium der Online-Kommunikation dem Entstehen von (in diesem Fall leider einseitiger) emotionaler Verbundenheit nicht im Wege zu stehen braucht:
- die Pandemie braucht zu keiner Vereinsamung zu führen.
- bestehende Kontakte können Online, per Telefon und Video-Chat weiter gepflegt und vertieft werden
- neue Beziehungen können Online gefunden werden
- Liebesbeziehungen können bereits entstehen, bevor eine Anreise oder ein gemeinsames direktes Kennenlernen möglich ist.
Ich möchte es nicht bei einem Negativbeispiel belassen:
Ein Positivbeispiel für Online entstandene und in diesem Fall beiseitige emotionale Verbundenheit sind die sogenannten interkontinentalen Beziehungen:
- es handelt sich um Paare, die auf verschiedenen Kontinenten leben, sich typischerweise Online kennengelernt haben und sich oft monatelang und manchmal sogar jahrelang Online begegnen, bevor sie sich erstmals direkt treffen.
- das interessante Phänomen ist, dass solche Beziehungen nahezu niemals zum Zeitpunkt der ersten Begegnung außerhalb des Internets in Desillusionierung oder Enttäuschung enden. Sie setzen sich vielmehr in der Regel mit Leichtigkeit fort, als wäre gar nichts geschehen. Sie gehen von dem Punkt aus weiter, wo sie längst gewesen sind. Dieser Punkt ist Online erreichbar.
- ein solcher flow (Fluss) braucht nicht auf Beziehungen beschränkt zu bleiben, wo uns Kontinente trennen, er kann allgemein im Online-Dating entstehen.
Corona-Kontakte bei Gleichklang
Die Pandemie unterbricht vieles (und übrigens auch viele umweltzerstörerische und oberflächliche Konsumpraktiken, die am besten für immer unterbrochen werden sollten).
Die Suche nach Partnerschaft, Begegnung und Freundschaft braucht der Pandemie jedoch nicht zum Opfer zu fallen.
Gleichklang hat zusätzlich die Corona-Kontaktliste eingeführt, um noch besser möglicher Einsamkeit entgegenwirken und ein solidarisches Miteinander begründen zu können:
- mithilfe der Corona-Kontaktliste können – unabhängig vom Matching – interessierte Mitglieder nach Wohnort herausgesucht werden, um in einen Austausch zu treten oder sich zu unterstützen.
Interessanterweise sind über die Corona-Kontaktliste auch bereits eine Reihe von Partnerschaften und Freundschaften entstanden.
Aber ebenso haben uns andere Mitglieder rückgemeldet, dass sie nun die Wirkung des Matching erkennen, da die Passung mit Kontakten auf dieser Liste geringer sei.
Was liegt diesen Erfahrungen zugrunde:
- in der Corona-Kontaktliste begegnen sich Menschen komplett ohne Matching. Der verbindende Punkt ist meistens der Wunsch, in der Corona-Zeit jemanden kennenzulernen, und der Wohnort. Der Wohnort sagt jedoch nichts darüber aus, ob zwei Menschen miteinander eine glückliche Beziehung aufbauen können oder nicht.
- im Durchschnitt ist die Passung der Werthaltungen und Lebensmodelle bei der Corona-Kontaktliste geringer als bei Mitgliedern, die über die Partnervermittlung oder Freundschaftsvermittlung einander vorgeschlagen werden.
- oft entstehen aus der Corona-Kontaktliste daher eher freundschaftliche Bekanntschaften, die punktuell in dieser Krisen-Zeit als hilfreich erlebt werden und von denen sicherlich auch viele nach Ende der Krise fortdauern werden.
- umgekehrt mögen sich jedoch über die Corona-Kontaktliste auch tiefgreifend zueinander passende Menschen finden, die aufgrund von eher oberflächlichen Ausschlüssen (z.B. im Altersbereich, in der Körpergröße etc.) über die Partnervermittlung oder Freundschaftsvermittlung nicht einander vorgeschlagen werden konnten. Genau dies war bei den bisherigen Paaren meistens der Fall, deren Beziehung über die Corona-Kontaktliste begann.
Empfehlung für die Partnersuche in Corona-Zeiten
Menschen können an Krisen zerbrechen oder durch sie geschädigt werden, aber sie können auch an Krisen wachsen. Andere gehen einfach komplett unverändert durch Krisen hindurch.
Der schlechteste Fall ist das Zerbrechen, der beste Fall ist ganz offensichtlich das Wachstum und genau dies können Sie sich zum Ziel nehmen.
Mein Rat aus psychologischer Sichtweise lautet daher:
Nehmen Sie diese Zeit ganz bewusst zum Ausgangspunkt für positive Veränderung und Selbstoptimierung – und zwar in allen Bereichen, wo Verbesserungen möglich sind:
- Klärung der eigenen Ziele und Bedürfnisse bei Befreiung von oberflächlichen Konsum- und Prestigewünschen. Psychisch leiden diejenigen stärker unter der Pandemie und den Beschränkungen, die in sich selbst noch keinen festen Ort, keine Zufriedenheit und keine Kongruenz zwischen Werthaltungen und dem eigenen Leben gefunden haben. Umso so besser kann die Pandemie den Anreiz bilden, hierüber nachzudenken.
- Für viele Gleichklang-Mitglieder gilt (ich schrieb es schon im letzten Blog-Artikel), dass der passende Mensch mit dem ein Partner- oder Freundschaftsglück möglich ist, längst vorgeschlagen wurde, aber bisher nicht erkannt wurde. Nehmen Sie sich die Zeit, auch mit älteren Vorschlägen in Kontakt zu treten und nutzen Sie die Möglichkeiten der Online-Kommunikation, um eine echte Begegnung zu ermöglichen.
Ich möchte allen Gleichklang-Mitgliedern und Interessent*innen aber auch noch etwas ganz anderes ans Herz liegen, was womöglich an dieser Stelle durchaus ungewöhnlich wirken mag:
- überlegen Sie, diese Pandemie zum Anlass zu nehmen, um zu einer pflanzenbasierten, veganen und friedfertigen Ernährung zu wechseln.
- vergessen Sie in diesem Fall bitte nicht unter “Persönliche Angaben” >> “Ihr Lebensumfeld” >> “Ernährung” ihre Veränderung auch einzutragen, da sich dies auf die Vorschläge bei Gleichklang auswirken wird.
Wie komme ich zu so einer Empfehlung?
- Tatsache ist, dass es diese Pandemie in einer sich pflanzenbasiert ernährenden Gesellschaft nie gegeben hätte.
- zahlreiche Studien zeigen, dass die Zerstörung der Biodiversität durch Rinderweiden und Tierfutteranbau (90 % des weltweiten Sojaanbaus und 25 % des weltweiten Getreideanbaus wandern in das Tierfutter, 70 % der weltweit landwirtschaftlich genutzten Flächen werden für Nutztierhaltung verwandt) zu einer nie dagewesenen räumlichen Nähe zwischen Mensch und Wildtieren führt.
- diese Nähe zu Wildtieren ist optimal für das Überspringen von Krankheitserregern.
- hinzu kommt das riesige Reservoir für den Übersprung von Krankheitserregern durch die vielen Milliarden Nutztiere. Die Millionen Hühner, Truthähne und Enten, die jedes Jahr zur Eindämmung der Vogelgrippe weltweit vernichtet werden (egal, ob aus Bio-Haltung oder konventionell), machen die Brisanz noch einmal an einem bedrückenden Beispiel direkt sichtbar. Solche Massenvernichtungen von Tieren wird es immer geben, solange es Nutztierhaltung gilt. Keine Bio-Richtlinie können hieran auch nur das geringste ändern. Ebenso sicher ist, dass es nicht immer gelingen wird, Infektionen und den Übertritt auf den Menschen zu verhindern.
- die tierkonsumierende Gesellschaft aktuell eine der größten Gefahren für uns Menschen überhaupt. Denn wegen ihr steht die nächste Pandemie bereits vor der Tür.
Umso unsinniger und gefährlicher ist es daher auch, wenn Menschen die Pandemie leugnen und zu einem Pseudo-Spaß und Konsumzustand zurück wollen, der bereits vor der Pandemie unerträglich war, nunmehr umso unerträglicher ist und im Übrigen sicherlich das glatte Gegenteil von dem ist, was mit Begriffen, wie Achtsamkeit, Liebe und Solidarität verbunden ist. Genau diese Personen sind Träger*innen einer mangelnden Lernfähigkeit und so tragen dazu bei, dass alles so bleibt, wie es nicht bleiben darf.
Seit mehr als 30 Jahren fällt mir eine Erleichterung und Dankbarkeit auf, dass ich all die – mit Verlaub – fürchterlichen Dinge nicht kaufen muss, die Menschen sich täglich in ihre Einkaufstaschen packen.
Diese Erleichterung wünsche ich auch allen Leser*innen von ganzem Herzen.
Womöglich wird im Gegenzug genau diese Erleichterung für Sie die geeignete Basis schaffen, um noch einmal das eigene Leben auf ein besseres Fundament zu stellen, innere Widersprüche zu überwinden, mitfühlender zu leben und vielleicht gerade dadurch die Liebe zu finden.
Es würde mich freuen!