Soziale Angst beim Online-Dating
Soziale Angst bezieht sich selten darauf, dass einem wirklich etwas zustoßen könnte (z. B. überfallen zu werden), sondern auf etwas komplett Subjektives, nämlich die Furcht, dass jemand anderes schlecht über mich denken oder mich ablehnen könnte.
Dies kann beim Online-Dating weite Folgen haben – so können aufgrund von Angst vor Ablehnung u. a. vermieden werden:
- das Verfassen einer der eigenen Person entsprechenden Selbstschilderung
- das Einstellen eines realitätsgerechten Bildes
- die Aufnahme einer Audiobotschaft
- die aktive Aufnahme des Erstkontaktes
- die Nachfrage bei ausbleibender Antwort
- das Eingehen einer Verabredung
- das Erscheinen bei einer Verabredung
- eine authentische Kommunikation während der Verabredung
- der Ausdruck der eigenen Gefühle für den potenziellen Beziehungspartner (sowohl des eigenen Interesses als auch eines möglichen eigenen Desinteresses)
Konfrontation statt Vermeidung
Der beste Weg zur Überwindung solcher Angst ist es, die Vermeidung aufzugeben und sich den gefürchteten Situationen zu stellen.
Dazu gehört auch, sich mit echter Ablehnung zu konfrontieren, um erlebnisorientiert zu erfahren, dass dies kein Beinbruch ist.
Es muss uns nicht jeder lieben, es genügt, wenn wir im Verlauf eine Person finden, die mit uns das Leben teilen möchte.
Es geht darum, die inneren Katastrophisierungen aufzugeben, zu akzeptieren, was wir akzeptieren müssen, der Realität in die Augen zu schauen und diese anzunehmen (z. B. “er mag mich nicht“), ohne aber durch Übergeneralisierung die Realität ins Negative zu verzerren (“niemand mag mich“).
Denkmuster der sozialen Angst
Im Fachjournal “Computers und Human Behavior” wurde soeben eine aufschlussreiche Studie dazu veröffentlicht, welche Gedankenmuster bei Personen ablaufen, deren Online-Dating durch soziale Angst geprägt ist.
Der Titel lautet: “Predictors of social anxiety among online dating” (Deutsche freie Übersetzung: Prädiktoren für soziale Ängste bei Online-Dating)
Für Personen mit sozialer Angst beim Online-Dating zeigen sich folgende Hauptergebnisse:
- die Welt wird als etwas Schlechtes und Unkontrollierbares wahrgenommen.
- die eigene Fähigkeit, Dinge zu verändern, wird als gering eingeschätzt.
- es besteht die Befürchtung, erkannt zu werden.
Alle drei gedanklichen Muster können in Kombination zu sozialer Angst führen, die die effektive Nutzung der Online-Partnersuche erschweren kann:
- wenn ich die Welt als solche für schlecht und unkontrollierbar halte, werde ich das gleiche Gefühl auch auf einer Dating-Plattform und beim Prozess der Partnersuche haben. Auch an der Liebe werde ich schnell zweifeln. Die Erwartung von negativen und unkontrollierbaren Ereignissen erzeugt Angst.
- wenn ich mir nicht zutraue, effektiv zu handeln und Ziele zu erreichen, erlebe ich mich der (schlechten) Welt quasi hilflos ausgeliefert. Da ich selbst nichts tun kann, nimmt die Angst zu.
- was werden Menschen über mich denken und anderen erzählen, wenn sie mich hier auf der Dating-Plattform erkennen? Habe ich solche Befürchtungen, wird eine entspannte Partnersuche schwieriger und das Einstellen von Fotos, Audio-Botschaften und der Nachrichtenaustausch mag mit zahlreichen Bedenken verbunden scheinen.
Das Denken korrigieren
- Verbesserungs-Optionen erkennen: Es kann nicht darum gehen, diese Welt schönzureden. Eine Welt, in der soziale Ungerechtigkeit, ökologische Zerstörung und Epidemien herrschen, ist fraglos erst einmal ein Problem. Die Empfehlung lautet nicht, dies zu leugnen. Aber dennoch kommt es auf die Perspektive an. Richten wir die Perspektive auf das, was wir in dieser Welt positiv verändern wollen und können, dann nehmen Unkontrollierbarkeit und Hilflosigkeit ab. Gemeinsam diese Welt ein Stück weit besser machen, lautet daher auch das Motto unserer Kennenlernplattform.
- sich selbst etwas zutrauen: Machen Sie sich klar, dass es keinerlei Grund gibt, warum Sie keine Partnerschaft finden können sollten. Unzählige Menschen auf der Welt, selbst in den schwierigsten persönlichen, sozialen oder gesundheitlichen Situationen finden jeden Tag Partnerschaft. Sie können selbst etwas dafür tun, anstatt sich durch Zweifel zu blockieren. Zu erkennen, dass Sie auch mit Ablehnungen umgehen können, macht den Lernprozess komplett und nimmt der sozialen Angst ihre Basis.
- zum Online-Dating stehen: Und wenn Sie jemand erkennt? Sie brauchen sich für Ihre Partnersuche nicht zu schämen und eben sowenig für ihre Teilnahme bei Gleichklang. Wenn jemand anderes etwas anderes sagt oder denkt, ist dies sein Problem, nicht Ihres.
Online-Dating als Training zum Ziel
Positive Überraschungen nehmen wir natürlich immer gerne an. Aber das meiste tritt nicht sofort ein. So mag auch die Online-Partnersuche dauern.
Die beste Haltung ist es, das Online-Dating als einen Trainings-Prozess zu betrachten, den Sie so lange fortsetzen, bis Sie Ihr Ziel erreicht haben.
Lassen Sie sich daher nicht durch soziale Ängste verschrecken, sondern lösen die dahinterstehenden irrationalen Grundannahmen auf und schauen Sie der Angst ins Gesicht.
So verliert die Angst Ihren Schrecken und Sie gewinnen – früher oder später – Ihr Partnerglück.