Ablehnungshaltungen können Partnersuche gefährden
Unbewusste Ablehnungshaltungen können Ihre Partnersuche ernsthaft gefährden. Dieser Artikel erklärt die Hintergründe, erläutert das Dilemma des Online-Dating und zeigt Ihnen Wege auf, wie Sie sich vor negativen Folgen schützen und Online eine Liebesbeziehung finden können.
Eine Serie aus drei psychologischen Studien, die soeben in einem Artikel im Fachjournal Social Psychology and Personality Science veröffentlicht wurden, gelangte zu folgenden bemerkenswerten Ergebnissen:
- je mehr Partnervorschläge beim Online-Dating unterbreitet wurden, desto eher waren Partnersuchende geneigt, einen Vorschlag abzulehnen, wohlgemerkt den gleichen Vorschlag, den sie angenommen hätten, wenn es weniger Vorschläge gegeben hätte.
- je mehr Vorschläge Partnersuchende bereits abgelehnt hatten, desto stärker stieg die Wahrscheinlichkeit an, dass sie auch einen künftigen Vorschlag ablehnen würden.
- innerpsyisch wurde die wachsende Ablehnungshaltung offenbar maßgeblich verursacht durch einen im Verlauf entstehenden Pessimismus bezüglich der eigenen Chancen bei der Partnersuche.
Ursache für Misserfolg bei der Partnersuche
Ich glaube, dass aus diesen Ergebnissen eine der häufigsten Ursachen für eine erfolglose Online-Partnersuche sichtbar wird, die Partnersuchende aber vermeiden können, wenn sie sie erkennen und sich auf sie vorbereiten:
- Partnersuche ist ein Suchprozess, der sehr hohe Anforderungen an die Zielerreichung stellt. Es geht nicht um ein kurzfristiges Teilziel, sondern es geht darum, einen Menschen für eine lebenslang glückliche Partnerschaft zu finden.
- aufgrund dieser hohen Anforderung und der vielfältigen, nicht immer einfach zu erkennenden Kompatibilitäten und Inkompatibilitäten zwischen Menschen ist Partnersuche ein Suchprozess, für den meistens nicht bereits der erste Vorschlag zum Ziel führt. Typischerweise ist vielmehr eine über die Zeit verteilte Serie an Vorschlägen bis zum Erfolg notwendig.
- die Ablehnung eines Vorschlages mag die richtige Entscheidung sein in dem Sinne, dass ein Vorschlag abgelehnt wird, weil eine dauerhaft glückliche Beziehung mit der vorgeschlagenen Person tatsächlich nicht möglich gewesen wäre. Die Ablehnung eines Vorschlages mag aber ebenso die falsche Entscheidung in dem Sinne sein, dass genau mit dieser Person eine dauerhaft glückliche Beziehung entstanden wäre, sofern der Vorschlag nicht abgelehnt worden wäre.
- der Erfolg eines Vorschlages wird bestimmt durch die Güte des Vorschlages (tatsächliche Passung) und durch die Entscheidungsgüte der Partnersuchenden.
- wird ein tatsächlich passender Vorschlag angenommen, trifft eine hohe Güte eines Vorschlages auf eine hohe Entscheidungsgüte. Damit sind beste Voraussetzungen vorhanden für das Entstehen einer dauerhaft glücklichen Partnerschaft.
- wird ein unpassender Vorschlag angenommen, treffen geringe Güte des Vorschlags und geringe Entscheidungsgüte aufeinander. Im Ergebnis mag eine Beziehung entstehen, die unglücklich wird oder zerbricht.
- wird ein passender Vorschlag abgelehnt, trifft eine hohe Vorschlagsgüte auf eine geringe Entscheidungsgüte. Im Ergebnis wird die Chance auf eine glückliche Beziehung vertan – wird dies zum Muster, wird auch künftig keine Beziehung entstehen.
- die entscheidende Aufgabe der Partnersuchenden bei der Partnersuche ist also die Vermeidung der folgenden beiden Fehler: (1) vorschnelles Einlassen auf eine Beziehung mit einem unpassenden Menschen, die unglücklich wird, (2) vorschnelle Verwerfung eines Vorschlages, aus dem sich eine glückliche Beziehung entwickelt hätte.
- die vorliegende Studie zeigt, dass bei der Online-Partnersuche oftmals der zweite Fehler besonders brisant wird. Es kann eine Ablehnungshaltung entstehen, die dazu führt, dass – unabhängig von der tatsächlichen Passung – immer mehr Vorschläge abgelehnt werden.
- dieser Ablehnungsprozess ist unglücklicherweise ein sich selbst verstärkender Prozess: Je häufiger Vorschläge abgelehnt wurden, desto wahrscheinlicher ist es, dass auch künftig Vorschläge abgelehnt werden, und zwar einschließlich der in Wirklichkeit passenden Vorschläge. Je mehr Ablehnung also bereits zur Selbstverständlichkeit geworden ist, desto unwahrscheinlicher ist es, dass ein passender Vorschlag als passend erkannt wird.
- die Entstehung einer Ablehnungshaltung führt so zu einem Entscheidungsfehler, der wiederum darin resultiert, dass Chancen systematisch nicht genutzt werden.
- innerpsychisch erklärt sich das Entstehen einer solchen Ablehnungshaltung durch einen aufkommenden Pessimismus: Mit jeder weiteren Ablehnung wird die Chance auf die Begegnung mit einem passenden Menschen als geringer eingeschätzt und diese Grundeinstellung ruft bei nachfolgenden Vorschlägen automatisiert eine Ablehnungsentscheidung hervor.
- das Ergebnis ist dreifach negativ: (1) passende Vorschläge werden vorschnell abgelehnt, sodass die Zielerreichung zunächst verschoben wird. (2) Gleichzeitig steigt dadurch die Wahrscheinlichkeit, dass auch künftige Vorschläge abgelehnt werden, sodass während des Online-Dating auch im Verlauf weiterhin das Ziel nicht erreicht wird. (3) Der Pessimismus führt letztlich zur Resignation und die Online-Partnersuche wird beendet, sodass das Ziel endgültig nicht mehr erreicht werden kann.
- je nach personaler Verarbeitung des Scheiterns können hieraus depressive oder aggressive Reaktionsweisen entstehen: “ich bin nicht liebenswert” (depressive Autoaggression) oder “unfähige Abzocker-Dating-Plattform” (hostile Fremdaggression).
- sowohl die depressive Reaktion als auch die hostile Fremdaggression sind schädlich, indem sie so auch künftige Anläufe zu einer erfolgreichen Partnersuche von vornherein unterlaufen.
Haltung ist nicht bewusst
Der entscheidende Punkt ist, dass den Teilnehmenden der drei Studien gar nicht bewusst war, dass bei ihnen eine Ablehnungshaltung entstanden war.
Die Teilnehmenden gingen die ganze Zeit davon aus, dass sie die Vorschläge tatsächlich nach ihrer Passung beurteilten. Sie bemerkten nicht, dass sie in Wirklichkeit ein automatisiertes Ablehnungsschema anwandten, was längst unabhängig von der Passung der Vorschläge geworden war.
Anders formuliert:
- die Teilnehmenden der Studien nahmen Vorschläge nicht deshalb als unpassend wahr, weil sie unpassend waren, sondern weil sie bereits die Gewohnheit erworben hatten, Vorschläge als unpassend wahrzunehmen.
Bewusstes Gegensteuern ist möglich
So deprimierend diese Studienergebnisse auch zunächst klingen mögen, so ergibt sich andererseits aus der Diagnose bereits zum großen Teil die Kur:
- eine automatisierte Ablehnungshaltung kann in unserem Handeln nur dann zum Tragen kommen, wenn wir solche automatisierten Entscheidungsprozesse zulassen.
- setzen wir an die Stelle von Automatismen bewusste Reflexion und Prüfung, können wir das Entstehen einer automatisierten Ablehnungshaltung bereits im Ansatz verhindern oder aus ihr aussteigen, sollte sie bereits entstanden sein.
Es geht also darum, unreflektierte und weitgehend automatisiert-unbewusster Muster durch bewusste Entscheidungen und Reflexion über die eigene Person zu ersetzen.
Schritte heraus aus der Ablehnungshaltung
Dies sind die Schritte, die Sie unternehmen können, um dem Entstehen einer automatischen Ablehnungshaltung vorzubeugen oder aus ihr auszusteigen:
- klicken Sie sich nicht schnell durch Vorschläge durch und sehen sie von jeder Vergleichshaltung ab. Denn beginnen Sie erst Vorschläge zu vergleichen, entsteht schnell ein automatisches Raster, welches sich oftmals zunehmend in Richtung Ablehnung verschärft.
- betrachten Sie also jeden Vorschlag nur in seinem eigenen Zusammenhang und nur in sich selbst. Nehmen Sie jeden Vorschlags ernst und zum Anlass, um zu prüfen, ob eine Kontaktaufnahme zur Auslotung einer möglichen Passung sinnvoll ist.
- fühlen Sie sich von der Anzahl der Vorschläge überlastet, können Sie neue Vorschläge zunächst aussetzen, damit Sie sich den einzelnen Vorschlägen voll widmen können oder Sie können die Suchkriterien sinnvoll (gemäß Ihrer Werthaltungen und Lebensmodelle) strikter einstellen.
- nehmen Sie für jeden Vorschlag, den Sie sich betrachten, die Grundhaltung ein, als ob sie in genau diesem Augenblick Ihre Partnersuche gerade erst gestartet hätten. Mit dieser bewussten Grundhaltung können Sie verhindern, dass automatische Muster aus der Vergangenheit Ihre Eindrücke und Entscheidungen prägen. Jeder einzelne Vorschlag ist ein Neubeginn. Es ist unerheblich, wie lange sie vorher bereits auf der Suche waren oder wie viele Vorschläge sie bereits betrachteten.
- nehmen Sie Abstand von der Vorstellung, dass die Anzahl der Vorschläge ein Wert sei, die Anzahl der Vorschläge ist wertlos, wertvoll ist nur der einzelne Vorschlag.
- erwarten Sie nicht, dass Ihr künftiger Beziehungspartner Sie bereits als Vorschlag sofort beeindrucken muss oder wird. Unsere Befragungen von Gleichklang-Paaren zeigen, dass bei der Hälfte aller Paare der Vorschlag des Beziehungspartners zunächst keinen besonderen Eindruck machte. Dies änderte sich erst im Verlauf des Kennenlernens. Setzen Sie insofern eine niedrige Schwelle, um durch eine direkte Kontaktaufnahme einen Vorschlag tatsächlich im Hinblick auf eine mögliche Passung auszuloten und den Menschen hinter dem Vorschlag kennenzulernen.
- erlauben Sie sich immer einen zweiten Blick. In der Psychologie ist bekannt, dass ein zweiter Blick nicht selten zu einem anderen Ergebnis gelangt als der erste Eindruck. Der erste Eindruck wird maßgeblich durch automatische Prozesse bestimmt, die aus der Vergangenheit kommen. Solche Prozesse sind sehr schnell und können zu einem richtigen Ergebnis führen, ebenso können Sie aber zu einem komplett falschen Ergebnis führen. Der bewusstere zweite Blick kann Fehlschlüsse korrigieren und die Entscheidungsqualität verbessern.
- wenn Sie Glück haben, entsteht eine Beziehung sehr schnell. Im Regelfall aber dauert die Partnersuche bei Gleichklang, wie unsere Auswertungen zeigen, mehr als ein Jahr und oft bedarf es sogar mehrerer Jahre bis der passende Mensch für eine dauerhafte Gemeinsamkeit in Ihr Leben getreten sein wird. Machen Sie sich dies bewusst, entwickeln Sie hierfür Akzeptanz und achten Sie darauf, dass über den zeitlichen Verlauf der Suche bei Ihnen kein automatisiertes Ablehnungsmuster, kein Pessimismus und keine Resignation entstehen.
Konsequenzen für Gleichklang und Ihre Sucheinstellungen
Der Mythos der großen Zahl
Die Idee, dass durch möglichst viele Vorschläge die Aussichten der Partnersuche verbessert werden, ist wissenschaftlich unbegründet, auch wenn sie intuitiv naheliegt und daher von vielen Menschen erst einmal angenommen wird.
“Wie viele Mitglieder gibt es in Region X oder Y“. Solche Anfragen, die wir erhalten, machen uns immer wieder deutlich, wie stark verbreitet dieser Fehlschluss ist und wie sehr er das Partnersuchverhalten von Menschen im Internet leider prägt. Die entsprechenden Personen gehen selbstverständlich davon aus, dass ihre Anfrage sinnvoll ist und die Antwort etwas über ihre Erfolgsaussichten bei Gleichklang aussagen würde. Dies ist aber nicht der Fall.
Dass viele Vorschläge nicht hohe Erfolgschancen bedeuten, hat auch unsere letzte umfassende Erfolgsbewertung gezeigt, wo oft gerade Personen mit seltenen Merkmalen und geringen Vorschlagsanzahlen die höchsten Vermittlungsraten erreichten.
Die Verdreifachung von Mitgliedern und Vorschlägen bei Gleichklang über die letzten 10 Jahre hat ebenfalls zu keiner Verbesserung der Vermittlungsraten geführt. Vor 10 Jahren erhielt das durchschnittliche Mitglied höchstens ein Drittel der aktuellen Vorschläge, hatte aber die gleichen Erfolgschancen!
Wäre die Anzahl der Vorschläge ein relevanter Erfolgsfaktor dürfte es heute im Grunde keine unfreiwilligen Singles mehr geben, weil über die großen Dating-Plattformen und sozialen Netze eine quasi unbegrenzte Anzahl an Vorschlägen zur Verfügung steht. Tatsächlich ist die Anzahl der Singles in der Gesellschaft aber wachsend, wobei sich die meisten Singles nach wie vor eine Partnerschaft wünschen.
Von einer Lösung der Partnerfindungs-Anforderung durch eine große oder sogar unbegrenzte Anzahl an Partnervorschlägen kann also keine Rede sein. Dieser Ansatz ist längst erprobt und widerlegt.
Ein Grund hierfür mag in einer wachsenden Ablehnungshaltung liegen, ein weiterer Grund könnte darin liegen, dass durch ein permanentes Dating mit Partnervorschlägen ähnlich wie Produktpräsentationen im Supermarkt Unverbindlichkeit geschaffen wird und dadurch die tatsächliche Bereitschaft für Kennenlernen und Bindung abnehmen.
Betroffenheit bei Gleichklang
Die aktuellen Studienergebnisse bestätigen im Wesentlichen unseren Grundansatz, der auf eine Passung der Werthaltungen setzt und die Qualität der Vorschläge (Passung) zulasten der Quantität (Vorschlagsanzahl) in den Vordergrund stellt.
Trotzdem ist auch Gleichklang von dem Problem der durch Dating entstehenden Ablehnungshaltung betroffen:
- zwar liegt der Fokus auf der Vorschlags-Qualität, dennoch wird aber eine Anzahl an Vorschlägen über die Zeit offeriert, sodass dies allein bereits eine Ablehnungshaltung bewirken kann, selbst wenn die Anzahl der Vorschläge nur moderat ist.
- genau dies sehen wir ja auch in unserer Online-Geschichte: Die Anzahl der Vorschläge über die Zeit seit unserem Bestehen 2006 ist stark gewachsen, die Vermittlungsraten sind aber gleich geblieben. Nicht verändert hat sich ebenfalls die Beziehungszufriedenheit der Gleichklang-Paare. Die wachsende Vorschlagsanzahl hat also letztlich nur zu einer höheren Anzahl an Vorschlagsablehnungen geführt, ohne die Vermittlungsaussichten zu verbessern. Auch die durchschnittlich notwendige Teilnahmedauer bis zum Erfolg hat sich nicht maßgeblich geändert. Mehr Vorschläge führen also nicht einmal zu einer Beschleunigung der Partnerfindung.
- glücklicherweise hat die wachsende Anzahl an Vorschlägen bei Gleichklang allerdings auch nicht zu einer Verminderung der Erfolgsaussichten geführt. Dies hätte durchaus der Fall sein können, wenn automatisierte Ablehnungsmuster massiv zugenommen hätten oder eine ausgeprägte Unverbindlichkeit (ähnlich wie bei den Dating-Apps) entstanden wäre. Wir glauben, dass es uns gelungen ist, diesem möglichen negativen Effekt einer größer werdenden Dating-Community entgegenzuwirken durch (1) Fokussierung auf Menschen mit sozial-ökologischer Ausrichtung und ernsthaften Absichten bei der Partnersuche, (2) nach wie vor erheblich geringerer Anzahl an Partnervorschlägen als bei den Dating-Apps, (3) Mitgliederbetreuung und Information über mögliche Schwierigkeiten und effektive Strategien der Partnersuche.
- das Ausmaß, in dem die Qualität in den Vordergrund und die Quantität in den Hintergrund gerückt wird, hängt allerdings auch von den individuellen Sucheinstellungen der Mitglieder ab. Unsere Empfehlung lautet, wichtige Lebenseinstellungen und Lebensmodelle eindeutig und ohne einen falschen Kompromiss einzugeben, aber oberflächliche Merkmale eher offen auszufüllen. Bei sehr flexiblen Einstellungen kann es zu hohen Vorschlagsanzahlen kommen, wobei wir dazu raten, hierauf entweder mit einer Verschärfung der Kriterien oder einer temporären Aussetzung neuer Vorschläge zu reagieren.
- aus der Mitgliederbetreuung wissen wir, dass es in der Tat auch bei uns Mitglieder gibt, die aufgrund von (zunächst) mangelndem Erfolg mit der Herausbildung von Pessimismus reagieren, was sich negativ auf ihre Eigeninitiative, Aktivität und ihr Durchhaltevermögen bei der Partnersuche auswirkt.
Unsere Haupterkenntnis bei Gleichklang ist, dass auch Mitglieder von Gleichklang von Prozessen der Resignation und der Ablehnungshaltung betroffen sein können. Zudem führt die wachsende Vorschlagsanzahl bei Gleichklang bereits jetzt zu mehr Ablehnungen, ohne die Vermittlungsaussichten, die Beziehungszufriedenheit oder die notwendige Suchdauer zu verändern.
Unsere Ausrichtung auf die Maximierung der Vorschlagsqualität und die Ernsthaftigkeit der Partnersuch-Absichten der Mitglieder allein kann also Ablehnungshaltungen nicht immer verhindern.
Wäre es anders, hätte die Zunahme der Vorschläge über die Jahre zu einer Verbesserung der Vermittlungsaussichten oder mindestens zu einer Verkürzung der Suchdauern unserer Mitglieder führen müssen.
Andererseits bleibt die gute Nachricht, dass wir trotz starker Zunahme der Mitglieder-Anzahl über die letzten 10 Jahre eine Entwicklung wie bei den Dating-Apps verhindern konnten und die bereits früher sehr guten Vermittlungsaussichten aufrechterhalten konnten.
Das Dilemma des Online-Dating
Übrigens befinden wir uns als Dating-Anbieter in gewisser Weise in einem Dilemma:
- ökonomisch sind wir auf wachsende Mitglieder-Zahlen angewiesen. Die früher geringen Mitglieder-Zahlen waren nicht ausreichend, um unsere Kosten zu decken und führten zu jahrelangen finanziellen Verlusten. Erst seitdem unsere Mitglieder-Anzahl deutlich zugenommen hat, ist Gleichklang ökonomisch tragfähig geworden. Um unser Programm weiter modernisieren und mit den technischen Veränderungen Schritt halten zu können, sind wir auch weiterhin auf eine wachsende Mitglieder-Anzahl angewiesen.
- zudem hängt die Mitglieder-Zufriedenheit von der Vorschlagsanzahl ab, obwohl die Vorschlagsanzahl nicht mit den Erfolgsaussichten korreliert. Dieser Trend hat in den letzten Jahren sogar stark zugenommen, was sicherlich mit den Erwartungen zusammenhängt, die aufgrund der Dating-Apps und sozialen Netzwerke gebildet werden. Viele Menschen, die zu uns kommen, übertragen diese Vorstellungen auf uns und erwarten bei uns das Gleiche.
- zu unserer Gründungszeit 2006 war dies noch anders und die meisten Mitglieder waren damals völlig zufrieden, wenn alle paar Wochen ein Vorschlag erfolgte. Diese Vorschläge wurden damals sehr ernst genommen und aus sehr wenigen Vorschlägen entwickelten sich genau so oft Beziehungen, wie sie sich 2020 aus sehr viel mehr Vorschlägen entwickeln. Heute besteht ein gesellschaftliches Klima, welches für eine Partnersuche die Verfügbarkeit möglichst vieler Vorschläge als Notwendigkeit unterstellt. Dies ist eine Erwartung, die sich auch im allgemeinen Konsumverhalten in anderen Bereichen ebenso findet. Die Verfügbarkeit von hunderten Marmelade- und Konfitüresorten verbessert die Ernährung nicht, wird aber dennoch von sehr vielen Menschen explizit oder implizit als notwendig erachtet.
- es wäre heute 2020 nach dem weltweiten Siegeszug der Dating-Apps unvorstellbar, dass Mitglieder mit einem System zufrieden wären, wie wir es 2006 bei Gleichklang noch hatten und welches vermittlungstechnisch bereits damals sehr erfolgreich war und mit guter Zufriedenheit einherging. Die Erwartungen einer sehr großen Mehrheit der Partnersuchenden 2020 sind völlig anders als sie es 2006 waren, wobei die Hauptforderung darin besteht, möglichst viele Vorschläge zu erhalten. Was damals viele waren, wird zudem heute als wenig betrachtet. Würden wir uns von dieser Entwicklung ganz abkoppeln, wären wir leider nicht mehr existenzfähig und müssten unsere Tätigkeit einstellen.
- ökonomische Tragfähigkeit und Mitglieder-Zufriedenheit verlangen also paradoxerweise die Steigerung der Mitglieder-Anzahl, obwohl dies eigentlich mit unserem Ziel, Partnerschaften und Freundschaften zu begründen, nichts zu tun hat. Dies schlägt sich sogar in den Einschätzungen aller mir bekannten Bewertungsportale nieder, die ebenfalls (irrtümlich) davon ausgehen, dass eine große Mitglieder-Anzahl als etwas Positives für die Partnersuche zu bewerten ist – wobei mittlerweile die Sonderstellung von Gleichklang allerdings von nahezu allen diesen Portalen erkannt wurde und wir in der Regel ausgesprochen positiv als eine echte Alternative zu den großen Anbietern bewertet werden.
Was ist unser Ausweg aus diesem Dilemma?
Unser Ausweg aus dem Dilemma besteht darin, dass wir durch konsequentes Festhalten an unseren Grundprinzipien (sozial-ökologische Orientierung, Ernsthaftigkeit der Suche) und Aufklärung über wirksame Strategien der Partnersuche versuchen, die möglichen negativen Folgen wachsender Vorschläge zu begrenzen, was uns in Form der Konstant-Haltung der Vermittlungsraten auch gelungen ist.
Bei weiterhin wachsender Mitgliederanzahl werden wir künftig aber auch härtere Begrenzungen der Vorschlagsanzahl nach oben in unseren Algorithmus einbauen.
Insgesamt ergibt sich aus den vielfältigen und manchmal sogar kontraintuitiven Faktoren, die den Erfolg der Partnersuche beeinflussen, dass es für uns als Anbieter nicht ausreichend ist, die Plattform zur Verfügung zu stellen und alles andere den Mitgliedern zu überlassen.
Vielmehr ist es in den zurückliegenden Jahren zu einem immer zentraleren Teil unserer Dienstleistung geworden, unseren Mitgliedern über eine individuelle Mitglieder-Betreuung durch ein Unterstützungs-Team effektive Hilfestellung dabei zu geben, die vielen Klippen zu umschiffen und ihre Partnersuche zum Erfolg zu bringen.
Neben der Fokussierung auf sozial-ökologisch denkende Menschen, die ernsthaft nach Beziehung suchen, ist diese individuelle Mitglieder-Betreuung mittlerweile zum wichtigsten Alleinstellungsmerkmal von Gleichklang geworden. Dabei erhalten wir immer häufiger die Rückmeldung, dass es genau diese Betreuung war, die dazu beitrug, das eigene Dating-Verhalten zu verbessern und ans Ziel zu gelangen.
Alle Mitglieder können diese Mitglieder-Betreuung kostenlos in Anspruch nehmen und wir bitten sie sogar ausdrücklich, dies zu tun, sofern Schwierigkeiten auftreten oder sie den Eindruck haben, dass der Erfolg der Partnersuche ausbleibt.
Offen sein für den Moment
Die Autoren des oben genannten Forschungsartikels haben die Diskussion ihrer Ergebnisse mit folgenden Sätzen beendet:
“Historisch gesehen waren die Chancen der Menschen, einen geeigneten Partner zu finden, begrenzt, was zu einer starken Präferenz für Datingumgebungen mit mehr Partneroptionen geführt hat. Die Online-Partnervermittlung hat diesem Wunsch nach Wahlmöglichkeiten auf intelligente Weise Rechnung getragen und bietet den Benutzern Zugang zu einem schier endlosen Pool von Partneroptionen. Unsere Forschung zeigt, dass – anstatt von mehr Auswahlmöglichkeiten zu profitieren und dadurch besser herauszufinden, was der bestmögliche Partner ist – der Strom von Partnerprofilen ein allgemeines Gefühl der Unzufriedenheit und des Pessimismus bei der Partnersuche in Gang setzen kann, was dazu führt, dass sich die Nutzer allmählich von den Paarungsmöglichkeiten “abschotten”. Unsere Ergebnisse können daher erklären, warum Menschen zunehmend unzufriedener und frustrierter mit der modernen Partnersuche sind.“
Dies ist sicherlich oft der Fall, aber es muss nicht so sein:
- es hängt ganz davon ab, wie Sie selbst an die Partnersuche herangehen, wie gut es Ihnen gelingt, Chancen wahrzunehmen und wie gelassen und optimistisch sie sein und bleiben können, wenn wirklich eine Serie von Vorschlägen erfolgt, die Sie als nicht zielführend erleben.
Selbst wenn im Durchschnitt die boomenden Dating-Möglichkeiten im Internet die Chance eines einzelnen Vorschlages immer mehr reduzieren, eine Konsumorientierung fördern und unverbindliche Ausprobier-Haltungen etablieren, braucht dies für Sie nicht zu gelten.
Sie können sich durch bewusste Reflexion und Entscheidung hiergegen immunisieren und eine Haltung einnehmen, die Ihnen gute Aussichten ermöglicht, eine Liebesbeziehung Online zu finden.
Ihre Partnersuche wird gelingen, wenn Sie folgende Fähigkeit entwickeln und sie sich bewahren:
- für den Menschen in dem Moment, wo er ihnen vorgeschlagen wird, offen sein und ihn wahrnehmen, ganz egal, ob Sie erst einen Tag oder drei Jahre beim Online-Dating dabei sind, ob es der erste oder der hundertste Vorschlag ist und ob sie gerade einen anderen Vorschlag betrachtet haben oder nicht.