Druck ist nicht hilfreich
Ich habe schon mehrfach über dieses Thema geschrieben.
Da mir aber immer wieder klar wird, dass dies eines der wichtigsten Themen für die Partnersuche überhaupt ist, beschäftige ich mich in diesem Artikel erneut damit:
- wie kann der Druck aus der Partnersuche heraus genommen werden, um Entlastung und Effektivität zu erzeugen?
Im Coaching sprach ich vor Kurzem mit einem jungen Mann, noch nicht ganz 40, der mir von einem immensen psychischen Druck und daraus resultierenden inneren Leid berichtete, weil er noch keine Partnerin gefunden habe.
Der Klient gehört zur Gruppe der sogenannten Absolut Beginners. Absolut Beginners sind Menschen, die in ihrer Lebensgeschichte bisher noch keine partnerschaftliche Beziehung hatten. Nach unseren eigenen Erhebungen sind die meisten Absolute Beginners Männer, wobei es aber auch weibliche Absolut Beginners gibt.
Die Anzahl der Absolute Beginners nimmt mit wachsendem Alter stark abnimmt. Mit 40 gibt es noch viele, mit 60 nur noch sehr wenige. Hinter diesen Zahlen verbirgt sich eine gute Nachricht:
- fast alle Absolute Beginners finden eines Tages Partnerschaft und dies gilt übrigens auch für Langzeitsingles
Kein Ablass für Torschlusspanik
Das Leben ist nie vergeudet. Wenn jemand erst im Alter von beispielsweise 50 eine partnerschaftliche Beziehung findet, bedeutet dies nicht, dass sein vorheriges Leben sinnlos war.
Sinn im Leben entsteht aus vielem, nicht nur aus einer bestehenden partnerschaftlichen Beziehung.
Wir können ein sinnvolles Leben als Single führen, welches nicht dadurch entwertet wird, dass es ohne einen Beziehungspartner von statten gehen.
Ob Absolut Beginner oder Langzeitsingle, glauben Sie nicht, dass der einzige Sinn Ihres Lebens eine Partnerschaft sei.
Warten Sie daher nicht, sondern nutzen Sie die Zeit, um eine Lebensgestaltung zu finden, die Ihrer Persönlichkeit und Ihren Werthaltungen gemäß ist.
Quälendes Grübeln
Der betreffende junge Mann stellte sich die quälende Frage, warum er bisher keine Beziehung gefunden habe? Er fragte sich auch, warum ca. acht Monate bei Gleichklang bisher zu keinem Erfolg geführt habe?
Im Gespräch zeigte sich, dass sein Fokus zu sehr auf vergangenen (scheinbaren) Misserfolg und zu wenig auf eigene Stärken, Ressourcen und Chancen ausgerichtet war:
- bereits mehrfach im Leben hätten sich Frauen in ihn verliebt. Wo immer es daran gelegen haben mag, dass keine Beziehung entstand, ist dies eine wichtige positive Erfahrung, nämlich die direkte Erfahrung, dass andere die eigene Person lieben. Nicht jeder hat diese Erfahrung bereits gemacht
- aus zwei dieser Begegnungen sei eine anhaltende Freundschaft entstanden. Erneut wird eine Ressource sichtbar: Bindungen sind entstanden, auch wenn diese freundschaftlich und nicht partnerschaftlich waren. Freundschaft ist ein wichtiger Faktor unserer Lebenszufriedenheit und auch in Freundschaften können wir Bindung, Wertschätzung, Gemeinsamkeit und füreinander Einstehen leben
- auch bei Gleichklang gab es bereits Nachrichten-Austausch mit mehrfachem Schreiben und Antworten und es war zu zwei direkten Begegnungen gekommen. Beide Begegnungen waren durchaus positiv und wertschätzend verlaufen. In einem Fall sprang der Funke nicht sogleich über und das weibliche Gegenüber schloss daraus, dass weitere Treffen keinen Sinn machen würden. Dies ist durchaus schade, weil in ca. 50 % der Beziehungen bei der ersten Begegnung der Funke noch ausbleibt, sich aber später Sympathie und schließlich Liebe entwickelt. Dass mein Coaching-Klient durchaus bereit und interessiert gewesen wäre, den Kontakt fortzusetzen, finde ich eine Stärke von ihm. Bei der anderen Begegnung zeigte sich im Nachhinein, dass die Betreffende doch keinen Raum für eine Beziehung hatte. Der Weg der Partnersuche ist meistens kein ganz direkter und gerader, Enttäuschungen, Umwege, auch Verletzungen mögen auf diesem Weg entstehen.
Wir können und sollten solche Erfahrungen positiv als Herausforderung aufgreifen und am Ziel festzuhalten. In diesem Sinne ist jede Begegnung eine Chance zum Lernen, mit Umwegen und Barrieren umzugehen, und damit ein weiterer Schritt auf dem Weg zur Beziehung
Werde ich gemocht?
Der Klient brachte ebenfalls sein Bedenken zum Ausdruck, dass er wohl zu unsicher sei und er habe gehört, dass Frauen unsichere Männer nicht so mögen würden. Entsprechend habe er bei YouTube nach Ratschlägen gesucht, wie man Frauen für sich interessieren könne.
Ich riet ihm, er selbst zu sein und zu sich zu stehen, sich selbst in die Waagschale zu werfen, um eine Frau zu finden, die ihn so möge und liebe, wie er sei. Diese Empfehlung gilt natürlich für alle.
Wir können und sollen uns alle verändern, verbiegen brauchen wir uns nicht. Oberflächlich angelerntes Flirtverhalten führt nicht zum Ziel einer tragfähigen Beziehung. Authentizität und Offenheit sind zentral.
Gegen Abschluss berichtete mein Klient von einem aktuellen Vorschlag, wobei ihn die betreffende Frau sehr interessiere. Hindernis sei die Entfernung. Entfernungen können aber überwunden werden, wenn echte Liebesbeziehungen entstehen.
Wir sehen es bei Gleichklang auch in unseren Daten:
- Hier zeigt sich, dass die Dauerhaftigkeit und die Zufriedenheit in einer Beziehung völlig unabhängig davon sind, wie weit die beiden Beziehungspartner am Anfang der Beziehung entfernt voneinander lebten. Auch die Wahrscheinlichkeit, zusammenzuziehen, ist genauso hoch, egal, ob die beiden am Anfang direkt in der Nähe oder weiter entfernt voneinander lebten.
Insofern würde ich durchaus ermutigen, den Kontakt aufzunehmen. Allerdings nicht mit einer Nachricht im Stil, es sei schade, dass die Entfernung so weit sei. Das ist wenig motivierend. Besser ist eine Nachricht im Stil:
- “Obwohl die Entfernung hoch ist, finde ich das, was ich von Dir in Deinem Profil erkennen kann, sehr anziehend. Ich würde Dich daher gerne kennenlernen, wie siehst Du das?”
Eigeninitiative und Engagement
Wir kamen auch auf Eigeninitiative und Engagement bei der Partnersuche zu sprechen.
Hier konnte ich in den Statistiken meines Klienten sehen, dass er von den erfolgten Vorschlägen nur 0,7 % selbst angeschrieben hatte.
Woran lag dies?
Es lag an dem Druck, den sich mein Klient selbst machte.
Er grübelte darüber nach, warum er noch keine Partnerin habe oder warum ihm jemand nicht geantwortet habe. Er fürchtete negative Eigenschaften bei sich als Ursache und wurde dadurch resigniert.
Demgegenüber war er zu wenig darauf ausgerichtet, Kontakte aufzunehmen und es mit Gelassenheit zu akzeptieren, wenn das Gegenüber nicht reagiert.
Anstatt in die Zukunft zu blicken und die Zukunft durch eigenes Handeln in der Gegenwart zu gestalten, verharren wir manchmal zu sehr auf dem Erleben von Enttäuschung, Frustration oder gefürchteter eigener Unzulänglichkeit. Im Ergebnis sind wir bei der Partnersuche nicht aktiv genug und dies kann oft einen bisherigen Misserfolg erklären.
- mit Ängsten vor Misserfolg auf der Grundlagen eines immensen inneren Druckerlebens, dass die Partnersuche schnell erfolgreich sein müsse, blockieren wir uns und unser eigene Aktivität
Der Schlüssel zum Erfolg liegt darin, diesen Druck aufzugeben, sich gelassen an die Partnersuche heran zu begeben, abwarten zu können und gleichzeitig ohne Angst, aktiv zu werden und zu bleiben.
So konnte ich meinem Klienten abschließend auf den Weg geben, dass ich überzeugt bin, dass er bei Gleichklang richtig sei, dass er jedoch aus meiner Sichtweise die Perspektive verschieben sollte: von Grübeln über Vergangenheit, Misserfolg und Angst vor Zurückweisung hin zu positiver Erwartung und eigener Aktivität.
Er brauche sich nicht darüber zu grämen, dass er nach wie vor partnerlos sei, sondern könne sich darauf ausrichten, dies zu ändern. Der Erfolg müsse aber nicht sofort eintreten, sondern es sei ein ebenso großer und schöner Erfolg, wenn er beispielsweise in fünf Jahren in einer festen Beziehung lebe.
Machen wir uns dies zur festen Leitlinie:
- Ungeduld und Torschlusspanik führen nicht zum Ziel. Geduld, Eigeninitiative, Aktivität und Authentizität sind die Schlüssel zur erfolgreichen Partnersuche, ob bei Gleichklang oder anderswo.