Ein neuer Fachbegriff zum Online-Dating
In der psychologischen Forschung gibt es seit einigen Jahren den neuen Fachbegriff PTU, auf Deutsch Problematischer Tindergebrauch. Für diesen wiederum wurde ein kurzer Fragebogen (PTUS, Skala für problematischen Tindergebrauch) entwickelt, der für jeden einzelnen Teilnehmenden am Online-Dating ermitteln kann, ob ein problematischer Gebrauch vorliegt.
Auf einer fünfstufigen Bewertung (1=nie, 2=selten, 3=manchmal, 4=oft, 5=immer) werden hierzu die folgenden Fragen beantwortet:
Wie oft haben/sind Sie im letzten Jahr…
- über Tinder nachgedacht?
- viel mehr Zeit auf Tinder verbracht als ursprünglich beabsichtigt?
- unruhig oder beunruhigt geworden, wenn Ihnen die Nutzung von Tinder unmöglich wurde?
- andere Hobbys und Freizeitaktivitäten wegen Ihrer Tinder-Nutzung zurückgestellt?
- Tinder benutzt haben, um Schuldgefühle, Angst, Hilflosigkeit und Depression zu reduzieren?
- erfolglos versucht, die Tinder-Nutzung einzuschränken?
Die Fragen erfassen im Grunde ein Suchtverhalten, was sich kennzeichnet durch gedankliche Okkupation, Steigerung der Nutzungsdauer (Konsummenge), Entzugssymptome, Vereinseitigung der Freizeitgestaltung, kurzfristige Stimmungsregulation, Verlust der Verhaltenskontrolle.
Sollten Sie einen Durchschnittswert von 3 (manchmal) erzielen, besteht schon ein gewisses Problem, bei einem Durchschnittswert von 4 liegt sicherlich bereits ein problematischer Konsum vor. Natürlich können Sie den Begriff Tinder durch jede andere Dating-Plattform ersetzen.
Studie zum problematischen Tinder-Gebrauch
Vor Kurzem hat nun ein Psychologen-Team untersucht, welche Faktoren die Wahrscheinlichkeit für den problematischen Tindergebrauch erhöhen, worauf sie auf die Daten eine Stichprobe von 1387 Nutzer:innen im Alter von 18 bis 74 zurückgegriffen haben. Es beteiligten sich ungefähr gleich viele Männer und Frauen sowie eine geringe Anzahl nicht binärer Personen.
Das führt zum problematischen Dating-Verhalten
Die folgenden sechs Faktoren führten zur stärksten Erhöhung des problematischen Tinder-Gebrauchs:
- Coping (Bewältigung) psychischer Probleme
- Hohe Anzahl an Kontakten
- Reduktion von Langeweile
- Anzahl der Offline-Kontakte
- Wunsch nach mehr sozialer Vernetzung
- Anzahl der Matche
Zwei Dinge fallen hier auf:
- Das, was viele womöglich als Erfolg betrachten (Anzahl Kontakte, Anzahl Treffen, Anzahl Matche), ist tatsächlich besonders eng mit einer problematischen Nutzung des Online-Datings verbunden.
- Versuche, über Online-Dating, die Stimmung zu verbessern, – ob zur Ablenkung/Bewältigung psychischer Probleme oder auch zur Reduktion von Langeweile – sind ebenfalls besonders eng mit einer problematischen Nutzung verbunden.
Ich finde beide Beobachtungen plausibel:
- Die Vorstellung „Viel ist besser“ oder „über viele Kontakte zum Erfolg“ ist psychologisch falsch. Viele Kontakte lenken letztlich vor allem von einem ab: der Entstehung einer Beziehung. Entscheidungen werden durch choice overload schlechter, die Zufriedenheit mit allen Kontakten sind und die Hoffnung auf einen noch besseren Kontakt macht es uns schwer, uns auf einen Beziehungsbeginn einzulassen. Ähnlich wie beim Geld scheint viel auch beim Online-Dating eher zu einem Wunsch nach noch mehr zu führen. Die vielen Kontakte sind also Belohnungen, die aber nicht einen Beziehungsbeginn, sondern die Steigerung des Dating-Verhaltens verstärken. Diejenigen, die so immer mehr daten, werden immer seltener eine Beziehung finden, weshalb sie nach dieser Logik umso eher dabei bleiben werden.
- Es ist vollkommen legitim, dass wir nach Strategien suchen, um mit psychischen Beschwerden und Problemen umgehen zu können. Führen diese tatsächlich zu einer nachhaltigen Verbesserung, handelt es sich um effektive, funktionale Copingstrategien. Die Verfügbarkeit solcher effektiven Copingstrategien entscheidet maßgeblich über unser Lebensglück. Beispiele solcher wirksamen Strategien sind, sportlich aktiv werden, soziale Kontakte aktivieren, Meditation oder Yogas praktizieren, sich gesund und vollwertig ernähren, in der Natur spazieren gehen und viele weitere. Die Frage bezüglich Tinder und Online-Dating ist nun, ob die Stimmungsstabilisierung nachhaltig ist oder ob wir einen Preis für sie bezahlen müssen? Wenn Vorschläge, Matche und Kontakte vorwiegend als kurzfristige Belohnungsreize fungieren, die höchstens Hoffnung auslösen, uns aber nicht zum Ziel bringen, ist eine dauerhafte, nachhaltige und effektive Stimmungsstabilisierung nicht zu erwarten. Vielmehr kann aus dem Konsum von Vorschlägen, Matches und Kontakten eine Leere entstehen, die die Betreffenden dann wiederum durch intensiviertes Dating versuchen auszufüllen.
Wie kann Wunsch nach Vernetzung schaden?
Wieso aber kann ausgerechnet offenbar auch der Wunsch nach sozialer Vernetzung zu einer problematischen Nutzung führen?
Schließlich würden wir doch erwarten, dass Nutzer:innen des Online-Datings sich sozial vernetzen wollen.
Ich nehme an, es liegt einfach daran, dass für viele die Dating-Systeme nicht geeignet sind, um eine echte soziale Vernetzung zu bewerkstelligen. So aber geraten wir schon wieder in den Kreislauf nihilistischer, weil unwirksamer Dating-Aktivitäten, leben in einer (unwirklichen) Hoffnung, anstatt in der Realität.
Hierfür sprechen auch zwei weitere Befunde:
- Nicht nur der Wunsch nach Sexkontakten, sondern auch der Wunsch nach einer romantischen Beziehung ist mit einer problematischen Nutzung des Online-Datings verbunden.
Sexkontakte
Bei den Sexkontakten kann vermutet werden, dass viele derjenigen, die über Dating-Apps nach Sex suchen, letztlich doch durch die komplette Unverbindlichkeit in eine Art Leere geraten, die sie dann durch ein Mehr vom Gleichen ausfüllen wollen. Schauen wir uns nämlich die Profile bei den Dating-Apps in ihrer unglaublichen Knappheit, dem Fokus auf das Foto, der Begrenzung des freien Textes und den oftmals nur aus 1- 3 Wörtern bestehenden Nachrichten an, entstehen Zweifel: Begegnen sich hier Menschen für eine ganzheitliche Sexualität, wo Sex ein echtes Erleben ist? Oder begegnen sich hier nicht Menschen für einen nur kurzfristigen und nicht nachhaltig befriedigenden Kick?
Romantische Beziehungen
Bei den romantischen Beziehungen würde ich – in ähnlicher Weise – vermuten, dass das Problem einfach der offensichtliche Gegensatz der Struktur von Liebe und der Struktur der Dating-Apps ist. Natürlich finden allein aufgrund der unvorstellbar großen Anzahl der Nutzer:innen eine Reihe von Paaren über Dating-Apps zusammen. Aber die große Mehrheit der Nutzer:innen bleibt Single oder findet anderswo. Es ist unwahrscheinlich, dass die Liebe dort gefunden wird, wo in Sekundenschnelle Fotobetrachtungen stattfinden, Hallo-Sätze ausgetauscht werden und sich alle in einem Kontext bewegen, wo jeder gegen jeden steht. Denn das heutige Date hat vermutlich schon morgen ein anderes Match. Dies kann zu einer Leere führen, die die Betreffenden wiederum mit einem Mehr vom Gleichen versuchen auszufüllen.
Einsamkeit und Depressivität
Auch Einsamkeit ist übrigens mit einem problematischen Dating-Verhalten assoziiert. Sind wir einsam, sind wir nämlich besonders anfällig für kurzzeitige Lösungen, auch wenn diese nur Schein sind. Ähnlich dürfte die Erklärung dafür sein, dass Menschen mit Depressionen für ein problematisches Dating-Verhalten anfällig sind.
In meinem aktuellen ▶ Video zu Partnerschaft und Depressionen stelle ich verschiedene depressive Störungsbilder vor, umso die Zusammenhänge von Depressionen mit Ablehnungs-Sensibilität, unsicherer Bindung, Trennungen, Traumata, Beziehungszufriedenheit und sexueller Zufriedenheit zu erläutern.
Bald wird das zweite Video erscheinen, was sich speziell dem Thema Depressionen, Beziehungsgestaltung und Partnersuche widmen wird. Außerdem werden wir Mitte bis Ende nächster Woche eine neue Umfrage zur Thematik beginnen – wir würden uns freuen, wenn Sie dann an ihr teilnehmen!
Die Konkurrenz schlechtmachen?
Gelegentlich haben mich Mitglieder oder Interessent:innen angeschrieben, die meinten, ich solle nicht negativ über die Konkurrenz schreiben. Das sei peinlich, als ob wir es nötig hätten. Ich kann diese Ansicht in Anbetracht unserer Konkurrenz-Gesellschaft gut nachvollziehen, aber tatsächlich schreibe ich über die Sachverhalte aus einem ganz anderen Motiv heraus:
- Tinder und die anderen großen Dating-App haben gezeigt, in wie kurzer Zeit ein weltweiter ökonomischer Mega-Erfolg möglich ist, wenn wir Menschen sofortige Belohnungsreize zur Verfügung stellen und diese auch dauerhaft immer wieder und wieder gewähren können. So sind Milliardenkonzerne entstanden, die für einen nicht geringen Anteil der Weltbevölkerung ihre sozialen Beziehungen strukturieren oder mindestens die Hoffnung auf soziale Beziehungen etablieren. Dagegen in Konkurrenz treten zu wollen, wäre für uns sinnlos und von vornherein aussichtslos.
Dennoch sind Tinder und die anderen Dating-Apps aber auch relevant für uns, weil sie für viele die Standards setzen, was vom Online-Dating zu erwarten ist:
- Nicht wenige erwarten daher auch von uns etwas Ähnliches, was sie bei Tinder erhalten. Und wenn Mitglieder mit solchen Erwartungen zu uns kommen, werden sie schnell enttäuscht werden, geben frühzeitig auf, erleben das Dating bei uns als zwecklos, oder fühlen sich gar abgezockt.
- Tinder bringt jeden Tag neue Profile zur Ansicht und Matches sind ständig möglich. Bei uns müssen manche mit seltenen Suchkriterien Wochen oder gar Monate auf Vorschläge warten und auch die Mehrheit erhält immer nur gelegentlich mal wieder neue Vorschläge.
Interessierte und Mitglieder müssen daher verstehen, dass, wie und warum wir uns von Tinder und Co. unterscheiden. Der Hintergrund ist, dass unsere Struktur und unser Ziel ein komplett anderes ist:
- Bei Gleichklang möchten wir die Chance maximieren, dass eines Tages eine Beziehung entsteht. Beziehungsfindung ist ein seltenes Ereignis und wir können im Prozess einer Beziehungssuche daher nicht konstant Belohnungen zur Verfügung stellen. Der Erfolg bei Gleichklang ergibt sich sogar genau umgekehrt daraus, dass die Struktur nicht auf kurzfristige Belohnungen ausgelegt ist. Denn dadurch wächst die Chance, dass sich die Mitglieder tatsächlich aufeinander einlassen, Beziehungsmöglichkeiten ausloten und Beziehungen miteinander beginnen.
- Es wäre verheerend, wenn alle Mitglieder davon ausgehen würden, dass sie in ein paar Stunden oder spätestens morgen bereits einen womöglich noch besser passenden Kontakt zur Verfügung haben werden. Denn dann würde ähnlich wie bei den Dating-Apps die Bereitschaft aller sinken, sich auf einen echten Beziehungsaufbau einzulassen. So würden wir nur noch zu einer Dating-Plattform und nicht mehr zu einer Form für die Beziehungsfindung werden.
Die Grundlagen verstehen
Da Dating-Apps unsere Erwartungen von Beziehungssuche prägen, ist es also wichtig, sich mit ihnen auseinanderzusetzen. Gerade weil wir bei Gleichklang ein Gegenmodell zu den Dating-Apps darstellen, sehe ich insofern bei uns auch eine Informationspflicht, die wir u. a. mit diesem Blog erfüllen wollen.
Sachlage ist, dass mittlerweile in der Psychologie extra Skalen zur Erfassung problematischen Online-Dating entwickelt werden. Der bedauerliche Fakt ist zudem, dass bereits der Wunsch nach einer romantischen Beziehung an sich bei den Dating-Apps das Risiko für ein problematisches Online-Dating erhöht. Ich denke, dies macht deutlich, dass zu diesem Thema Informationsbedarf besteht.
Gleichklang kann keine Langeweile mindern. Die Anzahl an Kontakten, Matches, Treffen wird bei Gleichklang immer viel geringer sein, als sie bei den Dating-Apps möglich ist.
Genau halte ich das Risiko für ein problematisches Dating-Verhalten bei Gleichklang für gering. Entsprechend wirkt sich bei uns der Wunsch nach einer romantischen Beziehung (der bei den Dating-Apps das Risiko erhöht) sicherlich nicht ungünstig aus, zumal er nach unseren Auswertungen von fast allen Mitgliedern geteilt wird.
Es mag noch einen weiteren Grund dafür geben, warum das Online-Dating bei den Apps ins Leere führen kann:
- Nach vorliegenden Auswertungen sind mehr als 60 % der Tinder-Nutzter:innen in einer festen Beziehung.
Ich denke, dies macht noch einmal deutlich, dass solche Apps ganz offensichtlich nicht vorwiegend die Partnersuchenden anziehen. Und die, die dort Partner:innen finden, müssen damit rechnen, dass diese danach ihre Suche auf den Apps fortsetzen werden.
Übrigens raten wir keineswegs von der Nutzung der Apps ab:
- Gerade denjenigen, die bei Gleichklang unzufrieden sind, empfehlen wir, es bei den Apps zu versuchen, aber darauf zu achten, nicht in ein problematisches Nutzerverhalten abzugleiten.
Was wir regelmäßig feststellen, ist nämlich, dass unzufriedene Mitglieder meistens später zu uns zurückkehren, wenn sie noch einmal direkt die Erfahrung bei den Dating-Apps gemacht haben. Es bedarf für manche der persönlichen Erfahrung, dass die vielen Vorschläge und Matches bei den Apps nicht zum Beziehungsglück führen, um sich auf eine nachhaltige Partnersuche einlassen zu können.
Die direkte Erfahrung bei den Apps kann also helfen, sich besser auf ein langweiliges System wie Gleichklang einzulassen. So verzichten Sie zwar auf die vielen sofortigen Belohnungsanreize bei den Apps, aber bringen dafür Ihre Beziehungssuche zum Erfolg.
Gerne begleiten wir sie auf dem Weg zur Beziehungsfindung:
Wie denken Sie selbst zu diesem Thema, was sind Ihre Erfahrungen? Schreiben Sie uns diese gerne unten in die Kommentare.
Weitere Links:
Der Begriff kommt vielleicht etwas spät. Tinder ist was Nutzerzahlen angeht stark rückläufig. Und auch der Aktienkurs der dahinterstehenden Match Group ist krass eingebrochen.
In meinem Umfeld kommen auch immer mehr zu dem Schluss dass solche Apps nichts bringen. Besonders natürlich als Mann.
Ja, Tinder ist derzeit rückläufig, aber es hatte in der Pandemie stark zugenommen, vielleicht ist das jetzt nur eine Korrektur. Richtig ist, dass die Unzufriedenheit hoch ist, das zeigen auch Studien, dennoch bleiben die Apps aktuell und wohl auch bis auf Weiteres mit Abstand die meist genutzten Plattformen.
Ich halte von Tinder und den anderen Dating Apps nicht viel. Ich habe schon viel davon ausprobiert und noch keinen entscheiden Erfolg dabei erzielt. Ich halte die Kontaktaufnahme über die gute alte Kontaktanzeige oder im normalen Leben und im Bekanntenkreis für viel sinnvoller und erfolgreicher.
Kontaktanzeigen sind ein Weg, wobei es aber heute dort nur sehr wenig Resonanz gibt. Aber es kann zum Ziel führen. Google Docs sind eine weiter neue Alternative, wo die Partnersuchenden aktiv werden, um ihre eigenen Dating-Seiten bekannt zu machen
Den Artikel stimme ich voll zu,
aber meine Sorge ist es, dass man bei Gleichklang in das andere Extrem gerutscht ist.
Die Mitglieder sind stark passiv, nutzen Gleichklang nur wenig, lassen Kontakte nicht zu und geben schnell auf.
Badewasser kann zu heiß sein aber auch zu kalt.
Beides ist unangenehm.
Dem kann ich mich anschließen.
Vielleicht ist es in gewisser Weise ein Gegenstück, aber die Antwortrate, wenn Du jemanden eine Erstnachricht schreibst, ist bei uns schon mit ca. 68 % im Durchschnitt sehr hoch. Auch stellen wir fest, dass im Verlauf die meisten eines Tages eine Beziehung finden, auch wenn es richtig ist, dass die Erstnachrichtenrate sehr gering ist.
Ich kann aus eigener Erfahrung eine weitere, recht erschreckende Beobachtung beisteuern, die die Nutzung von Bumble bei mir ausgelöst hat. Als regelmäßiger Leser deines Blogs (und deines Buches) habe ich zwar lediglich kurzweilige, niederschwellige Begegnungen ohne große Tiefe erwartet, war aber doch schockiert, dass aus ca. 4300 Impressionen meines Profils nur ein einziger Chatkontakt entstand (er begann mit “I am from South Africa and want to marry a man in Europe”).
Die Tatsache, dass ich selbst in 6 Monaten ca. 2000 Profile aufmerksam angeschaut und nur bei harten K.O-Kriterien aussortiert hatte, selbst aber nahezu Null Beachtung fand, ließ bei mir unterschwellig durch die wahrgenommene Gleichgültigkeit einen generellen Frauenhass aufkommen. “*Alle* verhalten sind oberflächlich und respektlos” (zumindest > 99,9%).
Diese Apps erzeugen ein Framing, das Menschen von ihrer schlimmsten Seite zeigt. So entsteht ein dystopisch verzerrtes Bild der Wirklichkeit, das im schlimmsten Fall irgendwann Wirklichkeit *wird*, je mehr Menschen davon geprägt werden (und die Wirkmechanismen nicht reflektieren können).
Als ich das realisiert habe, habe ich die Nutzung von Bumble gestoppt.
Interessanterweise schneidet die von Dir erwähnte App Bumbles auf Bewertungsseiten besonders katastrophal ab. Sie will ja eine feministische App sein, aber nach meiner Einschätzung ist die Umsetzung so oberflächlich, dass es glatt ins Gegenteil geht. Darunter leidest aber nicht nur Du als Mann, sondern auch die Frauen, die die App nutzen. Ich habe auch bereits von Frauen gehört, dass sie durch das Dating einen Männerhass bekommen. Wichtig ist, dass wir uns dies bewusst machen, reflektieren, damit wir nicht durch Übergeneralisierung am Ende wirklich diejenigen a priori ablehnen, mit denen wir eigentlich gerne eine Liebesbeziehung führen würden. Das ist nämlich z.B. das Problem der sogenannten Incels, über die ich auch noch einmal etwas schreiben werde.
Nun, Incel oder absolute Beginner oder wie auch immer man das nennen möchte, war ich auch bis zu meinem 40. Lebensjahr. Das ist ja eher ein Symptom, nicht ein Problem. Gleichklang hat mir (zumindest vorübergehend) einen Ausweg daraus geboten. Der Rest der Gesellschaft scheint das Problem durch Oberflächlichkeit und falsche Anreize eher zu verstärken. Die Betroffenen resignieren dann irgendwann einfach. Incel waren sie aber auch schon davor.
Gerade bei Kontaktanzeigen bin ich sehr vorsichtig.
Ich hatte schon Kontaktanzeigen geschaltet.
Weil ich mich bei selbst aufgegebenen Kontaktanzeigen immer in die Lage des Empfängers (Frauen) hineinversetzt habe, habe ich immer viel über mich, mein Berufsleben, meine sportlichen Aktivitäten usw. geschrieben.
Das Ergebnis war gleich null. Niemand wollte wissen, dass ich früher mal Marathon gelaufen bin, dass ich heute noch lange Strecken walke, schwimme und auch heute noch gerne reise.
Ich erhielt keine einzige Antwort.
Danach habe ich meinen Stil geändert und bin einfach mit der Tür ins Haus gefallen.
Ich suche eine Frau zum kennen lernen.
Punkt aus.
Auch hier kam nicht eine einzige Antwort.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man viel eher Bekanntschaften macht, wenn man sich nach draußen begibt.
Ein Tagesausflug bei einer schönen Rheinschifffahrt, ein Theaterbesuch oder bei Sportveranstaltungen etc.
Dies hat (oft auch aus Sicht der Frauen) zur Folge, dass sie diese Bekanntschaften dann gleich real vor sich sehen und sich ein Bild von der Person machen können.
Wirkt natürlich wesentlich besser, als eine schriftlich aufgesetzte Kontaktanzeige.
Ich muss zugeben, dass ich auf (leichten) SM stehe. Aber in persönlichen Gesprächen, die sich bei Stammtischen, Ausflüge, Freizeittreffs etc. ergeben hatte (nachdem man sich vorher einige male real getroffen hatte) war es wesentlich einfacher, jemanden mal zum praktizieren zu finden als durch Kontaktanzeigen.
Aber ich suche keine Freundin/Partnerin zum ausleben meiner “Triebbefriedigung” sondern eine auf gleicher Augenhöhe, gegenseitige Wertschätzung, Achtung und Respekt.
Selbst “nur ein Spielpartner/in” ist ein Mensch mit Gefühlen und möchte auch als solcher behandelt werden.
Aber Kontaktanzeigen werde ich keine mehr schalten, das ist verlorene Zeit.
Kontaktanzeigen sind ein Metier, das heute nur noch selten genutzt wird. Grundsätzlich entstehen aber mittlerweile ca. 60 % der neuen Beziehungen über das Internet. Es geht also auch außerhalb des Internets, aber die Chancen nehmen ab und ich denke in ein paar Jahren wird sich das noch verschärft haben. Für die Maximierung der eigenen Chancen gilt als Empfehlung, es sowohl im Internet zu versuchen als auch offline die Augen aufzuhaben und für Beziehungs-Signale bereit zu sein.