Das Thema Tinder und Co lässt mich nicht los (siehe auch vorherige Artikel hier und hier). Ist es die Faszination des Irrwitzigen? Plattformen erreichen in schnellster Zeit weltweiten Erfolg. Dabei besteht die Struktur dieser Apps darin, dass sie allem zuwider laufen, was den Aufbau einer echten zwischenmenschlichen Beziehung fördern kann.
Gerade lese ich bei Spiegel-Online ein Interview mit Tabea Glindemann mit dem Titel “Beim Onlinedating ist die Hemmschwelle niedriger”, die ihre Erfahrungen u. a. so zusammenfasst:
- Auch in Dating-Apps gibt es Menschen, die reflektierte Dinge schreiben oder nette Einstiegssätze. Vieles ist aber Copy and Paste, da weiß ich direkt, dass der Spruch auch an andere Frauen ging. Sehr oft bekam ich eindeutige Angebote, in denen zum Beispiel nur “Hook up?” stand, also “Willst du abgeschleppt werden?” …
- Natürlich nutzen Menschen Tinder zum Dating, aber nicht alle. Meiner Erfahrung nach geht es vielen nicht darum, einen Partner oder eine Partnerin zu finden, sondern nur um Matches. Da gibt es dann manchmal gar kein Interesse an Chats oder Treffen. …
- Wer per App eine monogame Beziehung sucht, dem fällt es vermutlich schwerer, zu dem Punkt zu kommen, an dem er sagt: “Jetzt habe ich die Person gefunden, mit der ich zusammen sein möchte.” Denn man kann ja theoretisch jederzeit in die App schauen, wo zumindest gefühlt Hunderttausend weitere potenzielle Partner auf einen warten. …
Die Erfahrungen von Tabea Glindemann entsprechen genau meinen eigenen Wahrnehmungen und Bewertungen. In dem Spiegel-Interview wurde ich dann auch gleich noch auf einen anderen Blog aufmerksam, in dem besonders auffällige Nachrichten gepostet werden, die Nutzerinnen und Nutzer erhielten.
Das Thema Erotik ist prominent. Das ist ja auch an sich gar nicht anstößig, nur macht die Art der Beiträge nach meiner Einschätzung deutlich, dass die Betreffenden so alles andere als erfüllende erotische Begegnungen oder gar langfristige Beziehungen aufbauen werden.
Einige Zitate aus dem Blog zur Verdeutlichung:
- “Lass mich dein Poseidon sein. Denn wie er will ich etwas in dich rein rammen.”
- “Du siehst echt umwerfend aus. Hätte ich nicht grad einen Ständer gekriegt, wäre ich wohl umgefallen.”
- “Was war bei dir die kürzeste Zeit zwischen Kennenlernen und einem Blowjob?”
- “Bin gerade voll wuschig. Meine pralle Eichel guckt schon zur Short raus.”
- “Hättest du Interesse an einem Pornodreh?”
Die Liste ließe sich geradezu unendlich fortsetzen. Solche und weitere Nachrichten werden sofort als Erst- oder Zweitnachrichten versandt. Jedenfalls in den hier dargestellten Fällen war ihr Empfang unerwünscht. Eine besondere Passung wird hier also gerade nicht ersichtlich.
Gibt es so etwas bei Gleichklang nicht?
Wohl auch, aber es ist eine absolute Rarität. Ich weiß es nicht genau, vermute aber, dass in den letzten 10 Jahren vielleicht 100 oder weniger solcher Nachrichten versandt wurden.
Bei Gleichklang begegnen sich andere Menschen mit anderen Bedürfnissen, Gleichklang selbst ermuntert aber auch zu anderen Verhaltensweisen als die Dating-Apps, die ernten, was sie sähen
Die Dating-Apps mit ihrer rasanten Klickmöglichkeit durch unzählige Profile, ihrer Oberflächlichkeit und ihren Wegwischfunktionen laden nach meiner Ansicht zu dem ein, was sich in den obigen Zitaten selbst dokumentiert.
Manche mögen meinen, der wirtschaftliche Erfolg gebe den App-Unternehmen Recht. Für die Liebesfähigkeit und auch das Lebensglück ihrer Nutzer und Nutzerinnen halte ich sie aber für schädlich.
Ich glaube, hier kann eine Scheinwirklichkeit und ein Suchtverhalten entstehen, welches die Beziehungsfähigkeit beeinträchtigt und am Ende nichts als Leere hinterlässt.
Sicherlich, den Stein der Weisen gibt es nicht. Aber wer wirklich auf Suche nach der echten Liebe und tatsächlicher Freundschaft ist, den möchte ich herzlich einladen, es statt bei den Apps lieber bei Gleichklang zu versuchen.